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Ausgabe 03/2012 vom 28.03.2012 - Treuenbrietzen

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Nr. <strong>03</strong>/12 - 18 -<br />

steckend die Nase voll hatte. Es war eben doch kein Pferd. In <strong>Treuenbrietzen</strong><br />

war nix mehr mit Lok fahren, es gab nicht mehr die leckeren Senfgurken – es<br />

war einfach nicht mehr so schön wie auf dem Bahnhof früher. Nach 1989, also<br />

nachdem ich wieder mal nach <strong>Treuenbrietzen</strong> fahren konnte (nicht mit der Bimmelbahn,<br />

die fuhr leider nicht mehr), ging mein Weg zum Bahnhof, um von der<br />

gegenüber liegenden Seite der Hauptbahnhofsstation ein paar Bilder von dem<br />

ausrangierten Kleinbahnhof zu machen.Ein paar Tränchen habe ich dabei schon<br />

zerquetscht, es waren doch zu schöne Erinnerungen und deshalb - Auf<br />

<strong>Treuenbrietzen</strong> komme ich später noch mal zurück! Als mein Vater so zirka<br />

1919-22 in voller Montur <strong>vom</strong> Paukboden einer schlagenden Studentenverbindung<br />

aus Berlin kommend auf dem <strong>Treuenbrietzen</strong>er Bahnhof eintraf, war zur<br />

gleichen Zeit auch ein Prinz auf dem gleichen in <strong>Treuenbrietzen</strong> gelandet. Noch<br />

wohl im alkoholisierten Zustand ging mein Vater auf den durchlauchten Prinzen<br />

(Name mir nicht bekannt) zu und klopfte dem auf die Schulter und sagte: „Mensch<br />

August, dass ich dich hier treffe!“ Daraufhin wurde mein Vater verhaftet und<br />

mein Großvater musste um Entschuldigung für das rüpelhafte Verhalten seines<br />

Sohnes bitten. So erzählte es mir meine Großmutter. Die Anrede August sagt<br />

auch bei meinem Vater nichts über den Namen des Prinzen aus, da mein Vater<br />

in Ermangelung auch später immer je nach Laune irgend welche Namen wie<br />

Heinrich, August oder Maxe benutzte. - Gegen Ende des zweiten Weltkrieges<br />

fuhr mein Vater <strong>vom</strong> Flughafen Zerbst kommend mit seinem Werkstadtzug<br />

zum Kleinbahnhof nach <strong>Treuenbrietzen</strong> und besetzte diesen. Zu seinem Zug<br />

gehörte unter anderem ein Kesselwagen, der angekoppelt zwischen den zwei<br />

Bahnhöfen abgestellt wurde. Im Krieg waren solche Kesselwagen für anfliegende<br />

Bomber, die auf dem Weg nach Berlin waren immer ein gern genommenes<br />

Ziel. Als dann zur gleichen Zeit ein Munitionszug mit Panzerfäusten beladen auf den<br />

Gleisen stand und die an oder abfliegenden Bomberstaffeln die Wagons mit einigen<br />

Bomben bepflasterten, wurden auch Wagons mit den senkrecht stehenden Panzerfäusten<br />

getroffen, die dann explodierend im Stakkato ihre tödliche Kanonade gegen<br />

die Flugzeuge richteten. Da ich zu dem Zeitpunkt zu Besuch im Zuge meines<br />

Vaters weilte, konnte ich beobachten,wie verschreckt die Bomber sich in alle Richtungen<br />

aus dem Staube machten und das Weite suchten.<br />

(eingereicht von Ernst-Peter Rabenhorst)<br />

100 Jahre Eisenbahnverbindung Jüterbog-<strong>Treuenbrietzen</strong><br />

von Helmut Vorkastner<br />

„Wohin rollst du Eisenbahn?<br />

1. Fortsetzung<br />

Langsam macht sich in <strong>Treuenbrietzen</strong> der fehlende Bahnanschluss bemerkbar.<br />

Schon ziehen jüngere Webermeister nach Luckenwalde, um die schnellen<br />

Verkehrsmittel zu nutzen. Einen neuen Vorschlag macht der Kgl. Hauptmann<br />

a.D. und Amtsrat Krüger aus Wittenberg am 20. Februar 1858 mit seiner Denkschrift<br />

über den Bau einer Eisenbahn von Nauen über Potsdam, Beelitz,<br />

<strong>Treuenbrietzen</strong>, Kropstädt nach Wittenberg zum Anschluss an die Berlin-Anhaltische<br />

Bahn. Darin sagt er: „Folgende Gründe dürften überzeugend für schleunige<br />

Erbauung der neuen Bahn durch eine neue Aktien-Gesellschaft oder eine<br />

der schon bestehenden Eisenbahn-Gesellschaften sprechen.<br />

1. Die Königliche Hauptstadt Potsdam, welche als Residenz unseres erhabenen<br />

Königshauses in Bezug auf Eisenbahn-Verbindungen gegen Residenzen<br />

anderer Länder bedeutend zurücksteht, bedarf schon deshalb einer neuen<br />

Verbindung nach Norden und Süden, um Sr. Majestät dem Könige und dem<br />

gesamten Königlichen Hause in Zukunft betreffenden Falls den oft lästigen<br />

bedeutenden Umweg über Berlin zu ersparen.<br />

2. Ebenso bedürfen die in Potsdam vorhandenen bedeutenden Fabriken und kaufmännischen<br />

einer Abkürzung des Weges von Potsdam nach Hamburg und Leipzig,<br />

welche Abkürzung sich für die erste Linie auf 4 Meilen, für die letztere aber auf 15<br />

Meilen belaufen würde. Von Potsdam bis Leipzig sind gegenwärtig auf dem<br />

nächsten Eisenbahn-Wege, über Berlin, Wittenberg, Dessau, Köthen und Halle,<br />

nämlich 33 Meilen. Von Wittenberg bis Leipzig bauet die Berlin-Anhaltische<br />

Eisenbahn-Gesellschaft nun aber schon die von dem Unterzeichneten zuerst<br />

am 3. März 1852 angeregte Linie über Gräfenhainichen, Bitterfeld und Delitzsch,<br />

sowie die Strecke von Bitterfeld nach Halle, deren Eröffnung zum Herbst 1858<br />

entgegengesehen werden kann. Wird nun von Potsdam nach Wittenberg auch<br />

gebauet, so ergeben sich als künftige Entfernungen<br />

von Potsdam nach Wittenberg 9 Meilen<br />

von Wittenberg nach Leipzig 9 Meilen<br />

zusammen 18 Meilen<br />

wonach sich der berechnete Gewinn von 15 Meilen ergibt. Von Potsdam<br />

nach Halle würden 10 Meilen erspart werden.<br />

3. Die Gegend von Potsdam bis Wittenberg, früher von einer der lebhaftesten Landstraßen<br />

der Monarchie durchschnitten, ist dadurch verödet, dass die Berlin-<br />

Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft die alte Post- und Landstraße verlassen<br />

und eine neue unbedeutend nähere Richtung eingeschlagen, dadurch aber auch<br />

Potsdam von der Haupt-Verkehrs-Straße nach dem Süden entfernt hat. Es dürfte<br />

bei der fortschreitenden Entwicklung unseres vaterländischen Eisenbahn-Netzes<br />

aber an der Zeit sein, die gedachte Gegend durch Anlegung einer neuen<br />

Bahnlinie wieder in den Welt-Verkehr zu ziehen.<br />

4. Durch die neue Bahn von Nauen über Potsdam bis Wittenberg würde die Berlin-<br />

Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft, welche wegen vielfacher Gründe seitens<br />

der hohen Staats-Behörden bei Anlegung neuer Bahnen gewiss billige Be-<br />

rücksichtigung verdient, den sehr großen Vorteil einer nahen Verbindung von<br />

Hamburg nach Leipzig unter Benutzung ihrer Bahn erreichen. Solche könnte<br />

dann, unbeschadet des Mecklenburger Durchgangszolles, mit allen anderen<br />

Bahnen hinsichtlich der Schnelligkeit und Billigkeit des Güter- und<br />

Personenverkehrs auf gedachter bedeutenden Linie zwischen Hamburg und<br />

Leipzig leicht concurriren. Namentlich würde deren Strecke von Wittenberge<br />

bis Nauen sehr wesentlich gewinnen. Auch der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn-Gesellschaft,<br />

welche bei ihren jetzt in der Ausführung begriffenen,<br />

durch die Verhältnisse gebotenen Neubauten so bedeutende Opfer bringen<br />

muss, erwüchse unbedingt durch vermehrte Frequenz auf der neuen Bahn<br />

von Wittenberg bis Leipzig ein bedeutender Vorteil. Was den Übergang über<br />

die Havel bei Potsdam anbetrifft, so würde solcher nach dem mir ziemlich<br />

genau bekannten Terrain übrigens wohl entweder bei dem Tornow, der jetzt<br />

schon bestehenden Eisenbahnbrücke oder in der Nähe von Glienicke und<br />

Babelsberg erfolgen müssen. Im letzteren Falle würde die Bahn nach erfolgter<br />

Überschreitung der Havel am Fuße des Babelsberges fortlaufen und ziemlich<br />

im rechten Winkel bei dem jetzigen Bahnhofe anlangen, wo auch ein<br />

geräumiges ebenes Terrain zum neuen Bahnhofe vorhanden ist.<br />

5. Für den Bergbau dürfte die neue Bahn um deshalb sehr günstige Folgen haben,<br />

weil die Gegend von Kropstädt über Köpenick und Thiessen bis Wittenberg mit<br />

Braunkohlen sehr reich gesegnet ist, welcher große unterirdische Schatz wegen<br />

Mangel einer Bahn bis jetzt aber nur sehr mangelhaft hat verwertet werden können.<br />

Auf die Versorgung der Residenz- und Frabrik-Städte Berlin und Potsdam<br />

mit billigem, gutem, in jeder Jahreszeit zugänglichem Brennmaterial würde der<br />

Betrieb vieler Gruben in unmittelbarer Nähe der neuen Bahn daher den günstigsten<br />

Einfluss haben, der Bahn-Kasse auch eine feste bleibende Einnahme sichern.<br />

Indem ich den von mir rechtlich überdachten, meines Wissens anderweitig<br />

noch nie zur Sprache gekommenen Plan, nun hiermit zur allgemeinen Kenntnis<br />

bringe, glaube ich, auf dessen beifällige Beurteilung und demnächstige Unterstützung<br />

rechnen zu können. Durch die neue Bahn würden übrigens, wie<br />

anerkannt werden muss, einige der bestehenden Bahnen geringen Nachteil erleiden,<br />

hierauf kann es aber nicht ankommen, da jede jetzt neu entstehende<br />

Eisenbahn sich als Konkurrenz-Linie darstellt, deren Zulässigkeit aber nur allein<br />

nach dem Eisenbahn-Gesetz <strong>vom</strong> 3. November 1838 zu beurteilen ist.“<br />

Inzwischen wird ein neuer Plan diskutiert. Dabei ging es darum, die strahlenförmig<br />

von Berlin auslaufenden Bahnstrecken durch einen großen Ring zu verbinden.<br />

Aber nur für den Teil Rathenow, Brandenburg, Belzig, Niemegk, <strong>Treuenbrietzen</strong>,<br />

Jüterbog gibt das Ministerium für öffentliche Arbeiten am 20. August 1879 die<br />

Genehmigung zur Anfertigung der allgemeinen Vorarbeiten. Der Weg bis zur<br />

Ausführung dieses Projektes zog sich bis zum Jahr 1904 hin. Die wirtschaftliche<br />

Lage der Stadt <strong>Treuenbrietzen</strong> hatte sich mit der Verlegung der Garnison<br />

von einem Füsilier-Bataillon des 3. Brandenburgischen Infanterie-Regiments<br />

Nr. 20 von <strong>Treuenbrietzen</strong> nach Wittenberg weiterhin verschlechtert. Der Bürgermeister<br />

Geimecke stellt im Oktober 1883 fest, dass das mit Eifer betriebene<br />

Projekt einer Sekundärbahn wieder aussichtslos geworden ist. Trotzdem lässt<br />

er nicht von dem Vorhaben ab bis im Jahr 1890 mit dem Bahnbau begonnen<br />

wird. Dazu erinnert sich der Webermeister Paul aus <strong>Treuenbrietzen</strong>: „Schon im<br />

Jahr 1871 sollte eine Bahn bei <strong>Treuenbrietzen</strong> gebaut werden. Sie sollte von<br />

Belzig aus über die Städte Luckenwalde,<strong>Treuenbrietzen</strong> und Wittenberg führen.<br />

Die Bahn war schon abgesteckt, im Zarth standen Pfähle, die die Richtung<br />

angaben. Aber die hiesigen Kaufleute waren damals dagegen, sie sagten, es<br />

kommen dann viele Händler in die Stadt. Und so ist denn aus dem Bau dieser<br />

Strecke nichts geworden. Erst im Jahre 1890 kam der Bau einer Eisenbahn<br />

zustande und zwar zwischen <strong>Treuenbrietzen</strong> und Jüterbog. Am meisten haben<br />

sich der Bürgermeister Geimecke und Fabrikbesitzer Kohlrausch von Seebalds<br />

Fabrik bemüht. Die Stadt hat dazu das ganze Gelände <strong>vom</strong> Staatsbahnhof bis<br />

zum Alten Lager geschenkt, sonst hätte <strong>Treuenbrietzen</strong> keine Bahn bekommen.<br />

Ich war dabei, als in Tiefenbrunnen der erste Spatenstich gemacht wurde,<br />

die Haltestelle sollte direkt beim Gasthof errichtet werden. Der damalige Gastwirt<br />

Beelitz sollte etwas Land abtreten, aber er lehnte es ab. Er war auf den<br />

Bahnbau ärgerlich. Bis dahin hatten alle Fuhrleute bei ihm angehalten, das fiel<br />

natürlich nun weg. Aber es war von ihm ein Fehler, denn er hätte in Zukunft auch<br />

sein Geschäft gemacht, denn die meisten Reisenden, die den Zug benutzen<br />

wollten und noch Wartezeit hatten, wären bei ihm eingekehrt. So hat denn die<br />

Eisenbahnverwaltung den Bahnhof zehn Minuten entfernt <strong>vom</strong> Gasthof angelegt.<br />

Die Eisenbahnverwaltung war übrigens der Meinung, dass die Bahn sich<br />

nicht rentieren würde. Darum errichtete man in <strong>Treuenbrietzen</strong> zunächst ein<br />

einziges Bahnhofsgebäude mit zwei Fensterchen. Der Bahnhof gehört eigentlich<br />

nach der Berliner Straße. Man weiß nicht, warum die Verwaltung den Bahnhof<br />

nach der Leipziger Straße gebracht hat. Es ist doch, wie jeder weiß, ein<br />

großer Umweg. Als ich in den Jahren 1890 und 1891 an der Bahn arbeitete,<br />

kamen die Kleinbauern von Bardenitz mit Pflaumen zur Stadt gefahren. Dort<br />

hatte man sehr viel Obst geerntet. Der Zentner kostete damals 2 Reichsmark,<br />

und für die allerbesten bekamen die Leute 2,25 Reichsmark. Am 1 Dezember<br />

wurde die Bahn eröffnet. Die Lokomotive des ersten Zuges war dermaßen mit Eichenlaub<br />

bekränzt, dass von ihr überhaupt nichts zu sehen war. Für diese Fahrt<br />

brauchte man kein Fahrgeld zu bezahlen, ich bin aber nicht mitgefahren. Ursprünglich<br />

hatte man die Schienen auf das Gelände gelegt, ohne auszuschachten oder zu<br />

erhöhen. Die Haltestelle Frohnsdorf lag damals ganz tief. Es war eine richtige Bergund<br />

Talbahn.“ (Fortsetzung folgt)

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