04.05.2013 Aufrufe

Auswirkung der Wahl des Trennpunktes - Zahnheilkunde.de

Auswirkung der Wahl des Trennpunktes - Zahnheilkunde.de

Auswirkung der Wahl des Trennpunktes - Zahnheilkunde.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TTER EbM-SPLITTER EbM-SPLITTER EbM-SPLITTER EbM-SPLITTER EbM<br />

Diagnose 30,9%. Die Be<strong>de</strong>utung dieser Werte<br />

wer<strong>de</strong>n am besten anhand eines Beispiels<br />

einer (fiktiven) Diagnosestudie <strong>de</strong>utlich.<br />

Angenommen, in einer Diagnosestudie<br />

wer<strong>de</strong>n 80 kranke und 360 gesun<strong>de</strong> Personen<br />

eingeschlossen, was einem Anteil von<br />

18,2% erkrankten Personen entspricht. In<br />

dieser Diagnosestudie wür<strong>de</strong> man erwarten,<br />

dass 1 von 80 erkrankten Person (80 • 1,2%)<br />

fälschlicherweise als gesund und 111 von 360<br />

gesun<strong>de</strong>n Personen (360 • 30,9%) fälschlicherweise<br />

als krank eingestuft wer<strong>de</strong>n (siehe<br />

Tabelle 1). Berechnet man für diese Vierfel<strong><strong>de</strong>r</strong>tafel<br />

die Sensitivität und Spezifität (siehe<br />

vorheriger EbM-Splitter [4]), so ergeben sich Werte von<br />

98,8% (Sensitivität) und 69,2% (Spezifität).<br />

Verwendung eines hohen <strong>Trennpunktes</strong><br />

Die <strong>Auswirkung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwendung eines hohen <strong>Trennpunktes</strong><br />

ist in Abbildung 3 dargestellt. Es wird <strong>de</strong>utlich, dass bei einem<br />

hohen Trennpunkt die Wahrscheinlichkeit für eine<br />

falsch negative Diagnose leicht ansteigt, wohingegen die<br />

Wahrscheinlichkeit für eine falsch positive Diagnose erheblich<br />

kleiner wird. Tatsächlich ist in <strong>de</strong>m gewählten Beispiel<br />

die Wahrscheinlichkeit für eine falsch negative Diagnose<br />

gleich 6,7%; die Wahrscheinlichkeit für eine falsch positive<br />

Diagnose ist 2,3%. Für die oben beschriebene Diagnosestudie<br />

wür<strong>de</strong> man somit erwarten, dass 5 von 80 erkrankten Personen<br />

(80 • 6,7%) fälschlicherweise als gesund und 8 von 360<br />

gesun<strong>de</strong>n Personen (360 • 2,3%) fälschlicherweise als krank<br />

eingestuft wer<strong>de</strong>n (siehe Tabelle 2). Berechnet man für diese<br />

Vierfel<strong><strong>de</strong>r</strong>tafel die Sensitivität und Spezifität, so ergeben sich<br />

Werte von 93,8% (Sensitivität) und 97,8% (Spezifität).<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

Abbildung 3<br />

Gesund<br />

Falsch negativ Falsch positiv<br />

<strong>Wahl</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Trennpunktes</strong><br />

hoher Trennpunkt<br />

Messwert<br />

Die <strong>Wahl</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Trennpunktes</strong> ist eine klinische Entscheidung.<br />

Sie richtet sich nach <strong>de</strong>m Nutzen bzw. Scha<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Patienten<br />

durch ein falsch positives o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein falsch negatives<br />

Testergebnis zugefügt wer<strong>de</strong>n kann. Hierbei ist zu beachten,<br />

dass die Wahrscheinlichkeiten für eine falsch positive und<br />

falsch negative Diagnose wechselseitig voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> abhängen.<br />

Wird die Wahrscheinlichkeit für ein falsch positives<br />

Testergebnis durch die Verschiebung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Trennpunktes</strong> verringert,<br />

so erhöht sich zwangsläufig die Wahrscheinlichkeit<br />

für ein falsch negatives Testergebnis, und umgekehrt.<br />

Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 56 (2001) 8<br />

Krank<br />

(positives<br />

Neues<br />

Testergebnis )<br />

Diagnose- Krankheit liegt vor<br />

verfahren<br />

liegt nicht vor<br />

(negatives<br />

Testergebnis )<br />

Tabelle 2 Erwartete Vierfel<strong><strong>de</strong>r</strong>tafel für einen hohen Trennpunkt (fiktives Beispiel)<br />

Das Problem besteht somit darin, für diese Fehlerraten<br />

einen Kompromiss zu fin<strong>de</strong>n. In obigem Beispiel erscheint<br />

die <strong>Wahl</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> höheren <strong>Trennpunktes</strong> sinnvoller, da sowohl<br />

Sensitivität als auch Spezifität recht hohe Werte besitzen.<br />

Ein niedriger Trennpunkt be<strong>de</strong>utet (aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinen<br />

falsch negativen Rate), dass fast alle Erkrankten als erkrankt<br />

erkannt wer<strong>de</strong>n (hohe Sensitivität). Wenn mit einem<br />

diagnostischen Verfahren auf keinen Fall eine Krankheit<br />

übersehen wer<strong>de</strong>n soll, z.B. bei Suchtests nach schweren,<br />

ggf. lebensbedrohlichen Erkrankungen bzw. wenn eine frühzeitige<br />

Diagnose und Therapie wichtig ist, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennpunkt<br />

entsprechend niedrig gewählt wer<strong>de</strong>n. Da in diesem<br />

Fall allerdings viele Gesun<strong>de</strong> fälschlicherweise als erkrankt<br />

klassifiziert wer<strong>de</strong>n (geringere Spezifität), sollte zur Vermeidung<br />

unnötiger, ggf. irreversibler und kostenintensiver Behandlungsmaßnahmen<br />

und Beunruhigung <strong><strong>de</strong>s</strong> Patienten<br />

eine weitere diagnostische Maßnahme (mit hoher Spezifität)<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n (Bestätigungsdiagnose).<br />

Ein hoher Trennpunkt be<strong>de</strong>utet (aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinen<br />

falsch positiven Rate), dass fast alle Gesun<strong>de</strong>n als gesund erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n (hohe Spezifität). Allerdings wer<strong>de</strong>n dabei viele<br />

Erkrankte fälschlicherweise als gesund klassifiziert (geringere<br />

Sensitivität). Bei nicht-lebensbedrohlichen Erkrankungen,<br />

ferner als bestätigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Test zum Ausschluss von falsch<br />

positiv getesteten Patienten (s.o.) sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennpunkt entsprechend<br />

hoch gewählt wer<strong>de</strong>n.<br />

Literatur<br />

Goldstandard<br />

Krankheit<br />

liegt vor liegt nicht vor<br />

(richtig positiv) (falsch positiv) (alle Test-Positiven)<br />

75 8 83<br />

5 352 357<br />

(falsch negativ) (richtig negativ) (alle Test-Negativen)<br />

80 360 440<br />

(alle Erkrankten) (alle Gesun<strong>de</strong>n) (alle Untersuchten)<br />

„Der (seltene) „i<strong>de</strong>ale“ Test verbin<strong>de</strong>t hohe<br />

Sensitivität mit hoher Spezifität.“<br />

Prof. Dr. med. Rudolf Gross und Prof. Dr. med. Dipl. Phys. Markus Löffler<br />

in ihrem Werk „Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong> Medizin“ [1]<br />

1. Gross, R., Löffler, M.: Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong> Medizin. Springer, Berlin 1997, 58.<br />

2. Lavigne, G. J., Rompré, P. H., Montplaisir, J. Y.: Sleep bruxism: validity of clinical<br />

research diagnostic criteria in a controlled polysomnographic study. J Dent<br />

Res 75, 546 (1996).<br />

3. Ralls, S. A., Cohen, M. E.: Problems in i<strong>de</strong>ntifying „bursts“ of periodontal attachment<br />

loss. J Periodontol 57, 746 (1986). [Erratum in J Periodontol 58, 313<br />

(1987)]<br />

4. Schwarzer, G., Türp, J. C., Antes, G.: EbM-Splitter: Die Vierfel<strong><strong>de</strong>r</strong>tafel (in Diagnosestudien):<br />

Sensitivität und Spezifität. Dtsch Zahnärztl Z 57, 333 (2002).<br />

Guido Schwarzer, Freiburg<br />

Jens C. Türp, Freiburg / Basel<br />

Gerd Antes, Freiburg<br />

447

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!