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Prozesse führen - Städtisches Klinikum München

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<strong>Prozesse</strong> <strong>führen</strong> – der Weg durchs Labyrinth<br />

19. Münchner Qualitätsforum 2009<br />

<strong>München</strong>, 19. November, 2009<br />

Versorgungsprozesse in der Kardiologie –<br />

haben wir noch Optimierungsmöglichkeiten<br />

Professor Dr. Stefan Sack, FESC<br />

Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin<br />

Zentrale Notaufnahme, Sektion Innere Medizin<br />

Städtische <strong>Klinikum</strong> <strong>München</strong> GmbH – <strong>Klinikum</strong> Schwabing


Themenbereiche für Optimierungsansätze<br />

Behandlungspfade<br />

(Behandlungs)Leitlinen (Guidelines)<br />

Erlösoptimierung durch DRG – Kodierung (Kodierassistenten)<br />

Aufnahme- und Entlassungsmanagement (Case Manager)<br />

Sektorübergreifende Patientenversorgung<br />

Neue Techniken in der Patientenversorgung<br />

(Bsp. Telemedizin)<br />

Drittmittelforschung<br />

Einkaufsgemeinschaften


Klinische Behandlungspfade in der<br />

Kardiologie<br />

Ein klinischer Behandlungspfad ist der im Behandlungsteam selbst<br />

gefundene berufsgruppen- und institutionenübergreifende Konsens<br />

bezüglich der besten Durchführung der Krankenhaus-<br />

Gesamtbehandlung unter Wahrung festgelegter Behandlungsqualität<br />

und Berücksichtigung der notwendigen und verfügbaren Ressourcen<br />

sowie unter Festlegung der Aufgaben und der Durchführungs- und<br />

Ergebnisverantwortlichkeit.<br />

Der Behandlungspfad steuert den Behandlungsprozess: gleichzeitig ist<br />

er das behandlungsbegleitende Dokumentationsinstrument und erlaubt<br />

die Kommentierung von Normabweichungen zum Zwecke fortgesetzter<br />

Evaluation und Verbesserung.<br />

Bunzemeier H et al. In: Das Krankenhaus 1/2003, DKG


Begriffsvielfalt um Clinical Pathways<br />

Interdisciplinary Treatment<br />

Plan<br />

Leitlinie<br />

Algorithmus<br />

Geplanter Handlungsablauf<br />

Case Map<br />

Clinical Practise Guideline<br />

Standard<br />

Clinical Pathways<br />

Critical Pathway<br />

Integrierter Patientenpfad<br />

Richtlinie<br />

Prozessablaufbeschreibung<br />

Clinical Care Plan<br />

Behandlungsstandard<br />

Checkliste<br />

Bonzel T et al. Behandlungspfade in der Kardiologie Handbuch, Verlag PCO, 2007


Unterscheidung von klinischen Pfaden und<br />

Leitlinien<br />

Clinical Pathways<br />

ausgewählte hausintern konsentierte<br />

Handlungsempfehlungen<br />

variantenarm (best practice)<br />

den Behandlungsprozess steuernd<br />

auf Wissen und Zielen basierend<br />

abteilungsübergreifend<br />

an Zeiten orientiert<br />

Sagen, wie wir es machen<br />

systematisch entwickelte<br />

Entscheidungshilfen<br />

variantenreich<br />

Leitlinien<br />

den Behandlungsprozess unterstützend<br />

auf Wissen basierend<br />

fachabteilungs- oder diagnosespezifisch<br />

nicht zeitgebunden<br />

Sagen, wie man etwas macht<br />

Modifiziert nach: Bonzel T et al. Behandlungspfade in der Kardiologie Handbuch, Verlag PCO, 2007


Leitlinien (Guidelines)<br />

Definition:<br />

Leitlinien sind systematisch entwickelte Feststellungen ("statements"),<br />

um die Entscheidungen von Klinikern und Patienten über<br />

angemessene Gesundheitsversorgung für spezifische<br />

klinische Umstände ("situations") zu unterstützen.<br />

Unterscheidung zwischen Richtlinien und Leitlinien<br />

Richtlinie ist die Regelung des Handelns oder Unterlassens, die von einer rechtlich legitimierten Institution<br />

konsensiert, schriftlich fixiert und veröffentlicht wurde, für den Rechtsraum dieser Institution verbindlich ist<br />

und deren Nichtbeachtung definierte Sanktionen nach sich zieht.<br />

Leitlinie ist eine systematisch entwickelte Entscheidungshilfe über die angemessene ärztliche (pflegerische)<br />

Vorgehensweise bei speziellen gesundheitlichen Problemen, sie ist eine wissenschaftlich begründete und<br />

praxisorientierte Handlungsempfehlung und Orientierungshilfe im Sinne von Handlungs- und<br />

Entscheidungskriterien, von denen in begründeten Fällen abgewichen werden kann oder sogar muss.


Leitlinien (Guidelines)<br />

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie –<br />

Herz-und Kreislaufforschung


Empfehlungsstärke<br />

I. Evidenz und allgemeine Übereinkunft, dass eine<br />

Therapie effektiv und nützlich oder heilsam ist<br />

II. Widersprüchliche Evidenz/Meinung über Effektivität<br />

und Nutzen der Therapie<br />

II a. Evidenzen/Meinungen favorisieren die Effektivität und<br />

den Nutzen der Therapie<br />

II b. Nutzen und Effektivität ist weniger gut durch<br />

Evidenzen/Meinungen belegt<br />

III. Evidenz und allgemeine Übereinkunft, dass eine<br />

Therapie nicht effektiv, nicht möglich oder heilsam ist


Evidenzgrad<br />

A Daten aus mehreren ausreichend großen, randomisierten<br />

Studien oder Metaanalysen<br />

B Daten aus einer randomisierten Studie oder mehreren<br />

großen nicht randomisierten Studien<br />

C Konsensus-Meinung von Experten basierend auf Studien<br />

und klinischer Erfahrung


Evidence based Medicine<br />

Evidenzgrad<br />

A<br />

B<br />

C<br />

V = Vorteil, N = Nachteil<br />

I<br />

Empfehlungsgrad (Experten)<br />

V >>> N<br />

V >>> N<br />

V >>> N<br />

IIa<br />

V >> N<br />

V >> N<br />

V >> N<br />

IIb<br />

V > = N<br />

V > = N<br />

V > = N


Besonderheiten in der Kardiologie<br />

Die Kardiologie eignet sich für die Entwicklung von Behandlungspfaden in<br />

besonderen Maße:<br />

Steigende Patientenzahlen aufgrund demografischer Entwicklung und<br />

zunehmend verhaltensbedingter Risikofaktoren<br />

Verstärkung der Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

Hypercholesterinämie, Bewegungsmangel, Diabetes mellitus etc.,<br />

insbesondere bei der jüngeren Bevölkerungsgruppe<br />

Umfangreiche und hoch entwickelte medizinische Diagnostik<br />

Fundierte Grundlage von Basiswissen, welche in umfangreichen Leitlinien<br />

zur Verfügung stehen<br />

Stete Innovationen in der Kardiologie erlauben qualitativ hochwertige und<br />

standardisierte Prozessabläufe<br />

Viele Patienten mit ähnlichem Krankheitsbild<br />

Hohe Letalität durch ein akutes Einsetzen von Herz-Kreislauf-Störungen<br />

Hoher Bedarf an suffizienter Dokumentation im Hinblick auf zunehmende<br />

Haftungsrisiken


DGK - Positionspapier


DGK - Positionspapier<br />

Indikation zur kathetergestützen<br />

Aortenprothesenimplantation


Klinische Behandlungspfade<br />

- im <strong>Klinikum</strong> Schwabing<br />

Akutes Koronarsyndrom


Akutes Koronarsyndrom<br />

Instabile Angina<br />

NSTEMI<br />

STEMI<br />

Plötzlicher Koronartod<br />

(Sudden coronary death, SCD)<br />

Hamm CW Z Kardiol 2004;93:72-90


Akutes Koronarsyndrom<br />

Leit-<br />

symptom Schmerz<br />

Arbeits-<br />

diagnose<br />

EKG<br />

Labor<br />

Endgültige<br />

Diagnose<br />

Akutes Koronarsyndrom<br />

ST-Elevation ohne ST-Elevation<br />

CK-MB Troponin Troponin neg<br />

STEMI NSTEMI Instabile Angina<br />

Hamm CW Z Kardiol 2004;93:72-90


Akutes Koronarsyndrom (ACS)<br />

• mit ST Hebung + Enzyme <br />

• mit ST Hebung, aber keine Enzyme<br />

(Prinz Metal Angina)<br />

• keine ST Hebung, aber Enzyme <br />

• keine ST Hebung, keine Enzyme<br />

STEMI 40%<br />

PMA 1%<br />

NSTEMI 40%<br />

Inst. A.p. 20%


Akutes Koronarsyndrom<br />

Algorithmus zur Diagnosefindung und Risikostratifizierung<br />

Troponinerhöhung<br />

Patient mit akutem Koronarsyndrom<br />

Angina> 20 min in ärztlicher Begleitung<br />

mit Defibrillator<br />

Risikomerkmale<br />

ST-Streckensenkung>0,1 mV<br />

Hämodynamische Instabilität<br />

Rhythmusinstabilität<br />

Refraktäre Angina<br />

Diabetes mellitus<br />

Spätestens innerhalb von 48 Std<br />

Invasive Herzkatheterdiagnostik<br />

Krankenhauseinweisung<br />

12-Kanal-EKG innerhalb 10 Minuten,<br />

Troponin sofort, Ergebnis < 60 min,<br />

Anamnese+Untersuchung<br />

Keine ST-Streckenhebung ST-Streckenhebung<br />

(Neuer) LSB<br />

Keine Risikomerkmale<br />

Reperfusions-<br />

Therapie<br />

Wiederholte 12-Kanal EKG/Ggf. kontinuierliche ST-Monitoring/Troponinkontrolle<br />

Risikomerkmale<br />

oder<br />

Erneute Angina<br />

Positiver Belastungstest<br />

Hamm CW Z Kardiol 2004;93:72-90<br />

Keine Risikomerkmale<br />

Nichtinvasive Diagnostik<br />

Differentialdiagnostik<br />

nichtinvasiver Belastungstest<br />

Konservativ


Erlösoptimierung durch DRG-Kodierung<br />

(Kodierassistenten)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

29.01.2009<br />

18.02.2009<br />

25.03.09<br />

31.03.09<br />

MDK - Prüfungen 2009<br />

06.05.09<br />

16.06.09<br />

23.07.09<br />

13.08.09<br />

26.08.09<br />

27.10.09<br />

12.11.09<br />

Geprüfte Fälle (n=421) Keine Erlösänderung (n=229) Erlösminderung (n=177) Mehrerlös (n=11)


Erlösoptimierung durch DRG-Kodierung<br />

(Kodierassistenten)<br />

Aufgaben der Kodierfachkraft<br />

Korrigieren und Einpflegen der korrekten ICD-Codes und Prozeduren<br />

Überprüfen der Pflegediagnosen und Dokumentation<br />

Bindeglied zwischen Pflege, Sozialdienst und Arzt<br />

Ansprechpartner für Krankenkassen und MDK<br />

Organisieren und Bearbeiten von MDK-Prüfungen<br />

Schulung für Ärzte und Pflege<br />

Erlössteigerung durch Verweildaueroptimierung<br />

Entlastung des Arztes von der Bürokratie


Erlösoptimierung durch DRG-Kodierung<br />

(Kodierassistenten)<br />

Ampelsystem für Verweildauer<br />

groupen des einzelnen Pat. mit Fach-, oder Aufnahmediagnose in der<br />

Stationsbelegliste<br />

daraus ergibt sich die vorläufige VWD,<br />

gegliedert in uGVD, mGVD und oGVD<br />

farbliche Unterscheidung der jeweiligen VWD-Grenzen<br />

Blau = Entlassung bei erreichen der uGVD/ Beginn der<br />

mGVD am Wirtschaftlichsten für die Abteilung<br />

Grün= Entlassung innerhalb der oGVD bringt keine<br />

Erlössteigerung<br />

Gelb= oGVD endet demnächst, KK müßte Zuschläge<br />

bezahlen<br />

Rot = oGVD überschritten, Zuschläge pro Tag, diese müssen gut<br />

dokumentiert sein sonst droht Streichung durch KK


Erlösoptimierung durch DRG-Kodierung<br />

(Kodierassistenten)<br />

Ampelsystem für Verweildauer<br />

Name Geb.datum Aufnahme Station DRG DRG-Bez. R.-gewicht Schweregr Anz.DiagVerweiltage oGVD mGVD uGVD<br />

Neumann Wolfgang (M, 11.04.1928 81) 27.10.2009 3H F24A Perkutane Koronarangioplastie 2,675 mit komplexer 4 7Diagnose 14 19.11.2009 und hochkomplexer 08.11.2009 Intervention 31.10.2009 oder mit perkutane<br />

Dönges Klaus (M, 68) 05.02.1941 04.11.2009 3H F71C Nicht schwere kardiale Arrhythmie 0,502 und 1Erregungsleitungsstörungen 4 6 14.11.2009 09.11.2009 ohne äußerst 06.11.2009 schwere oder schwere CC<br />

Berck Alfred (M, 75) 23.10.1934 05.11.2009 3H F24B Perkutane Koronarangioplastie 1,763 mit komplexer 0 1Diagnose 5 18.11.2009 und hochkomplexer 12.11.2009 Intervention 07.11.2009 oder mit perkutane<br />

Koskowski Hubert (M, 69) 12.04.1940 01.11.2009 3H F56B Perkutane Koronarangioplastie 1,355 mit hochkomplexer 1 5 Intervention, 9 09.11.2009 ohne 05.11.2009 äußerst schwere 03.11.2009 CC, oder Kryoplastie<br />

Strobel Harald (M, 44) 22.06.1965 05.11.2009 3H F24B Perkutane Koronarangioplastie 1,763 mit komplexer 0 1Diagnose 5 18.11.2009 und hochkomplexer 12.11.2009 Intervention 07.11.2009 oder mit perkutane<br />

Wenleder Peter (M, 88) 28.06.1921 06.11.2009 3H I68C Nicht operativ behandelte Erkrankungen 0,74 0 und Verletzungen 4 4 22.11.2009 im Wirbelsäulenbereich, 14.11.2009 09.11.2009 mehr als ein Belegungst<br />

Von Oberkamp Edeltraud 28.06.1941 (W, 68) 08.11.2009 3H L64A Harnsteine und Harnwegsobstruktion, 0,481 0Alter > 75 1 Jahre 2 od. 15.11.2009 mit äußerst 12.11.2009 schweren 10.11.2009 oder schweren CC oder Ure<br />

erreichen der uGVD/Beginn mGVD bester E-Tag<br />

innerhalb der oGVD aber nicht erlössteigernd<br />

oGVD endet demnächst<br />

oGVD überschritten


Themenbereiche für telemedizinische<br />

Betreuung herzkranker Patienten<br />

Herzrhythmusstörungen<br />

(Diagnostik und Therapiekontrolle)<br />

Herzinsuffizienz<br />

(kardiovaskuläre Ereignisse, Körpergewicht)<br />

Implantat bezogenes Telemonitoring<br />

(HSM, ICD, CRT)<br />

Arterielle Hypertonie<br />

(Messung in Patientenumgebung, Schwangerenbetreuung)<br />

Koronare Herzkrankheit<br />

(Infarkterkennung, Frührehabilitation)<br />

Patienten-Compliance<br />

(Service Center)


Telemedizinisches Betreuungskonzept


Thesenpapier / Anwendungsempfehlungen<br />

VDE und AG 33 Nukleus Telemonitoring<br />

Publiziert 11/2009


Schema zur Diagnostik symptomatischer HRST:<br />

Einsatz der Telemedizin<br />

Schwab JO, Müller A, Oeff M, Neuzner J, Sack S, Pfeifer D, Zugck C: Herz 2008:33:420-430


Patient remote control


Einsatz von Telemonitoring<br />

Vitaphone 100 IR


Idea: Development of an early indicator<br />

to recognize heart failure<br />

decompensation<br />

Reaction time<br />

Heart Failure Monitor<br />

Body<br />

weight<br />

Symptoms<br />

14 5 2<br />

days


Drittmittelforschung<br />

Trennung der Forschungsbereiche zwischen Hochschulen und<br />

Akademischen Lehrkrankenhäuser:<br />

Hochschulen: Grundlagenforschung<br />

Akademische Lehrkrankenhäuser: Versorgungsforschung<br />

Phase III/IV Studien<br />

Einführung neuer Implantationstechniken in die Klinik<br />

(Mitralklappenrekonstruktion, Aortenklappenersatz,<br />

CCM-Therapie, etc.)<br />

Förderung der Promotion, Ausbildung von study nurses<br />

Rekrutierung von Arzt- und Pflegestellen<br />

Beide Einrichtungen: Lehre und Studentenausbildung


Einkaufsgemeinschaften<br />

Beispiel UNICO (NRW), EEKeG (Einkaufsgemeinschaft<br />

kommunaler Krankenhäuser)<br />

Synergien in der Produktbeschaffung<br />

(Vereinfachung der Bestellpraxis, Lagerung, Austausch)<br />

Vereinheitlichung von Therapien innerhalb der Konzerngruppe<br />

Nachlass<br />

Einsparungseffekte in der Materialbeschaffung<br />

Abstimmung der 4 Kardiolog. Kliniken (KB, KH, KN, KS)<br />

Einsparsumme in 2010: ca. € 250.000,--

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