AVE 2 / 2012
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katholisch.» «Ok, wir würden<br />
gerne beichten.» Mitten in der<br />
Bahnhofstrasse war das. Ichfrage:<br />
«Wo?» Sie schauen sich um:<br />
«Dort imPark.» «Ja, ist gut.» Es<br />
war ein Park,direkt vordem Mac<br />
Donald’s,die Leute hatten ihren<br />
Big Mac zwischen den Zähnen.<br />
Wir sind in der Wiese gesessen,<br />
erste Beichte –Absolution, zweite<br />
Beichte –Absolution, dritte<br />
Beichte –Absolution. Nach einer<br />
halben Stunde ging ich zurück<br />
zu meiner lieben Freundin und<br />
sagte: «Siehst du, das wäre nicht<br />
«Du bist ziemlich<br />
verrückt,<br />
aber irgendwie<br />
ist esdoch toll so.»<br />
passiert, wenn ich auf dich gehört<br />
hätte.» «Stimmt.»<br />
Insbesondere möchte ich ein<br />
Wort an die Jugendlichen richten.<br />
Wirhaben gestern in der Jugendmesse<br />
vom Bischof gehört,<br />
dass wir mehr sogenannte «burningpersons»<br />
brauchen. In meiner<br />
Jugend, bin ich überzeugt, hatte<br />
ich Freunde, die wirklich und<br />
echt an Gott geglaubt haben. Die<br />
wohl in die Kirche gingen. Aber<br />
sie haben es nicht gezeigt. Sie<br />
sind wohl im Pub rumgesessen,<br />
aber sie haben nie etwas gesagt.<br />
Wie soll ich da etwas über Gott<br />
erfahren, wenn die Leute nichts<br />
dazu sagen oder sich nicht dazu<br />
bekennen? Ichbin überzeugt: Ich<br />
hätte sonst bereits früher den<br />
Wegzur Kirche und zum Glauben<br />
gefunden. Das Zeugnis der<br />
Verkündigung wurde den Apos-<br />
Glauben<br />
teln verboten, aber Petrus hat<br />
gesagt, es ist besser Gott zu<br />
gehorchen als den Menschen.<br />
Und auch wir hören nicht auf,<br />
den Glauben zu verkünden. Johannes<br />
der Täufer,dessen Festtag<br />
wir heute begehen, ihn hat es<br />
sogar den Kopf gekostet, aber<br />
auch er hat nicht aufgehört, sich<br />
zu Gott und seinen Geboten zu<br />
bekennen. Waskann es uns denn<br />
schon kosten, ausser ein wenig<br />
belächelt zu werden und vielleicht<br />
als naiv abgestempelt zu<br />
werden? Das ist ja halb so<br />
schlimm und tut nicht weh.<br />
In Bern hat Johannes Paul II. bei<br />
seinem letzten Besuch in der<br />
Schweiz zu den Jugendlichen in<br />
Anlehnung an das Evangelium<br />
«Talita kum – Steht auf und<br />
geht», gesagt: Stehen auch wir auf<br />
und gehen hinaus in unsereLänder,inunser<br />
Umfeld und berichten<br />
über das, was uns erfüllt. Ich<br />
bin von Frankfurt mit dem Zug<br />
gekommen und durfte schon in<br />
einigen Städten Deutschlands auf<br />
Besuch sein und ich habe wirklich<br />
gesehen und festgestellt,dass<br />
Deutschland ein wunderschönes<br />
Land ist, mit ganz tollen Städten,<br />
wunderschönen Landschaften<br />
und auch mit ganz tollen<br />
Leuten. Washier –ich bin noch<br />
zu jung, um etwas darüber zu<br />
sagen, sage es aber trotzdem –<br />
was hier in den letzten Jahrzehnten<br />
aus diesem Land gemacht<br />
wurde, und wie es verwandelt<br />
wurde, ist einfach grossartig. Und<br />
ich bitte Sieund insbesonderedie<br />
Jugendlichen, dass ihr auch an<br />
diesem Land weiter arbeitet,<br />
damit es nicht nur äusserlich immer<br />
etwas Schönes bleibt, sondern<br />
dass auch die WerteGlaube,<br />
20<br />
Hoffnung und Liebe dieses Land<br />
durchdringen. So bitte ich euch,<br />
macht weiter.<br />
Papst Benedikt XVI. ist unser<br />
Papst. Aber auf eine gewisse Art<br />
und Weise ganz speziell euer<br />
Papst. Er stammt aus eurem Land<br />
und er hat ein Herz für die<br />
Kirche, für die ganze Welt. Aber<br />
ein ganz grosses Herz hat er für<br />
seine Heimat und ich glaube, er<br />
zählt ganz besonders auf die Jugend,<br />
wenn es darum geht, den<br />
Glauben weiter zu geben. Er<br />
strahlt die Freude am Glauben<br />
weit mehr aus, als viele, denen ich<br />
in meiner Jugendzeit begegnet<br />
bin. Nehmen wir uns ein Beispiel<br />
an seiner Freude und an seiner<br />
Tapferkeit. Für die Jungen: Wir<br />
haben bei uns tolle Ministranten,<br />
es sind ungefähr 90. Dasist nicht<br />
ganz üblich für eine Schweizer<br />
Pfarrei. Und ich spreche immer<br />
wieder über das Ordensleben,<br />
über das Eheleben und über das<br />
Priestertum. Undwir haben gute<br />
Burschen und Mädchen. Aber<br />
wenn’s dann darum geht, wenn<br />
ich so nebenbei mal frage: «Ja,<br />
Ordensleben oder Priester, das<br />
wär doch super?» Dann kommt:<br />
«Ja, für mich ist das nichts. Das<br />
ist für die anderen.» –Aber ich<br />
bitte euch, sagt nicht von vornherein:<br />
Für mich kommt nur die<br />
Ehe in Frage. Als katholischer<br />
Christ haben wir die Aufgabe<br />
und sogar die Pflicht, dafür zu<br />
beten und darüber nachzudenken,<br />
ob Gott mich für die Ehe,<br />
den Ordensstand oder für den<br />
Priesterberuf berufen hat. Noch<br />
einmal: Es ist nicht so sehr<br />
wichtig, was wir wollen, sondern<br />
wasGott vonuns will. Aufdiesen<br />
Ruf müssen wir nur –nicht im-