Frauen in den Panchayats - Das Hunger Projekt

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12 Die Reform lokaler Selbstverwaltung – eine historische Chance Zwar ist Indien die größte Demokratie der Welt, doch die große Mehrheit der Inder und Inderinnen, insbesondere die 720 Millionen Menschen in den Dörfern, sind weitestgehend vom fernen, unerreichbaren Regierungsapparat abhängig, der historisch gesehen als bürokratisch, korrupt und alles andere als transparent beschrieben wird. Die Menschen auf dem Lande erfahren deshalb wenig über Pläne und Programme der Regierung. Ihnen mangelt es an Möglichkeiten der Einflussnahme auf Indien ist arm, weil die Dörfer Indiens arm sind. Indien wird reich sein, wenn die Dörfer Indiens reich sind. Politik, Programme oder Entwicklungsgelder. Viele haben keine wirkliche Möglichkeit der Teilnahme an der Gestaltung ihrer eigenen Zukunft und Regierungsbeamte sind den Gemeinden gegenüber nicht immer rechenschaftspflichtig, denen sie zu dienen vorgeben. Mit dem 73. Zusatzartikel in Indiens Verfassung ist der erste Schritt getan. Dieser Artikel schreibt den Transfer der Ressourcen, der Verantwortlichkeit und der Entscheidungsbefugnis von zentraler Regierungsseite auf Die Panchayats sollten mehr Macht erhalten, denn wir wollen, dass die DorfbewohnerInnen in ihren Dörfern ein größeres Maß an echter Selbstverwaltung (swaraj) haben. Jawaharlal Nehru, erster indischer Premierminister. Sharryu Varma Chopra
„Die Demokratie ist nicht nur das Ziel der Entwicklung, Amartya Sen, Nobelpreisträger sie ist das vorrangige Mittel, um Entwicklung voranzutreiben.“ kommunale demokratische Selbstverwaltungsgremien auf Dorf-, Landkreis- und Bezirksebene vor, die als Panchayats bezeichnet werden. Die revolutionäre Neuerung ist, dass ein Drittel aller Sitze in den Panchayats Frauen vorbehalten ist. Damit übernehmen Frauen, deren Leben seit Jahrhunderten von Machtlosigkeit, Unterernährung und mangelnder Bildung geprägt ist, bei der Entscheidung über die Zukunft ihrer Dörfer in genau diesen Belangen eine führende Rolle. Diese Revolution verläuft nicht ohne Widerstand. Gesellschaftliche und politische Eliten unternehmen in vielen Bereichen den Versuch, die Panchayats zu unterminieren und klein zu machen, da sie diese als Bedrohung ihres Machtmonopols und ihrer dominierenden Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen. Dem demokratischen Wandel steht eine tief verwurzelte, patriarchalische und feudale Auffassung entgegen, dass die Panchayats – und natürlich Frauen in Führungspositionen – zum Scheitern verurteilt sind. Die Kräfte, die sich der Basisdemokratie verweigern, sind dieselben Kräfte, die dafür sorgen, dass die Unterdrückung von Frauen fortbesteht. Die wirkungsvollste Strategie für Indiens Zukunft ist deshalb die Stärkung der eine Million Frauen, die als lokal gewählte Vertreterinnen in den Panchayats Führungsaufgaben übernommen haben. Die dafür notwendigen Strategien und Maßnahmen werden zur Zeit von einem Netzwerk engagierter BürgerInnen und Organisationen aller Gesellschaftsschichten geplant bzw. bereits durchgeführt. Grundlegende Fakten über die Panchayats • Tradition: Panchayats sind eine alte Form der kommunalen Selbstverwaltung, die auf der Vorstellung basieren, dass Gott anwesend sei, wenn fünf Dorfälteste (panch) zusammen kommen. • Dörfliche Selbstverwaltung (gram swaraj) war eines der Ziele der indischen Freiheitsbewegung unter Gandhi, wurde 1951 jedoch nicht in der indischen Verfassung verankert. • Bis in die sechziger Jahre bildeten die Panchayats das Fundament für ländliche Entwicklung in den beiden ersten Fünfjahresplänen Indiens. Mit zunehmender Bürokratisierung waren die Panchayats in den meisten Bundesstaaten zum Sterben verurteilt. • Der 1992 vom indischen Parlament angenommene 73. Zusatzartikel zur Verfassung trat im April 1993 nach langen Jahren landesweiter Diskussionen und Debatten in Kraft. Premierminister Rajiv Ghandi war ein engagierter Verfechter der Wiedereinführung der Panchayats. • Umsetzung auf Bundesstaatenebene: Der Zusatzartikel schrieb vor, dass jeder Bundesstaat bis April 1994 sein eigenes Panchayat-Gesetz verabschieden bzw. ändern und bis April 1995 Wahlen abhalten müsse. • Ein 3-Stufen-System: Der Zusatzartikel fordert die Einrichtung eines Systems der kommunalen Selbstverwaltung auf drei Ebenen: Dorf- (gram panchayat), Landkreis- (panchayat samity, unterste Verwaltungsebene, umfasst 10 – 20 Panchayats), und Bezirksebene (zila panchayat, umfasst 4 – 10 Landkreise). • Dorfversammlungen (gram sabha): Um im Sinne der Basisdemokratie sicherzustellen, dass alle DorfbewohnerInnen eines Wahlkreises aktiv mitentscheiden, müssen die Panchayats mehrmals im Jahr Dorfversammlungen mit einer bestimmten Mindestzahl von BürgerInnen abhalten. • Quotensystem: Die Verfassungsergänzung sieht Quoten für Frauen, Kastenlose und Ureinwohner vor, also denjenigen Mitgliedern der Gesellschaft, die über die wenigsten Mitspracherechte verfügen. Auf Dorf-, Landkreis- und Bezirksebene werden ein Drittel aller Sitze – einschließlich aller Panchayatvorsitze – für Frauen vorbehalten. Darüber hinaus werden für Kastenlose und Ureinwohner entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil ebenfalls Sitze reserviert. • Delegation von Macht: Der Zusatzartikel benennt 29 Bereiche, die Hauptaspekte der Dorfverwaltung betreffen und in denen die Bundesstaaten ihre Kompetenzen, sowie ausreichende Finanzmittel und ihre Entscheidungsbefugnis an die Panchayats delegieren können. • Von diesen 29 Tätigkeitsbereichen liegen, unabhängigen Beobachtern zufolge, mehr als die Hälfte vornehmlich in der alltäglichen Verantwortung von Frauen. • In der Praxis haben die meisten Bundesstaaten bisher kaum Macht und wenig finanzielle Mittel an die Panchayats abgetreten. 13
Seite 1 und 2: Frauen in den Panchayats Schlüssel
Seite 3 und 4: Ernährung, Basisgesundheitsdienste
Seite 5 und 6: Mädchen essen zuletzt und am wenig
Seite 7 und 8: Andrea Booher / UNDP Mädchen leide
Seite 9 und 10: Ungleiche Entlohnung für ungleiche
Seite 11: Kinderehen • 39 Prozent der Mädc
Seite 15 und 16: Mohini Giri Gesundheit Frauen, die
Seite 17 und 18: Regierung und Verwaltung • Wahlen
Seite 19 und 20: Aufgewachsen in einem Umfeld, in de
Seite 21 und 22: Beispiele für Aktionen in 11 Bunde
Seite 23 und 24: als volle, gleichwertige und stimmb

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