unter verschärften bedingungen - Nehemia
unter verschärften bedingungen - Nehemia
unter verschärften bedingungen - Nehemia
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6 report<br />
Adam<br />
Wilson<br />
S C h w A R z E P E R l E n<br />
schwarze perle<br />
Sie ist schwerer zu finden als Gold oder Diamanten. Eigentlich ist sie nur als Geschenk zu bekommen. Tabea erzählt.<br />
Ich lernte Adam Wilson durch meine Arbeit an der Schule kennen. Seine sichere<br />
Arbeitsstelle und die Möglichkeit, sich im Ausland weiter zu qualifizieren,<br />
hatte er damals bereits aufgegeben.<br />
zwischen Beruf und Berufung Er war sich bewusst, vor einer entscheidenden<br />
Wahl zu stehen: entweder seine ganze Zeit und Energie in seine berufliche<br />
Laufbahn zu investieren oder der Berufung zu folgen, die Gott ihm<br />
gegeben hatte. Seit mehreren Jahren hatte er in seiner Freizeit an verschiedenen<br />
Schulen christlichen Religions<strong>unter</strong>richt erteilt und viele Kinder mit<br />
der guten Nachricht von Jesus erreicht. Ich freute mich riesig, einen Tansanier<br />
zu treffen, dem Gott eine Vision für Kinderarbeit aufs Herz legen konnte.<br />
Das war zu dieser Zeit eher selten.<br />
hungern fürs Fahrgeld Mir fiel auf, dass Adam ab und zu nicht zur Schule<br />
kam. Erst nachdem ich mich wiederholt nach dem Grund erkundigt hatte,<br />
rückte er endlich mit der Sprache heraus: Der Nachhilfe<strong>unter</strong>richt, mit dem<br />
er sein tägliches Brot verdiente, reichte nicht aus, um die Fahrkosten zu dem<br />
Schuldienst in seiner Freizeit voll zu decken. Seine magere Statur legte den<br />
Schluss nahe, dass er häufiger auf Essen verzichtete, um die Kinder <strong>unter</strong>richten<br />
zu können. Deshalb <strong>unter</strong>stützte ich ihn in der Folge öfter mit etwas<br />
Fahrgeld. Später lud ich ihn zu unseren Treffs mit den Straßenjungs ein, und<br />
seitdem ist Adam einer unserer zuverlässigsten Mitarbeiter. Er gibt selbst<br />
sein letztes Hemd für die Kids.<br />
Schlafen auf der Straße aus Verantwortung Straßenkinder sind hier oft sexuellem<br />
Missbrauch ausgesetzt. Vor einigen Jahren schlief Adam deshalb<br />
nächtelang bei einer Gruppe von kleinen Jungs auf der Straße, um sie vor<br />
homosexuellem Missbrauch durch die älteren Jungen zu schützen, bis wir<br />
für die Kleinen eine Unterkunft gefunden hätten.<br />
Studieren, um helfen zu können Inzwischen hat Adam sein Studium als Sozialarbeiter<br />
abgeschlossen und kann uns jetzt durch sein Diplom gegenüber der<br />
Regierung vertreten. Er ist weiterhin auf den Straßen in Dodoma, Dar es Salaam<br />
und im nächsten Jahr voraussichtlich auch in Morogoro <strong>unter</strong>wegs. Die Kids<br />
schätzen ihn außerordentlich. Ein Beispiel: Nachdem Adam sie im Stadtzentrum<br />
von Dar es Salaam besucht und sich längere Zeit mit ihnen <strong>unter</strong>halten hatte,<br />
entschuldigte er sich, weil er ihnen an diesem Tag nichts zu essen mitbringen<br />
konnte. Die Jungs erkannten seine missliche finanzielle Lage und legten spontan<br />
sein Fahrgeld zusammen, damit er mit dem Bus nach Hause fahren konnte.<br />
Ein großes Opfer für die Kids und ein Beweis ihrer Liebe zu Adam.<br />
Menschen wie Adam sind riesengroße Vorbilder in ihrer Gesellschaft und<br />
schlicht unbezahlbar. Solche »schwarzen Perlen« findet man nicht einfach<br />
so – sie werden einem von Gott geschenkt.<br />
Tabea Geipel