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PDF, 1,34 MB - Deutsches Filminstitut

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Positive Signale vom italienischen Kino<br />

Piero Spila<br />

Verso Sud findet dieses Jahr in einer besonders erfolgreichen Zeit<br />

des italienischen Kinos statt. Auf dem Festival von Cannes waren<br />

im Mai im Wettbewerb sogar zwei italienische Filme, go m o r r a , unter<br />

der Regie Matteo Garrones, nach dem Roman Roberto Savianos,<br />

und Paolo Sorrentinos Il d I v o. Beide Film sind mit bedeutenden Preisen<br />

gekürt worden und beweisen, dass es wieder ein nationales<br />

Genre gibt, das sich mit den schwierigen Realitäten unseres Landes<br />

auseinandersetzt und sie durch neue Sprachformen und stilistische<br />

Mittel in Szene setzen kann. Das Positive an diesen zwei Filmen<br />

stellen nicht nur die Themen dar, die sie behandeln, wie das organisierte<br />

Verbrechen und die politische Korruption, sondern auch die<br />

filmischen und künstlerischen Qualitäten, die ihre politische Bedeutung<br />

und die moralische Kraft verstärken.<br />

Man muss noch hinzufügen: der Erfolg dieser zwei Filme in Cannes<br />

stellt kein isoliertes Phänomen dar, sondern ist ein klares Zeichen<br />

dafür, dass das Autorenkino weiterhin angestrebt und gefördert<br />

wird, trotz seiner kommerziellen Schwächen und der zahllosen<br />

Schwierigkeiten auf dem Markt. In Italien hat sich der Anteil der<br />

nationalen Filmproduktion um die 30% stabilisiert, was als ein besonders<br />

wichtiges Ergebnis betrachtet werden kann, denn es bedeutet,<br />

dass nun auch künstlerische Filme das Interesse des breiten<br />

Publikums (wieder) erweckt haben.<br />

Es ist der Fall eben von go m o r r a , der lange an der Spitze in der Topten-Liste<br />

gewesen ist und in den ersten Wochen sogar mehr als 10<br />

Millionen eingespielt hat, ein durchaus bemerkenswertes Ergebnis,<br />

wenn man bedenkt, dass keine internationalen Stars daran mitgewirkt<br />

haben, der Film als „sperrig und schwierig“ betrachtet worden<br />

ist und wegen des manchmal unverständlichen Dialekts der Protagonisten<br />

sogar mit italienischen Untertiteln in den nationalen Kinos<br />

anlief. Zusammen mit go m o r r a sind weitere Filme zu erwähnen, die<br />

Ermanno Olmi Ce N t o C h i o d i Italien 2005<br />

Einleitung Verso Sud 14<br />

ebenso erfolgreich waren, wie Paolo Virzìs tu t ta l a v I ta d a v a n t I , Daniele<br />

Luchettis mIo f r a t e l l o è f I g l I o u n I C o, Silvio Soldinis gI o r n I e n u v o l e ,<br />

als auch Debütfilme wie la r a g a z z a d e l l a g o, unter der Regie von Andrea<br />

Molaioli, und Giorgio Dirittis Il v e n t o f a Il s u o g I r o.<br />

Diese kreative Zeit des italienischen Kinos bestätigen auch die<br />

Filme, die dieses Jahr bei Verso Sud gezeigt werden, wobei neben<br />

großen Meistern der älteren Generation wie Ermanno Olmi auch<br />

jüngere Autoren präsent sind, und neben Filmen, die komplexe oder<br />

dramatische Themen behandeln, auch heitere Komödien, die zum<br />

Lächeln einladen, gezeigt werden. Egal ob im Mittelpunkt die Aufforderung<br />

zum Nachdenken oder die Einladung sich zu amüsieren<br />

steht, sehr oft überraschen diese Filme mit originellen und vielseitigen<br />

Ausdrucksformen.<br />

Eine besondere Aufmerksamkeit verdient Ermanno Olmis Ce n t o C h I o -<br />

d I, der wahrscheinlich sein letzter Spielfilm sein wird, wie der Regisseur<br />

selbst angekündigt hat, und deshalb gleichsam als sein Vermächtnis<br />

betrachtet werden kann. Der junge Professor im Zentrum<br />

des Films, der sein bisheriges Leben nur mit Büchern verbracht hatte,<br />

ist müde und enttäuscht. So zieht er sich aus der zivilisierten Welt<br />

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