Gefahr für Neulati - Jungschar.biz
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Hünen die Rakete messerscharf von hinten in den Aufbau seines Hutes sausen! Sie steckte in dem grünen<br />
Filz wie eine Ziernadel in einem Damenhut: Wir hielten uns den Mund und prusteten vor Lachen durch<br />
die Finger. Der Grünbejoppte merkte nichts und stiefelte davon.<br />
„Glückwunsch!“ sagte Stitz lakonisch und nickte Knabe grinsend zu; dann rafften wir unsere<br />
Buddelgeräte zusammen und stapften aus der Dickung hinaus.<br />
Am Teiche hatte sich der Volksauflauf verzogen: Eine Mondlandschaft von Fußabdrücken in dem nassen<br />
Lehm am Ufer zeugte bloß noch von der Menschenmenge. Stitz hob sich die eine Leiterhälfte mit<br />
süßsäuerlicher Miene auf die Schulter; seine Trabanten beluden sich mit der anderen, die die Feuerwehr<br />
an Land geangelt hatte. „Also tschüß dann!“ sagte er und drückte <strong>Neulati</strong> die Hand. „Wenn ihr<br />
Langeweile habt, kommt in die Teichstraße und pfeift auf den Fingern; von uns sind immer ein paar frei<br />
und spielen gerne was mit euch, Fußball oder was ihr wollt.“<br />
Dann zockelte er ab mit seiner Bande: Riese zwischen Zwergen, mit der Leiter auf der Schulter wie der<br />
Mann im Mond mit seinem Bündel, und wir guckten ihm noch lange nach...<br />
6. September<br />
Heute Nachmittag kam Marabu per Rad vorbeigefahren, Turnschuhe auf dem Gepäckträger: Er kam<br />
geradeswegs vom Stadion, wo Leichtathletik-Training war, und pfiff unterm Zimmer des<br />
Geschichtsschreibers; der sprang an das Fenster. „Na, du Sportminister“, rief er runter und legte sich mit<br />
den Ellenbogen in den Sonnenschein der Fensterbank, „hast du endlich mal 'nen Weltrekord gebrochen?“<br />
„Beinah!“ brüllte Marabu. „Es ist ein neulatischer Landesrekord geworden: 400 m in 71 Sekunden!“ Der<br />
Chronist war ziemlich neidisch - das war <strong>für</strong> 'nen Zwölfjährigen eine saubere Zeit!<br />
„Stitz war auch dabei!“ rief Marabu. „Er lief so nebenbei in Fußballschuhen mit, der Kerl ging ab wie ein<br />
Windhund, mit 68 Sekunden! Das ist 'ne phantastische Zeit, aber Stitz hat das gar nichts gemacht, er<br />
pustete ein bisschen und ging wieder Fußball spielen. Ich bin von den 71 aber schwer erschossen! Hab'<br />
ihn auch gefragt, wie's mit der Leiter steht.“<br />
„Und was sagt er?“ forschte der Chronist.<br />
„Er sagte, ziemlich miese! Hat von seinem Vater schwer den Hintern vollgekriegt!“<br />
„Was?! Womit?“ rief der Chronist und versuchte, sich mal vorzustellen, wie das aussieht, wenn man<br />
Stitz den Hintern haut.<br />
„Das hat der Stitz mir nicht verraten“, grinste Marabu, „er sagte bloß, er hätte nicht gebrüllt. Vater hat<br />
ihm dann vier Mark geliehen, dass er die zwei Balken kaufen kann; aber wenn ihm Stitz das Geld nicht<br />
in drei Tagen wiederbringt, gibt's 'ne Neuauflage von der Dresche. Stitz will hoffen, dass wir die vier<br />
Mark bis dann zusammen haben.“<br />
„Ehrensache!“ sagte der Chronist. „Morgen in der Schule bringen wir das Zeug zusammen; Stitz kriegt<br />
schließlich nicht so'n Taschengeld wie wir.“<br />
„Gar keins kriegt er!“ bekräftigte Marabu. „Bloß, wenn er beim Fußballspiel ein Tor schießt, gibt sein<br />
Vater ihm da<strong>für</strong> 'nen Preis von 50 Pfennig. Aber weil der Stitz jetzt meistens Mittelläufer spielt, kann er<br />
keine Tore schießen, ohne seinen Posten zu verlassen. Also dann bis morgen, Dichter! Wollte dir's nur<br />
melden <strong>für</strong> die Chronik. Tschüß und Heil <strong>Neulati</strong>!“<br />
„Heil <strong>Neulati</strong>!“<br />
Eine Fahrradkette surrte, und ein Fenster klappte zu. Sehr viele Schularbeiten. Morgen weiter!<br />
7. September<br />
Wir steh'n in der Zeitung! Das heißt, nicht wir, aber die Explosion unserer Bombe. Die ganze Stadt steht<br />
kopf, und keiner weiß, dass wir's gewesen sind. <strong>Neulati</strong> könnte Stadtgespräch im Laufe von- zwei<br />
Stunden sein. Aber das Geheimnis zu behalten, ist ein noch viel schöneres Gefühl!<br />
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