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Brandenburgisches Ärzteblatt Ausgabe 03/2006

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Non-Hodgkin-Lymphome und in der Behandlung<br />

des Plasmozytoms zur Anwendung<br />

kam. Im September 1997 wurde erstmals ein<br />

Patient mit dem Zweitrezidiv eines Keimzelltumors<br />

mittels HD-CT und autologer Stammzelltransplantation<br />

behandelt, bis Juni 2004<br />

folgten 12 weitere Patienten. Alle 13 Patienten<br />

wurden in laufende Studienprotokolle der<br />

German Testicular Cancer Study Group eingebracht<br />

und in Absprache mit dem entsprechenden<br />

Studienzentrum therapiert.<br />

Ziel dieser Untersuchung bildete die Bewertung<br />

des Therapieerfolgs und der Komplikationen<br />

einer HD-CT mit autologem Stammzellsupport<br />

bei Patienten mit fortgeschrittenem<br />

KZT im eigenen Krankengut.<br />

Material und Methode<br />

Patienten und Behandlung:<br />

Zwischen September 1997 und Juni 2004<br />

wurden 13 Patienten mit fortgeschrittenem<br />

KZT gemäß der Ein- und Ausschlusskriterien<br />

diverser Studienprotokolle der German Testicular<br />

Cancer Study Group in der Onkologischen<br />

Klinik des CTK Cottbus behandelt.<br />

Die Indikation zur HD-CT wurde aufgrund<br />

folgender Tumorkonstellationen gestellt: Vorliegen<br />

eines Erst- oder Zweitrezidivs nach<br />

vorheriger Remission unter konventioneller<br />

Standardchemotherapie (n =4), Nachweis<br />

eines Cisplatin-refraktären Tumors (n =3)<br />

oder initiale Manifestation als KZT mit „poor<br />

prognosis“ gemäß der Klassifikation der<br />

IGCCCG (n =6). Von den sieben Patienten<br />

mit Therapieversagen unter der Standardtherapie<br />

wiesen vier bereits zum Erkrankungsbeginn<br />

eine „poor prognosis“ auf. Alle<br />

Patienten besaßen bei Einleitung der HD-CT<br />

einen Karnofsky-Index > 60 %, eine Kreatininclearance<br />

> 70 ml/min und keine wesentlichen<br />

organischen Fehlfunktionen. Die Behandlungsprotokolle<br />

der jeweiligen Studien<br />

wurden der Ethikkommission des Landes<br />

Brandenburg und allen behandelten Patienten<br />

zur Unterschrift vorgelegt. Folgende Therapieschemata<br />

der HD-CT kamen zur Anwendung:<br />

Paclitaxel-PEI (n =4), PEI (n =4),<br />

Carboplatin-Etoposid (n =2), Carboplatin-<br />

Etoposid-Thiotepa (n =1), Carboplatin-Etoposid-Cyclophospamid<br />

(n =1) und Paclitaxel-Carboplatin-Etoposid-Ifosfamid<br />

(n =1).<br />

Die vorherige Stammzellmobilisierung erfolgte<br />

in 10 Fällen durch PEI, in 2 Fällen<br />

durch Taxol-Ifosfamid und bei einem Patienten<br />

durch PEB. Alle Patienten waren in Einzelzimmern<br />

untergebracht, die Supportivmaßnahmen<br />

(prophylaktische Antibiotikaund<br />

Antimykotikatherapie, antiemetische<br />

Medikation, Allopurinolgabe, Granulocyte<br />

colony-stimulating factor, Stammzellsupport<br />

und vorbestrahlte Blutprodukte) wurden gemäß<br />

des jeweiligen Studienprotokolls durch-<br />

geführt. Insgesamt 27 Zyklen wurden bei<br />

13 Patienten appliziert, wobei die avisierte<br />

Maximalanzahl von 3 Zyklen nur 6 Patienten<br />

erhielten (2 x2 Zyklen und 5 x1 Zyklus).<br />

Definitionen und statistische Analyse:<br />

Die Tumorerkrankung wurde als Cisplatin-refraktär<br />

eingestuft, wenn unter konventioneller<br />

Dosierung zwar eine Erkrankungsstabilisierung<br />

oder eine Remission erreicht wurde, die<br />

jedoch nicht länger als vier Wochen anhielt.<br />

Absolut Cisplatin-refraktär waren jene Tumorerkrankungen,<br />

die unter vorausgegangener<br />

konventioneller Standardchemotherapie einen<br />

sofortigen Progress aufwiesen. Cisplatin-<br />

Sensibilität wurde den Erkrankungen attestiert,<br />

bei denen sich zumindest vier Wochen<br />

oder länger eine Remission durch ein auf Cisplatin<br />

basierendes Chemotherapieregime erreichen<br />

ließ. Alle Patienten, bei denen die<br />

HD-CT als Salvagetherapie erfolgte (n = 7),<br />

wurden gemäß des Beyer-Prognosescores<br />

klassifiziert [8]. Punktwerte für einen primären<br />

mediastinalen KZT (1 Punkt), die Erkrankungsprogression<br />

vor HD-CT (1 Punkt), das<br />

Vorliegen einer Cisplatin-refraktären (1 Punkt)<br />

bzw. absolut refraktären Erkrankung vor HD-<br />

CT (2 Punkte) und einen HCG-Wert > 1000<br />

U/l vor HD-CT (2 Punkte) wurden zu einem<br />

Prognose-Summenscore addiert. Die im Rahmen<br />

der Stammzellmobilisierung erfolgten<br />

Chemotherapiezyklen wurden nicht als eine<br />

der HD-CT vorausgehende eigenständige<br />

Polychemotherapie bewertet.<br />

Nach jedem Therapiezyklus erfolgte ein Restaging<br />

(Allgemeinstatus, alle Hodentumormarker,<br />

CT-Thorax, CT-Abdomen, ggf. CT-<br />

Cranium oder Skelettszintigrafie) mit<br />

Evaluation des Therapieergebnisses. Die<br />

Festlegungen bezogen sich auf die akzeptierten<br />

Remissionskriterien der WHO. Bei<br />

nachgewiesener Tumorremission erfolgte die<br />

Fortführung der HD-CT um jeweils einen<br />

weiteren Zyklus, das Zyklusmaximum bildete<br />

3. Das Gesamtüberleben bezog sich auf den<br />

Zeitraum vom Beginn der HD-CT bis zum Tod<br />

bzw. letzten Zeitpunkt des Follow-ups. Das<br />

Ereignisfreie Überleben setzte sich aus dem<br />

Intervall von der Initiierung der HD-CT bis<br />

hin zur Erkrankungsprogression, dem Tod<br />

aus anderer Ursache oder dem letzten Zeitpunkt<br />

des Follow-ups zusammen. Bei allen<br />

nicht in der Klinik verstorbenen Patienten erfolgte<br />

die Todeszeitpunktermittlung über die<br />

Dokumentation des Tumorsterberegisters des<br />

Landes Brandenburg. Eine Registrierung der<br />

Therapienebenwirkungen erfolgte gemäß<br />

den WHO-Empfehlungen zur Klassifizierung<br />

und Graduierung der Toxizität. Die Kriterien<br />

zur Beendigung der Therapie bildeten<br />

Tumorprogression, schwere Toxizität, Patientenwunsch<br />

und Erreichen der Therapieobergrenze<br />

von 3 Zyklen.<br />

Unter Anwendung der Kaplan-Meier-Methode<br />

des Statistikprogramms SPSS 11.0 ®<br />

konnten die mittlere Gesamtüberlebenszeit<br />

und die mittlere Ereignisfreie Überlebenszeit<br />

berechnet werden. Unterschiede zwischen<br />

den Therapiegruppen wurden mit dem Log-<br />

Rank-Test berechnet, Signifikanz wurde mit<br />

einem p-Wert von < 0,05 definiert.<br />

Ergebnisse<br />

Fortbildung<br />

Patientencharakteristiken:<br />

Die Patientendemografie zum Beginn der<br />

HD-CT und die Verteilung der bekannten<br />

Prognosefaktoren wurden in Tabelle 1 aufgelistet.<br />

Das Durchschnittsalter der Patienten<br />

zum Beginn der HD-CT war 35,2 (18 – 46)<br />

Jahre bei einem Median von 37 Jahren. Der<br />

Altersmedian zum Zeitpunkt des Erkrankungsbeginns<br />

betrug 35 Jahre. Zum Beginn<br />

der HD-CT waren die 7 Patienten mit Salvage-Indikation<br />

im Median mit 4 Zyklen<br />

(Range: 2 – 6) einer cisplatinhaltigen Polychemotherapie<br />

vorbehandelt (4 x initial PEB,<br />

3x initial PEI). Kein Patient erhielt vorher<br />

eine andere HD-CT bzw. eine Paclitaxeloder<br />

Gemcitabine-haltige Chemotherapie.<br />

Therapieansprechen und Überleben:<br />

Von den 13 Patienten, die eine HD-CT erhielten,<br />

konnten nur 12 bezüglich ihrer erreichten<br />

Remissionsergebnisse ausgewertet werden.<br />

Der fehlende Patient verstarb zu früh an<br />

den Nebenwirkungen der HD-CT, so dass<br />

eine Remissionsbewertung unmöglich wurde.<br />

Bei einem anderen Patienten, der an den Folgen<br />

der Therapie verstarb (TRD), wurde in<br />

der Obduktion eine pathologische Komplette<br />

Remission (pCR) dokumentiert, so dass er<br />

mitbewertet wurde. Das Therapieansprechen<br />

der HD-CT als First-Line- und Salvage-Therapie<br />

wurde in der Tabelle 2 abgebildet. Insgesamt<br />

erreichten zwei Drittel der Patienten<br />

eine Remission durch die HD-CT.<br />

Bei einem mittleren Follow-up von 18,4 (0,5–<br />

56,5) Monaten betrugen mittleres Gesamtüberleben<br />

und mittleres Ereignisfreies Überleben<br />

21,2 (95%-CI: 8,3–34) Monate respektive<br />

16 (95%-CI: 3–28) Monate für die<br />

gesamte Patientengruppe. Nach einem Jahr<br />

waren 31% am Leben und 26% lebten ohne<br />

Tumorprogression. Die 6 Patienten mit einer<br />

HD-CT als Initialtherapie bei „poor prognosis“<br />

wiesen eine durchschnittliche Überlebenszeit<br />

von 31,3 (95%-CI: 11–51,5) Monaten auf,<br />

bei Salvagetherapie betrug die Überlebenszeit<br />

11 (95%-CI: 0,2–21,9) Monate (p=0,136).<br />

Die Unterteilung der Patienten mit Salvagetherapie<br />

gemäß ihres Beyer-Scores in eine Niedrig-/Intermediärrisikogruppe<br />

(Score 0–2)<br />

und eine Hochrisikogruppe (Score>2) ergab<br />

ein mittleres Gesamtüberleben von 14,6 versus<br />

6,3 Monaten (p=0,561; Abbildung 1).<br />

<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 3/<strong>2006</strong> 16. Jahrgang<br />

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