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Aggregationshemmer - Hausärzteverband Bremen eV

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14. Bremer Hausärztetag, <strong>Bremen</strong> 14. November 2012<br />

H. Wille<br />

Update Kardiologie<br />

Ticagrelor und Co<br />

–<br />

welchen <strong>Aggregationshemmer</strong><br />

wann einsetzen<br />

H. Wille<br />

Hans Wille<br />

Institut für Klinische Pharmakologie<br />

Klinikum <strong>Bremen</strong>‐Mitte gGmbH, <strong>Bremen</strong><br />

www.pharmakologie‐bremen.de<br />

potenzielle Interessenskonflikte<br />

• Kooperationsverträge mit KV‐<strong>Bremen</strong> (institutionell)<br />

• Kooperationsverträge mit gesetzlichen Krankenkassen<br />

(institutionell)<br />

• Erstellung von Arzneimittelbewertungen für den AOK‐<br />

BV nach §73 Abs. 8 SGB V (institutionell)<br />

• Beratungstätigkeit als externer Sachverständiger und<br />

Reviewer beim IQWiG für verschiedene Arzneimittel‐<br />

Bewertungen (institutionell)<br />

• diverse Vorträge (AKdÄ, ÄK‐NS, ÄV‐Oldenburg, MDS,<br />

HÄ‐Verband HB, ÄK‐Berlin)<br />

• Redaktionsmitglied beim „arznei‐telegramm“<br />

1<br />

2


H. Wille<br />

Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor<br />

kurzer pharmakologischer Überblick<br />

(Altes und) Neues zu Clopidogrel<br />

Prasugrel<br />

Ticagrelor<br />

Varia<br />

Thienopyridine<br />

H. Wille<br />

Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor<br />

Cyclopentyltriazolopyrimidine<br />

3<br />

4


H. Wille<br />

Thrombozytenaktivierung<br />

Wirkort: thrombozytärer ADP‐Rezeptor P2Y 12<br />

H. Wille<br />

5<br />

6


pharmakologische Kenndaten (Auswahl)<br />

• Clopidogrel und Prasugrel<br />

– irreversible, kovalente Bindung an und Hemmung des P2Y 12‐<br />

Rezeptors<br />

Normalisierung der Thrombozytenfunktion nach 5‐7 d<br />

– beide Mittel sind Prodrugs<br />

• Zweischrittaktivierung (CYP) bei Clopidogrel<br />

• Einschrittaktivierung (CYP) bei Prasugrel<br />

• Ticagrelor<br />

– reversible Hemmung des P2Y 12‐Rezeptors<br />

(Konformationsänderung)<br />

Normalisierung der Thrombozytenfunktion nach 1‐3 d<br />

– keinProdrug, direkt aktive Substanz<br />

H. Wille<br />

Aktivierung von Clopidogrel und Prasugrel<br />

H. Wille<br />

Lancet 2009; 374: 952<br />

klinische<br />

Relevanz<br />

nicht belegt<br />

beide werden in 2 Schritten aktiviert;<br />

bei Prasugrel nur 1 Schritt CYP450‐abhängig<br />

7<br />

8


pharmakologische Kenndaten (Auswahl)<br />

• Dosierungen<br />

– Clopidogrel: inizial 300(‐600)mg, dann 75mg/d<br />

– Prasugrel: inizial 60mg, dann 10mg/d,<br />

im Alter ≥ 75a oder bei KG < 60kg 5mg/d<br />

– Ticagrelor: inizial 180mg, dann 2x90mg/d<br />

• klinischer Wirkeintritt<br />

– Clopidogrel: auch mit Loading frühestens nach<br />

(6‐)12‐24 Stunden (je nach Loading‐Dosis)<br />

– Prasugrel: mit Loading nach 2‐4 Stunden<br />

– Ticagrelor: nach 2 Sunden<br />

• Interaktionen<br />

– Prasugrel und Clopidogrel: nur wenige relevante<br />

– Ticagrelor: einige!<br />

Substrat von CYP3A4 und p‐GP<br />

H. Wille<br />

H. Wille<br />

Zulassungsstatus der Mittel<br />

jeweils in Kombination mit ASS<br />

Clopidogrel (Plavix®, Iscover®, Generika)<br />

–AKS ohne ST‐Hebung (instabile Angina, NSTEMI),<br />

einschließlich Stentimplantation bei PCI<br />

–STEMI nur bei medizinisch behandelten Patienten,<br />

für die eine Thrombolyse infrage kommt<br />

Prasugrel (Efient®)<br />

–AKS (instabile Angina, NSTEMI, STEMI),<br />

nur bei Therapie mittels PCI (primär oder verzögert)<br />

Ticagrelor (Brilique®)<br />

–AKS (instabile Angina, NSTEMI, STEMI),<br />

egal welche Therapie (PCI, MED, CABG)<br />

Fachinformationen<br />

9<br />

10


H. Wille<br />

Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor<br />

kurzer pharmakologischer Überblick<br />

(Altes und) Neues zu Clopidogrel<br />

Prasugrel<br />

Ticagrelor<br />

Varia<br />

H. Wille<br />

Clopidogrel – derzeitiger Stand<br />

Indikation für Monotherapie (statt ASS)<br />

symptomatische pAVK<br />

Claudicatio


H. Wille<br />

Zulassungsstatus der Mittel<br />

jeweils in Kombination mit ASS<br />

Clopidogrel (Plavix®, Iscover®, Generika)<br />

–AKS ohne ST‐Hebung (instabile Angina, NSTEMI),<br />

einschließlich Stentimplantation bei PCI<br />

–STEMI nur bei medizinisch behandelten Patienten,<br />

für die eine Thrombolyse infrage kommt<br />

Prasugrel (Efient®)<br />

–AKS (instabile Angina, NSTEMI, STEMI),<br />

nur bei Therapie mittels PCI (primär oder verzögert)<br />

Ticagrelor (Brilique®)<br />

–AKS (instabile Angina, NSTEMI, STEMI),<br />

egal welche Therapie (PCI, MED, CABG)<br />

H. Wille<br />

Fachinformationen<br />

Clopidogrel – derzeitiger Stand<br />

Indikation für eine Kombination mit ASS<br />

(„duale Plättchenhemmung“)<br />

nach koronarem Stent<br />

unabhängig von Stent‐Indikation*<br />

(elektiv, dringlich, im Rahmen eines AKS / STEMI)<br />

nach akutem Koronarsyndrom<br />

STEMI<br />

instabile Angina oder NSTEMI<br />

(wahrscheinlich) auch nach Stents in anderer Lokalisation*<br />

Stenting von Carotis, Femoralis etc.<br />

(keine Zulassung; experimentell; Analogie‐Schluss)<br />

* formale Zulassung nur bei Stents im Rahmen von IA / NSTEMI!<br />

13<br />

14


H. Wille<br />

Clopidogrel – derzeitiger Stand<br />

keine Indikation für Kombination mit ASS<br />

– nach Insult<br />

erhöhte Rate schwerer Blutungen, kein Zusatznutzen<br />

hinsichtlich der Re‐Insultrate (MATCH‐Studie)<br />

– bei symptomatischer pAVK<br />

keine adäquaten Studien zu Zusatznutzen / Sicherheit<br />

– bei chronisch stabiler KHK<br />

keine Belege für Zusatznutzen,<br />

Zunahme der Gesamtblutungsrate (CHARISMA‐Studie)<br />

– bei Vorhofflimmern (statt Antikoagulation oder ASS)<br />

weniger effektiv als orale Antikoagulation (ACTIVE‐W),<br />

kein Vorteil (Bilanz: Insult / Blutung) vs. ASS (ACTIVE‐A)<br />

H. Wille<br />

Clopidogrel – derzeitiger Stand<br />

Dauer der „dualen Plättchenhemmung“<br />

– nach STEMI ohne Stent:<br />

8 bis maximal 28 Tage<br />

•für die Dauer der stationären Therapie<br />

•d.h. bei STEMI mit / ohne Thrombolyse‐Therapie<br />

– nach instabiler Angina / NSTEMI ohne Stent:<br />

3 Monate sind ausreichend<br />

– nach Implantation herkömmlicher Stents (BMS):<br />

4 Wochen für alle Indikationen ausreichend<br />

– nach Implantation beschichteter Stents (DES):<br />

12 Monate für alle Indikationen war ohne Belege aus RCTs<br />

bisheriger (!!) Konsens ... Nun liegen NEUE DATEN vor<br />

15<br />

16


Neues zur Dauer von Clopidgrel nach DES<br />

• jetzt in zwei randomisierten Studien untersucht mit dem Ergebnis<br />

12 + 19 Mo sind gleich /schlechter als 12 Mo<br />

24 Mo sind gleich /schlechter als 6 Mo<br />

• die optimale Dauer einer DAPT mit Clopidogrel + ASS nach DES ist<br />

damit zwar weiter unklar, aber ...<br />

eine duale Plättchenhemmung nach DES(Stents) über >6 Mo<br />

scheint als Routine bei derzeitiger Datenlage nicht mehr<br />

vertretbar bzw. bedarf zumindest einer speziellen Begründung<br />

• Vorsicht: diese Einschätzung widerspricht sicher den Vorgaben<br />

vieler Kardiologen –und den meisten LL‐Empfehlungen …<br />

H. Wille<br />

1. Studie: wie lange Clopidogrel bei DES ?<br />

• ZEST/REAL‐LATE: 1. randomisierte Studie überhaupt zur<br />

optimalen Dauer der „dualen Therapie“ bei DES<br />

– gemeinsame Auswertung ZEST‐LATE und REAL‐LATE<br />

• 2.701 Patienten mit DES, die bereits über mindestens 12 Monate<br />

Clopidogrel + ASS erhalten haben<br />

– in 88% über 12‐18 Monate<br />

– >60% wegen eines AKS, meist instabile Angina<br />

– Stent: Sirolimus 57%, Paclitaxel 24%, Zotarolimus 19%<br />

• dann Randomisierung und über weitere 19 Monate<br />

Clopidogrel + ASS oder aber ASS allein<br />

• primärer Endpunkt: Infarkt oder kardialer Tod<br />

– weitere, teils kombinierte Endpunkte prädefiniert<br />

H. Wille<br />

17<br />

18


Endpunktereignisse in ZEST/REAL‐LATE<br />

weiterhin C+ASS vs. ASS:<br />

Infarkt, Insult oder Tod<br />

jeder Ursache<br />

3,2% vs. 1,8%<br />

HR 1,7 p = 0,05<br />

Infarkt, Insult oder<br />

kardialer Tod<br />

2,7% vs. 1,3%<br />

HR 1,8 p = 0,06<br />

H. Wille<br />

nicht signifikant !!<br />

2. aktuelle Studie zur DAPT: PRODIGY<br />

ASS + Clopidogrel für 24 Mo vs. für 6 Mo und dann ASS mono<br />

2.013 Patienten mit Stent wegen stabiler KHK, ACS oder STEMI<br />

4 verschiedene Stent‐Typen (balanzierte Randomisierung)<br />

Everolimus, Paclitaxel, Zotarolimus und BMS<br />

primärer Endpunkt: Tod, Infarkt, Insult oder Stentthrombose<br />

Sicherheitsendpunkt: schwere Blutungen<br />

H. Wille<br />

Circulation 2012; 125: 215<br />

19<br />

20


CV‐Tod, Infarkt, Insult, Stentthrombose<br />

H. Wille<br />

H. Wille<br />

Vortrag: ESC Hotline III –ESC‐Kongress Paris, 30. August 2011<br />

schwerwiegende Blutungen<br />

Vortrag: ESC Hotline III –ESC‐Kongress Paris, 30. August 2011<br />

21<br />

22


„personalisierte Therapie“ für Clopidogrel?<br />

Hintergrund<br />

• die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Clopidogrel<br />

weist eine große Variabilitäten auf<br />

–bspw. durch genetische Polymorphismen<br />

• CYP2C19‐Polymorphismen<br />

• ABCB1‐Polymorphismen<br />

1. genetische Polymorphismen lassen sich im Labor nachweisen<br />

–bisher keine Routine …<br />

2. unter der Therapie kann direkt das Ausmaß der<br />

Aggregationshemmung bestimmt werden<br />

–in Erprobung; auch als „point of care“‐Tests<br />

H. Wille<br />

1. CYP2C19‐ und ABCB1‐Polymorphismen<br />

• verminderte Expression von CYP2C19 und/oder vermehrte von<br />

ABCB1 ist in einigen Studien mit Risiko für Gefäßereignisse unter<br />

Clopidogrel assoziiert<br />

– z.B. Sekundäranalysen von TRITON und PLATO<br />

– keine Assoziation übrigens bei Prasugrel und Ticagrelor<br />

• Befunde sind retrospektiv, nicht konsistent und teils sogar<br />

widersprüchlich<br />

bisher ist der praktische Nutzen genetischer Tests für<br />

die Therapieführung von Clopidogrel nicht belegt<br />

H. Wille<br />

23<br />

24


H. Wille<br />

zwei Beispiele zu CYP2C19<br />

signifikanter Einfluss<br />

kein Einfluss<br />

2. Dosis‐/Therapieanpassung nach Aggregationstests?<br />

• die Aggregationshemmung unter Plättchenhemmern kann im<br />

Labor bestimmt werden (auch als POC)<br />

• im Labor lassen sich für alle Plättchenhemmer so genannte<br />

„Non‐Responder“ definieren<br />

–je nach Test und gewählten Schwellenwerten<br />

• unter ASS bis zu 30%<br />

• unter Clopidogrel bis zu 20%<br />

• in (bisher wenigen) RCTs war allerdings eine Dosiserhöhung von<br />

Clopidogrel bei „Non‐Respondern“ ohne klinischen Nutzen<br />

bisher ist nicht gezeigt, dass Aggregationstests für die<br />

Therapiesteuerung (z.B. Dosisanpassung, Wechsel des<br />

Mittels) von relevantem Nutzen sind<br />

H. Wille<br />

25<br />

26


Dosiserhöhung bei „low Respondern“ ohne Effekt<br />

2.214 Pat. mit DES<br />

12‐24 Stunden nach<br />

Therapiebeginn mit<br />

Clopidogrel in üblicher<br />

Dosis in Testung hohe<br />

Plättchenreaktivität<br />

Randomisierung:<br />

600mg Re‐Loading und<br />

150mg/d vs. 75mg/d<br />

H. Wille<br />

JAMA 2011; 305: 1097<br />

Strategie mit Monitoring + Adjustierung ohne Erfolg<br />

2440 Pat. mit DES‐Implanation<br />

RCT: Strategie mit Monitoring<br />

+ Therapieadjustierung (2fache<br />

Clopidogrel‐Dosis / Prasugrel)<br />

vs. konventionelle Therapie<br />

Endpunkt: Tod, Infarkt, Insult,<br />

Stentthrombose oder koronare<br />

Revaskularisation nach 1 Jahr<br />

H. Wille<br />

N Engl J Med 2012. DOI: 10.1056/NEJMoa1209979<br />

27<br />

28


H. Wille<br />

Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor<br />

kurzer pharmakologischer Überblick<br />

(Altes und) Neues zu Clopidogrel<br />

Prasugrel<br />

Ticagrelor<br />

Varia<br />

H. Wille<br />

Zulassungsstatus der Mittel<br />

jeweils in Kombination mit ASS<br />

Clopidogrel (Plavix®, Iscover®, Generika)<br />

–AKS ohne ST‐Hebung (instabile Angina, NSTEMI),<br />

einschließlich Stentimplantation bei PCI<br />

–STEMI nur bei medizinisch behandelten Patienten,<br />

für die eine Thrombolyse infrage kommt<br />

Prasugrel (Efient®)<br />

–AKS (instabile Angina, NSTEMI, STEMI),<br />

nur wenn Therapie mittels PCI (primär oder verzögert)<br />

Ticagrelor (Brilique®)<br />

–AKS (instabile Angina, NSTEMI, STEMI),<br />

egal welche Therapie (PCI, MED, CABG)<br />

Fachinformationen<br />

29<br />

30


Bewertung und Fazit zu Prasugrel bei AKS<br />

• reduziert gegenüber Clopidogrel beim mit PCI behandelten AKS<br />

klinisch relevante Infarkte um etwa 1% pro Jahr<br />

• erhöht dabei gegenüber Clopidogrel die Rate schwerwiegender<br />

Blutungen um etwa 1,5% pro Jahr<br />

• hat beim AKS gegenüber Clopidogrel<br />

keinen Einfluss auf die Mortalität<br />

• in der Nutzen / Schaden‐Bilanz bei AKS<br />

allenfalls Patt gegenüber Clopidogrel<br />

• auch beim medikamentös behandelten<br />

AKS (NSTEMI / IA) ohne jeden Vorteil<br />

gegenüber Clopidogrel<br />

• ist 6fach teurer als Clopidogrel<br />

• ist verzichtbar, sollte man umstellen<br />

H. Wille<br />

Prasugrel: Zulassungsstudie TRITON‐TIMI 38<br />

H. Wille<br />

Prasugrel bei akutem Koronarsyndrom<br />

‐ 13.608 Patienten mit AKS (STEMI, NSTEMI, IA) und geplanter PCI<br />

‐ Randomisierung / erste Medikation bis zu 72 Std. nach Beginn der<br />

Symptome möglich – tatsächlich im Mittel 35 Std. danach<br />

‐ Laufzeit im Mittel 14,5 Monate<br />

‐ Endpunkte:<br />

primär: CV‐Todesfälle + Infarkte + Insulte<br />

sekundär: mehrere<br />

Subgruppen: viele<br />

31


Endpunkte nach 14,5 Monaten –TRITON<br />

Primärer EP<br />

(CV‐Tod, Infarkt, Insult)<br />

Infarkt<br />

Insult<br />

CV Tod<br />

Tod insgesamt<br />

major TIMI,<br />

non‐CABG (!)<br />

major TIMI,<br />

bei CABG<br />

H. Wille<br />

major + minor<br />

TIMI<br />

lebens‐bedrohlich<br />

intracraniell<br />

fatal<br />

H. Wille<br />

Prasugrel<br />

9,9%<br />

7,3%<br />

1,0%<br />

2,1%<br />

3,0%<br />

Clopidogrel<br />

12,1%<br />

9,5%<br />

1,0%<br />

2,4%<br />

3,2%<br />

p<br />


H. Wille<br />

weitere Befunde für Prasugrel<br />

• möglicherweise Zunahme von Malignomen<br />

• Patienten über 75 Jahre und unter 60kg KG profitieren nicht von<br />

Prasugrel (Verhältnis Nutzen / Schaden ausgeglichen)<br />

–lt. Zulassung reduzierte Dosis für diese Patienten empfohlen<br />

–…die aber gar nicht hinreichend geprüft ist …<br />

• Patienten mit Insult oder TIA in der Anamnese haben mehr<br />

Schaden als Nutzen<br />

–vermehrt hämorrhagische Insulte<br />

–lt. Zulassung deshalb kontraindiziert<br />

• kein Einfluss auf die Rate an Herzinsuffizienz<br />

methodische Probleme der TRITON‐Studie<br />

1. Clopidogrel wurde nicht unmittelbar nach Diagnose eingesetzt<br />

(= Standard und in allen Leitlinien empfohlen)<br />

–im Mittel 35 Std. nach Symptombeginn<br />

– nur bei 24% der Patienten vor der PCI<br />

–zudem „loading“‐Dosis nur 300mg<br />

2. bei den Infarkten wurden sog. periprozedurale „Enzyminfarkte“<br />

mitgezählt<br />

–Enzymanstiege nach PCI ohne Klinik<br />

– prozentual etwa 60% der erfassten Infarkte<br />

– klinische Relevanz wird kontrovers bewertet<br />

–neue „Universaldefinition“ des Infarktes verlangt nach PCI<br />

mittlerweile zusätzlich Klinik und/oder EKG‐Veränderungen<br />

3. bei den schwerwiegenden Blutungen wurden solche nicht mit<br />

ausgewertet, die nach einer nötigen Bypass‐OP auftraten<br />

H. Wille<br />

35<br />

36


H. Wille<br />

IQWiG‐(Vor)Bericht zu Prasugrel<br />

dabei Berücksichtigung von<br />

nachgeforderter Daten zu<br />

1. klinisch relevanten<br />

Infarkten<br />

2. schwerwiegenden<br />

Blutungen<br />

3. Einfluss verspäteter<br />

Gabe von Clopidogrel<br />

Auswertung nur für Patienten mit NSTEMI und IA, da Prasugrel für<br />

STEMI‐Patienten nicht adäquat geprüft / verglichen wurde<br />

Clopidogrel für mit PCI behandelte STEMI‐Patienten nicht zugelassen<br />

H. Wille<br />

Ergebnisse des IQWiG‐Berichts<br />

• klinisch relevante Infarkte<br />

treten unter Prasugrel seltener auf als unter Clopidogrel<br />

1,4% vs. 2,6% (Originalpublikation 7,3% vs. 9,5%)<br />

• alle schwerwiegende Blutungen (incl. CABG‐related)<br />

treten unter Prasugrel deutlich häufiger als unter Clopidogrel<br />

5,2% vs. 3,5% (Originalpublikation 2,4% vs. 1,8%)<br />

• der Einfluss der verspäteten Gabe von Prasugrel auf Ergebnisse<br />

war nicht abschließend zu klären<br />

– Zeitintervall zwischen Diagnose und Therapiebeginn nicht<br />

bekannt bzw. vom Hersteller nicht preisgegeben<br />

37<br />

38


10,00%<br />

9,00%<br />

8,00%<br />

7,00%<br />

6,00%<br />

5,00%<br />

4,00%<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

1,00%<br />

0,00%<br />

6,00%<br />

5,00%<br />

4,00%<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

1,00%<br />

0,00%<br />

H. Wille<br />

Ergebnisse des IQWiG‐Berichts<br />

Publikation IQWiG-Bericht<br />

Publikation<br />

IQWiG-Bericht<br />

Publikation IQWiG-Bericht<br />

Prasugrel<br />

Clopidogrel<br />

Prasugrel<br />

Clopidogrel<br />

klinisch relevante<br />

Infarkte:<br />

Zusatznutzen<br />

in der Publikation<br />

überschätzt<br />

schwerwiegende<br />

Blutungen:<br />

Zusatzschaden<br />

in der Publikation<br />

unterschätzt<br />

Prasugrel bei STEMI mit PCI‐Therapie<br />

Prasugrel<br />

• ist für mit PCI behandelte STEMI‐Patienten zugelassen<br />

• ist für mit PCI behandelte STEMI‐Patienten auch nicht von der<br />

Erstattungsfähigkeit durch die GKV ausgeschlossen<br />

Prasugrel<br />

• ist allerdings für mit PCI behandelte STEMI‐Patienten gar nicht<br />

adäquat geprüft … !!!<br />

– nur mit Clopidogrel verglichen (TRITON‐Studie), das bei mit<br />

PCI behandelten STEMI‐Patienten nicht geprüft & zugelassen<br />

–zudem gleiche methodische Studienmängel und gleiche<br />

(fragwürdige) Ergebnisse wie bei Patienten mit NSTEMI / IA<br />

paradoxe Situation, aber nicht weiter auflösbar –und<br />

wohl auch zukünftig nicht mehr klärbar<br />

H. Wille<br />

39<br />

40


Neues zu Prasugrel: TRILOGY‐Studie<br />

• 7.243 Patienten unter 75 Jahre mit AKS ohne ST‐Hebung (NSTEMI<br />

+ IA) und medikamentöser Therapie (für mindestens 10 Tage) +<br />

≥1 Risikofaktor: Alter >60a, Diabetes, früherer Infarkt, PCI, oder CABG<br />

• Prasugrel 30mg Loading, dann 10mg/d oder<br />

Clopidogrel 300mg Loading, dann 75mg/d für median 17 Mo<br />

• primärer Endpunkt: CV‐Tod, Infarkt oder Insult<br />

• mehrere sekundäre Endpunkte und Subgruppen prädefiniert<br />

H. Wille<br />

NEJM 2012; 367: 1297<br />

TRILOGY‐Studie: kein Vorteil für Prasugrel<br />

H. Wille<br />

HR 0,91<br />

p=0,21<br />

HR 1,31<br />

p=0,27<br />

Infarkte (8,3% vs. 10,5%; p=0,21) und Todesfälle (7,8% vs. 8,1%; p=0,63) gleich,<br />

major + minor Blutungen häufiger (3,3% vs. 2,1%, p=0,02) als unter Clopidogrel<br />

NEJM 2012; 367: 1297<br />

41<br />

42


H. Wille<br />

Fazit aus TRILOGY<br />

(auch) bei rein konservativ (d.h. keine PCI oder CABG)<br />

behandelten Patienten mit AKS ohne ST‐Hebung bietet<br />

Prasugrel keinerlei Vorteil gegenüber Clopidogrel<br />

• auch wenn Studie methodische Schwächen aufweist<br />

–Pat. konnten bis 72 Std. ohne Clopidogrel / Prasugrel bleiben<br />

–70% der Pat. waren „open label“ mit Clopidogrel vorbehandelt<br />

• auch wenn post hoc Positives gesucht wird …<br />

– rezidivierende CV‐Ereignisse signifikant reduziert<br />

– signifikanter Effekt bei Pat. unter PPI‐Medikation (23%), mit<br />

Diabetes (39%) oder Angiografie vor Randomisierung (42%)<br />

– zeitabhängiger Effekt („nach 12 Mo Vorteile vs. Clopidogrel“)<br />

–bei Pat. über 75 Jahre und unter 60kg ist 5mg Dosis sicher<br />

H. Wille<br />

Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor<br />

kurzer pharmakologischer Überblick<br />

(Altes und) Neues zu Clopidogrel<br />

Prasugrel<br />

Ticagrelor<br />

Varia<br />

43<br />

44


H. Wille<br />

Zulassungsstatus der Mittel<br />

jeweils in Kombination mit ASS<br />

Clopidogrel (Plavix®, Iscover®, Generika)<br />

–AKS ohne ST‐Hebung (instabile Angina, NSTEMI),<br />

einschließlich Stentimplantation bei PCI<br />

–STEMI nur bei medizinisch behandelten Patienten,<br />

für die eine Thrombolyse infrage kommt<br />

Prasugrel (Efient®)<br />

–AKS (instabile Angina, NSTEMI, STEMI),<br />

nur wenn Therapie mittels PCI (primär oder verzögert)<br />

Ticagrelor (Brilique®)<br />

–AKS (instabile Angina, NSTEMI, STEMI),<br />

egal welche Therapie (PCI, MED, CABG)<br />

H. Wille<br />

Fachinformationen<br />

Bewertung und Fazit für Ticagrelor<br />

• nach vorliegenden Daten scheint Ticagrelor beim AKS Vorteile vs.<br />

Clopidogrel zu bieten<br />

– bei STEMI und IA/NSTEMI und unabhängig von der Therapie<br />

• signifikante & relevante Reduktion von Infarkten und Todesfällen<br />

• schwerwiegende Blutungen scheinen dabei nicht zuzunehmen<br />

• gewisse Skepsis bleibt aber, wegen der<br />

konträren Befunde in einigen Ländern<br />

und anderer Kritikpunkte<br />

• nach Bewertung durch IQWiG / G‐BA<br />

ist Zusatznutzen nur beim NSTEMI / IA<br />

belegt, nicht dagegen beim STEMI<br />

• Ticagrelor verteuert die Therapie<br />

vs. Clopidogrel auf das 7fache<br />

–TTK derzeit 3,35€<br />

45<br />

46


H. Wille<br />

Ticagelor: Zulassungsstudie PLATO<br />

• 18.624 hospitalisierte Patienten mit AKS (IA, NSTEMI oder STEMI)<br />

und Symptomen seit < 24 Stunden<br />

• egal, welche Therapie geplant war (medikamentös; invasiv)<br />

• Endpunkte<br />

‐ primär CV‐Todesfälle oder Infarkt oder Insult<br />

‐ mehrere sekundäre Endpunkte und Subgruppen<br />

Primärer EP<br />

Infarkt<br />

Insult<br />

Todesfälle<br />

kardiovaskulär<br />

Todesfälle<br />

insgesamt<br />

Stentthrombose<br />

H. Wille<br />

NEJM 2009; 361: 1045‐57<br />

Endpunkte nach 12 Monaten ‐ PLATO<br />

Ticagrelor<br />

9,8%<br />

5,8%<br />

1,5%<br />

4,0%<br />

4,5%<br />

1,3%<br />

Clopidogrel<br />

11,7%<br />

6,9%<br />

1,3%<br />

5,1%<br />

5,9%<br />

1,9%<br />

p<br />


major (ges.)<br />

H. Wille<br />

major CABG<br />

major non‐CABG<br />

major + minor<br />

lebens‐bedrohlich<br />

fatal<br />

fatal<br />

intracraniell<br />

H. Wille<br />

Ereigniskurve in PLATO<br />

CV-Todesfall oder Infarkt oder Insult<br />

Blutungen nach 12 Monaten –PLATO<br />

Ticagrelor<br />

11,6%<br />

7,4%<br />

4,5%<br />

16,1%<br />

5,5%<br />

0,3%<br />

0,1%<br />

Clopidogrel<br />

11,2%<br />

7,9%<br />

3,8%<br />

14,6%<br />

5,5%<br />

0,3%<br />

0,01%<br />

p<br />

=0,43<br />

=0,32<br />

=0,03<br />

=0,008<br />

=0,70<br />

=0,66<br />

=0,02<br />

9,8%<br />

11,7%<br />

ARI<br />

Mo<br />

0,7%<br />

1,5%<br />

0,09%<br />

49<br />

50


Dyspnoe<br />

Absetzen wegen<br />

Dyspnoe<br />

Pausen >3sec<br />

(Holter‐EKG)<br />

Synkopen<br />

Kreatinin<br />

Harnsäure<br />

Gynäkomastie<br />

andere, unter Ticagrelor häufigere UAW<br />

H. Wille<br />

H. Wille<br />

Ticagrelor<br />

13,8%<br />

0,9%<br />

5,8%<br />

1,1%<br />

+11%<br />

+15%<br />

0,16%<br />

Clopidogrel<br />

7,8%<br />

0,1%<br />

3,6%<br />

0,8%<br />

+9%<br />

+7%<br />

0,03%<br />


Mortalität in der Bypass(Sub‐)Subgruppe<br />

H. Wille<br />

H. Wille<br />

Blutungen post CABG<br />

Mortalitätsreduktion<br />

numerisch 5%!<br />

• „CABG‐related“ major Blutungen unter beiden Mitteln bei<br />

> 80% der Patienten<br />

–ganz überwiegend in den ersten 24 Stunden<br />

• aber keine signifikanten Unterschiede zwischen Ticagrelor und<br />

Clopidogrel<br />

–TIMI major oder minor Blutungen<br />

– lebensbedrohliche Blutungen<br />

– intracranielle Blutungen<br />

– fatale Blutungen<br />

–Reoperationen<br />

–Hb‐Abfall > 3g% oder > 5g% oder Transfusionsbedarf<br />

– Drainagemengen<br />

53<br />

54


viele Kritikpunkte an PLATO‐Studie mit Ticagrelor<br />

• bei nordamerikanischen Patienten eher Schaden als Nutzen<br />

– Phänomen bislang ungeklärt<br />

• relativ deutliche Mortalitätsreduktion nicht plausibel<br />

–im Vergleich zur Reduktion von Infarkten / CV‐Todesfällen<br />

• Ereigniskurve unplausibel – kontinuierlicher Nutzenzunahme<br />

• Diskrepanzen zwischen den von den Zentren berichteten und<br />

vom zentralen Evaluations‐Komitee adjudizierten Ereignissen<br />

• relativ viele („menschliche“) Übertragungsfehler<br />

• Entblindung technisch einfach (Zerbrechen der Clopidogrel‐<br />

Dummies)<br />

• Studienmonitoring überwiegend in Händen des Herstellers und<br />

nicht durch unabhängige CRO (nur in USA, Georgien, Russland)<br />

• ...<br />

suggerieren bewusste Täuschung, Fälschung und Betrug (??)<br />

H. Wille<br />

H. Wille<br />

Serebruany: Cardiology 2012; 122: 144<br />

Effekte nach Ländern aufgetragen<br />

Nachanalysen:<br />

auch ohne<br />

Türkei, Polen<br />

und Ungarn ist<br />

der Vorteil für<br />

Ticagrelor<br />

signifikant<br />

55<br />

56


Ticagrelor: Nutzenbewertung nach §35a SGB V<br />

Anwendungsgebiet von<br />

Ticagrelor (+ ASS) nach<br />

Indikationen<br />

instabile Angina und<br />

NSTEMI,<br />

egal welche Therapie<br />

STEMI,<br />

medikamentöse<br />

Therapie<br />

STEMI,<br />

percutane<br />

Koronarintervention<br />

STEMI,<br />

aorto‐koronarer Bypass<br />

H. Wille<br />

H. Wille<br />

Zweckmäßige<br />

Vergleichstherapie<br />

Clopidogrel<br />

+ ASS<br />

Clopidogrel<br />

+ ASS<br />

Prasugrel<br />

+ ASS<br />

ASS‐Monotherapie<br />

IQWiG Bericht A11‐02 vom 29.9.2011<br />

Ausmaß und<br />

Wahrscheinlichkeit des<br />

Zusatznutzens<br />

Beleg für beträchtlichen<br />

Zusatznutzen<br />

Zusatznutzen nicht belegt<br />

(keine Daten vorgelegt)<br />

Zusatznutzen nicht belegt<br />

(im indirekten Vergleich)<br />

Zusatznutzen nicht belegt<br />

(keine Daten vorhanden)<br />

Erstattungsfähigkeit von Ticagrelor<br />

• für die Verordnung von Ticagrelor in der Indikation instabile<br />

Angina und NSTEMI –egal welche Therapie – wurde zwischen<br />

Hersteller und GKV ein Erstattungspreis ausgehandelt<br />

–2€pro Tag Herstellerabgabepreis ohne Aufschläge und MwSt<br />

– zukünftig faktisch ca. 2,85€ pro Tag für Kassen (bis Ende 2013)<br />

• Verordnung von Ticagrelor (nur) in dieser Indikation soll nach<br />

Vereinbarung zwischen Hersteller und GKV‐Spitzenverband als<br />

eine Praxisbesonderheit anerkannt werden ????<br />

– Praxisbesonderheiten werden zwischen KV und Kassen<br />

vereinbart –auf regionaler Ebene !!!!<br />

• Verordnung von Ticagrelor für STEMI wäre unwirtschaftlich<br />

–wie ist indikationsspezifische Verordnung zu kontrollieren?<br />

• derzeit ist unklar, ob eine Verordnung von Ticagrelor bei STEMI<br />

sanktioniert wird / werden kann<br />

57<br />

58


H. Wille<br />

wann Ticagrelor bei AKS<br />

• nach derzeitigem Kenntnisstand scheint Ticagrelor bei allen<br />

Entitäten des Akuten Koronarsyndroms (IA, NSTEMI, STEMI)<br />

dem Clopidogrel überlegen – und eine vertretbare Option<br />

• Vorsicht speziell mit Ticagrelor ist geboten bei<br />

–Patienten mit Risiko für Intrakranielle Blutungen<br />

–Patienten mit pulmonaler Vorerkrankung wie Asthma, COPD<br />

–Patienten mit relevanter Hyperurikämie / klinischer Gicht<br />

–Patienten mit Bradykardie, Sick‐Sinus‐Syndrom, AV‐Block<br />

• speziell Ticagrelor nicht einsetzen bei<br />

– Begleitmedikation mit starken Hemmstoffen von CYP3A4<br />

und / oder p‐GP<br />

H. Wille<br />

Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor<br />

kurzer pharmakologischer Überblick<br />

(Altes und) Neues zu Clopidogrel<br />

Prasugrel<br />

Ticagrelor<br />

Varia<br />

59<br />

60


H. Wille<br />

Tipps für das Umstellen von …auf<br />

• von Prasugrel auf Clopidogrel:<br />

keine Aufsättigungsdosis für Clopidogrel nötig, mit Clopidogrel<br />

in üblicher Tagesdosis beginnen<br />

–beides irreversible Hemmer<br />

– Wirkung von Prasugrel hält über 5‐7 Tage nach Absetzen an<br />

• von Ticagrelor auf Clopidogrel:<br />

sicherheitshalber am Tag nach Ticagrelor mit Sättigungsdosis<br />

von 150‐300mg Clopidogrel beginnen<br />

– Ticagrelor reversibler Hemmer<br />

– Ticagrelor‐Wirkung hält über ca. 3 Tage nach Absetzen an<br />

• von Prasugrel / Clopidogrel auf Ticagrelor:<br />

für ca. 3 Tage Pause, dann mit Ticagrelor in üblicher Tagesdosis<br />

(ohne Aufsättigung) starten<br />

H. Wille<br />

Clopidogrel + PPI –was tun?<br />

• klinische Relevanz einer Interaktion speziell von Omeprazol mit<br />

Clopidogrel ist nicht belegt (wenn, eher widerlegt)<br />

• pragmatisches Vorgehen<br />

– Indikation für Clopidogrel und PPI überprüfen<br />

• Risiko für Gefäßereignisse / GI‐Blutungen<br />

– falls vertretbar, H2‐Blocker in ausreichender Dosis statt PPI<br />

(20mg Omeprazol => 600mg Ranitidin, 40mg Famotidin)<br />

• besteht für beide Mittel eine sichere Indikation, so sollten beide<br />

Mittel auch gegeben werden !!<br />

– auch Omeprazol in üblicher Dosis<br />

–aber warum nicht (pragmatisch) Pantoprazol statt Omeprazol<br />

•dann 40mg Pantoprazol für 20mg Omeprazol !<br />

• es existieren keine Belege, dass ein Wechsel von Clopidogrel auf<br />

Prasugrel oder Ticagrelor klinisch relevante Vorteile bietet<br />

61<br />

62


Clopidogrel + ASS als Fixkombination<br />

• seit knapp 1 Jahr verfügbar<br />

–als Duoplavin® TTK 1,70€<br />

–als Duocover® TTK 2,65€<br />

• enthalten 100mg ASS und 75mg Clopidogrel<br />

• Markteinführung nach Patentauslauf<br />

für Clopidogrel (bzw. Einführung von<br />

Generika)<br />

• kein besonderer therapeutischer<br />

Stellenwert<br />

• Verteuerung der Therapie um<br />

das 3 –6fache<br />

• verzichtbar<br />

H. Wille<br />

H. Wille<br />

Tripeltherapie<br />

• seit der Etablierung der „dualen Plättchenhemmung“ (ASS plus<br />

Clopidogrel) bei koronaren Stents und akutem Koronarsyndrom<br />

ist die Frage, wie Plättchenhemmer mit oralen Antikoagulanzien<br />

kombiniert werden sollen / müssen, nicht selten<br />

– Indikationen für eine orale Antikoagulation sind<br />

• Vorhofflimmern in ca. 80%<br />

•venöse Thromboembolie in ca. 10%<br />

• Kunstklappen (ggf. + ASS) in ca. 10%<br />

–6‐8% der Patienten mit Indikation für koronaren Stent stehen<br />

unter oraler Antikoagulation (meist wegen VHF)<br />

–ca. 1/3 der Patienten mit VHF leidet an einer KHK<br />

• wie unter Nutzen‐ / Schadens‐Aspekten vorgegangen werden<br />

sollte, ist durch randomisierte Studien bisher (!) nicht geklärt<br />

63<br />

64


H. Wille<br />

Vorschläge Triple‐Therapie<br />

• Abschätzung der individuellen Risiken für Blutungen einerseits<br />

und vaskuläre Ereignisse / Embolien andererseits<br />

• Besprechung mit den Patienten<br />

• soweit beurteilbar, ist die Kombination oraler Antikoagulanzien<br />

mit ASS plus Clopidogrel bei streng gestellter Indikation wie VHF<br />

oder koronarem Stenting vertretbar<br />

• ausreichende Erfahrungen (Register‐Daten, Beobachtungs‐<br />

Studien) liegen nur für die Kombination von Cumarinen mit ASS<br />

plus Clopidogrel vor<br />

– nicht für neue orale Antikoagulanzien Dabigatran, Rivaroxaban<br />

und Apixaban<br />

– nicht für neue <strong>Aggregationshemmer</strong> Prasugrel und Ticagrelor<br />

• Triple‐Therapie also nur mit Cumarinen, ASS und Clopidogrel !<br />

Therapie bei KHK und VHF –kanadische LL<br />

H. Wille<br />

??<br />

OAK heißt Cumarin !!!<br />

Dauer? Dauer?<br />

Can J Cardiol 2012: 28: 125<br />

65<br />

66


stabile KHK<br />

Therapie bei KHK und VHF –ACCP‐LL<br />

CHADS 2 ‐Sore ≤ 1<br />

CHADS 2 ‐Sore ≥ 2<br />

AKS ohne PCI / Stent<br />

CHADS 2 ‐Sore = 0<br />

CHADS 2‐Sore = 1<br />

CHADS 2‐Sore ≥2<br />

* ??? alternativ für 3 Mo<br />

H. Wille<br />

‐ ASS<br />

‐ Cumarin mit INR 2‐3 auf Dauer<br />

‐ ASS + Clopidogrel für 12 Mo<br />

‐ dann ASS allein<br />

‐ Cumarin mit INR 2‐3 + ASS oder<br />

Clopidogrel für 12 Mo*<br />

‐ dann ASS allein<br />

‐ Cumarin mit INR 2‐3 + ASS oder<br />

Clopidogrel für 12 Mo*;<br />

‐ dann Cumarin mit INR 2‐3<br />

Chest 2012; 141(Suppl.): e531S‐e575S<br />

Therapie bei KHK und VHF –ACCP‐LL<br />

bei Stent‐Implantation<br />

BMS<br />

DES<br />

‐ ASS + Clopidogrel für<br />

12 Mo;<br />

‐ dann ASS allein<br />

H. Wille<br />

CHADS 2 ≤ 1<br />

‐ ASS + Clopidogrel für<br />

12 Mo;<br />

‐ dann ASS allein<br />

CHADS 2 ≥ 2<br />

‐ Cumarin (INR 2‐3)+ ASS+ Clopidogrel<br />

für 4 Wo;<br />

‐ dann Cumarin (INR 2‐3)+ ASS oder<br />

Clopidogrel bis Mo 12*;<br />

‐ dann Cumarin (INR 2‐3)<br />

‐ Cumarin (INR 23)+ ASS+ Clopidogrel<br />

für 3‐6 Mo;<br />

‐ dann Cumarin (INR 2‐3)+ ASS oder<br />

Clopidogrel bis Mo 12*;<br />

‐ dann Cumarin (INR 2‐3)<br />

* ??? alternativ: gleich Cumarin nach Triple‐Therapie<br />

Chest 2012; 141(Suppl.): e531S‐e575S<br />

67<br />

68


H. Wille<br />

Vorschläge Triple‐Therapie<br />

• Triple‐Therapie auf jeden Fall so kurz wie möglich<br />

• bei akutem Koronarsyndrom Triple‐Therapie bis zu 3 Monate,<br />

beim STEMI bis zu 4 Wochen<br />

• beim Stenting unbedingt BMS wählen (soweit beeinflussbar)<br />

–dann reichen 4 Wochen Triple‐Therapie<br />

• bei DES Triple‐Therapie über 3 / 6 Monate (Paclitaxel / …rolimus)<br />

• elektive Stents ggf. verschieben<br />

• INR‐Werte 2,0 bis maximal 2,5 mit enger Überwachung<br />

• ASS mit maximal 100mg – besser 75mg – täglich und Clopidogrel<br />

mit 75mg pro Tag dosieren<br />

• nach der Triple‐Therapie i.d.R. alleinige orale Antikoagulation mit<br />

INR‐Werten 2‐3 (CHADS 2 ≥ 2) oder ASS allein (CHADS 2 = 0‐1)<br />

• falls Triple‐Therapie nicht vertretbar, individuell zwischen dualer<br />

Plättchenhemmung und Cumarin plus ASS abwägen<br />

H. Wille<br />

Vielen Dank<br />

für Ihre<br />

Aufmerksamkeit !<br />

69<br />

70

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