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Das Übereinkommen mit Leben füllen - Was ist erreicht ... - Unesco

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3. Jede Ratifizierung völkerrechtlicher <strong>Übereinkommen</strong> <strong>ist</strong> wesentlich<br />

eine politische Selbstbindung:<br />

Für Deutschland das Abkommen <strong>mit</strong> <strong>Leben</strong> zu <strong>füllen</strong> bedeutet unter anderem eine breite<br />

ordnungspolitische Vermessung <strong>mit</strong> Blick auf die Konventionsziele. Diese Vermessung <strong>ist</strong><br />

praxisgeleitet, will also die Ziele "Erhalten, Sichern, Fördern, Zugang zu einer Vielfalt kultureller<br />

Ausdrucksformen bei uns und neue Qualität internationaler Kooperation" in unserer speziellen<br />

Kulturlandschaft umsetzen. Dies erfordert sowohl eine Übersetzungsle<strong>ist</strong>ung des Konventionstextes auf<br />

unsere gesellschaftliche Realität, <strong>mit</strong> besonderer Beachtung der kommunalen Ebene, und Prüfung<br />

unserer kulturpolitischen Instrumente als auch die Präzisierung sowie Operationalisierung.<br />

Grundsätzliches: Wie bereits bei der vierten Konsultation (2) ausführlich erörtert, eröffnet das<br />

<strong>Übereinkommen</strong> einen neuen Horizont: Ordnungspolitisch soll die Welt nicht nur nach Wirtschafts- und<br />

Handelsgesichtspunkten, sondern auch nach kulturellen Aspekten gestaltet sein, wobei als<br />

Ausgangspunkt das künstlerische Schaffen und die kulturellen Ausdrucksformen gewählt wurden, nicht<br />

der Kulturkonsum und die Nutzung kultureller Angebote.<br />

Dementsprechend sind die Perspektiven der Künstler, der Produzenten und auch der Mittler wichtig.<br />

Zugleich liegt das Augenmerk auch auf den Zugangschancen der Kulturnutzer, dem "Grundsatz des<br />

gleichberechtigten Zugangs" (Art. 2,7). Mit Bezug auf die aktuelle Novellierung des Urheberrechts, auf die<br />

Tendenzen zur kostenpflichtigen Nutzung des Cyberspace und auf die EU-Novelle zur Fernsehrichtlinie<br />

wurden Fragen an die zuständigen Ressorts des Auswärtigen Amtes und des BKM gestellt, wie hier <strong>mit</strong><br />

Blick auf die Ziele des <strong>Übereinkommen</strong>s Kohärenz und eine stringente Gesetzeslage zu erreichen sei.<br />

Bereichsspezifisch: Hier kam die Anregung und zugleich Selbstverpflichtung, exemplarische "best<br />

practices" <strong>mit</strong> Blick auf die Umsetzung des <strong>Übereinkommen</strong>s sektorspezifisch zusammenzustellen.<br />

Welche Instrumente haben sich hier bereits bewährt im Sinne der Konventionsziele? Welche<br />

Maßnahmen sind eher ungeeignet? Wo gibt es im <strong>Übereinkommen</strong> neue Orientierungen, für die erst<br />

wirksame Instrumente entwickelt werden müssen? "Umsichtig und klug prüfen" wurde als Devise<br />

ausgegeben.<br />

Diskutiert wurde dies unter anderem an den Beispielen Kinofilm, Musik, Orchester, Theater,<br />

Architektur/Baukunst, Audiovisuelle Medien und Kulturwirtschaft.<br />

Entscheidungs- und Verantwortungsebenen:<br />

Bund-Länder: Die Konvention bindet rechtlich die Vertragsstaaten, also die Verantwortungsebenen<br />

Bund und Länder. Hier wird es in einem Schritt darum gehen, zusammenzustellen, welche<br />

kulturpolitischen Instrumente, welche Praxis bereits heute vorhanden <strong>ist</strong>, die im Sinne der<br />

Konventionsziele wirkt. Zusätzlich geht es darum, die gesellschaftliche Verantwortung für die zukünftige<br />

Kulturlandschaft im Sinne dieser UNESCO-Konvention durchzubuchstabieren.<br />

Kommunen und ihre Zusammenschlüsse sind als nichtstaatlicher öffentlicher Bereich hier nicht<br />

un<strong>mit</strong>telbar beteiligt, haben aber faktisch für die Umsetzung der Konventionsziele eine Rolle zu spielen,<br />

unter anderem wegen ihrer besonderen Verantwortung in der Integrationspolitik. Die genauere<br />

Operationalisierung ihrer Beteiligung <strong>ist</strong> über den deutschen Städtetag zu vertiefen.<br />

Enquêtekommission "Kultur in Deutschland": Hier besteht im konkreten Arbeitsprozess 2006/2007<br />

eine besonders gute Chance, Synergien herzustellen ("Glücksfall der Synchronizität"). <strong>Das</strong> Mandat der<br />

Enquêtekommission wurde im Februar 2006 für die zweite Etappe ihrer Tätigkeit dahingehend präzisiert,<br />

dass auch der Schwerpunkt "Kultur in Europa - Kultur im Kontext der Globalisierung" behandelt wird.<br />

Auch zur Staatszieldiskussion Kultur kann die Enquêtekommission programmatisch aus den Vorarbeiten<br />

des <strong>Übereinkommen</strong>s schöpfen.<br />

Ordnungspolitische Schlussfolgerungen im Detail sind für circa Juli 2007 zu erwarten. Dann wird die<br />

Enquêtekommission geprüft haben, ob und falls ja welcher kulturpolitische Gesetzgebungsbedarf besteht,<br />

einschließlich der Fragestellungen, welche die Ziele des <strong>Übereinkommen</strong>s zu kulturellen<br />

Ausdrucksformen nahe legen. Fragen nach möglichen Detailauswirkungen des <strong>Übereinkommen</strong>s für die<br />

künftige deutsche Zuwendungspraxis sind dementsprechend zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht.

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