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Gefahr für Neulati - Jungschar.biz

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„Und was kosten wohl die Balken?“ fragte Goggo. „Vier-fünf Mark wohl“, kalkulierte Stitz.<br />

„Au Backe“, sagte Goggo zögernd, „dann wird <strong>Neulati</strong> wohl zusammenlegen müssen.“<br />

„<strong>Neulati</strong>?“ fragte Stitz. „Was soll das heißen?“<br />

„<strong>Neulati</strong>“, dozierte Goggo stolz, „das ist der Name des demokratischen Staates, den wir vier begründet<br />

haben.“<br />

„Ach so, dieser Abstimmungszauber?“ lächelte Stitz.<br />

„Genau!“ erklärte Goggo siegessicher. „Und damit du mal siehst, du alter Despot, wozu dieser<br />

Abstimmungszauber oft gut ist, wollen wir jetzt mal abstimmen, ob wir dir die Leiterbalken bezahlen<br />

wollen oder nicht! Denn die Leiter in den Teich geschmissen haben wir, und deshalb ist sie jetzt kaputt.<br />

Jeder hätte also dann von seinem Taschengeld 'ne volle Mark zu blechen. Abstimmung: Wer ist da<strong>für</strong>?“<br />

Alle vier <strong>Neulati</strong>er rissen die Hand hoch: Das war ein moralischer Triumph der Demokratie!<br />

„Mensch, ich dank' euch!“ sagte Stitz und sah uns voll in die Gesichter. „Denn ich wüsste nicht, woher<br />

ich sonst die Balken kriegen sollte, und mein Vater gibt mir heute Abend Dresche, aber keinen Pfennig<br />

Geld. Ihr seid doch 'ne verdammte Bande, ihr Demokraten.“<br />

„Komisch!“ hänselte ihn der Chronist. „Komisch, dass sogar die Diktatoren noch verdroschen werden!“ -<br />

und er merkte mit Verblüffung, dass kaum zehn Minuten seit dem Bombenknall verstrichen waren ...<br />

5. September<br />

... und man schon mit Stitz die gleichen Witze machen konnte, die man sonst nur innerhalb <strong>Neulati</strong>s riss:<br />

Diese Aussöhnung ging sonderbar von selber.<br />

(Diese Unterbrechung mitten in dem mühsam aufgebauten Satz erfolgte gestern Abend gegen halb elf,<br />

als der Chronist von seiner Mutter eine Ohrfeige kriegte, weil er, statt im Bett zu liegen, noch an seinem<br />

Tisch bei Lampenlicht besessen an der Chronik schuftete. Das hat man also dann von seinem<br />

Arbeitsfanatismus! Trotzdem schreibt er heute ungebrochen weiter:)<br />

„Sagst uns also in den nächsten Tagen, was die Balken kosteten“, schloss Goggo mit der Großzügigkeit<br />

eines Kapitalisten. „Kommt jetzt, Leute, geh’n wir rüber an das Büdchen.“<br />

Wir übersprangen den Bach etwa 200 m oberhalb des Teiches; man sah das Tal hinab die schwärzlich<br />

angestaute Menschenmasse um den Teich gedrängt, und auf dem Teich das Schlauchboot mit der<br />

Feuerwehr; Stitzens Schwester hing am Arm des großen Bruders, trampelte vor Neugier und wollte mit<br />

ihm hin.<br />

„Geh alleine“, sagte Stitz, „in dem Teich ist bloß 'ne Bombe explodiert, das ist alles.“ Und das Mädchen<br />

hüpfte mit wippenden Zöpfen den Weg hinab an den Sensationsweiher.<br />

Wir aber erklommen die Schonung und stiegen durchs Büdchenloch ein in den Stollen, alle zehn auf<br />

einem Haufen, und statt Hubba mit dem Bildchen ging jetzt Marabu mit der gezückten Taschenlampe<br />

vorneweg. Mit dem wissenden Stolz eines Fremdenführers sandte er am Ende des Stollens den Strahl an<br />

die steinerne Schließplatte des Sechs-Meter-Schachtes hinauf; Stitz sah angestrengt am Strahl empor, so<br />

dass sein Adamsapfel aus dem bunten Kragen trat, dann kniff er auf einmal die Augen zusammen, als<br />

solle die Idee, die er urplötzlich hatte, nicht durch seine Lider schlüpfen, und fragte scharf und rasch:<br />

„Was ist hier drüber?“<br />

„Altes Wohnhaus“, sagte Goggo. „Keller ist noch aus dem Mittelalter.“<br />

„Welches Wohnhaus?“ fragte Stitz.<br />

„Rossmarkt 17, glaub' ich“, entsann sich Knabe.<br />

„Schön!“ rief Stitz und wandte sich an Nummer sechs, den uns noch unbekannten Teichsträßer. „Appi,<br />

wohnst du nicht in Rossmarkt 17?“<br />

„Doch“, sagte Appi; er war eine Neuerwerbung der Teichstraße, etwas schüchtern noch und<br />

semmelblond.<br />

„Hab' ich doch gedacht!“ rief Stitz. „Habt ihr da 'nen Kellerraum?“<br />

„'türlich“, sagte Appi leise.<br />

„Kommst du auch in andre Keller?“ fuhr Stitz Schlosser fort.<br />

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