Familien stark machen! - loesungsorientierung.de
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flientje-MAGAZIN<br />
<strong>Familien</strong> <strong>stark</strong> <strong>machen</strong>!<br />
Zwölf Jahre <strong>Familien</strong>therapeutisches Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhaus “flientje” in Aurich<br />
40 Seiten prallvoll mit Informationen,<br />
Fachbeiträgen und Praxiserfahrungen
2<br />
<br />
<br />
es ist mir eine ganz beson<strong>de</strong>re Freu<strong>de</strong>, Sie heute mit <strong>de</strong>r ersten<br />
Ausgabe unseres „flientje“-Magazins begrüßen zu können!<br />
In <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Wochen haben wir im „flientje“ an <strong>de</strong>r<br />
Erstellung <strong>de</strong>r ersten Ausgabe unseres „flientje“-Magazins gearbeitet.<br />
Ich möchte mich dafür bei allen Kolleginnen und Kollegen, Kin<strong>de</strong>rn,<br />
Jugendlichen, Eltern, Aktiven und Ehemaligen sowie allen<br />
von uns Interviewten herzlich für die Mitwirkung bedanken. Ein<br />
weiterer Dank gilt <strong>de</strong>r Druckerei Meyer (Aurich), die uns großzügig<br />
unterstützt hat.<br />
Mit unserem Magazin wollen wir<br />
· einen Einblick in die Arbeit <strong>de</strong>s „flientje“ geben<br />
· aktuelle Entwicklungen darstellen<br />
· Interviews mit Nachbarn und Kolleginnen und Kollegen<br />
in <strong>de</strong>n Jugendämtern und Schulen veröffentlichen<br />
· Kin<strong>de</strong>rn, Jugendlichen und <strong>de</strong>ren Eltern Raum geben für<br />
eigene I<strong>de</strong>en<br />
· Ergebnisse von Auswertungen darstellen<br />
· viele Impressionen und Facetten unserer Arbeit darlegen<br />
· wichtige aktuelle Fachthemen diskutieren<br />
· neu entwickelte Praxismaterialien vorstellen<br />
· über unsere Tätigkeit in <strong>de</strong>r „Arbeitsgemeinschaft<br />
systemisch-lösungsorientierte Jugendhilfe“ berichten<br />
· und das „Pädagogikum“ vorstellen.<br />
Ich wünsche unseren Leserinnen und Lesern viel Spaß beim<br />
Lesen. Über Rückmeldungen und Anregungen freuen wir uns sehr.<br />
Viele liebe Grüße,<br />
Ihr Tido Cammenga
<strong>Familien</strong>therapeutisches Kin<strong>de</strong>rund<br />
Jugendhaus „flientje“<br />
Träger: Cammenga GmbH<br />
Schafdrift 49<br />
26605 Aurich-Wallinghausen<br />
Telefon: 04941-4390<br />
Fax: 04941-991161<br />
Homepage: www.flientje.<strong>de</strong><br />
E-Mail: cammenga@flientje.<strong>de</strong><br />
Redaktion:<br />
Jürgen Berwing, Silvia und Tido<br />
Cammenga, Kerstin Münch und<br />
Insa Scheel; „freier Mitarbeiter“:<br />
Timo Lubei<br />
Foto Vor<strong>de</strong>rseite:<br />
Hier ist eins unserer Kin<strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>r Ferienfahrt in Dänemark im<br />
Sommer 2005 abgebil<strong>de</strong>t. Es beteiligte<br />
sich an einer Zeitreise<br />
durch die dänische Geschichte<br />
und musste mit seinem „Bart“<br />
seine Seetauglichkeit als Wikinger-Kapitän<br />
unter Beweis stellen<br />
- mit Riesenvergnügen, wie man<br />
sieht!<br />
„Perspektiven erschließen“<br />
Seite 1 Titelfoto (siehe Erläuterung linke Spalte)<br />
Seite 4 Zwölf Jahre „flientje“<br />
Seiten 6-7 Kurzvorstellung unserer Einrichtung „flientje“<br />
Fachpraxis<br />
Seite 8-9 Was heißt „lösungsorientiert“?<br />
Seiten 10-11 Systemisch gefragt ist halb gewonnen!<br />
Seite 13 Alltag zwischen Pädagogik, Therapie und Beratung<br />
Seiten 14-16 För<strong>de</strong>rzeiten<br />
Seite 17 Was ist „Supervision“?<br />
Seiten 22-25 Das Hilfeplanungsgespräch<br />
Metho<strong>de</strong>n<br />
Seiten 26-27 Unser Hausaufgaben-Schulkonzept<br />
Seite 29 Die Kin<strong>de</strong>rversammlung<br />
Seite 32 Rituale im „flientje“<br />
Dies & Das<br />
Seite 5 Guter Stand bei Aus- und Weiterbildung<br />
Seite 9 Silvia und Tido Cammenga in <strong>de</strong>r Schweiz<br />
Seiten 18-19 Vorgestellt: Das „Pädagogikum“<br />
Seite 28 Das „flientje“ ist bun<strong>de</strong>sweit vernetzt<br />
Seite 39 Timo und <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Lebens<br />
Stimmen und Feedback<br />
Seite 30 „flientje“ und Jugendamt<br />
Seite 31 „flientje“ und Schule<br />
Seiten 32-33 Eltern-Eindrücke<br />
Seiten 34+37 Ehemalige<br />
Seite 38 Nachbarn<br />
3
4<br />
<br />
<br />
Es gibt vielfältigen Anlass zur<br />
Freu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn das zehnjährige Bestehen<br />
unserer Einrichtung 2004<br />
zuzüglich <strong>de</strong>s einjährigen Jubiläums<br />
in eigener Trägerschaft<br />
(2005) be<strong>de</strong>uten 2006 nun bereits<br />
zwölf Jahre kontinuierliche<br />
Arbeit im Dienste von Kin<strong>de</strong>rn,<br />
Jugendlichen und <strong>de</strong>ren <strong>Familien</strong>.<br />
Wir möchten uns zunächst an dieser<br />
Stelle bei allen Kolleginnen<br />
und Kollegen in <strong>de</strong>n Jugendämtern<br />
für das in uns gesetzte Vertrauen<br />
und für die sehr gute Zusammenarbeit<br />
bedanken.<br />
Bedanken möchten wir uns aber<br />
auch bei <strong>de</strong>n vielen Eltern, Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Jugendlichen, die sich<br />
für die gemeinsame Zusammenarbeit<br />
mit uns entschie<strong>de</strong>n haben<br />
und auch zukünftig entschei<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Einen sehr großen Schwerpunkt<br />
unserer Arbeit nimmt erfahrungsgemäß<br />
die gute Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>n örtlichen Schulen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Grundschule<br />
Wallinghausen, <strong>de</strong>r Hauptschule<br />
Sandhorst und <strong>de</strong>r Schule für<br />
Lernhilfe sowie die Zusammenarbeit<br />
mit Ärzten, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n<br />
ortsansässigen Ärzten, ein. Auch<br />
hier möchten wir uns für die<br />
vertrauens- und verständnisvolle<br />
und enge Zusammenarbeit<br />
ausdrücklich bedanken.<br />
Die Konzeption für das „flientje‘“<br />
haben wir bereits 1993 unter enger<br />
Einbindung insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s<br />
Jugendamtes in Aurich entwikkelt.<br />
Im Jahre 1994 haben wir die<br />
Räumlichkeiten für das „flientje“<br />
gebaut. Nach vielen Beratungen<br />
haben wir uns entschie<strong>de</strong>n, zunächst<br />
nicht in eigener Trägerschaft<br />
zu starten. Das erste Kind<br />
kam im Herbst 1994 zu uns. Zu<br />
mehreren Kin<strong>de</strong>rn aus dieser Anfangszeit<br />
besteht noch heute loser<br />
Kontakt.<br />
Bei <strong>de</strong>r konzeptionellen Entwicklung<br />
haben wir uns einerseits leiten<br />
lassen durch die Vorreiter auf<br />
<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s „Therapeutischen<br />
Milieus“ Bruno Bettelheim, Fritz<br />
Redl, Albert Trieschmann, James<br />
Whittaker und Larry Brendtro,<br />
woraus wir zusammen mit<br />
systemischen Gedankengängen<br />
und Ausarbeitungen zum Thema<br />
„Basis- und Strukturqualität“ unser<br />
„Spezifisches Milieu“ konzeptioniert<br />
haben. An<strong>de</strong>rerseits haben<br />
wir durch die Beschäftigung<br />
mit Milton Erikson sowie insbeson<strong>de</strong>re<br />
Steve <strong>de</strong> Shazer und<br />
Insoo Kim Berg mit <strong>de</strong>m<br />
„Lösungsorientierten Mo<strong>de</strong>ll“ ergänzt<br />
durch die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
NLP (Neurolinguisitisches Programmieren)<br />
nach Roberts Dilts<br />
und natürlich mit unseren eigenen<br />
Vorstellungen einen sehr effektiven<br />
Denk- und Handlungsansatz<br />
geschaffen, mit in <strong>de</strong>r Regel<br />
sehr guten Ergebnissen im Bereich<br />
Prozess- und Ergebnisqualität.<br />
Zwölf Jahre „flientje“ be<strong>de</strong>uten<br />
daher auch zwölf Jahre systemisch-lösungsorientiertesArbeiten.<br />
Es folgte eine kontinuierliche<br />
Arbeit, in <strong>de</strong>r wir das Konzept<br />
durch viele Rückmeldungen,<br />
Bewertungen und Auswertungen<br />
sowie stetige Weiterbildungen<br />
unserer Mitarbeiter, insbeson<strong>de</strong>re<br />
am Nord<strong>de</strong>utschen Institut für<br />
Kurzzeittherapie (NIK), stets weiterentwickelt<br />
haben.<br />
Eine Schlussfolgerung aus <strong>de</strong>n<br />
Evaluationen war es, seit <strong>de</strong>m 1.<br />
September 2004 das „flientje“<br />
in eigener Trägerschaft zu führen.<br />
Damit haben wir uns auch<br />
ganz neue Optionen erschlossen.<br />
Im Frühjahr 2005 haben wir das<br />
„Pädagogikum“ gegrün<strong>de</strong>t. Als<br />
erstes Angebot bieten wir an dieser<br />
Stelle unser über Jahre bewährtes<br />
Elterntrainingskonzept<br />
für alle interessierten Eltern an.<br />
In <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Jahren<br />
haben wir stets das Glück gehabt,<br />
sehr gute, engagierte und offene<br />
Kolleginnen und Kollegen zu<br />
fin<strong>de</strong>n und über lange Zeiträume<br />
an unser Haus zu bin<strong>de</strong>n. So<br />
sind drei Teammitglie<strong>de</strong>r bereits<br />
seit über zehn Jahren Mitarbeiter<br />
im „flientje“.<br />
Ein funktionieren<strong>de</strong>s, sich gegenseitig<br />
stärken<strong>de</strong>s Team, in <strong>de</strong>m<br />
sich alle Teammitglie<strong>de</strong>r mit ihren<br />
ganz beson<strong>de</strong>ren Fähigkeiten<br />
und Ressourcen in die Arbeit einbringen<br />
hat unsere Einrichtung<br />
stets <strong>stark</strong> gemacht.<br />
Wir bedanken uns daher auch bei<br />
<strong>de</strong>n ehemaligen Kolleginnen und<br />
Kollegen und natürlich beson<strong>de</strong>rs<br />
beim jetzigen Team für die<br />
gute Arbeit und Zusammenarbeit.<br />
Silvia und Tido Cammenga
....................<br />
<br />
Das Team von links nach rechts:<br />
Tido Cammenga (Aurich) ist Diplom-Pädagoge<br />
(Uni), Dipl.-<br />
Sozialarb./Sozialpädagoge (FH),<br />
Systemischer Therapeut (SG),<br />
<strong>Familien</strong>therapeut, Kurzzeittherapeut<br />
(NIK), Psychotherapeut<br />
(EAP), Systemischer Supervisor<br />
(SG) und Organisationsberater<br />
(NIK Consulting GmbH).<br />
Kerstin Münch (Leer) ist Dipl.-<br />
Sozialarb./-Sozialpädagogin<br />
(FH) und Sozialtrainerin für Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendliche mit ADS und<br />
Lerntherapeutin.<br />
Silvia Cammenga (Aurich) ist<br />
Dipl.-Sozialarb./-Sozialpädagogin<br />
(FH) und Kreative Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendlichentherapeutin (NIK).<br />
Insa Scheel (Em<strong>de</strong>n) ist Dipl.-<br />
Sozialarb./-Sozialpädagogin<br />
(FH).<br />
Jürgen Berwing (Em<strong>de</strong>n) ist<br />
Dipl.-Sozialarb./-pädagoge (FH)<br />
und Systemischer <strong>Familien</strong>-Sozialtherapeut<br />
(DFS).<br />
Luise Harberts<br />
(Aurich) unterstützt<br />
uns seit vielen Jahren<br />
im hauswirtschaftlichen<br />
Bereich.<br />
Beispiel aus <strong>de</strong>r kreativen<br />
Kin<strong>de</strong>rtherapie<br />
Bild eines 10-jährigen Jungen.<br />
Arbeitsthema: Male bitte <strong>de</strong>ine<br />
Familie in Tieren!<br />
Arbeitsinhalte:<br />
1. Welche Stärken hat je<strong>de</strong>s<br />
Tier? Welche noch?<br />
Was fühlst, hörst, siehst,<br />
riechst, und schmeckst<br />
du? Was ist für dich die<br />
wichtigste Eigenschaft<br />
je<strong>de</strong>s Tieres?<br />
2. Lass nun <strong>de</strong>iner Phantasie<br />
freien Lauf und male<br />
aus all <strong>de</strong>n Tieren mit all<br />
ihren Fähigkeiten ein<br />
Supertier! Wie fühlt sich<br />
dies an? Was hörst du dieses<br />
Tier sagen? Welcher<br />
Name passt zu diesem<br />
Tier?<br />
3. Dies ist nun <strong>de</strong>in persönlicher<br />
Schatz! Wie kannst<br />
du <strong>de</strong>inen Schatz am besten<br />
für dich „griffbereit“<br />
halten, um dir hier Kraft<br />
zu holen?<br />
Mein Vater<br />
- <strong>stark</strong><br />
- groß<br />
- schlau<br />
5
6<br />
<br />
<br />
Der Name ist Programm!<br />
Der Name „flientje“ ist friesisch<br />
und be<strong>de</strong>utet Schmetterling. Der<br />
Kreislauf vom Ei über die Raupe<br />
zum Falter verweist auf die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Entwicklungsschritte<br />
<strong>de</strong>r von uns zu begleiten<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r,<br />
Jugendlichen und Eltern auf<br />
<strong>de</strong>m Weg zu einer gewünschten<br />
Zukunft. Aber „flientje“ steht<br />
auch für ein behutsames Han<strong>de</strong>ln<br />
(Schmetterlingsflügel sind empfindsam)<br />
sowie die Einmaligkeit<br />
unserer <strong>Familien</strong> (wie die Formen-<br />
und Farbenvielfalt <strong>de</strong>r Falter).<br />
Wenn sie die Fotos unserer Einrichtung<br />
auf dieser und <strong>de</strong>r nächsten<br />
Seite sehen, <strong>de</strong>nken manche:<br />
„Das sind ja zwei Häuser!“<br />
Nein, <strong>de</strong>r Schein trügt. Nur<br />
Vor<strong>de</strong>r- und Hinteransicht sind<br />
sehr verschie<strong>de</strong>n und wie vieles<br />
im „flientje“: überraschend an<strong>de</strong>rs!<br />
Aus unserem Leitbild<br />
Unser Han<strong>de</strong>ln basiert auf einer<br />
wertschätzen<strong>de</strong>n und ressourcenorientierten<br />
Grundhaltung<br />
gegenüber unserer Natur und<br />
unseren Mitmenschen.<br />
Wir gehen davon aus, dass alle<br />
Kin<strong>de</strong>r, Jugendlichen und Eltern<br />
ihre passen<strong>de</strong>n Lösungen in sich<br />
tragen.<br />
Wir <strong>de</strong>finieren uns als Spezialisten<br />
zur Unterstützung <strong>de</strong>r Beteiligten,<br />
je nach Auftrag ihre eigenen<br />
Wege für die beschriebenen<br />
Probleme prozessorientiert<br />
und handlungskonkret zu entwikkeln.<br />
Unsere Arbeit hat zum Ziel, über<br />
eine Problem<strong>de</strong>finition und Ziel<strong>de</strong>finition<br />
hinaus schrittweise<br />
Ausnahmen zu ermitteln und <strong>de</strong>n<br />
Blick <strong>de</strong>r Familie auf Erfolge, Lösungen<br />
und die Zukunft zu lenken.<br />
Unser Haus von vorne.<br />
Mit <strong>de</strong>r Familie wer<strong>de</strong>n Wege erarbeitet,<br />
zur Ruhe zu kommen,<br />
Vertrauen fassen zu können und<br />
einen neuen Weg einzuschlagen<br />
in Bezug auf die geäußerten Probleme,<br />
sowie ein tragfähiges<br />
<strong>Familien</strong>gesamtkonzept aufzubauen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Vor- und Nachbereitung<br />
sowie <strong>de</strong>r Begleitung von Wochenen<strong>de</strong>n<br />
und Ferien nimmt die<br />
Erarbeitung neuer Verhaltensweisen<br />
im Interaktionsverhalten Eltern-Kind/Kind-Eltern<br />
sowie neuer<br />
Einstellungen und Grundhaltungen<br />
z. B. zum Verhalten <strong>de</strong>r<br />
einzelnen <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r<br />
untereinan<strong>de</strong>r einen großen Stellenwert<br />
ein.<br />
Unser Blick richtet sich dabei<br />
immer auch auf die Fähigkeiten<br />
und Stärken <strong>de</strong>r Eltern, Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendlichen. Wir unterstützen<br />
sie dabei, sich selber als kompetent<br />
und fähig zu erfahren und<br />
sich miteinan<strong>de</strong>r die passen<strong>de</strong>n<br />
Lösungen zu erarbeiten.
Wer kommt zu uns?<br />
Wir nehmen Mädchen und Jungen<br />
im Alter von sechs bis sechzehn<br />
Jahren auf. Alle Maßnahmen<br />
sind zeitlich begrenzt, je<br />
nach Hilfeplanung zwischen drei<br />
Monaten und zwei Jahren. Aufgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendliche mit sozial-emotionalen<br />
Schwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten<br />
sowie mit spezifischen<br />
kognitiven und psychischen<br />
Beeinträchtigungen. Darüber<br />
hinaus wer<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendliche zur Abwendung einer<br />
seelischen Behin<strong>de</strong>rung, zur<br />
Sicherstellung <strong>de</strong>r Grundversorgung<br />
o<strong>de</strong>r eines regelmäßigen<br />
Schulbesuches und zur Unterstützung<br />
bei Entwicklungs- und<br />
Lernbeeinträchtigungen aufgenommen.<br />
Die Eltern berichten unter<br />
an<strong>de</strong>rem häufig von Kommunikations-,<br />
Beziehungs- und Erziehungsproblemen.<br />
Wir begleiten Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
mit ihren <strong>Familien</strong> bzw. Teilfamilien,<br />
Trennungs- und Scheidungsfamilien,<br />
Pflege-, Adoptivfamilien<br />
und <strong>Familien</strong> mit psychischen<br />
Erkrankungen eines <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>s<br />
sowie im Einzelfall<br />
Jugendliche in <strong>de</strong>r Verselbständigung.<br />
Unsere ganz an<strong>de</strong>re Seite: „flientje“ von hinten.<br />
Zur Erreichung <strong>de</strong>r gesetzten Ziele und Arbeitsaufträge konzentriert<br />
sich unsere Arbeit auf<br />
- die Unterstützung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen im klar<br />
strukturierten Alltag,<br />
- individuelle beratend-therapeutische Angebote in speziellen<br />
För<strong>de</strong>rzeiten,<br />
- eine intensive Kooperation mit <strong>de</strong>n Schulen und die Bewältigung<br />
schulischer Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />
- familientherapeutisch orientierte Gespräche mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r<br />
Wochenend- Vor- und Nachbereitung, <strong>de</strong>s Konfliktmanagements,<br />
<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r familiären Kommunikation, <strong>de</strong>r<br />
Optimierung <strong>de</strong>r Erziehungskompetenzen, <strong>de</strong>r Wegfindung<br />
bei festgefahrenen Strukturen und Verhaltensmustern, <strong>de</strong>r<br />
Erarbeitung von Kraftquellen...<br />
Wir bieten <strong>de</strong>n <strong>Familien</strong> an Wochenen<strong>de</strong>n und in Ferienzeiten ein<br />
umfassen<strong>de</strong>s, aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<strong>de</strong>s therapeutisches Notfall- und<br />
pädagogisches Begleitprogramm.<br />
Gesetzliche Grundlagen:<br />
SGB VIII, KJHG §§27ff, hier beson<strong>de</strong>rs §§ 34 und 35a.<br />
Einzugsbereich:<br />
Regional im PKW-Fahrzeitenbereich von etwa 60 Minuten.<br />
7
8<br />
<br />
<br />
Das Kern<strong>de</strong>nk- und Handlungsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Arbeit im „flientje“ ist<br />
<strong>de</strong>r „Lösungsorientierte Ansatz“, <strong>de</strong>n wir Ihnen nun in aller Kürze<br />
etwas näher bringen wollen.<br />
Visionierung <strong>de</strong>s Zielzustan<strong>de</strong>s<br />
Beim lösungsorientierten Denken<br />
wird die Blickrichtung in erster<br />
Linie auf die Zukunft gelegt. Die<br />
gewünschte Zukunft wird mit positiven<br />
I<strong>de</strong>en, Vorstellungen und<br />
möglichen ersten Schritten visioniert,<br />
um sich ein möglichst <strong>de</strong>tailliertes<br />
Bild von dieser gewünschten<br />
Zukunft zu erarbeiten.<br />
Je konkreter dies geschieht<br />
und je kleiner die ersten Schritte<br />
zur Zielerreichung gesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
(kleine Schritte führen zum Ziel),<br />
<strong>de</strong>sto geradliniger kann dann an<br />
<strong>de</strong>r Erreichung <strong>de</strong>s Zieles (auch<br />
wenn es sich im Prozess noch verän<strong>de</strong>rt)<br />
gearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die I<strong>de</strong>e ist, die Kraft in die Richtung<br />
von gewünschten Verän<strong>de</strong>rungszustän<strong>de</strong>n<br />
zu richten.<br />
Es wird dabei streng darauf geachtet,<br />
dass die Sprache in Anwesenheit<br />
von etwas gewählt<br />
wird (Was ist statt <strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>s<br />
Vorherigen?). Wenn erst einmal<br />
eine Vision von <strong>de</strong>r Zukunft (<strong>de</strong>r<br />
größeren und kleineren Ziele)<br />
erfolgt ist (z. B. durch die „Wun<strong>de</strong>rfrage“),<br />
kann mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />
Skalierungstechnik, zirkulärem<br />
Fragen und <strong>de</strong>r Bandbreite therapeutischen<br />
Han<strong>de</strong>lns sehr zügig<br />
inhaltlich an <strong>de</strong>r Erreichung<br />
gearbeitet wer<strong>de</strong>n. Wichtig ist,<br />
dass die Ziele sinnesspezifisch<br />
ein<strong>de</strong>utig und handlungskonkret<br />
formuliert sind. In diesem<br />
Zusammenhang ist es sehr wichtig,<br />
durch Folgefragen zur Konkretisierung<br />
<strong>de</strong>r Ziele zu gelangen<br />
und differenzierte Kriterien<br />
zur Erkennung <strong>de</strong>s Erfolges zu erarbeiten.<br />
Ökologiecheck (Was gibt man<br />
auf? Was wird gewonnen?)<br />
An dieser Stelle wird daran gearbeitet,<br />
was die Kin<strong>de</strong>r, Jugendlichen<br />
o<strong>de</strong>r auch Eltern aufgeben<br />
und was sie gewinnen. Es wird<br />
also eine Art „Kosten-Nutzen-<br />
Check“ durchgeführt. Dies ist sehr<br />
be<strong>de</strong>utsam, da hierdurch das Fundament<br />
für die grundsätzliche<br />
Bereitschaft für eine Verän<strong>de</strong>rung<br />
erarbeitet wird. Nur wenn es<br />
sich lohnt wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r, Jugendlichen<br />
o<strong>de</strong>r Eltern ihnen Vertrautes<br />
aufgeben.<br />
Bezug zur Vergangenheit<br />
Auf <strong>de</strong>r Handlungsebene wer<strong>de</strong>n<br />
dann die Fähigkeiten und Erfahrungen<br />
aus <strong>de</strong>r eigenen Vergangenheit<br />
zu Rate gezogen.Fragen,<br />
wie z. B.:<br />
“An welchen Stellen hast Du<br />
schon einmal so etwas ähnliches<br />
geschafft?“<br />
„ Wo in <strong>de</strong>r Vergangenheit hat Ihr<br />
Sohn dies bereits ein wenig geschafft?“<br />
„Was genau war dabei an<strong>de</strong>rs?<br />
Was noch? Was haben Sie Ihren<br />
Mann dabei an<strong>de</strong>rs <strong>machen</strong> sehen?“<br />
„Welche Grundhaltung hat Ihr<br />
Sohn dazu eingenommen?“ helfen<br />
aufbauend auf <strong>de</strong>m eigenen<br />
Erfahrungsrepertoire und <strong>de</strong>n<br />
eigenen Ressourcen I<strong>de</strong>en zur<br />
Problemlösung zu entwickeln.
Umsetzung<br />
Mit <strong>de</strong>n gewonnenen Erkenntnissen<br />
kann nun <strong>de</strong>r erste aktive<br />
Schritt in <strong>de</strong>r Gegenwart gegangen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Fragen, wie z. B.:<br />
„Was müsste passieren, dass in<br />
z. B. zehn Tagen ein ganz bisschen<br />
<strong>de</strong>s Wun<strong>de</strong>rs eingetreten<br />
ist?“<br />
„Woran wollen Sie zuerst üben?“<br />
„Ist dies <strong>de</strong>r erste Schritt o<strong>de</strong>r<br />
bereits <strong>de</strong>r zweite?“<br />
„Ist dieser Schritt für Sie und ...<br />
erreichbar o<strong>de</strong>r sollten wir die<br />
erste Übungsphase noch konkreter<br />
und handlungsbezogener<br />
festlegen?“<br />
begleiten diesen Prozess.<br />
In unserer Arbeit mit Eltern und<br />
Kin<strong>de</strong>rn hat es sich als sehr hilfreich<br />
erwiesen, die einzelnen<br />
Lösungs- und Übungsphasen als<br />
Experimente zu <strong>de</strong>klarieren.<br />
Sowohl in <strong>de</strong>r therapeutischen,<br />
als auch in <strong>de</strong>r pädagogischen Arbeit<br />
zieht sich dieser Ansatz wie<br />
ein roter Fa<strong>de</strong>n durch die Arbeit<br />
im „flientje“ und hat sich sehr<br />
bewährt!<br />
<br />
<br />
Vom 2. bis 3. September 2005 fand in Bern die 5. NIK-Kurzkonferenz<br />
zum Thema „Systemisch-lösungsorientiertes Arbeiten mit Jugendlichen“<br />
unter an<strong>de</strong>rem in Kooperation mit <strong>de</strong>r Fachhochschule Solothurn<br />
statt.<br />
Neben 24 Trainern, Lehrtherapeuten und Fachkollegen aus <strong>de</strong>m Innund<br />
Ausland haben Silvia und Tido vom „flientje“ einen vielbeachteten<br />
workshop zum Thema: „Jugendhilfe und ressourcenorientiertes<br />
Qualitätsmanagement“ angeboten.<br />
Die bei<strong>de</strong>n haben das von ihnen für ihre eigene Einrichtung entwickelte<br />
und mittlerweile auch an verschie<strong>de</strong>nen Stellen veröffentlichte<br />
Instrumentarium zur prozess- und ergebnisorientierten<br />
Qualitätsentwicklung in <strong>de</strong>r Jugendhilfe anhand von vielen alltagsrelevanten<br />
Themen und Beispielen vorgestellt.<br />
Auf beson<strong>de</strong>res Interesse sind dabei die unterschiedlichen Verfahrensweisen<br />
zur Optimierung <strong>de</strong>s Arbeitsfel<strong>de</strong>s „Jugendhilfe“ gestoßen.<br />
9
10<br />
<br />
<br />
Bei <strong>de</strong>r Arbeit mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Jugendlichen, aber auch mit<br />
<strong>de</strong>n Eltern, ist es uns wichtig,<br />
kontinuierlich Rückmeldungen<br />
über die geleisteten kleinen und<br />
größeren Erfolge zu geben. Aus<br />
diesem Grund wer<strong>de</strong>n beispielsweise<br />
im Alltag die Leistungen<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r stetig thematisiert.<br />
Neben <strong>de</strong>r Benennung von ein<strong>de</strong>utigen<br />
Zielen, erarbeiten wir im<br />
„flientje“ zu je<strong>de</strong>m Ziel möglichst<br />
viele Erfolgskriterien. Dahinter<br />
steht die I<strong>de</strong>e, möglichst viele<br />
Aspekte und Sichtweisen für <strong>de</strong>n<br />
beginnen<strong>de</strong>n Erfolg zu haben.<br />
Die Pädagogen können dann im<br />
Alltag die Kin<strong>de</strong>r auf ihre Fähigkeiten,<br />
Stärken und Wege in Richtung<br />
Lösung aufmerksam <strong>machen</strong>,<br />
sie begleiten und zielgerichtet<br />
för<strong>de</strong>rn.<br />
Fragen wie: „Super, wie hast du<br />
das jetzt geschafft?“, Feststellungen<br />
wie: „Klasse, jetzt hast du<br />
einen tollen Weg gefun<strong>de</strong>n, damit<br />
zurecht zu kommen!“ o<strong>de</strong>r<br />
begeisterte Bemerkungen wie:<br />
„Ja! Das könnte <strong>de</strong>r erste Schritt<br />
sein, etwas an<strong>de</strong>rs zu <strong>machen</strong>!“<br />
hören die Kin<strong>de</strong>r sehr häufig im<br />
Alltagskontext.<br />
Diesen Weg gehen wir auch bei<br />
<strong>de</strong>r Bearbeitung von Konfliktsituationen,<br />
begleitet durch Fragen<br />
wie: „Wann hast du es schon<br />
geschafft, dies an<strong>de</strong>rs zu lösen“,<br />
o<strong>de</strong>r „Was wäre <strong>de</strong>r erste kleine<br />
Schritt in Richtung Lösung?“ Insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei älteren Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Jugendlichen lassen sich problematische<br />
Situationen durch<br />
die Unterstützung mit <strong>de</strong>r<br />
Skalierungstechnik bildlicher bearbeiten.<br />
Ein zwölfjähriger Junge hat so sein hektisches, schnelles Essen bereits<br />
nach zwei Wochen besser in <strong>de</strong>n Griff bekommen, nach <strong>de</strong>m er<br />
wie folgt unterstützt wur<strong>de</strong>:<br />
„Du weißt, dass du zu Hause und bei uns beim Essen häufig auf <strong>de</strong>in<br />
schnelles Essen angesprochen wirst und es dann leichter zu Konflikten<br />
kommt“<br />
„Ja, das ist echt doof.“<br />
„Weißt du, warum <strong>de</strong>ine Eltern o<strong>de</strong>r wir so reagieren?“<br />
„Ja, langsam essen ist besser für <strong>de</strong>n Magen und so.“<br />
„In einigen Situationen ist es uns aufgefallen, dass du es aber schon<br />
gut schaffst, langsam zu essen. Ist es für dich ein Ziel, dies öfter zu<br />
schaffen?“<br />
„Ja.“<br />
„Was gewinnst du daraus?“<br />
„Kein Stress mehr und das Essen kann ja auch toll sein.“<br />
Nach<strong>de</strong>m darüber nachgedacht wur<strong>de</strong>, was genau am Essen toll ist<br />
und was zu Hause o<strong>de</strong>r im „flientje“ auch die an<strong>de</strong>ren Personen<br />
<strong>machen</strong> können, damit das Essen positiv erlebt wird, ging das Gespräch<br />
wie folgt weiter:<br />
„Auf einer Skala von eins bis zehn steht die eins dafür, dass die<br />
Essenszeiten für dich mit vielen Ermahnungen verbun<strong>de</strong>n sind. Die<br />
Zehn soll dafür stehen, dass das Essen beson<strong>de</strong>rs angenehm für<br />
dich verläuft. Wenn du selber beurteilst, wie gut du die Essenssituationen<br />
unter diesem Aspekt zur Zeit schaffst, wo stufst du dich<br />
ein?“<br />
„Bei sechs, <strong>de</strong>nke ich“.<br />
„Welcher Wert ist für dich in Ordnung?“<br />
„Neun.“
In weiteren Gesprächen wur<strong>de</strong><br />
darüber gere<strong>de</strong>t, was das betreffen<strong>de</strong><br />
Kind aufgibt, wenn es sein<br />
Verhalten verän<strong>de</strong>rt; was sechs so<br />
belastend macht, wie neun aussehen<br />
wird (was dann alles an<strong>de</strong>rs<br />
ist), wie die ersten Schritte<br />
in Richtung neun aussehen wer<strong>de</strong>n<br />
und wie er, falls nötig, so<br />
beim Essen unterstützt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, so dass er diese Unterstützung<br />
auch annehmen kann.<br />
In einer an<strong>de</strong>ren Situation wur<strong>de</strong><br />
mit allen Kin<strong>de</strong>rn gemeinsam<br />
darüber gere<strong>de</strong>t, was <strong>de</strong>n Tag angenehm<br />
und was <strong>de</strong>n Tag anstrengend<br />
macht. Vorausgegangen<br />
war eine sich über einige Zeit<br />
entwickeln<strong>de</strong> immer unruhiger<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gruppe. Die Ergebnisse<br />
wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und<br />
Jugendlichen zusammen auf einer<br />
Flip-Chart (transportable Tafel<br />
mit Papierbögen) festgehalten.<br />
In ähnlicher Verfahrensweise wie<br />
bereits geschil<strong>de</strong>rt, skalierte sich<br />
je<strong>de</strong>s Kind selbst. Das Ziel, mehr<br />
von <strong>de</strong>n angenehmen, positiven<br />
Gefühlen zu bekommen, setzten<br />
sich die Kin<strong>de</strong>r selber, nach<strong>de</strong>m<br />
sie sich untereinan<strong>de</strong>r in einem<br />
von uns mo<strong>de</strong>rierten Gespräch<br />
über die Vorteile <strong>de</strong>s positiv erlebten<br />
gemeinsamen Zusammenlebens<br />
unterhielten. Fragen wie:<br />
„Wozu ist dies gut?“, „Was ist<br />
dann an<strong>de</strong>rs?“, „Wie fühlt sich<br />
dies für Euch an?“, „Was könnt<br />
ihr dann für an<strong>de</strong>re Dinge <strong>machen</strong>?“<br />
unterstützten diesen<br />
Prozess.<br />
Im Verlauf <strong>de</strong>s Gespräches wur<strong>de</strong> das Thema „Sprache“ und das Thema<br />
„Mehr auf sich selbst achten“ von mehreren Kin<strong>de</strong>rn zum<br />
Gruppenthema erhoben und aufbauend auf <strong>de</strong>r Skalierung konnte<br />
gemeinsam darüber gesprochen wer<strong>de</strong>n, was je<strong>de</strong>r für sich <strong>machen</strong><br />
kann, um etwas höher auf seiner Skala zu kommen. Bereits unmittelbar<br />
nach Beendigung <strong>de</strong>s Gesprächs war bei einigen Kin<strong>de</strong>rn eine<br />
Verän<strong>de</strong>rung zu spüren. Dies wur<strong>de</strong> von uns aufgegriffen und <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rn sofort gespiegelt.<br />
In bei<strong>de</strong>n Beispielen ermöglichte diese Vorgehensweise <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Jugendlichen, mehr über sich selbst nachzu<strong>de</strong>nken, eigene<br />
Werte zu hinterfragen und neue Verhaltensweisen auszuprobieren.<br />
Bei dieser Art zu arbeiten sollte die Sprachwahl <strong>de</strong>s einzelnen<br />
Kin<strong>de</strong>s bei <strong>de</strong>r Zielformulierung gut berücksichtigt und mit aufgegriffen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
So übt ein Junge, „wie er seinen Kopf möglichst häufig eingeschaltet<br />
lassen kann“. Bei solch personenbezogenen Prozessen legen wir<br />
großen Wert darauf, dass die Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Beschreibung ihres Zieles<br />
ihre eigene Sprache verwen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn dann verbin<strong>de</strong>n sie mit<br />
<strong>de</strong>n Worten gleichzeitig präzise Bil<strong>de</strong>r und Handlungsabläufe. Die<br />
so entstehen<strong>de</strong>n ganz „individuellen Projekte“ wer<strong>de</strong>n dann im<br />
„flientje“ insbeson<strong>de</strong>re im Rahmen <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rzeiten bearbeitet und<br />
dann im Alltag geübt. Dabei ist <strong>de</strong>r kontinuierliche Austausch zwischen<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeiten sehr wichtig.<br />
Die Sichtbarmachung <strong>de</strong>s Erfolges wird <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
unter Verwendung zeitlich überschaubarer Beobachtungs- o<strong>de</strong>r<br />
Übungseinheiten (ein Tag, eine Woche) neben <strong>de</strong>r kontinuierlichen<br />
sprachlichen Unterstützung auch z. B. in Form von Urkun<strong>de</strong>n und<br />
Dokumenten noch einmal veranschaulicht (dabei kann die Skalierung<br />
<strong>de</strong>s Erfolges wie<strong>de</strong>rum gut eingesetzt wer<strong>de</strong>n).<br />
Jürgen Berwing und Tido Cammenga<br />
11
12<br />
<br />
- Was sehen sie sich selber dann<br />
Bild einer Mutter<br />
Arbeitsthema:<br />
Meine aktuelle Gefühlslage<br />
Name <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s:<br />
„Erster Hoffnungsschimmer“<br />
Folgen<strong>de</strong> Fragen waren hilfreich:<br />
- Was ist im roten Fleck alles gut?<br />
- Wie fühlt sich dies an?<br />
- Ist es anstrebenswert, mehr da<br />
von zu haben?<br />
- Woran erkennt ihr Mann diesen<br />
ersten Hoffnungsschimmer?<br />
- Woran noch?<br />
- Was ist <strong>de</strong>r nächste kleine Schritt<br />
weiter nach vorne um <strong>de</strong>n roten<br />
Fleck noch ein wenig grö<br />
ßer wer<strong>de</strong>n zu lassen?<br />
<br />
<br />
an<strong>de</strong>rs <strong>machen</strong>?<br />
- Wie hören Sie sich selber an<br />
<strong>de</strong>rs re<strong>de</strong>n?<br />
- Wie wer<strong>de</strong>n ihre Kin<strong>de</strong>r darauf<br />
reagieren?<br />
- Wann genau nehmen Sie sich<br />
vor loszulegen?<br />
- Was könnte evtl. dazwischen<br />
kommen?<br />
- Was <strong>machen</strong> Sie dann, um trotz<br />
<strong>de</strong>m das Besprochene umsetzen<br />
zu können?<br />
Viel Erfolg!
Eine <strong>de</strong>r größten Stärken <strong>de</strong>s<br />
„flientje“ ist es, dass wir neben<br />
unserer wertschätzen<strong>de</strong>n Grundhaltung<br />
in unserer Arbeit von<br />
Beginn an sehr ziel- und auftragsorientiert<br />
arbeiten.<br />
Bereits im Rahmen <strong>de</strong>r Aufnahmegespräche<br />
wird sehr <strong>de</strong>tailliert<br />
erarbeitet, wer welche Aufträge<br />
einbringt und woran alle Beteiligten<br />
erkennen, dass sich die<br />
gemeinsame Arbeit auf <strong>de</strong>m richtigen<br />
Weg befin<strong>de</strong>t (Erfolgskriterien).<br />
Pädagogik, Beratung und Therapie<br />
sind dabei verschie<strong>de</strong>nen Seiten<br />
einer Medaille. Die enge Verknüpfung<br />
zwischen Pädagogik<br />
und Therapie lässt im „flientje“<br />
Eltern, Kin<strong>de</strong>r bzw. Jugendliche<br />
und das Team für eine festgelegte<br />
Zeit zu einer gemeinsamen<br />
Größe zusammenwachsen, <strong>de</strong>ren<br />
Ziel es ist, dafür zu kämpfen, dass<br />
sich die Ziele <strong>de</strong>r <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r<br />
auch verwirklichen.<br />
Mit einer Reihe von selbstentwikkelten,<br />
mittlerweile auch in Fachbüchern<br />
veröffentlichten und auf<br />
Vorträgen erläuterten prozessund<br />
ergebnisorientierten Verfahrensweisen<br />
zur kontinuierlichen<br />
För<strong>de</strong>rung und Überprüfung <strong>de</strong>r<br />
geleisteten Arbeit, wird eine soli<strong>de</strong><br />
Plattform für eine hohe Qualität<br />
in <strong>de</strong>r Arbeit gewährleistet.<br />
Im „flientje“ nimmt das Selbstwertgefühl, die eigene I<strong>de</strong>ntitätsbeschreibung<br />
und die Arbeit mit <strong>de</strong>n Werten und Perspektiven <strong>de</strong>s<br />
Kin<strong>de</strong>s bzw. Jugendlichen eine wesentliche Rolle ein. Eines <strong>de</strong>r ausschlaggebendsten<br />
Ziele ist die Erarbeitung einer positiven Sicht von<br />
sich selbst. Wenn die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen dies immer mehr<br />
zulassen, können sie auch die erarbeiteten „an<strong>de</strong>ren“ Verhaltensweisen<br />
viel leichter umsetzen.<br />
In <strong>de</strong>r Kombination Elternarbeit, Erziehungsberatung, Arbeit<br />
mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn bzw. Jugendlichen können die verschie<strong>de</strong>nen Einstellungen,<br />
Haltungen, Sichtweisen und Wahrnehmungen angesprochen<br />
und bearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch die Eltern wer<strong>de</strong>n so in die Lage versetzt, Einstellungen<br />
und Handlungen zu überprüfen und zu verän<strong>de</strong>rn.<br />
Wir versuchen im „flientje“ die an uns formulierten Aufträge<br />
neben speziellen pädagogischen, beraten<strong>de</strong>n und therapeutischen<br />
Gesprächen vor allem im gezielt gestalteten Alltag zu üben. Dies gilt<br />
sowohl für <strong>de</strong>n Alltag im „flientje“ als auch für <strong>de</strong>n Alltag <strong>de</strong>r <strong>Familien</strong><br />
an Wochenen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r Ferienzeiten, wo diese mit<br />
klaren Aufträgen und <strong>de</strong>r Sicherheit über das Notfallhandy je<strong>de</strong>rzeit<br />
Unterstützung zu erhalten, das Besprochene ausprobieren.<br />
Jürgen Berwing, Tido Cammenga, Insa Scheel<br />
13
14<br />
<br />
<br />
Einmal pro Woche nehmen wir uns für je<strong>de</strong>s Kind/je<strong>de</strong>n Jugendlichen<br />
an einem festgelegten Termin Zeit, um<br />
- an Aufträgen, die im Rahmen <strong>de</strong>r Aufnahmegespräche o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Hilfeplangespräche erarbeitet wor<strong>de</strong>n sind, gezielt und<br />
kindgerecht zu arbeiten;<br />
- Anliegen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Jugendlichen zu besprechen;<br />
- ihnen zuzuhören, sie betreffend ihrer Gefühle ernst zu nehmen<br />
und sie dabei zu stärken, <strong>de</strong>n für sie passen<strong>de</strong>n Weg zu<br />
fin<strong>de</strong>n;<br />
- die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen auf <strong>de</strong>r Verhaltensebene und<br />
insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>r Ebene ihrer Haltungen, Einstellungen<br />
und Werte zu unterstützen, einen Weg zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r es ihnen<br />
ermöglicht, in unserer Gesellschaft zurechtzukommen;<br />
- evtl. Anliegen <strong>de</strong>s Teams, <strong>de</strong>r Schule o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Eltern an das<br />
Kind o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Jugendlichen zu besprechen;<br />
- die vergangene Woche und die bearbeiteten Aufträge zu reflektieren;<br />
- und (nicht zu unterschätzen) es <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn zu ermöglichen,<br />
dass ein Mitarbeiter einfach einmal nur Zeit und Ruhe<br />
für sie allein hat, sie die ungeteilte Aufmerksamkeit haben.<br />
Dabei benutzen wir neben <strong>de</strong>m ressourcen- und lösungsorientierten<br />
Gespräch viele Elemente <strong>de</strong>r kreativen Kin<strong>de</strong>rtherapie, wie z. B. malen,<br />
Handpuppenarbeit, „Time-Line“-Arbeit, zaubern und vieles mehr.<br />
In <strong>de</strong>r Regel erhält je<strong>de</strong>s Kind nach <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rzeit eine (kleine) Aufgabe,<br />
die beinhaltet, was es in <strong>de</strong>r nächsten Woche üben/erledigen<br />
soll.<br />
Der Aufenthalt im „flientje“ ist ein zeitlich begrenzter Abschnitt im<br />
Leben <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und ihrer <strong>Familien</strong>, in <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r für sich an seinen<br />
im Hilfeplanungsgespräch besprochenen Zielen arbeitet. Diese Haltung<br />
versuchen wir auch in <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rzeiten immer wie<strong>de</strong>r zu unterstreichen.<br />
Viele <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen, die wir begleiten, sind voller<br />
Sehnsucht nach dauerhafter Zuwendung und Zuneigung bei<strong>de</strong>r Elternteile,<br />
nach dauerhaften Regeln und Strukturen, die ihnen Halt<br />
und Sicherheit bieten und gleichzeitig genügend Bewegungsspielräume<br />
zum konstruktiven Wachsen ermöglichen. Viele Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendliche suchen feste innere und äußere Orientierungsgrößen.<br />
Häufig spielen <strong>stark</strong>e Gefühle, Enttäuschungen, Verletzungen, Verkettungen<br />
und Verstrickungen eine große Rolle, aus <strong>de</strong>nen sich dann<br />
sogenannte „Teufelskreisläufe“ entwickeln. Wir sehen unsere Aufgabe<br />
darin, die Beteiligten dabei zu unterstützen, eigene „Engelskreisläufe“<br />
zu erkun<strong>de</strong>n, aufbauend auf ihren Fähigkeiten und Stärken.<br />
1. Beispiel:<br />
För<strong>de</strong>rzeit<br />
Name: W.<br />
Alter: 10 Jahre<br />
Datum: 11.10.2005<br />
Ziel/Auftrag für die nächste Woche:<br />
„Ich übe mit Silvia die Fahrt<br />
zum Sport-Training und fahre am<br />
Donnerstag das erste Mal selbständig<br />
und allein hin und zurück.“<br />
Beim vorliegen<strong>de</strong>n Beispiel ist im<br />
Hilfeplanungsgespräch besprochen<br />
wor<strong>de</strong>n, dass W. eine Freizeitbeschäftigung<br />
und damit<br />
eine Alternative zum Spiel mit<br />
<strong>de</strong>m Gameboy fin<strong>de</strong>t und dass<br />
seine Selbständigkeit und sein<br />
Selbstvertrauen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
W. soll ferner lernen, mit<br />
Gleichaltrigen besser zurecht zu<br />
kommen.<br />
Hintergrund ist sowohl bei W. als<br />
auch bei vielen weiteren<br />
„flientje“- Kin<strong>de</strong>rn, dass sie häufig<br />
sehr einsam sind und aus<br />
Sport- und an<strong>de</strong>ren Vereinen<br />
nach kürzester Zeit wie<strong>de</strong>r „hinausfliegen“,<br />
da gera<strong>de</strong> die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit an<strong>de</strong>ren<br />
Kin<strong>de</strong>rn und Erwachsenen, das<br />
Einfügen in eine Gruppe, das Aushalten,<br />
nicht immer gleich <strong>de</strong>r<br />
Erste zu sein, und das Einhalten<br />
von Regeln ihnen aus zum Teil<br />
sehr unterschiedlichen Grün<strong>de</strong>n<br />
heraus sehr schwer fällt.<br />
In <strong>de</strong>r Arbeit mit W. be<strong>de</strong>utete<br />
dies also zuerst W. mit all seinen<br />
Gefühlen ernst zu nehmen und<br />
langsam verstehen zu lernen.
Der Auftrag zur Unterstützung<br />
einer realistischen Freizeitbeschäftigung<br />
ist also ein weitaus<br />
komplexerer, als man zunächst<br />
vermuten kann.<br />
Die gemeinsame Kontaktaufnahme<br />
in diesem Fall zum Tao-Trainer,<br />
Erklären <strong>de</strong>r Situation und<br />
Treffen von Absprachen, gemeinsames<br />
Ansehen/Probetraining,<br />
Üben <strong>de</strong>r Fahrt zur TAO-Schule<br />
und zurück mit <strong>de</strong>m Fahrrad stellen<br />
dabei nur einen Teil <strong>de</strong>r Arbeit<br />
dar.<br />
Begleitet wird dies im „flientje“<br />
durch Gespräche, in <strong>de</strong>nen beispielsweise<br />
überlegt wird, welche<br />
Ängste W. hat und wie er sie überwin<strong>de</strong>n<br />
kann, welche Verhaltensweisen<br />
sinnvoll sind, wenn W. neu<br />
in eine Gruppe kommt, wie es W.<br />
schaffen kann, dass er mit <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Gruppe<br />
auskommt, was genau er tun<br />
kann, wenn er Unterstützung<br />
braucht und in welchen Situationen<br />
er es schon geschafft hat, gut<br />
in einer Gruppe zurechtzukommen.<br />
Was genau hat W. dann an<strong>de</strong>rs<br />
gemacht? Was hat funktioniert?<br />
Zur Arbeit gehört auch dazu, dass<br />
schon kleine Erfolge hervorgehoben<br />
wer<strong>de</strong>n, z. B. in Form von<br />
Rückmeldungen, Urkun<strong>de</strong>n, usw.<br />
„Toll, W., dass du es schaffst, ganz<br />
allein mit <strong>de</strong>m Fahrrad hin und<br />
zurückzufahren. Wir fin<strong>de</strong>n es<br />
Klasse, dass wir uns so gut auf<br />
dich verlassen können, du so<br />
selbständig bist!“<br />
Aufbauend auf <strong>de</strong>m Erreichen<br />
erster Ziele von W. mit <strong>de</strong>m damit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Erfolgserlebnis<br />
können nun weitere Schritte<br />
<strong>de</strong>r Hilfeplanung erarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Beispiel:<br />
S., 9 Jahre, wird u. a. bei Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an sie sehr oft sehr<br />
wütend. Es fällt ihr dann schwer,<br />
ihre Wut unter Kontrolle zu bringen<br />
und gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schule<br />
führt dies zu großen Schwierigkeiten.<br />
In diesen Situationen<br />
steigert sich S. regelrecht in Rage.<br />
Eines ihrer Muster ist dabei zu<br />
schreien, sich auf <strong>de</strong>n Fußbo<strong>de</strong>n<br />
zu werfen, an<strong>de</strong>re Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene<br />
zu beleidigen etc. mit<br />
<strong>de</strong>m Versuch, sich durchzusetzen.<br />
Ein zweites Muster ist, zu klammern<br />
und zu wimmern und so einen<br />
Erwachsenen an sich zu bin<strong>de</strong>n.<br />
Sie kann häufig nur unter<br />
erheblichem, insbeson<strong>de</strong>re auch<br />
zeitlichem Aufwand seitens <strong>de</strong>r<br />
Erwachsenen aus <strong>de</strong>n Situationen<br />
hinausgeführt wer<strong>de</strong>n. Eine<br />
Musterdurchbrechung ist auf<br />
Grund <strong>de</strong>r hohen und schnell aufkeimen<strong>de</strong>n<br />
Emotionalität auf <strong>de</strong>n<br />
ersten Blick sehr schwer möglich.<br />
Neben einer genauen Diagnostik<br />
war es für uns hilfreich, Thesen<br />
aufzustellen, die mögliche Erklärungen<br />
für ihr Verhalten liefern,<br />
um (Re)-Aktionsmöglichkeiten<br />
unsererseits zu entwickeln, die S.<br />
dabei unterstützen, aus ihren<br />
Handlungsmustern herauszukommen<br />
und Alternativen zu entwickeln.<br />
Wenn sich ein Versuch<br />
<strong>de</strong>r Musterdurchbrechung als<br />
nicht hilfreich erwiesen hat,<br />
bringt es unserer Erfahrung nach<br />
nichts, diesen immer weiter zu<br />
steigern, son<strong>de</strong>rn es macht Sinn,<br />
nach Alternativen zu suchen.<br />
Kollegiale Beratung, Teamtreffen,<br />
Supervision und die enge<br />
Einbindung <strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>s<br />
Jugendamtes sind gera<strong>de</strong> in solchen<br />
Phasen sehr wichtig.<br />
In <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rzeit haben wir unter<br />
an<strong>de</strong>rem mit einem Triptychon<br />
gearbeitet, einem dreigeteilten<br />
Bild aus Problembeschreibung,<br />
Weg zur Zielerreichung und <strong>de</strong>r<br />
Ziel<strong>de</strong>finition – alles aus <strong>de</strong>r Perspektive<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s gesehen.<br />
Im linken Teil hat S. das Problem<br />
gemalt:<br />
„Ein Mädchen mit einem ausgebrochenen<br />
Vulkan im Kopf“<br />
(Titel <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s)<br />
„Vulkanausbruch“<br />
Auf meine Frage, wann genau<br />
dieser Vulkan ausbricht, antwortete<br />
sie:<br />
„...wenn ich etwas <strong>machen</strong> soll,<br />
was mir nicht gefällt;<br />
...wenn ich etwas doof/blöd<br />
fin<strong>de</strong>.<br />
Dann wer<strong>de</strong> ich wütend, will<br />
alles kaputt <strong>machen</strong> und möchte<br />
nach Hause.“<br />
„Und wenn du Angst hast o<strong>de</strong>r<br />
traurig bist?“<br />
„Wenn ich Angst habe, möchte<br />
ich klammern/jeman<strong>de</strong>n festhalten<br />
und wenn ich traurig<br />
bin, kommen mir die Tränen.“<br />
(Fortsetzung nächste Seite)<br />
15
16<br />
<br />
Im rechten Teil <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s habe<br />
ich S., gebeten die Lösung <strong>de</strong>s<br />
Problems aus ihrer Sicht zu malen.<br />
S. hat ein Mädchen mit einem erloschenen<br />
Vulkan „im Kopf“ gemalt.<br />
Aus <strong>de</strong>m Haar tropft Wasser.<br />
Sehr ausgiebig haben ich mit S.<br />
über diesen gewünschten Zielzustand<br />
gesprochen. Fragen, wie:<br />
Was genau ist an<strong>de</strong>rs, wenn <strong>de</strong>r<br />
Vulkan erloschen ist?<br />
Was hört <strong>de</strong>in Lehrer dich an<strong>de</strong>rs<br />
<strong>machen</strong>?<br />
Was sieht <strong>de</strong>ine Mama dich an<strong>de</strong>rs<br />
<strong>machen</strong>?<br />
Welche Gefühle <strong>machen</strong> sich<br />
breit?<br />
Wie fühlt sich dies an?<br />
Wann schaffst du es bereits heute,<br />
diese guten Gefühle zu haben?<br />
begleiteten diesen Prozessabschnitt.<br />
Die Zukunft wird so zu einem<br />
Stück gefühlter und dadurch<br />
lebbarer Gegenwart.<br />
Der dritte Teil beinhaltet, was für<br />
S. hilfreich ist, um vom Problem<br />
zur Lösung zu kommen (Ausfüllen<br />
<strong>de</strong>s mittleren Teils <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s).<br />
Wozu ist es gut, dass <strong>de</strong>in Vulkan<br />
explodiert?<br />
Wenn <strong>de</strong>in Vulkan nicht explodiert,<br />
was wür<strong>de</strong> dann passieren?<br />
Welche Alternativen zum Vulkanausbruch<br />
könnte es geben?<br />
Was wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>in Lehrer sagen?<br />
Gibt es Alternativen, die du schon<br />
geschafft hast?<br />
Wie genau schaffst du es, <strong>de</strong>inen<br />
Vulkan zu löschen?<br />
Was genau hast du da an<strong>de</strong>rs<br />
gemacht?<br />
Was hat <strong>de</strong>ine Mama / <strong>de</strong>in Papa<br />
dich an<strong>de</strong>rs <strong>machen</strong> sehen? Was<br />
noch?<br />
Welche Unterstützung brauchst<br />
du?<br />
S. hat im mittleren Teil eine Frau<br />
gemalt, die auf eine Leiter klettert<br />
und <strong>de</strong>m Mädchen einen<br />
Krug Wasser über <strong>de</strong>n Kopf schüttet.<br />
Wir haben lange Zeit darüber<br />
gesprochen, wofür diese Frau<br />
steht. Die Themen Selbstkontrolle<br />
und Fremdkontrolle, Eigenverantwortung<br />
und Fremdverantwortung,<br />
Druck und Gegendruck<br />
sind dabei von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung<br />
gewesen.<br />
Mit vielen verschie<strong>de</strong>nen kleinen<br />
Übungen (Experimenten) haben<br />
wir S. dabei unterstützt, ihren<br />
Weg zu fin<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Übungsschritten ist es dabei<br />
nicht so wichtig, dass diese gleich<br />
klappen (wie das bei Experimenten<br />
so ist), son<strong>de</strong>rn dass das Kind<br />
erfährt: „Ich kann Situationen<br />
durch unterschiedliche Aktionen<br />
und Reaktionen beeinflussen!“<br />
„Ich will lernen, <strong>de</strong>r Chef meines<br />
Han<strong>de</strong>lns zu sein !“, wie dies ein<br />
an<strong>de</strong>res Kind einmal treffend<br />
ausdrückte. O<strong>de</strong>r, wie wir im<br />
„flientje“ sagen wür<strong>de</strong>n: „Du<br />
willst lernen, immer mehr <strong>de</strong>r<br />
Chef <strong>de</strong>ines Han<strong>de</strong>lns zu sein!“<br />
Silvia Cammenga
Supervision als Element professioneller lösungsorientierter Arbeit<br />
Das Team <strong>de</strong>s „flientje“ begegnet<br />
mir als Team von KollegInnen mit<br />
hohem Engagement, breitgefächerten<br />
Basisqualifikationen und<br />
hoher Qualität. Bei <strong>de</strong>r theoretischen<br />
Grundausrichtung <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
wird sich explizit auch<br />
auf lösungsorientiertes Arbeiten<br />
bezogen.<br />
Dem Prinzip <strong>de</strong>r Lösungsorientierung<br />
liegt die Erfahrung zugrun<strong>de</strong>,<br />
dass Individuen und<br />
Gruppen sehr viel schneller und<br />
besser Lösungen für ihr jeweiliges<br />
„Problem“ fin<strong>de</strong>n, wenn sie -<br />
von einer angenommenen positiven<br />
Zielvorstellung ausgehend<br />
- sich einen Weg dorthin überlegen,<br />
als wenn sie wie üblich endlos<br />
die Schwierigkeit und Hartnäckigkeit<br />
und die Entstehung<br />
usw. ihres Problems untersuchen<br />
und bere<strong>de</strong>n.<br />
Grundannahmen <strong>de</strong>r Lösungsorientierung<br />
fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r<br />
Überschrift: „das Re<strong>de</strong>n über Probleme<br />
verstärkt die Probleme, das<br />
Re<strong>de</strong>n über Lösungen erleichtert<br />
Lösungen.“ Die die lösungsorientierte<br />
Denkrichtung begrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
und maßgeblich prägen<strong>de</strong>n<br />
Steve <strong>de</strong> Shazer und Insoo<br />
Kim Berg, betonen in ihren Arbeiten<br />
immer wie<strong>de</strong>r, dass man<br />
als Berater/-in o<strong>de</strong>r Therapeut/in<br />
auf die Wirksamkeit von<br />
Impulsgebungen und Bil<strong>de</strong>rn<br />
vertrauen kann. Diese Wirksamkeit<br />
lässt sich nach meiner Einschätzung<br />
auch auf Supervisionsprozesse<br />
übertragen. Des weiteren<br />
plädieren <strong>de</strong> Shazer und Berg<br />
für einen sorgfältigen Einsatz<br />
von Sprache, aber auch für eine<br />
die von Neugier, Intuition und<br />
Wertschätzung geprägt ist. Allein<br />
das Lernen / Anwen<strong>de</strong>n als Technik<br />
wür<strong>de</strong> nicht reichen, um <strong>de</strong>r<br />
Vielfalt an Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
und Lösungsmöglichkeiten gerecht<br />
zu wer<strong>de</strong>n. Des weiteren gilt<br />
nach ihnen die Prämisse, dass<br />
je<strong>de</strong>r Klient sich seine eigene<br />
Wirklichkeit konstruiert und nach<br />
<strong>de</strong>n Schlüssen lebt, die er daraus<br />
zieht. Das Mo<strong>de</strong>ll lehrt, wie Lösungen<br />
entstehen, die vom<br />
Klienten selbst entwickelt wer<strong>de</strong>n<br />
und nicht von <strong>de</strong>n beraten<strong>de</strong>n<br />
Experten.<br />
Wenn ein Team/eine Einrichtung<br />
wie das „flientje“ in <strong>de</strong>n eigenen<br />
Reihen durch Ausbildung, Besuch<br />
entsprechen<strong>de</strong>r Fort- und<br />
Weiterbildungen, Berufserfahrung,<br />
Lehre, etc. über vielfältige<br />
fachliche Kompetenzen beispielsweise<br />
zur pädagogischen Alltagsgestaltung<br />
und zur Reflexion eigenen<br />
beruflichen Han<strong>de</strong>ls verfügt,<br />
stellt sich die Frage, worin<br />
<strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>r Supervision sein<br />
kann, zumal Supervision auch<br />
einen nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>n<br />
Kosten- und Energiefaktor darstellt.<br />
Im familientherapeutisch-lösungsorientierten<br />
Metho<strong>de</strong>nkorb<br />
<strong>de</strong>s „flientje“ sind genügend Instrumente<br />
und Metho<strong>de</strong>n, die beispielsweise<br />
im Rahmen von kollegialer<br />
Beratung teaminterne<br />
Reflexions- und Steuerungsprozesse<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Fallbesprechungen<br />
ließen sich ggf.<br />
auch mittels eines „reflecting<br />
team“ durchführen und könnten<br />
so durchaus eine adäquate, auch<br />
kostensparen<strong>de</strong> Möglichkeit darstellen.<br />
Die Berechtigung und<br />
auch die Notwendigkeit <strong>de</strong>s Einsatzes<br />
von Supervision lässt sich<br />
nach meinem Verständnis aus <strong>de</strong>r<br />
Frage nach <strong>de</strong>m zu erzielen<strong>de</strong>n<br />
bzw. zu erleben<strong>de</strong>n Gewinn für<br />
die Beteiligten in Form eines<br />
Ökologiechecks herleiten: Was<br />
setze ich als einzelnes Teammitglied,<br />
was setzen wir als Team<br />
ein? Wie profitieren die uns anvertrauten<br />
Klienten davon – und<br />
wenn ja in welcher Form und Unmittelbarkeit?<br />
Unter Supervision wird an dieser<br />
Stelle „eine professionalisierte<br />
Reflexions- und Beratungsform<br />
in berufsbezogenen Zusammenhängen“<br />
verstan<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen<br />
die Teilnehmer ihre Erfahrungen,<br />
Fragestellungen und Konflikte<br />
thematisieren. Dabei wer<strong>de</strong>n sowohl<br />
persönliche Rahmen- als<br />
auch kontextuelle Arbeitsbedingungen<br />
berücksichtigt. Durch<br />
<strong>de</strong>n kreativen Dialog aller Beteiligten,<br />
unter Leitung eines<br />
Supervisors, wer<strong>de</strong>n die Ressourcen<br />
von Einzelpersonen, Gruppen<br />
und Organisationen noch besser<br />
aktiviert und zielgerichteter genutzt.“<br />
17
18<br />
<br />
<br />
In einer Zeit, in <strong>de</strong>r Erziehungsund<br />
Bildungsfragen eine immer<br />
größere Be<strong>de</strong>utung erlangen,<br />
steigt <strong>de</strong>r Wunsch nach einer guten<br />
Erziehung. Eltern haben diesbezüglich<br />
viele Fragen. Das Bedürfnis<br />
nach Informationen zum<br />
Thema Erziehung und zur Beantwortung<br />
von Fragen betreffend<br />
<strong>de</strong>r eigenen Familie sowie <strong>de</strong>r<br />
Wunsch zum Austausch nehmen<br />
kontinuierlich zu.<br />
Parallel dazu steigen in vielen<br />
<strong>Familien</strong> die Problemlagen durch<br />
Trennung, Scheidung, materielle<br />
Einschränkungen, individuell<br />
unterschiedliche Schwierigkeiten<br />
mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
und schrumpfen<strong>de</strong> eigene<br />
Kraftquellen <strong>de</strong>r Eltern. Der Bedarf<br />
nach einer wertschätzen<strong>de</strong>n,<br />
auf Fähigkeiten aufbauen<strong>de</strong>n<br />
ambulanten Beratung steigt. Eltern,<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
wollen dabei als Partner in einem<br />
Prozess <strong>de</strong>r Hilfegewährung<br />
respektiert und wertgeschätzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Sie sind die Fachleute für<br />
sich und ihre Familie.<br />
Aus diesem Grund haben wir nun<br />
das Pädagogikum in eigener<br />
Trägerschaft in Aurich gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Das Pädagogikum ist geplant<br />
als ein ergänzen<strong>de</strong>s Angebot im<br />
Bereich Erziehung und Beratung.<br />
Das Pädagogikum soll in Zukunft<br />
eine ganze Reihe an interessanten<br />
ambulanten Angeboten anbieten,<br />
die alle auf systemischlösungsorientierten<br />
Grundlagen<br />
fußen.<br />
Die geleistete Arbeit zeichnet sich<br />
jeweils beson<strong>de</strong>rs durch folgen<strong>de</strong><br />
Kriterien aus:<br />
- Erarbeitung von klar formulierten<br />
Zielen im Rahmen <strong>de</strong>r Vorgespräche,<br />
hinter <strong>de</strong>nen alle <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r<br />
stehen<br />
- ein<strong>de</strong>utige Auftragsklärung<br />
- Erarbeitung von umfassen<strong>de</strong>n<br />
Erfolgskriterien<br />
- wertschätzen<strong>de</strong> und ressourcenorientierte<br />
Ausrichtung <strong>de</strong>r Arbeit<br />
- reflektierte und offene Arbeitsprozesse<br />
Das Pädagogikum hat seine Arbeit<br />
mit <strong>de</strong>m „Lösungsorientierten<br />
Erziehungstrainings- und<br />
Austauschprogramm LEA“ aufgenommen,<br />
das wir unter das Motto<br />
„Glückliche Kin<strong>de</strong>r durch eine<br />
sie stärken<strong>de</strong> Erziehung“ gestellt<br />
haben.<br />
1. Zum Personenkreis<br />
Das „Lösungsorientierte Erziehungstrainings-<br />
und Austauschprogramm<br />
(LEA)“ richtet<br />
sich an Eltern bzw. Elternteile, die<br />
Ihr Wissen rund um das Thema<br />
Erziehung erweitern möchten<br />
und/o<strong>de</strong>r Anregungen suchen<br />
für spezielle Situationen und Fragen,<br />
die innerhalb <strong>de</strong>r eigenen<br />
Familie auftreten. Ein Kurs ist<br />
offen für ca. 15 Elternteile. Durch<br />
die überschaubare Teilnehmerzahl<br />
können individuelle Fragestellungen<br />
und differenzierte Anliegen<br />
in <strong>de</strong>n Kurs mit eingebaut<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Was zeichnet „LEA“ aus?<br />
Das „Lösungsorientierte Erziehungstrainings-<br />
und Austauschprogramm“<br />
ist eine Kombination<br />
aus Information, Beratung,<br />
Austausch und Übung!
Unser Ansatz:<br />
2.1 Ressourcenorientierung<br />
Wir sehen Sie als kompetente Eltern an, die über vielfältige individuelle Lebenserfahrungen und Fähigkeiten<br />
verfügen. Es ist ein Ziel <strong>de</strong>s Schulungs- und Austauschprogramms, diese Ressourcen für die<br />
jeweiligen Fragestellungen zu nutzen.<br />
2.2 Ein Blumenstrauß an neuen Handlungsoptionen<br />
Wir möchten Ihnen mit <strong>de</strong>m Elterntrainings- und Austauschprogramm einen bunten Blumenstrauß an<br />
neuen I<strong>de</strong>en, neuen Haltungen und neuen Handlungsoptionen zur Verfügung stellen, aus <strong>de</strong>m Sie für<br />
Ihre Anliegen die für sich passen<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en herausnehmen und ausprobieren können.<br />
2.3 Lösungsorientierung<br />
Wir zeigen Ihnen Wege auf, wie Sie für sich das Re<strong>de</strong>n über Probleme so gestalten, dass Sie Ihre eigene<br />
Kraft immer mehr zur Lösungsfindung nutzen und immer weniger Energie in Richtung „Problemfrustbewältigung“<br />
verpufft.<br />
2.4 Persönliche Wertschätzung<br />
Alle Teilnehmer wer<strong>de</strong>n durch die Arbeit persönlich wertgeschätzt. Dadurch entsteht Kooperation und<br />
<strong>de</strong>r Mut, über <strong>de</strong>n eigenen Tellerrand zu schauen und Neues auszuprobieren.<br />
2.5 Vertraulichkeit<br />
Wir treffen zu Beginn mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die<br />
Vereinbarung, dass alle persönlichen Berichte vertraulich behan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
2.6 Metho<strong>de</strong>nvielfalt erfahrener Trainer<br />
Unsere Mitarbeiter verfügen über langjährige berufliche Erfahrungen und über ein vielfältiges<br />
Metho<strong>de</strong>nrepertoire, welches jeweils zur Situation und zum Personenkreis passend zum Einsatz<br />
kommt. Wichtig ist uns, in <strong>de</strong>r Arbeit nicht beim Re<strong>de</strong>n stehen zu bleiben, son<strong>de</strong>rn viel Selbst<br />
erfahrung über das Han<strong>de</strong>ln zu bieten.<br />
2.7 Wer will kann uns richtig for<strong>de</strong>rn. Wir bieten <strong>de</strong>n Teilnehmerinnen und Teilnehmern die<br />
Möglichkeit, auch eine Life-Einzelberatung in Anspruch zu nehmen. Wer will kann auch zu einer<br />
konkreten Fragestellung das Instrumentarium <strong>de</strong>s Vi<strong>de</strong>os für sich nutzen, um z. B. eine konkrete Sequenz<br />
aus <strong>de</strong>m <strong>Familien</strong>leben zu zeigen und die im darauf folgen<strong>de</strong>n Gespräch entstehen<strong>de</strong>n neue<br />
I<strong>de</strong>en, Haltungen und Verhaltensweisen unmittelbar nachzustellen und auszuprobieren.<br />
3. Der Zeitrahmen<br />
Das „Lösungsorientierte Erziehungstrainings- und Austauschprogramm“ ist<br />
geglie<strong>de</strong>rt in 13 Aben<strong>de</strong>, verteilt über <strong>de</strong>n Zeitraum von einem halben Jahr.<br />
4. Die Dokumentation<br />
Sie erhalten einen Ordner mit umfassen<strong>de</strong>n<br />
Informationsmaterialien, Zusammenfassungen und Anregungen!<br />
5. Der Aufbau von „LEA“<br />
Das „Lösungsorientierte Erziehungstrainings- und Austauschprogramm“<br />
ist geglie<strong>de</strong>rt in fünf Module.<br />
Modul 1: Grundlagen (3 Aben<strong>de</strong>) „Eine ganz an<strong>de</strong>re Sicht“<br />
Modul 2: Erziehung (2 Aben<strong>de</strong>) „Ein Schmatz für <strong>de</strong>n Spatz“<br />
Modul 3: Kommunikation (3 Aben<strong>de</strong>) „Hören, sehen, fühlen, re<strong>de</strong>n –<br />
Ich verstehe dich!“<br />
(1 Abend) „Bei mir ist alles an<strong>de</strong>rs“<br />
Modul 4: Konflikte (3 Aben<strong>de</strong>) „Cool zum Ziel“<br />
Modul 5: Übung (1 Abend) „Begonnen und gewonnen“<br />
Ausführliche Informationen zu <strong>de</strong>n einzelnen Aben<strong>de</strong>n erhalten Sie auf Anfrage.<br />
19
20<br />
<br />
Begrüßungsritual: Dennis kommt zu uns<br />
Sommerfest mit Eltern und Geschwistern<br />
Lebensfreu<strong>de</strong> spüren (Sommer-Ferienfahrt)<br />
Abschiedsritual: Meike geht nach Hause<br />
Erdbeer-Erntezeit: lecker!<br />
Großes Raclette-Essen nach <strong>de</strong>r Weihnachtsfeier
Spiel mit <strong>de</strong>m Wind -<br />
Groß zeigt’s Klein!<br />
Nur im Zusammenspiel<br />
geht’s wirklich voran!<br />
Erfahren, wie das Leben<br />
früher war<br />
Kochen lernen heißt für<br />
das Leben lernen!<br />
Das Ziel erreichen wir nur gemeinsam - Teamwork zeigen<br />
Den Mut erproben beim<br />
„Top-Tree-Walking“!<br />
Spiegeleien - ist Dennis<br />
ein siamesischer Zwilling?<br />
21
22<br />
<br />
<br />
Grundverständnis<br />
Eine wesentliche Voraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf <strong>de</strong>r<br />
Hilfeplanungsgespräche ist aus meiner Sicht, „die Klienten in ihren<br />
Vorstellungen, Perspektiven, Einstellungen und Meinungen gleichberechtigt<br />
zu behan<strong>de</strong>ln,“ Offenheit und faire Umgangsformen zu<br />
praktizieren, ja sie als Auftraggeber zu sehen, anzuerkennen und zu<br />
for<strong>de</strong>rn (Spindler, 1993, 67; vgl. Güthoff, 1994, 97).<br />
Das Hilfeplanungsgespräch soll im „flientje“ ein „partnerschaftlich<br />
ausgerichteter Aushandlungsprozess“ sein, wo die Fachleute „nach<br />
<strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>s Gesetzgebers die Funktion von qualifizierten Beratern<br />
und Begleitern <strong>de</strong>r um Hilfe nachfragen<strong>de</strong>n Personen“ sind<br />
(Späth, 1993,67).<br />
Das Ziel <strong>de</strong>s KJHG, die Jugendhilfe und Erziehungshilfe als Leistungsangebot<br />
im Sinne einer speziellen Form eines „Dienstleistungsverständnisses“<br />
(Späth, 1993, 37) zu gestalten, ist meines Erachtens<br />
am besten realisierbar, wenn die Pädagogen und Therapeuten<br />
eine kompetenzstärken<strong>de</strong> Sprache mit <strong>de</strong>r dazugehören<strong>de</strong>n inneren<br />
Einstellung verwen<strong>de</strong>n und das Gespräch im Hinblick auf Stärken,<br />
Fähigkeiten und Lösungen mo<strong>de</strong>rieren. Bei einer problemorientierten<br />
Vorgehensweise, bei <strong>de</strong>r Fachleute als die vermeindlich besseren<br />
Spezialisten die I<strong>de</strong>en für Lösungen liefern, wird eine Gleichberechtigung<br />
und Kompetenzstärkung <strong>de</strong>r <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r unmöglich<br />
gemacht. Selbstverständlich müssen die Defizite und Problemlagen<br />
genauso offen diskutiert wer<strong>de</strong>n, aber entschei<strong>de</strong>nd ist die Haltung<br />
dahinter und damit die Sprache, in <strong>de</strong>r wir dies tun. Dies ist <strong>de</strong>r<br />
feine Unterschied, <strong>de</strong>r einen Unterschied ausmacht.<br />
Niemand kennt die Familie so gut wie sie sich selbst. Was ist dann<br />
naheliegen<strong>de</strong>r, wenn wir <strong>de</strong>r Familie helfen, ihre eigenen Lösungen<br />
aufbauend auf ihren Stärken zu entwickeln. Daher sehen wir die einzelnen<br />
<strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r als ihre eigenen Fachleute an, die wir unterstützen,<br />
ihre Lösungen für ihre Schwierigkeiten aufbauend auf<br />
<strong>de</strong>n eigenen Stärken zu erarbeiten. Die Hilfeplanung ist dabei eine<br />
wichtige Prozessgröße.<br />
Das Hilfeplanungsgespräch verstehe ich als „dynamischen Aushandlungsprozess“<br />
(Blumenberg, 1993, 62) von Eltern, Kin<strong>de</strong>rn, Jugendlichen,<br />
<strong>de</strong>m Sozialpädagogen vom Jugendamt und <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
<strong>de</strong>r Einrichtung, wobei die unterschiedlichen Sichtweisen, eben die<br />
Meinungsvielfalt <strong>de</strong>n <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>rn helfen soll, ihren Weg zu<br />
fin<strong>de</strong>n und ihre Ziele zu benennen. „Hilfeplanung kann als ein System<br />
betrachtet wer<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m Zweck, Positionen differenziert<br />
herauszubil<strong>de</strong>n als ein Kommunikationssystem zur Klärung <strong>de</strong>r<br />
Realitätsperspektiven aller Beteiligter und <strong>de</strong>ren Austausch, um eine<br />
‘Lagefeststellung’ zu treffen“, woran aufbauend die Familie ihre<br />
Wünsche und Vorstellungen benennt (Spindler, 1993, 69).<br />
„Mit <strong>de</strong>m Hilfeplan formiert sich<br />
ein neues System, in <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r<br />
auf je<strong>de</strong>n angewiesen ist und je<strong>de</strong>r<br />
zur Entwicklung und Entfaltung<br />
<strong>de</strong>r Kompetenzen und Ressourcen“<br />
und <strong>de</strong>r Benennung von<br />
eigenen Wünschen und Wahrnehmungen<br />
beitragen kann<br />
(Schwabe, 1992, 11).<br />
Letztlich entschei<strong>de</strong>n die <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r,<br />
wie die Ausgestaltung<br />
<strong>de</strong>r Hilfe weitergehen soll,<br />
auch wenn dies manchmal vom<br />
Denken <strong>de</strong>r Pädagogen und Therapeuten,<br />
von gewissen mittelschichtsorientiertentheoretischen<br />
Normen und Wertvorstellungen<br />
abweicht (vgl. Gühoff,<br />
1994, 99).<br />
In diesem Prozess <strong>de</strong>r Worte<br />
muss allerdings auch auf die<br />
non-verbalen Botschaften geachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Ver<strong>de</strong>ckte Aufträge<br />
müssen im Hilfeplanungsgespräch<br />
ebenfalls erkannt und<br />
diskutiert wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> die<br />
nicht-verbalisierten Aufträge<br />
können Entwicklungen bremsen<br />
beziehungsweise unmöglich <strong>machen</strong><br />
o<strong>de</strong>r sie sogar erst ermöglichen.
Wie häufig ist es sinnvoll?<br />
Die kontinuierliche Hilfeplanung<br />
für die ganze Familie erfolgt min<strong>de</strong>stens<br />
halbjährig. Verän<strong>de</strong>rn<br />
sich allerdings die Zugangsbedingungen,<br />
gibt es beson<strong>de</strong>re<br />
Entwicklungen o<strong>de</strong>r formulieren<br />
einzelne <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r ihre<br />
Aufträge neu, so versuchen wir<br />
im „flientje“ dies im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Hilfeplanung zu bearbeiten.<br />
Auftragsän<strong>de</strong>rungen können beispielsweise<br />
Auswirkungen auf das<br />
Grundziel, <strong>de</strong>n ursprünglich vereinbarten<br />
Zeitrahmen o<strong>de</strong>r die<br />
Bereitschaft zur Mitarbeit von<br />
einzelnen <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>rn<br />
haben. Es ist daher wichtig, dies<br />
nicht einfach als Entwicklung hinzunehmen,<br />
son<strong>de</strong>rn damit zu arbeiten.<br />
Der Rahmen dafür sind<br />
die Hilfeplanungsgespräche, an<br />
<strong>de</strong>nen die Eltern, das Kind bzw.<br />
<strong>de</strong>r Jugendliche, evtl. weitere<br />
wichtige Personen (wie z. B. neue<br />
Lebensgefährten, Großeltern die<br />
Betreuungsaufgaben übernehmen<br />
etc.), <strong>de</strong>r zuständige Mitarbeiter<br />
<strong>de</strong>s Jugendamtes und min<strong>de</strong>stens<br />
ein Mitarbeiter unserer<br />
Einrichtung teilnehmen.<br />
Der Sozialpädagoge/die Sozialpädagogin <strong>de</strong>s Jugendamtes<br />
Eine beson<strong>de</strong>re Rolle hat <strong>de</strong>r verantwortliche Sozialpädagoge <strong>de</strong>s<br />
Jugendamtes.<br />
Durch die Perspektive von außen und <strong>de</strong>r Verantwortung für <strong>de</strong>n<br />
Gesamtprozess (von <strong>de</strong>r Genehmigung bis hin zur Fortschreibung<br />
<strong>de</strong>r Hilfeplanung) kann er einzelne Aspekte noch einmal ganz an<strong>de</strong>rs<br />
beleuchten.<br />
Da wir im „flientje“ versuchen, neben <strong>de</strong>r Formulierung von Zielen<br />
immer auch differenziert die Erfolgskriterien zur Erkennung <strong>de</strong>s<br />
Erreichens <strong>de</strong>r Ziele herausarbeiten, wird <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r geleisteten<br />
Arbeit auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Ebenen (För<strong>de</strong>rzeiten-Einzelgespräche,<br />
<strong>Familien</strong>gespräche-Erziehungsberatung, Schule-Hausaufgaben,<br />
Alltag, Freizeit, Gesundheit-Diagnostik) im Rahmen <strong>de</strong>s Hilfeplanungsgespräches<br />
überprüfbar, diskutierbar und bewertbar.<br />
Das Hilfeplanungsgespräch hat immer dann, wenn <strong>de</strong>utlich wird ,<br />
dass sich gesteckte Kernziele nicht erreichen lassen, auch die Aufgabe<br />
zu reflektieren, was dies behin<strong>de</strong>rt.<br />
Evtl. passen verwen<strong>de</strong>te Metho<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Verfahrensweisen nicht zur<br />
Familie bzw. zu einzelnen <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>rn, o<strong>de</strong>r es wird <strong>de</strong>utlich,<br />
dass Grundhaltungen für eine erfolgreiche Prozessentwicklung<br />
bei einzelnen Hilfesuchen<strong>de</strong>n nicht ausreichend motiviert sind, bzw.<br />
einzelne <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r sind zumin<strong>de</strong>st zur Zeit nicht bereit<br />
diese zu ergänzen o<strong>de</strong>r zu verän<strong>de</strong>rn.<br />
Es ist ebenfalls <strong>de</strong>nkbar, dass die Maßnahme als Ganzes hinterfragt<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Der Kollege <strong>de</strong>s Jugendamtes hat in <strong>de</strong>r Weiterführung<br />
<strong>de</strong>s Gesamtprozesses daher eine enorm wichtige Rolle. Im Einzelfall<br />
muss je nach Verlauf <strong>de</strong>s Hilfeplanungsgespräches dann auch<br />
über Alternativen offen gesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Im „flientje“ ist es uns sehr wichtig, eine sehr enge Vernetzung zum<br />
Sozialpädagogen im Jugendamt während <strong>de</strong>r gesamten Betreuungsdauer<br />
zu haben. Mit <strong>de</strong>m Kollegen vom Jugendamt können<br />
prozesshafte Entwicklungen diskutiert und reflektiert wer<strong>de</strong>n. Die<br />
gegenseitigen Informationen und <strong>de</strong>r kollegiale Austausch im Interesse<br />
<strong>de</strong>r <strong>Familien</strong> trägt zu einem guten Gelingen <strong>de</strong>r Arbeit wesentlich<br />
bei.<br />
23
24<br />
<br />
Schnelllebigkeit und Flexibilität <strong>de</strong>r Abmachungen<br />
Das Hilfeplanungsgespräch ist durch seinen offiziellen Charakter<br />
etwas beson<strong>de</strong>res und vermag, richtig genutzt, gleich einem Blitzlicht<br />
in <strong>de</strong>r Nacht, <strong>de</strong>n Ist-Zustand zu erhellen und die zur Zeit erkennbaren<br />
Errungenschaften, Ziele und methodischen Vorgehensweisen<br />
zu beleuchten.<br />
Es repräsentiert in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Familie nur <strong>de</strong>n momentanen<br />
Zustand. <strong>Familien</strong>situationen sind sehr schnelllebig und nach<br />
kurzer Zeit kann schon wie<strong>de</strong>r alles ganz an<strong>de</strong>rs aussehen und z.B.<br />
neue Ziele in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rücken (vgl. Schrapper, 1994, 61).<br />
Das Hilfeplanungsgespräch ist daher nur ein, aber ein sehr wichtiger<br />
und gezielt nutzbarer „Aushandlungs-, Entscheidungs- und<br />
Beeinflussungsstrang“ (Schwabe, 1996, 164).<br />
Die schriftliche Fixierung als wichtige Prozessvariable<br />
Damit die <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Ergebnissen eines Gespräches<br />
auch bewusst profitieren können, sollte das ebenfalls sprachlich wohl<br />
überlegte, kompetenzstärken<strong>de</strong> Protokoll zügig <strong>de</strong>n <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>rn<br />
zugestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Zusammenfassung soll das Gespräch für alle transparent <strong>machen</strong><br />
und wirkt so gleichzeitig vertrauensför<strong>de</strong>rnd. Sollte es einmal<br />
zu „abweichen<strong>de</strong>n Wahrnehmungen <strong>de</strong>s Gesprächsverlaufes kommen,<br />
können dann (zumin<strong>de</strong>st nachträglich)“ Einstellungen ver<strong>de</strong>utlicht<br />
wer<strong>de</strong>n (Schwabe, 1992, 5).<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Gesprächsprotokolls<br />
sollte dabei nicht unterschätzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die schriftliche<br />
Fixierung ist für alle am Prozess<br />
beteiligten Personen je<strong>de</strong>rzeit<br />
wie<strong>de</strong>r verfügbar. Durch die Verwendung<br />
<strong>de</strong>r richtigen Worte<br />
kann es Entwicklungen, Erfolge<br />
und Lösungswege <strong>de</strong>utlich <strong>machen</strong><br />
und wird damit zu einer „be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />
Prozessvariablen,<br />
welche die Zukunft <strong>de</strong>r Familie,<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s bzw. Jugendlichen<br />
und <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r vom Hilfesystem<br />
getragenen Maßnahmen<br />
mitbestimmt“ (Schwabe, 1992, 5,<br />
vgl. Güthoff, 1994, 99).<br />
Verantwortung <strong>de</strong>r Gesprächsleitung<br />
Es ist die Aufgabe <strong>de</strong>s Gesprächsführen<strong>de</strong>n<br />
(also in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>sjenigen,<br />
<strong>de</strong>r einlädt), die Gespräche<br />
unter all diesen Aspekten zu<br />
mo<strong>de</strong>rieren und zusammenzufassen.<br />
Dies setzt eine beson<strong>de</strong>re<br />
Qualifizierung über Fort- und Weiterbildung<br />
beziehungsweise große<br />
Berufserfahrung voraus (vgl.<br />
Schwabe, 1992, 8, 12; Rose,<br />
Apitzsch, 1993, 36; Schwabe,<br />
1996, 168).<br />
Ob sich die <strong>Familien</strong> als aktiven<br />
Teil in <strong>de</strong>n Prozess ihres Hilfeplanungsgespräches<br />
einbin<strong>de</strong>n<br />
können, hängt also von vielen<br />
Faktoren ab. Im „flientje“ fin<strong>de</strong>n<br />
die Hilfeplanungsgespräche in<br />
<strong>de</strong>r Regel in unserer Einrichtung<br />
statt.
Kleine Schritte führen zum Ziel!<br />
Wir versuchen dies durch die folgen<strong>de</strong>n Faktoren zu gewährleisten:<br />
- einem Prozess zwischen Einrichtung, Hilfesuchen<strong>de</strong>n und Jugendamt, <strong>de</strong>r immer auf Kompetenzför<strong>de</strong>rung<br />
aufbaut<br />
- einer Sicht <strong>de</strong>s Aufenthaltes <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Einrichtung als Chance für einen Neuanfang und<br />
als Übungs- und Lernfeld für alle <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>r<br />
- einem einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n äußerer Rahmen mit Tee, Kaffee, Wasser etc.<br />
- einer gemütlichen Gesprächsatmosphäre auf <strong>de</strong>r verbalen und non-verbalen Ebene<br />
- ritualisierten Handlungen, Klarheit und Konsistenz in <strong>de</strong>n Strukturen (wie z. B. Ort, Raum, Teilnehmerkreis,<br />
Zeitpunkt, Dauer, Ablauf, Inhalt)<br />
- einer kompetenzstärken<strong>de</strong>n, lösungsorientierten Sprache und Ausrichtung <strong>de</strong>s Gespräches<br />
- einer guten Vorbereitung mit <strong>de</strong>n <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>rn<br />
- einer ebenfalls vorhan<strong>de</strong>nen Vorbereitung mit <strong>de</strong>m/<strong>de</strong>r SozialpädagogIn vom Jugendamt<br />
- einer Unterstützung <strong>de</strong>r <strong>Familien</strong>mitglie<strong>de</strong>rn, damit sie ihren Weg, ihre Ziele selber herausarbeiten<br />
können<br />
- Pädagogen und Therapeuten, die ihre Funktion schwerpunktmäßig im Beraten und Mo<strong>de</strong>rieren<br />
sehen<br />
- einer Grun<strong>de</strong>instellung, die das, was die Familie will, auch wenn sich dies nicht immer mit <strong>de</strong>m<br />
mittelschichtsorientierten Denken <strong>de</strong>r Helfer <strong>de</strong>ckt, als Weg für die Familie sieht<br />
- ausreichend zur Verfügung stehen<strong>de</strong>r Zeit (1 1/2 bis 2 Stun<strong>de</strong>n sollten eingeplant wer<strong>de</strong>n)<br />
- einem fachlich versierten Gesprächsleiter, <strong>de</strong>r pädagogische und therapeutische Blickrichtungen<br />
beherrscht, komplexe Interessenslagen herausarbeiten kann, gezielt die für die <strong>Familien</strong><br />
wichtigen Schwerpunkte herausfiltert, <strong>de</strong>n prozesshaften Charakter <strong>de</strong>s Gespräches im Interesse<br />
<strong>de</strong>r Familie mo<strong>de</strong>riert, <strong>de</strong>r auch non-verbale Botschaften wahrnimmt und diese thematisiert<br />
und einen lösungsorientierten, produktiven Verlauf sicherstellt<br />
- ebenfalls teilnehmen<strong>de</strong> Kollegen vom „flientje“, die das bisher Gesagte ebenfalls vertreten und<br />
unterstützen (vgl. Schwabe, 1992, 12; Blumenberg, 1993, 63, Merchel, Schrapper, 1994, 86,<br />
vgl. Güthoff, 1994, 97f., Cammenga 1994 12ff.)<br />
Tido Cammenga<br />
25
26<br />
<br />
<br />
Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn/Jugendlichen<br />
ist die Unterstützung in <strong>de</strong>n Bereichen Schule und Hausaufgaben.<br />
Für diesen Zweck haben wir im „flientje“ unser ganz spezielles<br />
Hausaufgaben-Schulkonzept entwickelt. Das Hausaufgaben-<br />
Schulkonzept baut auf <strong>de</strong>n systemisch-lösungsorientierten Gedankengängen<br />
auf und glie<strong>de</strong>rt sich in folgen<strong>de</strong> 13 Kernpunkte.<br />
1. Zeit vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />
2. Beteiligung im Unterricht<br />
3. Sozialverhalten (Klassenraum, Pausen)<br />
4. Zeit nach <strong>de</strong>m Unterricht<br />
5. Gefühle bezogen auf Schule<br />
6. Materialpflege<br />
7. Hausaufgabenerledigung<br />
8. Schultasche packen<br />
9. Fachliche Leistungen<br />
10. Gefühle bezogen auf die Hausaufgaben<br />
11. Mitschüler einla<strong>de</strong>n<br />
12. Regeleinhaltung bezogen auf Schule und Hausaufgaben<br />
13. Motivation für Schule und Lernen<br />
Das Konzept wird durch <strong>de</strong>n jeweils zuständigen Pädagogen, <strong>de</strong>r<br />
mit <strong>de</strong>m jeweiligen Kind/Jugendlichen die Hausaufgaben macht, kontinuierlich<br />
bearbeitet.<br />
Hausaufgaben-Schulkonzept (Ausschnitt) © Cammenga 2000<br />
Hierbei wird mit Skalierungen<br />
(selbst- und fremdskalieren) und<br />
<strong>de</strong>r ganzen Bandbreite systemischer<br />
Fragen gearbeitet. Die<br />
Fremdskalierung hilft <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
durch begleitete Fragen die<br />
eigene Wahrnehmung neu zu bewerten<br />
und bietet <strong>de</strong>m Pädagogen<br />
die Möglichkeit für vielfältige<br />
Unterstützungs- und Interventionsmöglichkeiten.<br />
Zu je<strong>de</strong>m Punkt wird mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn/Jugendlichen<br />
daran gearbeitet,<br />
woran sie erkennen, dass<br />
beispielsweise die „Beteiligung<br />
im Unterricht“ „immer besser“<br />
läuft. Es wer<strong>de</strong>n also eine Vielzahl<br />
an Erfolgskriterien erarbeitet.<br />
Dies geschieht auch und insbeson<strong>de</strong>re<br />
mit zirkulären Fragen,<br />
wie z. B.: „Woran erkennt <strong>de</strong>in<br />
Freund/<strong>de</strong>in Klassenlehrer, dass<br />
du dich immer mehr beteiligst?“<br />
Aber auch Fragen wie: “Was sehen<br />
und hören dich <strong>de</strong>ine Klassenkamera<strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>rs <strong>machen</strong>,<br />
wenn du dich „immer besser“<br />
beteiligst,“ begleiten diesen<br />
Prozess.<br />
Wir versuchen somit die Kin<strong>de</strong>r<br />
darin zu unterstützen, nicht nur<br />
darüber nachzu<strong>de</strong>nken, was sie<br />
nicht <strong>machen</strong> sollen, son<strong>de</strong>rn vor<br />
allem darüber nachzu<strong>de</strong>nken,<br />
was anstelle <strong>de</strong>ssen rückt! Teilaspekte,<br />
die das Kind bereits gut<br />
schafft wer<strong>de</strong>n dabei beson<strong>de</strong>rs<br />
herausgestellt. Gera<strong>de</strong> an diesen<br />
Stellen wer<strong>de</strong>n auch die Lehrer in<br />
<strong>de</strong>n Schulen eingebun<strong>de</strong>n, so<br />
dass sie auch unmittelbar an <strong>de</strong>n<br />
kleinen Erfolgsschritten eingebun<strong>de</strong>n<br />
sind.
In kleinen Schritten/„Experimenten“, wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />
dabei unterstützt, neue Wege auszuprobieren, die an<strong>de</strong>rs genug<br />
sind, um zu funktionieren. Dabei wird es in <strong>de</strong>r Praxis i. d. R. so<br />
aussehen, dass man mit <strong>de</strong>m Kernpunkt (von 13 möglichen) beginnt,<br />
<strong>de</strong>r für das Kind zügig erreichbar ist. Ziel ist es, die Blickrichtung<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s in Richtung „Ich kann es“, „Ich schaffe es“ zu erweitern.<br />
Im Einzelfall ist <strong>de</strong>r Druck durch die Schule bereits so groß, dass<br />
auch eines <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Kernthemen sehr schnell hinzugenommen<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Wir versuchen auch hier sehr eng mit <strong>de</strong>n Lehrerinnen<br />
und Lehrern zu kooperieren. Unsere Erfahrungen dabei sind in <strong>de</strong>r<br />
Regel sehr positiv und entgegenkommend. Die Lehrer wer<strong>de</strong>n in<br />
das Konzept bzw. in Teilaspekte bei Bedarf direkt mit einbezogen.<br />
So kann es hilfreich sein, dass ein Schüler eine Zeitlang bereits nach<br />
<strong>de</strong>r 3. Stun<strong>de</strong> abgeholt wird, die Lehrer selber die Hausaufgaben<br />
für eine gewisse Zeit eintragen o<strong>de</strong>r man für einen bestimmten Zeitraum<br />
vereinbart, je<strong>de</strong>n Tag um 14 Uhr 30 miteinan<strong>de</strong>r zu telefonieren.<br />
Dies sind dann wichtige flankieren<strong>de</strong> Maßnahmen, um die größtmögliche<br />
Unterstützung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>r „kleinen Schritte<br />
zum Erfolg“ zu gewährleisten.<br />
Wichtig ist, alles mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn wertschätzend und unterstützend<br />
zu thematisieren. Warum-Fragen sind dabei nicht hilfreich.<br />
Im Team wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse <strong>de</strong>s Hausaufgaben- Schulkonzeptes<br />
regelmäßig diskutiert und im Rahmen einer kollegialen Beratung<br />
reflektiert. Einzelne Aufgaben wer<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rzeiten<br />
weitergehend bearbeitet.<br />
Am folgen<strong>de</strong>n Ausschnitt wird <strong>de</strong>utlich, wie die Arbeit mit <strong>de</strong>m Hausaufgaben-Schulkonzept<br />
aussehen kann. Beim Punkt „Zeit vor <strong>de</strong>m<br />
Unterricht“ sind beispielsweise mit <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Kind folgen<strong>de</strong><br />
Erfolgskriterien erarbeitet wor<strong>de</strong>n:<br />
1. pünktliches Aufstehen<br />
2. zügiges Anziehen<br />
3. Frühstücken<br />
4. selbständiges Zähne putzen etc.<br />
5. rechtzeitiges Loskommen zur Schule<br />
6. konfliktfreier Weg zur Schule/in <strong>de</strong>n Klassenraum<br />
7. pünktliches Erscheinen zum Unterrichtsbeginn.<br />
Fragen, wie beispielsweise: „Was <strong>de</strong>nkst du klappt schon gut?“ Was<br />
wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>ine Mutter/<strong>de</strong>in Lehrer dazu sagen?“ begleiten diesen<br />
Prozess. Mit <strong>de</strong>n gegebenen Antworten wird zielgerichtet weitergearbeitet.<br />
Hier spielt dann sowohl die bereits erwähnte Selbst- und<br />
Frem<strong>de</strong>inschätzung eine wichtige Rolle, als auch die Arbeit auf <strong>de</strong>r<br />
Werteebene <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Jugendlichen.<br />
Nur wenn es <strong>de</strong>m Kind/Jugendlichen<br />
wichtig wird, pünktlich in<br />
<strong>de</strong>r Schule zu erscheinen, wird<br />
sich ein dauerhafter Erfolg einstellen.<br />
Deshalb sind auch Fragen<br />
wie: „Was gibst du auf, wenn du<br />
pünktlich in <strong>de</strong>r Schule wärst?“<br />
o<strong>de</strong>r „Was hin<strong>de</strong>rt dich daran,<br />
pünktlich in <strong>de</strong>r Schule zu sein?“<br />
hilfreiche Fragen.<br />
Im Verlauf <strong>de</strong>r gemeinsamen Arbeit<br />
wird das Kind dann immer<br />
wie<strong>de</strong>r auch pünktlich in <strong>de</strong>r<br />
Schule sein. Dies begleiten wir<br />
durch Fragen wie z. B.: „Wie hast<br />
du das gemacht?“ „Wie war das<br />
Gefühl?“<br />
Ziel ist es, <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
immer wie<strong>de</strong>r Mut zu<br />
<strong>machen</strong> und sie dabei zu begleiten,<br />
dass das zunächst scheinbar<br />
Unerreichbare immer mehr aktiv<br />
von ihnen gelebt und schließlich<br />
zu einem selbstverständlichen<br />
Teil ihrer Persönlichkeit<br />
wird.<br />
Tido Cammenga, Kerstin Münch<br />
27
28<br />
<br />
<br />
Gemeinsame Grundhaltung<br />
Die systemisch orientierte Kurzzeittherapie<br />
verfolgt das Ziel,<br />
Einzelpersonen o<strong>de</strong>r <strong>Familien</strong>systeme<br />
zu unterstützen mit<br />
möglichst wenigen Interventionen<br />
eine Verän<strong>de</strong>rung für sich zu<br />
erreichen.<br />
Lösungsorientiertes, systemisches,<br />
kurzzeittherapeutisches<br />
Vorgehen ermöglicht es Fachleuten<br />
in pädagogischen, therapeutischen<br />
und beraten<strong>de</strong>n Arbeitskontexten,<br />
ihre Klientinnen und<br />
Klienten (Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n)<br />
in überschaubaren Zeiträumen,<br />
aufbauend auf <strong>de</strong>n eigenen<br />
Stärken und Ressourcen, so zielgerichtet<br />
zu unterstützen, dass<br />
diese sich wie<strong>de</strong>r <strong>stark</strong> genug<br />
fühlen, um neue Wege in <strong>de</strong>r Bewältigung<br />
ihrer Probleme zu gehen.<br />
Eins <strong>de</strong>r sicherlich herausfor<strong>de</strong>rndsten<br />
Arbeitsbereiche ist<br />
die stationäre Jugendhilfe.<br />
Entwicklung<br />
Nach<strong>de</strong>m die Konzeption für das<br />
„flientje“ von uns bereits 1993<br />
entwickelt wur<strong>de</strong> und es im gesamten<br />
Bun<strong>de</strong>sgebiet sich keine<br />
Einrichtung fin<strong>de</strong>n ließ, die ebenfalls<br />
nach <strong>de</strong>m Lösungsorientierten<br />
Handlungsansatz arbeitete,<br />
konnte über das Nord<strong>de</strong>utsche<br />
Institut für Kurzzeittherapie in<br />
Berlin einige Jahre später eine<br />
zweite Einrichtung mit diesem<br />
Ansatz ausfindig gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Nach einigen Vorgesprächen<br />
im „flientje“ grün<strong>de</strong>te sich die<br />
Arbeitsgemeinschaft am 22. Oktober<br />
1999 in Berlin. Im Verlauf<br />
<strong>de</strong>r Jahre sind immer mehr Einrichtungen<br />
hinzugestoßen, bis<br />
sich ein fester Kern herausgebil<strong>de</strong>t<br />
hat, <strong>de</strong>r sich nun zweimal<br />
jährlich regelmäßig trifft.<br />
Im Internet fin<strong>de</strong>n Sie uns unter www.<strong>loesungsorientierung</strong>.<strong>de</strong>!<br />
Inhalte und weitere Vorstellungen<br />
In <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft sind<br />
Einrichtungen versammelt, die<br />
<strong>de</strong>n systemisch-lösungsorientierten<br />
Ansatz in <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />
kennen- und schätzen gelernt haben<br />
und gemeinsam daran arbeiten,<br />
die eigene Arbeit im Sinne<br />
<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls immer weiter auszubauen.<br />
Gegenseitige Beratung,<br />
intensiver Austausch und Kooperationen<br />
sind ein wichtiger Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r AG. Mittlerweile sind<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Einrichtungen<br />
auch freundschaftlich eng miteinan<strong>de</strong>r<br />
verbun<strong>de</strong>n.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft verfolgt<br />
folgen<strong>de</strong> Ziele:<br />
Bun<strong>de</strong>sweiter Zusammenschluss<br />
von systemisch, lösungsorientiert<br />
und kurzzeittherapeutisch<br />
ausgerichteten Jugendhilfeeinrichtungen<br />
im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft;<br />
Organisation<br />
von gemeinsamen Treffen; gegenseitiger<br />
Austausch, Diskussion<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Konzeptionen<br />
und Formulierung gemeinsamer<br />
Erkenntnisse; gemeinsame<br />
Veröffentlichungen; Entwicklung<br />
von Praxismaterialien; kostengünstige<br />
Fortbildung von Mitarbeitern<br />
sowie Kooperation mit<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Ausbildungsträgern;<br />
gegenseitige Beratung<br />
und Unterstützung; gegenseitige<br />
Bereicherung mit eigenen Fähigkeiten<br />
und Erkenntnissen; sowie<br />
Verfassung von gemeinsamen<br />
Standarts und Qualitätskriterien.
Kerstin: Hallo Thomas, kannst du unseren Lesern erklären,<br />
was es mit unserer Kin<strong>de</strong>rversammlung auf sich hat?<br />
Thomas: Jo, je<strong>de</strong>n Montag treffen wir uns um 15.00 Uhr zu Tee und Kuchen.<br />
Ein Kind bzw. Jugendlicher übernimmt die Leitung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rversammlung.<br />
Je<strong>de</strong>r kann dann ein bis zwei Anliegen vorbringen.<br />
Kerstin: Wechselt ihr euch mit <strong>de</strong>r Leitung ab?<br />
Thomas: Ja, je<strong>de</strong>s „Flientjekind“ kommt mal dran.<br />
Kerstin: Dürfen die Betreuer auch ein Anliegen vortragen?<br />
Thomas: Jo, die auch.<br />
Kerstin: Haben wir auch ein Anfangsritual?<br />
Thomas: Je<strong>de</strong>r bekommt einen Zettel mit einem Namen und <strong>de</strong>mjenigen schreibt<br />
man etwas Schönes, ein Kompliment zum Beispiel.<br />
Danach darf <strong>de</strong>r erste sein Anliegen vortragen, z. B. Ausflug<br />
zum Schwimmbad o<strong>de</strong>r Disco im Fahrradschuppen.<br />
Kerstin: Was <strong>de</strong>nkst du ist <strong>de</strong>r Sinn und Zweck unserer Kin<strong>de</strong>rversammlung?<br />
Thomas: Ich <strong>de</strong>nke dadurch können wir lernen Ziele und Wünsche<br />
zu formulieren, gemeinsam Entscheidungen zu treffen,<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zuzuhören und Verantwortung zu übernehmen.<br />
Kerstin: Da re<strong>de</strong>n doch bestimmt viele durcheinan<strong>de</strong>r?<br />
Thomas: Das kann schon mal passieren, <strong>de</strong>shalb haben wir <strong>de</strong>n Re<strong>de</strong>stein,<br />
nur wer <strong>de</strong>n Re<strong>de</strong>stein hat darf re<strong>de</strong>n. Dadurch geht die<br />
Kin<strong>de</strong>rversammlung etwas ruhiger und gelassener über die Bühne.<br />
Kerstin: Wie lange dauert unsere Kin<strong>de</strong>rversammlung?<br />
Thomas: Wir brauchen in <strong>de</strong>r Regel etwa eine halbe Stun<strong>de</strong>, manchmal aber länger.<br />
Kerstin: Ich danke dir für dieses Interview und freue mich schon<br />
auf unsere nächste Kin<strong>de</strong>rversammlung.<br />
29
30<br />
<br />
<br />
Gespräch mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s sozialen Dienstes <strong>de</strong>s Landkreis Aurich,<br />
Michael Dittrich (Diplom-Soz.-Päd.)<br />
Was fällt Ihnen zum „flientje“ ein?<br />
Zum „flientje“ fällt mir ein:<br />
- bunt<br />
- kreativ<br />
- liebenswert<br />
- für Kin<strong>de</strong>r und Eltern hilfreich<br />
Wie beurteilen Sie die Arbeit <strong>de</strong>s „flientje“ aus Ihrer Sicht?<br />
Es freut mich, dass das „flientje“ vor nun fast zwölf Jahren im Landkreis Aurich mit großem<br />
persönlichen Engagement gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Elf Jahre „flientje“ be<strong>de</strong>utet, dass elf Jahre gut<br />
mit Eltern und ihren Kin<strong>de</strong>rn gearbeitet wur<strong>de</strong>, sowie dass <strong>de</strong>n betroffenen Kin<strong>de</strong>rn ihr<br />
Elternhaus in <strong>de</strong>r Regel erhalten blieb.<br />
Was genau nehmen Sie vom „flientje“ wahr?<br />
Vom „flientje“ nehme ich wahr, die Lust Konflikte kreativ zu lösen, einen wertschätzen<strong>de</strong>n<br />
Umgang mit Menschen und <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r geleisteten pädagogischen Arbeit.<br />
Wie sehen Sie die Zusammenarbeit „flientje“ - Jugendamt?<br />
Es macht Freu<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m „flientje“ zusammenzuarbeiten. Es herrscht in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
ein hohes Maß an Fachlichkeit, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit. Beson<strong>de</strong>rs schätze ich das<br />
ressourcen- und lösungsorientierte Arbeiten <strong>de</strong>s „flientje“.<br />
Welche Anregungen und Wünsche haben sie?<br />
Mein Wunsch ans „flientje“ ist: Min<strong>de</strong>stens weitere zwölf Jahre erfolgreich weiter arbeiten.<br />
Was war bezogen auf die begleiten<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r am beeindruckendsten?<br />
Je<strong>de</strong>r Einzelfall ist beeindruckend. Beson<strong>de</strong>rs ist die Vielzahl an gelungener Rückkehr von<br />
Kin<strong>de</strong>rn bzw. Jugendlichen in ihr Elternhaus. Beeindruckend ist an <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s „flientje“,<br />
dass man Betreuer und <strong>Familien</strong> gemeinsam für das Wohl <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s kämpfen sieht, sowie<br />
dass Eltern sich auf die pädagogische Arbeit <strong>de</strong>s „flientje“ einlassen können.
31
32<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Rituale haben im „flientje“ eine beson<strong>de</strong>re Tradition.<br />
Wir feiern mit unseren Kin<strong>de</strong>rn, Jugendlichen und Eltern<br />
das erfolgreiche Gelingen von einzelnen Entwicklungsabschnitten<br />
und beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>n Übergang zurück<br />
ins Elternhaus.<br />
Hier im Bild sehen Sie, wie die Raummitte für eine Verabschiedung<br />
nach <strong>de</strong>n Wünschen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s gestaltet<br />
wur<strong>de</strong>. Auf bestimmte Symbole wird während <strong>de</strong>s<br />
Rituals Bezug genommen. Alle Teilnehmer wer<strong>de</strong>n in<br />
in <strong>de</strong>n Ablauf mit einbezogen.
Moin, Moin!<br />
Zu eurem Jubiläum möchte ich<br />
euch herzlich gratulieren und mit<br />
einem kleinen Bericht sagen, welche<br />
Erfahrungen meine Familie<br />
und ich mit euch gemacht haben<br />
und immer noch <strong>machen</strong>: Als ich<br />
mit Dana-Marie nicht mehr weiter<br />
wusste, wart ihr da. Durch euch<br />
bekam ich die Hilfe, dich ich wirklich<br />
brauchte. Ihr habt mir sehr<br />
geholfen durch eure Hilfe in <strong>de</strong>r<br />
Erziehung.<br />
Was ich als gut für Dana ansah,<br />
stellte sich als „falsch“ heraus. In<br />
vielen Gesprächen wur<strong>de</strong> mir<br />
übermittelt, was ich optimieren<br />
könnte bzw. was ich richtig machte.<br />
Auch im privaten Bereich ist<br />
das eine große Bereicherung.<br />
Durch euch wur<strong>de</strong> mir vor Augen<br />
geführt, dass Kin<strong>de</strong>r eine klare<br />
Linie im Leben brauchen und<br />
dass man ihnen damit hilft im<br />
Leben klar zu kommen, wenn man<br />
Ihnen klare Grenzen setzt. Was<br />
wir Eltern im allgemeinen als „verwöhnen“<br />
ansehen ist dann nicht<br />
richtig, wenn es die Kin<strong>de</strong>r nur<br />
verwirrt anstatt zu unterstützen.<br />
Auch für mich selbst seid ihr eine<br />
Hilfe. Ich habe gelernt auch an<br />
mich zu <strong>de</strong>nken statt nur für an<strong>de</strong>re<br />
da zu sein, habe begriffen,<br />
dass auch meine Kraft nicht unerschöpflich<br />
ist (obwohl das bei<br />
mir immer noch in <strong>de</strong>n Hintergrund<br />
rutscht). Die Kin<strong>de</strong>r, die<br />
noch zu Hause sind (obwohl<br />
schon groß), ziehen auch alle<br />
ihren Nutzen aus <strong>de</strong>n Gesprächen<br />
mit ihnen. Kurzum gesagt, ihr<br />
seid einmalig und mit <strong>de</strong>n Worten<br />
<strong>de</strong>r Werbung: Man kann euch<br />
nur weiter empfehlen.<br />
Durch euch habe ich verstan<strong>de</strong>n,<br />
dass man in <strong>de</strong>r Erziehung nie<br />
auslernt; dass nicht alles gut ist<br />
für Kin<strong>de</strong>r, was gut scheint; dass<br />
man ihnen oft damit nur scha<strong>de</strong>t<br />
statt zu nutzen. Dem Kind nützt<br />
eine klare, konsequente und doch<br />
liebevolle Erziehung. Kin<strong>de</strong>r<br />
brauchen einen klaren Tagesablauf.<br />
Ich könnte noch mehr ins<br />
Detail gehen, doch ich bin <strong>de</strong>r Ansicht,<br />
dass dies schon <strong>de</strong>n Punkt<br />
trifft. In <strong>de</strong>r Hoffnung, dass ihr<br />
Team mir noch lange erhalten<br />
bleibt, auch nach Beendigung<br />
von Danas Aufenthalt, verbleibe<br />
ich Ihre Jannette Labohm.<br />
33
34<br />
<br />
<br />
Hallo,<br />
ich heiße Sonja, ich bin 24 Jahre alt und habe vor über zehn Jahren im Kin<strong>de</strong>rhaus „flientje“ als eines<br />
<strong>de</strong>r ersten Kin<strong>de</strong>r dort gelebt.<br />
Ich war gera<strong>de</strong> zwölf Jahre alt, als meine Eltern sich dafür entschie<strong>de</strong>n haben, sich Hilfe zu nehmen,<br />
da ich viel erlebt hatte und ein sehr schwieriges Kind war und keiner genau wusste, wie er mit mir<br />
umgehen sollte. Irgendwann bin ich dann ins Kin<strong>de</strong>rhaus „flientje“ gekommen.<br />
Anfangs habe ich nicht so recht verstan<strong>de</strong>n, warum meine Eltern dies getan haben. Ich fühlte mich auf<br />
einmal im Stich gelassen. „Warum war gera<strong>de</strong> ich es, die aus <strong>de</strong>r Familie dort hin musste?“, habe ich<br />
gedacht.<br />
Das „flientje“ hat mir sehr viel gebracht. Wir haben Gespräche geführt, wie wir besser miteinan<strong>de</strong>r zurecht<br />
kommen können. Je<strong>de</strong>r hat gesagt, was einen stört in <strong>de</strong>r Familie, was man besser <strong>machen</strong> könnte.<br />
Es gab auch Einzelgespräche, die mir selber sehr gut getan haben. Ich habe gelernt, mich selber so zu<br />
respektieren wie ich bin, was mir anfangs sehr schwer gefallen ist. Ich habe dort gelernt, dass je<strong>de</strong>r<br />
Mensch etwas Beson<strong>de</strong>res ist. Wie man miteinan<strong>de</strong>r zurecht kommt, ohne immer gleich in Konflikte zu<br />
geraten.<br />
Es war für mich aus heutiger Sicht, wie eine zeitlich befristete zweite „Familie“. Ich erinnere mich an die<br />
Zeit mit <strong>de</strong>n Menschen, mit <strong>de</strong>nen ich dort zusammen gelebt habe, immer wie<strong>de</strong>r gerne zurück. Heute<br />
bin ich verheiratet, lebe mit meinem Mann und unseren vier Kin<strong>de</strong>rn in Karlsruhe und bin sehr froh,<br />
dass ich die Zeit für mich im „flientje“ nutzen durfte.<br />
Vieles kann man gar nicht so in Worte fassen. Ich bin froh, dass ich dies alles auf meinem Weg ins<br />
eigene Leben mitnehmen durfte.<br />
Sonja Reiner<br />
Sonja und Silvia vor elf Jahren<br />
Lebensziel<br />
Wenn du einmal traurig bist,<br />
dann glaub mir,<br />
es gibt einen, <strong>de</strong>r grad’ dich vermisst.<br />
Du <strong>de</strong>nkst, alle sind so gemein,<br />
doch sieh es endlich ein,<br />
keiner will alleine sein.<br />
Die Liebe ist das Lebensziel,<br />
drum jag ihr nach,<br />
dann hast du viel.<br />
Sonja
Yippiiieh!<br />
Mut beweisen!<br />
Biken mit Hin<strong>de</strong>rnissen<br />
Bällebad genießen!<br />
Väter-Söhne-Fußballspiel<br />
Wasserrutsche im Härtetest!<br />
„Zeige-Deine-Fähigkeiten“-Show beim Sommerfest<br />
35
36<br />
<br />
Sommer-Ferien-Fahrt: Die Gruppe mal ganz an<strong>de</strong>rs erleben!<br />
Reif für die Insel!<br />
Mal richtig baggern!<br />
Dünen-Hopping!<br />
Endlich eine Erfrischung!<br />
Ausgiebig frühstücken!
37
38<br />
<br />
<br />
Frau Armgart Teichgräber<br />
S: „Armgart, was fällt dir zum<br />
„flientje“ ein?“<br />
A: „Als erstes fällt mir das Stichwort<br />
„Vielfalt“ ein. Im „flientje“<br />
arbeitet ihr mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und<br />
ihren Eltern und bietet eine<br />
„Rund-um-die-Uhr-Betreuung“.<br />
Eure Arbeit betrifft alle Lebensbereiche<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r bzw. Jugendlichen.“<br />
S: „Was genau nimmst du vom<br />
„flientje“ wahr?“<br />
A. (lacht): „Hauptsächlich, dass<br />
ich ab und zu meine Ausstechformen<br />
ausleihe. Wir helfen uns<br />
auch ab und zu gegenseitig mit<br />
Lebensmitteln und an<strong>de</strong>ren Dingen<br />
aus – wie es unter Nachbarn<br />
üblich ist. Schön ist, dass ich in<br />
<strong>de</strong>r Stadt immer wie<strong>de</strong>r einmal<br />
ehemalige Kin<strong>de</strong>r von euch treffe,<br />
die dann nett grüßen.“<br />
S: „Welche Anregungen und Wünsche<br />
hast du?“<br />
A.: „ Macht weiter so! Ich fin<strong>de</strong><br />
es gut, dass die Kin<strong>de</strong>r und ihre<br />
<strong>Familien</strong> wie<strong>de</strong>r die Möglichkeit<br />
haben „ins Leben zu fin<strong>de</strong>n“. Vor<br />
allen <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn wünsche ich<br />
dazu viel Kraft.“<br />
Frau Anka Malcher<br />
T: „Wie lange kennen Sie das<br />
„flientje“?“<br />
A: „Fast zehn Jahre“.<br />
T: „Was gefällt Ihnen am<br />
„flientje“?“<br />
A: „Eigentlich alles (lacht). Erst<br />
mal fin<strong>de</strong>n wir Euch als Nachbarn<br />
nett. Dann diesen schönen Kräutergarten<br />
und dass ihr da höchstens<br />
zwei Jahre seid. Und dass<br />
Silvia und Tido sich sehr für die<br />
Natur einsetzen und Euch das<br />
auch vermitteln wollen.“<br />
T: „Was <strong>de</strong>nken Sie darüber, dass<br />
ein Magazin vom „flientje“ gemacht<br />
wird?“<br />
A: „Das fin<strong>de</strong> ich toll.“<br />
T: „Was wissen Sie über das Konzept/<strong>de</strong>n<br />
Sinn <strong>de</strong>s „flientje“?“<br />
A: „Ich weiß z. B., dass <strong>de</strong>n Eltern<br />
und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn geholfen wird,<br />
wenn ich das mal so naiv ausdrükken<br />
darf.“<br />
T: „Haben Sie Wünsche o<strong>de</strong>r Anregungen?“<br />
A: „Mehr Nachbarschaftskontakt<br />
mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn“.<br />
Frau Maria Kubatschek<br />
S: „Maria, du als direkte Nachbarin<br />
bekommst ja am meisten mit<br />
von uns. Wie genau erlebst du die<br />
Kin<strong>de</strong>r?“<br />
M: „Ich höre nur ab und zu das<br />
Fußballspielen im Garten. Das ist<br />
ja schön, wenn Kin<strong>de</strong>r spielen.“<br />
S: „Kennst du das Konzept vom<br />
„flientje“?<br />
M: „Ja. ihr habt vor mehreren<br />
Jahren ein blaues Heft verteilt,<br />
das habe ich gelesen.“<br />
S: „Hat sich aus <strong>de</strong>iner Sicht die<br />
„Kindheit“ im Laufe <strong>de</strong>r letzten<br />
Jahrzehnte verän<strong>de</strong>rt?“<br />
M: „Ja, früher waren die Kin<strong>de</strong>r<br />
nicht überall von Beginn an mit<br />
dabei. Babies nahm man z. B.<br />
nicht mit zum Einkaufen. Alles war<br />
früher ruhiger. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite wachsen Kin<strong>de</strong>r heute viel<br />
freier heran und sind sehr aufgeweckt.<br />
Außer<strong>de</strong>m sind die Kin<strong>de</strong>r<br />
heute mit viel Konsum konfrontiert,<br />
aus meiner Sicht<br />
manchmal etwas zu viel <strong>de</strong>s Guten.“<br />
S: „Hörte man früher auch von<br />
Problemen in <strong>Familien</strong>?“<br />
M: „Heute hört man mehr, auch<br />
durch die Medien. Früher sprach<br />
man nicht darüber.“
Diese Gedanken hat Timo sich im<br />
Rahmen von mehreren Gesprächen<br />
zum Thema Leben und Tod<br />
erarbeitet.<br />
Warum leben wir?<br />
Irgendwann stellt sich wahrscheinlich<br />
je<strong>de</strong>r Mensch einmal<br />
diese Frage. Grün<strong>de</strong> und Antworten<br />
gibt es viele. Vielleicht so viele<br />
Erklärungen, wie Menschen auf<br />
<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> sind. Fest steht für mich<br />
nur eins: niemand kann diese Frage<br />
endgültig beantworten. Je<br />
nach Alter und Situation bzw. wie<br />
es einem Menschen gera<strong>de</strong> geht,<br />
wird die Antwort evtl. auch bei<br />
einem selbst an<strong>de</strong>rs ausfallen.<br />
Gibt es eine Mission o<strong>de</strong>r gibt es<br />
eine höhere I<strong>de</strong>e dahinter? Leben<br />
wir, um uns fortzupflanzen,<br />
unsere Existenz zu sichern? Leben<br />
wir einfach so, um irgendwann<br />
wie<strong>de</strong>r zu sterben? Dies ist<br />
wohl zu einfach gedacht.<br />
Keiner weiß es genau. Ich suche<br />
nach Antworten für mich selber.<br />
Manche sagen, <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Lebens<br />
besteht darin, Spaß haben<br />
zu wollen. Aber was genau be<strong>de</strong>utet<br />
dies? Für einige be<strong>de</strong>utet<br />
es, Spaß durch Sport und<br />
Spiel zu haben. Für manche ist<br />
es spaßig sich an <strong>de</strong>n Qualen an<strong>de</strong>rer<br />
zu erfreuen. Einige nehmen<br />
Drogen um so richtig „abzuchillen“.<br />
Auch <strong>de</strong>r Spaß durch<br />
Witz kann Freu<strong>de</strong> bereiten. Es<br />
gibt viele spaßige Sachen, aber<br />
Spaß o<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> können nicht<br />
<strong>de</strong>r einzige Grund <strong>de</strong>s Lebens<br />
sein.<br />
Dahinter steht wohl noch viel<br />
mehr. Im Glauben, zum Beispiel<br />
im Christentum, verspricht man<br />
Antworten, aber letztlich weiß<br />
man es auch hier nicht genau,<br />
<strong>de</strong>nn es gibt nicht <strong>de</strong>n letztendlich<br />
immer gültigen Beweis. Genauso<br />
wie in an<strong>de</strong>ren Glaubensrichtungen<br />
vertraut man darauf,<br />
dass es stimmt, was geschrieben<br />
steht. Aber wer hat es geschrieben?<br />
Und was gibt uns die letzte<br />
Gewissheit, dass dies stimmt?<br />
In <strong>de</strong>r Wissenschaft ist die Frage<br />
nach <strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>s Lebens auch<br />
nicht endgültig zu beweisen. Weise<br />
Menschen haben kluge Ausführungen<br />
zum Thema geschrieben<br />
(Philosophen). Ich lese so<br />
z. B. gera<strong>de</strong> das Buch: „Sofies<br />
Welt“ von Jostein Gaar<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>m<br />
viele Fragen angesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Drum stelle ich nun die Fragen<br />
dir: Warum leben wir? Woher<br />
weißt du, was <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>ines<br />
Lebens ist? Woher weißt du, dass<br />
<strong>de</strong>r Grund <strong>de</strong>n du glaubst gefun<strong>de</strong>n<br />
zu haben, auch richtig ist?<br />
Was ist richtig?<br />
Timo<br />
39
Bewegung<br />
40<br />
<strong>Familien</strong>therapeutisches Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhaus „flientje“<br />
Schafdrift 49<br />
26605 Aurich-Wallinghausen<br />
Telefon: 04941-4390<br />
Fax: 04941-991161<br />
Homepage: www.flientje.<strong>de</strong><br />
E-Mail: cammenga@flientje.<strong>de</strong><br />
Freiraum<br />
Fantasie