ROOSTER Lanzarote

VON ALEssANDRA sALpIETRO
uND ChRIsTINA sTERN
FOTOs: sAbINE hüTTER
Lanzarote ist eine alte Dame,
deren Feuer sicherlich noch nicht
er loschen ist, deren Leidenschaft
aber im Laufe der Jahrzehnte deutlich
nachgelassen hat. So jedenfalls
sieht der durchschnittliche Tourist
Lanzarote. Eine Wahrnehmung, die
nicht nur am Ego der Vulkaninsel
kratzt, sondern sich mittlerweile
auch aufs Business auswirkt. In den
vergangenen Jahren ist die Summe
der Inselbesucher aus Deutschland
um 50 Prozent zurückgegangen. Es
ist also an der Zeit für einen Neustart:
Lanzarote 2.0.
ROOSTER: Vielen Dank, dass sie uns die
Möglichkeit geben die Entwicklung der Insel
mitzuverfolgen. Doch kommen wir doch
zunächst zum aktuellen Stand. Worin liegt
zurzeit der Fokus der Veränderung?
Héctor Manchado: Mein Fokus ist momentan
die Erhöhung der Reichweite. Es
liegt in meiner Verantwortung Lanzarote
im Ausland noch attraktiver zu machen.
Wir haben beispielsweise diverse Internet-Werbe-Aktionen
gestartet, arbeiten
mit Fluggesellschaften und Tour-Operatoren
zusammen.
ROOSTER: Wie wichtig ist der deutsche
Markt für die Insel?
Héctor Manchado : Er hat höchste Priorität.
Man kann sagen, dass die größten
Tourismusländer Deutschland und Großbritannien
sind. Zum einen wegen der
Bevölkerungszahl und zum anderen wegen
der Sozioökonomie. Es sind Länder,
die nicht so einfach von anderen Ländern
ersetzt werden können. Vor zehn Jahren
etwa kamen pro Jahr fast 500.000 Deutsche
auf die Insel, inzwischen sind es pro
Jahr nur etwas über 250.000. Wir haben
also fast die Hälfte verloren.
ROOSTER: Welche Zielgruppe wollen Sie
gezielt erreichen?
Héctor Manchado: Uns ist es wichtig unsere
Zielgruppe zu erweitern und neben
den Familien, mehr Jugendliche anzusprechen,
aber auch andere Zielgruppen,
wie etwa Homosexuelle.
Gerade die Tatsache, dass so wenig junge
Leute auf die Insel kommen ist sehr
schade. Die meisten Jugendlichen assoziieren
Lanzarote nur mit César Manrique
und Vulkanen, wodurch die Insel schnell
uninteressant erscheint. Dieses Missverständnis
müssen wir aufklären. Darum
möchten wir ihnen ein anderes Lanzarote
vorstellen, ein Lanzarote das eine Vielzahl
an Sportaktivitäten anbietet, ein Nachtleben
hat und traumhafte Badestrände
und Tauchstellen besitzt.
ROOSTER: Das falsche Bild das häufig
von Lanzarote entsteht ist aber nachvollziehbar,
wenn man bedenkt, dass sowohl
im TV als auch im Reiseführer immer nur
Ausschnitte von Kamelen und Vulkanen
verwendet werden. Wieso?
Héctor Manchado: Das ist richtig, damit
haben Sie es auf den Punkt gebracht. Die
Positionierung der Insel orientiert sich an
dem Vulkan-Konzept, sprich an Kamelen,
Lava, schwarzen Stränden, Eruptionen,
die Mondlandschaft usw. Es war ein Fehler.
Wir sind immer davon ausgegangen,
dass das was wir zeigen etwas Außergewöhnliches
ist und sich allein deshalb
verkauft, aber jetzt ist es Zeit zu variieren
und alles zu offenbaren was die Insel zu
bieten hat.
Aus diesem Grund bemühen wir uns gerade
sehr mit neuen Reisekatalogen ein
moderneres Lanzarote zu präsentieren.
ROOSTER: Welche Pläne haben Sie für die
nächsten drei Jahre und wie gehen Sie
dabei vor?
Héctor Manchado: Wir werden das Internet
als Medium verstärkt nutzen. Es
gilt Blogs einzurichten, in denen wir auf
Fragen und Wünsche eingehen und ein
Feedback erhalten können. Aber auch
eine Präsenz in Portalen wie Facebook
und Twitter ist heutzutage erforderlich,
um somit auch in der Zukunft präsent
sein zu können.
ROOSTER: Vielen Dank für Ihre offenen
Worte. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei
der Umsetzung ihres neuen Konzepts. n
touRIsmus
Lanzarote erfindet sich neu.
Verändert die Ausrichtung und
erweitert die Schwerpunkte.
Der neue Entwurf sieht nun
weniger Vulkane, aber mehr
Temperament vor. Anstatt
omnipräsenter Kamele, mehr
dynamische Sportler und neben
Klangschalen und Windspielen
sollen Discobeats und Musikevents
das Ansehen der Insel
optimieren helfen. Auch die
Kommunikation soll mittels
Facebook, Twitter und Blogs den
Sprung ins dritte Jahrtausend
schaffen.
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