ROOSTER Lanzarote
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maInstoRy<br />
VON ALESSANDRA SALPIETRO<br />
UND CHRISTINA STERN<br />
FOTOS: SABINE HüTTER<br />
Was treibt über tausend Menschen<br />
dazu, sich noch vor Sonnenaufgang<br />
in Neoprenanzügen auf den<br />
Weg zum Strand zu machen? Was<br />
bewegt Erwachsene im Vollbesitz<br />
ihrer geistigen Kräfte, die körperlichen<br />
Ressourcen auf einer Strecke<br />
von 180 Kilometern im Sattel eines<br />
Fahrrades bis zum Nullpunkt zu<br />
reduzieren? Welche Motivation hat<br />
ein Mensch, sich anschließend noch<br />
quälende 42 Kilometer zu Fuß durch<br />
die Gluthitze und gegen den Passatwind<br />
der Vulkaninsel von <strong>Lanzarote</strong><br />
zu quälen? Die Antwort auf alle<br />
diese Fragen ist so einfach, wie<br />
komplex, so simpel, wie kompliziert<br />
und lässt sich trotzdem in 7 schlichten<br />
Buchstaben zusammenfassen:<br />
I_R_O_N_M_A_N !<br />
Auf allen Strecken waren Fans und<br />
Zuschauer verteilt, die mitfieberten<br />
und ihre Favoriten anfeuerten.<br />
Als die Sonne dann immer stärker<br />
wurde und die Hitze ihren Höhepunkt<br />
IRONMAN LANZAROTE 2010 |<br />
Außer gewöhnliche Typen fallen<br />
auch ohne Bestzeit auf.<br />
Foto: Sabine Hütter<br />
erreichte, wuchs das Mitgefühl mit den<br />
sichtlich erschöpften und verschwitzten<br />
Sportlern, die aber nichtsdestotrotz<br />
starken Willensgeist und eine extrem<br />
hohe Motivation bewiesen. Wer einmal in<br />
das Gesicht eines Ironman gesehen hat,<br />
der weiß genau, diesen Extremsportlern<br />
geht es nicht nur um die Bestzeit, sondern<br />
um jenen persönlichen Moment des<br />
Triumphes, wenn man die Ziellinie überschreitet.<br />
„Finisher“ nennt sich diese erlesene<br />
Gruppe der ambitionierten Sportler,<br />
die innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits<br />
die Ziellinie überqueren und somit<br />
meist weit über die reguläre Leistungsfähigkeit<br />
ihres Körpers hinaus, die mentale<br />
Stärke zum Durchhalten nutzen.<br />
Unter ihnen befand sich auch die junge<br />
Kanarin Tamar Gonzalez Suarez. Die<br />
talentierte Triathletin, übt diesen Sport<br />
bereits seit vier Jahren aus und nahm in<br />
dieser Zeit bereits an zahlreichen Wettkämpfen<br />
erfolgreich teil. An ihrem dritten<br />
<strong>Lanzarote</strong> Ironman, hatte sie es sich zum<br />
Ziel gesetzt, sich für das weltweite Highlight<br />
zu qualifizieren: HAWAII.<br />
Ein ambitioniertes Unterfangen, denn<br />
die Ausleseverfahren und die Teilnahme-<br />
kritierien sind hart und stellen eine hohe<br />
Hürde dar.<br />
In den letzten Monaten hatte Tamar<br />
alles diesem Traum untergeordnet.<br />
Hartes Training und eiserne Disziplin<br />
bestimmten ihren Lebensrhythmus. Eine<br />
persönliche Schinderei, die sich zu Beginn<br />
auch zu lohnen schien: Nach der ersten<br />
Disziplin stand fest: Tamar erzielte eine<br />
persönliche Bestzeit beim Schwimmen,<br />
auch beim Radfahren konnte sie ihre alte<br />
persönliche Bestzeit deutlich verbessern.<br />
Dann der alles entscheidende Laufwettbewerb.<br />
Weniger als 50 Kilometer<br />
trennten Tamar noch von der Pazifik-<br />
Insel: HAWAII.<br />
Nach etwa einem Viertel der Rennstrecke<br />
dann der vorzeitige KnockOut für ihren<br />
Traum. Der Magen verkrampfte und<br />
machte ihr das Laufen beinahe unmöglich.<br />
Wut, Frustration und Verzweiflung<br />
schafften ihr Luft für weitere zehn Kilometer,<br />
die sie der Marathonstrecke noch<br />
abtrotzte, bevor ihre Trainerin sie stoppte.<br />
Ihre Schmerzen ließen sich inzwischen<br />
nicht mehr verbergen und die 29-Jährige<br />
riskierte, den Ironman nicht zu Ende<br />
bringen zu können. „Ich erinnere mich