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März 2012 - Münchener Anwaltverein eV

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Nachrichten | Beiträge<br />

handlung ergangenen einstweiligen Anordnung<br />

muss mündlich verhandelt werden (§ 54<br />

Abs. 2 S. 2 FamFG). Wird in einem einstweiligen<br />

Anordnungsverfahren zwischen den Anwälten<br />

die Sache besprochen, sodass es nicht<br />

mehr zum Erlass der einstweiligen Anordnung<br />

kommt, war strittig, ob eine Terminsgebühr<br />

ausgelöst werden kann. Zum Teil hat die Rechtsprechung<br />

unter Berufung auf die Entscheidungen<br />

des BGH (NJW 2007, 1461 und NJW<br />

2007, 2644) eine Terminsgebühr mit der Begründung<br />

abgelehnt, eine Terminsgebühr für<br />

Besprechungen der Anwälte könne nur anfallen,<br />

wenn im Verfahren eine mündliche Verhandlung<br />

vorgeschrieben sei. Der BGH hat<br />

diese Frage leider nicht geklärt; er hat aber immerhin<br />

für einstweilige Anordnungen die Vorbem.<br />

3 Abs. 3, 3. Var. VV RVG für anwendbar<br />

erklärt und sich darauf berufen, dass in einstweiligen<br />

Anordnungsverfahren nach § 54 Abs.<br />

2 S. 2 FamFG eine mündliche Verhandlung erzwungen<br />

werden könne.<br />

Besprechung in Verfahren ohne obligatorische<br />

mündliche Verhandlung<br />

Eine Terminsgebühr für Besprechungen mit dem<br />

Gegner kann auch dann entstehen, wenn im zugrunde<br />

liegenden Verfahren eine mündliche Verhandlung<br />

nur für den Fall vorgeschrieben ist, dass<br />

eine Partei sie beantragt (Abgrenzung zu BGH,<br />

NJW 2007, 1461 und NJW 2007, 2644).<br />

BGH, Beschl. v. 2. 11. 2011 - XII ZB 458/10 =<br />

AGS <strong>2012</strong>, 10 = MDR <strong>2012</strong>, 57 = ZfSch <strong>2012</strong>, 43<br />

= FamRZ <strong>2012</strong>, 110 = Rpfleger <strong>2012</strong>, 102 = FF<br />

<strong>2012</strong>, 43 = FuR <strong>2012</strong>, 93<br />

In der Sache ist dies zwar sowohl verfahrensrechtlich<br />

als auch gebührenrechtlich falsch. Immerhin<br />

ist jedoch klargestellt, dass die<br />

Terminsgebühr für Besprechungen zur Erledigung<br />

des Verfahrens in einstweiligen Anordnungsverfahren<br />

anfällt. Nach einhelliger<br />

OLG-Rechtsprechung greift die Terminsgebühr<br />

nach Vorbem. 3 Abs. 3, 3. Var. VV RVG dagegen<br />

immer, auch wenn im Verfahren eine<br />

mündliche Verhandlung nicht vorgeschrieben<br />

ist (OLG München AGS 2011, 213 = AnwBl<br />

2011, 590 = JurBüro 2011, 360 = Rpfleger<br />

2011, 566 = NJW-Spezial 2011, 284 = FamRZ<br />

2011, 1977; AGS 2010, 420 = NJW-Spezial<br />

2010, 635 = RVGreport 2010, 419 = FamFR<br />

2010, 472; OLG Dresden, AGS 2008, 333 =<br />

OLGR 2008, 676 = NJW-RR 2008, 1667 =<br />

NJW-Spezial 2008, 444 = NJW-RR 2008, 1667;<br />

OLG Düsseldorf AGS 2011, 322 = JurBüro<br />

2011, 304 = NJW-Spezial 2011, 443 = RVGprof.<br />

2011, 167).<br />

2. Terminsgebühr bei schriftlicher<br />

Entscheidung in Versorgungsausgleichssachen<br />

Wird über den Versorgungsausgleich ohne<br />

mündliche Verhandlung entschieden, entsteht<br />

nach der Rechtsprechung keine fiktive Ter-<br />

Kopf des Vishnu, Kambodscha, 9. Jh., Stein, H. 40 cm,<br />

Dauerleihgabe des Freundes- und Förderkreises des<br />

Staatlichen Museums für Völkerkunde München,<br />

Inv.Nr. 05-326 807. Staatliches Museum für<br />

Völkerkunde München; Foto: Marianne Franke<br />

Tänzerin, Indien, Rajasthan, 12./13. Jh., Marmor,<br />

H. 46 cm, Inv.Nr. 55-18-3. Staatliches Museum für<br />

Völkerkunde München; Foto: Marianne Franke<br />

Shiva und Parvati, Indien, im Chola-Stil des 12. Jhs.,<br />

Gelbguss, H. 41 cm. Staatliches Museum für<br />

Völkerkunde München; Foto: Marietta Weidner<br />

minsgebühr. Zum einen lässt die Rechtsprechung<br />

die Terminsgebühr schon daran scheitern,<br />

dass in Versorgungsausgleichsverfahren<br />

keine „mündliche Verhandlung“ vorgeschrieben<br />

ist, sondern nur eine „Erörterung“. Andere<br />

Gerichte stellen darauf ab, dass die Erörterung<br />

nicht vorgeschrieben sei, sondern im Ermessen<br />

des Gerichts stehe. Die Einwände der Familiengerichte,<br />

durch diese Rechtsprechung würden<br />

die Anwälte dazu angetrieben, in Versorgungsausgleichsverfahren<br />

auf Anberaumung<br />

eines Termins zu bestehen und dem Gericht<br />

Mehrarbeit verursachen, wurde von den Oberlandesgerichten<br />

nicht erhört. Die einhellige<br />

Rechtsprechung verneint eine Terminsgebühr.<br />

Keine Terminsgebühr bei schriftlicher Entscheidung<br />

im Verfahren über den Versorgungsausgleich<br />

Findet in einem nach § 50 Abs. 1 VersAusglG wieder<br />

aufgenommenen Verfahren zur Durchführung<br />

des Versorgungsausgleichs entgegen dem in § 221<br />

Abs. 1 FamFG normierten Regelfall ein gerichtlicher<br />

Erörterungstermin nicht statt, so fällt für die<br />

die Beteiligten im Versorgungsausgleichsverfahren<br />

vertretenden Rechtsanwälte keine Terminsgebühr<br />

gem. Anm. Abs. 1 Nr. 1 zu Nr. 3104 VV RVG an.<br />

KG, Beschl. v 26. 5. 2011 - 19 WF 102/11 (AGS<br />

2011, 324 = FamRZ 2011, 1978 = JurBüro 2011,<br />

639 = RVGreport 2011, 306)<br />

OLG Jena, Beschl. v. 19. 9. 2011 - 3 WF 387/11<br />

3. Entscheidung im Beschwerdeverfahren<br />

ohne mündliche Verhandlung<br />

Wird in einem familiengerichtlichen Beschwerdeverfahren<br />

ohne mündliche Verhandlung entschieden,<br />

löst dies keine Terminsgebühr aus, da<br />

das Beschwerdeverfahren vor dem OLG eine<br />

mündliche Verhandlung nicht vorschreibt. Nach<br />

§ 68 Abs. 3 S. 2 FamFG kann das OLG nämlich<br />

auch - ohne Zustimmung der Beteiligten - ohne<br />

mündliche Verhandlung entscheiden. Damit<br />

fehlt es an der Voraussetzung der obligatorischen<br />

mündlichen Verhandlung, sodass eine<br />

Terminsgebühr nicht anfällt. Unerheblich ist<br />

dabei, ob die Entschließung des Gerichts, ohne<br />

mündliche Verhandlung zu entscheiden, verfahrensrechtlich<br />

zutreffend war oder nicht.<br />

Voraussetzungen für den Anfall der Terminsgebühr<br />

bei Absehen von der mündlichen Verhandlung in<br />

Familienstreitsachen<br />

Wenn das Beschwerdegericht in einer Familienstreitsache<br />

gem. § 68 Abs. 3 S. 2 FamFG von einer<br />

mündlichen Verhandlung absieht, entsteht keine<br />

Terminsgebühr nach Anm. Abs. 1 zu Nr. 3202<br />

i.V.m. Anm. Abs. 1 Nr. 1 zu Nr. 3104 VV RVG.<br />

Unerheblich ist, ob das Vorgehen verfahrensfehlerfrei<br />

gewesen ist.<br />

KG, Beschl. v. 14. 11. 2011 - 19 WF 232/11<br />

Rechtsanwalt Norbert Schneider,<br />

Neunkirchen<br />

MAV-Mitteilungen <strong>März</strong> <strong>2012</strong>

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