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Tätigkeitsbericht 2007 - Weiße Rose Stiftung eV

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34<br />

Widerstand eines Kollegiums gegen die Misere<br />

der Schüler beim Übergang von Schule in Beruf<br />

und Ausbildung, indem es eine Demonstration<br />

gegen Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnotstand<br />

mit vorbereitet und mit dem Namen<br />

der Schule auf eigenen Transparenten an der<br />

Demonstration teilnimmt. (Konflikt: Schule –<br />

Politik und Wirtschaft) (5)<br />

Mir fiel auf, dass nur in wenigen Ausnahmen die Legitimität<br />

der jeweiligen Entscheidung für Zivilcourage<br />

in Frage gestellt wurde. Die durchaus unterschiedlichen<br />

Entscheidungen hatten – vor allem bei den<br />

Kollegen aus Westdeutschland – einen anderen Hintergrund.<br />

Viele von ihnen stellten sich auf die Raumseite<br />

mit dem (–), weil sie meinten: dies sei keine<br />

Frage der Zivilcourage, sondern hier gehe es um<br />

professionelle (Fall 1), oder kollegiale (Fall 2), oder<br />

demokratische (Fall 3, 4, 5) Selbstverständlichkeiten,<br />

die wenig Mut verlangen und geringes Risiko für den<br />

Einzelnen mit sich bringen.<br />

Damit war – indirekt – das Thema der professionellen<br />

oder beruflichen Zivilcourage angesprochen,<br />

die immer dann auf der Tagesordnung steht, wenn<br />

verantwortliches berufliches Handeln durch (legale)<br />

Rahmen- und Arbeitsbedingungen behindert oder<br />

sabotiert werden.<br />

Im Anschluss an das Meinungsbarometer arbeiteten<br />

die Teilnehmer in kleinen deutsch-polnischen Arbeitsgruppen<br />

à vier Mitgliedern. Die Aufgabe war: Jedes<br />

Mitglied einer AG berichtet von einem erlebten Fall<br />

von Zivilcourage in der Schule und anschließend entscheidet<br />

die AG darüber, welcher der vorgetragenen<br />

Fälle im folgenden Plenum zur Diskussion gestellt<br />

werden soll.<br />

Die fünf Fälle, die schließlich von den AGs präsentiert<br />

wurden, waren eine sehr wichtige Ergänzung<br />

zu den Fallbeispielen des Meinungsbarometers.<br />

Deutlich wurde nämlich, dass es in allen ausgewählten<br />

Beispielen von Zivilcourage in der Schule um<br />

überaus komplexe Konflikte geht, die sich durchaus<br />

über längere Zeit hinziehen können, bei denen nicht<br />

einfach zwischen ‚gut und böse‘ oder ‚richtig und<br />

falsch‘, sondern in der Grauzone von ‚teils – teils‘<br />

oder ‚sowohl als auch‘ entschieden werden muss,<br />

wo pädagogische, öffentliche und ordnungspolitische<br />

Gesichtspunkte eine undurchsichtige Gemengelage<br />

bilden und wo Entscheidungen abverlangt werden,<br />

ohne dass die Konsequenzen absehbar sind. Zivilcourage<br />

in der Schule ist offensichtlich in vielen<br />

Fällen mit dem Risiko von Fehlentscheidungen verbunden<br />

– ein Risiko, das Lehrer, die sich als Einzelkämpfer<br />

fühlen, scheuen; ein Risiko, das eine kollegiale,<br />

fehlerfreundliche Schulatmosphäre verlangt. Die<br />

Notwendigkeit von Zivilcourage in der Schule zieht<br />

zwingend die Notwendigkeit professioneller Kollegialität<br />

nach sich. Die kann eingeübt werden.“<br />

Die Präsentation der Erfahrungen, die die polnischen<br />

Lehrerinnen mit dem in ihren Unterricht eingebrachten<br />

Thema „Zivilcourage in der Schule“ machten,<br />

fasste Thomas von Freyberg zusammen:<br />

„Diese Präsentationen wurde für die Kollegen aus<br />

Deutschland zu einer sehr auf- und anregenden Erfahrung:<br />

Sie erlebten ihre polnischen Kolleginnen ‚in<br />

Aktion‘, bewunderten das hohe professionelle Niveau<br />

ihrer Arbeit, das Engagement von Lehrern und Schülern<br />

und – so meine Wahrnehmung – beneideten<br />

wohl auch ein wenig die Kolleginnen dafür, dass sie

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