für Gesundheitsförderung - Gesundheit Berlin eV
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Betriebliche <strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong> Info_Dienst <strong>für</strong> <strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong> 3_09<br />
Ist die Pflege noch zu retten?<br />
Vorschau auf Werkstattgespräch „Widerstandsfähigkeit im<br />
Umgang mit der Extrembelastung im Pflegeberuf“ auf Kongress<br />
Pflegeberufe haben ein sehr gutes Image. In<br />
Umfragen rangieren Pfleger/innen im angesehenen<br />
Kreis der Pilot/innen und Richter/innen,<br />
gleich nach den Feuerwehrleuten, die den<br />
ersten Platz belegen.<br />
Doch obgleich der Pflegeberuf als krisensicher<br />
gilt, wollen immer weniger Menschen ihn ergreifen.<br />
Pflegedienste, Krankenhäuser und<br />
Pflegeheime suchen händeringend nach<br />
qualifiziertem Personal. Laut DGB-Index „Gute<br />
Arbeit“ sind die schlechten Arbeitsbedingungen<br />
am drohenden Pflegenotstand mitverantwortlich.<br />
Vor allem werden von den Beschäftigten<br />
die schlechte Bezahlung, die Arbeitsintensität<br />
mit bis zu vier Überstunden pro<br />
Woche, geringe Aufstiegsmöglichkeiten und<br />
psychische Belastungen bemängelt.<br />
„Ekel in der Pflege aus der Tabuecke!“ forderte<br />
Filiz Küçük, Krankenschwester und Diplom-<br />
Pflegewirtin, im Werkstattgespräch auf dem<br />
Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong> 2008. Amputationen<br />
und künstliche Darmausgänge sehen,<br />
aber auch riechen zu müssen, gehe einem<br />
sehr nahe. Schwer erträglich seien auch<br />
Notfallextremsituationen auf der Intensivstation.<br />
Es sei ungeheuer belastend, Patient/innen<br />
bei großem Leiden nicht oder nicht<br />
Betriebliche <strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong><br />
auf dem Kongress Armut und <strong>Gesundheit</strong><br />
Zahlreiche Veranstaltungen befassen sich<br />
mit der gesundheitlichen Lage von<br />
Arbeitnehmer/innen und Betrieblicher<br />
<strong><strong>Gesundheit</strong>sförderung</strong>.<br />
Ein Schwerpunkt liegt bei prekärer<br />
Beschäftigung und ihren gesundheitlichen<br />
Folgen. Dabei stellen sich Fragen nach dem,<br />
was menschengerechte Arbeit ist ebenso wie<br />
nach der Situation von Beschäftigten in der<br />
Zeitarbeitsbranche und im Einzelhandel und<br />
nach den Konzepten der <strong>Berlin</strong>er Initiative<br />
Gesunde Arbeit (Biga). Weitere Themen sind<br />
die gesundheitlichen Belastungen in<br />
<strong>Gesundheit</strong>sberufen und die Diskrepanz<br />
zwischen Anspruch und Realität in<br />
Pflegeberufen.<br />
ausreichend helfen zu können oder beim<br />
Sterben hilflos zusehen zu müssen.<br />
Im Werkstattgespräch 2009 werden wir vor<br />
allem die Möglichkeiten <strong>für</strong> eine positive<br />
Entwicklung des Pflegeberufs ausloten. Dabei<br />
sollen die Bedingungen <strong>für</strong> wirkungsvolle<br />
Widerstandsfähigkeit im Umgang mit der Ex-<br />
Stimmen zum Kongress<br />
trembelastung in der Pflegepraxis im Vordergrund<br />
stehen. Dies berührt auch Fragen der<br />
Ethik: Gibt es eine ethische Verpflichtung der<br />
Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, die<br />
Widerstandsfähigkeit fördern und schützen?<br />
Welche ethische Verantwortung tragen Arbeitgeber/innen?<br />
Auf dem Podium beider Foren<br />
werden miteinander und mit den Teilnehmer/innen<br />
diskutieren: Rainer Brückers, Vorsitzender<br />
des Bundesvorstandes der AWO,<br />
Gudrun Gille, Präsidentin des Deutschen<br />
Berufsverbandes <strong>für</strong> Pflegeberufe – Bundesverband<br />
e.V., Ellen Paschke, ver.di-Bundesvorstand,<br />
Ingelore Rosenkötter, Senatorin <strong>für</strong><br />
Arbeit, Frauen, <strong>Gesundheit</strong>, Jugend und Soziales<br />
der Freien Hansestadt Bremen und<br />
Erhard Weiß, Geschäftsführer der Berufsgenossenschaft<br />
<strong>für</strong> <strong>Gesundheit</strong> und Wohlfahrtspflege,<br />
Karlsruhe.<br />
Zu Beginn des zweiten Forums wird die Diplom-<br />
Psychologin Christa Klemm ihren Vortrag „’Am<br />
Limit’ – Pflegepraxis zwischen Anspruch und<br />
Wirklichkeit“ halten. Christa Klemm bildet<br />
Pflegekräfte im Evangelischen Johannesstift in<br />
<strong>Berlin</strong> weiter und wird uns als Einstieg in die<br />
weitere Diskussion direkt aus der Praxis berichten:<br />
Wie gehen Pflegekräfte in ihrem Alltag<br />
mit der Extrembelastung um? Was stresst sie<br />
besonders? Was wünschen sie sich zur Unterstützung<br />
ihrer Widerstandsfähigkeit?<br />
Annefried Hahn<br />
Benjamin-Immanuel Hoff, Staatssekretär in<br />
der Senatsverwaltung <strong>für</strong> <strong>Gesundheit</strong>, Umwelt<br />
und Verbraucherschutz, <strong>Berlin</strong><br />
Können Sie den Stellenwert des Kongresses „Armut und <strong>Gesundheit</strong>“<br />
beschreiben?<br />
Der Kongress „Armut und <strong>Gesundheit</strong>“ ist eines der zentralen<br />
gesundheitspolitischen Diskussionsforen und eine Best-Practice-Messe<br />
erfolgreicher <strong>Gesundheit</strong>sprojekte. Er bietet Raum <strong>für</strong> spannende und<br />
kreative Gespräche, aus denen nicht selten wiederum gute Ideen und neue Projekte<br />
entstanden.<br />
Die Ausgangsfrage des diesjährigen Kongresses: „Wie können die <strong>Gesundheit</strong>schancen sozial<br />
Benachteiligter verbessert werden?“ ist von großer Aktualität. Sich verstärkende soziale<br />
Disparitäten und die Ankündigung der schwarz-gelben Bundesregierung, die<br />
<strong>Gesundheit</strong>skosten einseitig auf die Beschäftigten zu verlagern, bilden den Rahmen, in dem<br />
Antworten und Strategien gesucht werden.<br />
Entscheidend ist aus meiner Sicht, in den Begriff „sozial Benachteiligte“ auch diejenigen<br />
einzubeziehen, die arm sind, obwohl sie Arbeit haben und die unter Arbeitsbedingungen<br />
leiden, die krankmachen. Gute und gesunde Arbeit – dieser seitens der Gewerkschaften<br />
postulierte Anspruch, ist ein spannender Aspekt dieses Kongresses.