Way of Life Herbst 2014 | Ausgabe 9
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MoToRRAD-TEcHnik, LEicHT ERkLäRT<br />
Mit voller Kraft in die Eisen<br />
Bevor Suzuki 1997 in der GSF1200 Bandit erstmals ein ABS System<br />
verbaute, glich eine Vollbremsung auf rutschigem Untergrund meist<br />
einem Glücksspiel. Wer jemals auf einem Motorrad gesessen ist,<br />
wird sich nicht darüber wundern, dass ein blockierendes Vorderrad<br />
zu den häufigsten unfallursachen zählt. Doch wie funktioniert dieser<br />
eingebaute Schutzengel für Biker eigentlich?<br />
Das Antiblockiersystem beim Motorrad verhindert nicht nur ein<br />
Blockieren der Räder beim Bremsen, sondern gewährleistet<br />
auch mehr Kontrolle beim Bremsen, indem es die Radgeschwindigkeit<br />
so steuert, dass die Reibung zwischen den Reifen<br />
und der Fahrbahnoberfläche maximiert wird. Wenn die Räder<br />
blockieren, kann das Motorrad nicht mehr gelenkt werden und<br />
es kann zum Sturz kommen. Auf einer rutschigen Fahrbahn mit<br />
niedrigem Reibungskoeffizienten, wie zum Beispiel auf nassen<br />
oder mit Kies bedeckten Straßen, ist die Bestimmung des richtigen<br />
Brems-Wirkungsgrads auch für einen geübten Fahrer sehr<br />
schwierig. Das ABS überwacht deshalb die Radgeschwindigkeit<br />
und steuert die Bremskraft effizient, auch auf rutschigen Fahrbahnen<br />
und bei Notbremsungen. So kann der Bremsweg mit<br />
ABS im Notfall lebensrettend kürzer ausfallen. Bei einem Test<br />
auf nasser Strecke mit Tempo 100 wurde mit ABS ein durchschnittlicher<br />
Bremsweg von 44,5 Metern gemessen. Ohne ABS<br />
kamen die Bremstester erst nach durchschnittlich 57 Metern<br />
zum Stehen. Auf der Straße bedeutet der Unterschied von 12,5<br />
Metern, dass ein Motorrad noch mit 50 Stundenkilometern an<br />
jenem Punkt unterwegs ist, an dem das Bike mit ABS bereits<br />
steht.<br />
Reibwert als wichtigster Partner des bikers<br />
Um die Betriebsweise des ABS zu verstehen, ist es hilfreich,<br />
den Bewegungsablauf des Motorrads selbst sowie der Räder<br />
beim Bremsen zu verstehen: Bei konstanter Fahrgeschwindigkeit<br />
entspricht die Radgeschwindigkeit der Fahrtgeschwindigkeit.<br />
Durch Betätigen der Bremsen wird ein Bremsmoment<br />
ausgeübt, das die Radgeschwindigkeit vermindert, sodass sich<br />
ein Unterschied zwischen der Radgeschwindigkeit und der<br />
Fahrgeschwindigkeit ergibt. Das verursacht Schlupf zwischen<br />
Reifen und Fahrbahnoberfläche und das Motorrad wird unlenkbar.<br />
Da die Seitenkraft durch das Bremsen reduziert wird,<br />
führt plötzliches Bremsen außerdem zu einer Abnahme der<br />
Stützkraft an den Seiten des Motorrads, was die Fahrstabilität<br />
beeinträchtigt.<br />
Eine Frage der Tausendstel<br />
Die richtige Bremskraft wird durch eine gezielte Regelung des<br />
Bremsflüssigkeitsdrucks bereitgestellt. Da der Mensch diese<br />
Einstellung nicht schnell und genau genug vornehmen kann,<br />
nimmt das ABS diese Einstellungen automatisch vor, indem<br />
es elektrische und hydraulische Technologien kombiniert. Das<br />
ABS-System besteht im Wesentlichen aus drei Bauteilen: Der<br />
Radgeschwindigkeitssensor misst die Radgeschwindigkeit, das<br />
ABS-Steuergerät berechnet auf Grundlage des gemessenen<br />
Werts den Signaleingang vom Vorder- und Hinterrad. Der<br />
Geschwindigkeitssensor überwacht die Schlupfbedingungen<br />
der Räder und sendet gleichzeitig Steuersignale zur Hydraulikeinheit.<br />
Während das ABS Bremsvorgänge steuert, laufen die<br />
entsprechenden Rechenvorgänge zusätzlich zu Selbstdiagnose-<br />
und Ausfallsicherheitsprozessen im ABS-Steuergerät ab.<br />
Die ABS-Steuerung selbst wird zyklisch alle Zehntausendstel-<br />
Sekunden durchgeführt.<br />
wie Sicherheit<br />
<strong>Way</strong> <strong>of</strong> <strong>Life</strong><br />
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