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für Gesundheitsförderung - Gesundheit Berlin eV

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Gesunde Bundespolitik Info_Dienst <strong>für</strong> <strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong> 4_09<br />

liegt auf der Hand, dass dies ohne starke<br />

Öffentlichkeiten nicht gelingen wird. Gemeinsame<br />

weltweite Anstrengungen sind notwendig,<br />

denn angesichts des unterdessen erreichten<br />

Globalisierungsgrades wird auch die<br />

Verwirklichung von öffentlichen Gütern nur<br />

noch im Globalen gelingen. Nicht ohne Grund<br />

haben <strong>Gesundheit</strong>sinitiativen in aller Welt<br />

damit begonnen, sich über die Grenzen hinweg<br />

zu vernetzen. Während hierzulande der Widerstand<br />

gegen die Privatisierungswelle<br />

wächst, bemühen sich Menschen im Süden,<br />

das „soziale Eigentum“ von öffentlichen Ge-<br />

sundseinrichtungen aufzubauen. So unterschiedlich<br />

die Lebensumstände sein mögen,<br />

verfolgen die medico-Partner in Süden doch<br />

das gleiche Ziel wie kritische Ärzteorganisationen,<br />

Sozialverbände und Gewerkschaften<br />

hierzulande.<br />

Solidarität mit solchen Projekten ist mehr als<br />

Hilfe in Not: In den Selbstorganisierungen<br />

gegen die „organisierte Verantwortungslosigkeit“<br />

des Kapitalismus liegt auch die<br />

Keimzelle <strong>für</strong> etwas, das in der Bekämpfung<br />

der globalen <strong>Gesundheit</strong>skatastrophe von<br />

großer Bedeutung ist. Warum sollte das Prinzip<br />

Prävention nachhaltig gestalten – Gesundes<br />

Aufwachsen <strong>für</strong> alle<br />

Experten beraten Erfordernisse der Weiterentwicklung von<br />

Prävention<br />

Unter dem Motto „Prävention nachhaltig gestalten<br />

– Gesundes Aufwachsen <strong>für</strong> alle“ wurde<br />

auf der diesjährigen Herbsttagung am 16.<br />

September 2009 Bilanz des Stands der Prävention<br />

in Deutschland gezogen. Veranstalter<br />

waren der AOK-Bundesverband, <strong>Gesundheit</strong><br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburg und das Wissenschaftszentrum<br />

<strong>Berlin</strong>. Die Einschätzung fiel sehr<br />

zwiespältig aus.<br />

Einerseits wachsen die meisten Kinder in<br />

Deutschland so gesund wie nie auf, bilanzierte<br />

Rolf Rosenbrock die Einschätzung des jüngsten<br />

Sachverständigengutachtens. Andererseits haben<br />

1,4 Millionen Kinder in Deutschland sozial<br />

bedingt schlechte <strong>Gesundheit</strong>schancen und<br />

massive Belastungen, die <strong>für</strong> ihr ganzes weiteres<br />

Leben prägend sind. Wird auf die Altersgruppe<br />

bis 20 Jahre geblickt, so ist von 2,8<br />

Millionen Kindern und Jugendlichen auszugehen,<br />

die unter Armut und gesundheitlicher<br />

Ungleichheit leiden.<br />

Um hier nachhaltig die <strong>Gesundheit</strong>schancen zu<br />

verbessern, forderte Rolf Rosenbrock eindrücklich<br />

Maßnahmen, um Kompetenzen und Orientierung<br />

der Heranwachsenden bereits in früher<br />

Kindheit zu fördern. Dabei kann nicht von einer<br />

sozial benachteiligten „Schicht“ ausgegangen<br />

werden, da verschiedenste Muster von Armut<br />

und Ausgrenzung sich als Faktoren der Benachteiligung<br />

auswirken.<br />

Im Sachverständigengutachten wird dazu auf<br />

das Konzept der Verwirklichungschancen zurückgegriffen,<br />

das wesentlich differenzierter ermöglicht,<br />

Chancen eines Individuums zu ermitteln<br />

und zu fördern (siehe dazu Text in<br />

diesem Info_Dienst).<br />

Herbert Reichelt, Vorsitzender des AOK-Bundesverbandes,<br />

zog auch mit Blick auf die bisher<br />

in Deutschland entwickelten Strategien eine<br />

kritische Bilanz. Zwar gibt es eine unendliche<br />

Vielfalt von Akteuren, die sich <strong>für</strong> die Prävention<br />

bei Kindern einsetzen. Doch oft stellt<br />

sich die Frage, mit welchem Erfolg hier gearbeitet<br />

wird, und welche Maßnahmen tatsächlich<br />

nachhaltige Wirkung entfalten. Insbesondere<br />

hinsichtlich der Wirksamkeit von Prävention<br />

bei sozial benachteiligten Kindern und<br />

ihren Eltern forderte er einen erheblichen Wissenszuwachs<br />

ein.<br />

Aus Sicht der AOK bedarf es zudem <strong>für</strong> die<br />

Verbesserung der Kindergesundheit endlich<br />

einer Gesamtstrategie, in die sich alle einbringen.<br />

Auch vor Umschichtungen gesellschaftlicher<br />

Kosten, die erbracht werden müssen,<br />

um Kindern Zukunftschancen zu eröffnen,<br />

dürfe hier nicht zurückgeschreckt werden.<br />

Erfahrungen systematisch sammeln<br />

Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale<br />

<strong>für</strong> gesundheitliche Aufklärung (BzgA), verwies<br />

in ihrem Plädoyer auf das Dilemma, dass sich<br />

gemeinsamer Risikoteilung nicht auch im<br />

globalen Maßstab gelten? Was spräche gegen<br />

ein internationales Finanzierungsinstrument,<br />

das reichere Länder dazu verpflichtet, solange<br />

auch <strong>für</strong> die <strong>Gesundheit</strong>sbedürfnisse der<br />

ärmeren mit aufkommen, wie diese dazu nicht<br />

aus eigener Kraft imstande sind? Die Durchsetzung<br />

universeller Gerechtigkeit scheitert<br />

nicht an technischen Voraussetzungen, sondern<br />

alleine am mangelnden Willen und<br />

fehlender politischer Organisierung.<br />

Thomas Gebauer<br />

immer noch in der Prävention abspielt. Einerseits<br />

sind Maßnahmen im Bereich <strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong><br />

häufig zu knapp ausgestattet,<br />

insbesondere fehlt es oft an den erforderlichen<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen zu Wirkungen<br />

der Maßnahmen. Gleichzeitig setzt<br />

jedoch Politik gerade in der Prävention bislang<br />

auf eher plakatives Handeln.<br />

Thomes Kliche vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

bilanzierte in seinem Beitrag<br />

die Erfahrungen der vergangenen Jahre im<br />

Bezug auf Überprüfung der Wirksamkeit von<br />

Prävention. Dort, wo die Datenlage ausreichend<br />

ist, z.B. im Bereich der betrieblichen<br />

<strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong>, ist gut dokumentiert<br />

und belegt, dass Prävention wirkt. Größer sind<br />

die Probleme aus seiner Sicht, Wirksamkeit in<br />

Settings nachzuweisen, die sehr unterschiedlich<br />

sind. Diese Erfahrungen zeigten sich auch<br />

bei dem GKV-Modellprojekt „Gesund leben<br />

lernen“ an Schulen. Gleichzeitig gibt es eine<br />

Vielzahl von Verfahren, die die Überprüfung der<br />

Qualität ermöglichen. Als ein Instrument stellte<br />

er Qualitätssicherung in der Prävention (QiP)<br />

vor, das in enger Kooperation mit der BZgA<br />

durchgeführt wird. Ziel des Projekts ist die<br />

Entwicklung, Erprobung und Implementierung<br />

eines Verfahrens, mit dem die Qualität der<br />

<strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong> und Prävention kontinuierlich<br />

unterstützt und weiterentwickelt werden<br />

kann.<br />

Für den Kooperationsverbund <strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong><br />

bei sozial Benachteiligten stellte Carola<br />

Gold den Good Practice-Ansatz als ein Instrument<br />

der niedrigschwelligen Qualitätsentwicklung<br />

vor. Insbesondere in der <strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong><br />

bei sozial Benachteiligten bestehen<br />

oft finanziell enge Spielräume, bzw. die Maßnahmen<br />

der Qualitätssicherung müssen sich<br />

möglichst passgerecht mit der Praxis verbinden<br />

lassen. Dabei betonte sie, dass der Good Practice-Ansatz<br />

großes Potenzial hat, um Erfolgsfaktoren<br />

<strong>für</strong> die Wirksamkeit der <strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong><br />

bei sozial Benachteiligten zu generieren.<br />

Sinnvoll ist jedoch auch die Verzah-

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