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Kongressbroschüre mit Programm, Abstracts und weiteren Infos...

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32<br />

<strong>Abstracts</strong><br />

Dr. Constanze Reutlinger<br />

Teilhabe <strong>und</strong> Lebensqualität bei Schädelhirntrauma<br />

<strong>und</strong> Zerebralparese<br />

Junge Menschen <strong>mit</strong> Zerebralparese oder nach<br />

Schädel-Hirn-Trauma zeigen oft ähnliche syndromale<br />

Erkrankungsbilder. Körperliche (Hemi- oder Tetraparese)<br />

<strong>und</strong> kognitive Einschränkungen können auftreten;<br />

Möglichkeiten zur Teilhabe werden beeinflusst.<br />

Die Lebensqualität der Patienten hängt von der Ausprägung<br />

der Einschränkungen, vom Auftreten von<br />

Schmerzen, aber auch von den Möglichkeiten zur<br />

Teilhabe ab. Sie wird ggf. von den Patienten selbst<br />

anders als von ihren Angehörigen beurteilt.<br />

Die Ziele unserer interdisziplinären therapeutischen<br />

Maßnahmen sind die Verbesserung der motorischen<br />

<strong>und</strong> kognitiven Möglichkeiten <strong>und</strong> die Sicherstellung<br />

einer umfassenden Teilhabe. Ein hierfür geeignetes<br />

Klassifikationsinstrument liefert die ICF bzw.<br />

ICF-CY. Die ICF-CY berücksichtigt nicht nur die patientenbezogene<br />

Einschränkung, sondern auch die<br />

Kontextfaktoren, die einen langfristigen <strong>und</strong> vom<br />

Schädigungsmuster unabhängigen Einfluss auf die<br />

Lebensqualität haben.<br />

Trotz der Ähnlichkeit der syndromalen Erkrankungsbilder<br />

finden sich Unterschiede bei Lebensqualität<br />

<strong>und</strong> Teilhabe zwischen jungen Menschen <strong>mit</strong> Zerebralparese<br />

<strong>und</strong> Schädel-Hirn-Trauma. Während die<br />

Inklusion bei Zerebralparese ein im ersten Lebensjahr<br />

beginnender Prozess ist, der zunächst überwiegend<br />

durch die Familie begleitet wird, werden Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche durch ein Schädel-Hirn-Trauma aus ihrer<br />

gewohnten Umgebung heraus gerissen. Dem akuten<br />

Krankenhausaufenthalt folgt ein oft lang andauernder<br />

Rehabilitationsprozess. Diese jungen Menschen haben<br />

also eigene Erfahrungen aus der Zeit vor dem<br />

Trauma <strong>und</strong> erleben das Trauma als Zäsur. Häufig<br />

zeigen sich in der ersten Zeit der Neurorehabilitation<br />

deutliche Fortschritte, so dass erreichbare Ziele<br />

definiert werden können. Erst im Verlauf wird dann<br />

deutlich, welche Defizite andauern oder langfristiger<br />

Therapien bedürfen. Anzustrebendes Ziel ist eine Reintegration<br />

in die gewohnten Strukturen.<br />

Bei Patienten <strong>mit</strong> Zerebralparese werden die körperlichen<br />

<strong>und</strong> kognitiven Einschränkungen erst im<br />

Verlauf der Entwicklung deutlich. Neben der Familie<br />

begleiten Kindergarten <strong>und</strong> Schule diesen Prozess.<br />

Das Erleben beider Patientengruppen sowie ihrer<br />

Angehörigen bezüglich ihrer Einschränkungen differiert<br />

auf Gr<strong>und</strong> des unterschiedlichen Zeitpunktes<br />

der Erkrankung sowie des nachfolgenden Verlaufes.<br />

Anhand von Beispielen wird die unterschiedliche<br />

Wahrnehmung der beiden Patientengruppen aufgezeigt.<br />

Teilhabe <strong>und</strong> Lebensqualität von Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen <strong>mit</strong> Zerebralparese wurden in der<br />

europäischen SPARCLE-Studie ausführlich unter-<br />

sucht. Eine Fragestellung für die Zukunft ist, inwieweit<br />

sich bei jungen Menschen nach Schädel-Hirn-<br />

Trauma hier Unterschiede finden.<br />

Vom Anhängsel zur helfenden Hand: aktuelle<br />

Therapiemethoden für Arm <strong>und</strong> Hand<br />

Durch die Weiterentwicklung computergestützter<br />

Methoden haben sich in den letzten Jahren die therapeutischen<br />

Möglichkeiten zur Förderung der Arm<strong>und</strong><br />

Handfunktion erweitert.<br />

Ein Schwerpunkt bildet weiterhin die klassische<br />

Ergotherapie <strong>mit</strong> Förderung der Sensibilität, Lagerungsbehandlung<br />

<strong>und</strong> im <strong>weiteren</strong> Verlauf Einbindung<br />

von Handwerk in die Therapie. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt sollte immer das Training alltagsrelevanter<br />

Fähigkeiten sein.<br />

Bei schwerer Spastik oder schlaffer Parese <strong>mit</strong> wenig<br />

oder fehlender Funktion steht zunächst die Verhinderung<br />

von Kontrakturen im Vordergr<strong>und</strong>. Zum<br />

Einsatz kommen hier Lagerungsorthesen. Insbesondere<br />

zur Dehnung im Ellenbogengelenk werden<br />

Orthesen <strong>mit</strong> Ultraflexgelenk verwendet. Auch bei<br />

zunehmender Funktionsfähigkeit der Hand verhindern<br />

Lagerungsorthesen weiterhin die Kontrakturbildung.<br />

Zusätzlich kommen jetzt aber auch Funktionsorthesen<br />

zum Einsatz, die helfen, die Hand in<br />

einer Position zu halten, <strong>mit</strong> der besser gegriffen<br />

werden kann. Hier ist eine genaue Feinabstimmung<br />

notwendig zwischen Orthopädietechniker, Arzt <strong>und</strong><br />

Ergotherapeuten. Unterstützt werden kann die Behandlung<br />

durch die Injektion von Botulinumtoxin in<br />

betroffene Muskeln.<br />

Mit der SAEBO-Orthese wurde eine neue Funktionsorthese<br />

entwickelt, die das gezielte Training des<br />

Greifens, insbesondere des Loslassens, unterstützt.<br />

Durch computergestützte Methoden können gezielt<br />

einzelne Funktionen trainiert werden. Dass diese<br />

Methoden auch kleinste Fortschritte dokumentieren,<br />

trägt oft erheblich zur Motivation der Patienten bei.<br />

Mit dem Handtutor werden durch einen speziellen<br />

Handschuh minimale Bewegungen der Finger oder<br />

des Handgelenks registriert. Diese reichen aus, um Figuren,<br />

Bälle o.ä. auf dem Bildschirm zu bewegen. Die<br />

Kinder erleben häufig erstmals nach langer Zeit, dass<br />

ihre Hand gezielte Bewegungen ausführen kann.<br />

Der ARMEO®-Armroboter unterstützt die Bewegung<br />

von Arm <strong>und</strong> Hand. Die Entlastung des Armes<br />

gegen die Schwerkraft kann unterschiedlich<br />

gewählt werden. Auch hier lassen sich gezielte Bewegungen<br />

auf dem Bildschirm in verschiedene Aufgaben<br />

umsetzen.<br />

Insbesondere bei der Therapie der Arm- <strong>und</strong> Handfunktion<br />

sollten Ziele definiert werden. Dies erfordert<br />

eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten<br />

Berufsgruppen <strong>mit</strong> den Patienten.

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