Die Neujahrsansprache des OB im Wortlaut - Stadt Weinheim
Die Neujahrsansprache des OB im Wortlaut - Stadt Weinheim
Die Neujahrsansprache des OB im Wortlaut - Stadt Weinheim
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Neujahrsempfang 2013 am 6.1.2013<br />
Meine Damen und Herren, liebe Weinhe<strong>im</strong>erinnen und Weinhe<strong>im</strong>er, verehrte Gäste,<br />
herzlich willkommen alle miteinander hier <strong>im</strong> Ratssaal!<br />
Ich freue mich, dass Sie gekommen sind und wir wieder in so stattlicher Zahl gemeinsam<br />
das neue Jahr begrüßen können. Wir wollen auch dieses Mal zurück und nach vorn<br />
schauen.<br />
Ich begrüße die neue Regentin der „Blüten“!<br />
Wieder einmal kommt sie aus einem Ortsteil, nämlich aus Oberflockenbach. Dort hat man<br />
sie vorhin mit dem Feuerwehrauto abgeholt. Sie ist nämlich – soweit ich weiß – die erste<br />
Weinhe<strong>im</strong>er Feuerwehrfrau, die in den Adelsstand erhoben wurde.<br />
Einen großen Applaus bitte für Prinzessin Yvonne, die Erste und ihren Hofstaat, der<br />
wiederum von der Vorsitzenden der „Weinhe<strong>im</strong>er Blüten“ , Manuela Albrecht, angeführt<br />
wird.<br />
Ein herzliches Willkommen auch den Weinhoheiten aus Lützelsachsen, Weinkönigin<br />
Melissa I.mit ihren Prinzessinnen Bianca und Daniela.<br />
Ein besonderer Gruß gilt unseren Ehrenbürgern, den Herren<br />
Wolfgang Daffinger und Uwe Kleefoot sowie dem Ehrenbürgerehepaar Josephine und Dr.<br />
Hans Werner Hector.<br />
Ich begrüße als Vertreter der hohen Politik, die Herren Abgeordneten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tags, Dr.<br />
Karl Lamers und <strong>des</strong> Landtags, Hans Ulrich Sckerl.<br />
Einen Gruß – den beiden/ dem 1. Bürgermeister/n a.D.,<br />
Rudi Glock und Dr. Wolfgang Androsch, sowie –<br />
an alle – anderen – Trägerinnen und Trägern der Bürgermedaille und der Ehrennadel der<br />
<strong>Stadt</strong> Weinhe<strong>im</strong>, überhaupt allen Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Politik,<br />
Wirtschaft und Gesellschaft sowie den Vertreterinnen und Vertretern der Presse.<br />
Mein Kollege, Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner und seine Frau Anke freuen sich<br />
mit mir und meiner Frau über Ihren Besuch.<br />
Gruß und Dank an alle, die diesen Neujahrsempfang vorbereitet oder heute eine<br />
besondere Rolle oder Aufgabe haben. Ich will hier ganz bewusst auf eine Aufzählung<br />
verzichten. Aber, weil ich es all´ die Jahre noch nie gemacht habe, es drängt mich ganz<br />
besonders, unsere <strong>Stadt</strong>kapelle zu begrüßen und mich bei ihr für das Badner Lied und die<br />
musikalische Begleitung nach dem offiziellen Teil zu bedanken.<br />
Meine Damen und Herren, liebe Partnerinnen und Partner,<br />
der Grund für diese Anrede liegt in einem der Weihnachtsgrüße,<br />
die ich in den letzten Wochen erhielt. Er beginnt mit den folgenden zwei Sätzen, die mir<br />
gut gefallen haben: „Hinter uns liegt ein anspruchsvolles Jahr 2012. Es hat gezeigt, dass<br />
auch in turbulenten Zeiten Erfolg möglich ist – mit dem richtigen Einsatz, der richtigen<br />
Einstellung und vor allem den richtigen Partnern.“<br />
Jedenfalls hat es in der Tat Ansprüche gestellt, das Jahr 2012:<br />
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Der Bürgerkrieg in Syrien zeigt die Hilflosigkeit der Staatengemeinschaft und scheint für<br />
das gewohnte „Gut gegen Böse“-Schema nicht zu taugen.<br />
Weiter südlich konnte – für den Moment – eine Eskalation rund um den Gaza-Streifen<br />
vermieden werden. Über die Siedlungspolitik muss auch der Israel-Freund den Kopf<br />
schütteln.<br />
Der Massenmord in den waffenstrotzenden Vereinigten Staaten hat die ganze Welt<br />
erschüttert.<br />
Auch in Deutschland zerstören Geisterfahrten und Brandunglücke viele Menschenleben.<br />
Anschläge von Terroristen scheitern – noch.<br />
Wir haben – jetzt kommt das Positive – einen neuen Bun<strong>des</strong>präsidenten Und – da<br />
widerspreche ich allen Miesmachern und Spöttern – wir haben völlig zu Recht als<br />
Europäer den Friedensnobelpreis erhalten.<br />
Aufgrund der erfreulichen konjunkturellen Entwicklung sind 2012 in Deutschland sowohl<br />
die Lohneinkommen als auch die Unternehmensgewinne und somit die Steuereinahmen<br />
weiter gestiegen.<br />
<strong>Die</strong>ser Trend wird sich zwar aller Voraussicht nach nicht in dieser Form fortsetzen. Wenn<br />
man aber die Schuldenkrise bedenkt und das fast überall geschrumpfte<br />
Wirtschaftswachstum, dann dürfen wir mit unserer Situation hoch zufrieden sein.<br />
Trotzdem bleibt die Lage unsicher.<br />
Nachdem wir ohne Probleme das Ende <strong>des</strong> Maja-Kalenders überlebt haben, mussten wir<br />
zur Jahreswende wieder einmal mit Schrecken verfolgen, wie unsere amerikanischen<br />
Freunde Haushaltspolitik machen. Mit welchem Zynismus man dort riskiert, dass die<br />
ganze Weltwirtschaft über die Fiskalklippe stürzt, erinnert mich fatal an Berichte vom Ende<br />
der Römischen Republik.<br />
Sicher scheint jedenfalls zu sein, dass es in Zukunft wohl kaum mehr die<br />
Wachstumsraten vergangener Tage geben wird.<br />
Wir in den Kommunen dürfen also nicht leichtsinnig werden und nicht vergessen, auch in<br />
Zeiten belebter Konjunktur die dauerhafte Ertragskraft unserer Verwaltungshaushalte <strong>im</strong><br />
Blick zu behalten. Der Haushaltskonsolidierungsprozess hat auch in Weinhe<strong>im</strong> gezeigt,<br />
was es heißt, über Leistungsreduzierungen zu diskutieren, oder gar über<br />
Leistungsstreichungen.<br />
Denn es sind gerade die Aufgaben, zu denen sich eine Gemeinde ohne staatlichen Druck<br />
bekennt, die freiwilligen Leistungen, die das Profil eines Gemeinwesens, die<br />
Lebensqualität einer <strong>Stadt</strong> ausmachen, ihre Besonderheit: Volkshochschule, Musikschule,<br />
<strong>Stadt</strong>bibliothek, Soziale Vielfalt, Brauchtumspflege, Vereinsleben und Kultur.<br />
Von den Kürzungen der letzten Jahre ist da kein Bereich verschont geblieben. Aber <strong>im</strong><br />
Bestand gefährden wollen und sollten wir diese Stärken Weinhe<strong>im</strong>s nicht.<br />
2012 war für Weinhe<strong>im</strong> ein erfolgreicher Zeitabschnitt, ein Jahr, in dem es mit vielen<br />
Projekten entscheidend voran ging und das in mancherlei Hinsicht deutlich besser verlief<br />
als geplant.<br />
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Der Haushalt 2010 hatte sich schon um fast 6 Millionen Euro verbessert.<br />
2011 betrug die finanzielle Verbesserung dann 9,4 Millionen Euro.<br />
2012 wird es sogar ein Betrag von 13,5 Millionen Euro über Plan sein.<br />
<strong>Die</strong> Sparbemühungen von Gemeinderat und Verwaltung, aber besonders die positive<br />
konjunkturelle Entwicklung, gestatten es uns, auch auf ein gutes Haushaltsjahr 2013 zu<br />
blicken. Erst 2014 schlägt die Systematik <strong>des</strong> Kommunalen Finanzausgleichs dann<br />
wieder unbarmherzig zu.<br />
Unabhängig von all dem: die zentralen Themen bleiben auf der Agenda: Bildung,<br />
Integration, Energieeffizienz, Bürgerbeteiligung und Demographischer Wandel.<br />
Das Thema Bildung hat in unserem Gemeinwesen zu Recht einen hohen Stellenwert.<br />
Mit dem neuen Schuljahr haben – auf drei Stellen – vier neue Schulsozialarbeiterinnen<br />
ihre Tätigkeit aufgenommen. Das Übergangsmanagement, also die Kommunale<br />
Koordinierung der Aktivitäten rund um den Übergang von der Schule in die Berufswelt ,<br />
ist jetzt dauerhafte Aufgabe der <strong>Stadt</strong> Weinhe<strong>im</strong>.<br />
Besonders erfreulich ist der kürzlich <strong>im</strong> Gemeinderat gefasste Beschluss zur<br />
Schulentwicklung Weststadt. Nach einem breit angelegten Moderationsprozess prüfen wir<br />
jetzt die Machbarkeit <strong>des</strong> dort erarbeiteten Wunsch-Szenarios: Danach werden die<br />
Schulstandorte Albert-Schweitzer und Johann-Sebastian-Bach aufgegeben. An der Adam-<br />
Karrillon-Schule sollen das <strong>Stadt</strong>archiv und die Musikschule Badische Bergstraße<br />
untergebracht werden. Neben der <strong>Die</strong>trich-Bonhoeffer-Grundschule, die erhalten bleibt,<br />
soll eine zweite Grundschule in Kombination mit der Johann-Sebastian-Bach-Förderschule<br />
am Rolf-Engelbrecht-Haus entstehen. Letzteres soll – um- oder neugebaut – in einem<br />
Schul- und Kulturzentrum aufgehen.<br />
Mit dieser Entscheidung haben wir nun die einmalige Chance, uns <strong>im</strong> Bildungsbereich neu<br />
aufzustellen, Synergien herzustellen und zu nutzen und auf große und damit teure<br />
Sanierungsvorhaben in Schulen verzichten zu können. Zugleich können wir unserem<br />
<strong>Stadt</strong>archiv und der Musikschule gute Lösungen bieten und insgesamt die Zahl unserer<br />
Immobilien reduzieren. Das senkt unterm Strich die Kosten, und zwar auf Dauer!<br />
<strong>Die</strong>s wird ein Meilenstein werden hin auf dem Weg zu mehr Effektivität und Effizienz<br />
unseres Verwaltungshandelns. Und das sogar mit verbesserten pädagogischen<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Aber noch gilt es abzuwarten, bis uns belastungsfähige Zahlen vorliegen.<br />
Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung stehen wir in der Pflicht. Ursprünglich wurde davon<br />
ausgegangen, dass der ab August 2013 bestehende Rechtsanspruch auf einen<br />
Krippenplatz eingelöst werden kann, wenn für 34 Prozent der Kinder von einem bis drei<br />
Jahren ein Platz zur Verfügung steht.<br />
Dafür arbeiten wir hart, und ich gehe davon aus, dass wir diese Marke schaffen. Ob dies<br />
dann aber reichen wird zur Anspruchserfüllung? Wir werden sehen.<br />
<strong>Die</strong> Spanierin Maria Guerrero Gallego wurde wegen ihres Engagements für die Integration<br />
erste Preisträgerin <strong>des</strong> neuen Rolf-Engelbrecht-Preises . Haben Sie gewusst, meine<br />
Damen und Herren, dass Weinhe<strong>im</strong> nach dem 30-jährigen Krieg rund 300 Auswanderer<br />
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aus der Schweiz aufgenommen hat? Beachtlich, wenn man bedenkt, dass die <strong>Stadt</strong><br />
damals ganze 1.250 Einwohner hatte.<br />
Und 1950 betrug der Anteil der Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung Weinhe<strong>im</strong>s<br />
<strong>im</strong>merhin 7,4%. Alle diese Menschen waren innerhalb von nur wenigen Jahren zu uns<br />
gekommen.<br />
Auch heute noch baue ich mit großer Zuversicht auf die Integrationskraft der<br />
Weinhe<strong>im</strong>erinnen und Weinhe<strong>im</strong>er. Beispiele aus jüngster Zeit bestärken mich darin.<br />
<strong>Die</strong> Kommunale Energiewende hat begonnen. <strong>Die</strong> <strong>Stadt</strong>werke liefern der <strong>Stadt</strong> 100% Öko-<br />
Strom. Ein Kl<strong>im</strong>aschutz-Gutachten ist beauftragt. Rippenweier legt vor mit<br />
Bürgersolaranlage und Holzschnitzelheizung, bald vielleicht mit einem Wärmenetz. <strong>Die</strong><br />
Vermarktung <strong>des</strong> Biogas-Wohngebiets Lützelsachsen Ebene läuft. Der<br />
Teilflächennutzungsplan Windenergie liegt <strong>im</strong> Zeitplan.<br />
Wir kümmern uns um Kl<strong>im</strong>aschutz nicht, weil das chic geworden ist. Nein, wir wollen<br />
verantwortlich für unsere Umwelt handeln und Generationengerechtigkeit gewährleisten.<br />
Und Geld sparen wollen wir auch.<br />
Bürgerbeteiligung wird <strong>im</strong>mer bedeutsamer.<br />
Wenn es auch – noch – keinen Bürgerentscheid in Sachen Breitwiesen oder<br />
Hammelsbrunnen gibt: <strong>Die</strong> Beratung <strong>des</strong> Themas in einem Bürgerdialogverfahren, die<br />
engagierte Arbeit zufällig ausgewählter Bürgerräte – dieses Vorgehen hat die <strong>Stadt</strong><br />
bereichert, methodisch und inhaltlich. Sicher ist jedenfalls: die erarbeiteten Ideen werden<br />
wir berücksichtigen und die <strong>Stadt</strong> wird – auch wenn es nicht zu einem Bürgerentscheid<br />
kommen sollte – die Bürgerschaft bei der weiteren Planung einbeziehen. Denn die<br />
inzwischen zahlreichen Bürgerbeteiligungsprozesse beweisen, dass es sich lohnt,<br />
Betroffene zu Beteiligten zu machen.<br />
Das gilt auch für die Bewältigung der Probleme rund um den Komplex Demographischer<br />
Wandel. Hier leisten Runde Tische zu den Themen Demographie und Demenz eine<br />
bemerkenswerte Arbeit.<br />
An einem anderen Demographieproblem ist allerdings noch zu arbeiten: <strong>Die</strong> Überalterung<br />
unserer Gesellschaft beschert unserer gesamten Volkswirtschaft einen spürbaren<br />
Fachkräftemangel. <strong>Die</strong> Betriebe und Unternehmen haben dies bereits schmerzhaft<br />
erfahren und handeln schon danach. Aber während sich die Privatwirtschaft auf die neue<br />
Situation einstellt, ihre Bemühungen um Nachwuchs erheblich verstärkt und vorhandenes<br />
Personal selbst in konjunkturschwachen Zeiten fast um jeden Preis hält, fehlen den<br />
öffentlichen Verwaltungen die notwendigen Mittel, die erforderlich sind, um hier überhaupt<br />
den Anschluss zu halten. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.<br />
Das Durchschnittsalter der Weinhe<strong>im</strong>er <strong>Stadt</strong>verwaltung ist mittlerweile auf rund 46 Jahre<br />
angestiegen. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass in den nächsten 15 bis 17 Jahren nahezu die Hälfte der<br />
derzeitigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ruhestand treten wird. Das mag noch<br />
lange hin erscheinen. Angesichts <strong>des</strong> vorhandenen fachlichen Knowhows unserer<br />
Verwaltung droht hierdurch aber ein <strong>im</strong>menser Aderlass, dem wir schon jetzt begegnen<br />
müssen.<br />
Denn sobald wir Personalersatz für ausscheidende Beschäftigte und Beamte akut<br />
brauchen, hilft keine Prävention mehr. Dann wird nämlich der Markt der guten Leute<br />
leergefegt sein. Deshalb müssen wir jetzt unseren Kommunalpolitikern die Erkenntnis<br />
näher bringen, dass wir unsere komplexer werdenden Aufgaben nur mit einer<br />
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zukunftsorientierten Verwaltung bewältigen können, dass gut qualifiziertes Personal<br />
Voraussetzung für die Erfüllung dieser Aufgaben ist und dass sich dies nicht mit <strong>im</strong>mer<br />
weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewerkstelligen lässt.<br />
Wenn uns das nicht gelingt und wir <strong>des</strong>halb nicht gegensteuern können, wird es bald auch<br />
wieder Leute geben, die das Lied von der ineffizienten Verwaltung, von inkompetenten<br />
Beschäftigten und faulen Beamten singen werden. Und am lautesten <strong>im</strong> Chor werden<br />
diejenigen zu hören sein, die der öffentlichen Hand zuvor die Personalmittel gekürzt und<br />
ihr in schillernden Farben die überlegene Managementkompetenz der Privatwirtschaft<br />
ausgemalt haben.<br />
Das Gutachten der arf-Gesellschaft für Organisationsentwicklung hat der Verwaltung –<br />
nicht nur nach meiner Einschätzung – ein gutes Zeugnis ausgestellt.<br />
Opt<strong>im</strong>ierungspotentiale gibt es <strong>im</strong>mer. Wir haben sie in der Vergangenheit erkannt und<br />
genutzt. Und auch weiterhin werden Aufgabenkritik und effizienter Personaleinsatz<br />
stattfinden.<br />
Mit der Entscheidung, die Trägerschaft der Jugendhilfe dem Rhein-Neckar-Kreis zu<br />
übertragen, haben wir eine gute Lösung für Weinhe<strong>im</strong> und die benachbarten Gemeinden<br />
gefunden. Und ich bin zuversichtlich, dass ich das be<strong>im</strong> nächsten Neujahrsempfang auch<br />
für die Übertragung der Erziehungsberatungsstelle auf das Pilgerhaus feststellen kann.<br />
Für 2013 sparen wir <strong>im</strong> Bereich der Verwaltung und bei den städtischen Betrieben rund 9<br />
Stellen ein. Obwohl wir <strong>im</strong> Bereich Bildung und Erziehung <strong>im</strong>mer mehr Personal einstellen,<br />
um gesetzlichen Vorgaben nachzukommen, sind unterm Strich rund 5 Stellen weniger<br />
ausgewiesen als bisher. Wir haben damit in der Verwaltung den niedrigsten Personalstand<br />
seit rund 40 Jahren.<br />
<strong>Die</strong> begonnenen Baumaßnahmen wollen wir in diesem Jahr fortführen und teilweise auch<br />
abschließen. Hier nenne ich die Neugestaltung der Fußgängerzone und den Bau einer<br />
Mensa <strong>im</strong> Werner-Heisenberg-Gymnasium. Auch wollen wir uns kräftig um den in die<br />
Jahre gekommenen städtischen Immobilienbestand kümmern. Das ist reine<br />
Werterhaltung.<br />
Nach wie vor investieren wir große Beträge in den Nahverkehr. Anders als vor einem Jahr,<br />
können wir jetzt sicher davon ausgehen, dass das Großprojekt für die ganze Region, die<br />
S-Bahn Rhein-Neckar, <strong>im</strong> Wesentlichen <strong>im</strong> bisherigen Zeitrahmen bleibt und vor allem –<br />
auch was die Lan<strong>des</strong>mittel betrifft – finanziell gesichert ist.<br />
<strong>Die</strong> Umgestaltung unseres Bahnhofsvorplatzes mit der Schaffung <strong>des</strong> Z<strong>OB</strong> soll nun<br />
endlich Wirklichkeit werden. Das Ziel, den Menschen in unserer <strong>Stadt</strong>, in unserer Region<br />
eine möglichst gute ÖPNV-Anbindung und damit Mobilität in allen Lebensphasen bieten zu<br />
können, fordert aber seinen finanziellen Tribut. Dabei denke ich vor allem an die<br />
steigenden Verluste der Busgesellschaft WEBU, denn hierdurch wird sich die<br />
Gewinnausschüttung der <strong>Stadt</strong>werke Weinhe<strong>im</strong> weiter verringern. <strong>Die</strong>se Entwicklung<br />
betrachte ich mit großer Sorge.<br />
Auch <strong>des</strong>halb dürfen wir uns heute nicht von guten Zahlen blenden lassen. <strong>Die</strong><br />
Finanzmittel sind begrenzt. Augenmaß ist gefragt.<br />
Es ist klar, dass wir für das Hallenproblem in Lützelsachsen, in Hohensachsen und in<br />
Oberflockenbach eine Lösung finden müssen. <strong>Die</strong>se kann aber nicht darin liegen, dass<br />
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wir die Gesamtzahl unserer Gebäude, die ohnehin schon hoch ist, <strong>im</strong>mer weiter erhöhen.<br />
<strong>Die</strong>s widerspräche auch Idee und Sinn der Gemeindereform von einst.<br />
Es kann allenfalls darum gehen, unseren Gebäudebestand heutigen und zukünftigen<br />
Anforderungen anzupassen. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsame Lösungen zu<br />
erarbeiten, Synergien zu nutzen und bestehende Liegenschaften zur Mitfinanzierung<br />
einzusetzen. Dazu müssen die Beteiligten – irgendwann – an einen Tisch.<br />
Klar ist: Wollen wir für eine auskömmliche Finanzausstattung Weinhe<strong>im</strong>s sorgen, ohne die<br />
Bürger mit höheren Steuersätzen zu belasten, müssen wir zusätzliche Steuerzahler<br />
gewinnen. <strong>Die</strong>s gelingt über die Einwohnerzahl und über die Zahl der angesiedelten<br />
Gewerbebetriebe. Dafür müssen wir dann aber auch ausreichende und passende<br />
Flächen anbieten können.<br />
Be<strong>im</strong> Wohnungsbau sind wir mit der jetzt abgeschlossenen Erschließung <strong>des</strong> Baugebiets<br />
Lützelsachsen Ebene ein gutes Stück weiter. <strong>Die</strong> Vermarktung der Grundstücke läuft.<br />
Dort werden Familien mit Kindern günstigen Wohnraum in einem modernen ökologischen<br />
Umfeld finden.<br />
Und auch sonst tut sich einiges. In den Wohnpark Leibnizstraße, sind kurz vor<br />
Weihnachten die ersten Neubürger eingezogen. Am Güterbahnhof-Areal stehen der <strong>OB</strong>I-<br />
Rohbau und das Roller-Skelett. Ich wünsche den weiteren Baumaßnahmen dort einen<br />
möglichst geräuschlosen Verlauf und eine nachhaltig lärmdämmende Wirkung. An der<br />
Postkreuzung haben Bebauung und Renovierung einen positiven Effekt. An der<br />
Hildebrand’schen Mühle geht es planvoll weiter, bei 3-Glocken und in der Unteren<br />
Hauptstraße rund um den Rodensteiner Brunnen ebenso.<br />
Ich freue mich – hoffentlich mit vielen von Ihnen – über diese dynamische Entwicklung.<br />
Das gilt auch für das Geschehen in der örtlichen Wirtschaft, <strong>im</strong> Handel, bei den Kirchen,<br />
den Vereinen, ganz generell in der <strong>Stadt</strong>gesellschaft. Wir leben jedenfalls – ich sage das<br />
öfter – in einer quicklebendigen <strong>Stadt</strong>.<br />
Im zurückliegenden Jahr haben mir das zwei der vielen zu feiernden Jubiläen besonders<br />
gezeigt: 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Weinhe<strong>im</strong> und 1.000 Jahre Flockenbach. Wer<br />
dabei war, wird wissen, wie ich´s meine. An der Stelle nochmals mein Kompl<strong>im</strong>ent an alle<br />
Verantwortlichen, <strong>im</strong> zweiten Fall besonders auch an die Hessische Nachbarschaft.<br />
Bei uns steht 2014 das nächste größere <strong>Stadt</strong>jubiläum an. Wir feiern dann „750 Jahre<br />
<strong>Stadt</strong> Weinhe<strong>im</strong>“, genauer: die erste Erwähnung Weinhe<strong>im</strong>s als <strong>Stadt</strong> <strong>im</strong> Jahr 1264.<br />
<strong>Die</strong>ses Jubiläum begehen wir in einem Jahr und in einem historischen Kontext gemeinsam<br />
mit unseren Nachbarstädten Lorsch und Schrieshe<strong>im</strong>; und es wird auch gemeinsame<br />
Aktivitäten geben. Wir werden den Anlass nutzen, um – nach innen wie nach außen –<br />
die Identifikation mit dieser <strong>Stadt</strong> und ihrer Historie weiter zu steigern.<br />
Für Februar ist eine erste öffentliche Veranstaltung geplant, in der wir die Bevölkerung<br />
über geplante Aktivitäten informieren werden. Denn natürlich wollen wir das Jubiläum vor<br />
allem mit den Bürgerinnen und Bürgern dieser <strong>Stadt</strong> in den Vereinen, Gruppen und<br />
Institutionen feiern und freuen uns auf viele Impulse und eigene Beiträge aus der<br />
Bürgerschaft.<br />
Und um die Weihnachtszeit, meine Damen und Herren, waren es drei Begebenheiten, die<br />
mich persönliche sehr bewegt haben.<br />
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<strong>Die</strong> erste betraf die Entscheidung unseres Gemeinderats über den Umgang mit über 200<br />
Wohnungen in der Breslauer- und der Stettiner Straße. <strong>Die</strong> Art und Weise wie dabei die<br />
sozialen Belange der betroffenen Mietrinnen und Mieter höher gestellt wurden als das<br />
Interesse der <strong>Stadt</strong> daran, möglichst viel Geld einzunehmen, verdient großen Respekt.<br />
<strong>Die</strong> zweite Geschichte: Sicher haben auch Sie die Typisierungsaktion für den<br />
leukämiekranken Jacob aus Mörlenbach verfolgt, an der sich Tausende Menschen<br />
beteiligt haben. Unsere <strong>Stadt</strong>werke haben dazu einen kostenlosen Busverkehr<br />
eingerichtet. Und wir, die wir uns hoffentlich alle schon haben typisieren lassen,<br />
wir beten für Jacob – oder drücken ihm zumin<strong>des</strong>t alle ganz fest die Daumen.<br />
Und drittens da war noch eine Bitte, ein großer Wunsch, bescheiden und zaghaft<br />
vorgetragen. Geäußert hat ihn eine Weinhe<strong>im</strong>er Familie mit sieben Kindern, zu der ich<br />
neulich Kontakt hatte. Ich habe damals zugesichert, dass sie sich jederzeit melden könnte,<br />
wenn es eine Notlage gibt.<br />
Kurz vor Weihnachten hat sich die Mutter daran erinnert – und sie hat sich ein Herz<br />
gefasst. Zwei ihrer Jungs, die sich eine Dachkammer teilen, hätten zu Weihnachten nur<br />
einen großen Wunsch: Jeder ein eigenes Bett. Meine Mitarbeiter <strong>im</strong> Rathaus, haben dann<br />
sehr schnell, innerhalb von zwei Tagen in der <strong>Stadt</strong> sowohl ganz real als auch auf der<br />
vermeintlich so unpersönlichen Facebook-Plattform eine Spendenaktion in Bewegung<br />
gesetzt.<br />
<strong>Die</strong> Resonanz war erfreulich groß und beeindruckend herzlich. Wir als Verwaltung haben<br />
unseren Anteil beigesteuert und bald war die Familie mit einem ansehnlichen Geldbetrag<br />
<strong>im</strong> Möbelhaus – die Betten für die beiden Jungs standen unterm Christbaum.<br />
Warum erzähle ich das? Weil der Bun<strong>des</strong>präsident – wir durften ihn ja letztes Jahr bei<br />
einem Neujahrsempfang in Weinhe<strong>im</strong> kennen lernen – weil Joach<strong>im</strong> Gauck in seiner<br />
Weihnachtsansprache an die Bürger appelliert hat, Mut und Zivilcourage zu beweisen.<br />
Weil er dabei sagte: „Wir wollen ein solidarisches Land“<br />
Weil diese Begebenheiten für mich Beispiele sind für eine <strong>Stadt</strong>gesellschaft, wie ich sie<br />
mir vorstelle. Gerade in dieser Zeit <strong>des</strong> Innehaltens, jetzt zum Jahresbeginn, sollte<br />
Gelegenheit sein, sich seine Gedanken darüber zu machen, was eine <strong>Stadt</strong> in ihrem<br />
Innern ausmacht: Eine He<strong>im</strong>at, in der man füreinander da ist und füreinander einsteht.<br />
In der das Wir mehr gilt als das Ich.<br />
Wir sprechen in Weinhe<strong>im</strong> gerne von einer kommunalen Verantwortungsgemeinschaft –<br />
und ich habe <strong>im</strong> Moment das Gefühl, dass wir in unserer <strong>Stadt</strong> mit dieser Idee schon<br />
ein gutes Stück weit vorangekommen sind.<br />
Ich will mich <strong>des</strong>halb heute bei Ihnen allen bedanken. Ich danke Ihnen dafür, dass wir<br />
diese Idee der kommunalen Verantwortungsgemeinschaft zusammen leben können –<br />
in dieser <strong>Stadt</strong> und für diese <strong>Stadt</strong>. Lassen Sie uns diesen Weg weiter gemeinsam<br />
gehen.<br />
Ihnen und Ihren Familien und Freunden ein gutes, gesun<strong>des</strong>, erfolgreiches Jahr 2013.<br />
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