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Wieso wird das Gespräch am Ende des Lebens zwischen Arzt und ...

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Rahmen <strong>des</strong> assistierten Suizids, auch <strong>das</strong> zunehmende Autonomiebedürfnis <strong>und</strong><br />

<strong>das</strong> Interesse an Patientenverfügungen bringen dies zum Ausdruck.<br />

Ein Wort zu den Patientenverfügungen: Patientenverfügungen werden verfasst<br />

in Anerkennung der Tatsache, <strong>das</strong>s Leben endlich ist. Ich habe schon viele<br />

Patientenverfügungen mit Patienten ausgefüllt <strong>und</strong> nehme mir auch die nötige<br />

Zeit dafür. Noch nie hat sich ein Patient von mir dahingehend geäussert, <strong>das</strong>s er<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich lebensverlängernde Massnahmen wünsche resp. bei<br />

Schluckunfähigkeit die Einlage einer PEG-Sonde fordere. Das zunehmende<br />

Bedürfnis nach Patientenverfügungen darf nicht als Misstrauen gegenüber der<br />

Ärzteschaft bewertet werden, sondern ist Ausdruck eines Wertewandels <strong>und</strong><br />

zwar weg vom negierten nicht thematisierten Tod hin zum zugelassenen,<br />

bejahten <strong>und</strong> schliesslich sogar geplanten Tod.<br />

Das <strong>Gespräch</strong> mit Menschen an ihrem <strong>Lebens</strong>ende <strong>wird</strong> auf der einen Seite, wie<br />

wir gehört haben schwerer, auf der anderen Seite <strong>wird</strong> es aber auch leichter;<br />

zumin<strong>des</strong>t kann ich <strong>das</strong> aus meiner persönlichen Erfahrung sagen. Wie auch in<br />

den Literaturbeispielen erwähnt sind zunehmend mehr Menschen bereit, ihr<br />

Sterben <strong>und</strong> den nahenden Tod anzunehmen <strong>und</strong> auch darüber zu sprechen. Das<br />

gibt uns Ärzten die Möglichkeit, mit diesen Menschen nicht ausschliesslich über<br />

Symptome, Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Behandlungsoptionen zu sprechen, sondern darüber<br />

hinaus über ihr gelebtes Leben, über Erreichtes <strong>und</strong> Unerreichtes, über ihre<br />

Beziehungen zu anderen Menschen <strong>und</strong> über die Vorstellung, was nach ihrem<br />

Tod sein <strong>wird</strong>.<br />

Wenn es uns gelingt – <strong>und</strong> hier schlage ich kurz vor dem <strong>Ende</strong> meines Vortrages<br />

einen Bogen zum Referat von Prof. Hügli – mit unseren Patienten <strong>Gespräch</strong>e<br />

über die Sinnfrage in Leben <strong>und</strong> Sterben, über Glück <strong>und</strong> Unglück zu sprechen,<br />

wenn wir <strong>das</strong> Zimmer <strong>des</strong> Sterbenden nicht zögernd betreten, sondern mit<br />

Interesse, werden uns <strong>das</strong> unsere Patienten danken <strong>und</strong> auch uns selbst <strong>wird</strong><br />

eines Tages möglicherweise besser gelingen, den <strong>Lebens</strong>abschnitt <strong>des</strong> Sterbens<br />

zu bejahen <strong>und</strong> auf den Tod zu warten.<br />

Ihnen allen danke ich fürs Zuhören <strong>und</strong> ganz speziell danke ich meinen vielen<br />

Patienten, die ich den letzten 23 Jahren in ihrem Sterben als Hausarzt begleiten<br />

durfte. Wahrscheinlich waren sie meine grössten Lehrmeister nicht nur für den<br />

ärztlichen Alltag sondern auch für mein eigenes Leben <strong>und</strong> vielleicht dereinst<br />

auch Sterben.

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