Magazin 09, 05/06.08 - bei ElfenauPark
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Konzertkritiken<br />
von Veronika Fischer, Bewohnerin <strong>ElfenauPark</strong><br />
1. Konzertkritik<br />
Josef Rédai, Klavier<br />
vom 9. und 10. Februar 2008<br />
Der blinde Pianist Josef Rédai besucht<br />
uns von Zeit zu Zeit wieder<br />
und begeistert jedes Mal von Neuem.<br />
Sein diesjähriges Rezital begann<br />
er mit der Englischen Suite Nr. 3 in<br />
g-moll von Johann Sebastian Bach,<br />
ein herrliches Bach-Stück von grosser<br />
Eindrücklichkeit. Es folgten drei<br />
Sonaten von Domenico Scarlatti<br />
in D-Dur, h-moll und G-Dur. Domenicos<br />
stupende Technik in den<br />
schnellen Läufen überzeugte musikalisch;<br />
man vergass da<strong>bei</strong>, dass der<br />
Solist blind ist und bewunderte seine<br />
Interpretation, welche durch Präzision<br />
und Virtuosität überzeugte.<br />
Zum Schluss hörten wir Beethovens<br />
zweitletze Sonate mit dem Allegro<br />
molto, vom Künstler als Scherzo bezeichnet,<br />
dem Adagio ma non troppo<br />
und der Fuga, ebenfalls Allegro<br />
ma non troppo. Der Beifall war gross<br />
und die Zugabe, ein Schubert-Stück,<br />
beglückte die Zuhörer. Für uns war<br />
es ein Abend, der noch lange weiterklang.<br />
2. Konzertkritik<br />
Trio Wendelsee<br />
Stephan Oehrli, Flöte<br />
Samuel Wenger, Oboe/Oboe d’Amore<br />
Daniel Arni, Fagott<br />
vom 16. und 17. Februar 2008<br />
Hätte ich die geistreichen und witzigen<br />
Bemerkungen des Oboisten<br />
Samuel Wenger zu den gespielten<br />
Stücken aufgeschrieben, so hätte<br />
ich diese anstatt meines Berichtes<br />
veröffentlichen können. Leider<br />
habe ich das nicht getan. Deshalb<br />
muss ich aus meiner Erinnerung,<br />
wenn auch weniger geistreich, über<br />
dieses Konzert berichten. Zuerst<br />
wurde ein Triosatz in F-Dur von Johannes<br />
Sebastian Bach vorgetragen.<br />
Laut Samuel Wenger stammt der<br />
Triosatz aus einer Kantate. Von Carl<br />
Philipp Emanuel Bach, dem zweiten<br />
Sohn von Johann Sebastian,<br />
hörten wir einen Triosatz in a-moll.<br />
Dieser Sohn hat nicht nur komponiert<br />
sondern auch Jura studiert.<br />
Der Italiener Antonio Lotti lebte<br />
von 1667-1740. Von ihm hörten wir<br />
ein Trio in A-Dur in drei Sätzen.<br />
Lotti wohnte einige Jahre in Dresden<br />
<strong>bei</strong>m Flötisten Johann Joachim<br />
Quantz. Dieser ist bekannt als Lehrmeister<br />
Friedrichs des Grossen und<br />
gilt als Klassiker der Flötenkomposition.<br />
Es scheint, dass Lotti nach seinem<br />
Aufenthalt in Deutschland als<br />
sehr reicher Mann in seine Heimat<br />
zurückkehrte. Der Musiker Jacques<br />
M. Wiederkehr (1759-1823) war<br />
ein Elsässer und lebte viele Jahre<br />
in Paris. Von ihm wurde ein Trio<br />
in d-moll mit den Sätzen Allegro<br />
Contabile und Allegro vorgetragen.<br />
Zum Schluss spielten die Bläser ein<br />
Londoner Trio in G-Dur von Josepf<br />
Haydn. Haydn war bekanntlich<br />
zweimal in London. Es konnte sich<br />
diese Reisen leisten nach dem Tod<br />
des Fürsten Esterhazi, welcher ihm<br />
14 Kultur & Manuelstiftung – Konzertkritiken von Veronika Fischer<br />
eine beträchliche Rente hinterliess.<br />
Das Bläsertrio schenkte uns als Zugabe<br />
noch ein Stück von Antonio<br />
Lotti, für welches wir ihm mit Applaus<br />
dankten.<br />
3. Konzertkritik<br />
Ensemble musica viva, Basel<br />
Mirjam Sahli, Violine<br />
Dorothea Glander, Viola<br />
Dieter Hilpert, Violoncello<br />
Cathjerine Sarasin, Klavier<br />
vom 23. und 24. Februar 2008<br />
Für mich war es ein grossartiges<br />
Konzert mit grossartigen Musikern.<br />
Von Wolfgang Amadeus Mozart<br />
hörten wir das Klavierquartett in<br />
g-moll KV 478. Wir kennen und<br />
lieben es sehr, dieses Quartett,<br />
welches man immer wieder gerne<br />
hört, besonders wenn es so perfekt<br />
interpretiert wird. Ihm folgte von<br />
Johannes Brahms das Quartett Nr.<br />
1, op. 25 ebenfalls in g-moll. Die<br />
Musiker spielten dieses mit grandiosem<br />
technischen Können, solistisch<br />
geprägt und mit kammermusikalischem<br />
Temperament. Wir<br />
empfanden es als wahren Klangrausch.<br />
Das Rondo alla Zingarese, ein<br />
Presto, wies vor allem das brillantes<br />
Können der Pianistin aus. Wir hoffen,<br />
die glänzend aufeinander abgestimmten<br />
jungen Musiker bald<br />
wieder <strong>bei</strong> uns zu sehen!<br />
4. Konzertkritik<br />
Christoph Zbinden, Klavier<br />
vom 8. und 9. März 2008<br />
Angekündigt war ein Konzert mit<br />
Christoph Zbinden und dem Cellisten<br />
Christian Kellenberger. Dieser<br />
konnte aus uns nicht bekannten<br />
Gründen nicht kommen, so dass<br />
der Pianist alleine auftrat. Wir<br />
hörten lauter Werke von Ludwig<br />
van Beethoven. Ueber Christoph<br />
Zbinden wurde an dieser Stelle<br />
schon mehrmals geschrieben. Wir<br />
schätzen ihn wegen seiner Einfühlsamkeit,<br />
seiner Fingerfertigkeit wie<br />
auch seiner Technik, kurz, für seine<br />
Perfektion als grossen Künstler. Beethoven<br />
liegt ihm ganz besonders,<br />
ist es doch einer seiner Lieblingskomponisten.<br />
Nach dem Andante<br />
favori in F-Dur kamen wir ihn den<br />
Genuss von drei Sonaten. Zuerst<br />
die Klaviersonate Nr. 17 in d-moll,<br />
„der Sturm“, dann die uns bekannte<br />
Sonate Nr. 13, „Sonata quasi una<br />
fantasia“ in vier Sätzen und zum<br />
Schluss die herrliche cis-moll Sonate,<br />
genannt die „Mondscheinsonate“.<br />
Ich war sehr glücklich, diese<br />
Sonate wieder einmal zu hören.<br />
Dieses Konzert war für mich ein Erlebnis,<br />
für welches ich, zusammen<br />
mit mir eine ansehnliche Zuhörerschar,<br />
danke.<br />
5. Konzertkritik<br />
Junge Interpreten vom Zürich<br />
Konservatorium zu Gast<br />
vom 15. März 2008<br />
Was für eine Ueberraschung: Die<br />
„jungen Interpreten“ waren Kinder<br />
im Alter von zehn bis vierzehn Jahren!<br />
Die erst 10-jährige Hani Song<br />
spielte Geige und Klavier. Ihr erstes<br />
Stück, die Klaviersonate G-Dur Nr. 2<br />
von Beethoven, wurde von ihr auswendig,<br />
ohne Noten und fehlerfrei<br />
vorgetragen. Mit der Geige wagte sie<br />
sich an die e-moll Sonate von Mozart.<br />
Am Klavier begeleitete sie ihre ältere<br />
Schwester Bomi Song. Bomi Song bewunderten<br />
wir auch als Violinistin.<br />
In der „Frühlingssonate“ von Beethoven<br />
mit dem tempomässig sehr<br />
schnellen Rondo vergass man, dass<br />
die Vortragende noch ein minderjähriges<br />
Kind ist. Am Klavier begleitete<br />
sie Lloyd Klügel. Wir denken, dass<br />
er ihr Klavierlehrer ist. Eine Zukunft<br />
als Pianisten sehen wir in Sebastian<br />
Altenburger. In der Klaviersonate C-<br />
Dur 390 von Mozart entdeckten wir<br />
in ihm ein grosses Talent. Erst 12<br />
Jahre alt ist Mariella Heiliger. Dies<br />
vergass man, als sie die Arabeske op.<br />
18 von Robert Schumann auf dem<br />
Klavier spielte. Sie legte in diese eine<br />
Innigkeit, wie sie von Meisterpianisten<br />
nicht besser hätte sein können.<br />
Diese Konservatoriumsschüler haben<br />
uns eine wunderschöne Musikstunde<br />
geschenkt. Wir wünschen ihnen<br />
für ihre Zukunft viel Glück!<br />
6. Konzertkritik<br />
vom 16. März 2008<br />
Am Sonntag, 16. März war Christian<br />
Zimmermann mit seiner Laute<br />
angesagt. Aus familiären Gründen<br />
kam er aber nicht. Leider vergass<br />
er, dieses Konzert abzusagen. Frau<br />
Gaschen musste deshalb einer stattlichen<br />
Anzahl Zuhörer mitteilen,<br />
dass das Konzert nicht stattfindet.<br />
7. Konzertkritik<br />
Studierende der Konzertklasse von<br />
Monika Urbaniak Lisik, begleitet von<br />
Anna de Capitani, Klavier<br />
vom 29. und 23. März 2008<br />
Dieses Konzert wurde in den Zeitungen<br />
als „virtuose Violinmusik“<br />
angekündigt. In der Tat war das, was<br />
wir zu hören bekamen, von einer<br />
Virtuosität ausgeprägtester Art. Der<br />
Geiger Bartosz Woroch trat dreimal<br />
auf. Unglaublich, was er seiner Violine<br />
entlockte! Zuerst in der Sonate à<br />
la Mémoire de Federico Garcia Lorca<br />
von François Poulenc, begleitet von<br />
Anna de Capitani. Dann später im<br />
Duo mit der Meistergeigerin Marta<br />
Pawlowska in einer « Sonate op. Posthume“<br />
von Ysaÿe, einem Belgier, der<br />
auch in der USA als Geiger und Dirigent<br />
wirkte. Die grossartige Geigerin<br />
spielte ausserdem solo eine „Ballada“<br />
vom gleichen Komponisten. Als<br />
nächstes folgte noch einmal Bartosz<br />
Woroch in Cappricis von Paganini<br />
und Wieniawski. Von Paganini wissen<br />
wir, dass seine Cappricis eine auf<br />
die Spitze getriebene, faszinierende<br />
Virtuosenmusik mit unüberbietbaren<br />
technischen Schwierigkeiten ist. Von<br />
Wieniawski können wir das gleiche<br />
sagen. Für unseren Solisten aber gab<br />
es keine unüberwindbare Aufgaben.<br />
Er meisterte alle Schwierigkeiten<br />
souverän. Der letzte Violinvirtuose<br />
hiess Maté Visky und hatte Pablo de<br />
Sarasate ausgewählt, ein Spanier, der<br />
schon als Wunderkind Weltruhm<br />
erlangte. Von ihm hörten wir eine<br />
Carmen Fantasie über Themen aus<br />
Bizets Oper „Carmen“. Dank seinem<br />
Riesenkönnen gelang dem Künstler<br />
auch dieses schwierige Stück vorzüglich.<br />
Das Konzert war einmalig; die<br />
drei Virtuosen begeisterten uns alle.<br />
<strong>ElfenauPark</strong> magazin Kultur & Manuelstiftung 15