04.05.2013 Aufrufe

6/2011 Born to be alive - AVC Österreich

6/2011 Born to be alive - AVC Österreich

6/2011 Born to be alive - AVC Österreich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

voll krass<br />

razzien, festnahmen, pas<strong>to</strong>ren<br />

auf der Flucht – die<br />

szenen ha<strong>be</strong>n sich tief eingeprägt.<br />

ai schaut zurück.<br />

Mein Name ist Ai, ich bin 22 Jahre<br />

alt und le<strong>be</strong> in Thailand. A<strong>be</strong>r das ist<br />

nicht meine Heimat.<br />

Polizeiü<strong>be</strong>rgriffe in Serie<br />

Ich bin in Vietnam in einer christlichen<br />

Familie aufgewachsen. Schon<br />

als kleines Mädchen <strong>be</strong>suchte ich mit<br />

meinen Eltern die Kirche. Weil diese<br />

a<strong>be</strong>r vom Staat nicht anerkannt war,<br />

sah es die Polizei als ihre Aufga<strong>be</strong> an,<br />

uns zu schikanieren. Die oft wiederholten<br />

Szenen ha<strong>be</strong>n sich in mein<br />

Gedächtnis eingebrannt: Polizisten<br />

stürmen den Raum. Sie <strong>be</strong>schlagnahmen<br />

sämtliche Bi<strong>be</strong>ln. Sie packen<br />

meinen Vater, schleppen ihn zum<br />

Verhör auf die Polizeistation. Kommt<br />

er zurück, ist deutlich zu sehen, dass<br />

er brutal geschlagen wurde.<br />

Von der Polizei gejagt<br />

Bei uns in Vietnam sind es vor allem<br />

die Christen aus Minderheitenstämmen,<br />

die stark verfolgt werden. Meine<br />

Eltern ha<strong>be</strong>n immer wieder Pas<strong>to</strong>ren<br />

aufgenommen, die von der Polizei gejagt<br />

wurden. Wir hatten ein geheimes<br />

Lager mit Bi<strong>be</strong>ln; mein Vater verteilte<br />

diese im ganzen Land. Ich musste äußerst<br />

vorsichtig sein, was ich meinen<br />

Freunden erzählte. Ein falsches Wort,<br />

und die Folgen hätten für uns alle<br />

verheerend sein können.<br />

Nochmals davongekommen<br />

Als ich älter wurde, <strong>be</strong>gann ich in den<br />

Kinderprogrammen mitzuar<strong>be</strong>iten.<br />

Das nicht <strong>be</strong>willigte Sommerlager<br />

für Kinder des H’roi Stammes im<br />

Hochland verlief anfänglich ohne<br />

Zwischenfälle. Doch in der letzten<br />

Nacht – die Kinder hatten den Ort<br />

zum Glück <strong>be</strong>reits verlassen – tauchten<br />

Polizisten auf. Sie umstellten<br />

das Haus, in dem wir als Team<br />

untergebracht waren, und fragten<br />

nach dem Leiter. Irgendwie spürte<br />

ich, dass ich mit ihnen reden sollte.<br />

Es war wohl der Heilige Geist, der<br />

mich dazu drängte. Nachdem sie<br />

viele Fragen gestellt hatten, die ich<br />

alle <strong>be</strong>antworten konnte, verließen<br />

sie das Haus und zogen ab. Auf dem<br />

Heimweg wurden wir mehrmals von<br />

»es sind keine tränen der<br />

Wut oder frustration.<br />

Es sind Tränen der Freude<br />

darü<strong>be</strong>r, dass gott uns durch<br />

diese schwierigen Jahre<br />

hindurch gebracht hat.«<br />

Polizeipatrouillen kontrolliert und<br />

ausgefragt. Mir war sehr unwohl da<strong>be</strong>i,<br />

denn ich wusste ja nicht, was sie<br />

mit uns vorhatten. A<strong>be</strong>r schlussendlich<br />

erreichten wir unser Haus.<br />

Der Vater wird verhaftet<br />

Meine schlimmsten Jahre waren<br />

jene zwischen 14 und 15. Einmal<br />

kam ich von der Schule nach Hause,<br />

und mein Vater war weg. Anfänglich<br />

dachte ich, dass er zum Predigen in<br />

ein anderes Dorf gefahren sei. Meine<br />

Mutter wirkte sehr <strong>be</strong>drückt, sagte<br />

a<strong>be</strong>r zunächst nichts. Bald fand ich<br />

heraus, dass mein Vater verhaftet<br />

worden war. In meinem Kopf war ein<br />

d r a M a T i S c h E K i n d h E i T<br />

Gewirr von Fragen, die ich ihm hätte<br />

stellen wollen. Würde ich ihn ü<strong>be</strong>rhaupt<br />

je wiedersehen? Zwei lange<br />

Jahre war er im Gefängnis, wurde<br />

gefoltert und schwer gedemütigt.<br />

A<strong>be</strong>r er blieb standhaft.<br />

Und jetzt erst recht<br />

Wir hatten unseren Vater sehr vermisst,<br />

a<strong>be</strong>r irgendwie war ich nicht<br />

mutlos. Ich spürte sehr stark, wie Gott<br />

mich tröstete. Trotz der schwierigen<br />

Situation büffelte ich hart und schaffte<br />

sogar den Eintritt in die High School.<br />

Jetzt bin ich in Thailand, lerne und<br />

ar<strong>be</strong>ite <strong>be</strong>i einer christlichen Organisation.<br />

Ich bin Gott so dankbar für<br />

diese Möglichkeit. Mein Ziel ist es,<br />

wieder nach Vietnam zurückzukehren,<br />

um mich dort um arme Leute<br />

zu kümmern, vor allem um ältere<br />

Menschen, die ihr ganzes Le<strong>be</strong>n für<br />

Gott eingesetzt ha<strong>be</strong>n.<br />

Während ich dies schrei<strong>be</strong>, muss ich<br />

einfach weinen ... A<strong>be</strong>r es sind keine<br />

Tränen der Wut oder Frustration.<br />

Es sind Tränen der Freude darü<strong>be</strong>r,<br />

dass Gott uns durch diese schwierigen<br />

Jahre hindurch gebracht hat.<br />

Eine Frau aus unserer Kirche<br />

brachte einmal auf den Punkt, was<br />

mir selbst sehr wichtig geworden ist:<br />

»Schau zurück, um Gott zu danken.<br />

Schaue um dich herum, um Gott zu<br />

dienen. Schaue in die Zukunft und<br />

vertraue Gott.«<br />

Daniel Hofer<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!