12.04.2013 Aufrufe

Amtsblatt - Treuenbrietzen

Amtsblatt - Treuenbrietzen

Amtsblatt - Treuenbrietzen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nr. 08/07 - 16 - <strong>Treuenbrietzen</strong>er Nachrichten<br />

Die Johanniter kommen<br />

Wasser von oben und von unten gab es am 7.Mai 2004 beim Saisonstart<br />

im <strong>Treuenbrietzen</strong>er Freibad. Für den Betrieb des Bades ist jetzt die<br />

Johanniter- Unfallhilfe Potsdam zuständig. Zur neuen Mannschaft gehören<br />

neben Heiko MILDNER die Schwimmmeister Gaston PAATZ und Uli<br />

SCHENK. Als Kassiererinnen sind Anneliese ZIMMERMANN und Elke<br />

ANDREAS tätig. (FE,08.05.2004,S.15)<br />

Ein Jahr später gibt es Veränderungen beim Personal. Zwei neue<br />

Schwimmmeister treten die Nachfolge von Heiko MILDNER an. Für die<br />

Pflege des Bades werden Hilfskräfte im Rahmen geringfügiger Beschäftigung<br />

abgestellt. (FE,03.05.2005,S.13).<br />

Uli BASCH erinnert sich<br />

Ulrich BASCH schrieb bereits 1967 über Pläne, in <strong>Treuenbrietzen</strong> ein<br />

Lehrschwimmbecken oder ein Hallenbad zu errichten.<br />

(MVS,04.04.1967,S.5). Noch heute erinnert er sich: In den 60-er Jahren<br />

gab es Pläne, hier ein beheiztes und überdachtes Leistungszentrum für<br />

den Schwimmsport aufzubauen. Die <strong>Treuenbrietzen</strong>er Schwimmer nahmen<br />

damals im Kreis Jüterbog eine unangefochtene Spitzenposition ein.<br />

Das Becken der 1936 errichteten Badeanstalt konnte vom Keller her beheizt<br />

werden. Die Heizung konnte zu DDR- Zeiten nicht genutzt werden,<br />

da keine Steinkohle zur Verfügung stand und Braunkohle als Heizmaterial<br />

nicht geeignet war. Im Schwimmbad standen noch zwei riesige Eichen,<br />

die gefällt werden mussten, weil ihr Wurzelwerk das Becken bedrohte.<br />

Quellen:<br />

1. Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Protokollbuch der Bade- Deputation<br />

<strong>Treuenbrietzen</strong> (Rep. 8, Nr. 55)<br />

2. Protokolle von Beratungen der Stadtverordnetenversammlung<br />

3. Protokolle von Sitzungen des Magistrats<br />

4. Zeitungsberichte<br />

Die Ziegelei in Dietersdorf<br />

(Adolf Leity)<br />

Die Entwicklung der Ziegelei in Dietersdorf hängt eng mit der Ansiedlung<br />

von Büdnern auf der wüsten Dorfstätte zusammen. Ausgelöst wurde die<br />

Dorfentstehung durch die neue Berlin-Cassler-Chaussee (1818 gebaut).<br />

Die ersten Einwohner verwendeten zum Bau ihrer Häuser sonnengetrocknete<br />

Lehmziegel. Den Baustoff fanden sie ca. 50 m hinter dem<br />

Luthersbrunnen in den Pflugschen Lehmkieten. Anfangs musste jeder<br />

seine Lehmziegel selbst produzieren.<br />

Der Besitzer der Lehmkieten, der Pflügkuffer Hüfner Pflug, sah hier die<br />

Möglichkeit, durch eine Ziegelei etwas Geld hinzuzuverdienen. 1857 trat<br />

der Ziegelmeister Johann Gottlieb Oertel in den Dienst des Hüfners Pflug<br />

und baute eine Ziegelei auf. Mitarbeiter fand er unter den Dietersdorfer<br />

Neuansiedlern. 1860 arbeitete Johann Friedrich August Tietz als Ziegelmeister.<br />

1861 wird neben Tietz noch Johann Gotttlob Drehsler als Ziegelmeister<br />

genannt. Drehsler stammt aus Jüterbog und hatte 1861 Adele<br />

Maria Gelbricht, Tochter des Pfarrers aus Marzahna, geheiratet. Ihm schien<br />

die Ziegelei nicht den gewünschten Erfolg gebracht zu haben, denn er<br />

wechselte den Beruf und wurde Gastwirt in Dietersdorf.<br />

Erst mit dem Ziegelmeister Wilhelm Heinrich Haseloff aus Niemegk kam<br />

die Pflugsche Ziegelei in Schwung. Er verstand sein Handwerk, das er<br />

sich in der Niemegker Ziegelei erworben hatte. Er übernahm 1863 die<br />

Ziegelei und baute einen so genannten Erdofen zum Brennen der Ziegel.<br />

Bald kamen Kunden aus den umliegenden Dörfern. Die Ziegelei warf guten<br />

Gewinn ab. So konnte er die Ziegelei kaufen und wurde Besitzer der<br />

Ziegelei. Sein Haus unmittelbar hinter dem Luthersbrunnen ist vermutlich<br />

das erste Haus, das vollständig aus gebrannten Ziegeln errichtet wurde.<br />

Er hatte vier Kinder:<br />

1. Friederike * 10.02.1863 2. Anna Wilhelmine * 23.09.1864<br />

3. Heinrich * 17.11.1867 4. Wilhelm Herrmann * 29.12.1868<br />

† 23.12.1867<br />

Einige Dietersdorfer fanden bei ihm Arbeit und Brot. Die Ziegelarbeiter<br />

strichen den Lehm in Holzformen. Die Lehmsteine wurden auf einer Sandfläche<br />

luftgetrocknet, bevor sie in den Brennofen kamen. Die Dietersdorfer<br />

selbst hatten aber nicht so viel Geld, um sich ihre Häuser nur aus gebrannten<br />

Ziegeln zu bauen. Sie verwendeten teilweise noch Lehmsteine,<br />

die sie selbst herstellen mussten.<br />

Fuhrleute kamen von weit her, um das begehrte Baumaterial zu holen.<br />

Zum Übernachten hatten Haseloffs eine Schlafkammer für die Fuhrleute<br />

eingerichtet.<br />

Der Ziegelmeister Wilhelm Heinrich Haseloff starb am 25.04.1888 an einem<br />

tragischen Unfall im Alter von 54 Jahren. Der Sohn Wilhelm Herrmann<br />

war der Erbe. Er hielt aber nicht viel von der Arbeit. Sein liebster<br />

Aufenthaltsort war die Gaststätte. Die Ziegelei hatte praktisch keinen kompetenten<br />

Leiter. Das Geld verbrauchte er für seine Sucht. Auf Grund dieser<br />

Lebensweise starb er am 06.12.1898 an Delirium tremens. Die Ziegelei<br />

war pleite und wurde nicht mehr genutzt.<br />

Die Ziegelei Ernst Höhne<br />

1873 heiratete der Ziegelmeister Christian Ernst Höhne die Tochter des<br />

Pflügkuffer Hüfners Pflug, Johanne Friederike. Als Mitgift erhielt das junge<br />

Paar ein Grundstück in Dietersdorf am Schwabecker Weg. Da dort<br />

eine Lehmlagerstätte war, baute er sich dort eine Ziegelei mit einem Erdofen<br />

auf. Hier fanden Dietersdorfer Arbeit.<br />

Über das Leben des Ziegeleibesitzers Ernst Höhne ist wenig bekannt.<br />

Der Erfolg schien ihm versagt geblieben zu sein. Er wird ein hartes Leben<br />

geführt haben, um seine große Familie ernähren zu können. Überdies<br />

war er verschuldet und musste einen Kredit zurückzahlen. All diese Sorgen<br />

werden wohl zu seinem frühen Tod geführt haben. Er starb 1896,<br />

seine Frau 1898. Den acht hinterbliebenen Kindern wird keine andere<br />

Wahl geblieben sein, als die Ziegelei zu verkaufen.<br />

Als neuer Besitzer erwarb Hermann Wuschovius, Ziegelmeister aus Niemegk,<br />

das Grundstück. Er baute 1899 einen Ringofen, der 1900 in Betrieb ging.<br />

Auch bei ihm fanden die Dietersdorfer Arbeit. Aber der hohe Kredit für den<br />

Bau des Ringofens lastete auf seinem Betrieb, und er geriet in Schwierigkeiten.<br />

Durch die Schuldenlast sah er für sich keinen Ausweg mehr. So hat er<br />

sich das Leben genommen (vermutlich erschossen).<br />

Danach übernahm sein Stiefvater Friedrich, ein reicher Kaufmann und<br />

Landwirt aus Niemegk, die Ziegelei und beglich die Schulden. Ein genaues<br />

Datum konnte nicht ermittelt werden. 1913 war Friedrich schon Besitzer.<br />

Verwaltet wurde die Ziegelei aber von Hermanns Schwester Ottony verh.<br />

Schneck. Sie lebte in Wiesenburg, ihr Mann war dort Postangestellter.<br />

Nach dem I. Weltkrieg, nach dem Tode von Herrn Friedrich um 1930,<br />

wurde die Ziegelei an einen Herrn Rettmeier verpachtet. Frau Schneck<br />

verwaltete aber weiterhin die Ziegelei. In den 30iger Jahren ließ die Tonqualität<br />

nach. Die Qualität der Ziegel ließ zu wünschen übrig. Daher entschloss<br />

man sich 1939, die Produktion einzustellen. Die Räumlichkeiten<br />

wurden nur noch zu Lagerzwecken genutzt. Die Ziegelei wurde dem Verfall<br />

preisgegeben, da niemand mehr Verwendung für das Gelände fand.<br />

1959 wurde die Sprengung der Anlage angeordnet, da dieses Terrain als<br />

Abenteuerspielplatz von den Kindern entdeckt worden ist.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!