Zum Download - Deutsches Institut für Ärztliche Mission eV
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© Difäm<br />
Geschlechtergerechtigkeit und aids:<br />
handlungsfelder <strong>für</strong> Kirchen<br />
Eine „Wunderwaffe“ gegen die Ausbreitung von HIV und Aids gibt es leider (noch) nicht. In der<br />
Anfangszeit der Pandemie hofften viele, die Menschen vor der Infektion mit dem lebensbedrohenden<br />
Virus schützen zu können, indem umfassend aufgeklärt, an die individuelle Verantwortlichkeit appelliert<br />
und bzw. oder der Gebrauch von Kondomen be<strong>für</strong>wortet wurde. So wichtig diese Maßnahmen<br />
in der HIV-Prävention sind – sie konnten das Virus nicht aufhalten. Immer mehr wird klar: Die Ausbreitung<br />
der HIV-Infektion wird gefördert durch ein Netz von miteinander verwobenen ursächlichen<br />
Faktoren. Und es zeigt sich, dass Geschlechtergerechtigkeit ein Schlüsselfaktor in der HIV-Prävention<br />
ist. Um HIV-Prävention und Geschlechtergerechtigkeit ging es bei einer Tagung, zu der das Evangelische<br />
<strong>Mission</strong>swerk in Südwestdeutschland (EMS) Delegierte ihrer Mitgliedskirchen nach Matatiele,<br />
Südafrika, einlud. Die Teilnehmenden kamen aus der Kirchenleitung, der Gemeindearbeit, der kirchlichen<br />
Frauenarbeit und aus dem medizinischen Bereich. Difäm-Mitarbeiterin Beate Jakob war als<br />
Referentin dabei.<br />
Die Ebenen der HIV-Prävention<br />
Die Tagungsteilnehmenden waren<br />
sich bewusst, dass viele Christen eine<br />
wirksame HIV-Prävention immer<br />
noch in erster Linie mit Maßnahmen<br />
zur Verminderung des Infektionsrisikos<br />
von Einzelnen und Gemeinschaften<br />
verbinden. Dies umso eher,<br />
je mehr wir vom direkten Zusammenhang<br />
zwischen HIV, Aids und<br />
persönlicher Verantwortung ausgehen.<br />
Die Maßnahmen zur Reduktion<br />
des Risikos einer HIV-Infektion<br />
gehen davon aus, dass alle Menschen<br />
frei über ihr Verhalten entscheiden<br />
können. Dementsprechend wird<br />
versucht, einzelne und Gemeinschaften<br />
über Infektionsrisiken zu<br />
informieren und ihnen zu helfen, ihr<br />
Risiko einer Infektion mit dem HIV-<br />
Virus zu minimieren. Dies bedeutet<br />
zum Beispiel: sexuelle Abstinenz,<br />
späterer Beginn sexueller Aktivität,<br />
eheliche Treue, Durchführung von<br />
HIV-Tests, auf HIV getestete Bluttransfusionen,<br />
Verwendung steriler<br />
Injektionsnadeln, Verwendung von<br />
Kondomen.<br />
Diese Maßnahmen sind ungemein<br />
wichtig, können aber nur wirken,<br />
wenn weitere Ebenen in die Präventionsarbeit<br />
einbezogen werden.<br />
Dies ist zum einen die Verminderung<br />
der Verletzlichkeit gegenüber<br />
HIV. Es gibt zahlreiche Faktoren,<br />
die auf das Verhalten von Individuen<br />
und Gemeinschaften einwirken<br />
und möglicherweise die Verletzlichkeit<br />
gegenüber HIV vergrößern. Am<br />
Beispiel von Frauen: Das biologisch<br />
gegebene, nicht beeinflussbare größere<br />
Infektionsrisiko von Frauen<br />
wird durch gesellschaftliche, ökonomische,<br />
kulturelle und auch religiöse<br />
Faktoren noch erhöht. In vielen<br />
Kulturen haben Mädchen und Frauen<br />
immer noch eine den Männern<br />
untergeordnete Stellung. Auf Frauen<br />
lastet oft der Druck, das Überleben<br />
der Familie sichern zu müssen, was<br />
sie in wirtschaftlich schwierigen<br />
Situationen manchmal geradezu in<br />
die Prostitution treibt. Die Praxis<br />
der Kinderheirat, die Abhängigkeit<br />
der Frauen von ihren Ehemännern<br />
und häusliche Gewalt sind weitere<br />
Faktoren, die die Entscheidungsfreiheit<br />
von Frauen beeinträchtigen<br />
und ihre Verletzlichkeit gegenüber<br />
einer HIV-Infektion erhöhen.<br />
Jegliche Benachteiligung von Frauen<br />
fördert die Ausbreitung von HIV.<br />
Und jede Maßnahme zur Stärkung<br />
der Frauen setzt auf der Ebene der<br />
eigentlichen Wurzeln <strong>für</strong> die Pandemie<br />
an.<br />
D i f Ä M • G E s u N D h E i t i N D E r E i N E N W E l t • 5 / 0 9<br />
Im Sinne eines ganzheitlichen An-<br />
satzes der HIV-Prävention ist es da-<br />
rüber hinaus wichtig, die Auswirkungen<br />
von HIV und Aids abzuschwächen.<br />
Die Folgen der Infektion<br />
halten die betroffenen Menschen<br />
gefangen in einem Kreislauf von<br />
Krankheit, Armut und den sozialen<br />
Folgen von HIV und Aids. Auch hier<br />
sind Mädchen und Frauen überdurchschnittlich<br />
betroffen: Durch<br />
die Verarmung von Familien erhalten<br />
noch weniger Mädchen Zugang<br />
zu Schulbildung und damit zu Informationen.<br />
Meist sind es die Frauen,<br />
die kranke Angehörige pflegen und<br />
dadurch immer weniger die Chance<br />
haben, wirtschaftlich unabhängig<br />
zu sein. Und HIV-infizierte bzw.<br />
aidskranke Frauen werden in der<br />
Familie und in der Gesellschaft<br />
immer noch ausgegrenzt.<br />
Alle Anstrengungen, diesen Kreislauf<br />
zu durchbrechen, sind wichtige<br />
präventive Maßnahmen.<br />
HIV-Prävention ist auf allen drei<br />
aufgezeigten Ebenen wichtig und<br />
die Initiativen ergänzen und durchdringen<br />
sich in einem Präventionszyklus:<br />
Durch Verminderung der<br />
Verletzlichkeit wird das Risiko einer<br />
HIV-Infektion reduziert, wodurch