Egon Schiele, Blinde Mutter - Bundesministerium für Unterricht ...
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H) Zur Problematik bezüglich der Frage, ob zwischen den Eigentümern<br />
Neue Galerie und Wolfgang Gurlitt noch eine dritte Person Eigentümerin<br />
des Bildes „<strong>Blinde</strong> <strong>Mutter</strong>“ gewesen sein könnte – Versuch einer Annäherung<br />
Wolfgang Gurlitt hatte eine umfangreiche <strong>Schiele</strong>-Sammlung. Am 23. August 1959 schrieb<br />
ein gewisser Dr. Hiermann von der Kunsthandlung Frank Uhlig an Gurlitt in München mit der<br />
Frage, ob die <strong>Schiele</strong>-Sammlung Gurlitts verkäuflich wäre: „Ich habe an der Sammlung<br />
prinzipiell Interesse, weniger an den Frühblättern 1 – 21 und weniger auch an dem<br />
Skizzenbuch, die ich aber auch übernehmen würde, vorausgesetzt, dass sich die<br />
Spitzenblätter noch vollzählig vorfinden. Haben Sie, bitte, die Güte, mir ein Angebot mit<br />
Nachweis des Umfangs der Sammlung an Hand des Kataloges zu schicken …“ Gurlitt<br />
verneinte am 16. September 1959 jedoch eine Verkaufsabsicht: „Man hat Sie insoferne über<br />
meine <strong>Egon</strong> <strong>Schiele</strong>-Sammlung falsch unterrichtet, als ich die Kollektion weder zum Verkauf<br />
gestellt habe, noch dieselbe anbiete. Sollte ich mich einmal von der Sammlung trennen, so<br />
würde es nur dann geschehen, wenn die Kollektion als Sammlung erhalten bleibt oder wenn<br />
sie in ein Museum geschlossen kommt. Im Übrigen handelt es sich um ein Objekt von über<br />
DM 150.000,--, das sicherlich, da ich sie nur geschlossen weggeben würde, <strong>für</strong> den<br />
Kunsthandel nicht geeignet sein dürfte …“ 156<br />
Trotzdem es hiermit einen Beleg <strong>für</strong> die <strong>Schiele</strong>-Sammlung Wolfgang Gurlitts gibt, konnte die<br />
Frage, ob es einen Eigentümer zwischen der Neuen Galerie und Wolfgang Gurlitt gegeben<br />
hat bzw. wer diese mögliche Person gewesen ist, nicht beantwortet werden. Es konnten<br />
daher keine Anhaltspunkte <strong>für</strong> eine dritte Person gefunden werden.<br />
Da<strong>für</strong> sind mehrere Gründe ausschlaggebend:<br />
Zunächst konnte Wolfgang Gurlitt schon in den 50er Jahren gegenüber der Linzer<br />
Stadtverwaltung keine überzeugenden Angaben über die Provenienz seiner Sammlung<br />
machen. Weshalb dies nicht zu ernsthaften Konsequenzen bis zur Unterlassung jeglicher<br />
Verbindung mit Gurlitt führte, lässt sich nur vermuten. Walter Schuster ist der Ansicht, dass<br />
Gurlitt weniger als „Ariseur“ als vielmehr selbst als Opfer des NS-Regimes gesehen wurde,<br />
zumal er als „Vierteljude“ gegolten hatte und negativen politischen Beurteilungen ausgesetzt<br />
war. 157 Zum anderen verwies Gurlitt immer wieder darauf, dass seine gesamten<br />
Geschäftsunterlagen während der Bombenangriffe zugrunde gegangen wären. Wie oben<br />
156 Provenienzforschung LMPS, Persönliche Unterlagen Dr. Elisabeth Leopold.<br />
157 Walter Schuster, Research and documentation of provenance of the „Gurlitt Collection“ of the City of Linz, in:<br />
Spoils of War. Special Edition. International Conference „Database assisted documentation of lost cultural assets.<br />
Requirements, tendencies and forms of co-operation“, Magdeburg, November 28 – 30, 2001, S. 50.<br />
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