Gefahr für Neulati - Jungschar.biz
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Goggo hob sich schwankend auf, hielt sich fest an einem Buchenstämmchen und sagte verdattert:<br />
„Genau unterm Teich, Mann! Wie ist die da runtergekommen?“<br />
„Mensch, die beiden Festgehexten!“ brüllte Marabu und raste schon mit Goggo talwärts an den Teich<br />
zurück. Sie hoben die beiden Gefesselten an schlaffen Schultern aus ihrem magisch verschlungenen<br />
Schneidersitz, betteten sie auf das Gras an den Bäumen, und Marabu setzte sich neben sie, und fing an zu<br />
heulen.<br />
Den beiden Hingestreckten fehlte äußerlich nichts; sie hatten die Augen zu in den blassen Gesichtern, das<br />
Haar in der Stirn, und die Hände, nach oben geöffnet, weit von sich gestreckt auf der Pappellaubschicht.<br />
Goggo stand daneben und horchte auf das verworrene, dumpfe Geschrei aus der Teichstraße: Es kämen<br />
sicher bald die aufgescheuchten Leute! Marabu lag auf dem Bauch und schluchzte in den Ärmel seiner<br />
Trainingsbluse; im Teichbecken gurgelte emsig der langsam sich schließende Trichter, die Leiter<br />
taumelte darum herum wie ein müdes Karussellpferd um die Achse seines Karussells.<br />
Goggo kniete sich tapfer neben den leblosen Edi, hob ihm das kraftlose Handgelenk auf und würgte zu<br />
Marabu hin: „Heul doch nicht - sonst heul' ich auch noch. Sag mir lieber, wo der Puls ist, rechts oder<br />
links?“<br />
„Weiß ich nicht“, wimmerte Marabu eigensinnig vor sich in die Trainingsanzugswolle. „Ich glaube, auf<br />
beiden.“<br />
Goggo tastete aufs Geratewohl mit ängstlichem Daumen auf dem Handgelenk des Liegenden herum;<br />
plötzlich kriegte sein Gesicht was Horchendes. „Mensch, das schlägt noch!“ schrie er außer sich. „Hör<br />
doch auf zu heulen, Taufrosch!“<br />
„Was, das schlägt noch?“ schluckte Marabu und drehte sein verheultes Gesicht auf dem Ärmel zur Seite<br />
- da klappte Edi die benommenen Augen auf! Er starrte fassungslos den über ihn gebeugten Goggo an<br />
und murmelte wacklig: „Aber was - was ist denn los?“<br />
„Mann, er lebt noch!“ jubilierte Goggo und warf sich auf Günter, auch ihn zu befühlen. Marabu hob sich<br />
vom Boden, zog schamhaft die Nase hoch, denn Edi sollte doch nicht merken, dass er heulte. „Tut dir<br />
denn was weh?“ erkundigte er sich.<br />
„Mir?“ näselte Edi und blinzelte, als käme er nach langer Nacht ans Tageslicht. „Nein, mir nicht. Was<br />
war denn los?“<br />
„Unterm Teich ist eine Bombe hochgegangen“, klärte Marabu ihn auf, „und der Luftdruck hat euch beide<br />
umgeschmissen und besinnungslos gemacht. Gott sei Dank, dass nichts passiert ist.“<br />
„Kinder, der Puls ist auch hier noch am Schlagen!“ jauchzte Goggo mit dem Daumen auf dem<br />
Handgelenk des andern; wirklich gingen auch bei Günter schon nach wenigen Sekunden wie<br />
programmgemäß die Augen auf, und er stammelte: „Wo bin ich denn?“<br />
„Gott sei Dank noch nicht im Himmel!“ sagte Marabu, es war ein halber Witz. „Könnt ihr aufsteh’n, oder<br />
ist euch übel?“<br />
„Bisschen dusslig“, seufzte Edi und richtete sich auf den Armen halb empor, „aber sonst, ich glaub', ich<br />
könnte laufen.“<br />
Von der Teichstraße her sah man Leute herbeifluten, Kinder und Frauen. „Die brauchen uns hier nicht zu<br />
finden“, rief Goggo, „könnt ihr laufen? Dann kommt mit!“<br />
Günter hob sich torkelnd auf die Beine. „Wenn mein Vater weiß, dass ich bewusstlos war, das gibt dann<br />
bloß 'ne Aufregung“, be<strong>für</strong>chtete er. „Am besten ist, wir hau'n jetzt ab.“<br />
Goggo zog behutsam Edi von dem Boden auf, Marabu zog Günter mit sich, und so trabten sie das<br />
glitschige Ufer entlang bis zum Bach. Sie übersprangen das kaum meterbreite Rinnsal alle vier aus eigner<br />
Kraft und krabbelten den Hang hinauf in Richtung Bombenloch. Unten am Teichufer sah man das Volk<br />
sich versammeln, man hörte deutlich eine Frau: „Das ist ja unsre Leiter!“ kreischen; die Frau war sicher<br />
Stitzens Mutter.<br />
Am Einstiegloch hockte noch einer der Teichsträßer, einsam wie ein Hund am Grab des Herrn: Es war<br />
der sechste Mann der Bande neben Hubba, Jessi, Edi, Stitz und Günter, und der einzige, der oben noch<br />
am Schacht gestanden hatte, als von unten Knabe was von „Bombe“ schrie; er sah recht ratlos und<br />
verdattert drein und war auch erst elf Jahre alt.<br />
„Wo sind die andern?“ forschte Marabu.<br />
„Ins Loch da runter“, klagte der Teichsträßer. „Dann schrie da einer was von Bombe, und das Mädchen<br />
rannte weg, und ein bisschen später kracht' es, und seitdem ist alles still.“<br />
„Ach du großes Ei!“ rief Goggo. „Also nix wie runter, nachseh’n, was mit denen los ist!“<br />
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