Magazin052013
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36 Die Bundeswehr Mai 2013<br />
von Drohnen die Truppe oder den Auftrag langfristig<br />
gefährden könnte. Wer der Truppe vorgaukelt,<br />
dass UAS den Schutz der Truppe<br />
gewährleisten, ohne deren Nachteile zu bewerten,<br />
zerstört beim Erkennen der Einsatzuntauglichkeit<br />
wie beim Euro Hawk das Vertrauen und<br />
vergeudet obendrein knappe Ressourcen.<br />
Wer der Truppe vorgaukelt, dass<br />
UAS den Schutz der Truppe gewährleisten,<br />
ohne deren Nachteile zu<br />
bewerten, zerstört das Vertrauen.<br />
Im dem Wissen, dass Beschaffungsvorgang<br />
und Ausbildung Jahre dauern und gleichzeitig<br />
der Einsatz in Afghanistan zu Ende geht, ist die<br />
Forderung nach Sofortbeschaffung von UAS<br />
eher Populismus. Wie soll denn mit einmotorigen<br />
Drohnen über 150 kg in Deutschland geübt<br />
werden, wenn schon für den Euro Hawk keine<br />
Zulassung erteilt wird? Die Truppe benötigt Wirkung<br />
und die wird zum Beispiel in Afghanistan<br />
allein durch die Verbündeten gewährleistet, denn<br />
uns fehlen fliegende Waffenplattformen zur Aufstandsbekämpfung,<br />
also CAS/COIN-Luftfahrzeuge<br />
wie Tornado oder einsatzfähige Kampfhubschrauber.<br />
Der Einsatz von Drohnen zur Aufklärung ist<br />
sehr erfolgreich. Für diesen Auftrag sind Drohnen<br />
eine hervorragende Ergänzung zu allen<br />
anderen Aufklärungsmitteln. Doch die Erfahrungen<br />
mit Aufklärungsdrohnen lassen sich<br />
nicht eins zu eins auf bewaffnete Drohnen übertragen.<br />
Unstrittig ist in jedem Fall, dass die Bundeswehr<br />
eine wirkungsvolle Aufklärungsdrohne<br />
benötigt. Wenn dies der „Heron TP“ werden sollte,<br />
so ist er mit leistungsfähigen Aufklärungssensoren<br />
schnell an seiner Zuladungsgrenze.<br />
Man müsste also auf Sensoren und spezielle Ausrüstung<br />
verzichten.<br />
Es wäre angebracht, die Kameraden in<br />
Afghanistan zu befragen, die für die Anforderung<br />
und den Einsatz von CAS/COIN-Einsätzen<br />
verantwortlich sind, denn sie kennen die Einsatzbeschränkungen<br />
und Nachteile von Drohnen<br />
am besten. Die zukünftigen Einsatzgebiete werden<br />
vielleicht mit schlechterem Wetter, größeren<br />
Entfernungen von der Bodenstation und Störungen<br />
durch den Gegner aufwarten.<br />
Unstrittig ist in jedem Fall, dass<br />
die Bundeswehr eine wirkungsvolle<br />
Aufklärungsdrohne benötigt.<br />
Der Vorstand Luftwaffe im Deutschen BundeswehrVerband<br />
fordert bestmögliche Unterstützung<br />
der Truppe am Boden: Ob dies durch ein<br />
bemanntes oder unbemanntes Luftfahrzeug<br />
erfolgt, ist zweitrangig. Aber die Unterstützung<br />
muss zuverlässig erfolgen. Gerade hier gibt es<br />
bei ferngesteuerten Systemen so manchen, nicht<br />
nur wirtschaftlichen, Zweifel.<br />
Zur Zeit geht es jedoch um die Beschaffung<br />
Luftwaffe<br />
weniger Systeme für den Übergang zu einer<br />
europäischen Lösung in etwa 10 Jahren, als<br />
Nachfolge zum in Afghanistan eingesetzten<br />
Heron. Hier ist die Fähigkeit „Aufklärung mit<br />
optischen und Radar-Sensoren“ in jedem Fall<br />
unverzichtbar. Wenn diese wenigen Exemplare<br />
zum bewaffneten Einsatz befähigt werden, bietet<br />
dies der Luftwaffe in jedem Fall die notwendige<br />
Möglichkeit, wichtige Erfahrung im Umgang zu<br />
machen.<br />
Für viele unserer Mitglieder bedeutet nicht<br />
nur die fehlenden Fähigkeiten zur Bekämpfung<br />
von Aufständischen aus der Luft ein Problem,<br />
sondern auch der Mangel an Möglichkeiten zur<br />
elektronischen Aufklärung aus der Luft. Dies<br />
kann zu fehlendem Schutz durch effektive<br />
Gegenmaßnahmen im Einsatz führen.<br />
Auch ein Tornado ist in der Lage, zu unterstützen,<br />
doch die politische Führung ist überhaupt<br />
nicht gewillt, das notwendige Gerät im<br />
Einsatzgebiet vorzuhalten. Es dürfte auch im<br />
BMVg bekannt sein, dass es ebenso bemannte<br />
Luftfahrzeuge gibt, die zur Luftnahunterstützung<br />
geeignet sind.<br />
Die luftgestützte Fähigkeit der elektronischen<br />
Aufklärung (SIGINT – Signals Intelligence)<br />
hatte das Ministerium aus Spargründen leider<br />
zu früh aufgegeben. Nun zahlt wieder die Truppe<br />
den Preis! Wir benötigen in jedem Fall wirkungsvolle,<br />
robuste und einsatzfähige Ausrüstung<br />
– ob modern, schick und angeblich günstig,<br />
das spielt dabei keine Rolle. Es fehlen die<br />
Fähigkeit und das Geld. Dabei hätte ein Bruchteil<br />
ausgereicht, um die SIGINT-Version der Breguet<br />
Atlantic zu modernisieren und uns so die<br />
Fähigkeit zu erhalten. Der Ansatz „Breite vor<br />
Tiefe“ scheitert nun auch an der Breite.<br />
Man beginnt jetzt, die Frösche zu fragen, was<br />
man besser bei der Trockenlegung des Teiches<br />
machen sollte. Aber die Frösche haben Beine und<br />
Ein Wochenendtermin<br />
mit Mehrwert:<br />
2. Königsbronner<br />
Gespräche<br />
Königsbronn. Die Königsbronner<br />
Gespräche Anfang<br />
März beschränkten sich nicht<br />
nur auf die Vorträge und Diskussionen,<br />
sondern boten<br />
den anwesenden Mitgliedern<br />
des DBwV auch die Möglichkeit,<br />
ihre Themen anzubringen.<br />
Die Neuausrichtung der<br />
Bundeswehr und ihre Folgen<br />
gaben genügend Anlass.<br />
Punkte wie Entpflichtung der<br />
Piloten, SASPF, Drohnen,<br />
sind schon längst weg, auf der Suche nach neuen<br />
Lebensräumen. Der Teichbesitzer stellt nun fest,<br />
dass er auch Fische im Teich hat. Einige dieser<br />
Fische sind wahre Goldschätze und haben besondere<br />
Fähigkeiten. Dumm ist nur, dass der Teichbesitzer<br />
nicht weiß, wie viele Fische mit besonderen<br />
Fähigkeiten er noch hat, in welchem Teich<br />
sie sind und welche er noch brauchen kann. Doch<br />
das Wasser wird abgelassen, koste es was es wolle.<br />
Die Fische blieben zurück und schnappen<br />
nach Luft. Hätte der Teichbesitzer doch gleich zu<br />
Anfang seine Teichwirte befragt, denn diese<br />
kannten ihre Fische und Frösche!<br />
Ebenso wie in diesem Gleichnis waren auch<br />
die Kommandeure nicht in die Standortentscheidungen<br />
eingebunden.<br />
Der Vorstand Lw im DBwV fordert<br />
bestmögliche Unterstützung der<br />
Truppe am Boden!<br />
Die nächste Reform, „Luftwaffenstruktur 8“,<br />
„Nachsteuerung“, „Justierung“ oder wie auch<br />
immer die notwendigen Maßnahmen genannt<br />
werden, wird – unabhängig vom Ausgang der<br />
Wahl – nicht lange auf sich warten lassen. Wie es<br />
bis dahin mit einer Vielzahl von Familien der<br />
Bundeswehrangehörigen weitergeht, ist nicht<br />
bekannt. So sieht das Gegenteil von Familienfreundlichkeit<br />
und Attraktivität aus. Fehlentwicklungen,<br />
die jetzt erkannt werden, muss nun<br />
entgegengesteuert werden. Es darf auf keinen<br />
Fall mit Blick auf die Wahl so getan werden, als<br />
ob alles schon irgendwie gut geht.<br />
Es bleiben viele Fragen offen. Und es bleibt die<br />
Feststellung: Die Truppe benötigt bestmögliche<br />
und sinnvolle Unterstützung im Einsatz, bei der<br />
Neuausrichtung, am Dienstort und Zuhause! as<br />
Hauptmann Andreas Steinmetz, Oberstabsfeldwebel a.D.<br />
Andreas Hubert und Roderich Kiesewetter (Mitte vorn, v. r.)<br />
mit Mitgliedern des Landesverbandes Süd in Königsbronn.<br />
Beteiligungsrechte, Versetzungen, Standortschließungen und vieles mehr wurden angesprochen.<br />
Zusammen mit dem Reservistenverband hatte das Bildungswerk des Deutschen BundeswehrVerbandes,<br />
die Karl-Theodor-Molinari-Stiftung, zu den Gesprächen eingeladen. Wie<br />
dem DBwV ist es auch dem Vorsitzenden des Reservistenverbandes, Roderich Kiesewetter,<br />
ein großes Anliegen, die sicherheitspolitische Diskussion in Deutschland zu fördern. as