Ambulant Betreutes Wohnen für Suchtkranke - KIM - Soziale Arbeit eV

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Seite 16 Jahresbericht 2006 Ambulant Betreutes Wohnen Auch für das Rupert-Zwickl-Haus hier ein paar Fallbeispiele: 16 1. Herr A stammt aus Russland. Durch die Ehe mit einer Deutschen kam er nach Deutschland, und zur deutschen Staatsbürgerschaft. Bereits in der alten Heimat konsumierte er über die Maßen starken Alkohol. Zu Beginn der 90er Jahre nach Deutschland gekommen, konnte er hier niemals richtig Fuß fassen, das Alkoholproblem verschärfte sich. Als die Familie die Situation nicht mehr ertrug kam es zur Trennung u. Scheidung. Nun verlor er völlig den Boden unter den Füßen. Er durchlief diverse Einrichtungen, war inhaftiert. Sein Lebenswille war offenbar völlig zerstört. Durch Vermittlung seiner gesetzlichen Betreuerin kam er ins „Rupert-Zwickl-Haus“. Hier fiel er durch extremsten Schnapskonsum auf. Nachts schrie er nach der ehemaligen Frau. Seine Situation konnte nur durch Einbehaltung allen Geldes in erträgliche Bahnen gelenkt werden. Lebensmittel und Alkohol bekommt er seither eingekauft und zugeteilt. Inzwischen ist er ein akzeptiertes Mitglied der Hausgemeinschaft. Er selbst redet nun vom Haus als seinem Zuhause. Die gesetzliche Betreuerin betont immer wieder aufs Neue, dass Herr D wohl nicht mehr lebte, wenn er nicht den Weg ins „Rupert-Zwickl-Haus“ gefunden hätte. 2. Herr B wurde zum 01.04.06 im „Rupert-Zwickl-Haus“ aufgenommen. Zu dem Zeitpunkt hatte er bereits eine langjährige Suchtkarriere hinter sich. Mehrere Jahre lebte er nach Scheidung auf der Straße. Als ihm die Kraft für diese Lebensführung ausging fand er die Bereitschaft zu Entgiftungs- u. Entwöhnungstherapie. Anschließend absolvierte er eine Adaptionsmaßnahme in Bad Lippspringe. Bereits hier kam es zu Rückfällen. Nach Abschluss dieser Therapien wurde er in das betreute Wohnen der Residenzstraße aufgenommen. Ein Versuch des Wohnens in einer eigenen Wohnung scheiterte aufgrund des ungezügelten Trinkverhaltens. Schließlich wechselte Herr B in das „Rupert-Zwickel-Haus“. Auch sein Aufenthalt hier war sehr problematisch. Extremer Konsum diverser Alkoholika führte zu großen Konflikten und Straffälligkeit. Auch eine extreme Reduktion seiner Geldmittel brachte kaum eine Besserung. Erst nachdem einvernehmlich auf die Auszahlung jeglicher Barmittel verzichtet wurde, konnte der Verbleib gesichert werden. Herr B kommt mit dieser Situation offenbar sehr gut zurecht. 3. Herr C lebt seit 1996 im „Rupert-Zwickl-Haus“. Er stammt aus Thüringen und war in der DDR wegen Fluchtversuchs im Alter von 15 Jahren für 2 Jahre inhaftiert gewesen. Er begab sich nach dem Fall der Mauer umgehend in den Westen. Er ist langjähriger Alkoholiker. Hier konnte er nie Fuß fassen und hielt sich bereits in unterschiedlichen Einrichtungen auf. Mehrere Jahre bewohnte er mit anderen Männern äußerst beengt eine Ein-Zimmer-Wohnung. Dort wurde exzessiv getrunken. Über unterschiedliche Stationen gelangte er nach Paderborn. Nach einem Klinikaufenthalt wurde er bei uns aufgenommen und bewohnte damit erstmals seit langer Zeit ‚eigenen’ Wohnraum. Er konnte sich allmählich in die Hausgemeinschaft einleben und seit Betreuungsbeginn ohne weitere Klinikaufenthalte seinen Alltag bewältigen. Natürlich gibt es auch den ‚worst case’ eines Abhängigen, denjenigen, dem auch wir trotz vielfältigster Bemühungen letztendlich nicht mehr zu helfen vermochten. Für Herrn D. war das Rupert-Zwickl-Haus die letzte Station – eine Zuflucht, die ihm auch bei schwerster Abhängigkeit noch zur Heimat wurde. 4. Herr D lebte seit Sommer 2004 im „Rupert-Zwickl-Haus“. Durch Initiative seines gesetzlichen Betreuers fand er widerwillig den Weg zu uns. Er war trotz seines eher ge- KIM – Soziale Arbeit e.V.
Ambulant Betreutes Wohnen Jahresbericht 2006 Seite 17 ringen Alters von 40 Jahren durch langjährigen Alkoholabusus gezeichnet. Er lebte sich jedoch recht schnell ein und fand Anschluss an die Hausgemeinschaft. Seine zuvor eigenständig bewohnte Wohnung war vom Gesundheits- / Ordnungsamt aufgrund akuter Gesundheitsgefährdung für unbetretbar erklärt worden. Im RZH erledigte er nun die Sauberhaltung seines Zimmers und die diversen Hausdienste. Allerdings musste er hierzu des Öfteren nachdrücklich aufgefordert werden. Gemeinsam mit seinem Betreuer wurde eine Geldeinteilung und die Abzahlung diverser Schulden vereinbart. Alle Bemühungen konnten nicht bewirken, dass all sein Sinnen auf die Maximierung des Konsums starken Alkohols gerichtet war. Gemeinsam eingekaufte Lebensmittel wurden via Tauschgeschäfte zu Schnaps gemacht. Die persönliche Ernährung hatte für ihn keine Bedeutung mehr. Jeglichen Bemühungen um ärztliche Versorgung widersetzte er sich. Im Oktober wurde Herr A tot in seinem Zimmer aufgefunden. Insgesamt wurden im „Rupert-Zwickl-Haus“ im Jahr 2006 zwölf männliche Personen betreut. Das Durchschnittsalter lag bei 55,5 Jahren (Vorjahr 47,3 J.). Insgesamt wurden für diesen Personenkreis 1273 Fachleistungsstunden aufgewandt. Der Diplom-Sozialarbeiter Martin Fieseler betreut das „Rupert-Zwickl- Haus“. Ihm zur Seite steht Manfred Scherf (ohne Bild). KIM – Soziale Arbeit e.V. 17
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