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PDL praxis 06/2004: Rentabel oder wirtschaftlich?

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Wirtschaftlichkeit und Rentabilität<br />

Zwei verschiedene Aspekte werden in der Praxis leider oft<br />

miteinander vermengt und verwechselt<br />

Eine Veröffentlichung im Rahmen von <strong>PDL</strong><strong>praxis</strong> in der Fachzeitschrift „Häuslichen<br />

Pflege“ des Vincentz-Network, Hannover - von Thomas Sießegger<br />

Bei dem hier vorgestellten Beitrag handelt es sich um die „Rohversion“ des Beitrags,<br />

d.h. der Text wurde von der Redaktion Häusliche Pflege noch überarbeitet. Insofern<br />

muss dieses Manuskript nicht exakt mit der Veröffentlichung übereinstimmen: Die<br />

Titel sind anders und in den meisten Fällen wurden die Beiträge etwas gekürzt. Die<br />

Original lesen Sie bitte in der Häuslichen Pflege.<br />

Wußten Sie, dass eine <strong>wirtschaftlich</strong>e arbeitende Einrichtung Konkurs gehen kann?<br />

und dass ein rentabler Pflegedienst un<strong>wirtschaftlich</strong> sein kann?<br />

Diese Unterscheidung kann bedeutsam werden, wenn es zu<br />

Wirtschaftlichkeitsprüfungen nach § 79 der Pflegeversicherung kommen sollte.<br />

Das ist Wirtschaftlichkeit<br />

Für die Definition von Wirtschaftlichkeit gibt es zwei Möglichkeiten der<br />

Definition<br />

1. Das Maximumprinzip<br />

Das Maximumprinzip ist eines von zwei Wirtschaftlichkeitsprinzipien, es bedeutet, daß mit<br />

gegebenem Mitteleinsatz ein größtmöglicher Nutzen zu erzielen ist - <strong>oder</strong> anders ausgedrückt<br />

für einen ambulanten Pflegedienst:<br />

Mit den vorhandenen Sach- und Personalkosten soll ein größtmöglicher Nutzen für die Kunden<br />

(Patienten) geschaffen werden, d.h. es muß dafür gesorgt werden, daß die Leistungen so<br />

effizient und organisatorisch sinnvoll erbracht werden, daß möglichst viele Leistungen mit<br />

einem möglichst hohen zeitlichen Anteil für die Pflege bzw. für die Patienten zur Verfügung<br />

steht.<br />

2. Das Minimumprinzip<br />

Wirtschaftlichkeit läßt sich jedoch auch mit dem Minimumprinzip erklären. Das Minimumprinzip<br />

bedeutet, ein gegebenes Ziel mit möglichst geringem Mitteleinsatz zu realisieren - <strong>oder</strong>, mit<br />

anderen Worten für einen ambulanten Pflegedienst:<br />

Das Ziel einer qualitativ definierten und vorher geplanten Pflege soll mit möglichst wenig<br />

Kosten (sowohl Sach- als auch Personalkosten) erreicht werden. Bei diesem<br />

Wirtschaftlichkeitsprinzip ist also der Personal- und Sachmitteleinsatz die Variable und soll<br />

möglichst minimiert werden.<br />

No. <strong>06</strong> <strong>2004</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - Wirtschaftlichkeit und Rentabilität© <strong>2004</strong> Sießegger Seite 1


Bei ambulanten Pflegediensten gilt das Minimumprinzip<br />

Ein Pflegedienst müsste im Prinzip zum Nachweis der eigenen Wirtschaftlichkeit belegen, dass<br />

es nicht möglich war, die gegebene Leistung mit weniger Aufwand [z.B. weniger Zeit] zu<br />

erbringen. Bei der Bewertung müssen die individuellen Gegebenheiten des Pflegedienstes<br />

berücksichtigt werden. Weiterhin ist bedeutsam, dass die Qualität gem. der<br />

Leistungsvereinbarung nicht geschmälert werden darf. Bei Wirtschaftlichkeit geht es also auch<br />

immer um die Relation von vereinbarter Qualität und Effizienz. Effizienz ist übrigens<br />

gleichbedeutend mit Wirtschaftlichkeit. Es ist also unter ungünstige Rahmenbedingungen<br />

möglich, dass ein <strong>wirtschaftlich</strong> arbeitender Betrieb nicht kostendeckend [also unrentabel] ist.<br />

Das hat nichts mit [Un-]Wirtschaftlichkeit zu tun<br />

Fälschlicherweise werden bestimmte Aspekte oftmals im Zusammenhang mit Wirtschaftlichkeit genannt.<br />

Diese folgenden Aspekte haben nichts mit [Un]-Wirtschaftlichkeit zu tun.<br />

• eine BAT-/AVR-/KR-Bezahlung <strong>oder</strong> Tarife in Anlehnung an den BAT<br />

• das Durchschnittsalter der Mitarbeiter<br />

• die Anzahl der Kinder pro Mitarbeiter<br />

• die durchschnittliche Dauer der Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter<br />

• Die “Durchschnittsmitarbeiterin” (z.B. 33 Jahre, 1,8 Kinder)<br />

• Vergleichszahlen aus anderen Pflegediensten + Durchschnittswerte aus dem Bundesland <strong>oder</strong> auf<br />

Bundesebene ( Diese werden nur dann relevant, wenn der Pflegedienst nichts anderes nachweisen<br />

kann)<br />

• positives <strong>oder</strong> negatives Ergebnis (allerdings wird man bei positiven Ergebnissen „Schwierigkeiten“ in<br />

der Argumentation bekommen<br />

Was wirklich zählt ist die Frage, ob die gegebene Leistung nicht mit weniger Aufwand [z.B. Zeit] hätte<br />

erbracht werden können. Dabei kann man sich z.B. nicht ohne weiteres über geltendes Recht <strong>oder</strong><br />

Arbeitsrecht hinwegsetzen [z.B. nach dem Motto „Dann entlassen Sie doch die älteren Mitarbeiter mit vielen<br />

Kindern und stellen. Ich schreibe as deshalb so zynisch und provokant, weil genau diese Aussage in der<br />

Praxis im Zusammenhang mit Wirtschaftlichkeit zwar nicht gesagt wird, aber doch insgeheim versucht wird<br />

zu praktizieren.<br />

No. <strong>06</strong> <strong>2004</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - Wirtschaftlichkeit und Rentabilität© <strong>2004</strong> Sießegger Seite 2


Das ist Rentabilität<br />

Rentabilität ist eine Kennzahl bzw. eine Kennzahlengruppe für die Verzinsung<br />

des eingesetzten Kapitals. Hierbei wird der Gewinn ins Verhältnis zu der zu<br />

verzinsenden Größe gesetzt, z.B. Eigenkapital <strong>oder</strong> Umsatz.<br />

Die Schwierigkeit in der Praxis ist es, private Pflegedienste mit Sozialstationen<br />

der Wohlfahrtspflege miteinander zu vergleichen.<br />

Einerseits wird bei privaten ambulanten Pflegediensten ein Gewinn<br />

ausgewiesen. Von diesem Gewinn muss der/die geschäftsführende Inhaber/in<br />

selbst davon leben. Teilweise werden aber bestimmte Aspekte gar nicht<br />

genügend berücksichtigt: kalkulatorische Eigenkapitalverzinsung,<br />

kalkulatorischer Wagniszuschlag, die eigene Mitarbeit in der Verwaltung 1 usw.<br />

Andererseits müsste man bei Wohlfahrtsverbänden [die ja wegen ihrer<br />

Gemeinnützigkeit meist keine Gewinne ausweisen dürfen] aus Gründen der<br />

Vergleichbarkeit auch die Gehälter der Geschäftsführung 2 und Umlagen für<br />

Verbände mit berücksichtigen.<br />

Grundsätzlich müssten in einer Bewertung von Rendite zunächst einmal<br />

Definitionen getroffen werden, um den Begriff der Rentabilität für ambulante<br />

Pflegedienste überhaupt einzusetzen im Rahmen von Betriebsvergleichen.<br />

Thomas Sießegger<br />

1 da man z.B. dann gar keine Verwaltungskraft gesondert bezahlen muss<br />

2 eine Geschäftsführung lebt ja schließlich auch von ihrem Gehalt, genau wie der private<br />

Pflegedienstinhaber, der von dem lebt „was übrig bleibt“, also vom Gewinn<br />

No. <strong>06</strong> <strong>2004</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - Wirtschaftlichkeit und Rentabilität© <strong>2004</strong> Sießegger Seite 3

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