PDL praxis 12/2009: Kennzahlen im Pflegedienst: Von Wechsel
PDL praxis 12/2009: Kennzahlen im Pflegedienst: Von Wechsel
PDL praxis 12/2009: Kennzahlen im Pflegedienst: Von Wechsel
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pdl-<strong>praxis</strong> <strong>12</strong>-<strong>2009</strong><br />
<strong>Wechsel</strong>wirkungen und Nebenwirkungen<br />
Wie die Dinge zusammen hängen<br />
Teil 1<br />
Viele <strong>Pflegedienst</strong>e nutzen zwar <strong>Kennzahlen</strong>systeme, haben jedoch erhebliche Schwierigkeiten<br />
bei der Interpretation der Zahlen. Das liegt oft daran, dass <strong>Kennzahlen</strong> für sich alleine interpretiert<br />
werden. Die Wirklichkeit ist jedoch komplexer, ein einzelner Wert ist meist abhängig von anderen.<br />
Und: Best<strong>im</strong>mte Arbeitsweisen und Strukturen haben positive oder negative Konsequenzen.<br />
Manche positiven (aber auch negativen) Ergebnisse sind jedoch nicht unbedingt auf Strukturen<br />
oder <strong>Kennzahlen</strong> zurückzuführen oder lassen sich erklären. 30%-40% des Erfolges hängen von<br />
der Person und der Persönlichkeit der <strong>PDL</strong> ab. Doch versuchen Sie bitte einmal<br />
- Führungsstärke,<br />
- Durchsetzungskraft, Überzeugung,<br />
- Motivationsfähigkeit,<br />
- Ausstrahlung, Respekt, ...<br />
mithilfe von <strong>Kennzahlen</strong> zu messen. Das geht nur sehr schwer.<br />
Deshalb beschäftigen wir uns nun mit den <strong>Kennzahlen</strong> und Strukturen und Prozessen, die<br />
miteinander und untereinander <strong>im</strong> Kontext stehen.<br />
Wir klären hier die Zusammenhänge.<br />
Ein hoher Anteil gemischter Hausbesuche ist maßgeblich verantwortlich für gute<br />
Betriebsergebnisse. Dies ist jedoch nur mit einer hohen Pflegefachkraft-Quote möglich<br />
1. Wenn mehrere Leistungen <strong>im</strong> Rahmen eines Hausbesuches miteinander kombiniert<br />
werden (insbesondere dann wenn sie sowohl aus dem SGB V und dem SGB XI sind), dann<br />
werden diese Hausbesuche besonders effizient, weil die 3 oder 4 Minuten für die<br />
Hausbesuchsgrundzeit (Begrüßen, Ausziehen, Anziehen, Dokumentieren und<br />
Verabschieden) nicht mehrfach erbracht werden müssen.<br />
2. Kombination von SGB V und SGB XI ist aber nur möglich, wenn Ihr <strong>Pflegedienst</strong> eine hohe<br />
Pflegefachkraft-Quote hat.<br />
3. Weiterhin sind die Kombinationen nur möglich, wenn Sie langfristig gute Kontakte zu Ärzten<br />
haben, die letztlich über die Verordnungen entscheiden. Für die Kontaktpflege müssen Sie<br />
die Zeit haben.<br />
Die Leitungs-Quote beeinflusst die Krankheits-Quote<br />
Mitarbeiter wünschen sich Sicherheit und Zuverlässigkeit in der Dienstplanung und Personal-<br />
Einsatz-Planung, und Gerechtigkeit in der Mitarbeiterführung. Um eine verlässliche Planung<br />
durchführen zu können benötigen <strong>PDL</strong>s genügend Zeit, um Vorgaben zu machen und um sie zu<br />
kontrollieren.<br />
Auch die gerechte Behandlung aller Mitarbeiter und ggf. sogar die Sanktionierung von Mitarbeiter,<br />
die ständig gegen Kollegialität, Loyalität und Solidarität verstoßen gehört zu<br />
Gerechtigkeitsempfinden der Mitarbeiter.<br />
Zufriedenheit wiederum spiegelt sich (zumindest teilweise) in der Krankheits-Quote der Mitarbeiter<br />
wieder.<br />
Sie als <strong>PDL</strong> müssen auch genügend Zeit haben für Mitarbeiter-Jahresgespräche und für<br />
Rückkehrgespräche nach Krankheit.<br />
No. <strong>12</strong> <strong>2009</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - <strong>Wechsel</strong>- und Nebenwirkungen - Teil 1 © <strong>2009</strong> Thomas Sießegger
Eine angemessene (relativ hohe) Leitungs-Quote beeinflusst das (positive)<br />
Betriebsergebnis<br />
Nur wenn die <strong>PDL</strong> genügend Zeit hat (und nicht selbst dauernd in der Pflege tätig ist) kann Sie<br />
1) alle Erstbesuch durchführen,<br />
2) die Pflegevisiten mindestens 1 x jährlich bei Kunden durchführen,<br />
3) die Personal-Einsatz-Planung minutiös durchführen,<br />
4) die Kontrolle wahrnehmen (=SOLL-IST-Vergleich), und<br />
5) <strong>im</strong> Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit aktiv sein.<br />
Nur wenn Sie als <strong>PDL</strong> diese Aufgaben wahrnehmen, können Sie 70% der Kosten, nämlich die<br />
Personalkosten, steuern.<br />
Die Leitungs-Quote hat u.a. auch Einfluß auf die <strong>Kennzahlen</strong><br />
Umsatz pro Patient (durch das „Verkaufen“ bei den Erstbesuch und den Pflegevisiten)<br />
durchschnittliches „Ausschöpfen“ der Pflegesachleistungen in den Pflegestufen I, II und III (auch<br />
durch das „Verkaufen“)<br />
Zeit pro Hausbesuch (durch das Kombinieren und Addieren von Leistungen <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Personal-Einsatz-Planung)<br />
Der möglichst exakte Zusammenhang der Erlös-Entwicklung mit Zeitentwicklung der<br />
direkten Pflegezeiten<br />
Wenn die Kosten sich nicht in gleicher Richtung und in gleicher Stärke <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />
einer Veränderung der Leistungen ändern, gibt es Defizite in der Steuerung.<br />
Insbesondere dann, wenn wie oft in der Praxis die Kosten (bedingt durch zunehmende Stunden)<br />
steigen, dadurch dass die Anzahl der Patienten oder Leistungen zun<strong>im</strong>mt - aber andererseits die<br />
Stunden (und damit die Kosten) nicht in gleichem Maße sinken wie die Erlöse (bei abnehmender<br />
Patienten- oder Leistungszahl).<br />
Idealerweise st<strong>im</strong>mt also die Entwicklung der Erträge mit der Entwicklung der Stunden überein. Die<br />
Stunden der Mitarbeiter best<strong>im</strong>men wiederum die Entwicklung der Kosten.<br />
Man kann diesen Zusammenhang mit der statistischen Größe der Korrelation messen. Der Wert<br />
kann zwischen –1,00 und +1,00 liegen. Wenn der Wert bei -1,00 ist, bedeutet das, die Erlöse<br />
verhalten sich umgekehrt wie die Entwicklung der Stunden. Das kann und sollte eigentlich nicht<br />
sein. Wenn der Wert = 0,00 ist, dann bedeutet dies, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen<br />
der Entwicklung der Erlöse und der Stunden. Das wäre eine schlechte Bewertung für eine<br />
<strong>Pflegedienst</strong>leitung. Je näher der Wert gegen +1,00 geht, desto besser, denn der Wert von +1,00<br />
bedeutet eine perfekte Steuerung der Stunden. Diese entwickeln in der gleichen Richtung und in<br />
der gleichen Intensität wie die Stunden. Optisch ist dies am Gleichlauf der Kurven ersichtlich.<br />
Natürlich darf es nicht zur parallelen Entwicklung der Erlöse und der Stunden ein starkes<br />
Schwanken der Organisationszeiten geben.<br />
No. <strong>12</strong> <strong>2009</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - <strong>Wechsel</strong>- und Nebenwirkungen - Teil 1 © <strong>2009</strong> Thomas Sießegger
<strong>PDL</strong><strong>praxis</strong>-Tipps<br />
Drei Prinzipien sollten Sie bei der Anwendung und bei<br />
Interpretationen eines <strong>Kennzahlen</strong>systems<br />
berücksichtigen.<br />
1.) Schnelligkeit geht vor Genauigkeit<br />
<strong>Kennzahlen</strong> sind keine vorgeschriebene Maßnahme.<br />
<strong>Pflegedienst</strong>e sind nicht dazu verpflichtet,<br />
<strong>Kennzahlen</strong>systeme zu führen - also können Sie <strong>im</strong><br />
Prinzip machen „was Sie wollen“.<br />
Ein <strong>Kennzahlen</strong>system sollte ein Steuerungsinstrument<br />
sein, was möglichst zeitnah über Veränderungen<br />
informiert. Auf Basis dieser Informationen sollen<br />
Entscheidungen getroffen werden. Deshalb sollten Sie<br />
sich nicht zu lange mit allzu exakten Berechnungen<br />
(„mit zwei Stellen hinter dem Komma“) aufhalten. Sie<br />
möchten Entscheidungsgrundlagen: Aus diesem Grund<br />
geht Schnelligkeit geht vor Genauigkeit<br />
2.) Konzentration auf das Wesentliche<br />
<strong>Kennzahlen</strong>systeme müssen nicht alles abbilden. Sie<br />
beschäftigen sich idealerweise nur mit den Dingen, die<br />
wichtig für einen <strong>Pflegedienst</strong> sind. Deshalb müssen die<br />
<strong>Kennzahlen</strong> Sachverhalte abbilden<br />
a] die von Bedeutung sind<br />
b] welche auch tatsächlich beeinflußt werden können.<br />
3.) <strong>Kennzahlen</strong> sollten nie einzeln (d.h. für sich<br />
alleine) interpretiert werden<br />
Die Zusammenhänge in ambulanten <strong>Pflegedienst</strong>en<br />
sind sehr komplex.<br />
Eine einzige Kennzahl kann niemals den Grund liefern,<br />
weshalb es zu best<strong>im</strong>mten Auswirkungen kommt.<br />
Es sollte herausgearbeitet werden, welche <strong>Kennzahlen</strong><br />
<strong>im</strong> Zusammenhang stehen und wie diese zu<br />
interpretieren sind.<br />
BWL-Lexikon<br />
Korrelation<br />
Die Korrelation beschreibt die Beziehung zwischen zwei<br />
statistischen Variablen. Voraussetzung ist jedoch, dass<br />
zwischen den beiden Variablen ein kausaler Zusammenhang<br />
besteht, z.B. die Entwicklung der Umsätze und die Entwicklung<br />
der Netto-Pflege-Zeiten.<br />
Es gibt positive und negative Korrelationen. Ein Beispiel für<br />
eine positive Korrelation: Steigt der Umsatz, müssen auch die<br />
Zeiten für die Patienten steigen. Und umgekehrt.<br />
Dieses Beispiel ist eine wunderbare Analyse-Möglichkeit für<br />
die Sensibilität und Wirtschaftlichkeit der Personal-Einsatz-<br />
Planung.<br />
Thomas Sießegger<br />
Dipl. Kfm., Organisationsberater und Sachverständiger für<br />
ambulante <strong>Pflegedienst</strong>e<br />
Internet: www.siessegger.de<br />
Email: pdl-<strong>praxis</strong>@siessegger.de<br />
No. <strong>12</strong> <strong>2009</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - <strong>Wechsel</strong>- und Nebenwirkungen - Teil 1 © <strong>2009</strong> Thomas Sießegger Seite 3