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zur zentralen Anlaufstelle<br />

der Festes. Das kulturelle Leben in<br />

der rheinland-pfälzischen Stadt<br />

wäre ohne die vielfältigen Aktivitäten<br />

der früheren Soldaten ärmer.<br />

Wenn dieses Engagement sich dann<br />

noch in den Dienst eines karitativen<br />

Zwecks stellt, gilt das natürlich<br />

umso mehr. Wie etwa beim großen<br />

Musikfestival im Sommer 2012.<br />

Reinhard hatte zuvor eine Stiftung<br />

für Bundeswehrkinder in Not aus<br />

der Taufe gehoben. Dafür musste<br />

natürlich ein Kapitalstock her, mit<br />

dem den Bedürftigen geholfen werden<br />

konnte. Dank der guten Kontakte<br />

zur Stadt stieg im Sommer<br />

2012 ein großes Musikfestival.<br />

ERH-Vorsitzender Reinhard hatte<br />

fünf örtliche Musikgruppen für<br />

kostenlose Auftritte gewonnen. Der<br />

Sobernheimer Marktplatz reichte<br />

schließlich kaum aus, um die mehr<br />

als 1000 Besucher zu fassen. Als die<br />

Veranstalter die Spenden- und vor<br />

allem die Sponsorengelder zählten,<br />

waren rund 15 000 Euro zusammengekommen.<br />

Der innerstädtische<br />

Platz indes präsentierte sich<br />

am nächsten Morgen um 10 Uhr<br />

pieksauber – natürlich hatten die<br />

Ehemaligen alles wieder akkurat<br />

aufgeräumt.<br />

Tatsächlich sind diese in den<br />

Kommunen, den Behörden und der<br />

Politik vernetzt wie vielleicht nirgendwo<br />

sonst. Frühere Geschwaderangehörige<br />

haben Positionen in der<br />

Verwaltung sowie Mandate in<br />

Gemeinde- und Stadträten inne. Sie<br />

prägen das Leben in der Region Bad<br />

Sobernheim. „Wir sind hier das be -<br />

fruchtende Element“, sagt der Vorsitzende<br />

des Traditionsvereins,<br />

Ober stabsfeldwebel a.D. Peter<br />

Öhler.<br />

Wenn eine Aufgabe zu erledigen<br />

ist, packen alle mit an. Zu<br />

Ostern etwa hatte die Stiftung für<br />

Bundeswehrkinder die Hinterbliebenen<br />

eines verstorbenen Oberfeldwebels<br />

zu einem einwöchigen<br />

Urlaub in die Region eingeladen.<br />

Die Betreuung der Witwe und ihrer<br />

Kinder übernahmen Ehemalige.<br />

Dabei spielte es keine Rolle, ob sie<br />

dem Traditionsverein, der KERH<br />

des DBwV oder beiden Organisationen<br />

angehören. Logistisch unterstützt<br />

wurde die Aktion vom Landeskommando,<br />

dank der guten Verbindung<br />

zu den Reservisten kein<br />

Problem.<br />

Die Ehemaligen schmoren aber<br />

nicht nur im eigenen Saft. Sie halten<br />

den Kontakt zur aktiven Truppe,<br />

auch wenn die Entfernung mit der<br />

Verlegung des Geschwaders nach<br />

Rostock-Laage sehr groß geworden<br />

ist. Darüber, wie es in den Streitkräften<br />

heutzutage zugeht, informieren<br />

sich die Mitglieder häufig,<br />

etwa bei Vorträgen oder mit einem<br />

Besuch beim Sozialdienst der Bundeswehr.<br />

„Es macht schon nachdenklich,<br />

wenn man von den Fällen<br />

der traumatisierten Einsatzsoldaten<br />

hört“, sagt Reinhard. Etwa von den<br />

Erfahrungen des Hauptfeldwebels<br />

Uwe Heiland. Heiland berichtet an<br />

einem schönen Frühlingsabend aus<br />

seinem Leben. Der Soldat, der viele<br />

schwierige Einsätze von der<br />

ersten Stunde an mitgemacht hat,<br />

durchlitt bittere Zeiten: der Selbstmord<br />

eines Freundes im Kosovo,<br />

der fürchterliche Anschlag auf den<br />

Bundeswehrbus in Kabul zu Pfingsten<br />

2003, die schrecklichen Bilder<br />

nach der Flutwelle in Banda Aceh<br />

2005 – stets war der junge Sanitätssoldat<br />

hautnah dabei. Zu nah, wie<br />

sich erst 2009 herausstellte. Nachdem<br />

er erkannt hatte, dass er möglicherweise<br />

medizinische Hilfe<br />

braucht, diagnostizierten die Ärzte<br />

schnell eine posttraumatische Belastungsstörung.<br />

Rund eineinhalb<br />

Jahre verbrachte Heiland in stationärer<br />

Behandlung, nur unterbrochen<br />

durch kurze Aufenthalte da -<br />

heim. Was die Angehörigen des<br />

zweifachen Vaters in dieser Zeit<br />

durchmachen mussten, deutet der<br />

Hauptfeldwebel nur an. Aber die<br />

Zuhörer, denen die Betroffenheit<br />

anzusehen ist, wissen auch so, dass<br />

die Belastungen für die junge Familie<br />

immens waren. Mucksmäus -<br />

chenstill ist es im Raum, als der Soldat<br />

von seinem schwierigen Weg<br />

zurück in die Normalität erzählt.<br />

Heute ist Heiland wieder im<br />

Dienst. Nach dem Einsatz-Weiterverwendungsgesetz<br />

hat die Bundeswehr<br />

den Portepeeunteroffizier an<br />

anderer Stelle wieder eingesetzt.<br />

Denn Sanitätssoldat kann er nach<br />

dem Rat der Ärzte nicht mehr sein.<br />

Wir über uns: Ehemalige Die Bundeswehr Mai 2013 19<br />

Heiland weiß, dass die wirksamste<br />

Hilfe oft von Gleichgesinnten und<br />

ählich Betroffenen kommt. Er hat<br />

die Selbsthilfeorganisation „Roter<br />

Freitag“ gegründet. Nachdem Heiland<br />

zu Ende gesprochen hat, beantwortet<br />

er Fragen. Alle Zuhörer sind<br />

sich einig, dass sich das Kommen<br />

gelohnt hat.<br />

Überhaupt haben die Ehemaligenorganisationen<br />

keine Probleme,<br />

ihre Mitglieder zu mobilisieren. Die<br />

Vorträge und Veranstaltungen im<br />

Vereinsheim sind immer gut be -<br />

Sichtlich beeindruckt<br />

zeigten<br />

sich die Ehemaligen,<br />

als Hauptfeldwebel<br />

Uwe<br />

Heiland aus seinem<br />

Leben<br />

erzählt.<br />

sucht – 40 und mehr Teilnehmer<br />

sind die Regel.<br />

Reinhard kommt auf seinen<br />

Fahrten oft an den ehemaligen<br />

Unterkünften „auf dem Dörndich“<br />

und dem Flugplatz Pferdsfeld vorbei.<br />

Da beschleicht ihn dann schon<br />

ein wenig Wehmut. Oder ein Ge -<br />

fühl, das Koch so beschreiben würde:<br />

„Das Geschwader war mein<br />

Leben.“ Da alle so empfinden, wird<br />

das Gemeinwesen der Ehemaligen<br />

hier noch viele Jahre funktionieren<br />

wie vielleicht nirgendwo sonst. fh

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