64 Wohlbefi nden Auf diversen Bühnen anzutreffen.{
Chamber Soul: überall ein Insider Soul muss obligaterweise nicht durch Rhythmus-Ausschweifungen gehypet werden, sondern nur durch eine aufrichtige Stimme. So eine Stimme besitzt Brandy Butler, ursprünglich aus Philadelphia. Interview von Miky Merz Sie wirkt bei vielen Seitenprojekten mit, die Liste ist lang. Brandy Butler, in Zürich seit 2002 ansässig, arbeitete inzwischen mit Florian Ast, Roachford, Nubya und tourt aktuell mit Dee Day Dub, The Funxionaries, Phenomden und King Kora. Aber jedes dieser Projekte erfüllt sie nicht nur musikalisch, sondern auch emotional. Sie trägt nun ihre weltlichen Eindrücke u. a. mit ihrem Ehepartner auf die Strassen mit Chamber Soul. Chamber Soul sind Brandy und Roman Hosek, und René Mosele. Roman swingt seine Akustikgitarre, René funkt mit seiner Tuba. Brandy, 29, bringt Lyrisches in einer angenehm rauchigen Stimme rüber: „Ich brauche den ganzen Regenbogen des Lebens, kleine Lebensgeschichten“, und, offenbart sie <strong>mex</strong>, „hauptsache unsere familiäre Band spricht der Audienz aus dem Herzen.“ <strong>mex</strong>: Woher stammen deine musikalischen Einflüsse? Brandy: Ich wuchs in einer sehr artistischen Familie auf, meine Eltern waren beide Lehrer, sie entschieden, uns Kinder musizieren zu lassen, uns zu zeigen, was sich zuträgt auf der Welt – und was „Soul“ darstellt! Die Eltern führten mich an Interpreten heran wie Smokey Robinson, Stevie Wonder, andere grosse Acts. <strong>mex</strong>: Weshalb wurde „Blackmusic“ in letzter Zeit so hip? Brandy: Die Musik war von Anfang an hip, aber erst in den 1940ern avancierte sie mit dem Jazz. Die Musik faszinierte jeher, aber Schwarze wurden lange disrespektiert. Erst seit den 1950ern, als Motown Records begann, schwarze Acts auf den Covers abzubilden, gab es eine weltweite Akzeptanz. Neue Medien wie etwa facebook reduzieren kulturelle Unterschiede. <strong>mex</strong>: Könnte es sein, dass exotische Acts beneidet werden, was ist deine Erfahrung als Sängerin? Brandy: Die Menschen tendieren schon dazu, andere Menschen zu exotisieren, von anderen zu denken, sie seien Spezieller als sie wirklich sind. Andererseits spielen einige Menschen auch Künstler etwas runter, sie nehmen sie nicht ernst. Desöfters hört man: „Der hat diesen Job, weil er farbig bist.“ Aber ich meinte, heutzutage spielt das keine Rolle. <strong>mex</strong>: Was braucht es um in der Schweiz als Sängerin zu existieren? Brandy: Es gibt einfach total verschiedene Zugangsweisen. Es gibt Studiomusiker, es gibt Musiker, die ihr eigenes Talent fördern, aber es braucht sicher viel Networking. Networking macht 80 Prozent der heutigen Musikerexistenz aus. Aber wichtiger scheint mir ein sicheres Repertoire, sich in gesellschaftlichen Styles und Codes auszukennen. <strong>mex</strong>: Während der Obamania tourtet ihr in Philly. Aufregend! Wie kam es dazu? Brandy: Mein Bruder aus Philadelphia, der sich ebenfalls um lokale Nachwuchskünstler kümmert, und ich redeten 2008 über eine kleine Tour. Es kam gar dazu, dass ein grosser amerikanischer T. V. Sender uns haben wollte in ihrem wöchentlichen Special über Philly-Bands. Für mich war es zum einen ein Coming Home, zum anderen spürte man den ganzen Optimismus, den Barack Obama verbreitete. <strong>mex</strong>: „Philadelphia Songs“, eure CD, ist jetzt erhältlich. Definiert die CD denn inhaltlich Chamber Soul? Brandy: Anfänglich waren wir nur zu zweit, zwei Groove-orientierte Musiker. Das war ich und ein Tubaspieler. Es ging also irgendwie darum, wie wenige Instrumentalisten, sich so ergänzen können, um ganze Räume quasi symphonisch zu füllen. Dazu gesellte sich noch Roman (A. d. A..: Siehe Einleitungstext). Abgesehen von der CD, spielen wir live sich selbst genügende, soulige Lieder, z. B. am Stadtsommer-Auftritt am 5. August. Chamber Soul präsentiert „Philadelphia Songs“ am 5. August in der Gessnerallee, Zürich. Unter anderem spielen sie auch am Buskers Festival in Bern. Ab dem 7. Agust ist ihre CD im Handel erhältich. www.chambersoul.ch Wohlbefinden 65