Zum Download - Deutsches Institut für Ärztliche Mission eV
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Äthiopien<br />
Gemeinsam mit<br />
der einheimischen<br />
Nichtregierungsorganisation<br />
APDA will<br />
Valerie Browning die<br />
Not in der äthiopischen<br />
Provinz Afar<br />
lindern. APDA führt<br />
Impfungen durch,<br />
sorgt <strong>für</strong> Wasser- und<br />
Nahrungsmittelhilfe,<br />
<strong>für</strong> Gesundheitsversorgung<br />
und Medikamente.<br />
Das Difäm<br />
unterstützt die Arbeit<br />
mit Arzneimitteln<br />
und Geräten und förderte<br />
die Ausbildung<br />
von Gesundheitspersonal.<br />
Im September<br />
besuchte Valerie<br />
Browning das Difäm<br />
und führte uns die<br />
riesigen Herausforderungen<br />
eindrücklich<br />
vor Augen.<br />
© Ulrich Metz<br />
50 Grad und mehr – Gesundheitsversorgung<br />
ist möglich<br />
„Vielleicht wird Valerie Browning irgendwann so bekannt wie Mutter Theresa, und dann wirst du<br />
sagen können: Bei ihrem ersten Besuch in Deutschland 2009 hat sie bei uns gewohnt“, sagte ich zu<br />
meinem Sohn Valentin, nachdem Valerie abgereist war. Der kleinen schmalen Frau (59) sind die Folgen<br />
eines harten Lebens in tiefen Falten ins Gesicht geschrieben. Seit ihrem 22. Lebensjahr arbeitet<br />
Valerie Browning als Krankenschwester und Hebamme <strong>für</strong> Hungernde, Flüchtlinge und besonders<br />
Benachteiligte auf dem afrikanischen Kontinent – seit den neunziger Jahren unter den Afar-Nomaden<br />
in der Danakilwüste, der heißesten bewohnten Region der Erde.<br />
Mit einer <strong>Mission</strong>sgesellschaft kam<br />
die englischstämmige Australierin<br />
in den 70er Jahren während der<br />
großen Hungersnot nach Äthiopien.<br />
Als sehr junge Frau wurde sie dort<br />
mit unvorstellbarem Leid und Tod<br />
konfrontiert. Das ließ sie nicht mehr<br />
los. Sie sieht es als ihre Pflicht, dazu<br />
beizutragen, dass die Afar durch<br />
eine angemessene Gesundheitsversorgung<br />
und Schulbildung eine Perspektive<br />
bekommen, um in ihrem<br />
Lebensraum und ihrer Hirtenkultur<br />
zu überleben. Sie möchte das Volk<br />
der Afar vor dem Schicksal bewahren,<br />
das andere (Nomaden-)völker,<br />
wie die Aboriginies oder die Indianer,<br />
erlitten haben.<br />
Menschen zu Not wendender<br />
Arbeit befähigen<br />
Das Leben der Hirten in der Danakil-Wüste<br />
in Äthiopien dreht sich<br />
vor allem um Wasser, Vieh und die<br />
Beschaffung der nötigsten Grundnahrungsmittel.<br />
So ist die Existenz<br />
der Familien durch das Viehsterben<br />
während der Dürren der<br />
vergangenen Jahre bedroht. Bleibt<br />
die Milch der Kühe, Ziegen oder<br />
Kamele aus, so leiden Mütter und<br />
Kleinkinder am meisten. Es mangelt<br />
an Basisgesundheitsversorgung und<br />
sanitären Einrichtungen. Die Kindersterblichkeit<br />
liegt bei fast einem<br />
Drittel. Masern, Malaria, Durchfallerkrankungen<br />
und Unterernährung<br />
setzen den Kindern am meisten zu.<br />
„Vor 15 Jahren konnten 98 Prozent<br />
der Bevölkerung weder schreiben<br />
noch lesen. Wie sollten wir da eine<br />
gute Gesundheitsversorgung auf-<br />
bauen? Wir begannen also mit der<br />
Alphabetisierung in einer Kultur,<br />
deren Sprache erst in den 60er Jahren<br />
von einer englischen Professorin<br />
erforscht und verschriftlicht wurde.<br />
Für die Versorgung der Nomaden<br />
war es unabdingbar, Menschen aus<br />
den eigenen Reihen auszubilden und<br />
zur Basisgesundheitsarbeit zu befähigen,<br />
weil die Äthiopier aus dem<br />
Hochland nicht bereit waren, unter<br />
den extremen Lebensbedingungen<br />
zu arbeiten. Es wurden zwar einige<br />
staatliche Gesundheitszentren<br />
gebaut, diese standen aber meist<br />
leer, weil sich kein Personal fand“,<br />
erklärt Browning die Ausgangslage.<br />
Es dauerte nicht lange, da waren<br />
die ersten 20 Helfer im Einsatz.<br />
APDA rekrutierte Mittel von Kirchen,<br />
Hilfswerken und Botschaften<br />
<strong>für</strong> die Not wendende Arbeit und<br />
baute die Schulbildung ebenso aus<br />
wie die Gesundheitsarbeit. Wichtig<br />
war es dabei, die Clanältesten ins<br />
Boot zu holen. Standen manche den<br />
Plänen anfangs skeptisch gegenüber,<br />
so änderten sie schon bald ihre<br />
Meinung. Sie erlebten, wie Bildung<br />
und Basisversorgung in anderen<br />
Dörfern geleistet wurde und merkten,<br />
dass die Menschen in den eigenen<br />
Dörfern sich nichts sehnlicher<br />
wünschten, als dass auch dort Unterricht<br />
stattfinde: Unterricht, der das<br />
Ziel hat, fähige und motivierte Afar<br />
zu Gesundheitshelfern auszubilden,<br />
ihnen eine Chance zu geben, ihr<br />
Vieh auf dem Markt zu einem guten<br />
Preis zu verkaufen und letztendlich<br />
ihre Lebenserwartung – vor allem<br />
die der Kinder – zu erhöhen.<br />
10 D i f Ä M • G E s u N D h E i t i N D E r E i N E N W E l t • 5 / 0 9<br />
Zu hohe Arbeitsbelastung<br />
der Frauen<br />
In den letzten Jahren wurden Aufklärungskampagnen<br />
zu Frauenrechten<br />
oder Aids initiiert. Ein eindrucksvoller<br />
Film über die hohe Arbeitsbelastung<br />
der Frauen, die nicht selten zu<br />
Früh- oder Fehlgeburten führt, wurde<br />
gedreht. „Die Aufführung im Dorf öffnete<br />
den Männern die Augen“, resümiert<br />
Browning. „So verlangte ein<br />
Zuschauer nach dem Film, dass die<br />
Männer ihren Frauen nur noch Mehl<br />
vom Markt in der Stadt mitbringen<br />
sollten und kein ungemahlenes Korn<br />
mehr. Es sei jeder zu bestrafen, der<br />
das nicht tue. Es kommen nun auch<br />
Männer zu mir, die mir stolz verkünden:<br />
‚Ich habe heute das Wasser<br />
geholt!’ Wir haben zudem bewirkt,<br />
dass die meisten traditionellen Hebammen<br />
keine Beschneidungen mehr<br />
durchführen.“<br />
Auf gutem Weg<br />
Rückblickend wurde viel erreicht.<br />
Es sind mittlerweile insgesamt<br />
mehr als 500 Lehrer, Gesundheitshelfer<br />
und Familienhelferinnen im<br />
Einsatz. Die Kindersterblichkeit<br />
konnte gesenkt werden, obwohl<br />
sie noch deutlich über dem Landesdurchschnitt<br />
liegt. Es bleibt zu hoffen,<br />
dass der Klimawandel oder die<br />
Wirtschaftskrise die Erfolge der vielen<br />
engagierten Helfer/-innen nicht<br />
zunichte machen und die Afar ihr<br />
spezifisches Wissen um das (Über-)<br />
Leben an diesem heißen Ort der<br />
Erde bewahren.<br />
Dr. Ramona Gresch-Bruder