Egon Schiele, Blinde Mutter - Bundesministerium für Unterricht ...
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Stecknadel übrig geblieben. Da auch alle Geschäftsbücher vernichtet wurden, muss nun in<br />
mühsamer Arbeit versucht werden diese Dinge zu rekonstruieren, was besonders bei den<br />
vielen Objekten schwierig ist, die uns zum Verkauf übergeben, oder die wir zur Verwahrung<br />
übernommen hatten …“ 108<br />
Artur Schmidt, der, wie er betonte, am 2. Dezember 1943 selber ausgebombt worden war,<br />
antwortete Gurlitt am 7. Dezember 1943, dass ihm die Vernichtung von Gurlitts Geschäft und<br />
der Privatwohnung seit dem 23. November bekannt sei. Er sprach Gurlitt sein Bedauern aus,<br />
dass es ihm nicht möglich gewesen sei, mehr Kulturgut zu verlagern.<br />
Schadenersatzansprüche müssten durch die Besitzer gestellt werden. 109 Der Bombenangriff<br />
lässt sich auch durch Schreiben von Gurlitt an Reimer und Voss vom 2. Dezember 1943<br />
bzw. 2. Jänner 1944 stützen, die Walter Schuster in den Bundesarchiven Berlin und Koblenz<br />
ausfindig gemacht hat. 110 Ebenfalls in dieser Bombennacht wurde die Wohnung von Lilly<br />
Agoston-Christiansen am Lützowplatz vernichtet, „die in erster Linie dazu bestimmt war, als<br />
Sicherheit <strong>für</strong> vieles Zusammengetragenes zu gelten“, wie Gurlitt 1950 einem<br />
Rückstellungswerber schrieb. 111<br />
Nach der Zerstörung seiner Wohnung und Galerie ließ sich Wolfgang Gurlitt zunächst in<br />
Würzburg nieder. Er veranstaltete dort in der „Otto-Richter-Halle“ eine Ausstellung mit<br />
Blechen-Zeichnungen aus seinem Privatbesitz. Weitere Ausstellungen waren geplant,<br />
kamen aber wegen des Krieges nicht zustande. Gurlitt siedelte daraufhin ganz nach Aussee<br />
über. Nachdem sein Berliner Graphiklager in der Derfflingerstraße im Jänner 1944 nach<br />
einem Bombenangriff verbrannt war, wurde am 16. März 1945 auch seine Würzburger<br />
Wohnung mitsamt den in der angeschlossenen Galerie aufbewahrten Kunstwerken zerstört.<br />
Gurlitt soll dabei an die 2.000 Gemälde und 20.000 Zeichnungen verloren haben. 112<br />
Zumindest die Zerstörungen in Berlin lassen sich anhand von zwei Schriftstücken belegen:<br />
Birgit Gropp führte in ihrer Dissertation ein Gutachten von Paul Ortwin Rave, dem Direktor<br />
der Nationalgalerie Berlin, vom 23. September 1944 an, welches sich mit dem Sachschaden<br />
in der Galerie Gurlitt, den die Bombardierung verursacht hatte, befasste. Rave hatte offenbar<br />
108<br />
Landesarchiv Berlin, Bestand Reichskammer der bildenden Künste, Landesleitung Berlin, Mikrofilm aus den<br />
Beständen des Bundearchivs Berlin (ehem. Berlin Document Center), BA R, Sig. F 0052, Wolfgang Gurlitt an den<br />
Landesleiter der Reichskammer der Bildenden Künste, Artur Schmidt, 28. November 1943.<br />
109<br />
Landesarchiv Berlin, Bestand Reichskammer der bildenden Künste, Landesleitung Berlin, Mikrofilm aus den<br />
Beständen des Bundearchivs Berlin (ehem. Berlin Document Center), BA R, Sig. F 0052, Der Landesleiter der<br />
Reichskammer der bildenden Künste, Artur Schmidt, an Wolfgang Gurlitt, 7. Dezember 1943.<br />
110<br />
Walter Schuster, Archiv der Stadt Linz, Die „Sammlung Gurlitt“ der Neuen Galerie der Stadt Linz, ungedruckter<br />
Bericht, Linz 1999. S. 33.<br />
111<br />
Walter Schuster, Facetten des NS-„Kunsthandels“ am Beispiel Wolfgang Gurlitt, in: Gabriele Anderl /<br />
Alexandra Caruso (Hrsg.), NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen, Innsbruck Wien Bozen 2005, S. 219.<br />
112<br />
Birgit Anita Gropp, Studien zu Kunsthandlung Fritz Gurlitt in Berlin 1880 – 1943, ungedruckte Dissertation<br />
Berlin 1999, S. 152f.<br />
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