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Energiedorf Beuren (P D F; 6,16 M B) - Landesforsten Rheinland-Pfalz

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Prof. Dr. Dr.h.c. Bernd Hamm<br />

FB IV Soziologie<br />

Siedlungs-, Umwelt- und<br />

Planungssoziologie<br />

D 54286 Trier<br />

Tel. +49-(0)651-2012727<br />

Fax +49-(0)651-2013930<br />

eMail hamm@uni-trier.de<br />

Abschlussbericht<br />

Modellvorhaben<br />

<strong>Energiedorf</strong> <strong>Beuren</strong><br />

Projektleitung:<br />

Prof. Dr. Bernd Hamm<br />

Bearbeiter:<br />

Prof. Dr. Bernd Hamm, Universität Trier<br />

Architekturbüro Müller & Partner Trier<br />

Architekturbüro Stein & Hemmes, Kasel<br />

Stadtwerke Trier<br />

Gefördert durch:<br />

Ministerium für Umwelt, Forsten und<br />

Verbraucherschutz<br />

des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Stadtwerke Trier<br />

Trier, 18. Januar 2010<br />

1


Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes für den Inhalt sind die Autoren. Aus der Benutzung der Studie<br />

können gegenüber der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> keine<br />

Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden. Die Forschungsanstalt ist bemüht, die Studien auf Wahrheit,<br />

Inhalte und Herkunft zu prüfen. Sie kann jedoch beispielsweise die Urdaten von Vor-Ort-Erhebungen,<br />

gegebenenfalls verwendete Algorithmen und Hintergrundinformationen nicht prüfen.


Zusammenfassung<br />

Die Modellstudie Energieprojekt <strong>Beuren</strong> hatte drei Schwerpunkte:<br />

1. Untersuchung der Energieeinsparpotenziale im Bereich der privaten und der öffentlichen<br />

Gebäude samt Beratung der Eigentümer hinsichtlich der Investitionen und der wirtschaftlichen<br />

und ökologischen Auswirkungen. Hier sind alle öffentlichen Gebäude sowie 28 private<br />

Wohngebäude analysiert worden. Die Eigentümer haben ein ausführliches schriftliches Gutachten<br />

bekommen und sie werden in einer individuellen Beratung auf die empfehlenswerten nächsten<br />

Schritte hingewiesen. Die Auswirkungen dieser Untersuchungen lassen sich erst abschätzen, wenn<br />

die Eigentümer auch tatsächlich investiert haben; dann ist allerdings auch damit zu rechnen, dass<br />

sich weitere Eigentümer in ähnlichem Sinn engagieren werden.<br />

2. Untersuchung der Potenziale für erneuerbare Energien: Bei den untersuchten öffentlichen und<br />

privaten Gebäuden ist geprüft worden, ob und wie Solarthermie und/oder Photovoltaik eingesetzt<br />

werden können. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die Raumwärme mit Hilfe von Luft-<br />

Wärmepumpen bereitgestellt werden kann, weil nur so ein durchgehend emissionsfreier Betrieb<br />

möglich ist. Untersucht, aber nach genauerer Prüfung verworfen wurden die Energieversorgung<br />

mittels Biomasse-Blockheizkraftwerk mit Nahwärmenetz sowie die Nutzung der Geothermie. Die<br />

Schaffung einer Freiflächen-PV-Anlage dürfte an wirtschaftliche Grenzen stoßen, bedürfte aber in<br />

jedem Fall aufwendiger Verhandlungen mit nicht vorhersehbarem Ergebnis. Mit dem Antrag an<br />

die SGD-Nord auf Eröffnung eines Raumordnungsverfahrens ist der Weg zur Errichtung eines<br />

Windparks eingeleitet, der den Strombedarf der Gemeinde überdecken dürfte.<br />

3. Öffentlichkeitsarbeit: Das Modellprojekt ist von Anfang an in engem Kontakt mit der<br />

Öffentlichkeit und mit dem Gemeinderat entwickelt und in jedem Schritt beraten worden. Die<br />

Erfahrung, dass solche Prozesse nur gelingen können, wenn sie von der Mehrheit der Bewohner<br />

überzeugt mitgetragen werden, lässt sich verallgemeinern<br />

Der Nachweis ist erbracht, dass <strong>Beuren</strong> zu einem Energie+-Dorf – und d.h. gleichzeitig: zu einem<br />

Null-Emissionsdorf - umgestaltet werden kann. Die wichtigsten Schritte zur praktischen<br />

Erreichung dieses Ziels sind eingeleitet. Damit ist gleichzeitig ein schlüssiges Gesamtkonzept zur<br />

energetischen Erneuerung von Dörfern erarbeitet worden, das sich in ähnlicher Weise in anderen<br />

Gemeinden einsetzen lässt.<br />

1. Einleitung: Ziel des Projekts und Finanzierung<br />

Die Idee, ein „Modellvorhaben <strong>Energiedorf</strong> <strong>Beuren</strong>“ auf den Weg zu bringen, stammt ursprünglich<br />

von Ortsbürgermeister Manfred Köhl. Er hat im Herbst 2008 Kontakt mit dem Lehrstuhl für<br />

Siedlungs-, Umwelt- und Planungssoziologie der Universität Trier aufgenommen, um Möglichkeiten<br />

der Zusammenarbeit zu erkunden. Unmittelbarer Anlass dafür war das Regionale<br />

Energiekonzept (2001), das unter der Leitung des Lehrstuhlinhabers erarbeitet worden war. Unter<br />

Ökologie- und Klimaschutzzielen, aber auch im Interesse einer nachhaltigen Regionalentwicklung<br />

sollte geprüft werden, ob und wie die Ortsgemeinde <strong>Beuren</strong> sich von externen, insbesondere<br />

fossilen Primärenergien unabhängig machen und auf den Weg zu weitgehender Selbstversorgung<br />

2


gebracht werden könne. Wertschöpfung und Beschäftigung sollten nach Möglichkeit in der<br />

Region gehalten und das Dorf auch für die Zukunft als lebenswerter Ort erhalten werden. Die drei<br />

Ansatzpunkte, um dieses Ziel zu erreichen, sind aus der Diskussion um Energie und Klimaschutz<br />

wohl bekannt: Energie einsparen, Effizienz erhöhen, erneuerbare Energien einsetzen. Es sollte<br />

untersucht werden, auf welchen Wegen dies praktisch erreicht werden kann, mit welchen Kosten<br />

dies verbunden sein würde und welche ökologischen und wirtschaftlichen Folgen daraus zu<br />

erwarten seien. Weitere Vorgaben gab es zunächst nicht.<br />

Prof. Hamm hat mit dem von ihm geleiteten OIKOS Institut zunächst eine Dorfstrukturanalyse<br />

erstellt, um einen ersten Überblick über die qualitativen und quantitativen Dimensionen<br />

der Aufgabe zu gewinnen. OIKOS hat das Vorgehen für eine Machbarkeitsstudie erarbeitet und<br />

dem Ministerium als Antrag auf Förderung vorgelegt. Der Zuwendungsbescheid des MUFV lag<br />

am 6.5.2009 vor. Die Stadtwerke Trier haben erhebliche finanzielle Mittel für die Strukturanalysen<br />

der Wohngebäude eingebracht und sich mit einem beträchtlichen Arbeitsaufwand selbst<br />

an der Untersuchung beteiligt. Die Verbandgemeinde und der Zweckverband Kindergarten haben<br />

die Kosten für die Untersuchung ihrer Gebäude übernommen.<br />

2. Ausgangslage<br />

<strong>Beuren</strong> im Hochwald besteht seit dem 13. Jahrhundert. Die Ortsgemeinde – seit der Territorialreform<br />

1969/70 bestehend aus den Ortsteilen <strong>Beuren</strong> und Prosterath – gehört zur Verbandsgemeinde<br />

Hermeskeil. Sie hat heute etwa 960 Einwohner bei einer leichten Tendenz zur Abnahme<br />

seit etwa 1970. <strong>Beuren</strong> ist deutlich vom demographischen Wandel betroffen, die Geburtenzahlen<br />

haben abgenommen, der Anteil der Über-60jährigen liegt bei 20 Prozent, die Todesfälle liegen<br />

regelmäßig über denen der Geburten. Jüngere <strong>Beuren</strong>er Familien am Beginn der beruflichen Laufbahn<br />

verlassen den Ort, an ihrer Stelle ziehen Familien im erwerbstätigen Alter von außen nach,<br />

kaufen Häuser, pendeln zur Arbeit. <strong>Beuren</strong> hat in den wenigen Gewerbebetrieben etwa zwanzig<br />

abhängig Beschäftigte (Elektro-Firma, Bauunternehmen, Stahlbau, Lebensmittelladen, Gastronomie,<br />

Heizungsbauer, zwei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe) – die weitaus meisten<br />

Erwerbstätigen, etwa 400, pendeln zur Arbeit nach Trier, Luxemburg, Hermeskeil, Thalfang/<br />

Morbach oder ins Saarland – es mag auch Arbeitslose und Telearbeiter geben. <strong>Beuren</strong> hat kein<br />

eigenes Gewerbegebiet, aber ca. 60 Baugrundstücke innerhalb der Ortslage, für die eine geeignete<br />

Vermarktung gefunden werden soll. Wesentliche Versorgungseinrichtungen sind vorhanden:<br />

Gemeindehaus und Kirche, Allgemeinarztpraxis und Apotheke, Lebensmittelladen, Post,<br />

Gaststätte. DSL-Zugang ist vorhanden. Zurzeit stehen keine Häuser leer.<br />

Aber in vielen der ca. 350 Häuser leben nur eine oder zwei ältere Personen. Es ist<br />

abzusehen, wann es diese nicht mehr gibt und die Häuser danach leer stehen oder von den Erben<br />

in irgendeiner Weise vermarktet werden (Selbstnutzung, Vermietung, Verkauf). Viele Häuser<br />

werden auch von Menschen an der Schwelle zum Rentenalter bewohnt, sind also in der Regel<br />

schuldenfrei, wobei die Bewohner wenig Neigung zeigen dürften, neue Kredite aufzunehmen.<br />

Grundschule und Kindergarten werden im Verbund mit sechs weiteren Ortsgemeinden<br />

betrieben. Angesichts der abnehmenden Kinderzahlen ist fraglich, ob bzw. wie lange das so weiter<br />

geführt werden kann. <strong>Beuren</strong> hat ein reges Vereinsleben: Sportverein, Heimatverein, Gesangverein,<br />

Geselligkeitsverein, Freiwillige Feuerwehren in <strong>Beuren</strong> und Prosterath, Dorfgemeinschaft<br />

Prosterath (Verein), Wanderverein; Gruppen: Dart-Club, Jugendclub, Mutter und Kind, Gymnastik,<br />

Frauengemeinschaft, Kath. Erwachsenenbildung. Bisherige Trends weisen eher auf langsame<br />

Bevölkerungsabnahme und Rückbau der Infrastruktur – in <strong>Beuren</strong> wie in den umliegenden<br />

3


Ortsgemeinden. Das wird durch die Regionalplanung unterstützt, die die Konzentration der<br />

Infrastrukturen auf die Mittelzentren vorsieht.<br />

Auch wenn jedes Dorf sein eigenes Profil und seine eigene Geschichte hat, zeigt <strong>Beuren</strong><br />

doch viele Gemeinsamkeiten mit anderen Dörfern unserer Region. Die Frage nach der Zukunftsfähigkeit<br />

der heutigen dörflichen Strukturen wird seit längerem gestellt. Die vorhandene Infrastruktur<br />

reicht heute noch hin, es wird aber schwieriger, für manche Einrichtungen geeignete<br />

Betreiber, für ehrenamtliche Leistungen genügend Engagierte zu finden. Die nächste Stufe des<br />

Rückgangs würde dann an verfallenden Häusern in der Ortskernen erkennbar.<br />

<strong>Beuren</strong> hat etwa 350 Gebäude, die durchgehend mit Heizöl, daneben mit einem gewissen<br />

Anteil an Scheitholz beheizt werden. <strong>Beuren</strong> verbraucht heute rund 12 Mio kWh Energie im Jahr,<br />

Strom und Wärme, ohne Mobilität. Das entspricht ungefähr einer Mio Liter Heizöl im Jahr und<br />

einem Ausstoß von rund 3.000 t CO2.<br />

Der Gesamtenergiebedarf setzt sich wie folgt zusammen: thermische Energie für Heizung 9.536<br />

MWh/a (81 %), thermische Energie für Warmwasserbereitung 700 MWh/a (6 %), elektrische<br />

Energie 1.515 MWh/a (13 %). Der gesamte Energiebedarf der Haushalte und der öffentlichen<br />

Gebäude in <strong>Beuren</strong> und Prosterath beläuft sich somit auf etwa 11,75 GWh/a.<br />

3. Überblick über die einzelnen Bestandteile<br />

3.1 Dorfstrukturanalyse<br />

In einem ersten Schritt wurde OIKOS von der Ortsgemeinde beauftragt, in einer Dorfstrukturanalyse<br />

den Gesamtenergiebedarf der Ortsgemeinde festzustellen und eine erste Einschätzung<br />

darüber abzugeben, welche Einsparpotenziale und welche Möglichkeiten für den Einsatz<br />

erneuerbarer Energien bestehen. Die Untersuchung führte zum Ergebnis, dass die Gemeinde im<br />

Jahr etwa zwölf Millionen kWh an Energie für Strom und Raumwärme einsetzt, die weitaus<br />

überwiegend aus fossilen Primärenergien, ein kleinerer Anteil aus Brennholz gedeckt werden. Die<br />

4


technischen Einsparpotenziale wurden auf mindestens 50 % geschätzt; weitere 50 % können<br />

grundsätzlich durch erneuerbare Energien bereit gestellt werden:<br />

Ergebnis: Etwa 6,1 Mio kWh/a können durch Gebäudesanierung, 300.000 kWh/a durch<br />

energieeffizientere Geräte eingespart werden. Von insgesamt rund 10.000 m 2 Dachflächen können<br />

etwa 25 %, d.h. 2.500 m 2 für Solarenergie genutzt werden, sofern Zustand und Statik der Dächer<br />

das erlauben. Bei 115 kWh/a/m 2 für Photovoltaik bzw. 500 kWh/a/m 2 Kollektorfläche hängt die<br />

maximal erzielbare Energieausbeute vom Mix aus beiden ab. Ob und in welchem Umfang<br />

erneuerbare Energien aus Biomasse, Geothermie, aus Windkraft und/oder aus PV-Freianlage<br />

gewonnen werden können, war nicht Gegenstand der Dorfstrukturanalyse und im Zeitpunkt dieser<br />

Untersuchung noch nicht zu beurteilen.<br />

Die Untersuchung wurde in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt und erläutert.<br />

OIKOS erhielt darauf den Auftrag, in einer Machbarkeitsstudie festzustellen, durch welche<br />

Maßnahmen die Gemeinde energieautark werden könnte. OIKOS hat daraufhin ein Arbeitsprogramm<br />

ausgearbeitet, mit dem Gemeinderat besprochen und dem MUFV mit dem Antrag auf<br />

Förderung eingereicht. Dem Antrag ist entsprochen worden. Die Bewilligung hat allerdings eine<br />

Förderung von Strukturanalysen privater Wohngebäude ausdrücklich ausgeschlossen, die<br />

öffentlichen Gebäude im Eigentum der Ortsgemeinde allerdings einbezogen.<br />

3.2: Energieeinsparung in den öffentlichen Gebäuden<br />

In <strong>Beuren</strong> stehen sieben öffentliche Gebäude, die unterschiedlichen Eigentümern gehören:<br />

Gebäude Eigentümer GSA bezahlt durch<br />

Bürgerhaus Ortsgemeinde MUFV<br />

Schule Verbandsgemeinde VG<br />

Kindergarten Zweckverband Kindergarten ZV<br />

Feuerwehrhaus <strong>Beuren</strong> VG VG<br />

Feuerwehrhaus Prosterath VG VG<br />

Fischerhütte Ortsgemeinde MUFV<br />

Sportplatzgebäude Ortsgemeinde MUFV<br />

____________________________________________________________________<br />

Für jedes dieser Gebäude ist im Auftrag des Eigentümers eine ausführliche Gebäudestrukturanalyse<br />

durchgeführt und mit dem Eigentümer besprochen worden. Gegenstände der<br />

Untersuchung waren (1) die Energie-Einsparpotenziale, (2) die Eignung für die Versorgung mit<br />

erneuerbaren Energien, (3) die ökologischen und wirtschaftlichen Einspareffekte, die dadurch<br />

erzielt werden können, (4) Empfehlungen an den Eigentümer, was mit dem Gebäude geschehen<br />

solle, samt der Amortisationszeit bei unterschiedlichen Investitionen. Die praktische Umsetzung<br />

bedarf nun entsprechender Beschlüsse der zuständigen Gremien.<br />

3.3 Energieeinsparung in privaten Wohngebäuden<br />

Sowohl die Reaktionen auf unsere erste Befragung als auch die Teilnahme an unseren öffentlichen<br />

Veranstaltungen belegen, dass viele Hauseigentümer an einer energetischen Erneuerung<br />

ihrer Immobilie großes Interesse haben. Daran hat auch der Rückgang des Ölpreises nichts<br />

Wesentliches geändert. Vor allem aber wollen sie, bevor sie eine solche Entscheidung treffen,<br />

wissen, mit welchen Kosten sie rechnen müssen und ob und wie sich eine Investition amortisiert.<br />

5


Also brauchen sie eine individuelle, auf ihre spezifische Situation passende Beratung. Wir haben<br />

dafür die Gebäudestrukturanalyse (GSA) entwickelt, die nicht nur technische Daten erhebt,<br />

sondern auf die persönlichen Umstände des Haushalts, seine Mittel und deren zeitliche Entwicklung<br />

eingeht und darauf abgestellte Empfehlungen gibt.<br />

Der Eigentümer möchte wissen, wie er in welchen zeitlich gestaffelten und auf seine<br />

Einkommenssituation abgestellten Schritten investieren soll, welchen ökologischen Effekt er<br />

damit erzielt, wie seine Investition finanziert werden soll und wie sie sich amortisiert. Diese<br />

Beratung muss nicht nur fachkundig und verständlich sein und eine saubere Entscheidungsgrundlage<br />

liefern, sie soll auch möglichst preiswert angeboten werden. Die gängigen Förderprogramme<br />

berücksichtigen nicht, dass gerade diese Beratung das wichtigste Instrument ist, um<br />

Eigentümer zur Investition zu bewegen. Sie bauen Hürden auf, die der Eigentümer erst überwinden<br />

muss, anstatt ihm die Entscheidung so leicht wie möglich zu machen. Dazu kommt, dass die<br />

Hausbanken nur mäßiges Interesse an einer Förderberatung haben, weil sie daran nichts<br />

verdienen.<br />

Das MUFV hat die für die GSA-W beantragten Mittel mit dem Hinweis nicht bewilligt,<br />

dafür gebe es spezialisierte Programme des Bundes (Vor-Ort-Beratung der KfW und der BAFA),<br />

so dass eine Förderung nicht möglich sei. Unsere Erfahrungen dazu:<br />

BAFA: Das BAFA sieht zwar eine Vor-Ort-Beratung durch ausgewiesene Energieberater<br />

vor, die pro Fall mit 300 EUR (maximal 50 % der tatsächlichen Kosten) pauschal<br />

gefördert wird. Allerdings ist die Mindestanforderung der BAFA so ausführlich, so<br />

detailliert und so technisch, dass viele Energieberater auf die Förderung verzichten, weil<br />

der Aufwand jedes dem Hauseigentümer zumutbare Maß übersteigt. Zudem ist das zu<br />

erstellende Gutachten ausschließlich auf technische Daten des Gebäudes abgestellt und<br />

interessiert sich wenig für den Haushalt. Auf Rückfrage bestätigt dies das BAFA auch und<br />

begründet es damit, ein solches Gutachten solle acht Jahre Bestand haben, und in dieser<br />

Zeit könne sich in einem Haushalt viel verändern.<br />

KfW: Die KfW lässt in ihrem Wohnungsmodernisierungsprogramm zu, dass auch<br />

Planungs- und Beratungskosten in die förderfähige Summe eingerechnet werden können.<br />

Allerdings ist das im Kreditverfahren nur möglich, wenn sie in einem Paket zusammen mit<br />

den Investitionsmaßnahmen beantragt werden. Dann fallen diese Kosten unter die<br />

Förderung durch Zinsverbilligung. Der Hauseigentümer muss also seine<br />

Investitionsentscheidung bereits betroffen haben und hat keine Möglichkeit, vorher<br />

einigermaßen verlässliche, auf seine spezifische Situation eingehende Informationen zu<br />

erhalten.<br />

LTH: Auch die Landestreuhandbank hat ein Wohnungsmodernisierungsprogramm, in<br />

dessen Rahmen Planungs- und Beratungskosten mit gefördert werden können. Hier gilt<br />

das Gleiche wie bei der KfW. Wir haben in Verhandlungen mit der LTH (und diese wieder<br />

mit dem Finanzministerium) für das Modellprojekt <strong>Beuren</strong> keine Sonderkonditionen<br />

erreichen können:<br />

Wir haben andere Wege gesucht:<br />

Den SWT (die eine eigene Vor-Ort-Beratung aufbauen wollen) haben wir vorgeschlagen,<br />

mit uns gemeinsam die GSA in <strong>Beuren</strong> durchzuführen und dies als Test- und Übungsfall zu<br />

betrachten und aus diesem Grund zu subventionieren. Die SWT haben dem am 3.6. zugestimmt.<br />

Mit dem zur Verfügung gestellten Betrag können höchstens 40 GSA-W durchgeführt werden. Die<br />

sind ausgeschrieben worden. 28 Hauseigentümer haben bisher davon Gebrauch gemacht. Die<br />

schriftlichen GSA-Berichte sind fertig gestellt und werden den Eigentümern übermittelt. In einer<br />

öffentlichen Veranstaltung am 18. Februar 2010 werden die Ergebnisse erläutert, daran schließen<br />

sich individuelle Beratungen an.<br />

6


Auch wenn dieser Aufwand schließlich für den Fall <strong>Beuren</strong> zum Erfolg führte, ist dieses<br />

Verfahren nicht generalisierbar. Es ist nur auf den einmaligen Modellfall zugeschnitten, ganz<br />

abgesehen von dem für ein normales Unternehmen prohibitiven Aufwand, mit dem diese Lösung<br />

erst erreicht werden konnte. Die gängigen Förderinstrumente sind nicht geeignet, die spezifische<br />

Klientel anzusprechen, mit der wir es hier zu tun haben: Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern<br />

mit in der Regel kleinem bis mittleren Einkommen, oftmals nicht weit vom Rentenalter<br />

entfernt, die ihr Haus noch nicht ganz oder gerade erst abbezahlt haben; Haushalte mit bescheidenem<br />

Einkommen, die – wenn überhaupt – die Erneuerung nur über längere Zeiträume planen<br />

können. Auch wenn also die Bereitschaft zur Erneuerung grundsätzlich da ist, sind die Wege<br />

dahin nicht attraktiv, zu bürokratisch, zu wenig auf die eigene Situation abgestellt. Das wird durch<br />

unsere Erfahrung in anderen Dörfern bestätigt.<br />

3.3 Erneuerbare Energien<br />

3.3.1 Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomasse<br />

Wir haben in der Machbarkeitsstudie gemeinsam mit den SWT geprüft, ob eine Versorgung mit<br />

Strom und Raumwärme durch Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomasse und Nahwärmenetz sinnvoll<br />

sei. Wir sind zum Ergebnis gekommen, dass dies nicht realistisch ist, vor allem weil die Höhe der<br />

nötigen Investitionen in keinem wirtschaftlich vertretbaren Verhältnis zu den realisierbaren<br />

Anschlussdichten steht. Alleine für das Nahwärmenetz wären ca. 4,8 Mio EUR an Investitionen<br />

nötig, dazu kommen die Kosten für die Erzeugereinheit. Die für einen wirtschaftlichen Betrieb<br />

notwendige Wärmedichte kann in <strong>Beuren</strong> nicht erreicht werden, zumal dann, wenn durch<br />

Verbesserungen in der Außenhautdämmung der Gebäude der Heizbedarf sinkt. Es gibt neben den<br />

privaten Haushalten keine nennenswerte Wärmesenke. Auch die Einspeisung von Biogas in eine<br />

bestehende Gasleitung kommt nicht in Frage, weil eine zugängliche Gasleitung nicht besteht. Dies<br />

wurde in einer öffentlichen Veranstaltung erläutert und diese Lösung dann nicht weiter verfolgt.<br />

3.3.2 Windenergie<br />

Die Gemeinde <strong>Beuren</strong> hatte früher schon einmal eine Genehmigung für sieben Windkraftanlagen<br />

beantragt, die aber 2006 bis OVG abgelehnt worden ist. Im Kontakt mit Prof. Hendler, Institut für<br />

Umwelt- und Technikrecht der Universität Trier, ist ein neuer Anlauf beschlossen worden: Zum<br />

Einen hat sich die Rechtsgrundlage geändert, so dass für das ursprüngliche Projekt mit gewissen<br />

Modifikationen womöglich doch Chancen auf Genehmigung bestehen. Zweitens hat sich auch die<br />

politische Einschätzung der Windkraft verändert. Der Antrag auf Eröffnung eines Raumordnungsverfahrens<br />

wurde im Gespräch zwischen Gemeinde, SWT und OIKOS abgestimmt und von SWT<br />

bei Prof. Hendler in Auftrag gegeben. In jedem Fall und unter jedem Betreibermodell kämen der<br />

Gemeinde daraus Gewerbesteuer und Konzessionsabgabe zugute. Ein formeller Antrag wird<br />

voraussichtlich Ende Februar 2010 eingereicht werden. Die gesetzliche Frist bis zur Entscheidung<br />

darüber beträgt sechs Monate. Für technische Planung und Bau der Anlage werden etwa zwei<br />

Jahre angesetzt.<br />

7


3.3.3 Solarthermie<br />

Die SWT haben einen Vergleich zwischen einer Sonnenkollektoranlage und der Kombination<br />

Wärmepumpe/Photovoltaik durchgeführt und sind dabei zum Schluss gekommen, dass „die<br />

Wirtschaftlichkeit einer thermischen Solaranlage stark angezweifelt werden darf“ (Marx 2009,<br />

65). Die Entscheidung über den Einsatz thermischer Solaranlagen liegt bei den Hauseigentümern.<br />

Sie sind im Rahmen der GSA-W darauf und auf die Eignung ihrer Dächer besonders hingewiesen<br />

worden.<br />

3.3.4 Photovoltaik<br />

Die Möglichkeiten für Photovoltaik-Anlagen sind für das gesamte Dorf grob geschätzt, für die<br />

untersuchten Wohngebäude und öffentlichen Gebäude genauer analysiert worden. Die<br />

Entscheidung über den Einsatz von PV-Anlagen liegt bei den Hauseigentümern. Sie sind im<br />

Rahmen der GSA-Ö bzw. der GSA-W darauf und auf die Eignung ihrer Dächer besonders<br />

hingewiesen worden.<br />

Ebenfalls geprüft wurde die Möglichkeit, auf gemeindeeigenen Grundstücken eine<br />

Freiflächen-PV-Anlage zu errichten. Dies setzt, um eine wirtschaftlich vertretbare Lösung zu<br />

finden, voraus, dass aus den zerstückelten Flächen durch Umlegung, Zukauf bzw. in Gemeinschaft<br />

mit weiteren Eigentümern ein größeres Grundstück definiert werden kann. Das Ergebnis<br />

der dafür nötigen Verhandlungen kann heute noch nicht vorhergesehen werden. Zweiter<br />

Vorbehalt: Der nächste mögliche Einspeisepunkt liegt bei Reinsfeld, ca. 5 km entfernt. Die<br />

Zuleitung erfordert daher Investitionen, die die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens in Frage stellen<br />

könnten. Unter diesen beiden Vorbehalten würde eine Anlage mit maximal 4,5 ha und 1,5 MWp<br />

und einer Investitionssumme von rund 4 Mio Euro denkbar sein. Wenn nicht zusätzliche<br />

Eigentümer gewonnen werden können, ist eine wirtschaftlich vertretbare Lösung<br />

unwahrscheinlich.<br />

3.3.5 Wärmepumpen<br />

„Den Hauptbestandteil der angedachten Versorgung mit Wärmeenergie bildet die Wärmepumpe.<br />

Diese nutzt die Energie, die in der Luft, im Wasser oder im Erdreich vorhanden ist, wandelt sie in<br />

nutzbare Wärmeenergie um und stellt diese über ein Heizsystem zur Verfügung. Grundsätzlich ist<br />

das Potential für Wärmepumpen unerschöpflich. Mit einer Wärmepumpe kann am jeweiligen<br />

Einsatzort absolut emissionsfrei geheizt werden. Wird die Energie, die benötigt wird, um eine<br />

Wärmepumpe zu betreiben, aus regenerativen Energieträgern zu Verfügung gestellt, kann diese<br />

auch gesamtenergetisch nahezu emissionsfrei betrieben werden. Eine Wärmepumpenheizung<br />

besteht aus drei Teilen, der Wärmequellenanlage, der Wärmepumpe selbst und einem<br />

Wärmeverteil- und Speichersystem. Um einen effektiven Betrieb zu gewährleisten, müssen die<br />

Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sein. Am wirtschaftlichsten arbeiten Wärmepumpen,<br />

wenn die Differenz der Wärmequelleneintrittstemperatur zur Temperatur des Heizkreises<br />

möglichst gering ist. Daher sollte die Wärmeabgabe üblicherweise über eine Niedertemperaturheizung<br />

erfolgen, einem Heizsystem, das im Neubau bereits zum Standard gehört. Im Bestandsbau<br />

kann ein solches System aber auch durchaus nachgerüstet werden und besteht im<br />

Allgemeinen aus einer Flächenheizung, die beispielsweise als Fußboden- oder Wandheizung<br />

ausgeführt sein kann.<br />

8


Luft/Wasser-Wärmepumpen entziehen der Außenluft sogar bei Temperaturen von bis zu<br />

-20°C noch Heizenergie. Das schwankende und gerade in der Heizsaison niedrige Temperaturniveau<br />

der Außenluft hat durch den größeren Temperaturhub jedoch eine geringere Leistungszahl<br />

und somit einen höheren Energiebedarf zur Folge. Gleichzeitig steigt der Wärmebedarf des<br />

Gebäudes. Luft/Wasser Wärmepumpen werden daher normalerweise nicht monovalent betrieben.<br />

Der bivalente Betrieb, d.h. der Betrieb mit einer zweiten Wärmequelle, kann im Gebäudebestand<br />

eine interessante und kostengünstige Alternative sein.“ (Marx 2009, 44 ff.)<br />

Die SWT haben den Standort <strong>Beuren</strong> sowohl auf die zugänglichen Wärmequellen als auch<br />

für die möglichen Betriebsarten untersucht. Technisch und wirtschaftlich kommt hier nur die<br />

Luft-Wasser-Wärmepumpe im bivalenten Betrieb in Frage. Damit werden auch kostengünstige<br />

Dimensionierungen der Anlagen möglich.<br />

Bei der Gebäudesanierung muss die beabsichtigte Nutzung einer Wärmepumpe rechtzeitig<br />

bedacht werden, so dass mit möglichst niedrigen Vorlauftemperaturen gearbeitet werden kann. Es<br />

wird daher für jedes Gebäude eine individuelle Lösung geben, die jeweils auch mit spezifischen<br />

Kosten einhergeht. Dazu besteht die Möglichkeit, eine Wärmepumpe zu kaufen und sie im jeweiligen<br />

Eigentum zu betreiben. Die SWT bieten aber Wärmepumpen auch im Contracting an, d.h.<br />

sie übernehmen Anschaffung, Installation und Wartung, nutzen dabei auch Skalenvorteile, und<br />

rechnen diese über eine Wärmeabgabe ab. Der Vorteil der zweiten Lösung liegt einmal im geringeren<br />

Kapitalbedarf für den Eigentümer, aber auch darin, dass die SWT während der Laufzeit des<br />

Vertrages technische Neuerungen vornehmen, sobald diese zu wirtschaftlich darstellbaren, und<br />

damit in der Regel auch zu ökologischen Einsparungen führen. Diese hohe Flexibilität ist z.B.<br />

dann erwünscht, wenn ein Eigentümer die Dämmung seines Hauses über einen längeren Zeitraum<br />

strecken will – die Wärmepumpe kann dem jeweils aktuellen Bedarf angepasst werden.<br />

Die Entscheidung liegt beim einzelnen Hauseigentümer. Der Gemeinderat <strong>Beuren</strong> hat die<br />

SWT beauftragt, für die öffentlichen Gebäude beide Lösungen durchzurechnen und vorzustellen.<br />

3.3.6 Fazit<br />

Die Untersuchung hat zu einem klar nachvollziehbaren Ergebnis geführt: Empfohlen wird der<br />

Gemeinde <strong>Beuren</strong> neben Maßnahmen zur Energieeinsparung die schrittweise Umstellung der<br />

Wärmversorgung auf die Kombination von Luft-Wärmepumpen mit Photovoltaik, sowohl für die<br />

privaten wie für die öffentlichen Gebäude. Da jedes Gebäude eine individuelle Lösung verlangt<br />

und jeweils unterschiedliche Lösungen möglich sind, können die Kosten für die Investitionen<br />

nicht pauschal angegeben werden. Dazu liefern die GSA-Berichte die nötige Datengrundlage. In<br />

einem Contracting-Modell, das die SWT für <strong>Beuren</strong> anbieten wollen, können neben den Kosten<br />

für Erstellung und Betrieb der Anlage evtl. auch Kosten für die Sanierung des Gebäudes<br />

einbezogen werden. Damit würde eine optimale Abstimmung der verschiedenen Komponenten<br />

möglich, die entsprechende wirtschaftliche und ökologische Vorteile zur Folge hätte.<br />

4. Öffentlichkeit<br />

Es versteht sich von selbst, dass nur die Bürger von <strong>Beuren</strong> so etwas wie ein Energie+-Dorf<br />

schaffen können; unsere Funktion dabei kann nur unterstützend, ermutigend, anregend sein.<br />

Deshalb setzen Begriffe wie Öffentlichkeitsarbeit oder Bürgerbeteiligung einen falschen Akzent.<br />

Hier werden die Begleitmaßnahmen genannt, mit denen wir den Prozess unterstützt haben.<br />

9


Zunächst erging im Sommer 2008 der Auftrag des Gemeinderates an OIKOS, eine erste<br />

Dorfanalyse zu erstellen und damit erste Abschätzungen des gesamten Energiebedarfs, der<br />

Einsparmöglichkeiten und der Einsatzmöglichkeiten regenerativer Energien vorzulegen. Diesen<br />

Bericht (Anlage) haben wir am 25. September 2008 den Bürgern in öffentlicher Sitzung im<br />

Gemeindehaus <strong>Beuren</strong> vorgestellt. Anwesend waren etwa 120 Personen, darunter auch der<br />

Vertreter des MUFV, der Verbandsbürgermeister sowie Ortsbürgermeister anderer Gemeinden.<br />

Der Gemeinderat fasste daraufhin den Beschluss, OIKOS mit einer umfassenden Machbarkeitsstudie<br />

zu beauftragen.<br />

Am 18. November 2008 haben wir in öffentlicher Sitzung dem Gemeinderat das geplante<br />

Vorgehen erläutert. Grundlage dafür waren der Entwurf eines Förderungsantrages an das MUFV<br />

und eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit mit den SWT. Neben den Mitgliedern des<br />

Gemeinderates waren etwa 30 Bürger anwesend.<br />

Am 18. Januar 2009 war das Projekt wichtigstes Thema beim Neujahrsempfang des<br />

Ortsbürgermeisters. In Anwesenheit des Landrates, der Landtagsabgeordneten, des Bundestagsabgeordneten<br />

und Staatssekretärs im Bundesministerium der Finanzen Karl Diller sowie der<br />

Verbandsbürgermeisters wurde zahlreichen Bürgern das Konzept noch einmal kurz erläutert.<br />

Am 13./14. Februar führte OIKOS eine Informationsveranstaltung zum Thema<br />

Energieeinsparung durch Gebäudesanierung durch. Am Freitagabend wurden Vorträge gehalten<br />

von EOR (Sarah Reusch) und OIKOS (Stein) (entgegen einer Zusage war die Verbraucherzentrale<br />

nicht da). Anwesend waren 45 Personen. Am Samstag gab es ganztägig Informationsstände von<br />

EOR, Verbraucherzentrale, Sparkasse, Umweltzentrum der Handwerkskammer, OIKOS und<br />

einigen Betrieben der Region. OIKOS hat für Interessierte an Thermografieaufnahmen ihres<br />

Gebäudes die GSA erläutert.<br />

Am Samstag 14. März 2009 fand eine ganztägige Exkursion nach Beckerich/Luxemburg<br />

statt. 50 Personen nehmen daran teil, davon 40 Einwohner von <strong>Beuren</strong>, dazu Mitarbeiter der<br />

SWT, Mitarbeiter von OIKOS, Mitglieder der LA21, der VBB. Bürgermeister Camille Gira stellte<br />

das Konzept ausführlich vor, samt seiner Verankerung in globaler Nachhaltigkeit, und begleitete<br />

und kommentierte die anschließende Besichtigung: Biogas-Anlage, BHKW, Holzschnitzel-<br />

Anlage, Sporthalle, Kindertagesstätte: sehr engagiert, sehr begeisternd, der Funke springt über.<br />

Alle verstehen: Das klappt, wenn man es will, da ist viel zu lernen. Zentral wichtig, so Gira, ist es,<br />

dass möglichst alle das Projekt unterstützen, alle mitmachen.<br />

Am 23. April haben Bernd Hamm und Rudolf Schöller den Stand des Projekts und das<br />

weitere Vorgehen in einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderates erläutert.<br />

Am 7. Juli stellten OIKOS/Stadtwerke das Thema Raumwärme zur Diskussion: Behandelt<br />

wurden die Alternationen BHKW/Biomasse/Nahwärmenetz/Saisonaler Speicher auf der einen<br />

Seite, Solarthermie/PV/Wärmepumpen auf der anderen. Dabei ging es insbesondere auch um<br />

Fragen der Wirtschaftlichkeit. Die SWT könnten die Wärmepumpen im Contracting betreiben und<br />

über Wärmeabgabe abrechnen. Die Anlagen könnten nach einer bestimmten Zeit auch ins<br />

Eigentum der Hauseigentümer übergehen.<br />

Am 29. September, nach der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderates, stellten<br />

OIKOS/SWT das Konzept samt ersten Wirtschaftlichkeitsrechnungen in einer öffentlichen<br />

Sitzung des Gemeinderates zur Diskussion. Die SWT erhielten den Auftrag, (a) das Potenzial<br />

gemeindeeigener Flächen für eine Freiflächen-PV-Anlage zu prüfen, (b) zu untersuchen, in<br />

welchen Varianten und unter welchen wirtschaftlichen Bedingungen die Versorgung der<br />

öffentlichen Gebäude betrieben werden kann.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden zusammen mit den Ergebnissen der GSA-W<br />

am 18. Februar in einer öffentlichen Versammlung in <strong>Beuren</strong> vorgestellt. Daran anschließend<br />

werden in individuellen Terminen die GSA-W samt den daraus sich ergebenden Empfehlungen<br />

mit den Eigentümern erläutert. Die Gemeinde wird dann darüber entscheiden, was sie in die<br />

Erneuerung der öffentlichen Gebäude investieren will.<br />

10


Die Presse hat das Projekt durchgehend und mit Sympathie begleitet (siehe Pressespiegel<br />

im Anhang). Der vorliegende Schlussbericht ist Textgrundlage für eine Broschüre, in der den<br />

Bewohnern von <strong>Beuren</strong>, aber auch anderen Interessierten, das Projekt in knapper, leicht<br />

verständlicher und gut illustrierter Form dargestellt werden kann. Auch dies kann dazu beitragen,<br />

dass sich weitere Eigentümer dem Vorhaben anschließen.<br />

Kap. 5: Gesamteinschätzung<br />

An <strong>Beuren</strong> lässt sich demonstrieren, was zurzeit rund um die Republik angestrebt wird: <strong>Beuren</strong><br />

verbraucht heute, bei etwa 1.000 Einwohnern, rund 12 Mio kWh Energie, Strom und Wärme,<br />

ohne Mobilität. Das entspricht ungefähr einer Mio Liter Heizöl im Jahr und einem Ausstoß von<br />

rund 3.000 t CO2. Wir haben nachgewiesen, dass theoretisch die Hälfte davon eingespart, die<br />

andere Hälfte CO2-neutral ersetzt werden kann. Das setzt natürlich voraus, dass alle Gebäude<br />

optimal gedämmt werden (was für sich schon ein wichtiges Beschäftigungsprogramm wäre).<br />

Heute fließen von den Heizölkosten pro Jahr fast 60 Prozent, also 300.000 EUR, ins Ausland,<br />

120.000 bleiben irgendwo in Deutschland, nur 80.000 bleiben in der Region. Das ergäbe<br />

theoretisch einen Zuschuss von 20.000 EUR für jedes der 200 sanierungsbedürftigen Häuser.<br />

Wenn die in der Region verblieben, ließen sich daraus Arbeit und Infrastruktur finanzieren. Der<br />

Strombedarf der Gemeinde kann mehr als gedeckt werden, in erster Linie durch Windkraft – die<br />

Gemeinde würde sogar exportieren können. Energie-Autarkie ist also möglich. Ein massiver<br />

Beitrag zum Klimaschutz mit nahezu Null Emissionen ist möglich. Wertschöpfung und<br />

Beschäftigung können in der Region gehalten werden.<br />

In der stets vorzüglichen Zusammenarbeit mit den SWT könnte ein Konzept entwickelt<br />

werden, das energetische Gebäudesanierung, Wärmeversorgung und Photovoltaik auf eine<br />

technisch, ökologisch und wirtschaftlich optimal abgestimmte Weise miteinander verknüpft. Im<br />

Prozess der praktischen Umsetzung dürften sich Nachahmereffekte ergeben, so dass über die<br />

während der Laufzeit der Machbarkeitsstudie hinausgehende Wirkungen zu erwarten sind. Damit<br />

erfüllt die Untersuchung auch ihren Charakter als Modellvorhaben, das grundsätzlich auch auf<br />

andere Gemeinden übertragen werden kann.<br />

Das Modellvorhaben hat nicht nur erheblich zum Engagement der Bürgerinnen und Bürger<br />

von <strong>Beuren</strong> und zur stärkeren Identifikation mit ihrem Ort beigetragen. Sensibilisierung für<br />

Ökologie und Klimaschutz, Wissen um die Möglichkeiten erneuerbarer Energien verknüpfen sich<br />

auf ideale Weise mit Engagement für den eigenen Wohnort.<br />

Das Projekt hat darüber hinaus auch zusätzliche Mittel generiert: Von der Ortsgemeinde<br />

15.000 EUR, von der VG 7.500 EUR, von den SWT 28.000 EUR plus an Aufträgen an Dritte<br />

weitere 4.000 EUR, zusammen als 54.500 EUR. Die Arbeitsstunden, die die SWT für das Projekt<br />

aufgewendet haben, können hier nicht beziffert werden; sie dürften sich auf mehrere Mann-<br />

Monate belaufen.<br />

Welche Folgeinvestitionen aus dem Projekt entstehen, welche Beschäftigung und<br />

Wertschöpfung, aber auch welche ökologischen Wirkungen daraus resultieren, lässt sich beim<br />

augenblicklichen Stand des Vorhabens auch nicht annähernd abschätzen. Die Implementation der<br />

vorgeschlagenen Maßnamen wird nicht vollständig geschehen, sie wird einen längeren Zeitraum<br />

in Anspruch nehmen, sie wird zu Nachahmereffekten ermuntern.<br />

Anlagen: Dorfanalyse, Pressespiegel<br />

11


Ökologische Erneuerung als Chance für die<br />

Dorfentwicklung


n=85


Baualtersklasse<br />

Verbrauch<br />

vorher (in<br />

Mio. kWh/a)<br />

Öffentliche Gebäude 0,325 0,250<br />

Private Wohnhäuser<br />

bis 1948 3,875 1,225<br />

1949-1968 2,975 1,075<br />

1969-1983 2,075 0,900<br />

ab 1984 1,925 1,600<br />

Gesamt: , 5 5,050<br />

Verbrauch<br />

nachher (in<br />

Mio. kWh/a)<br />

Private Wohnhäuser: Baualtersklassen<br />

17%<br />

19%<br />

28%<br />

36%<br />

bis 1948<br />

1949-1968<br />

1969-1983<br />

ab 1984

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