KGSt INFO Sonderdruck Mai 2006 - Stadt Salzgitter
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6 <strong>KGSt</strong> <strong>INFO</strong> <strong>Sonderdruck</strong>, <strong>Mai</strong> <strong>2006</strong><br />
Unternehmen braucht andere, neue Maschinen für ein neues Produktionsprogramm.<br />
Gleichzeitig ist Vermögen noch in alten Anlagen gebunden, so<br />
dass die Anpassungschancen sinken.<br />
Wie sieht es aus, wenn man diese Grundgedanken auf Kommunen anwendet?<br />
Die Kommunen benutzen bei ihrer Aufgabenwahrnehmung überwiegend<br />
eigene Gebäude, etwa Kindertageseinrichtungen, Schulen, Turnhallen<br />
oder Rathäuser. Um sich auf künftige Veränderungen der demographischen<br />
Struktur, der Wirtschaftsentwicklung, Integration, Bildung und Familienfreundlichkeit<br />
einzustellen, sind zahlreiche Maßnahmen erforderlich. Das kann bedeuten,<br />
in Kindergärten nach und nach Gruppen zu schließen, wenn der<br />
Nachwuchs ausbleibt. Sind die Kindergärten Eigentum der Kommune, kann<br />
dies schwierig werden oder zumindest mit Leerstandskosten verbunden sein.<br />
Das schnelle Rezept, in einer solchen Situation aus Kindergärten Jugendzentren<br />
oder Altenbegegnungsstätten zu machen, hilft nicht recht weiter. In <strong>Salzgitter</strong><br />
sind von 44 Kindergärten nur zwanzig in städtischem Eigentum. Die<br />
<strong>Stadt</strong> hat sich zur Aufgabenerfüllung Dritter bedient, was die anstehenden<br />
Anpassungsprobleme verringern wird.<br />
Ähnliche Beispiele ließen sich für andere Aufgaben finden: Kommunen könnten<br />
sich zur Aufgabenerfüllung einerseits Dritter bedienen oder andererseits<br />
Immobilien anmieten oder leasen. Auch die laufenden Projekte im Rahmen<br />
von Public Private Partnership und Schulsanierung, -neubau, -unterhalt und<br />
-bewirtschaftung ermöglichen Vertragsvarianten, bei denen die Verwertung<br />
eines nicht mehr benötigten Schulgebäudes dem Privaten obliegt. Aus Sicht<br />
des Verfassers wird es zukünftig darauf ankommen, flexibel und rasch auf<br />
gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können. Hierzu gehört auch<br />
die Abkehr vom Prinzip „Wenn es gut sein soll, muss es die <strong>Stadt</strong> in städtischem<br />
Eigentum bzw. mit eigener Infrastruktur selber machen“!<br />
Kommunalisierungder Kennzahl durch Nutzungsbezug<br />
Wird also die Kennzahl Anlagenintensität auf die bebauten Grundstücke mit<br />
einer bestimmten Nutzung bezogen - etwa Schulen oder Kindertageseinrichtungen<br />
-, kann sie ähnlich interpretiert werden wie die entsprechende<br />
Bilanzkennzahl in der Privatwirtschaft. Auch diese - auf den ersten Blick sehr<br />
betriebswirtschaftlich orientierte - Kennzahl hat für Kommunen eine nicht<br />
zu unterschätzende Aussagekraft. Denn kurz nach dem Übergang von der<br />
Ordnungsverwaltung zur Dienstleistungsverwaltung steht bereits ein neuer<br />
Paradigmenwechsel an: Diesmal zur Gewährleistungsverwaltung mit ausgeprägt<br />
partizipativer Komponente bei gleichzeitig optimierten Prozessen und<br />
Ressourcenverbräuchen. 16) Dass (einzelne) öffentliche Leistungen optimal organisiert<br />
sind, wird inzwischen fast selbstverständlich vorausgesetzt - in den<br />
Augen der Bürger zählt ausschließlich, ob ihre zentralen Lebensbereiche im<br />
Ganzen optimal geordnet sind. Dafür sind nicht allein die Kommunen verantwortlich,<br />
sondern auch andere öffentliche Beteiligte - etwa in den Bereichen<br />
Bildung, Ausbildung, Wirtschaft und Arbeit, Kultur, soziale Sicherung,<br />
Umwelt oder Wohnen. Das öffentliche Gut der Zukunft ist also zunehmend<br />
nicht mehr ein isoliertes - etwa kommunales - Produkt, sondern ein Netzwerk,<br />
das auf strategischen Feldern kooperativ, bedarfsorientiert, flexibel und<br />
reaktionsschnell zusammenwirkt.<br />
Ob es in einer Kommune gelingt, den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger<br />
an eine lebenswerte örtliche Gemeinschaft gerecht zu werden, äußert<br />
sich vor allem in den so genannten weichen Faktoren. Sie beeinflussen die<br />
Zufriedenheit der Bevölkerung und die Entwicklung einer Kommune und ihrer<br />
künftigen Leistungsfähigkeit ganz wesentlich. Deshalb gehören sie bei<br />
der Betrachtung und Bewertung der gesellschaftlichen und damit auch wirtschaftlichen<br />
Situation einer Kommune dazu.