20.04.2013 Aufrufe

Zum Download - Deutsches Institut für Ärztliche Mission eV

Zum Download - Deutsches Institut für Ärztliche Mission eV

Zum Download - Deutsches Institut für Ärztliche Mission eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

A N S T Ö S S E<br />

Hoffnung <strong>für</strong> die Wohlstandsinseln?<br />

„Damit ihr Hoffnung habt“ – unter<br />

dieser Losung steht der 2. Ökumenische<br />

Kirchentag. Ich gehe hin.<br />

Genauer gesagt: Ich gehe mit. Von<br />

alleine hätte ich dieses Mal die Energie<br />

nicht aufgebracht. Aber wenn<br />

Jugendliche aus meiner Gemeinde<br />

dabei sein wollen – dann ist das<br />

keine Frage.<br />

Jugendliche sind es auch, die auf<br />

dem Einladungsplakat werben: „Wir<br />

freuen uns auf Sie.“ Zwei Mädchen<br />

sind zu sehen, die behutsam über<br />

die sanfte Wasseroberfläche des<br />

Chiemsees laufen. Die Gesetze der<br />

Natur – der Schwerkraft – sind wie<br />

aufgehoben. Völlig losgelöst? Nein,<br />

die zwei Mädchen schauen auf die<br />

Wasseroberfläche – können es kaum<br />

fassen. Sie strahlen, sie staunen, sie<br />

lachen – allerdings etwas verhalten:<br />

Trägt das Wasser wirklich? Kaum zu<br />

glauben, aber wahr!<br />

Was einst auf dem See Genezareth<br />

möglich war – Jesus mit Petrus Hand<br />

in Hand – wird das auf dem Chiemsee<br />

erlebbar? Die eine – orangefarbene<br />

Crocs, hochgekrempelte Bluejeans,<br />

Kurzhaarschnitt – legt den<br />

Arm auf die Schulter ihrer Freundin<br />

und zieht sie mit – wie einst Jesus<br />

den ängstlichen Petrus. Aber Petrus<br />

– also der mit dem kleinen Glauben,<br />

der Zweifler – ist doch bei seinem<br />

Versuch, übers Wasser zu Jesus zu<br />

laufen, beinahe versunken (Matth.<br />

22-33)? Überbieten die zwei Mädchen<br />

den Fels der Kirche – 2010,<br />

beim Ökumenischen Kirchentag in<br />

München? Die zwei Mädchen – die<br />

Wasserläuferinnen – sind gespannt,<br />

aber nicht erschrocken. Der Chiemsee,<br />

eine Idylle im Morgenlicht vor<br />

dem prächtigen Alpenpanorama,<br />

in völliger Windstille, die Wasseroberfläche<br />

topfeben. Der Weg übers<br />

Wasser – <strong>für</strong> die zwei wie ein fröhlich<br />

aufregender Glaubensparcours<br />

– Trendsport. Unbeschwert, ungetrübt,<br />

über sich hinauswachsen können.<br />

So wünsche ich mir Wege <strong>für</strong><br />

die Jugend – vom Geist Jesu begeistert,<br />

beflügelt. Auf dass das Losungs-<br />

wort aus 1. Petrus 1,21 wahr wird:<br />

Durch Jesus an Gott glauben, der<br />

ihn auferweckt hat von den Toten...,<br />

damit ihr Glauben und Hoffnung<br />

habt zu Gott.<br />

Doch mein zweiter Blick auf das<br />

Kirchentagsplakat gibt mir Fragen<br />

auf: sind das wirklich eins zu eins,<br />

ganz parallel – Chiemsee und See<br />

Genezareth? Der Chiemsee ein<br />

unbelasteter Erholungsort, der See<br />

Genezareth dagegen ein Ort, an<br />

dem die Römer im Krieg gegen die<br />

Juden grausame Massaker angerichtet<br />

haben. Und wo sind die Stürme<br />

auf dem Bild vom Chiemsee? Die<br />

haben Petrus einst aus guten Gründen<br />

in Angst und Schrecken versetzt<br />

– und seinen Glauben angefochten.<br />

Chiemsee, Alpenpanorama, zwei<br />

Mädchen wandeln ohne jede materielle<br />

Not übers Wasser. Ist das Plakat<br />

wirklich ein Hoffnungsbild <strong>für</strong><br />

die „Eine Welt“? Oder nur <strong>für</strong> Wohlstandsinseln<br />

in Mitteleuropa? Der<br />

Ökumenische Kirchentag ist keine<br />

Erholungsanlage der Unterhaltungsindustrie.<br />

Da bin ich mir sicher. Es<br />

geht um Zukunft – um „Ökumene“<br />

– um die eine „behauste“ Welt.<br />

Es geht um eine Hoffnung, die nicht<br />

hinwegsieht: über das Entblößen und<br />

zur Schau stellen, Verstümmeln und<br />

Beleidigen gerade der Natur und der<br />

natürlichen Schönheit der Jugendlichen<br />

– wo immer sie heranwachsen.<br />

Es geht um eine Hoffnung, die<br />

sich nicht arrangiert mit der ungerechten<br />

Verteilung der Güter auf<br />

dieser Erde, um eine Hoffnung, die<br />

sich nicht mit dem Auspressen der<br />

Menschen und natürlichen Ressourcen<br />

abfindet. Worauf gründet sich<br />

diese Hoffnung? Auf den Ostermorgen.<br />

Das ist der Impuls der Losung:<br />

Gott hat Jesus von den Toten auferweckt<br />

– „damit ihr Hoffnung habt“<br />

(1. Petrus 1,21). Hoffnung ohne den<br />

Ostermorgen trägt nicht – bricht ein<br />

– endet in Zweifel und Misstrauen.<br />

Paulus sagt es krass – in unsere<br />

Zeit gesprochen: „Wenn die Toten<br />

nicht auferstehen, dann lasst uns<br />

essen und trinken, denn morgen<br />

sind wir tot!“ Die Osterhoffnung<br />

widersteht diesem zukunftslosen<br />

Zynismus, der mit sich und der Welt<br />

innerlich abgeschlossen hat und nur<br />

noch ein bisschen konsumieren mag<br />

– im Wartezimmer des Todes. Der<br />

2. Ökumenische Kirchentag kennt<br />

andere Wege, als die endlichen Ressourcen<br />

auszubeuten. Gott hat Jesus<br />

von den Toten auferweckt – „damit<br />

ihr Hoffnung habt“ (1. Petrus 1,21).<br />

Darum gibt es Hoffnung <strong>für</strong> die zwei<br />

Mädchen, die auf dem Plakat auf<br />

dem Chiemsee einen Osterspaziergang<br />

wagen. Und <strong>für</strong> alle anderen,<br />

die mit ihnen in dieser Zeit im Leben<br />

unterwegs sind, vom Chiemsee bis<br />

ans Ende der Welt. Der 2. Ökumenische<br />

Kirchentag liegt am Weg.<br />

Pfarrer Harry Waßmann – Evang.<br />

Eberhardskirche Tübingen<br />

D I F Ä M • G E S U N D H E I T I N D E R E I N E N W E LT • 2 / 10<br />

3<br />

Wir freuen uns auf Sie.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!