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Gefahr für Neulati - Jungschar.biz

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Sicherheit; er hievte rasch die Kordel aus dem Wasser, während Marabu, vor Spaß am ganzen Leibe<br />

zuckend, das Gefecht am Ufer verfolgte.<br />

Hubba kämpfte wie ein untergehendes Schlachtschiff; dass er nicht noch um sich biss, war alles.<br />

Dazwischen kreischte er aus voller Lunge. „Stihitz! Stihitz!“, und auch Jessi auf dem Floß, breitbeinig<br />

wie ein Herold, der Trompete bläst, brüllte mörderisch den Namen seines Chefs in Richtung Schonung.<br />

Wir knieten jetzt zu dritt auf Hubba, Goggo drückte ihm den Mund zu. „Schnell, ihr Leute“, rief er<br />

hastig, „wo tun wir jetzt den Kerl hier hin? Ich kann doch nicht den Lasso schon verbrauchen, denn dann<br />

bleibt uns <strong>für</strong> die andern nichts!“<br />

„Festhexen!“ rief Marabu vom Floß her, denn die Methode der Beinfessel, die man Festhexen nannte,<br />

hatte der Chronist seit einiger Zeit in <strong>Neulati</strong> verbreitet. Und wir hexten Hubba mühsam, denn er wehrte<br />

sich verzweifelt, an der nächsten Pappel fest; das heißt, wir schlangen ihm die Beine derart um den<br />

Baum, dass er trotz der freigelassenen Hände nicht mehr von dem Stamme loskam; er saß vor seinem<br />

Baum, die Arme hinten aufgestützt, und atmete mit offnem Mund; scheinbar konnte er nicht fassen, dass<br />

er damit sicherer gefesselt war als mit dem längsten Lasso.<br />

Jessi auf dem Floß rief immer noch von Zeit zu Zeit nach Stitz. Er hatte Marabu inzwischen auf den<br />

Bauch gewälzt, pulte sich den Zeigefinger des Gefangenen aus dem Knubbel seiner gefesselten Hände,<br />

hielt ihn in der Hand wie einen Maschinenhebel und sagte mit einer Mischung von Trotz und Angst:<br />

„Wenn ihr mir was wollt, dann bieg ich ihm sofort den Finger krumm!“<br />

„Kruzitürken“, zischte Goggo, „einer muss sofort ans andre Ufer, weil der Jessi sonst vielleicht an Land<br />

steigt! Und wie sollen wir jetzt an ihn ran?“<br />

Der Teich war wegen seines metertiefen Schlammes und der schlimm verfilzten Wasserpflanzen auf dem<br />

Grunde weder zum Durchwaten noch zum Schwimmen irgendwie geeignet. Wir standen da und wussten<br />

nicht, wie diese schwimmende Festung zu erobern war. Dabei war vermutlich Stitz schon unterwegs!<br />

„Nimm den Lasso“, sagte Marabu vom Floß her, „angle dir das Floß ans Ufer!“ Und indes der<br />

Geschichtsschreiber im Dauerlauf den Teich umging, um eine Landung Jessis auf der anderen Seite zu<br />

verhindern, machte Goggo, der der beste Lassowerfer von <strong>Neulati</strong> war, seine Schlinge wurfbereit.<br />

„Wenn ihr mit dem Lasso werft, dann räch' ich mich an Marabu!“ drohte Jessi ängstlich von dem Floß<br />

her; auf den Knien hockte er neben dem Gefesselten und hielt den Marterfinger kaltentschlossen in der<br />

Hand. „Schmeißt den Lasso!“ brüllte Marabu. „Macht doch schnell! Und wenn ich schreie, das macht<br />

nichts!“ Und im nächsten Augenblicke schrie er schon, denn Goggo ließ die Lassoschlinge fliegen; sie<br />

klatschte neben Jessi auf das Floß, und Goggo holte sie erbittert ein. Knabe stand am Ufer und ballte die<br />

Fäuste, Marabu schluckte die Tränen herunter und schluchzte: „Was wartet ihr denn? Werft nur weiter;<br />

wenn ich schreie, ist egal!“<br />

„Jessi, du gemeiner Feigling!“ brüllte Knabe außer sich. „Mensch, ich frikassiere dich mit eignen<br />

Händen, wenn du Marabu noch einmal an den Finger packst!“<br />

„Dann hört auch mit dem Lasso auf“, versetzte Jessi unsicher.<br />

„Wenn ich nur was in die Schlinge kriegte“, knurrte Goggo, „aber auf zehn Meter ist mein Ziel schon<br />

miserabel! Marabu, beiß auf die Zähne, mit dem Jessi machen wir das hinterher genauso!“<br />

Der Lasso surrte durch die Luft, und Marabu jaulte aufs Neue. Die Schlinge landete auf Jessis Schulter,<br />

er stieß sie ängstlich von sich, Goggo zog sie grimmig wieder ein. Marabu zappelte stumm mit den<br />

Beinen, seine Unterschenkel winkelten sich hilflos auf und ab, er lag ja auf dem Bauch und konnte seine<br />

Knie beugen.<br />

„Wirf doch, Goggo!“ heulte er zum drittenmal, Knabe war fast selber schon am Weinen. Jessi brüllte<br />

Stitzens Namen todesmutig auf die Schonung zu.<br />

Goggo presste grimmig seine Augen zu Schlitzen zusammen und warf zum drittenmal. Die Schlinge<br />

schwirrte durch die Luft, und unter Marabus Folterbrüllen fiel sie über seine hochgereckten<br />

Unterschenkel; Goggo zog geschwinde an, und die Schlinge schnurrte um die Fußgelenke Marabus<br />

zusammen!<br />

„Zieh doch, Mensch!“ rief der Chronist. „Reiß ihn einfach durch das Wasser!“ Knabe sprang vor Freude<br />

in die Luft. Goggo stemmte sich entschlossen in den Uferlehm und spannte den Lasso, dass er spritzend<br />

aus dem Wasser schnellte. Marabu flutschte torpedoartig mit den Füßen voran in den Teich; sein<br />

Schatten schoss, vom Lasso fortgerissen, wie ein Haifisch unter Wasser vier bis fünf Sekunden lang dem<br />

Ufer zu; Jessi hockte wie ein Fakir auf dem plötzlich leeren Floß, während Goggo den tapferen Marabu,<br />

triefendnass und lehmbesudelt, auf das Trockne zog. Er spuckte benommen das erdige Wasser aus,<br />

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