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Leben hier und jetzt - Landeskirche

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Thema<br />

Gottes Segen wirkt überall<br />

Wer über die Heilungen <strong>und</strong> Exorzismen, die von Jesus<br />

berichtet werden, angemessen reden will, sollte sie<br />

nicht als «W<strong>und</strong>er» bezeichnen. Dann wären sie unverständliche<br />

Mirakel, die gegen allgemein anerkannte<br />

Naturgesetze verstossen. Das Neue Testament spricht<br />

von «Krafttaten», die «Zeichen» sind für die «Vollmacht»<br />

des Mannes aus Nazareth.<br />

MAGNET Nr.4/2010 10<br />

❋<br />

Ähnliche Krafttaten sind auch von anderen Gestalten<br />

in der jüdischen <strong>und</strong> hellenistischen Umwelt überliefert.<br />

Deshalb können auch fremde Exorzisten zum Ärger<br />

der Jünger mit der Kraft seines Namens arbeiten<br />

(Markus 9, 38f.). Jesus selbst akzeptiert das; aber für<br />

die christliche Überlieferung war das heikel, dass diese<br />

Szene in den späteren Evangelien nicht mehr auftaucht.<br />

Auf der anderen Seite werden seine Dämonenaustreibungen<br />

vom damaligen Establishment entschieden<br />

verteufelt: «Er hat den Beelzebul. Er treibt die<br />

bösen Geister durch ihren Herrscher aus» (Matthäus<br />

12, 24ff.). Die Kraft, die in den Heilungen Jesu wirksam<br />

wird, wird von den Dämonen sofort erkannt. Sie<br />

sind die ersten, die darum, lange bevor die Jünger etwas<br />

Ähnliches sagen, ein Bekenntnis formulieren: «Du<br />

bist Gottes Sohn» (Markus 3,11) – «Was willst du von<br />

mir, Jesus, du Sohn des Allerhöchsten?» (Markus 5,7).<br />

❋<br />

Jesus, dessen göttliche Kraft zunächst nur die Dämonen<br />

wittern, hat mit Methoden gearbeitet, die auch von anderen<br />

Heilern seinerzeit bekannt sind. Er verwendet<br />

machtvolle Wort, z.B. «Fahre aus, du unreiner Geist»<br />

(Markus 5,8). Er arbeitet mit heilvollen Berührungen,<br />

etwa gegenüber einem Aussätzigen (Markus 1,40). An<br />

einer Stelle erteilt er seinen überforderten Jüngern<br />

auch einen praktischen Ratschlag: «Diese Art lässt sich<br />

nur austreiben durch Beten (<strong>und</strong> Fasten)» (Markus<br />

9,29). Ob der Mann aus Nazareth solche Methoden,<br />

etwa während seiner Zeit als Anhänger des Täufers Johannes,<br />

irgendwo gelernt hat, ist schwer zu sagen.<br />

Manche rechnen auch damit, dass er seine Fähigkeit<br />

bei einem Alltagserlebnis entdeckt hat. Der erste Bericht<br />

schildert, wie er durch einen Händedruck die<br />

Schwiegermutter des Petrus von ihrem Fieber befreit<br />

(Markus 1,30).<br />

❋<br />

Das alles ist für alternative Heilverfahren damals <strong>und</strong><br />

heute nicht ungewöhnlich. Was Jesus von anderen Heilern<br />

<strong>und</strong> Heilerinnen eindeutig unterscheidet, ist die<br />

Jesus, der Heiler<br />

Botschaft, die er mit seinen Heilungen verknüpft.<br />

«Wenn ich mit dem Finger Gottes die bösen Geister<br />

austreibe, dann ist das Reich Gottes zu euch gekommen»<br />

(Lukas 11,20). An diesem Punkt passiert in der<br />

Tat mehr als in den Heilerfolgen der medizinischen<br />

<strong>und</strong> therapeutischen Praxis. Der Segen Gottes, der die<br />

Schöpfung durchwaltet, wirkt überall. Mit dem Namen<br />

Jesu ist eine Kraft verb<strong>und</strong>en, die stärker ist <strong>und</strong> weiter<br />

reicht. Sie heilt Leib <strong>und</strong> Seele, sie macht irdisches <strong>Leben</strong><br />

bereit für die Ewigkeit. Am deutlichsten ist diese<br />

Kombination im Bericht über die Heilung eines Gelähmten<br />

zu erkennen. In der Auseinandersetzung mit<br />

Pharisäern stellt Jesus klar: «Damit ihr wisst, dass der<br />

Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu<br />

vergeben – sagt er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh<br />

auf, nimm deine Matte <strong>und</strong> geh heim!» (Markus 2,<br />

10f).<br />

❋<br />

Das geschieht mit diesen Heilungen? Wie kann man<br />

sich das, was dort abläuft, genauer vorstellen? Dass bei<br />

einem Händedruck zwischen den Beteiligten <strong>Leben</strong>skraft<br />

fliesst, kann man spüren, wenn man ein wenig auf<br />

das, was die eigene Hand dabei erfährt, achtet. Man<br />

bekommt die Kraft des Anderen zu fassen. Man gibt<br />

eigene Kraft weiter. Manchmal wird einem auch mehr<br />

oder weniger viel Kraft genommen. Dieser Austausch<br />

von <strong>Leben</strong>skraft wird besonders sichtbar in einer<br />

Szene, in der eine Frau mit Blutfluss im Gedränge Jesus<br />

von hinten berührt. «Und Jesus spürte sogleich, dass<br />

eine Kraft von ihm ausgegangen war.» Er lässt sich das<br />

gefallen. «Meine Tochter, dein Glaube hat dich geheilt;<br />

geh hin mit Frieden <strong>und</strong> sei ges<strong>und</strong> von deiner Plage»<br />

(Markus 5,30ff). Bis heute werden die Stars von Sport<br />

<strong>und</strong> Show-Geschäft in ähnlicher Weise <strong>und</strong> mit ähnlichen<br />

Erwartungen von ihren Fans umringt, so dass sie<br />

zu ihrem Schutz von Bodyguards umgeben sind. Durch<br />

Berührungen, Blicke, Worte fliesst zwischen Menschen<br />

positive (<strong>und</strong> manchmal auch negative) Energie. Die<br />

Vollmacht Jesu besteht darin, dass in seinen Heilungen<br />

<strong>und</strong> Austreibungen die Schöpferkraft Gottes direkt am<br />

Werk ist <strong>und</strong> ausdrücklich zum Reich Gottes ruft.<br />

❋<br />

Für die biblische Überlieferung ist es selbstverständlich,<br />

dass auch die Anhänger Jesu mit dieser Kraft zum<br />

Heil <strong>und</strong> zur Heilung von Menschen arbeiten können.<br />

Die Kirchen in Mitteleuropa haben das Charisma der<br />

Krankenheilung sehr stark an den Rand gedrängt. Männer<br />

<strong>und</strong> Frauen, auch Pfarrerinnen <strong>und</strong> Pfarrer, die von

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