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Wohngruppen und Pflege Teilhabetag 2010 - Lebenshilfe Waltrop

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Von Ruth-Bianca Khil<br />

Das Kulturhauptstadtjahr <strong>2010</strong><br />

läßt uns auf Spurensuche gehen<br />

<strong>und</strong> herausfinden, welche Kulturelemente<br />

das Ruhrgebiet geprägt<br />

haben <strong>und</strong> noch prägen.<br />

Am nördlichen Rand des Ruhrgebietes<br />

<strong>und</strong> des Kreises<br />

Recklinghausen liegt eine der<br />

jüngsten Städte Nordrhein-<br />

Westfalens: Oer-Erkenschwick,<br />

das erst 1953 Stadtrechte erhielt<br />

<strong>und</strong> das wir in dieser Ausgabe<br />

vorstellen wollen. Wie der Name<br />

unschwer erkennen lässt, entstand<br />

der Ort durch Zusammenschluss<br />

der beiden Gemeinden<br />

Oer <strong>und</strong> Erkenschwick im Jahr<br />

1926. Beide sind bereits im 12.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert schriftlich erwähnt<br />

worden sind <strong>und</strong> eine lange<br />

geschichtliche Tradition aufweisen.<br />

Bis zu ihrer Stilllegung 1997 war<br />

die 1899 gegründete Zeche Ewald<br />

Fortsetzung der wichtigste Arbeitgeber<br />

der Stadt, heute sind es vor<br />

allem Fleisch verarbeitende Betriebe.<br />

Mittlerweile leben gut<br />

30.000 Einwohner auf einer<br />

Fläche von nicht ganz 40 km². Die<br />

Lage der Stadt am Südrand der<br />

Haard <strong>und</strong> des Naturparks Hohe<br />

Mark, machen Oer-Erkenschwick<br />

immer mehr zu einem beliebten<br />

Naherholungsziel für Wanderer<br />

<strong>und</strong> Radfahrer, aber auch für<br />

Reiter, denn bereits heute stehen<br />

mehr als 100 km markierte<br />

Reitwege zur Verfügung. Über den<br />

Kreis Recklinghausen bekannt<br />

wurde Oer-Erkenschwick nach<br />

dem II. Weltkrieg aber durch eine<br />

der schönsten Nebensachen der<br />

Welt: dem Fußball.<br />

Das Jahr 1874 gilt als offizielles<br />

Wir sind wer, aber wer sind wir eigentlich...?<br />

Teil 2: Oer-Erkenschwick<br />

Einführungsjahr des Fußballs in<br />

Deutschland. An einem Gymnasium<br />

in Braunschweig wurde das<br />

Fußball spielen zur Bekämpfung<br />

des Bewegungsmangels eingeführt.<br />

Und erfreute sich bald<br />

großer Beliebtheit. Wurde er erst<br />

von Besserverdienenden gespielt,<br />

fand er bald wie andere Sportarten<br />

auch Verbreitung unter der<br />

Arbeiterschaft. Einer der Gründe<br />

dafür ist, vor allem im Ruhrgebiet<br />

<strong>und</strong> anderen Regionen mit<br />

Schwerindustrie, dass es einen<br />

enormen Zuzug an arbeitswilligen,<br />

jungen Männern gab. In Oer <strong>und</strong><br />

Erkenschwick lebten Anfang des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts knapp 1000<br />

Menschen. 100 Jahre später waren<br />

es 15 mal so viele. Fern der Heimat<br />

suchten die Zugezogenen neue<br />

gesellschaftliche Strukturen, aber<br />

auch Ablenkung vom harten<br />

Arbeitsalltag. So entstanden<br />

überall im Ruhrgebiet neue<br />

Gemeinschaften, die auf dasselbe<br />

Herkunftsland, denselben Betrieb,<br />

dieselbe neue Nachbarschaft<br />

zurückgingen <strong>und</strong> sich durch einen<br />

Der Eingang des Stimberg-Stadions, das nach Vereinsangaben derzeit<br />

circa 20.000 Zuschauer fasst.<br />

gemeinsamen Namen <strong>und</strong> gemeinsame<br />

Farben von anderen Gruppen<br />

abgrenzten <strong>und</strong> auf der Straße<br />

oder der Wiese nebenan Fußball<br />

spielten. Der Fußball war ein Mittel,<br />

sich mit anderen Mannschaften<br />

friedlich zu messen. Besonders<br />

erfolgreiche Straßenfußballer fanden<br />

Aufnahme bei regulären<br />

Vereinen, die von örtlichen Wirtschaftsunternehmen,<br />

wie z. B.<br />

Zechen gefördert wurden. Im<br />

Interesse des Spiels <strong>und</strong> der<br />

gründlichen Trainingsvorbereitung<br />

wurden Fußballer von ihrer Arbeit<br />

freigestellt oder bekamen einen<br />

leichteren Arbeitsplatz. Vom<br />

Fußball leben konnte damals<br />

niemand. Da die Spieler immer<br />

noch auf den Zechen arbeiteten,<br />

bestand nach wie vor eine enge<br />

Beziehung zwischen Fußballern<br />

<strong>und</strong> Fans, waren sie doch alle<br />

Kumpel aus der Nachbarschaft.<br />

Auch der Fußballverein Erkenschwick<br />

geht auf 13 Fußballbegeisterte<br />

zurück. Am 9. Juli 1916<br />

wurde er als Sportverein Erkenschwick<br />

gegründet, seit der<br />

Fusionierung mit Blau-Weiß Oer<br />

1922, heißt er Spielvereinigung<br />

1916 Erkenschwick. 1930 konnte<br />

das eigene Stadion auf dem<br />

Gelände der Zeche Ewald-<br />

Fortsetzung als Hindenburg-<br />

Kampfbahn eröffnet werden. Die<br />

Umbenennung in Stimberg-<br />

Stadion fand erst nach dem II.<br />

Weltkrieg statt. Die Sternst<strong>und</strong>e<br />

der Spielvereinigung Erkenschwick<br />

schlug aber in der Mitte des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. 1942 übernahm der<br />

ehemalige Schalker Spieler Ernst<br />

Kuzorra als Trainer die Mannschaft<br />

<strong>und</strong> 1943 gelang der Aufstieg in die<br />

damals höchste Spielklasse, die<br />

Gauliga 9 (Westfalen). 1947 war<br />

sie der allererste Tabellenführer<br />

der neu gegründeten Oberliga<br />

West <strong>und</strong> brachte den Schalkern<br />

im selben Jahr auf der Schalker<br />

Glückauf-Kampfbahn mit 2:1 die<br />

erste Heimniederlage nach Kriegsende<br />

bei. Bis zum Abstieg 1953<br />

Das <strong>Lebenshilfe</strong> journal Seite 11<br />

Das Wappen der Stadt Oer-<br />

Erkenschwick wird durch einen<br />

in blau <strong>und</strong> silber im<br />

Spitzenschnitt geteilten<br />

Schrägrechtsbalken geteilt, das<br />

obere Feld in gold ist mit<br />

schwarzem Schlägel <strong>und</strong> Eisen,<br />

das untere Feld in schwarz mit<br />

einem goldenen Eichenblatt<br />

hatte die Mannschaft immer<br />

einstellige Tabellenplätze inne. In<br />

der Saison <strong>2010</strong>/2011 ist die Spvgg<br />

Erkenschwick wieder in die NRW-<br />

Liga aufgestiegen. Auch wenn die<br />

Spieler heute längst nicht mehr auf<br />

den Zechen arbeiten, ist der<br />

Fußball aus dem Ruhrgebiet nicht<br />

wegzudenken.<br />

In leichter Sprache<br />

Oer-Erkenschwick ist eine kleine Stadt im Ruhrgebiet.<br />

Hier haben früher viele Männer auf einer Zeche<br />

gearbeitet.<br />

Die Zeche hieß Ewald-Fortsetzung.<br />

In einer Zeche holen Männer Kohle tief aus der Erde.<br />

Das ist eine schwere Arbeit.<br />

Um hier zu arbeiten sind viele junge Männer ins<br />

Ruhrgebiet gekommen.<br />

Und um sich von der schweren Arbeit zu erholen,<br />

haben die Männer abends auf der Straße Fußball<br />

gespielt.<br />

Daraus sind überall im Ruhrgebiet die Fußballvereine<br />

entstanden.<br />

Auch Oer-Erkenschwick hat so einen Fußballverein.<br />

Er heißt Sportvereinigung Erkenschwick.<br />

Oder kurz Spvgg Erkenschwick.<br />

Der Verein hat ein eigenes Stadion.<br />

Das heißt Stimberg-Stadion.<br />

Der Verein ist berühmt geworden, weil er früher sogar<br />

Schalke 04 besiegt hat.

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