Deichquerung im HDD-Verfahren - Nodig-Bau.de
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Bohrtechnik<br />
Gasleitung DN 1200 durch<br />
das IJsselmeer – <strong>Deichquerung</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>HDD</strong>-<strong>Verfahren</strong><br />
Horizontalbohrtechnik ■ Der <strong>Bau</strong> einer rund 35 Kilometer<br />
langen Gaspipeline durch das IJsselmeer umfasste das<br />
Zusammenspiel unterschiedlicher <strong>Bau</strong>leistungen: etwa <strong>de</strong>n<br />
<strong>Bau</strong> <strong>de</strong>r Regelstation in Workum, <strong>de</strong>r Kompressorstation in<br />
Wieringermeer, zweier Landstrecken in Friesland und Nordholland<br />
sowie verschie<strong>de</strong>ne Bohrtechniken. Hierzu gehörten<br />
auch zwei Horizontalbohrungen zur <strong>Deichquerung</strong><br />
zwischen Me<strong>de</strong>mblik und Workum.<br />
Dort, wo sonst <strong>de</strong>r Wassersport regiert,<br />
waren in diesem Sommer<br />
große <strong>Bau</strong>aktivitäten angesagt. Das<br />
Seglerparadies <strong>im</strong> Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>,<br />
das IJsselmeer, musste <strong>im</strong> Zuge<br />
<strong>de</strong>r Verlegung einer Erdgastransportleitung<br />
DN 1200 von Workum nach<br />
Wieringermeer über eine Länge von<br />
ca. 35 Kilometern gequert wer<strong>de</strong>n<br />
(Abb. 1). Der <strong>Bau</strong>herr <strong>de</strong>r Leitung ist<br />
die N.V. Ne<strong>de</strong>rlandse Gasunie in Groningen.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Nacap<br />
B.V. in Eel<strong>de</strong> und Van Oord Offshore<br />
B.V. in Gorinchem zeichnen sich<br />
für die Durchführung dieses anspruchsvollen<br />
Rohrleitungsprojektes<br />
verantwortlich. Die Durchführung <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n <strong>Deichquerung</strong>en <strong>im</strong> <strong>HDD</strong>-<strong>Verfahren</strong><br />
lag in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Drillingabteilung<br />
<strong>de</strong>r Nacap B.V. Die Deichkreuzungen<br />
mit einer Bohrlänge von je<br />
870 Metern fan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r<br />
Ortschaften Me<strong>de</strong>mblik und Workum<br />
statt. Die Gesamtquerung unterteilte<br />
sich somit in drei Abschnitte:<br />
• die <strong>Deichquerung</strong> bei Workum,<br />
• die Offshoreverlegung in konventioneller<br />
<strong>Bau</strong>weise,<br />
• die <strong>Deichquerung</strong> bei Me<strong>de</strong>mblik.<br />
Die Entwurfsphase <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bohrungen<br />
wur<strong>de</strong> maßgeblich von <strong>de</strong>r<br />
GEODELFT in Delft gestaltet. Auf<br />
Grundlage <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Gasunie separat<br />
in Auftrag gegebenen <strong>Bau</strong>grun<strong>de</strong>rkundungen<br />
wur<strong>de</strong> eine <strong>de</strong>taillierte<br />
Ausschreibungsunterlage erarbeitet.<br />
In <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an die Querungen<br />
wur<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>r GEO-<br />
DELFT folgen<strong>de</strong> Punkte herausgestellt<br />
und bedurften beson<strong>de</strong>rer Aufmerksamkeit:<br />
• Wasserläufigkeit <strong>im</strong> Bohrkanal<br />
• Geometrie <strong>de</strong>s Bohrprofils<br />
Abb. 1 Das IJsselmeer wur<strong>de</strong> <strong>im</strong> Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Verlegung einer Erdgaspipeline<br />
über eine Länge von rund 35 Kilometern<br />
gequert.<br />
• Vermeidung von Spülungsaustritten<br />
• Zugkräfte während <strong>de</strong>s Rohreinzuges<br />
<strong>Bau</strong>grundgegebenheiten<br />
Me<strong>de</strong>mblik<br />
Gemäß <strong>de</strong>r <strong>Bau</strong>grunduntersuchung<br />
und <strong>de</strong>s Berichtes <strong>de</strong>r GEODELFT<br />
kann <strong>de</strong>r <strong>Bau</strong>grundaufbau in <strong>de</strong>r Bohrtrasse<br />
gemäß Tabelle 1 beschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Bohrprofil lief zum größten<br />
Teil durch die Sandschicht von NN<br />
-14 m bis NN -18 m sowie <strong>de</strong>r Kleischicht<br />
von NN -27,6 m bis NN -28,7 m.<br />
Im Durchschnitt konnte von einer mittleren<br />
bis grobkörnigen Sandschicht mit<br />
einem CPT-Wert von 15 MPa bis 25<br />
MPa ausgegangen wer<strong>de</strong>n.<br />
46 Jahresmagazin 12/2006
<strong>Bau</strong>grundgegebenheiten Workum<br />
Gemäß <strong>de</strong>r <strong>Bau</strong>grunduntersuchung<br />
und <strong>de</strong>s Berichtes <strong>de</strong>r GEODELFT<br />
kann <strong>de</strong>r <strong>Bau</strong>grundaufbau in dieser<br />
Bohrtrasse gemäß Tabelle 2 beschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Bohrprofil lief zum<br />
größten Teil durch die Sandschicht von<br />
NN -10,4 m bis NN -12,9 m sowie <strong>de</strong>r<br />
Lage von NN -20,3 m bis NN -22,7 m.<br />
Im Durchschnitt konnte von einer feinkörnigen<br />
Sandschicht mit einem CPT-<br />
Wert von 45 MPa bis max<strong>im</strong>al 80 MPa<br />
ausgegangen wer<strong>de</strong>n. Gemäß <strong>Bau</strong>grundbericht<br />
konnten Kieseinschlüsse<br />
nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zugkraftprognosen<br />
Nach Fertigstellung und Genehmigung<br />
<strong>de</strong>r aufgegebenen Bohrprofile wur<strong>de</strong>n<br />
Zugkraftberechnungen, Spülungsdruckvorhersagen<br />
sowie Berechnungen<br />
über zulässige Spülungsdrücke angestellt.<br />
Die gemäß <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen<br />
Norm NEN 3650-51 aufgestellten<br />
Berechnungen (MDrill-Programm) ergaben<br />
folgen<strong>de</strong> Zugkraftprognosen:<br />
Me<strong>de</strong>mblik: 1.280 kN<br />
Workum: 1.260 kN<br />
Bohranlage<br />
Zur Realisierung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bohrungen<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einsatz einer Maxibohranlage<br />
geplant und durchgeführt.<br />
Bei<strong>de</strong> Querungen wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Nacap-Rig<br />
III, das eine Rückzugskraft von<br />
2.500 kN zur Verfügung stellen kann,<br />
durchgeführt. Die Bohrarbeiten wur<strong>de</strong>n<br />
<strong>im</strong> Zweischichtbetrieb (2 x 12 Std.)<br />
abgewickelt.<br />
<strong>Verfahren</strong>stechnik<br />
Gemäß <strong>de</strong>n Ausschreibungsunterlagen<br />
sollten bei<strong>de</strong> Bohrungen vom Wasser<br />
aus aufgefahren wer<strong>de</strong>n, d. h. die jeweiligen<br />
Eintrittspunkte lagen <strong>im</strong> IJsselmeer.<br />
Ein Grund für diese Vorgehensweise<br />
lag in <strong>de</strong>r Ortungs- und Steuerungstechnik.<br />
Zu<strong>de</strong>m war ein Austrittspunkt<br />
<strong>im</strong> IJsselmeer auf Grund <strong>de</strong>s<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen Spundwandkastens nur<br />
sehr schwer realisierbar, da ferromagnetische<br />
Einflüsse erhebliche Störungen<br />
zur Folge haben können. Und schließlich<br />
steigen die Bohrspülungsdrücke vom<br />
Start- zum Austrittspunkt naturgemäß<br />
relativ stark an. Die Gefahr eines Spülungsausbruches<br />
<strong>im</strong> IJsselmeer wäre bei<br />
einer Bohrrichtung von Land- zur Wasserseite<br />
enorm hoch gewesen.<br />
Jahresmagazin 12/2006<br />
Spundwandkasten<br />
Sowohl für die Workum- als auch für<br />
die Me<strong>de</strong>mblikseite wur<strong>de</strong> am Bohransatzpunkt<br />
ein Spundwandkasten mit<br />
<strong>de</strong>n Abmessungen 80 x 5 Meter gerammt.<br />
Die Bohlenlänge betrug <strong>im</strong><br />
Mittel 12 bis 16 Meter. Die Spundwandkästen<br />
(Abb. 2) wur<strong>de</strong>n zwecks<br />
Bohrspülungsaufnahme bzw. Bohrspülungsrückfluss<br />
in drei Abteilungen<br />
aufgeteilt: Der Spülungsrückfluss von<br />
<strong>de</strong>r Bohranlage (Gestänge- und Werkzeugwechsel)<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r ersten Ab-<br />
Erkundungstiefe <strong>Bau</strong>grund<br />
Tabelle 1 <strong>Bau</strong>grundaufbau in <strong>de</strong>r Bohrtrasse Me<strong>de</strong>mblik<br />
teilung aufgefangen. Die Bohrflüssigkeit<br />
aus <strong>de</strong>m Bohrloch (Returns) wur<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Abteilung 2 aufgenommen.<br />
Von hier aus wur<strong>de</strong> die belastete Spülung<br />
zur Aufbereitungsanlage an Land<br />
gepumpt, gereinigt und dann zum<br />
Speichertank auf <strong>de</strong>r Bohrplattform<br />
(Ponton) zurückgepumpt. Zur Stabilisierung,<br />
Lagerung und Führung <strong>de</strong>s<br />
Bohrgestänges, <strong>de</strong>s Casingrohres sowie<br />
<strong>de</strong>s Produktenrohres wur<strong>de</strong> in dieser<br />
Abteilung noch ein so genannter<br />
„Stinger“ eingebaut.<br />
Entwurfsdaten Me<strong>de</strong>mblik<br />
Rohrmaterial: Stahl X 70<br />
Rohraußendurchmesser: 1.219 mm<br />
Wandstärke: 22,7 mm<br />
Bohrdaten: Bohrkanaldurchmesser: 1.550 mm<br />
Bohrradius: 1.400 m<br />
Konservierung/Rohrisolierung: Rohrstrang: PE-Isolierung<br />
Schweißnähte: glasfaserverstärkte Isolierung<br />
Entwurfsdaten Workum<br />
Die Daten sind bis auf die Isolation i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>r Bohrung Me<strong>de</strong>mblik.<br />
Konservierung/Rohrisolierung Rohrstrang: glasfaserverstärkte Isolierung<br />
Schweißnähte: glasfaserverstärkte Isolierung<br />
Von OK Gelän<strong>de</strong><br />
(NN -0,7 m bis NN -1,5 m) abwechselnd Klei- und Torflagen<br />
NN -9,5 m bis NN -9,9 m Sand<br />
NN -11,8 m bis NN -13,4 m Sand mit Kleieinlagerungen<br />
NN -14,0 m bis NN -18,0 m Sand, schwach schluffig<br />
NN -27,6 m bis NN -28,7 m Klei, stark sandig<br />
NN -31,2 m bis NN -31,9 m Sand, sehr schluffig<br />
Erkundungstiefe Erkundungstiefe <strong>Bau</strong>grund<br />
(Eintrittspunkt) (nach 240 m Pilotbohrung)<br />
Von OK Gelän<strong>de</strong> Von OK Gelän<strong>de</strong> Klei, stark sandig<br />
(NN -2,1 m) (NN -0,8 m bis +0,6 m)<br />
NN -2,8 m NN -2,2 m bis NN -3,1 m Torf<br />
NN -3,3 m NN -3,0 m bis NN -3,7 m Mittelsand/Klei<br />
NN -6,7 m NN -6,0 m bis NN -6,6 m Sand<br />
NN -10,8 m Bohrkernverlust Klei<br />
NN -12,4 m NN -9,5 m bis NN -10,8 m Klei mit Torfeinlagerungen<br />
Bohrkernverlust NN -10,4 m bis NN -12,9 m Sand (Fein- und Mittelsan<strong>de</strong>)<br />
NN -23,0 m NN -20,3 m bis NN -22,7 m Klei/Torf<br />
NN -24,2 m NN -22,2 m bis NN -25 m Mittelsand<br />
Tabelle 2 <strong>Bau</strong>grundaufbau in <strong>de</strong>r Bohrtrasse Workum<br />
47
Bohrtechnik<br />
Abb. 2 Jeweils hinter einem Spundwandkasten<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ponton mit<br />
<strong>de</strong>r Bohranlage verankert.<br />
Abb. 3 Zur Reduzierung <strong>de</strong>r Reibungskräfte<br />
<strong>im</strong> Bohrkanal wur<strong>de</strong> die Rohrleitung<br />
mit einem Ballastierungssystem<br />
versehen.<br />
Me<strong>de</strong>mblik<br />
Workum<br />
Abb. 4 Oberbogengestaltung<br />
auf <strong>de</strong>r Me<strong>de</strong>mblik-Seite<br />
Räumgang Durchmesser Bohrfortschrittsgeschwindigkeit<br />
Nr. 1 32” / 815 mm 0,85 m/min<br />
Nr. 2 50” / 1.270 mm 1,05 m/min<br />
Nr. 3 56” / 1.420 mm 1,24 m/min<br />
Nr. 4 61” / 1.550 mm 1,35 m/min<br />
Nr. 1 32” / 815 mm 0,85 m/min<br />
Nr. 2 42” / 1.070 mm 1,07 m/min<br />
Nr. 3 50” / 1.270 mm 1,05 m/min<br />
Nr. 4 56” / 1.420 mm 1,26 m/min<br />
Nr. 5 61” / 1.550 mm 1,38 m/min<br />
Tabelle 3 Räumerspezifikationen Me<strong>de</strong>mblik und Workum<br />
Bohrplattform (Ponton)<br />
Direkt hinter <strong>de</strong>m jeweiligen Spundwandkasten<br />
wur<strong>de</strong> ein Ponton mit <strong>de</strong>n<br />
Maßen 65 x 11,5 x 3 Meter gelegt und<br />
verankert (Abb. 2). Auf dieser Einheit<br />
wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Geräte und Zubehörteile<br />
aufgestellt bzw. gelagert:<br />
• Bohranlage mit Steuerstand,<br />
• Spülungshochdruckpumpe,<br />
• Speichertank für Bohrspülung,<br />
• Dieselgeneratoren,<br />
• Bohrgestänge,<br />
• Werkstatt- und Werkzeugcontainer.<br />
Der Ponton wur<strong>de</strong> gemäß <strong>de</strong>n gelten<strong>de</strong>n<br />
Vorschriften <strong>de</strong>r Schifffahrtsordnung,<br />
<strong>de</strong>n gelten<strong>de</strong>n Sicherheitsbest<strong>im</strong>mungen<br />
für schw<strong>im</strong>men<strong>de</strong><br />
Geräte sowie <strong>de</strong>n örtlichen Best<strong>im</strong>mungen<br />
<strong>de</strong>r Hafenbehör<strong>de</strong> ausgestattet<br />
und eingerichtet.<br />
Retourleitungen und Ortungskabel<br />
Die Bohrspülungsmischanlage und die<br />
Aufbereitungsanlage wur<strong>de</strong>n jeweils<br />
am Austrittspunkt <strong>de</strong>r Bohrung positioniert.<br />
Über temporäre Leitungen<br />
(landseitig PE-HD, wasserseitig Stahlrohr)<br />
wur<strong>de</strong> Wasser, Spülung sowie bela<strong>de</strong>ne<br />
Spülung gepumpt. Zur Ortung<br />
<strong>de</strong>s Bohrkopfes wur<strong>de</strong> parallel zu einem<br />
<strong>de</strong>r vorgenannten Rohrleitungen<br />
ein Surveykabel verlegt. Die genaue<br />
Lage <strong>de</strong>r Messleitung wur<strong>de</strong> mittels<br />
Kreiselkompassvermessung festgestellt.<br />
Bohraktivitäten<br />
Nach Fertigstellung <strong>de</strong>r <strong>Bau</strong>stelleneinrichtung<br />
wur<strong>de</strong> am 27. Juli 2006 mit <strong>de</strong>r<br />
Pilotbohrung an <strong>de</strong>r Me<strong>de</strong>mblikseite<br />
begonnen. Auf Grund <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nverhältnisse<br />
kam ein konventioneller Jetbit-Bohrkopf<br />
mit einem Durchmesser<br />
von 9 5/8“ entsprechend 245 Mill<strong>im</strong>eter<br />
zum Einsatz.<br />
Die ersten 150 Meter <strong>de</strong>r Pilotbohrung<br />
wur<strong>de</strong>n mit einem Gyrovermessungssystem<br />
aufgefahren. Im Anschluss wur<strong>de</strong><br />
zur Stabilisierung <strong>de</strong>s Bohrstranges<br />
ein Casingrohr mit einem Durchmesser<br />
von 13 3/8“ gebohrt. Danach wur<strong>de</strong> die<br />
Bohrung mit Wirelinetechnik (Paratrack<br />
II) fortgesetzt. Das Steeringtool<br />
gab neben <strong>de</strong>n üblichen Koordinaten<br />
<strong>de</strong>s Bohrkopfes auch <strong>de</strong>n Bohrspülungsdruck<br />
<strong>im</strong> Bohrkanal wie<strong>de</strong>r.<br />
48 Jahresmagazin 12/2006
Die Pilotierung erfolgte mit einer Bohrfortschrittsgeschwindigkeit<br />
von ca. 1,5<br />
m/min bzw. 6 bis 7 min/Bohrstange.<br />
Am 29. Juli 2006 wur<strong>de</strong> die Pilotbohrung<br />
erfolgreich ins Ziel gebracht. Die<br />
Pilotierung auf <strong>de</strong>r Workumseite <strong>de</strong>s<br />
IJsselmeeres wur<strong>de</strong> ebenfalls innerhalb<br />
von drei Tagen, in <strong>de</strong>r Zeit vom 31. August<br />
bis zum 2. September 2006 durchgeführt.<br />
Aufweitung <strong>de</strong>s Bohrkanals<br />
Nach Abschluss <strong>de</strong>r Pilotierungen wur<strong>de</strong><br />
mit <strong>de</strong>n Aufweitvorgängen begonnen<br />
(Tab. 3). Der Enddurchmesser <strong>de</strong>s<br />
Bohrkanals betrug 1.550 Mill<strong>im</strong>eter.<br />
Alle Räumgänge wur<strong>de</strong>n mit einer<br />
Spülungsmenge von ca. 2.000 l/min<br />
durchgeführt. Alle Räumgänge wur<strong>de</strong>n<br />
mit „Fly-Cutter“ durchgeführt.<br />
Die Stabilisierung und Zentrierung<br />
eines je<strong>de</strong>n Räumganges erfolgte mittels<br />
eines nachgeschalteten Barrelreamers.<br />
Der Durchmesser <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Zentrierwerkzeuges betrug<br />
jeweils 6“ bzw. ca. 150 Mill<strong>im</strong>eter weniger<br />
als <strong>de</strong>r vorangegangene Flycutterdurchmesser.<br />
In allen Phasen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>naustrag<br />
beson<strong>de</strong>res Augenmerk durch<br />
regelmäßige Feststoffkontrolle <strong>de</strong>r<br />
Bohrspülung geschenkt. Die gesamte<br />
zu för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Feststoffmenge betrug<br />
ca. 1.600 m 3 pro Bohrung.<br />
Vor Beginn <strong>de</strong>r Einzugsphase wur<strong>de</strong><br />
noch ein so genannter „Cleaningrun“<br />
durchgeführt. Dieser Arbeitsschritt<br />
trägt zum letztmaligen Säubern <strong>de</strong>s<br />
Bohrkanals bei. Auf <strong>de</strong>r Me<strong>de</strong>mblikseite<br />
kam dabei ein 56“-Barrelreamer<br />
und auf <strong>de</strong>r Workumseite ein 54“-Basketreamer<br />
(zum Sammeln von großen<br />
Kies- und Steinanteilen) zum Einsatz.<br />
Einziehvorgang<br />
Die einzuziehen<strong>de</strong> Rohrleitung mit einem<br />
Streckengewicht von 680 kg/m erfuhr<br />
mit einem Nettoauftrieb von 1.284<br />
kg/m eine Auftriebskraft von 592 kN.<br />
Zur Reduzierung <strong>de</strong>r Reibungskräfte<br />
<strong>im</strong> Bohrkanal wur<strong>de</strong> die Rohrleitung<br />
mit einem Ballastierungssystem versehen.<br />
Ein mit einem Rollensystem versehenes<br />
Stahlrohr, das durch ein PE-<br />
Rohr <strong>de</strong>r Nennweite 125 Mill<strong>im</strong>eter mit<br />
Wasser gefüllt wur<strong>de</strong>, reduzierte die<br />
Auftriebskraft auf ca. 118 kN (Abb. 3).<br />
Jahresmagazin 12/2006<br />
Abb. 5 Der Rohreinzug konnte ohne nennenswerte Probleme<br />
nach 13 Stun<strong>de</strong>n abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Vor Beginn <strong>de</strong>r eigentlichen Einzugsphase<br />
erfolgte die Konstruktion und<br />
Gestaltung <strong>de</strong>s Oberbogens. Mit Hilfe<br />
von fünf Telekränen (Abb. 4) und Rollencraddles<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einzugsbogen<br />
realisiert. Die Erstellung <strong>de</strong>s Oberbogens<br />
erfor<strong>de</strong>rte eine gesamte Hubkapazität<br />
von 11.000 kN.<br />
Nach Abschluss dieser Arbeiten wur<strong>de</strong><br />
am 8. August 2006 mit <strong>de</strong>m Rohreinzug<br />
begonnen. Unter <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s Auftraggebers,<br />
<strong>de</strong>n technischen Abnahmebehör<strong>de</strong>n<br />
und unter großer Anteilnahme<br />
<strong>de</strong>r örtlichen Presse und Bevölkerung<br />
begann sich <strong>de</strong>r Rohrstrang<br />
um die Mittagszeit in Richtung IJsselmeer<br />
zu bewegen (Abb. 5). Ohne nennenswerte<br />
technische Probleme konnte<br />
<strong>de</strong>r Rohreinzug nach ca. 13 Stun<strong>de</strong>n<br />
erfolgreich zu En<strong>de</strong> geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die gemessene und aufgezeichnete Einzugskraft<br />
von 1.250 kN lag dabei fast<br />
exakt auf <strong>de</strong>r prognostizierten Zahl in<br />
Höhe von 1.280 kN. Die Bohrung<br />
„Workum“ wur<strong>de</strong> am 11. September<br />
2006 nach ca. elf Stun<strong>de</strong>n erfolgreich<br />
fertig gestellt.<br />
Lagevermessung<br />
Nach <strong>de</strong>r Isolationsmessung wur<strong>de</strong> zur<br />
Überprüfung und Dokumentation <strong>de</strong>r<br />
Rohrlage eine Vermessung mit <strong>de</strong>m<br />
Gyrokompass durchgeführt. Die Vermessung<br />
erfolgte <strong>im</strong> Anschluss an <strong>de</strong>n<br />
Ausbau <strong>de</strong>r Ballastierungsleitung. Das<br />
Messgerät wur<strong>de</strong> dabei mit einem Zugseil<br />
durch das Produktenrohr gezogen.<br />
Die entsprechen<strong>de</strong>n Lageprotokolle<br />
wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Auftraggeber ausgehändigt<br />
und die Bohrungen konnten für<br />
die weitere Einbindung in das konventionell<br />
verlegte Teilstück freigegeben<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Alle Abbildungen: Nacap<br />
Autor:<br />
Dipl.-Ing./EWE Hermann Lübbers<br />
Nacap B.V.<br />
Machlaan 5<br />
NL-9761 TK Eel<strong>de</strong><br />
Tel.: 0031-50-5991-200<br />
Fax: 0031-50-5991-224<br />
E-Mail: h.luebbers@nacap.nl<br />
Internet: www.nacap.nl<br />
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