Tätigkeitsbericht 2007 - Weiße Rose Stiftung eV
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Widerstand eines Kollegiums gegen die Misere<br />
der Schüler beim Übergang von Schule in Beruf<br />
und Ausbildung, indem es eine Demonstration<br />
gegen Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnotstand<br />
mit vorbereitet und mit dem Namen<br />
der Schule auf eigenen Transparenten an der<br />
Demonstration teilnimmt. (Konflikt: Schule –<br />
Politik und Wirtschaft) (5)<br />
Mir fiel auf, dass nur in wenigen Ausnahmen die Legitimität<br />
der jeweiligen Entscheidung für Zivilcourage<br />
in Frage gestellt wurde. Die durchaus unterschiedlichen<br />
Entscheidungen hatten – vor allem bei den<br />
Kollegen aus Westdeutschland – einen anderen Hintergrund.<br />
Viele von ihnen stellten sich auf die Raumseite<br />
mit dem (–), weil sie meinten: dies sei keine<br />
Frage der Zivilcourage, sondern hier gehe es um<br />
professionelle (Fall 1), oder kollegiale (Fall 2), oder<br />
demokratische (Fall 3, 4, 5) Selbstverständlichkeiten,<br />
die wenig Mut verlangen und geringes Risiko für den<br />
Einzelnen mit sich bringen.<br />
Damit war – indirekt – das Thema der professionellen<br />
oder beruflichen Zivilcourage angesprochen,<br />
die immer dann auf der Tagesordnung steht, wenn<br />
verantwortliches berufliches Handeln durch (legale)<br />
Rahmen- und Arbeitsbedingungen behindert oder<br />
sabotiert werden.<br />
Im Anschluss an das Meinungsbarometer arbeiteten<br />
die Teilnehmer in kleinen deutsch-polnischen Arbeitsgruppen<br />
à vier Mitgliedern. Die Aufgabe war: Jedes<br />
Mitglied einer AG berichtet von einem erlebten Fall<br />
von Zivilcourage in der Schule und anschließend entscheidet<br />
die AG darüber, welcher der vorgetragenen<br />
Fälle im folgenden Plenum zur Diskussion gestellt<br />
werden soll.<br />
Die fünf Fälle, die schließlich von den AGs präsentiert<br />
wurden, waren eine sehr wichtige Ergänzung<br />
zu den Fallbeispielen des Meinungsbarometers.<br />
Deutlich wurde nämlich, dass es in allen ausgewählten<br />
Beispielen von Zivilcourage in der Schule um<br />
überaus komplexe Konflikte geht, die sich durchaus<br />
über längere Zeit hinziehen können, bei denen nicht<br />
einfach zwischen ‚gut und böse‘ oder ‚richtig und<br />
falsch‘, sondern in der Grauzone von ‚teils – teils‘<br />
oder ‚sowohl als auch‘ entschieden werden muss,<br />
wo pädagogische, öffentliche und ordnungspolitische<br />
Gesichtspunkte eine undurchsichtige Gemengelage<br />
bilden und wo Entscheidungen abverlangt werden,<br />
ohne dass die Konsequenzen absehbar sind. Zivilcourage<br />
in der Schule ist offensichtlich in vielen<br />
Fällen mit dem Risiko von Fehlentscheidungen verbunden<br />
– ein Risiko, das Lehrer, die sich als Einzelkämpfer<br />
fühlen, scheuen; ein Risiko, das eine kollegiale,<br />
fehlerfreundliche Schulatmosphäre verlangt. Die<br />
Notwendigkeit von Zivilcourage in der Schule zieht<br />
zwingend die Notwendigkeit professioneller Kollegialität<br />
nach sich. Die kann eingeübt werden.“<br />
Die Präsentation der Erfahrungen, die die polnischen<br />
Lehrerinnen mit dem in ihren Unterricht eingebrachten<br />
Thema „Zivilcourage in der Schule“ machten,<br />
fasste Thomas von Freyberg zusammen:<br />
„Diese Präsentationen wurde für die Kollegen aus<br />
Deutschland zu einer sehr auf- und anregenden Erfahrung:<br />
Sie erlebten ihre polnischen Kolleginnen ‚in<br />
Aktion‘, bewunderten das hohe professionelle Niveau<br />
ihrer Arbeit, das Engagement von Lehrern und Schülern<br />
und – so meine Wahrnehmung – beneideten<br />
wohl auch ein wenig die Kolleginnen dafür, dass sie