28.04.2013 Aufrufe

altersabhängige maculadegeneration - Klinikum Saarbrücken

altersabhängige maculadegeneration - Klinikum Saarbrücken

altersabhängige maculadegeneration - Klinikum Saarbrücken

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ALTERSABHÄNGIGE MACULADEGENERATION<br />

(AMD)<br />

Information der Augenklinik <strong>Saarbrücken</strong><br />

Prof. Dr. Christian Teping<br />

Sehr verehrte Patientin, sehr geehrter Patient,<br />

bei Ihnen wurde die „<strong>altersabhängige</strong> Maculadegeneration“ (AMD) festgestellt. Diese<br />

Erkrankung betrifft die Stelle des schärfsten Sehens (Macula) und tritt in der Regel<br />

jenseits des 50. Lebensjahrs auf. Zunehmende Ablagerungen von<br />

Stoffwechselprodukten in bestimmten Schichten unter der Netzhaut stehen am<br />

Anfang und verursachen in der Regel noch keine nennenswerte Beeinträchtigung<br />

des Sehens.<br />

Das Spätstadium dieser Erkrankung umfasst entweder eine sog. „trockene“ oder<br />

„feuchte“ Form.<br />

Über Wissenswertes zur <strong>altersabhängige</strong>n Maculadegeneration möchte ich Sie im<br />

Folgenden informieren.<br />

Was ist „Altersabhängige Maculadegeneration“?<br />

Die <strong>altersabhängige</strong> Maculadegeneration (AMD) ist eine Sehstörung, die durch<br />

zunehmende Beeinträchtigung des zentralen, also scharfen Sehens gekennzeichnet<br />

ist. Betroffen ist in erster Linie der Fleck des schärfsten Sehens, die Macula. Die<br />

AMD führt auch im Endstadium nicht zur Erblindung, die Orientierung im Raum bleibt<br />

erhalten. Kennzeichnend sind Sehstörungen im zentralen Gesichtsfeld, die z.B.<br />

die Lesefähigkeit erheblich einschränken können. Die Häufigkeit nimmt mit<br />

steigendem Lebensalter zu. Frühformen der AMD findet man bei 35% der über 75jährigen,<br />

das Endstadium bei 5% derselben Altersgruppe. Die Ursache der AMD ist<br />

noch nicht eindeutig geklärt. Man unterscheidet zwei Formen, die häufigere trockene<br />

und langsam fortschreitende Maculadegeneration und die feuchte, häufig schnell<br />

verlaufende Form.


„Trockene“ Maculadegeneration (ca. 80% der Augen)<br />

Bei der „trockenen“ Form wird ein frühes von einem späten Stadium unterschieden.<br />

Das Frühstadium der trockenen Maculadegeneration erkennt der Augenarzt bei der<br />

Spiegelung des Augenhintergrundes an sog. „Drusen“, das sind kleine gelbliche<br />

Ablagerungen unter der Netzhaut. Dabei ist das Sehen allenfalls geringfügig<br />

eingeschränkt. Dieses Stadium kann jahre- oder jahrzentelang bleiben.<br />

Im Spätstadium der trockenen Maculadegeneration gehen Sinneszellen und deren<br />

Ernährungszellen im Zentrum der Netzhaut zu Grunde, sie „atrophieren“. Das<br />

zentrale Sehen verschlechtert sich erheblich. Im Gegensatz zur feuchten<br />

Degeneration schreitet sie aber sehr viel langsamer voran, der Prozess kann sich<br />

über Jahre hinziehen.<br />

„Feuchte“ Maculadegeneration (ca. 20% der Augen)<br />

Bei der „feuchten“ Maculadegeneration, die sich bei einem kleineren Teil der<br />

Patienten aus der trockenen Form entwickelt, wachsen als Reaktion auf die<br />

Drusenablagerungen kleine Gefäßknospen unter die Netzhaut. Diese pathologische<br />

Gefäßmembran nennt man auch „chorioidale Neovascularisation“. Die neu<br />

gebildeten Gefäße sind undicht, weshalb die Netzhautmitte anschwillt<br />

(„Maculaödem“). Auch kann es aus diesen nicht so stabil gebauten Gefäßen bluten.<br />

Sie können schließlich dazu führen, dass sich die Netzhautmitte in eine<br />

bindegewebige Narbe umwandelt und die Sehzellen zu Grunde gehen. Bei der<br />

feuchten Maculadegeneration gibt es wiederum verschiedene Unterformen, die der<br />

Augenarzt mit speziellen Untersuchungen voneinander unterscheiden kann. Ganz im<br />

Gegensatz zur trockenen Spätform kann die feuchte Form mitunter sehr rasch<br />

voranschreiten, kommt aber auch schließlich zum Stillstand, ohne die ganze<br />

Netzhaut in Mitleidenschaft zu ziehen.<br />

Die Diagnose wird durch die augenärztliche Untersuchung gestellt. Hierbei wird unter<br />

anderem zur Prüfung des zentralen Sehfeldes das sog. AMSLER-Gitter verwendet<br />

und, wenn notwendig, eine Darstellung der Netzhautgefäße mit einem Farbstoff<br />

durchgeführt (Fluoreszenzangiographie).<br />

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es ?<br />

Auch wenn ein Durchbruch in der Behandlung, insbesondere Heilung, gegenwärtig<br />

noch aussteht, gibt es doch schon heute Behandlungsverfahren, mit denen der<br />

Krankheitsprozess aufgehalten oder zumindest verlangsamt werden kann.<br />

Vitamine<br />

In einer groß angelegten Studie, der „Age Related Eye Disease Study“ (AREDS)<br />

wurden ca. 4.000 Patienten mit unterschiedlichen Formen der AMD über 7 Jahre<br />

hinsichtlich der Wirkung von hochdosierten Vitamin-Präparaten untersucht. Die<br />

Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Wenn zahlreiche mittelgroße bis große Drüsen in beiden Augen oder wenn in einem<br />

Auge bereits ein Spätstadium der AMD mit Gefäßneubildungen oder trockener<br />

Atrophie aufgetreten ist, kann mit der Hochdosis-Vitamintherapie ein prophylaktischer


Effekt beobachtet werden. Patienten ohne erkennbare Veränderungen oder mit<br />

lediglich einzelnen kleinen bis mittleren Drusen profitieren hiervon aller Voraussicht<br />

nach nicht. Diese Effekte basieren auf einer Behandlung mit täglich: Vitamin C,<br />

Vitamin E, Lutein, Zeaxanthin, Zink und Kupfer.<br />

Über einen sinnvollen Einsatz von Vitaminpräparaten kann nur die klinische<br />

Untersuchung durch einen Augenarzt entscheiden. Es bestehen keine Erfahrungen<br />

bezüglich der Langzeiteinnahme hochdosierter Vitaminpräparate. Raucher und<br />

ehemalige Raucher sollten diese Therapie nicht durchführen.<br />

Laserbehandlung<br />

In frühen Stadien der „feuchten“ Maculadegeneration kann ein Einzelfällen eine<br />

Behandlung mit dem Laserstrahl sinnvoll sein. Dies ist nur in den Augen angezeigt,<br />

bei denen die „Quelle“ der feuchten AMD außerhalb der absoluten Netzhautmitte<br />

liegt. Die Behandlung erfolgt ambulant und ist in aller Regel schmerzfrei. Mit dem<br />

Laserstrahl werden dabei neu aussprossende und undichte Gefäße, die die Macula<br />

schädigen, verödet. Dabei hat sich jedoch gezeigt, dass auch bei zunächst<br />

erfolgreicher Laserbehandlung im weiteren Verlauf wieder neue abnormale Gefäße<br />

aussprossen können.<br />

Photodynamische Therapie (PDT)<br />

Bei dieser Behandlungsform für ein ganz bestimmtes Stadium der feuchten<br />

Maculadegeneration wird zunächst eine Substanz (Verteporfin) in die Armvene<br />

gespritzt, die dann im Auge die Gefäßwucherungen für den Laserstrahl empfindlicher<br />

macht. Es wird mit einem anderen Lasersystem gearbeitet als bei der klassischen<br />

Laserkoagulation. Mit der PDT können abnormale Gefäße behandelt werden, die<br />

sich bereits unter der Netzhautmitte befinden. Allerdings kommen nur ganz<br />

bestimmte Gefäßneubildungen dafür in Frage, was durch den Augenarzt mit der<br />

Gefäßdarstellung (Fluoreszenzangiographie) vorher festgestellt wird. Auch ist diese<br />

Behandlung nur in einem relativ frühen Stadium der feuchten Maculadegeneration<br />

sinnvoll. Die Behandlung muss u.U. mehrfach, typischerweise in Abständen von<br />

einigen Monaten, erfolgen, da sich die Gefäße oft nicht mit einer einzigen Therapie<br />

verschließen lassen. Auch die PDT lässt sich ambulant durchführen. Nach der PDT<br />

sollte sich der Patient kurze Zeit vor Sonnenexposition schützen und erhält eine<br />

Schutzbrille.<br />

Chirurgie<br />

Chirurgische Verfahren einschließlich der Netzhautdrehung mit Verlagerung der<br />

Macula und der Transplantation von Ernährungszellen unter die Netzhautmitte<br />

werden zur Zeit noch klinisch erprobt und kommen daher nicht routinemäßig zum<br />

Einsatz. Ob sie jemals wesentliche Bedeutung erlangen, ist sehr fraglich. Allerdings<br />

sollte bei plötzlich auftretenden ausgedehnten Blutungen unter der Netzhaut oder in<br />

den Glaskörper möglichst rasch ein chirurgischer Eingriff geprüft werden, da damit<br />

oftmals eine gewisse Sehverbesserung erzielt werden kann.<br />

Injizierbare Medikamente<br />

In letzter Zeit wurden einige neue Medikamente für die Behandlung der feuchten<br />

AMD entwickelt, die die Gefäßwucherungen unter der Netzhautmitte beeinflussen<br />

können. Diese Medikamente sind anfänglich noch im Rahmen klinischer Prüfungen<br />

angewendet worden, haben inzwischen jedoch in großem Umfang Eingang in die<br />

klinischen Behandlungsmaßnahmen gefunden. Im Verlauf der letzten zwei Jahre hat<br />

sich zunehmend herausgestellt, das injizierbare Medikamente eine in vielen


Fällenausgezeichnete Behandlungsmaßnahme darstellen bei ansonsten<br />

verzweifelten Fällen der feuchten AMD.<br />

Die in unserer Klinik verwendeten Medikamente sind: Triamcinolon (4 mg, 25 mg; in<br />

Kombination mit PDT), Pegaptanib (Macugen®), Bevacizumab (Avastin®) und<br />

Ranibizumab (Lucentis®). In erster Linie verwenden wir in Fällen der feuchten AMD<br />

die Wirkstoffe Bevacizumab und Ranibizumab. Einer Injektion dieser Medikamente<br />

muss eine subtile Diagnostik vorausgehen, welche neben der augenärztlichen<br />

Basisuntersuchung spezielle diagnostische Maßnahmen wie die Oculäre<br />

Coherenztomographie (OCT) und die Fluoreszenzangiographie beinhalten. In<br />

geeigneten Fällen wird Avastin oder Lucentis nach sorgfältiger Prüfung in den<br />

Glaskörperraum des Augeninneren (intravitreal) injiziert. Bei diesem Vorgang handelt<br />

es sich unzweifelhaft um eine sogenannte intracaoculare Operation; die<br />

Einspritzungen müssen deshalb nach unserer Überzeugung unter genauester<br />

Beachtung der Sterilitätsansprüche erfolgen. Sowohl die vorbereitenden Maßnahmen<br />

wie auch der Eingriff selbst erfolgen nach den Regeln und Qualitätsansprüchen einer<br />

intraocularen Operation. In der Regel werden Injektionen mehrfach wiederholt; initial<br />

wird meistens eine dreimalige Injektion im Abstand von ca. 4 bis 5 Wochen geplant.<br />

Je nach Entwicklung des Augenbefundes ist die Injektionsbehandlung dann beendet<br />

oder es können weitere Injektionen notwendig werden. Diese intravitrealen<br />

Injektionen können in aller Regel im Rahmen einer ambulaten operativen Maßnahme<br />

durchgeführt werden, d.h. kurze Zeit nach dem operativen Eingriff können sie in<br />

Begleitung wieder nach Hause fahren.<br />

Mit der Injektion von Bevacizumab bzw. Ranibizumab haben wir in unserer Klinik –<br />

wie auch andere Anwender – morphologisch ganz ausgezeichnete Erfahrungen<br />

gemacht.<br />

Eine früher nicht behandelbare feuchte Maculadegeneration kann mit diesen<br />

Wirkstoffen heutzutage in den allermeisten Fällen positiv beeinflusst werden, d.h. der<br />

Ausprägungsgrad der feuchten AMD kann in aller Regel reduziert werden. Das<br />

Behandlungsziel der intravitrealten Injektionen besteht in einer Austrocknung der<br />

feuchten AMD, d.h. in einer Umwandlung der feuchten in eine trockene Form. Auch<br />

dies gelingt durch wiederholte Anwendung der intravitrealen Injektion häufig. –<br />

Funktionell heißt dies für den Patienten allerdings nicht, dass die Austrocknung der<br />

feuchten AMD automatisch mit einer Verbesserung der Sehleistung verbunden ist.<br />

Häufig gelingt es jedoch, das Sehen konstant zu halten bzw. eine hochgradige<br />

Verschlechterung zu vermeiden. Tatsächlich kommt es auch in ca. 20 bis 30% der<br />

Fälle zu einem Anstieg der Sehleistung, was mit früheren Behandlungsmethoden<br />

unmöglich war.<br />

Für die trockene Form der AMD stellen diese Maßnahmen leider keine<br />

Behandlungsmöglichkeiten dar.<br />

Andere Behandlungsansätze<br />

Für andere Behandlungsansätze einschließlich der Strahlentherapie und<br />

„Blutwäsche“ (Rheophorese) gibt es bislang keine Langzeitstudien, die ihren Wert<br />

eindeutig belegen. In Einzelfällen haben wir bei der Strahlenbehandlung mit dem<br />

Linearbeschleuniger gute Entwicklungen beobachtet. Neuere Entwicklungen<br />

umfassen u.a. auch elektronische Netzhautprothesen, dies ist aber noch eine<br />

Zukunftsvision und kommt bei dem jetzigen Stand der Entwicklung für die<br />

Maculadegeneration nicht in Frage.


Zu warnen ist vor Heilmethoden, die viel versprechen und nichts halten: Akkupunktur,<br />

Infusionsbehandlungen, Gabe von Sauerstoff, Spritzen hinter das Auge und was<br />

immer auch an „Wundermitteln“ angepriesen wird. Das alles hilft oft nur dem Anbieter<br />

und kostet Sie viel Geld. Erfolge, von denen die Medien manchmal berichten,<br />

erklären sich zum Teil dadurch, dass die Maculadegeneration von selbst zum<br />

Stillstand kommen kann, und dass die Sehschärfe sich gelegentlich sogar spontan<br />

etwas bessert.<br />

Die AMD ist eine fortschreitende Erkrankung, das Tempo des Fortschreitens ist<br />

jedoch unterschiedlich und nicht vorhersehbar.<br />

Welche Symptome weisen auf die <strong>altersabhängige</strong> Maculadegeneration hin ?<br />

• Die AMD verursacht keine Schmerzen.<br />

• Oft merkt der Patient die ersten Anzeichen beim Lesen. In der Mitte des<br />

Schriftbildes sieht er einen verschwommenen Fleck oder eine grauen<br />

Schatten, der mit der Zeit größer wird. Eine Verschlechterung tritt gewöhnlich<br />

im Zeitraum von Monaten oder Jahren auf. Die Randbereiche des Sehfeldes<br />

werden normalerweise nicht beeinträchtigt.<br />

• Weitere typische Anzeichen sind eine Veränderung der Sehschärfe und der<br />

Farbwahrnehmung, sowie Verzerrungen; gerade Linien werden verbogen oder<br />

wellig wahrgenommen.<br />

• Es gibt auch sehr rasche Sehverluste, die durch Blutungen oder sich rasch<br />

entwickelnde Ödeme der Netzhautmitte erklärt sind.<br />

Welche Ursachen hat die AMD ?<br />

Die genaue Ursache der Erkrankung ist noch nicht erforscht.<br />

• Ein gesicherter Risikofaktor ist das Rauchen.<br />

Mehrere Studien haben verschiedene mögliche Risikofaktoren identifiziert:<br />

• Alter<br />

• Veranlagung: Verwandte 1. Grades von AMD-Patienten haben ein dreifach<br />

erhöhtes Risiko, an AMD zu erkranken. Es wird im Falle einer Verwandschaft<br />

eine 2-jährliche Vorsorgeuntersuchung empfohlen.<br />

• Cataract (= Grauer Star) bzw. Zustand nach Staroperation<br />

• Bluthochdruck<br />

• Sonnenexposition<br />

• Weitsichtigkeit<br />

• Helle Haut- oder Augenfarbe<br />

• Frauen ohne Östrogenersatztherapie haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko<br />

Generell kommt die AMD am häufigsten vor bei Frauen, die über 60 Jahre alt sind.<br />

Gesicherte Risikofaktoren sind allerdings nur: Alter, Rauchen und erhöhter Blutdruck.


Kann ich selbst zu einem positiven Verlauf beitragen ?<br />

Keinesfalls müssen Sie auf bisherige Gewohnheiten (Reisen, insbesondere<br />

Flugreisen, Hobbys, Sport) verzichten. Allerdings wird Ihnen empfohlen, das<br />

Rauchen einzustellen. Rauchen und Bluthochdruck sind nachgewiesene<br />

Risikofaktoren bei der <strong>altersabhängige</strong>n Maculadegeneration. Falls Sie Raucher sein<br />

sollten, wäre Aufhören schon ein erster Schritt in Richtung Prophylaxe. Der Blutdruck<br />

sollte regelmäßig kontrolliert und nach Empfehlung des Hausarztes und Internisten<br />

mit Medikamenten eingestellt werden. Auch wenn die Rolle des Sonnenlichts und der<br />

UV-Strahlung noch nicht ganz geklärt ist, bestehen doch Hinweise darauf, dass man<br />

bei besonders hellem Licht, so besonders in den Bergen, eine Sonnenbrille zum<br />

Schutz tragen sollte.<br />

Wesentlich ist es, dass Sie bei Auftreten von Symptomen, wie sie oben genannt<br />

wurden, besonders auch wenn Ihr zweites Auge betroffen ist, unverzüglich einen<br />

Augenarzt aufsuchen. Die genannten Behandlungsmöglichkeiten sind dann am<br />

aussichtsreichsten, wenn sie zum frühen Zeitpunkt erfolgen.<br />

Gibt es entsprechende Ernährungsempfehlungen ?<br />

Eine ausgewogene Ernährung wird selbstverständlich empfohlen.<br />

Eine spezielle Nahrungsergänzung mit Vitaminpräparaten kann in Einzelfällen<br />

sinnvoll sein. Die „ARED-Studie“ (s.o.) hat gezeigt, dass die Einnahme von<br />

antioxidativen Vitaminen in relativ hohen Dosierungen allerdings nur bei ganz<br />

bestimmten Formen der <strong>altersabhängige</strong>n Maculadegeneration sinnvoll sein kann,<br />

weil damit das Auftreten der Spätformen etwas verzögert wird. Dies wurde aber nur<br />

für die folgenden Substanzen in relativ hohen Tages-Dosierungen gefunden: Vitamin<br />

C (500 mg), ß-Karotin (15 mg), Vitamin E (400 IE), Zink (80 mg). – Es liegt kein<br />

Beweis dafür vor, dass andere Substanzen oder diese Stoffe in anderen<br />

Konzentrationen hilfreich wären, wie zur Zeit vielfach angepriesen wird. Ihr Augenarzt<br />

kann Ihnen sagen, ob die Einnahme speziell bei den Veränderungen in Ihrem<br />

Augenhintergrund in Frage kommt und sinnvoll ist. Dabei sollten Raucher kein ß-<br />

Karotin einnehmen, da dies ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs bedeuten kann.<br />

Unabhängig davon, ob Sie das Präparat einnehmen oder das Präparat für Sie nicht<br />

in Frage kommt, etwa weil dies bei dem Stadium der Veränderungen an Ihrer<br />

Netzhaut nicht sinnvoll ist, empfiehlt sich für alle Patienten mit Maculadegeneration<br />

eine gesunde, vitaminreiche Ernährung.<br />

Was bewirken vergrößernde Sehhilfen ?<br />

Vergrößernde Sehhilfen haben Erfolg, wenn im zentralen Bereich der Netzhaut noch<br />

genügend intakte Inseln liegen, so dass z.B. eine vergrößerte Schriftzeile wie die<br />

Überschrift einer Zeitung erkannt wird. Mit steigender Vergrößerung verkleinert sich<br />

allerdings der Textausschnitt, der gesehen wird. Gleichzeitig kommt es zu einem<br />

reduzierten Leseabstand.<br />

Welche Hilfsmittel gibt es ?<br />

Durch Entwicklung und Verbesserung der vergrößernden Sehhilfen haben sich die<br />

Möglichkeiten zu helfen erweitert. Die Anpassung und Auswahl der geeigneten<br />

Sehhilfen erfordert Zeit und Einfühlungsvermögen. In der Regel werden


verschiedene Sehhilfen benötigt. Einen ersten Anhalt für die notwendige<br />

Vergrößerung liefert die Sehschärfe, wie an folgender Tabelle gezeigt:<br />

Sehschärfe/Sehhilfe<br />

0,2 – 0,4: verstärkte Lesebrille (Lupenbrille), Leseglas (Lupen)<br />

0,1 – 0,3: Lupenbrille, Fernrohrlupenbrille<br />

< 0,1: Bildschirmlesegerät<br />

Optisch vergrößernde Sehhilfen<br />

Hierbei werden überkorrigierte Lesebrillen, Hand- oder Standlupen wie Kopflupen,<br />

Fernrohrbrillen und Fernrohre oder Monokulare unterschieden.<br />

Die einfachste vergrößernde Sehhilfe ist eine Überkorrektur, bei der der Nahteil der<br />

Brille verstärkt wird und somit eine Vergrößerung der Schrift erreicht wird. Dabei<br />

ergibt sich ein sehr kurzer Leseabstand, da die Schrift sonst unscharf wird. Vorteil<br />

sind neben dem unauffälligen Äu0eren die Möglichkeit, beidhändig zu hantieren und<br />

Naharbeit zu verrichten.<br />

Handlupen erlauben ein Lesen in gewohntem Abstand. Mobile Taschenlupen lassen<br />

sich zum Einkauf mitnehmen, andere Formen sind mit Lichtquellen ausgestattet.<br />

Standlupen haben einen festen Arbeitsabstand zum Lesegut, vergleichbar den<br />

Lesesteinen oder Visolett-Lupen. Bei Montage der Lupen an einem beweglichen<br />

Stativ ist beidhändiges Hantieren möglich, wie auch bei den Kopf- oder<br />

Umhängelupen. Außerdem ist hier oft ein größeres Sehfeld vorhanden.<br />

Praktisch sind auch Lupen als Aufstecker auf die Brille, die nur bei Bedarf benutzt<br />

werden.<br />

Fernrohrlupenbrillen gibt es nach dem Galilei- oder Keplersystem in<br />

unterschiedlichster Ausführung. Einige lassen sich sowohl in der Nähe als auch in<br />

der Ferne anwenden. Im Vergleich zu den Lupen ist der Arbeitsabstand deutlich<br />

größer. Die Fernvergrößerung kann bis zu 4-fach betragen und zum Fernsehen<br />

benutzt werden.<br />

Für höhere Vergrößerungen in der Ferne benutzt man Fernrohre oder Monokulare.<br />

Damit können z.B. Straßenschilder erkannt werden. Zur Orientierung sind sie nicht<br />

geeignet.<br />

Optoelektronische Sehhilfen<br />

Wenn mit konventionellen vergrößernden Sehhilfen keine Lesefähigkeit erreicht wird,<br />

kann mit Bildschirmlesegeräten weitergeholfen werden. Hierbei ist eine<br />

zunehmende stufenlose Vergrößerung in beliebiger Höhe möglich. Durch die<br />

wählbare Vergrößerung und die Kontraststeigerung ergeben sich teilweise Vorteile<br />

gegenüber optischen Sehhilfen.<br />

Trotzdem kommen nicht alle Patienten, für die ein Bildschirmlesegerät theroretisch<br />

geeignet wäre, damit zurecht. Wer nur gelegentlich lesen will, wird sich mit dem


Gerät nicht anfreunden. Bei echtem Leseinteresse lohnt sich das anfänglich<br />

beschwerliche Üben häufig.<br />

Bei der Wahl der für den Patienten am besten geeigneten vergrößernden Sehhilfe<br />

müssen medizinische, physiologische, optische und psychologische Vorausetzungen<br />

beachtet werden. Darum ist es sinnvoll, dass diese Hilfsmittel unter Einbeziehung der<br />

augenärztlichen Untersuchung angepasst werden.<br />

Psychosoziale Bedeutung<br />

Schwere Seheinbußen aufgrund verschiedener Augenerkrankungen sind im höheren<br />

Lebensalter relativ häufig (etwa jede 5. Person über 65 Jahre ist betroffen). Diese<br />

können zu negativen psychosozialen Auswirkungen wie Selbstständigkeitsverlust<br />

und Depressivität führen. Besonders belastend werden der Verlust des Autofahrens<br />

und der Leseverlust empfunden. In einer solchen Situation können beratende<br />

Berufsgruppen wichtig werden (Augenarzt, Hausarzt, Psychologe,<br />

psychosomatischer Mediziner, sozialmedizinische Dienste, Selbsthilfegruppen); von<br />

besonderer Bedeutung sind aber in jedem Falle Hilfe und Zuspruch durch den<br />

Lebenspartner, Verwandte und Freunde. Denken Sie bitte daran: Sie sind nicht<br />

alleine! Hunderttausende ältere Menschen in Deutschland sind in der gleichen oder<br />

einer ähnlichen Situation! Und, glauben Sie mir bitte: Wenn die medizinischen<br />

Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sein sollten, so ist es für Sie ganz<br />

entscheidend, dass man dies und den eingetretenen Sehverlust letztlich innerlich<br />

akzeptiert.<br />

Erst dann sind die Wege wieder offen, andere, vom Sehen nicht so abhängige<br />

Lebensqualitäten schätzen zu lernen, neuen Lebensmut und neue Lebensfreude zu<br />

entwickeln!<br />

Mit den besten Wünschen<br />

Prof. Dr. med. Christian Teping<br />

Chefarzt<br />

Augenklinik <strong>Saarbrücken</strong><br />

STAND 09/2008

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!