Junge Menschen als Tatverdächtige und Opfer von ... - Polizei Bayern
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10 Zusammenfassung<br />
10.1 Kinder<br />
Wegen der im Jahr 1997 geänderten Erfassung des Alters der TV zur Tatzeit sind langjährige Vergleiche<br />
insbesondere bei Kindern problematisch. Die zweijährige Phase abnehmender TV-Zahlen setzt sich nicht fort,<br />
wenn auch bei einem moderaten Anstieg <strong>von</strong> 181 mehr erfassten tatverdächtigen Kindern.<br />
Folglich steigt der Anteil der Kinder an allen <strong>Tatverdächtige</strong>n <strong>und</strong> liegt mit einem Plus <strong>von</strong> 0,2 Prozentpunkten<br />
jetzt bei 4,2 Prozent Anteil. Die Belastung der Kinder (TVBZ: 1.523) liegt weiterhin deutlich unter der<br />
durchschnittlichen Belastung (TVBZ: 2.792).<br />
Die TV-Zahlen steigen i.d.R. mit einstelligen Raten, während fallende Werte zumeist zweistellig ausfallen.<br />
Kinder <strong>als</strong> <strong>Opfer</strong> <strong>von</strong> Straftaten<br />
Die Erweiterung des opferrelevanten Straftatenkataloges im Jahr 1995 reduziert den Vergleichszeitraum auf die<br />
Folgejahre. Die <strong>Opfer</strong>belastungszahl hat seit 1996 auf über 24 Prozent zugenommen wie auch die <strong>Opfer</strong>zahlen<br />
um knapp unter 17 Prozent gestiegen sind. Bereits wie im Vorjahr fallen die <strong>Opfer</strong>zahlen erneut, <strong>und</strong> zwar um<br />
4,2%, bei der <strong>Opfer</strong>belastungszahl etwas weniger deutlich um - 2,4%. Der Anteil der Kinder an allen <strong>Opfer</strong>n<br />
liegt jetzt bei 8,2%, <strong>als</strong>o 0,3 Prozentpunkte weniger <strong>als</strong> im Jahr 2005.<br />
10.2 Jugendliche<br />
Bei den tatverdächtigen Jugendlichen bildet sich kein Trend heraus, so dass die TV-Zahlen auch dieses Mal<br />
wieder fallen <strong>und</strong> zwar um 0,4%. Die TVBZ fiel um 1,3% zurück, jedoch liegt der Wert <strong>von</strong> 5.872 noch sehr<br />
deutlich über dem Landesdurchschnitt. Deutsche Jugendliche weisen bei der TVBZ – 3,1% aus, die der<br />
Nichtdeutschen fällt ebenfalls um 2,5%.<br />
Der einfache Diebstahl/Ladendiebstahl ist das am häufigsten registrierte Delikt dieser Altersgruppe, gefolgt<br />
<strong>von</strong> der Gewaltkriminalität (nichtdeutsche TV) bzw. Sachbeschädigung (deutsche TV). Typisch für<br />
Jugendliche ist dabei das Agieren aus der Gruppe heraus <strong>und</strong> die Tatsache, dass die Gewalt <strong>von</strong> (männlichen)<br />
Jugendlichen sehr oft Gewalt an anderen (männlichen) Jugendlichen ist.<br />
Jugendliche sind mit den Heranwachsenden in der Reihung die zweite Altersgruppe, bei denen die <strong>Opfer</strong>zahlen<br />
steigen, aber nicht so stark (+ 2,1%) wie dies bei den Heranwachsenden mit + 4,9% der Fall ist. Seit 1998 haben<br />
allerdings die <strong>Opfer</strong>zahlen um 45% zugenommen. Die OBZ liegt im Vergleich zum Vorjahr um 1,2% höher.<br />
Die Zunahme in der langfristigen Sicht steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der TV-Zahlen, da<br />
gerade im Gewaltbereich Jugendliche häufig <strong>Opfer</strong> <strong>von</strong> anderen Jugendlichen werden. Dies ist insbesondere bei<br />
gefährlichen Körperverletzungen aus der Gruppe heraus (Tatbestandsmerkmal „<strong>von</strong> mehreren<br />
gemeinschaftlich“) <strong>und</strong> Raubdelikten der Fall. Dem entspricht auch die Geschlechterverteilung bei den<br />
jugendlichen <strong>Opfer</strong>n: Während bei den Kindern die Mädchen deutlich häufiger <strong>als</strong> <strong>Junge</strong>n <strong>Opfer</strong> <strong>von</strong> Straftaten<br />
werden, ist die <strong>Opfer</strong>belastungszahl männlicher Jugendlicher wesentlich höher <strong>als</strong> die der weiblichen<br />
Jugendlichen. Männliche Jugendliche werden häufiger <strong>Opfer</strong> <strong>von</strong> Rohheitsdelikten, bei weiblichen<br />
Jugendlichen dominieren die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.<br />
Bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen wirkt sich der „Charakter“ der <strong>Polizei</strong>lichen Krimin<strong>als</strong>tatistik <strong>als</strong> Anzeigen-<br />
Statistik besonders aus <strong>und</strong> muss bei einer Bewertung der Entwicklung berücksichtigt werden: Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche agieren im Gegensatz zu Erwachsenen -<strong>und</strong> dies gilt ganz besonders bei Gewaltdelikten-<br />
vornehmlich im öffentlichen Raum. Straftaten im öffentlichen Raum kommen generell vermehrt zur Anzeige <strong>als</strong><br />
Straftaten im privaten Bereich, in dem eher Erwachsene <strong>als</strong> Gewalttäter auftreten. Infolge der starken<br />
Medienberichterstattung <strong>und</strong> der breiten öffentlichen Diskussion des Themas Jugendgewalt wird aggressives<br />
Verhalten <strong>von</strong> Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit großer Wahrscheinlichkeit zunehmend weniger <strong>als</strong> jugendtypisch<br />
wahrgenommen <strong>und</strong> toleriert, sondern häufiger bei der <strong>Polizei</strong> angezeigt <strong>als</strong> früher. Für ein geändertes<br />
Anzeigeverhalten sprechen auch die deutlichen Zunahmen bei den einfachen Körperverletzungen; Raubdelikte<br />
dagegen gehen zurück. Gerade bei jungen TV muss da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass die Straftatenhäufigkeit<br />
nicht (nur) tatsächlich zunimmt, sondern auch eine Aufhellung des Dunkelfeldes erfolgt.<br />
Berichtsjahr: 2006 Seite 99 <strong>von</strong> 103