Tätigkeitsbericht 2007 - Weiße Rose Stiftung eV
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<strong>Tätigkeitsbericht</strong> <strong>2007</strong><br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.
Inhaltsübersicht<br />
1 Vorwort 4<br />
2 In memoriam Prof. Dr. Andreas Heldrich 5<br />
3 Chronik <strong>2007</strong> 8<br />
4 20 Jahre <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. 9<br />
Daten und Fakten der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> e.V. 15<br />
Stimmen zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> 19<br />
5 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in Südafrika <strong>2007</strong> 23<br />
6 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in Polen<br />
und Osteuropa 25<br />
7 Leipzig<br />
7a Projekt Zivilcourage in der Schule 29<br />
7b Projekt Präsentation der Ausstellung<br />
zur Geschichte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> in<br />
deutscher und polnischer Sprache 39<br />
8 Projekt Netzwerk <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> 41<br />
9 Vergessener Widerstand 45<br />
10 Projekt Erweiterung der DenkStätte –<br />
Sonderausstellung zu Traute Lafrenz 46<br />
11 Projekt Justizpalast München 47<br />
12 Berichte des Ehrenvorsitzenden<br />
und der Zweiten Vorsitzenden 49<br />
Franz J. Müller 49<br />
Anneliese Knoop-Graf 53<br />
13 DenkStätte München 56<br />
14 DenkStätte Ulm 59<br />
15 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung <strong>2007</strong> 60<br />
16 Neuerscheinungen 61<br />
18 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., ihre<br />
Organe und ihre Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter 62
1 Vorwort<br />
Am 14. Oktober <strong>2007</strong> beging die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. zusammen mit ihrem wichtigsten Partner, der<br />
Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit,<br />
ihr 20jähriges Bestehen. Dies ist ein Grund, mit<br />
Respekt, Dank und Optimismus zurück und voraus zu<br />
schauen.<br />
Respekt gilt denen, die die <strong>Stiftung</strong> gegründet haben<br />
und ihr mit ihrer Erinnerungsarbeit und mit ihrem<br />
gesellschaftlichen Engagement einen Ort in der heutigen<br />
Gesellschaft geschaffen haben. „Erinnern und<br />
Handeln“ war nicht nur das Thema der Festveranstaltung<br />
am 14.10.<strong>2007</strong>. Es war das Motto all der 20 Jahre<br />
und wird es bleiben, so lange es diese Einrichtung<br />
gibt.<br />
Dank gilt allen, die die Arbeit der <strong>Stiftung</strong> mit ihrem<br />
persönlichen Engagement, mit ihren Anregungen,<br />
mit ihren gesellschaftlichen Bezügen und mit ihrer<br />
Bereitschaft zu Partnerschaft und Kooperation unterstützt<br />
und ermöglicht haben. Und Dank gilt allen, die<br />
diese Arbeit getan haben in Zeitzeugengesprächen,<br />
in der Betreuung der Besucher der DenkStätte, in<br />
der Vorbereitung und Durchführung der Projekte und<br />
nicht zuletzt in der inhaltsnahen organisatorischen<br />
Betreuung von all diesem.<br />
Optimismus scheint angezeigt im Blick voraus. Die<br />
<strong>Stiftung</strong> arbeitet auf einem schmalen, aber sicheren<br />
Fundament. Sie hat Freunde und Berater, die in der<br />
heutigen Gesellschaft ihren Platz haben und von dort<br />
Anstöße und Unterstützung mitbringen. Sie hat ihre<br />
Erinnerungsarbeit weit in die Welt getragen, zuletzt<br />
nach Japan, Australien, Südafrika und – besonders<br />
wichtig – in einer Dauerpräsenz nach Polen. Und<br />
sie hat in Deutschland mit dem „Netzwerk <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong>“ ein Zukunftsprojekt gestartet, in dem sie sich<br />
einbringt als Partner junger Leute in ihrem Bemühen<br />
um ziviles Engagement heute.<br />
So ist die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. gut vorbereitet,<br />
um in ihr nächstes Jahrzehnt zu gehen in dem<br />
Bewusst sein, dass jede Gegenwart Kraft und Orientierung<br />
aus der Vergangenheit braucht und dass<br />
umgekehrt Vergangenheit heutiges Handeln braucht,<br />
um lebendig zu bleiben.<br />
Dr. Christof Schmid, 1. Vorsitzender<br />
4
2 In memoriam<br />
Prof. Dr. Andreas Heldrich<br />
Am 31.10.<strong>2007</strong> verstarb der frühere<br />
Rektor der München Ludwig-<br />
Maximilians-Universität München<br />
und langjährige Förderer der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., Prof. Andreas<br />
Heldrich. In seiner Amtszeit hat er<br />
wesentlich dazu beigetragen, dass<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ihren Ort im akademischen<br />
Jahr der Universität und<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. mit<br />
der DenkStätte und mit ihrem Büro<br />
einen Platz in der Mitte der Universität<br />
erhalten haben. Von 2003 bis<br />
zu seinem Tod war er Vorsitzender<br />
des Beirats der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. Wir denken an ihn mit Dank,<br />
mit hoher Achtung und mit großer<br />
Sympathie.<br />
Die Trauerreden, die am 8.11.<strong>2007</strong><br />
gesprochen wurden und die wir im<br />
folgenden in der Reihenfolge der<br />
gehaltenen Ansprachen in kurzen Auszügen<br />
zitieren, beschreiben in beeindruckender<br />
und bewegender Weise<br />
Leben, Lebensweg und Persönlichkeit<br />
von Prof. Andreas Heldrich.<br />
Der Bayerische Staatsminister für<br />
Wissenschaft, Forschung und Kultur,<br />
Dr. Thomas Goppel, beschrieb Prof.<br />
Heldrich als leidenschaftlichen<br />
Juristen und engagierten Lehrer<br />
und nannte seine Verdienste um die<br />
Ludwig-Maximilians-Universität. Dann<br />
führte er aus: „Die angemessene<br />
Auseinandersetzung der LMU mit<br />
ihrer Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
und die Pflege des<br />
Vermächtnisses der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
waren Prof. Heldrich eine Herzensangelegenheit.<br />
Ihm ist es zu verdanken,<br />
dass dieses Vermächtnis der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> immer wieder thematisiert<br />
wurde und die Universität damit bewusst<br />
einer ‚Routine des Gedenkens‘<br />
entgegengetreten ist. Sichtbares<br />
Zeichen hierfür sind die Einrichtung<br />
der ‚DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>‘ und die<br />
Gründung einer Forschungsstätte, die<br />
sich systematisch mit der Geschichte<br />
der Universität München im ‚Dritten<br />
Reich‘ befasst.“<br />
Prof. Dr. Andreas Heldrich<br />
Der Präsident der LMU, Prof. Dr.<br />
Bernd Huber, würdigte seinen Vorgänger<br />
als Hochschullehrer, Hochschulpolitiker<br />
und als Mensch, als<br />
einen, dem es immer „um die große<br />
Linie, die großen Entwicklungstendenzen<br />
und Perspektiven“ ging,<br />
als einen „Mann der Wissenschaft,<br />
der Universität, durch und durch“.<br />
„Andreas Heldrich war ein außergewöhnlicher<br />
Mann mit einem außergewöhnlichen<br />
Lebensweg, einer<br />
bemerkenswerten Karriere mit vielen<br />
Erfolgen und Höhepunkten. Hier<br />
gäbe es so viel zu berichten: Seine<br />
bemerkenswerte wissenschaftliche<br />
Laufbahn, die mit der Habilitation<br />
mit gerade mal 30 Jahren beginnt.<br />
Seine Erfolge als Hochschulpolitiker,<br />
als Rektor der LMU, als er richtungsweisende<br />
Entwicklungen wie die<br />
Verlagerung der Naturwissenschaften<br />
nach Martinsried / Großhadern eingeleitet<br />
hat. Und natürlich ist hier auch<br />
sein großartiges Engagement bei der<br />
Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen<br />
Gewalt herrschaft zu<br />
nennen. Ich kann mich noch gut an<br />
einen seiner letzten großen Vorträge<br />
an der LMU erinnern; es hat damals<br />
alle sehr berührt und angerührt, als<br />
er berichtete, wie er als kleiner Junge<br />
1945 die gerade entlassenen Insassen<br />
eines KZ gesehen hat und wie ihn dieser<br />
Eindruck geprägt hat.“<br />
5
Münchens Oberbürgermeister<br />
Christian Ude zeichnete die Stationen<br />
der beruflichen Entwicklung<br />
Heldrichs als Karriere der Kompetenz<br />
nach, betonte den von ihm betriebenen<br />
räumlichen und programmatischen<br />
Ausbau der LMU, die in seiner<br />
Person zusammenlaufenden internationalen<br />
Kontakte. Dazu zählte Ude<br />
„die Schaffung des ersten Lehrstuhls<br />
in Deutschland, der sich ausschließlich<br />
mit der Erforschung und Lehre jüdischer<br />
Geschichte und Kultur befasst.<br />
Und dazu zählt nicht zuletzt auch die<br />
intensive Aufarbeitung der Vergangenheit<br />
der LMU im Nationalsozialismus.<br />
Gerade auch daran war Prof. Andreas<br />
Heldrich sehr viel gelegen, nicht erst<br />
in seiner Zeit als Rektor, aber da ganz<br />
besonders. Da unterstützte er ein eigenes<br />
Programm zur Erforschung der<br />
Uni-Geschichte in der NS-Zeit, initiierte<br />
er die Einrichtung der DenkStätte<br />
unter dem Auditorium Maximum der<br />
Universität, die über die studentische<br />
Widerstandsgruppe <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
informiert, sorgte dafür – auch als<br />
Gastgeber der alljährlichen Geschwister-Scholl-Preis-Verleihung<br />
– dass das<br />
Andenken an die Geschwister Scholl<br />
an der LMU in beispielhafter Weise<br />
gepflegt wird, setzte sich dafür ein,<br />
dass auch Ringvorlesungen zu diesen<br />
für München so zentralen Erinnerungsthemen<br />
veranstaltet wurden.<br />
Dafür wurde Prof. Andreas Heldrich<br />
2003 im Münchner Rathaus vom<br />
Verein ‚Gegen Vergessen – Für Demokratie‘<br />
mit der Ehrenmitgliedschaft<br />
ausgezeichnet.“<br />
Mit Worten, die die eigene Person<br />
und das von ihr übernommene Amt<br />
miteinander verbinden, sprach die<br />
Präsidentin des Zentralrats der Juden<br />
in Deutschland, Charlotte Knobloch:<br />
„die jüdische Gemeinschaft wusste<br />
in Professor Heldrich einen treuen<br />
und zuverlässigen Freund. Mit bemerkenswerter<br />
Entschlossenheit, Ernsthaftigkeit<br />
und großem Einfühlungsvermögen<br />
vermochte er, im sensiblen<br />
deutsch-jüdisch-israelischen Beziehungsgeflecht<br />
Vertrauen aufzubauen.<br />
Mit Blick auf die Renaissance des<br />
Judentums in Deutschland hat<br />
Professor Heldrich einmal gesagt:<br />
‚Nach dem entsetzlichsten Massenmord<br />
in der Geschichte der Menschheit<br />
gehörte unendlich viel Mut und<br />
Vertrauen in die Wandlungsfähigkeit<br />
des Menschen dazu, sich wieder in<br />
Deutschland niederzulassen.‘<br />
6<br />
Ich würde ihm heute gerne sagen,<br />
dass dieser Mut und dieses Vertrauen,<br />
nur entstehen konnten, weil es Menschen<br />
wie ihn gab. Ich würde ihm gerne<br />
sagen, dass er ein Brückenbauer<br />
war. Einer der durch sein Wirken gezeigt<br />
hat, dass wir trotz allem an das<br />
Gute im Menschen glauben dürfen.<br />
Ich würde ihm gerne sagen, dass ich<br />
glücklich und dankbar bin, ihn kennen<br />
gelernt zu haben.<br />
Denn Professor Heldrich hat die Verantwortung,<br />
die aus der deutschen<br />
Vergangenheit resultiert, nicht nur mit<br />
Worten bezeugt, sondern mit Taten<br />
gelebt: Wo andere der selbstgefälligen<br />
Erinnerungsabwehr der Nachkriegsintellektuellen<br />
verfallen sind, hat<br />
Andreas Heldrich die Aufarbeitung der<br />
Geschichte der Uni München im<br />
Dritten Reich durchgesetzt.<br />
Als Vorstandsmitglied der ‚Freunde<br />
der Universität Tel Aviv‘, als Vorsitzender<br />
des Münchner Komitees<br />
dieses Vereins und als Mitglied des<br />
internatio nalen ‚Board of Gouverneurs‘<br />
der Uni Tel Aviv hat er aktiv an<br />
einer Verständigung zwischen Deutschen<br />
und Israelis gearbeitet.<br />
Die Wissenschaft war für ihn kein<br />
Elfen beinturm, sondern eine Plattform<br />
zum Dialog. Im Bewusstsein des dunklen<br />
Kapitels der deutschen Geschichte<br />
suchte er offen und aufrichtig das<br />
Gespräch.“<br />
Prof. Dr. Eidenmüller, Nachfolger von<br />
Prof. Heldrich auf dem Lehrstuhl für<br />
Bürgerliches Recht der Juristischen<br />
Fakultät an der LMU, beschrieb in<br />
seiner von Verehrung und Freundschaft<br />
getragenen Rede vor allem die<br />
Persönlichkeit von Andreas Heldrich.<br />
Er schilderte die intellektuelle Brillanz<br />
und die analytische Schärfe seines<br />
Denkens. „Dem konnte sich keiner<br />
entziehen. Vor den Augen seiner Zuhörer<br />
brannte ein Feuerwerk an Pointen<br />
ab. Rhetorische Kabinettstückchen<br />
im Sekundentakt. Wer die Einheit von<br />
Forschung und Lehre erleben wollte,<br />
ging zu ihm. Alle hat er begeistert,<br />
in vielen das Feuer der Wissenschaft<br />
entzündet – auch in mir.“<br />
„Emotion und Eros“ waren, so Prof.<br />
Horst Eidenmüller, wichtige Ingredienzien<br />
seines Intellekts. Um „Funktionalität<br />
des Rechts und seiner Institute“<br />
sei es ihm gegangen. „Heldrich war<br />
ein sozialwissenschaftlich denkender<br />
Jurist, der in internationalen Journalen<br />
auf Englisch publizierte, Dekaden<br />
bevor es Exzellenzinitiativen und Eliteuniversitäten<br />
gab.“
Für einen kurzen Moment zauberte<br />
Prof. Eidenmüller Heiterkeit in die<br />
Trauerfeier, als er ein Beispiel von<br />
Heldrichs Humor gab: „Auf dem<br />
Anruf beantworter der Familie Heldrich<br />
wurde man zeitweilig mit der Ansage<br />
begrüßt: ‚Nach dem Signalton können<br />
Sie eine Nachricht hinterlassen, wenn<br />
Sie sich dem intellektuell und<br />
rheto risch gewachsen fühlen.‘ Der<br />
Abschreckungseffekt war nachhaltig.<br />
Heldrichs Witz konnte aber nicht nur<br />
einschüchternd sein. Sondern auch<br />
verspielt, leichtfüßig, sarkastisch, bisweilen<br />
auch beißend und verletzend.<br />
Für eine gute Pointe hat er, selbst ein<br />
vorsichtiger und verletzlicher Mann,<br />
viel riskiert, riskieren wollen.<br />
Viel, aber nicht alles. Seinen letzten<br />
Vortrag hielt Heldrich vor einigen Wochen.<br />
Er sprach über Hitlers ‚Mein<br />
Kampf‘ und das Territorialprinzip im<br />
Internationalen Urheberrecht. Dabei,<br />
wie bei allen seinen Stellungnahmen<br />
zu diesem Teil unserer Geschichte,<br />
verstand er keinerlei Spaß. Er hatte<br />
nicht nur die Gräuel des Krieges,<br />
sondern auch die menschenverachtende<br />
Barbarei des Holocaust als Kind<br />
selbst miterlebt. ‚Dass dieses Buch<br />
(also Hitlers ‚Mein Kampf‘) für immer<br />
geschlossen bleibt, sind wir den unzähligen<br />
Opfern schuldig.‘ So endete<br />
– sinngemäß – sein Vortrag, und so<br />
endet auch ein Festschrift-Beitrag aus<br />
seiner Feder zu demselben Thema,<br />
seine letzte wissenschaftliche Veröffentlichung.<br />
Wenn man will: sein<br />
wissenschaftliches und politisches<br />
Vermächtnis.“<br />
Für die Gruppe von Heldrichs jüngerer<br />
Schülergeneration sprach PD<br />
Dr. Adolff, der in seinem Lehrer die<br />
seltene Verbindung von Größe und<br />
Liebenswürdigkeit nachzeichnete:<br />
„Er war ein Mann von strahlender,<br />
für den Normalbegabten geradezu<br />
niederschmetternder Intelligenz, treffsicherem<br />
Humor, unfehlbarer Intuition<br />
und enzyklopädischer Bildung. Er<br />
konnte ex tempore schönere Reden<br />
halten als Mancher nach wochenlangen<br />
Exerzitien. Feinsinnig, höflich und<br />
heiter pflegte er das Gespräch mit<br />
Staatsministern, Kirchenfürsten, Großverlegern<br />
und Nobelpreisträgern gleichermaßen.<br />
So gut wie immer gingen<br />
diese mit dem Eindruck nach Hause,<br />
etwas Besonderes erlebt zu haben.<br />
Selbiges gilt von seinen Studenten.<br />
Er war Generationen wissbegieriger<br />
junger Menschen ein legendärer Lehrer,<br />
der uns sein Wissen nicht nur in<br />
makelloser Präzision weiter gegeben<br />
hat, sondern sich dieser Aufgabe auch<br />
noch mit unvergleichlicher Leichtigkeit<br />
entledigte.“<br />
7
3 Chronik <strong>2007</strong><br />
15.1.<strong>2007</strong><br />
„Demokratie und politische Identität“<br />
Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin<br />
der Europa-Universität Viadrina,<br />
Frankfurt / Oder hält die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Gedächtnisvorlesung im Auditorium<br />
Maximum der LMU.<br />
26.1.<strong>2007</strong><br />
In der Aula des Franz-Marc-Gymnasiums<br />
Markt Schwaben wird die Ausstellung<br />
„Resistenz, Verweigerung und<br />
Widerstand gegen den Nationalsozialismus<br />
in den Jahren 1933-1945 in Markt<br />
Schwaben“ eröffnet. Weitere Ausstellungsorte<br />
in der Region Ebersberg.<br />
26.2. – 2.3.<strong>2007</strong><br />
Deutsch-polnische Lehrerbegegnung in<br />
Leipzig zum Thema „Zivilcourage in der<br />
Schule“.<br />
Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
in Leipzig durch Prof. Wolfgang Huber,<br />
Sohn von Prof. Kurt Huber. Die Ausstellung<br />
wird bis zum 13. April <strong>2007</strong> mit<br />
einem umfangreichen Begleitprogramm<br />
im Schulmuseum gezeigt.<br />
28.2. – 5.3.<strong>2007</strong><br />
Winfrid Vogel, Brigadegeneral a.D.,<br />
eröffnet die russische <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung in Tomsk, Novosibirsk. Anschließend<br />
Begleitprogramm.<br />
27.3. – 20.4.<strong>2007</strong><br />
Beginn des Ausstellungsprojekts der<br />
Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> in Südafrika in<br />
Zusammenarbeit mit der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> e.V. in Johannesburg. Anneliese<br />
Knoop-Graf eröffnet am 28.3.<strong>2007</strong> die<br />
englische <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung im<br />
dortigen Goethe-Institut. Anschließend<br />
Vorträge in verschiedenen Schulen und<br />
Einrichtungen.<br />
23. – 27.4.<strong>2007</strong><br />
Die Willi-Graf Ausstellung hat ihre erste<br />
externe Ausstellungsstation im Willi-<br />
Graf Gymnasium München. Anneliese<br />
Knoop-Graf spricht zur Eröffnung.<br />
26.4. – 10.5.<strong>2007</strong><br />
Fortsetzung des Ausstellungsprojekts<br />
der Friedrich-Ebert <strong>Stiftung</strong> in Kapstadt.<br />
Eröffnung der englischen <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung am 26.4.<strong>2007</strong> im Holocaust<br />
Centre durch den deutschen<br />
Botschafter. Franz J. Müller spricht als<br />
Zeitzeuge. Vorträge in verschiedenen<br />
Schulen.<br />
Südafrikapremiere des deutschen Kinofilms<br />
„Sophie Scholl – die letzten Tage“.<br />
18.5. – 31.5.<strong>2007</strong><br />
Fortsetzung des Ausstellungsprojekts<br />
der Friedrich-Ebert <strong>Stiftung</strong> in Pretoria.<br />
Die englische <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
wird in der Deutschen Schule Pretoria<br />
gezeigt.<br />
8<br />
15.6. – 8.7.<strong>2007</strong><br />
Fortsetzung des Ausstellungsprojekts<br />
der Friedrich-Ebert <strong>Stiftung</strong> im Robben<br />
Island Museum, Gateway to Robben<br />
Island, in Kapstadt.<br />
24.7. – 30.10.<strong>2007</strong><br />
Fortsetzung des Ausstellungsprojekts<br />
im Apartheidmuseum in Johannesburg.<br />
13.9. – 18.9.<strong>2007</strong><br />
Winfrid Vogel und Werner Rechmann,<br />
3. Vorsitzender der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V., nehmen an der deutsch-russischen<br />
Kulturwoche zum 90. Geburts tag von<br />
Alexander Schmorell in Orenburg teil.<br />
14.9.<strong>2007</strong><br />
Eröffnung der Ausstellung „Willkür ‚Im<br />
Namen des Deutschen Volkes‘“ durch<br />
Staatsministerin Dr. Beate Merk und<br />
Dr. Hans-Jochen Vogel im historischen<br />
Sitzungssaal „<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ des<br />
Münchner Justizpalastes.<br />
17. – 21.9.<strong>2007</strong><br />
Erste Projektwoche am Netzwerk<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> beteiligter Schulen in der<br />
Katholischen Akademie in München.<br />
Als Informations- und Kommunikationsforum<br />
wird die Homepage „Netzwerk<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ eingerichtet.<br />
14.10.<strong>2007</strong><br />
„Erinnern und Handeln“.<br />
Festliche Matinée zum 20jährigen Bestehen<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. im<br />
Auditorium Maximum der LMU.<br />
20.10.<strong>2007</strong><br />
Die DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> am Lichthof<br />
der LMU beteiligt sich erneut an<br />
der „Langen Nacht der Münchner Museen".<br />
Bis 2 Uhr nachts werden ca. 650<br />
Besuchern Führungen und Zeitzeugengespräche<br />
angeboten.<br />
8.11. – 9.12.<strong>2007</strong><br />
Letzte Station der englischen <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung ist Constitution Hill,<br />
Johannesburg.<br />
22.11.<strong>2007</strong><br />
Winfrid Vogel eröffnet die DenkStätte<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> im Edith Stein Haus in<br />
Wroclaw (Breslau). Anschließendes<br />
Begleitprogramm.<br />
26.11.<strong>2007</strong><br />
Eröffnung der Sonderausstellung<br />
„Traute Lafrenz und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“<br />
in der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in der<br />
LMU. Einweihung der neuen Sehstation.<br />
Das „Russische Tagebuch“ der ermordeten<br />
russischen Journalistin Anna Politkovskaja<br />
(1958-2006) wird posthum mit<br />
dem Geschwister-Scholl-Preis <strong>2007</strong> in<br />
der großen Aula der LMU ausgezeichnet.<br />
Dezember<br />
Dr. Christoph Schmid wird in das Kuratorium<br />
der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München berufen.
4 20 Jahre <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
Am 30.6.1987 beschlossen Inge Aicher-Scholl,<br />
Heinz Bollinger, Heiner Guter, Hildegard Hamm-<br />
Brücher, Anneliese Knoop-Graf, Franz J. Müller<br />
und Marie-Luise Schultze-Jahn die Gründung<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> und deren Satzung.<br />
Am 12.10.1987 wurde <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> als<br />
gemeinnütziger Verein registriert. Am 14.10.<strong>2007</strong><br />
wurde das 20jährige Bestehen der <strong>Stiftung</strong> im<br />
Auditorium Maximum der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität mit einer Matinéeveranstaltung zum<br />
Thema „Erinnern und Handeln“ festlich begangen.<br />
Diese Veranstaltung wurde von BR-alpha<br />
aufgezeichnet und in Auszügen am 3.11.<strong>2007</strong> um<br />
22.30 Uhr gesendet.<br />
Dr. Christof Schmid, 1. Vorsitzender der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> e.V., begrüßte die Anwesenden mit dem<br />
Satz von Walter Benjamin: „Schwerer ist es, das<br />
Gedächtnis der Namenlosen zu ehren als das der<br />
Berühmten. Dem Gedächtnis der Namenlosen gilt<br />
die historische Konstruktion.“ Der stellvertretende<br />
Präsident der LMU, Prof. Dr. Putz betonte in seinem<br />
Grußwort den Stellenwert der Geisteswissenschaften<br />
in einer modernen Eliteuniversität, die<br />
Bedeutung des kritischen Umgangs mit der eigenen<br />
Vergangenheit und den Ort der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> im<br />
Bewusstsein der LMU.<br />
Staatssekretär Karl Freller hob die Bedeutung der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> für Orientierung und Motivation junger<br />
Menschen heute hervor.<br />
Dr. Klaus Hahnzog, früherer Bürgermeister der<br />
Landes hauptstadt München und Initiator der Städtegemeinschaft<br />
im Zeichen der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>,<br />
beschrieb den Stellenwert und die Tragfähigkeit<br />
dieses föderalen Konzepts von Erinnerungsarbeit.<br />
Franz J. Müller schließlich suchte in seiner „querköpfigen“<br />
schwäbischen Herkunft die Wurzeln für<br />
Widerspruch und Widerstand als Lebensmotiv.<br />
Prof. Wladyslaw Bartoszewski hielt die Festrede,<br />
die am Ende mit standing ovations und lang anhaltendem<br />
Beifall bedankt wurde. Er sprach, weil er sich<br />
weiterhin verpflichtete fühlt, „Zeugnis abzulegen“.<br />
Denn er sei tief überzeugt davon, dass diejenigen,<br />
„die in den Jahren des Schreckens die Möglichkeit<br />
hatten, sich dem Verbrechen zu widersetzen sowie<br />
die, die vor dem Untergang gerettet wurden und die<br />
die Taten der menschlichen Solidarität in Erinnerung<br />
rufen, in einer gewissen Weise dazu beigetragen<br />
haben und beitragen, dass die Welt nicht ganz ohne<br />
Hoffnung ist“.<br />
Musiker des Pestalozzi-Gymnasiums München<br />
9
Die Kernthese von Bartoszewskis Rede<br />
lautet: „Das christliche Europa von heute<br />
hat eine Chance der Verarbeitung<br />
der Vergangenheit und der Lehre aus<br />
der Geschichte. Diese Chance besteht<br />
nur in der Anerkennung des eigenen<br />
Versagens, des Mangels an Gerechtigkeit,<br />
an Toleranz und Zivilcourage in der<br />
Politik. Auschwitz und andere ähnliche<br />
Orte des unvorstellbaren Leidens stehen<br />
als bedrängendes Symbol dafür,<br />
wohin solches Versagen führen kann.“<br />
In einer bewegenden Reflexion eines<br />
Augenblicks in seinem eigenen Leben<br />
wendet Bartoszewski diese Aussage<br />
gegen sich selbst an: „Als 18jähriger<br />
Warschauer, angestellt beim Polnischen<br />
Roten Kreuz, wurde ich am 19. September<br />
1940 Opfer einer SS- und<br />
Polizeirazzia: Festgenommen, nicht<br />
vernommen, am 22. September 1940<br />
stand ich bereits auf dem Appellplatz<br />
in Auschwitz als politischer Häftling<br />
Nummer 4427. Bis zum Ende meiner<br />
Tage werde ich mich an den Ausspruch<br />
des damaligen Ersten Schutzhaftlagerführers,<br />
SS-Hauptsturmführer Karl<br />
Fritsch erinnern: ‚Ja, seht Ihr den Kamin<br />
da drüben? Seht Ihr dort drüben, dort<br />
ist das Krematorium. Der einzige Weg<br />
in die Freiheit führt für Euch durch den<br />
Schornstein.‘<br />
Und wenige Minuten danach: Die SS-<br />
Leute suchten ein Opfer. Ein Lehrer<br />
aus einem Gymnasium in Warschau,<br />
neu im Lager. Ich weiß nicht, was er<br />
gemacht hatte, vielleicht stand er nicht<br />
gerade, was auch immer, es war nichts<br />
Besonderes. Die Kapos zerrten ihn<br />
nach vorne, wir haben es alle gesehen,<br />
die paar Tausend, und ich war dabei.<br />
Die Nummer 4427, Bartoszewski, sah<br />
zu, sah es deutlich, ich sehe es noch<br />
jetzt. Sie haben diesen Lehrer geprügelt<br />
und gefoltert. Er fiel, er lag, er<br />
wurde ohnmächtig, er blutete. Ich weiß<br />
nicht, ob er totgeschlagen wurde, mir<br />
schien, er war tot. Es dauerte 10, vielleicht<br />
15 Minuten. Hier standen etwa<br />
5000 Männer. Stramm in Hab-Acht-<br />
Stellung. Und wir waren Zuschauer,<br />
und niemand hat etwas gesagt, niemand<br />
hat etwas unternommen. Und<br />
ich war da, und ich habe auch nichts<br />
gemacht, und das empfinde ich noch<br />
heute als die Scham meines Lebens,<br />
obwohl ich das alles verstehe. Was<br />
kann man durch Angst in ein paar Stunden<br />
erreichen! Wie kann in so kurzer<br />
Zeit ein Mensch so erniedrigt werden?<br />
Was kann man aus dem Menschen<br />
machen! Wir in der Menge wurden<br />
nicht gefoltert. Aber was konnten wir<br />
tun? Maschinengewehre oben auf den<br />
Wachtürmen, Wachposten ringsum!<br />
Und dennoch, hier wurde ein Mensch<br />
gefoltert, das war ein ganz bewußt<br />
inszeniertes Schauspiel. Erreicht wurde<br />
ein Ziel: Wir hatten Angst.“<br />
10<br />
Prof. Dr. Wladyslaw Bartoszewski<br />
Positiv folgert Bartoszewski daraus:<br />
„Die Erinnerung verpflichtet uns<br />
alle zur Besinnung und zur Erziehung<br />
der neuen Generationen aller Völker<br />
im Geiste der Menschenachtung, im<br />
entschlossenen Engagement gegen<br />
Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit<br />
und negatives Pauschaldenken über<br />
den ‚Anderen‘. Die mutigen guten Taten,<br />
die es damals auch gab, die Ausnahmefälle<br />
und die Opferbereitschaft<br />
der einzelnen müssen uns Vorbild<br />
bleiben. Denn wenn so etwas wie der<br />
Fluch der bösen Tat existiert – was wir<br />
oft glauben –, dürfen wir auch auf den<br />
Segen der guten Taten vertrauen und<br />
an diesem Segen durch unsere Haltung<br />
teilnehmen.“<br />
Der gesamte Text der Rede von<br />
Prof. W. Bartoszewski ist auf der<br />
Homepage der <strong>Stiftung</strong> nachzulesen<br />
und auszudrucken.<br />
Zuhörer im Auditorium Maximum der<br />
Ludwig-Maximilians-Uniersität
Die anschließende Podiumsdiskussion<br />
wurde von Dr. Beatrice von Weizsäcker,<br />
Juristin und freie Journalistin, geleitet.<br />
Die in Alter und Herkunft heterogen<br />
besetzte Runde:<br />
Dr. Hildegard Hamm-Brücher<br />
Hildegard Hamm-Brücher, Jahrgang<br />
1921, promovierte Chemikerin, war<br />
von 1946 bis 1949 Redakteurin bei<br />
der Münchner „Neuen Zeitung“. Sie<br />
wurde 1948 Mitglied der FDP und war<br />
bis 1990 aktiv in der Politik tätig: als<br />
Stadträtin und Landtagsabgeordnete<br />
in München, als Staatssekretärin<br />
zunächst im Kultusministerium in<br />
Hessen, dann im Bundesministerium<br />
für Bildung und Wissenschaft<br />
und schließlich von 1976 bis 1982<br />
als Staatsministerin im Auswärtigen<br />
Amt. Von 1976 bis 1990 war sie Mitglied<br />
des Deutschen Bundestages.<br />
1994 kandidierte sie für das Amt des<br />
Bundes präsidenten. Im Jahr 2002 trat<br />
sie als Reaktion auf den umstrittenen<br />
populistischen Wahlkampf ihrer Partei<br />
nach 54jähriger Mitgliedschaft aus der<br />
FDP aus.<br />
Die gebürtige Essenerin ist Mitbegründerin<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.,<br />
Gründungsvorsitzende der Theodor-<br />
Heuss-<strong>Stiftung</strong> e.V. und seit 1995<br />
Ehrenbürgerin der Stadt München.<br />
Mateusz Hartwich und Hildegard Hamm-Brücher<br />
Mateusz J. Hartwich<br />
Mateusz J. Hartwich, geboren am<br />
11. März 1979 in Wroclaw / Breslau.<br />
Als Kind lebte er mit seiner Familie<br />
vier Jahre in Deutschland, kehrte<br />
dann in seine Heimatstadt zurück<br />
und machte dort Abitur. Von 1998 bis<br />
2003 studierte er Kulturwissenschaft<br />
an der Europa-Universität Viadrina in<br />
Frankfurt an der Oder, wo er an unterschiedlichen<br />
deutsch-polnischen<br />
Projekten und Initiativen beteiligt<br />
war. Nach dem Diplom arbeitete er<br />
mehrere Jahre lang als freiberuflicher<br />
Dolmetscher, Übersetzer, Werbetexter<br />
und Projektmanager – u.a.<br />
betreute er im Auftrag von Prof. Karl<br />
Schlögel eine europäische Konferenz<br />
und Ausstellung zum Kulturraum der<br />
Oder und arbeitet mit der Bundeszentrale<br />
für politische Bildung an<br />
der Entwicklung eines europäischen<br />
Netzwerks zur Bürgerschaftsbildung<br />
zusammen. Als Vorsitzender des<br />
deutsch-polnischen Vereins „transkultura“<br />
und Mitbegründer der Initiative<br />
„Institut für angewandte Geschichte“<br />
war er zudem an der Entwicklung<br />
verschiedener grenzüberschreitender<br />
Projekte im Bereich Erinnerung und<br />
historisches Erbe beteiligt, u.a. eines<br />
individuellen Reisebegleitservices für<br />
Deutsche, die ihre familiären Spuren<br />
im heutigen Westpolen suchen, und<br />
der Zeitzeugengesprächsreihe „terra<br />
transoderana. Geschichten im Fluss“.<br />
Seit <strong>2007</strong> arbeitet Mateusz Hartwich<br />
an seiner Promotion, die am Berliner<br />
Kolleg für Vergleichende Geschichte<br />
Europas – einer Doktorandenschule<br />
der Freien und der Humboldt-Universität<br />
Berlin – entsteht. In seiner<br />
Dissertation beschäftigt er sich mit<br />
deutsch-polnischen Kulturkontakten<br />
im Riesengebirge nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg und deren Einfluss auf die<br />
Wahrnehmung und Repräsentation<br />
der Region auf beiden Seiten.<br />
11
Beatrice von Weizsäcker und Tom Kucera<br />
12<br />
Rabbiner Dr. Tom Kucera<br />
Rabbiner Tom Kucera wurde im Jahr<br />
1970 in Zlín in Tschechien geboren. Er<br />
studierte Biochemie in Tschechien und<br />
Deutschland und promovierte 1997 an<br />
der Universität Göttingen. Während<br />
eines Forschungsaufenthaltes über ein<br />
Thema der Molekularbiologie in den<br />
USA bekam er das Angebot, sich ein<br />
Jahr am Institut Pardes in Jerusalem mit<br />
rabbinischen Texten auseinanderzusetzen.<br />
2002 wurde er am Abraham Geiger<br />
Kolleg in Berlin angenommen, setzte<br />
das zweite Jahr in Israel fort und kehrte<br />
zum Wintersemester 2003 / 2004 nach<br />
Berlin zurück. Er schloss seine jüdischen<br />
Studien mit dem Magistergrad an der<br />
Universität Potsdam ab. Am 14. September<br />
2006 wurde Kucera in der Dresdener<br />
Synagoge zum Rabbiner ordiniert.<br />
Es war die erste Ordination in Deutschland<br />
seit dem Zweiten Weltkrieg. Zur<br />
Zeit amtiert er in der liberalen jüdischen<br />
Gemeinde Beth Shalom in München<br />
und besucht einmal im Monat einige<br />
jüdische Gemeinden in Tschechien.<br />
Frank Trümper<br />
Frank Trümper, geboren 1962 in Sinn,<br />
studierte Geschichte, Philosophie<br />
und Volkswirtschaft in Hamburg,<br />
Frankfurt am Main und London und<br />
war anschließend viele Jahre in Führungspositionen<br />
sowohl im Profit- wie<br />
im Non-Profit-Bereich tätig, u.a. bei<br />
der Bertels mann AG, als Geschäftsführer<br />
der Bertelsmann <strong>Stiftung</strong> und<br />
Geschäfts führer des S. Fischer Verlags.<br />
Als Leiter des Bereichs Corporate Social<br />
Responsibility der Deutschen Bank und<br />
Mitglied des Vorstands der Deutsche<br />
Bank <strong>Stiftung</strong> hat Frank Trümper zuletzt<br />
das weltweite gesellschaftliche Engagement<br />
des Unternehmens organisatorisch<br />
und strategisch neu ausgerichtet,<br />
bevor er im Juli 2006 die Geschäftsführung<br />
des gemeinnützigen Vereins Common<br />
Purpose Deutschland übernahm.<br />
Dr. Beatrice von Weizsäcker<br />
Beatrice von Weizsäcker, geboren<br />
1958 in Essen, wuchs im Rheinland<br />
auf. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften<br />
in Hamburg, München<br />
und Göttingen und dem Referendariat<br />
arbeitete sie zunächst als freie<br />
Mitarbeiterin im Arbeitsstab Deutschlandpolitik<br />
des Bundeskanzleramtes<br />
in Bonn, bevor sie zur Wendezeit über<br />
das Thema deutsch-deutsche Städtepartnerschaften<br />
promovierte und<br />
schließlich 1991 nach Berlin zog. Dort<br />
war sie neun Jahre politische Redakteurin<br />
beim Tagesspiegel. Im Zuge<br />
der Gründung der <strong>Stiftung</strong> „Erinnerung,<br />
Verantwortung und Zukunft“ im<br />
Herbst 2000, die für die Auszahlung<br />
von Leistungen an ehemalige Zwangsarbeiter<br />
zuständig war, bat sie Hans<br />
Otto Bräutigam, der seinerzeit Mitglied<br />
des Vorstands war, in der neuen<br />
<strong>Stiftung</strong> mitzuarbeiten. Seit 2003 lebt<br />
und arbeitet sie als freie Autorin in<br />
München.<br />
Beatrice von Weizsäcker ist seit<br />
2001 Mitglied der Präsidialversammlung<br />
des Deutschen Evangelischen<br />
Kirchentages und seit Ende 2005<br />
Mitglied des Vorstands der Theodor-<br />
Heuss-<strong>Stiftung</strong>.
Dr. Martina Weyrauch<br />
Martina Weyrauch, geboren 1958 in<br />
Ostberlin, machte nach dem Abitur zunächst<br />
eine Ausbildung zur Kleidungsfacharbeiterin.<br />
Im Anschluss an das<br />
Studium der Rechtswissenschaften an<br />
der Humboldt-Universität zu Berlin promovierte<br />
sie 1986 im Internationalen<br />
Straf- und Völkerrecht. Nach dem Fall<br />
der Mauer 1989 war sie zunächst Mitglied<br />
in unterschiedlichen bürgerschaftlichen<br />
Untersuchungskommissionen<br />
gegen Amtsmissbrauch, Korruption und<br />
persönliche Bereicherung, bevor sie im<br />
Mai 1990 für einige Monate Referentin<br />
für völkerrechtliche Fragen der deutschen<br />
Einheit im Amt des Ministerpräsidenten<br />
der DDR, Lothar de Maizière,<br />
wurde. Von 1991 bis 2000 arbeitete sie<br />
in unterschiedlichen Bereichen der Landesverwaltung<br />
Brandenburgs, davon<br />
fünf Jahre (1992 – 1997) als persönliche<br />
Referentin des brandenburgischen Ministerpräsidenten<br />
Dr. Manfred Stolpe.<br />
Seit Oktober 2000 leitet sie die Brandenburgische<br />
Landezentrale für politische<br />
Bildung.<br />
Im Dezember 2003 gründete Martina<br />
Weyrauch zusammen mit dem Direktor<br />
der Evangelischen Akademie Sachsen-<br />
Anhalt, Stephan Dorgerloh, den Verein<br />
„DemokratieANstiftung – Einmischen<br />
in die eigenen Angelegenheiten“, deren<br />
Vorsitz sie zusammen mit Dorgerloh<br />
führt.<br />
Diskussion „Erinnern und Handeln“<br />
Die Chance dieser Runde nutzend<br />
fragt B. v. Weizsäcker zunächst nach<br />
den individuellen Erinnerungen,<br />
die das Handeln der Teilnehmer<br />
bestimmt. Die Antworten reichen<br />
von prägenden Lebensberichten<br />
anderer (Hartwich) über Beispiele<br />
von erfahrenem Mut (Kucera) über<br />
das blitzartige Begreifen historischer<br />
Zusammenhänge (Trümper) bis hin<br />
zu der Erfahrung, „welche Kraft ent-<br />
steht, wenn Bürgerinnen und Bürger<br />
erkennen, dass es auf sie ankommt“<br />
(Weyrauch) und schließlich zu dem<br />
Bekenntnis „Ich habe immer mit und<br />
für die Erinnerung gelebt“, denn es ist<br />
„die Erinnerung, die uns befähigt, mit<br />
der Gegenwart und der Zukunft fertig<br />
zu werden“ (Hamm-Brücher).<br />
In der zweiten Runde stellt B. v. Weizsäcker<br />
individuelle Fragen an jeden<br />
Teilnehmer:<br />
Gibt es genügend Erinnerung im<br />
öffent lichen Leben in Deutschland?<br />
T. Kucera bejaht die Frage, nur dürfen<br />
die, die Gewesenes leugnen, nicht die<br />
Oberhand gewinnen.<br />
M. Weyrauch beantwortet die Frage,<br />
ob sich die Vergangenheitserfahrungen<br />
im Osten von denen im Westen<br />
unterscheiden, eindeutig mit Ja. Im<br />
Osten gäbe es nach 17 Jahren noch<br />
keine Unbetroffenen. Alle fühlten sich<br />
gleichermaßen als Täter und Opfer, die<br />
alte DDR-Identität sei noch nicht durch<br />
die neue Identität der BRD aufgefüllt.<br />
Die Fragen „Wo war unsere Vergangenheit?<br />
Wo haben wir eine Chance,<br />
uns neu einzubringen?“ seien noch<br />
unbeantwortet. Die Verurteilung des<br />
Systems sei immer auch ein Stück<br />
Verantwortung der Menschen, die in<br />
ihm gelebt hätten.<br />
F. Trümper knüpft an mit der Feststellung,<br />
dass wir die Erinnerung nur<br />
lebendig halten können, „wenn wir<br />
zulassen, dass sie sich verändert.“<br />
M. Hartwich führt den Gedanken<br />
fort: An der deutsch-polnischen Grenze<br />
begegne man mindestens zwei<br />
verschiedenen Erinnerungskulturen.<br />
Und auch in Deutschland selbst gebe<br />
es angesichts der vielen Migranten<br />
nicht die Geschichte, sondern viele<br />
Geschichten. Die müsse man sich gegenseitig<br />
erzählen und mit der Frage<br />
verknüpfen: was heißt das für Dich<br />
heute?<br />
Frank Trümper und Martina Weyrauch<br />
13
H. Hamm-Brücher betont, dass für sie Erinnerungsarbeit<br />
immer auch Zukunftsarbeit sei. Junge Menschen<br />
müssten ihre Konsequenzen und ihre Verantwortung<br />
aus den Erinnerungen ihrer Eltern ziehen.<br />
Gleiches gelte für die Gesellschaft im Ganzen. Sowohl<br />
in der Aufarbeitung der NS-Zeit als auch in der<br />
der DDR seien Lücken in der Geschichtserfahrung<br />
entstanden.<br />
Das Fehlen einer Gemeinsamkeit der Erinnerung<br />
an die Schrecken der NS-Zeit sei eines der großen<br />
Versäumnisse im Vereinigungsprozess. Seine Überwindung<br />
bleibt eine der großen Zukunftsaufgaben<br />
unserer Gesellschaft. Die Zukunft der Erinnerung sei<br />
noch offen und es gelte, diese Offenheit gegen zwei<br />
Gefahren zu schützen: gegen die Ritualisierung von<br />
Erinnerung und gegen die stets vorhandene Gefährdung<br />
unserer Demokratie.<br />
Auf die Frage von Beatrice von Weizsäcker an Rabbiner<br />
Kucera, ob es aus seiner Sicht einen richtigen<br />
Weg des Erinnerns gebe, meint dieser: „Am Ende<br />
des Erinnerns muss immer der Schritt zur Tat stehen“.<br />
In Anlehnung an Saul Friedländer von der „Unruhe<br />
des Erinnerns“ merkt Frank Trümper an, diese Unruhe<br />
wirke aus seiner Sicht eher desorientierend. Wir<br />
leben in einer Zeit unterschiedlichster Formen des<br />
Erinnerns. Die Aufgabe bestehe darin, die Gesellschaftsfähigkeit<br />
der Pluralität von Erinnerung immer<br />
wieder neu herzustellen. Dies sei eine Herausforderung,<br />
aber sie „koste nicht den Kopf“.<br />
Mit der Bitte um einer Antwort in einem Satz stellt<br />
Beatrice von Weizsäcker die Schlussfrage an die<br />
Runde: „Woran sollte man sich erinnern, wenn man<br />
heute handelt?“<br />
F. Trümper: an die Erinnerung des Anderen.<br />
M. Weyrauch: daran, dass die guten Taten nicht ewig<br />
wirken, sondern immer wieder neu getan werden<br />
müssen.<br />
M. Hartwich: daran, sich die Geschichten der Anderen<br />
anzuhören.<br />
H. Hamm-Brücher: daran, dass uns die Erinnerung<br />
wachsam macht.<br />
T. Kucera: daran, dass wir unsere Vergesslichkeit<br />
bekämpfen.<br />
Empfang im Lichthof<br />
14
Daten und Fakten der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
1985<br />
28.4. München: Erste vorbereitende<br />
Gespräche zur Gründung der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> unter anderem mit<br />
dem Institut für Jüdisch-Christliche<br />
Beziehungen des American Jewish<br />
Congress (AJC) mit dem Ziel, ein Zeichen<br />
zu setzen gegen den Besuch von<br />
Präsident Reagan und Bundeskanzler<br />
Kohl auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg,<br />
wo es auch Gräber von Mitgliedern<br />
der Waffen-SS gibt.<br />
2.5. München: Mehr als 300 Menschen<br />
besuchen die Gräber der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />
29.6. New York: Dinner des AJC in<br />
der „Park Synagoge“ zu Ehren der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>. Henry Siegmann kündigt<br />
die Gründung einer <strong>Stiftung</strong> an.<br />
1987<br />
22.2. Capitol Hill, Washington: Gründung<br />
der White <strong>Rose</strong> Foundation.<br />
Inge Aicher-Scholl, Hildegard Hamm-<br />
Brücher, Anneliese Knoop-Graf und<br />
Franz J. Müller nehmen den Auftrag<br />
mit, in Deutschland eine <strong>Stiftung</strong> zu<br />
gründen.<br />
30.6. München: Inge Aicher-Scholl,<br />
Heinz Bollinger, Heiner Guter, Hildegard<br />
Hamm-Brücher, Anneliese<br />
Knoop-Graf, Franz J. Müller, Marie-<br />
Luise Schultze-Jahn beschließen die<br />
Gründung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
und deren Satzung.<br />
12.10. Registrierung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> als gemeinnütziger Verein.<br />
Die „Städtegemeinschaft im Zeichen<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>“ sichert die Basisfinanzierung:<br />
Berlin, Freiburg, Hamburg,<br />
München, Saarbrücken, Stuttgart,<br />
Ulm.<br />
1988<br />
Geschäftstelle in der Genter Straße 13.<br />
23.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Hans Maier: „Christlicher Widerstand<br />
im Dritten Reich“.<br />
16. – 18. 5. München: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> und AJC organisieren eine internationale<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Konferenz in<br />
der Ludwig-Maximilians-Universität.<br />
12.10. München: Die <strong>Stiftung</strong> setzt<br />
sich dafür ein, dass das im „Risch-<br />
Art“ Wettbewerb ausgezeichnete<br />
Bodendenkmal des Künstlers Robert<br />
Schmidt vor dem Haupteingang der<br />
Universität installiert wird.<br />
Gräfelfing, Wohnort von Kurt Huber,<br />
wird Mitglied der „Städtegemeinschaft<br />
im Zeichen der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>“<br />
21.11. München: Geschwister Scholl<br />
Preis: Grete Weil „Der Brautpreis“<br />
1989<br />
16.2. München: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Peter Steinbach liest<br />
„Erinnerung – Aktives Gedenken – Annäherung<br />
an den Widerstand“.<br />
23. – 24. 2. Wien: Veranstaltung der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> und des Dokumentationszentrums<br />
des österreichischen<br />
Widerstandes: „Frauen und<br />
Widerstand – Sophie Scholl – Käthe<br />
Leichter“.<br />
27. 4. – 1.5. Italien: Konferenz der <strong>Stiftung</strong><br />
im Schulzentrum Portogruaro:<br />
„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und der italienische<br />
Widerstand“; in der Academia in<br />
Venedig folgt die Veranstaltung „Widerstand<br />
gegen den Faschismus aus<br />
italienischer und deutscher Sicht“.<br />
21. – 23.6. Berlin: Konferenz von <strong>Stiftung</strong><br />
und Stadt: „Jugend und Jugendopposition<br />
im Nationalsozialismus“.<br />
1990<br />
21.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Arthur Kaufmann: „Über die<br />
Tapferkeit des Herzens“.<br />
4. – 5.4. Paris: Deutsch-Französische<br />
Tagung: „Résistance und deutscher<br />
Widerstand“ im Goethe Institut.<br />
3. – 4.5. Freiburg: Teile der entstehenden<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung werden<br />
in der Universitätsbibliothek gezeigt.<br />
4.10. USA: Eröffnung der englischen<br />
Version der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
in Buffalo anlässlich der Deutsch-Amerikanischen<br />
Wissenschaftlerkonferenz;<br />
Vorträge an der State University New<br />
York.<br />
1991<br />
19.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Gotthard Jasper: „Schwierigkeiten<br />
und Zumutungen des Widerstandes<br />
in Deutschland“.<br />
25. – 27.2. Hamburg: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Konferenz von <strong>Stiftung</strong> und Universität<br />
mit Teilnehmern und Angehörigen der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> sowie Mitgliedern der<br />
White <strong>Rose</strong> Foundation. Podiumsdiskussionen<br />
„Einig Vaterland –<br />
Harmonisierung der deutschen<br />
Geschichte“ und „Emigration und<br />
Widerstand – Getrennte Welten?“<br />
6. – 28.4. Venedig: Große <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung im Palazzo Pesaro / Museo<br />
Moderno, Tagung in der Academia<br />
15
„Europa und der europäische Widerstand“<br />
mit Mitgliedern des Europa<br />
Parlamentes.<br />
1.6. – 1.10. Rastatt: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
im Freiheitsmuseum.<br />
1.9. – 30.9. Santiago de Chile: <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung und Konferenz im<br />
Goethe Institut; anschließend Tagung<br />
„Diktaturen und Widerstand“ in Banjo<br />
de Curazon.<br />
1.10. – 30.10. Washington: <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellungseröffnung im Goethe<br />
Institut in Zusammenarbeit mit<br />
dem Deutschen Historischen Institut.<br />
1.11. – 30.11. Berlin: Konferenz von<br />
amerikanischen Holocaust-Überlebenden<br />
und <strong>Stiftung</strong> zu „Lehren aus dem<br />
Holocaust”.<br />
16<br />
1992<br />
20.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Hans Mommsen: „Der Deutsche<br />
Widerstand gegen Hitler und die<br />
Wiederherstellung der Grundlagen der<br />
Politik“.<br />
4.3. Berkeley / California: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>-<br />
Ausstellung und Podiumsgespräche.<br />
10.10. München: Demonstration mit<br />
Namensträgerschulen gegen Rassismus<br />
und Ausländerfeindlichkeit.<br />
1993<br />
1. – 11.2. München: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung im Rathaus.<br />
15.2. München: Bundespräsident<br />
Richard von Weizsäcker spricht anlässlich<br />
des 50. Jahrestages der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> im Auditorium Maximum der<br />
Universität.<br />
18.2. Ulm: Gedächtnisfeier im Rathaus:<br />
Otl Aichers Büsten von Hans<br />
und Sophie Scholl werden enthüllt; Eröffnung<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />
21. – 22.4. Washington: Teilnahme an<br />
der Eröffnung des Holocaust Museum.<br />
13.7. München: Enthüllung einer von<br />
der <strong>Stiftung</strong> initiierten Gedenktafel im<br />
Justizpalast.<br />
26. – 27.8. Italien: Tagung in Trento mit<br />
der Gruppe „La Rosa Bianca“.<br />
12.10. Saarbrücken: Gedenkfeier für<br />
Willi Graf; Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung.<br />
1994<br />
14.1. New York: Eröffnung der<br />
englisch sprachigen Ausstellung im<br />
Goethe House. <strong>Stiftung</strong> wird beratendes<br />
Mitglied der Jury für den Geschwister<br />
Scholl Preis.<br />
1.2. Jena: Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung in der Universität.<br />
9. – 11.2. Rom: Eröffnung der italienisch<br />
sprachigen Ausstellung im Goethe<br />
Institut.<br />
21.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Joseph Rovan: „Vielfalt und Einheit<br />
des Neins zu Hitler“.<br />
11. – 25.4. Straßburg: Eröffnung der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung, Podiumsdiskussion<br />
zum Thema „Widerstand<br />
gegen den Faschismus und über<br />
Europa heute“.<br />
20.9. – 20.10. Riga: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
im Goethe Institut; „Rigaer<br />
Gespräche“.<br />
13.10. Donauwörth: Anlässlich des<br />
50. Jahrestages der Volksgerichtshof-<br />
Verhandlung gegen Hans Leipelt und<br />
andere Enthüllung einer von der<br />
Bayerischen Justiz angebrachte<br />
Gedenk tafel im Amtsgericht.<br />
25.10. Triest: Ausstellungseröffnung<br />
im Goethe Institut.<br />
1995<br />
29.1. Hamburg-Wilhelmsburg: Gedenkveranstaltung<br />
zum 50. Todestag<br />
von Hans Leipelt und <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung im Bürgerhaus.<br />
22.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Gerda Freise: „Die persönliche<br />
Freiheit des Denkens und Handelns in<br />
Diktatur und Demokratie“.<br />
15.3. Berlin: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung im Foyer des Abgeordnetenhauses.<br />
8.5. Straßburg: Einweihung der „Pont<br />
de la <strong>Rose</strong> Blanche“ zum 50. Jahrestag<br />
des Kriegsendes.<br />
10.6. Toulouse: Ausstellungseröffnung<br />
der französischsprachigen <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung im Musée de la<br />
Résistance in Zusammenarbeit mit<br />
dem Goethe Institut.<br />
3. – 30.11. Trento: Anlässlich „50 Jahre<br />
Befreiung Italiens“ Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung;<br />
Symposium „Erinnerung und Zukunft<br />
der Demokratie“.<br />
15.11. Rotterdam: Eröffnung der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung im Oorlogsmuseum.<br />
1996<br />
28.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Joachim Gauck: „Unterwerfung,<br />
Anpassung, Widerstand – Anmerkungen<br />
zum Leben unter totalitärer<br />
Herrschaft“.
9.3. Rastatt: Kolloquium anlässlich des<br />
75. Geburtstages von Anneliese<br />
Knoop-Graf im Freiheitsmuseum:<br />
„Das Leben für die Freiheit – die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> und ihre Bedeutung für uns“.<br />
1.4. – 30.4. USA: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
in Rochester.<br />
9.5. München: Kulturreferat, Universität<br />
und <strong>Stiftung</strong> feiern in der Universität<br />
den 75. Geburtstag von Sophie<br />
Scholl.<br />
18.7. München: am 75. Geburtstag<br />
von Hans Leipelt wird eine Tafel im<br />
Ehrenhain des Perlacher Forst Friedhofes<br />
angebracht, ein Stein über dem<br />
bisher anonymen Sammelgrab nennt<br />
die Namen der 1942-1945 ermordeten<br />
politischen Häftlinge.<br />
30.9. USA: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung in<br />
der Pacific University Portland.<br />
17.11. Prag: Am „Tag des Studentischen<br />
Widerstandes / Erinnerung an<br />
1939 und 1968“ Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung in der Karls Universität.<br />
1997<br />
7.1. Niederlande: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung im Grafensaal des<br />
Stadthauses Haarlem.<br />
19.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Hildegard Hamm-Brücher: „Das<br />
Vermächtnis der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>, gestern<br />
– heute – morgen“.<br />
24.4. USA: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung in<br />
Harvard und im Concord College.<br />
28.6. München: Konstituierende Sitzung<br />
des Beirates der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Feierliche Eröffnung der DenkStätte<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in der Universität durch<br />
Bundespräsident Roman Herzog,<br />
Oberbürgermeister Christian Ude und<br />
Rektor Andreas Heldrich.<br />
1.8. – 15.8. Buchenwald: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte.<br />
1998<br />
12.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Hans-Jochen Vogel: „Zur Notwendigkeit<br />
des Erinnerns – über den<br />
Umgang mit der jüngeren deutschen<br />
Geschichte“.<br />
24.3. USA: Eröffnung <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung in San Diego.<br />
28.5. München, Universität: Veranstaltung<br />
zu 10 Jahre <strong>Stiftung</strong>; Einweihung<br />
der Grete Weil-Bibliothek.<br />
1999<br />
18.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Klaus von Dohnanyi: „Verantwortung<br />
für die Deutsche Geschichte<br />
– Erinnern und Gedenken in der<br />
2. Generation nach Hitler“.<br />
1.3. Genf: Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung in der Deutschen Schule.<br />
9.9. München: Benefizabend zum<br />
75. Geburtstag von Franz J. Müller im<br />
Alten Rathaus; Aufführung der Oper<br />
„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ von Udo Zimmermann.<br />
30.9. Russland: Eröffnung der<br />
russisch sprachigen <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung in Orenburg.<br />
22.10. Rastatt: Eröffnung der<br />
DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> als Dauerausstellung<br />
im Freiheitsmuseum.<br />
9. – 12.11. Aschaffenburg: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung im Rathaus.<br />
2000<br />
23.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Rachel Salamander: „Hier<br />
sehen wir das fürchterlichste Verbrechen.<br />
Vom deutschen Widerstand und<br />
der Judenverfolgung“.<br />
19.4. Ulm: Einweihung „Ulmer<br />
DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> – wir wollten<br />
das andere“, im Einsteinhaus der 1946<br />
von Inge Aicher-Scholl gegründeten<br />
vh Ulm.<br />
24.10. Moskau: Eröffnung <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung im Haus der Völkerfreundschaft.<br />
3.11. München: Podiumsdiskussion<br />
„Vom Mut und der Glaubwürdigkeit<br />
der Politik“.<br />
2001<br />
11.1. Brüssel: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />
6.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Botschafter a. D. Abi Primor:<br />
„Erinnerung ist das Geheimnis der<br />
Erlösung“.<br />
6.3. Cottbus: Pilot-Veranstaltung<br />
Projekt Ost.<br />
12. / 22.3. Ebersberg: Aktionswoche<br />
„Für friedliches Miteinander gegen<br />
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“;<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />
5. – 7.4. Italien: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung in Reggio Emilia.<br />
15.10. München: „Dank an Grete<br />
Weil“ gemeinsam mit der Literaturhandlung<br />
in der Großen Aula der Universität;<br />
Enthüllung der von Karin Mai<br />
geschaffenen Büste; Senta Berger<br />
liest Texte von Grete Weil.<br />
17
18<br />
2002<br />
21.1. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Ministerpräsident von Baden-<br />
Württemberg Erwin Teufel: „Schreiben<br />
und Leben. Der Umgang mit der<br />
Geschichte des Dritten Reiches und<br />
die Botschaft des Widerstands gegen<br />
Hitler“.<br />
5.12. DenkStätte: Im Rahmen des<br />
Grundschulprojekts Diskussionsrunde<br />
mit Pädagogen und Wissenschaftlern<br />
über mögliche Ziele, Inhalte und Grenzen<br />
der Vermittlung des Widerstandes<br />
gegen den Nationalsozialismus in der<br />
Grundschule heute.<br />
2003<br />
19. – 25.1. Lyon: Projektwoche: Ausstellung<br />
und Diskussionsrunden zu<br />
„Widerstand in Deutschland und<br />
Frank reich“.<br />
30.1. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Bundespräsident Johannes<br />
Rau: „Erinnerung wach halten – um<br />
der Zukunft willen“.<br />
18.2. München, Universität: Veranstaltung<br />
zum 60. Todestag der Geschwister<br />
Scholl und von Christoph Probst<br />
mit Bundestagspräsident Wolfgang<br />
Thierse.<br />
Symposium „Neue Aspekte der<br />
Forschung“.<br />
22.2. Regenstauf bei Regensburg:<br />
Enthüllung der Büste von Sophie<br />
Scholl in der Walhalla.<br />
12.10. Saarbrücken: Gedenkveranstaltungen<br />
zum 60. Todestag von Willi<br />
Graf: im Festsaal des Rathauses und<br />
Verleihung der Ehrenbürgerschaft<br />
posthum.<br />
2004<br />
2.4. Rücktritt von Franz J. Müller als<br />
Vorsitzender. Christof Schmid wird<br />
sein Nachfolger.<br />
München: Matinée zum 80. Geburtstag<br />
von Franz J. Müller. Herausgabe<br />
der Festschrift „Erinnern und Erkennen“.<br />
16.9. Eröffnung der DenkStätte <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Orenburg / Russland.<br />
5.11. Expertengesprächesrunde über<br />
Defizite der zivilen Gesellschaft und<br />
Aufgaben der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> im<br />
Prozess des Erinnerns.<br />
2005<br />
31.1. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Prof. Dr. Andreas Heldrich:<br />
„Erinnerung – Verantwortung –<br />
Zukunft“.<br />
24.2. München: Eröffnung der Hörstation<br />
„Der Widerstand im Kopfhörer.<br />
Eine akustische Erinnerung an die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“.<br />
2.4. München: Demonstration „Mit<br />
weißen <strong>Rose</strong>n gegen Rechts“ mit<br />
dem Bündnis für Toleranz, Demokratie<br />
und Rechtsstaat.<br />
4. – 6.7. München: Tagung für Grundschullehrer<br />
zu Zielen, Inhalten, Möglichkeiten<br />
und Grenzen der Vermittlung<br />
des Widerstandes gegen den<br />
Nationalsozialismus.<br />
12.10. Danzig: Eröffnung des Ausstellungsprojektes<br />
„Zerreißt den Mantel<br />
der Gleichgültigkeit“.<br />
17.11. Allenstein: Fortsetzung des<br />
Ausstellungsprojektes „Zerreißt den<br />
Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />
2006<br />
13.1. Schloß Kreisau: Fortsetzung des<br />
Ausstellungsprojektes „Zerreißt den<br />
Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />
31.1. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />
Bischof Dr. Wolfgang Huber:<br />
„Flugblätter der Freiheit. Verantwortliches<br />
Handeln aus christlichen<br />
Wurzeln.“<br />
27.1. Ergoldsbach: Eröffnung der<br />
Ausstellung „Das hätte doch jeder<br />
getan. Die Rettung der 13 Juden von<br />
Ergoldsbach“.<br />
21.2. München: Eröffnung der Sonderausstellung<br />
zu Willi Graf.<br />
7. – 9.3. Krakau: Lehrerbegegnung und<br />
Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
im Rahmen des Ausstellungsprojektes<br />
„Zerreißt den Mantel der<br />
Gleichgültigkeit“.<br />
6.4. – 1.5. Breslau: Fortsetzung des<br />
Ausstellungsprojektes „Zerreißt den<br />
Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />
8.5. Majdanek / Lublin: Eröffnung der<br />
Ausstellung im Rahmen des Projektes<br />
„Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />
14.9. Einweihung der Wort-Installation<br />
im Eingangsbereich der DenkStätte.<br />
24. – 27.10. Warschau: Eröffnung der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung, Treffen junger<br />
deutscher und polnischer Journalisten<br />
im Rahmen des Projektes „Zerreißt<br />
den Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />
20.11. München: Eröffnung der<br />
Sonderausstellung zu Prof. Kurt<br />
Huber.
Stimmen zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>*<br />
Klaus von Dohnanyi<br />
Für eine gerechte Sache aufzustehen<br />
und stehen zu bleiben ist der Quell<br />
allen humanen Fortschritts. Da gibt<br />
es zwischen Zeiten der Tyrannei und<br />
Zeiten demokratischer Freiheit nur<br />
den einen Unterschied: In Zeiten der<br />
Freiheit geht es dann nicht um Leben<br />
oder Tod. „Zivilcourage“ nennen wir<br />
deswegen heute was „Widerstand“<br />
in den Jahren totalitärer Repression<br />
genannt wurde. Zivilcourage bedeutet<br />
die Bereitschaft, jenes Risiko aufzunehmen,<br />
das mit dem Widerspruch<br />
gegen den Druck der öffentlichen<br />
Meinung oder auch einer betrieblichen<br />
oder parteipolitischen Hierarchie verbunden<br />
sein kann. Der Widerstand<br />
gegen den Naziterror ist hier nur insofern<br />
Vorbild, als wir Heutigen erinnern<br />
müssen, wie viel größer, ja wie ganz<br />
anders das Risiko damals war.<br />
Wladyslaw Bartoszewski und<br />
Hildegard Hamm-Brücher<br />
Arno Gruen<br />
Sophie und Hans Scholl waren Menschen,<br />
die aus ihrem Herzen heraus<br />
das Menschsein zum Kern ihres Seins<br />
machten. Sie kämpften gegen jene,<br />
die das Ungeheure erdachten und<br />
damit das Vertrauen von Mensch zu<br />
Mensch zerstörten. Heute, in einer<br />
Welt, in der die Jagd nach Ruhm und<br />
der globalisierte Hass zum Ersatz für<br />
wahre menschliche Beziehung geworden<br />
ist, sind wir mehr denn je gefragt,<br />
das Vertrauen der Geschwister Scholl<br />
in das Menschsein aufrecht zu erhalten.<br />
Es geht darum, für wirkliche Bedürfnisse<br />
der Menschen zu kämpfen,<br />
Elend, Armut und die Ausgrenzung<br />
und Entwürdigung ganzer Bevölkerungsgruppen<br />
zu unterbinden. Franz<br />
Müller verkörpert und hält aufrecht in<br />
seinem ganzen Wesen diese Version<br />
des Menschseins.<br />
Hildegard Hamm-Brücher<br />
Als wir im Mai 1985 – anlässlich der<br />
40. Wiederkehr des Kriegsendes und<br />
der Nazi-Tyrannei – eine <strong>Stiftung</strong> gründen<br />
wollten, die dem Andenken des<br />
studentischen Widerstands gewidmet<br />
werden sollte, war zu befürchten,<br />
dass es für ein lebendiges Andenken<br />
bereits zu spät sei. Dass man nicht<br />
viel mehr tun könne, als Gedenktage<br />
zu veranstalten und uns an Treffen<br />
von Vereinigungen mit ähnlichen<br />
Zielsetzungen zu beteiligen. Seither<br />
hat die <strong>Stiftung</strong> zwar auch diese Tätigkeiten<br />
wahrgenommen, aber es ist<br />
ihr viel mehr gelungen als repräsentatives<br />
Gedenken. Sie hat mit ihren<br />
Aktivitäten und Persönlichkeiten, mit<br />
ihren Initiativen und Interventionen,<br />
mit ihren Begegnungen mit jungen<br />
Menschen und last not least mit ihrer<br />
Ausstellung einen festen, dauerhaften<br />
und vor allem lebendigen Platz in unserer<br />
deutschen „Erinnerungskultur“<br />
errungen. Dass dies gelang, ist in besonderer<br />
Weise dem langjährigen Vorsitzenden<br />
Franz J. Müller zu verdanken.<br />
Ich denke, dass wir diesen Dank<br />
am besten und nachdrücklichsten zum<br />
Ausdruck bringen können, indem wir<br />
unser Engagement im Geiste des<br />
Vermächtnisses der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> fortführen<br />
und lebendig halten.<br />
19
20<br />
Charlotte Knobloch<br />
Mit dem Widerstand ist das so eine Sache. Widerstand<br />
ist erst im Nachhinein möglich, wird erst zu<br />
spät geduldet. Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> geht mir unter die<br />
Haut, weil sie dieses Gesetz bestätigt. Wer Widerstand<br />
leistet, ist nicht beliebt. Im Gegenteil. Wer<br />
Widerstand leistet, bringt Sand ins Getriebe, stört,<br />
ist verdächtig, ein Querulant. Besonders schlimm ist<br />
es den tapferen Widerstandskämpfern der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> ergangen. Sie haben für ihren Widerstand mit<br />
dem Leben bezahlt. Das erschüttert mich bis auf den<br />
heutigen Tag. Doch zugleich erfüllt mich die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> mit Bewunderung. Sie gibt mir Kraft. Meine<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ist ein Vorbild.<br />
Jutta Limbach<br />
Unser Begriff vom Widerstand wird weiterhin von<br />
dem Staatsstreich des 20. Juli 1944 geprägt. Die<br />
Rechtmäßigkeit der Gegenwehr wird häufig davon<br />
abhängig gemacht, ob diese geeignet war, das Unrechtsregime<br />
zu erschüttern. Antigone, unser literarisches<br />
Sinnbild des Widerstands, setzte nur ein<br />
moralisches Zeichen, als sie entgegen dem Verbot<br />
des Despoten ihren Bruder begrub. Widerstand ist<br />
nicht nur eine Sache derjenigen, die den Hebel der<br />
Macht zu bedienen und Gegengewalt zu üben vermögen.<br />
Gerade unter einer menschenverachtenden<br />
Herrschaft kommt es auf das Aufbegehren jedes einzelnen<br />
Menschen an.<br />
Edmund Stoiber<br />
In den 50er Jahren, in Gesprächen mit meinem<br />
Vater über die Frage, wie konnte denn Hitler an die<br />
Macht kommen, bin ich erstmals mit dem Begriff<br />
und den Umständen des Widerstands gegen Hitler<br />
und die Nationalsozialisten in Berührung gekommen.<br />
Der Mut dieser Menschen, ihre Zivilcourage und<br />
ihre Weitsicht haben mich nachhaltig beeindruckt.<br />
Eine Weitsicht, wie sie auch im letzten Flugblatt der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> vom 18. Februar 1943 zum Ausdruck<br />
kommt, in dem von einem neuen geistigen Europa<br />
die Rede ist, das nach der NS-Diktatur aufgerichtet<br />
werden muss. Aus dem Vorbild der Frauen und<br />
Männer des 20. Juli, besonders der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>,<br />
des Kreisauer Kreises, der Christen, der Sozialdemokraten,<br />
der Konservativen, die unter Gefahr des eigenen<br />
Lebens Widerstand geleistet haben, leite ich für<br />
mich heute ab: Einsatz für eine wertgebundene und<br />
abwehrbereite Demokratie, Einsatz für ein wertorientiertes<br />
Europa, das sich seiner geistigen Grundlagen<br />
bewusst ist und bewusst bleibt.<br />
Erwin Teufel<br />
Die erste bewusste Begegnung mit der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> verdanke ich meiner Mutter: Anfang der fünfziger<br />
Jahre schenkte sie mir das Buch „Die weiße<br />
<strong>Rose</strong>“ von Inge Scholl.<br />
Ich habe das Bändchen verschlungen und kannte<br />
viele Passagen der Flugblätter bald auswendig. Später<br />
erhielt ich ein Buch mit Abschiedsbriefen und Aufzeichnungen<br />
von Widerstandskämpfern, die mich tief<br />
beeindruckt und bewegt haben. Die Lektüre dieser<br />
Bücher hat mich für mein weiteres Leben sehr stark<br />
geprägt. Ich habe aus ihnen gelernt, dass Freiheit<br />
und Demokratie keine Selbstverständlichkeiten sind,<br />
sondern täglich neu erarbeitet werden müssen. Auf
diese Weise hat die Beschäftigung mit der Geschichte<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> maßgeblich dazu beigetragen,<br />
dass ich den Weg in die Politik eingeschlagen habe.<br />
Wolfgang Thierse<br />
Widerstand – das heißt für mich „Gesicht zeigen“<br />
– Handeln aus Überzeugung – Werte, in meiner<br />
Vorstellung demokratische Werte, verteidigen, sich<br />
nicht anpassen, auch wenn der Preis, den man zu<br />
zahlen hat, existenziell sein kann, so wie bei den<br />
Mitgliedern der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> oder den Männern des<br />
20. Juli. Widerstand bedeutet dabei, auch eigene<br />
Ängste zu überwinden. Das ist auch heute noch so,<br />
selbst wenn wir in einer gefestigten Demokratie und<br />
damit in einer ungleich besseren Situation leben.<br />
Aber auch heute gilt: Nicht zuschauen, Kopf schütteln<br />
und klagen. Ob Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit,<br />
Gewalt an Schulen, latente Bedrohung<br />
durch Terroristen, immer wieder braucht es unseren<br />
Widerspruch und Widerstand. Nur so können wir<br />
erfolgreich den Feinden der Demokratie, die es ja<br />
nach wie vor gibt, wirksam entgegentreten. Das ist<br />
anstrengend, gewiss. Aber das Erbe derer, die ihren<br />
aufrechten Gang, die ihren Widerstand mit dem Leben<br />
bezahlt haben, verpflichtet uns hierzu.<br />
Michael Verhoeven<br />
Die Begegnung mit den Familien, den Freunden,<br />
denen, die mit ihnen gelebt haben, sie geliebt haben,<br />
hat für mich unschätzbaren Wert. Die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> nimmt in meinem Film Gestalt an, die nicht<br />
so kontrovers ist, wie sie vielleicht sein sollte, da es<br />
um Menschen geht, die wirklich gelebt haben. Auch<br />
die Mitteilung der engsten Vertrauten ist subjektiv.<br />
Meine eigene Wahrnehmung kann ohnehin nicht objektiv<br />
sein. Denen, die mir geholfen haben, mich der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> anzunähern, bin ich dankbar, einigen in<br />
bleibender Freundschaft verbunden. Ich danke Franz<br />
Josef Müller, Anneliese Knoop-Graf. Ich danke<br />
Manuel Aicher. Ich danke Clara Huber, Birgit Weiß-<br />
Huber, Wolfgang Huber. Ich danke Michael Probst,<br />
Hertha Siebler-Probst. Ich danke Erich und Herta<br />
Schmorell. Ich danke Inge Aicher-Scholl und Otl<br />
Aicher, Elisabeth Hartnagel-Scholl und Fritz Hartnagel.<br />
Ich danke Hans und Susanne Hirzel, Heiner Guter,<br />
Britta Müller-Baltschun, Hildegard Hamm-Brücher,<br />
Karin Friedrich, Hubert Furtwängler und Marguerite<br />
Furtwängler-Knittel, George Jürgen<br />
Wittenstein, Heinz Bollinger, Falk Harnack, Traute<br />
Lafrenz, Gisela Schertling, Mathilde Baez-Graf,<br />
Thorsten Müller, Katharina Schüddekopf, Nikolaj<br />
Hamazaspian, Lilo Fürst-Ramdohr und Wulfried Muth.<br />
Hans-Jochen Vogel<br />
Meine erste Berührung mit der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> liegt<br />
weit zurück. Ich habe nämlich im Frühjahr 1943 ein<br />
paar Wochen an der Münchner Universität studiert.<br />
Als ich im April dort hinkam, waren seit der Hinrichtung<br />
von Hans und Sophie Scholl knapp acht Wochen<br />
vergangen. Unter uns Studenten wurde über das,<br />
was da geschehen war, immer wieder gesprochen.<br />
Aber mit der Vorsicht und Zurückhaltung, die damals<br />
geboten erschien. Und der Gedanke, man könne, ja<br />
man müsse dem eigenen Staat sogar im Krieg<br />
Widerstand leisten, war den meisten von uns und<br />
auch mir fremd. Dafür hatte uns die Agitation des<br />
damaligen Regimes noch zu fest im Griff.<br />
21
22<br />
Christian Ude<br />
Als Schüler fand ich heraus, dass die Geschwister<br />
Scholl in der Schwabinger Nachbarschaft gewohnt<br />
hatten. An der Universität, in der sie die Flugblätter<br />
im Lichthof verteilten, kam ich genauso oft mit der<br />
Trambahn vorbei wie am Justizpalast, in dem sie<br />
zum Tode verurteilt worden waren. Das machte mir<br />
klar: Nationalsozialismus und Widerstand spielten<br />
sich nicht in einer fernen Welt ab, sondern hier,<br />
mitten in unserer Umgebung. Den Mut der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong>, im Angesicht drohender Gestapo-Folter und<br />
Todesurteile Widerstand zu leisten, hätte ich nie.<br />
Umso wichtiger wurde es mir, sich rechtzeitig für<br />
Demokratie und Rechtsstaat, gegen Intoleranz,<br />
Rassenwahn, rechte Gewalt und demokratiefeindliche<br />
Bestrebungen zu engagieren, in einer Zeit, in<br />
der dies kein unzumutbares Risiko darstellt. Das ist<br />
in meinen Augen das wichtigste Vermächtnis der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />
Richard von Weizsäcker<br />
Jede Generation steht zu ihrer eigenen Zeit vor neuen<br />
Herausforderungen der Freiheit. Unvergleichbar<br />
untereinander sind dabei die Ansprüche an den Mut,<br />
das Geheimnis der Freiheit. Aber auf Anteilnahme<br />
drängen sie alle. Als Unterdrückung im Lande<br />
herrschte, verteilten die todesmutigen Mitglieder der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> ihren Aufruf: „Zerreisst den Mantel<br />
der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt<br />
habt. Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist.“ In ihren<br />
Flugblättern war nicht von bestimmten Staatsformen<br />
die Rede, sondern von der Notwendigkeit eines<br />
ethischen Verhaltens der Beteiligung an jedem Gemeinwesen.<br />
Heute ist es nicht anders. In der Freiheit<br />
zu bestehen, ist für uns im neuen Jahrhundert keine<br />
Frage auf Leben und Tod, aber die entscheidende<br />
Herausforderung an unsere zukünftige Zivilisation<br />
und an die Courage der jungen Generation.<br />
* Auszüge aus „Erinnern und Erkennen“, Festschrift<br />
für Franz J. Müller, 2004<br />
Rabbiner Tom Kucera im Gespräch mit Hildegard Hamm-Brücher und Martina<br />
Weyrauch
5 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in Südafrika<br />
<strong>2007</strong><br />
Auf Initiative von Dr. Werner<br />
Rechmann, Direktor der Friedrich-<br />
Ebert-<strong>Stiftung</strong> in Südafrika und<br />
Vorstandsmitglied der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> e.V., wurde die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung acht Monate lang in<br />
verschiedenen Städten Südafrikas<br />
präsentiert. Das Projekt wurde von<br />
der Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> mit<br />
Unterstützung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> e.V. finanziert.<br />
Die Ausstellung zur Geschichte der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> wurde in englischer<br />
Sprache im Goethe-Institut, Johannesburg<br />
(27.3. – 20.4.07), im Holocaust-<br />
Center in Kapstadt (26.4. – 10.5.),<br />
in der Deutschen Schule in Pretoria<br />
(18.5. – 31.5.), im Robban Island Museum<br />
in Kapstadt (15.6. – 8.7.), im<br />
Apartheidmuseum in Johannesburg<br />
(24.7. – 30.8.) und in Constitution Hill,<br />
Johannesburg (8.11. – 9.12.) gezeigt.<br />
Ein umfangreiches Rahmenprogramm<br />
war bestimmt durch die Vortragsreisen<br />
von Dr. h.c. Anneliese Knoop-Graf<br />
(25.3. – 1.4.) und Franz J. Müller und<br />
Britta Müller-Baltschun (22.4. – 7.5.)<br />
und durch die Premiere von „Sophie<br />
Scholl – Die letzten Tage“ im <strong>Rose</strong>bank<br />
Cinema, Johannesburg am 25.5.<br />
Das Ziel hatte Dr. Werner Rechmann<br />
als Veranstalter so definiert:<br />
Die Geschichte Südafrikas zu Zeiten<br />
der Apartheid weist viele Gemeinsamkeiten<br />
mit der deutschen Geschichte<br />
während des Nationalsozialismus<br />
auf. Eine Vielzahl von Parallelen gibt<br />
es insbesondere hinsichtlich der rassistisch<br />
motivierten Verfolgung der<br />
farbigen und schwarzen Bevölkerung<br />
in Südafrika und vor allem von Juden<br />
in Deutschland. Sowohl in Südafrika<br />
als auch in Deutschland gab es jedoch<br />
einzelne Personen und Gruppen, die<br />
gegen diese totalitären und autoritären<br />
Herrschaftsformen Widerstand<br />
leisteten.<br />
Diese Parallelen aufzuzeigen, war<br />
eines der zentralen Anliegen der<br />
Ausstellung über die studentische<br />
Widerstandsbewegung <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>,<br />
die von März bis Dezember <strong>2007</strong> in<br />
Südafrika gezeigt wurde. Vor allem<br />
Jugendlichen mit verschiedenstem sozialen<br />
Hintergrund, aber auch Erwachsenen<br />
sollte damit deutlich gemacht<br />
werden, wie wichtig es ist, frühzeitig<br />
gegen jegliche Art von Diskriminierung<br />
und Rassismus aufzustehen und<br />
Widerstand gegen eine solche Politik<br />
zu leisten. Die Zeitzeugenberichte von<br />
Anneliese Knoop-Graf und Franz J.<br />
Müller ergänzten die Ausstellung über<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />
Als Fazit konstatierte der Veranstalter:<br />
„Die Bevölkerung in Südafrika konnte<br />
über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> sowie die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. und deren Aktivitäten<br />
informiert werden. In allen<br />
Diskussionen wurden die Parallelen<br />
zwischen Südafrika zu Zeiten der<br />
Apartheid und Deutschland unter<br />
dem Nazi-Regime sichtbar. Den Jugendlichen<br />
wurde deutlich gemacht,<br />
dass es richtig und wichtig ist, in<br />
bestimmten Situationen für seine Einstellung<br />
gegen die ‚übliche‘ Meinung<br />
zu kämpfen.“<br />
Anneliese Knoop-Graf hatte die Ausstellung<br />
und damit das Projekt am<br />
Abend des 28.3. im Goethe-Institut<br />
in Johannesburg eröffnet. Anschließend<br />
hatte der Gründer der südafrikanischen<br />
Studentenorganisation,<br />
die am Jugendaufstand von Soweto<br />
1976 beteiligt war, Zwelinzima Sizani,<br />
gesprochen. Unter den achtzig Gästen<br />
befanden sich unter anderem<br />
der Botschafter der Bundesrepublik<br />
Deutschland, Herr Harro Adt, sowie<br />
der Direktor der Deutschen Schule<br />
Pretoria, Herr Helmut Kühnle. Einige<br />
Schüler, deren besonderes Interesse<br />
an der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> durch den Vortrag<br />
von Frau Knoop-Graf am Morgen<br />
entfacht wurde, erschienen abends<br />
ebenso wie eine Reihe von Lehrern<br />
der Deutschen Schulen in Pretoria und<br />
Johannesburg. Auch einige Mitglieder<br />
der jüdischen Gemeinde Südafrikas<br />
sowie Südafrikaner und Deutsche mit<br />
Interesse an deutscher Geschichte<br />
waren unter den Besuchern.<br />
Fragen, die Schüler der Abschlussklassen<br />
der Deutschen Schule in Pretoria<br />
an Anneliese Knoop-Graf richteten,<br />
lauteten:<br />
Woher stammte der Name<br />
„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“?<br />
Warum reagierte das Volk nicht auf die<br />
Flugblätter?<br />
Wie war es im Gefängnis? Gab es Folter<br />
oder wurden Sie gequält?<br />
Was halten / hielten Sie von den Mitläufern<br />
des Nazi-Regimes?<br />
Wie wurde das Thema nach 1945 aufgearbeitet?<br />
Wie konnte man danach<br />
auf Menschen zugehen, nicht wissend,<br />
welche Rolle Sie vorher eingenommen<br />
hatten?<br />
Wie ist Ihr Kontakt zu Familie Probst?<br />
Haben Sie Kontakt zu Willi Graf Schulen<br />
in Deutschland?<br />
Gab es „Führer“ in der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>?<br />
Wie kam es, dass die Geschwister<br />
Scholl sich entschieden haben, die<br />
Hitlerjugend zu verlassen, in der sie<br />
führende Positionen einnahmen?<br />
23
Wie haben Sie den Tod ihres Bruders<br />
verarbeitet?<br />
Wie ist ihre Einstellung zur Kirche<br />
heute?<br />
Wie gestaltete sich der Kontakt von<br />
Willi nach seiner Festnahme zur Familie?<br />
In einer Doktorarbeit wurde behauptet,<br />
die Geschwister Scholl ständen<br />
während der Flugblattaktion unter<br />
Drogen und hätten sich deshalb so<br />
widerstandslos festnehmen lassen.<br />
Stimmt aus ihrer Sicht die Aussage<br />
„Wir haben von der Judenverfolgung<br />
ja nichts gewusst“?<br />
Wie fanden Sie die Sprache der Flugblätter?<br />
Konnte man damit die Massen<br />
erreichen?<br />
Wie wahrheitsgetreu ist der Sophie<br />
Scholl-Film?<br />
Waren Ihre Eltern beim Gerichtsprozess<br />
von Willi dabei?<br />
Wie sah das Studentenleben in der<br />
Nazizeit aus? Inwieweit griff die Nazi-<br />
Ideologie ins Studium?<br />
Wie frei war die Schule von der Nazi-<br />
Ideologie?<br />
Willi schloss sich erst 1942 der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> an. Warum so spät?<br />
Können Sie einige Charakteristika der<br />
Mitglieder der Gruppe benennen?<br />
Können Sie etwas zum Abwurf des 6.<br />
Flugblattes über Deutschland sagen?<br />
Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> wird heute für vieles<br />
vereinnahmt. Wie stehen Sie dazu?<br />
Hatten Sie Kontakt zu Dietrich<br />
Bonhoeffer?<br />
Hielten Sie auch Vorträge in der DDR?<br />
Britta Müller-Baltschun und Franz J. Müller in Südafrika<br />
24<br />
Wie reagieren Sie heute, wenn Sie<br />
über Neonazis in Deutschland hören?<br />
War ihr Bruder aus Ihrer Sicht ein Märtyrer?<br />
Haben Sie einen Tipp für Lehrer, wie<br />
man Neonazis oder Jugendlichen mit<br />
Rechtsextremer Einstellung begegnet?<br />
Was nehmen Sie aus ihrem Südafrikaaufenthalt<br />
nach Deutschland mit?<br />
Sind die Fragen hier anders als in<br />
Deutschland?<br />
Am 26.4. eröffnete der Deutsche Botschafter<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
im Holocaust Center in Kapstadt. Die<br />
Rede hielt Franz J. Müller. Von den<br />
zahlreichen Gästen suchten besonders<br />
Überlebende des Holocaust das<br />
Gespräch mit ihm. In aktiver Begleitung<br />
seiner Ehefrau Britta Müller-<br />
Baltschun führte Franz J. Müller bis<br />
zum 6. Mai <strong>2007</strong> Gespräche und<br />
Diskussionen mit Schülern und Studenten<br />
und Fachleuten aus dem<br />
Bereich Friedensarbeit und Wiedergutmachung.<br />
(Stellenbosch Universität,<br />
Elkanah Christian High School, Deutsche<br />
Schule Kapstadt, Sithembele<br />
High Scholl im Township Nyanga, New<br />
Eisleben High School im Township<br />
Gugulethu, Abiturklassen der<br />
jüdischen Herzlia Schule, Wynberg<br />
Boys High School, Haus von Baba<br />
Zide).<br />
Nach der Südafrika-Premiere des<br />
Kino films „Sophie Scholl – Die letzten<br />
Tage“ beantworteten Franz J. Müller<br />
und der amerikanische Historiker Jud<br />
Newborn, der auch sein neues Buch<br />
„Sophie Scholl and the White <strong>Rose</strong>“<br />
vorstellte, Fragen aus dem Publikum.
6 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in Polen und Osteuropa<br />
Zum Abschluß des großen deutsch-polnischen<br />
Verständigungsprojekts „Zerreißt den Mantel der<br />
Gleichgültigkeit“ 2005 / 2006 suchte der Beauftragte<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. für Osteuropa,<br />
Winfrid Vogel, einen geeigneten Ort für die dauerhafte<br />
Präsentation der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
in polnischer Sprache. Im Edith-Stein-Haus in<br />
Wroclaw / Breslau fand er thematisch und räumlich<br />
die ideale Ausstellungsfläche. Sie wurde mit<br />
Mitteln der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. renoviert und<br />
ist seit dem 22.11.<strong>2007</strong> für die interessierte Öffentlichkeit<br />
zugänglich.<br />
Das nach wie vor große Interesse russischer Städte,<br />
gefördert durch Kontakte und Aktivitäten unseres<br />
russischen Partners Eurasia, Orenburg und eine<br />
stets umfangreiche Berichterstattung in regionalen<br />
Medien und im überregionalen Fernsehen aus Moskau<br />
sowie die finanzielle Unterstützung des Deutschen<br />
Bundeswehr Verbandes e.V. machten auch<br />
<strong>2007</strong> Ausstellungen und Begleitprogramme möglich.<br />
Um die Jahreswende 2006 / <strong>2007</strong> ergab sich so<br />
eine Troika an bedeutenden sibirischen Ausstellungsorten.<br />
Ihre für russische Verhältnisse günstige<br />
geographische Lage zueinander erlaubte es, eine<br />
geschlossene Tournee zu organisieren: Omsk (Oktober<br />
/ November 2006), Novosibirsk / Akademgorodok<br />
(Dezember 2006 / Januar <strong>2007</strong>) und Tomsk (Februar /<br />
März <strong>2007</strong>).<br />
Die Unterstützung des in Novosibirsk residierenden<br />
Deutschen Generalkonsulats erleichterte die Planung.<br />
Die abseits der Transsib etwas im Schatten ihrer<br />
„großen Schwestern“ liegende schon 1604 gegründete<br />
Stadt von 600 000 Einwohnern ist die älteste<br />
Universitätsstadt Sibiriens. Mit 4 Universitäten, zahlreichen<br />
Bildungseinrichtungen und einem Deutsch-<br />
Russischen Zentrum für die in Stadt und Region<br />
lebenden zahlreichen Russlanddeutschen ist Tomsk<br />
– städtebaulich eine bürgerlichen Idylle – ein idealer<br />
Ausstellungsort. Die Begegnung von Präsident Putin<br />
mit Frau Bundeskanzlerin Merkel 2006 in Tomsk im<br />
Deutsch-Russischen Kulturzentrum hatte das Interesse<br />
an der Ausstellung begünstigt.<br />
Die Partnerschaften der lokalen Universitäten mit<br />
deutschen Bildungsstätten und der in Gang kommende<br />
Deutsch-Russische Jugendaustausch schufen<br />
ein günstiges Klima unserer Gespräche und Diskussionen<br />
im Begleitprogramm.<br />
Ulrich Chaussy, Winfrid Vogel und Alexander Held<br />
25
Die im Juni in Ulan Ude (Republik<br />
Burjatien) vom russischen Deutschlehrerverband<br />
organisierte einwöchige<br />
Konferenz für Deutschlehrer in Mittel-<br />
und Ostasien führte Dozenten aus<br />
allen Ländern Asiens zusammen. Da<br />
ich mit Unterstützung der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft dort als Referent<br />
auftrat, bestand auch Gelegenheit<br />
zu einem Referat über die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong>.<br />
Der deutsche Generalkonsul Michael<br />
Cantzler aus Novosibirsk nahm an<br />
der Konferenz teil und machte eine<br />
Bücher spende deutscher Literatur für<br />
die Stadtbibliothek (Ausstellung der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung 2003). Ich<br />
nutzte diese Gelegenheit, Literatur<br />
über den Widerstand gegen das NS-<br />
Regime und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> einzubringen.<br />
Anlässlich des 90. Geburtstages von<br />
Alexander Schmorell fand in Orenburg<br />
mit Unterstützung der Deutschen<br />
Botschaft Moskau eine einwöchige<br />
deutsch-russische Kulturwoche statt.<br />
(13.9. – 20.9.)<br />
Eine stattliche Delegation aus<br />
Deutschland, zu der Ulrich Chaussy,<br />
Alexander Held, bekannt aus dem<br />
Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“,<br />
Zeitzeuge Nikolaj Hamazaspian und<br />
26<br />
Tatiana Lukina von MIR e.V., München<br />
zählten, unterstrichen die Bedeutung<br />
dieses Ereignisses. Neben Festlichkeiten<br />
wie Konzerten und einem<br />
Festgottesdienst in der Kathedrale, gestaltet<br />
vom Erzbischof für Berlin und<br />
Deutschland, Marks, bestritt die deutsche<br />
Delegation zahlreiche Vortrags-<br />
und Diskussionsveranstaltungen.<br />
Themen waren der Widerstand in<br />
Deutschland, die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>, die<br />
Persönlichkeit Alexander Schmorells,<br />
dessen Heiligsprechung durch die<br />
orthodoxe Kirche in Angriff genommen<br />
ist, Zivilcourage und aktuelle<br />
politische Ereignisse.<br />
Die tägliche Berichterstattung regional<br />
und überregional war genauso<br />
vorbildlich wie die Organisation und<br />
Betreuung durch Eurasia und ihre Persönlichkeiten<br />
Oberbürgermeister a.D.<br />
Donkowtzew und Dr. Chramow. Der<br />
Besuch der Dauerausstellung <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> in der Pädagogischen Universität<br />
war Teil des Programms.<br />
Es ist beabsichtigt, die Russland-<br />
Version der Ausstellung 2008 in<br />
Jekaterin burg, Moskau oder Kaliningrad<br />
und Krasnojarsk zu zeigen.<br />
Sollten sich die politischen Schwierigkeiten<br />
in Weißrußland beseitigen<br />
lassen, hat Minsk Vorrang.
Polen<br />
Nach dem vorläufigen Abschluss der<br />
Polentournee gelang es, mit erheblichem<br />
Finanzaufwand der <strong>Stiftung</strong><br />
und des Auswärtigen Amtes, Kellerräume<br />
im Edith-Stein-Haus in Wroclaw<br />
zu einer DenkStätte umzubauen.<br />
Wegen der in Polen herrschenden<br />
politischen Verhältnisse war die Bereitschaft<br />
der Edith-Stein-<strong>Stiftung</strong> und des<br />
Hauses keine Selbstverständlichkeit.<br />
Den Herren Dr. Hoiny und Direktor<br />
Ptak und ihren Mitarbeitern gebührt<br />
hierfür Dank und Anerkennung.<br />
Das Edith-Stein-Haus betreibt Jugendarbeit<br />
für Deutsche und Polen, ist<br />
Stätte von Bildung und Begegnung,<br />
besitzt ein außerordentlich engagiertes<br />
Team und ist ein idealer Ort für die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />
Die Ausstellung wurde am 22. November<br />
durch mich eröffnet. Die Verträge<br />
der <strong>Stiftung</strong>en sehen ein Ausleihen<br />
der Ausstellungstafeln für interessierte<br />
polnische Städte vor, analog zur<br />
Verfahrensweise in Russland.<br />
Auch Vorträge im Seminarprogramm<br />
und eine engere Zusammenarbeit<br />
sind möglich.<br />
Winfrid Vogel<br />
27
Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>-Ausstellung im Edith-Stein-Haus in<br />
Wroclaw / Breslau<br />
28
7 Leipzig<br />
7a Projekt Zivilcourage in der<br />
Schule<br />
Vom 26.2. bis 2.3.<strong>2007</strong> trafen sich<br />
auf Einladung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. in Leipzig Lehrerinnen<br />
und Lehrer aus den Landkreisen<br />
München und Leipzig mit Lehrerinnen<br />
und Lehrern aus verschiedenen<br />
Städten Polens zu einem<br />
Erfahrungsaustausch zum Thema<br />
„Zivilcourage in der Schule“. Das<br />
Treffen fand in Kooperation mit<br />
der Bayerischen Landeszentrale für<br />
politische Bildungsarbeit und dem<br />
Landkreis München statt.<br />
Die Veranstaltung wurde von Dr.<br />
Thomas von Freyberg vom Institut<br />
für Sozialforschung an der Universität<br />
Frankfurt / Main moderiert. Die Ko-<br />
Moderation hatten Alfred Bergmiller,<br />
Konrektor an der Hauptschule an der<br />
Cincinattistraße in München und Dr.<br />
Christof Schmid übernommen. Alfred<br />
Bergmiller war wesentlich in die Vorbereitung<br />
des Projekts involviert. Als<br />
zusätzliche Referenten waren Basil<br />
Kerski, Chefredakteur der deutsch-<br />
polnischen Zeitschrift DIALOG und<br />
Miro Jennerjahn vom Netzwerk für<br />
Demokratische Kultur in Wurzen,<br />
Sachsen, eingeladen.<br />
Wir drucken im Folgenden wesentliche<br />
Passagen aus dem von Dr. von<br />
Freyberg verfassten „Kommentierten<br />
Protokoll“ der Veranstaltung.<br />
„Was mir auffällt schon am ersten<br />
Abend: Da gibt es nicht die Münchener,<br />
nicht die westdeutschen<br />
Lehrer, auch nicht die Leipziger, nicht<br />
die ostdeutschen Lehrer; und auch<br />
die Kollegen aus Polen sind keine<br />
Gruppe für sich. Die wenigsten der<br />
Teilnehmer kennen sich – aber es gibt<br />
viele kleine Querverbindungen aus<br />
früheren gemeinsamen Arbeitszusammenhängen;<br />
sei es über Schulpartnerschaften,<br />
sei es über zurückliegende<br />
gemeinsame Veranstaltungen. Ich<br />
weiß, dass diese Teilnehmergruppe<br />
extrem inhomogen zusammengesetzt<br />
ist – Lehrer und Lehrerinnen aus recht<br />
verschiedenen Altersgruppen, aus<br />
den unterschiedlichsten Schultypen<br />
und aus zwei, wenn nicht gar drei<br />
Schulsystemen. Und doch habe ich<br />
den Eindruck – und der wird sich im<br />
Laufe der folgenden Tage verstärken,<br />
dass es hier ein starkes gemeinsames<br />
Band gibt. Ich vermute zunächst, dass<br />
die Auswahl der Teilnehmer dieses<br />
‚Band‘ hergestellt hat: Wer spricht<br />
wen an, wer fühlt sich vom Thema der<br />
Tagung angesprochen, wer bringt die<br />
Neugier auf eine so ungewöhnlich zusammengesetzte<br />
Gruppe mit. Später<br />
wird mir ein weiterer wichtiger Aspekt<br />
dieses ‚Bandes‘ immer deutlicher. Alle<br />
Teilnehmer lieben ihren Beruf, sind<br />
engagierte Lehrerinnen oder Lehrer<br />
– und sie ‚leiden‘, wenn die Arbeitsbedingungen<br />
ihnen die Arbeit mit ihren<br />
Schülern erschweren. Irgendwie wissen<br />
sie alle, dass für sie und für ihre<br />
Schüler die Beziehungen zwischen<br />
Lehrern und Schülern von großer Bedeutung<br />
sind.<br />
Zwei Referate führen in die Thematik<br />
der Tagung ein – aus polnischer und<br />
aus deutscher Sicht. Dabei geht es<br />
auch um eine Begriffsbestimmung<br />
von Zivilcourage. Doch die wird, wenn<br />
auch auf recht unterschiedliche Weise,<br />
in beiden Referaten nicht abstrakt<br />
begrifflich, sondern über die Einbettung<br />
dieses wichtigen Begriffs in die<br />
Geschichte des demokratischen Prozesses<br />
in beiden Ländern versucht.<br />
Basil Kerski, Chefredakteur der<br />
deutsch / polnischen Zeitschrift DIA-<br />
LOG, gab einen eindruckvollen Überblick<br />
über die Formen und Phasen der<br />
demokratischen Opposition in Polen<br />
nach 1945. Es gebe zwar im Polnischen<br />
einen entsprechenden Begriff<br />
der Zivilcourage, doch sei in Polen<br />
eher die Sache, um die es geht, als<br />
der Begriff ‚heimisch‘. Polen hat eine<br />
lange Geschichte des Widerstands<br />
gegen Fremdherrschaft und Diktatur.<br />
Dass Polen zwar eine ‚nationale‘ und<br />
auch eine ‚katholische‘, nicht aber eine<br />
‚pluralistische‘ Identität habe, sei ein<br />
altes Vorurteil. Der Widerstand gegen<br />
den deutschen Faschismus sei geradezu<br />
geprägt gewesen durch eine organisierte<br />
Solidarität polnischer Katholiken<br />
mit zahlreichen ethnischen und<br />
religiösen Minderheiten im Land. Das<br />
Thema dieses Widerstands markiert<br />
zugleich ein zentrales Element von Zivilcourage:<br />
Die Mitverantwortung am<br />
Verbrechen durch Wegschauen, durch<br />
Schweigen und Passivität. K. Anans<br />
Satz: ‚Das Böse braucht das Schweigen<br />
der Mehrheit.‘ sei für Polen eine<br />
historische Erfahrung. Die 40er Jahre,<br />
das Warschauer Ghetto und die deutschen<br />
Vernichtungslager in Polen sind<br />
für das polnische Verständnis von<br />
Zivilcourage von entscheidender Bedeutung.<br />
Nach 1945 sei es die katholische<br />
Laien bewegung gewesen, die soziale<br />
Räume für Zivilcourage eröffnete.<br />
Die katholische Kirche in Polen war<br />
zu stark in der Bevölkerung verankert<br />
und konnte nicht ‚gleichgeschaltet‘<br />
werden. So taten sich auch hier in<br />
den 60er und 70er Jahren die ‚Inseln<br />
der Freiheit‘ auf: kleine Verlage und<br />
Clubs – Orte ziviler Opposition. Und<br />
die waren durchaus ‚pluralistisch‘ zusammengesetzt.<br />
Diese ‚Bewegung‘<br />
der ‚katholischen Intelligenz‘ wurde<br />
29
dann in den 80er Jahren das Fundament der großen<br />
polnischen zivilgesellschaftlichen Opposition: Das<br />
Programm der Solidarnosc sei gewesen: ‚Zivilgesellschaft<br />
im kommunistischen System‘. Und darum sei<br />
es gegangen: Raum zu gewinnen und auszubauen<br />
zwischen dem Staat und seinen Institutionen und<br />
den Rückzugsräumen des privaten Lebens. Um diesen<br />
Zwischenraum sei es der Solidarnosc gegangen<br />
– und der Kampf dieser Allianz von ‚Arbeiterschaft<br />
und Intelligenz‘ habe 1989 zu einem freien Wahlkampf<br />
in Polen (Runder Tisch) geführt.<br />
Nach der demokratischen Wende jedoch sei eine<br />
Rückentwicklung dieser zivilgesellschaftlichen Räume<br />
zu verzeichnen – langsam aber wirkungsvoll. Der<br />
Raum der Zivilgesellschaft zwischen den politischen<br />
und ökonomischen Machtzentren auf der einen<br />
Seite und einer Bevölkerung, die sich wieder in ihre<br />
privaten Lebensräume zurückzieht, auf der anderen<br />
Seite, sei wenig lebendig, wenig ausgefüllt. Das sei<br />
ein schweres Problem der polnischen Demokratie<br />
heute. Zwei Gründe seien dafür verantwortlich, ein<br />
polit-ökonomischer und ein normativer:<br />
Zum einen habe der moderne Kapitalismus in Polen<br />
mit seinen Standortproblemen der nationalen Wirtschaft<br />
für Massenarbeitslosigkeit und große Migrationsbewegungen<br />
(nach innen und außen) gesorgt,<br />
wodurch zivilgesellschaftliche Energien in hohem<br />
Maß ‚gebunden‘ – oder besser: entzogen werden.<br />
Zum anderen sei eine chronische Schwäche der<br />
historischen zivilgesellschaftlichen Bewegungen<br />
Polens deutlich geworden: Der Widerstand unter<br />
der NS-Besatzung war so wenig in der Lage wie<br />
der Widerstand der Solidarnosc unterm kommunistischen<br />
System, eine kollektive Verständigung über<br />
die normative Grundlage und Grundausrichtung der<br />
zivilgesellschaftlichen Praxis herbeizuführen (politische,<br />
bürgerliche und soziale Grundrechte). Man<br />
war sich einig in der Gegnerschaft gegen Fremd- und<br />
Gewaltherrschaft – und von dieser Gegnerschaft<br />
lebten auch die politischen und sozialen Bündnisse.<br />
Diese ‚negative‘ Ausrichtung erwies sich nach der<br />
demokratischen Wende als zu schwach. Die Bündnisse<br />
lösten sich auf – und hinterließen ein zivilgesellschaftliches<br />
Vakuum.<br />
Es schloss sich eine ausführliche Diskussion an, in<br />
der folgende Punkte angesprochen wurden:<br />
Neu in Polen ist das Thema Zivilcourage in der<br />
Schule, das eng mit dem von Gewalt in der<br />
Schule verknüpft ist.<br />
Zivilcourage verlangt vom Einzelnen mutiges<br />
Handeln, auch die Bereitschaft, Risiken einzugehen<br />
und persönliche Nachteile in Kauf zu<br />
nehmen.<br />
Zivilcourage erfordert aber auch das vernünftige<br />
Nachdenken über die Konsequenzen – vor allem<br />
über die Konsequenzen für andere.<br />
Zivilcourage setzt ein hohes Maß von Selbstbewusstsein<br />
voraus und eine stabile moralische<br />
Orientierung.<br />
Zivilcourage braucht identifizierbare Gegner, an<br />
deren Handlungen oder Gesinnungen sich ziviler<br />
Widerstand festmachen kann. Gegen anonyme<br />
Mächte und Entwicklungen wie ‚Standortprobleme‘,<br />
‚Globalisierung‘ oder ‚Macht der Märkte‘<br />
scheint Zivilcourage hilflos.<br />
31
32<br />
Zivilcourage kann missbraucht werden – und<br />
wird es dort, wo staatliche Instanzen aktive Zivilcourage<br />
von ihren Bürgern fordern, und damit<br />
eigenes Nichtstun oder gar den Rückzug des<br />
Staates aus wichtigen Bereichen legitimieren.<br />
Zivilcourage gegen rechtsextreme Parteien oder<br />
Gruppen und Personen ist notwendig – und<br />
zugleich anfällig für derartigen Missbrauch.<br />
Unter der Hand nämlich geraten die ‚großen<br />
demokratischen Parteien‘ in den Schatten von<br />
Kritik und aus dem Blickfeld zivilen Widerstands.<br />
Thomas von Freyberg vom Institut für Sozialforschung<br />
an der Universität Frankfurt am Main gab<br />
einen knappen Überblick über einige relevante westdeutsche<br />
Debatten zum Thema Zivilcourage und<br />
ziviler Ungehorsam.<br />
Zivilcourage<br />
als Unterrichtsgegenstand, als Lernbereich und<br />
als erzieherisches Ziel professioneller Arbeit mit<br />
Schülern und<br />
als vorbildliche und vorbildgebende Haltung und<br />
Praxis von Lehrern auch in ihrer außerberuflichen<br />
Lebenswelt<br />
habe ihren Ort in der Zivilgesellschaft und ihr Thema<br />
im Umkreis der Begriffe Rassismus, Fremdenhass,<br />
Antisemitismus, Diskriminierung von Minderheiten.<br />
Dieser spezifischen historischen Bedingtheit von<br />
Begriff und Sache der Zivilcourage in Deutschland<br />
ging er exemplarisch in drei kurzen Abschnitten nach:<br />
In ‚1. Erziehung zur Mündigkeit‘ erinnerte er an zwei<br />
Texte von Theodor W. Adorno aus den 60er Jahren,<br />
in ‚2. Erziehung zu Mitgefühl und Solidarität‘ folgten<br />
einige Überlegungen über die emotionalen Grundlagen<br />
von Zivilcourage; und in ‚3. Erziehung zum zivilen<br />
Ungehorsam‘ nutzte er einen Aufsatz von Jürgen<br />
Habermas, um einige Bedingungen für Zivilcourage<br />
im demokratischen Rechtsstaat zu formulieren. In<br />
ersten vorsichtigen Thesen schließlich deutete er<br />
Konsequenzen für die Frage nach Zivilcourage in der<br />
Schule an.<br />
Es waren vor allem zwei Punkte aus seinem Referat,<br />
die in der abschließenden Diskussion und in den folgenden<br />
Tagen immer wieder angesprochen wurden:<br />
Für die Frage nach dem Recht und der Pflicht<br />
auf zivilen Ungehorsam und Widerstand im<br />
Rechtsstaat ist die Unterscheidung von Legalität<br />
und Legitimität wichtig. Weil es auch unter<br />
demokratischen rechtsstaatlichen Bedingungen<br />
keine Garantie dafür gibt, dass legale Entscheidungen<br />
immer auch legitim sind; weil – auch<br />
in einer Demokratie – Unrecht auf durchaus<br />
legalem Weg zustande kommen oder begangen<br />
werden kann, deshalb gibt es ein Recht und<br />
eine Pflicht zu zivilem Widerstand.<br />
Legitimität braucht, vor allem dann, wenn sie<br />
sich gegen Legalität zur Wehr setzt, eine moralische<br />
Richtschnur. Dafür wären die bürgerlichen,<br />
politischen oder sozialen Grundrechte als<br />
Basis der demokratischen Verfassung geeignet.<br />
Die Formel aus dem Referat: ‚Solidarität nach<br />
unten und Ungehorsam nach oben‘ meinte dies.<br />
Zwei gewichtige Einwände gegen die referierten<br />
Texte, vor allem gegen Adornos anspruchsvollen<br />
Begriff der Erziehung zur Mündigkeit, wurden vorge-
Thomas von Freyberg<br />
tragen. Adorno formuliere zum einen<br />
ein ideales Erziehungsziel, das so<br />
weit entfernt sei von der schulischen<br />
Realität, dass es wenig tauge bei der<br />
alltäglichen Auseinandersetzung mit<br />
Problemen und Schwierigkeiten der<br />
Lehrer heute. Auch habe Adorno zum<br />
anderen einen Begriff von Mündigkeit,<br />
der sich im Widerspruch zu all dem<br />
verhalte, was von den Menschen heute<br />
verlangt wird. Diese Erziehung zur<br />
Mündigkeit sei heute eine Erziehung,<br />
die Unglück und Scheitern mit sich<br />
bringe.“<br />
Den Sprung in die schulische Alltagsrealität<br />
in der Frage „Was heißt<br />
Zivil courage in der Schule?“ fasste<br />
Thomas von Freyberg wie folgt zusammen:<br />
„Alfred Bergmiller aus einer Münchener<br />
Hauptschule hatte fünf Fallskizzen<br />
vorbereitet und die Teilnehmer<br />
wurden aufgefordert, bei jeder dieser<br />
Fallskizzen zu entscheiden, ob es sich<br />
hier um einen Fall von Zivilcourage<br />
handelt oder nicht. Der Seminarraum<br />
wurde zum Meinungsbarometer –<br />
die Teilnehmer hatten sich zwischen<br />
einem (+) auf der einen Seite des<br />
Raums und einem ( – ) auf der anderen<br />
aufzustellen, also sich zu entscheiden.<br />
Nach jeder Aufstellung wurden<br />
einige der Teilnehmer über die Gründe<br />
ihrer Entscheidung befragt.<br />
Die fünf Fallskizzen stammten aus<br />
dem westdeutschen Schulalltag und<br />
deckten verschiedene Dimensionen<br />
möglicher Zivilcourage in der Schule ab:<br />
Widerstand eines Kollegiums<br />
gegen einen Erlass der Schulbehörde,<br />
schon in der 2. Grundschulklasse<br />
im Zeugnis selektive<br />
Weichen für die Schüler und<br />
Schülerinnen zu stellen. (Konflikt:<br />
Schule – Schulbehörde) (1)<br />
Widerstand eines Kollegiums<br />
gegen die eigene Schulleitung,<br />
die einen älteren, nicht mehr voll<br />
leistungsfähigen Kollegen loswerden<br />
will. (Konflikt: Kollegium<br />
– Schulleitung) (2)<br />
Widerstand einer Kollegin gegen<br />
einen Vater, der auf dem Schulhof<br />
einen Schüler mit dem Messer<br />
bedroht und anschließend<br />
auch die Lehrerin bedroht, falls<br />
sie vor Gericht aussagt. (Konflikt:<br />
Lehrer – Eltern) (3)<br />
Widerstand einiger Lehrer gegen<br />
die Schulleitung, die ein vorhandenes<br />
Gewalt- und Drogenproblem<br />
an der Schule öffentlich<br />
leugnet und so den Antrag der<br />
Schule auf Schulsozialarbeit sabotiert.<br />
(Konflikt: Lehrer – Schulleitung)<br />
(4)<br />
33
34<br />
Widerstand eines Kollegiums gegen die Misere<br />
der Schüler beim Übergang von Schule in Beruf<br />
und Ausbildung, indem es eine Demonstration<br />
gegen Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnotstand<br />
mit vorbereitet und mit dem Namen<br />
der Schule auf eigenen Transparenten an der<br />
Demonstration teilnimmt. (Konflikt: Schule –<br />
Politik und Wirtschaft) (5)<br />
Mir fiel auf, dass nur in wenigen Ausnahmen die Legitimität<br />
der jeweiligen Entscheidung für Zivilcourage<br />
in Frage gestellt wurde. Die durchaus unterschiedlichen<br />
Entscheidungen hatten – vor allem bei den<br />
Kollegen aus Westdeutschland – einen anderen Hintergrund.<br />
Viele von ihnen stellten sich auf die Raumseite<br />
mit dem (–), weil sie meinten: dies sei keine<br />
Frage der Zivilcourage, sondern hier gehe es um<br />
professionelle (Fall 1), oder kollegiale (Fall 2), oder<br />
demokratische (Fall 3, 4, 5) Selbstverständlichkeiten,<br />
die wenig Mut verlangen und geringes Risiko für den<br />
Einzelnen mit sich bringen.<br />
Damit war – indirekt – das Thema der professionellen<br />
oder beruflichen Zivilcourage angesprochen,<br />
die immer dann auf der Tagesordnung steht, wenn<br />
verantwortliches berufliches Handeln durch (legale)<br />
Rahmen- und Arbeitsbedingungen behindert oder<br />
sabotiert werden.<br />
Im Anschluss an das Meinungsbarometer arbeiteten<br />
die Teilnehmer in kleinen deutsch-polnischen Arbeitsgruppen<br />
à vier Mitgliedern. Die Aufgabe war: Jedes<br />
Mitglied einer AG berichtet von einem erlebten Fall<br />
von Zivilcourage in der Schule und anschließend entscheidet<br />
die AG darüber, welcher der vorgetragenen<br />
Fälle im folgenden Plenum zur Diskussion gestellt<br />
werden soll.<br />
Die fünf Fälle, die schließlich von den AGs präsentiert<br />
wurden, waren eine sehr wichtige Ergänzung<br />
zu den Fallbeispielen des Meinungsbarometers.<br />
Deutlich wurde nämlich, dass es in allen ausgewählten<br />
Beispielen von Zivilcourage in der Schule um<br />
überaus komplexe Konflikte geht, die sich durchaus<br />
über längere Zeit hinziehen können, bei denen nicht<br />
einfach zwischen ‚gut und böse‘ oder ‚richtig und<br />
falsch‘, sondern in der Grauzone von ‚teils – teils‘<br />
oder ‚sowohl als auch‘ entschieden werden muss,<br />
wo pädagogische, öffentliche und ordnungspolitische<br />
Gesichtspunkte eine undurchsichtige Gemengelage<br />
bilden und wo Entscheidungen abverlangt werden,<br />
ohne dass die Konsequenzen absehbar sind. Zivilcourage<br />
in der Schule ist offensichtlich in vielen<br />
Fällen mit dem Risiko von Fehlentscheidungen verbunden<br />
– ein Risiko, das Lehrer, die sich als Einzelkämpfer<br />
fühlen, scheuen; ein Risiko, das eine kollegiale,<br />
fehlerfreundliche Schulatmosphäre verlangt. Die<br />
Notwendigkeit von Zivilcourage in der Schule zieht<br />
zwingend die Notwendigkeit professioneller Kollegialität<br />
nach sich. Die kann eingeübt werden.“<br />
Die Präsentation der Erfahrungen, die die polnischen<br />
Lehrerinnen mit dem in ihren Unterricht eingebrachten<br />
Thema „Zivilcourage in der Schule“ machten,<br />
fasste Thomas von Freyberg zusammen:<br />
„Diese Präsentationen wurde für die Kollegen aus<br />
Deutschland zu einer sehr auf- und anregenden Erfahrung:<br />
Sie erlebten ihre polnischen Kolleginnen ‚in<br />
Aktion‘, bewunderten das hohe professionelle Niveau<br />
ihrer Arbeit, das Engagement von Lehrern und Schülern<br />
und – so meine Wahrnehmung – beneideten<br />
wohl auch ein wenig die Kolleginnen dafür, dass sie
so offensichtlich erfolgreich und ungestört ihr ‚Kerngeschäft‘,<br />
das Unterrichten und gemeinsame Erarbeiten<br />
in der Klasse, durchführen können.<br />
An einem Beispiel wurde deutlich, wie guter Unterricht<br />
die Grenze zwischen der intellektuellen Aneignung<br />
des Unterrichtsgegenstands einerseits und<br />
der sozialen und moralischen Auseinandersetzung<br />
mit diesem Gegenstand andererseits durchlässig<br />
machen kann: Nachdem die Schüler sich gründlich –<br />
über eigene Recherchen und mit Hilfe der Lehrerin –<br />
mit dem Thema Zivilcourage befasst hatten, tauchte<br />
ganz unverhofft ein schwelender interner Konflikt der<br />
Klasse auf: ein Schüler wird seit langem schon geschnitten,<br />
gehänselt, gemobbt. Sicher gibt es dafür<br />
immer gute Gründe. Und die Klasse schafft die Kurve<br />
vom Unterrichtsstoff zur eigenen Schulwirklichkeit.<br />
Zivilcourage heißt: eigenes Handeln bedenken, sich<br />
auch gegen die Mehrheit stellen, verantwortlich sein<br />
für die Folgen.“<br />
Anstelle seines vorbereiteten Abschlussreferats,<br />
das unter den Teilnehmern verteilt wurde, wagte<br />
Thomas von Freyberg am letzten Tag das Experiment<br />
einer Improvisation. Er lud dazu ein, gemeinsam ein<br />
„soziologisches Forschungsprojekt“ zu entwerfen<br />
mit dem Titel: „Bedingungen für das Entstehen oder<br />
Ausbleiben beruflicher Zivilcourage bei Lehrern in<br />
Deutschland und Polen“.<br />
Methodisch stellte Thomas von Freyberg hierzu fest:<br />
„1. Es gibt eine Frage, die man nicht direkt stellen<br />
oder beantworten kann, weshalb man einen Umweg<br />
einschlagen muss: über andere Fragen, die leicht<br />
und spontan zu beantworten sind. Diese ‚anderen‘<br />
Fragen kreisen das Thema, um das es geht, ein.<br />
2. Die Antworten auf diese ‚anderen‘ Fragen werden<br />
dann benutzt, um die ‚eine‘ Frage, um die es<br />
geht, zu beantworten. Was dabei herauskommt, ist<br />
immer eine Interpretation, die natürlich falsch oder<br />
richtig oder – was am schlimmsten ist – belanglos<br />
sein kann. Doch diese Interpretation ist nun der Ausgangspunkt<br />
für weitere Annahmen…<br />
Ich halte dieses Verfahren deshalb für überaus nützlich,<br />
auch beispielsweise bei kollegialen Beratungen<br />
unter Lehrern, weil der hier eingebaute ‚Umweg‘<br />
über eine wechselseitige Befragung und Interpretation<br />
eine Distanz zum ‚eigentlichen‘ Thema schaffen<br />
kann, die es erlaubt, unterschiedliche Perspektiven<br />
auf das Thema zuzulassen – und von einander zu<br />
lernen.“<br />
Definitorisch gab Thomas von Freyberg vor: „Unter<br />
beruflicher Zivilcourage oder beruflichem zivilen Ungehorsam<br />
soll verstanden werden:<br />
Jeder riskante individuelle oder kollektive Widerstand<br />
gegen Strukturen, Regelungen, Erlasse, Arbeitsbedingungen<br />
oder Arbeitsanforderungen, die den<br />
professionellen Auftrag von Lehrern gravierend behindern,<br />
blockieren oder gar unmöglich machen, die<br />
also Lehrer nötigen oder zwingen, in relevanter Weise<br />
gegen Grundsätze der beruflichen Verantwortung<br />
oder Ethik zu verstoßen.<br />
Berufliche Zivilcourage / beruflicher ziviler Ungehorsam<br />
ist also der riskante und legitime Widerstand<br />
gegen legale, aber illegitime Verletzungen oder<br />
Bedrohungen des professionellen Auftrags von Lehrern.“<br />
35
Als Untersuchungsziel wurde vereinbart, „die wichtigsten<br />
Bedingungen für das Entstehen oder auch<br />
Ausbleiben beruflicher Zivilcourage bei Lehrern“ in<br />
Deutschland-West, Deutschland-Ost und in Polen zu<br />
ermitteln.<br />
Als Untersuchungsfragen wurden vereinbart: „Was<br />
sind die wichtigsten Bedingungen für das Entstehen<br />
oder auch Ausbleiben beruflicher Zivilcourage<br />
bei Lehrern? Gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />
hinsichtlich der Bedingungen und Erschwernisse<br />
für berufliche Zivilcourage bei Lehrern in Polen<br />
und Deutschland; und welche historischen, politischen,<br />
sozialen oder beruflichen Faktoren sind hier<br />
ausschlaggebend?“<br />
Die Ergebnisse der Diskussion dieser Fragen fassten<br />
die Teilnehmer schriftlich unter dem Blickwinkel<br />
zusammen: Was befördert, was belastet Professionalität<br />
und berufliche Identität von Lehrern? Die<br />
folgende tabellarische Übersicht ist notwendigerweise<br />
eine Verkürzung. Sie nimmt nicht für sich in<br />
Anspruch, ihren Gegenstand abschließend zu bewerten,<br />
wohl aber ein Diskussionsergebnis zusammenzufassen.<br />
36<br />
(–)<br />
Belastung – Bedrohung<br />
Gefährdung<br />
Die niedrige Bezahlung der L. bewirkt und<br />
bedeutet beides:<br />
1. Eine starke ökonomisch Abhängigkeit –<br />
und Unselbständigkeit.<br />
2. Eine gesellschaftliche oder soziale Entwertung<br />
oder Missachtung des L.-Berufs.<br />
L. müssen – aus ökonomischen Zwängen<br />
– entweder „gut“ verheiratet sein oder<br />
mehrere berufliche Tätigkeiten kombinieren.<br />
Das Erste kann, dass Zweite wird die<br />
berufliche Arbeit der L. und damit auch<br />
auf die Dauer ihre Professionalität belasten,<br />
wenn nicht gar gefährden.<br />
Es gibt eine weitgehende Abhängigkeit<br />
der L. von der Schulleitung und der Schuladministration.<br />
Die Folgen für die L. sind<br />
1. direkter Natur, was die Arbeitsbedingungen<br />
betrifft (Arbeitszeitregelungen,<br />
Schulausstattung); und 2. indirekter Natur,<br />
was die Unterrichtsgestaltung betrifft (Tabuthemen,<br />
Schere im Kopf)<br />
Beide Konfliktfelder – die ökonomische<br />
und die hierarchische Abhängigkeit der<br />
L. – dürften eng zusammenhängen. Sie<br />
müssen als Entwertung und Missachtung<br />
und damit als schleichender Angriff auf<br />
die Professionalität verstanden werden.<br />
Tabelle 1: Die polnischen Lehrerinnen<br />
Professionalität<br />
berufliche Identität<br />
(+)<br />
Verstärkung – Unterstützung<br />
Förderung<br />
Es gibt eine starke inhaltliche Berufsorientierung<br />
bei den L. Die ist vorrangig und<br />
eng bezogen auf das „Kerngeschäft“ der<br />
L. – den Unterricht, die Arbeit mit Schülern.<br />
Und hier gibt es auch eine deutliche<br />
Berufszufriedenheit.<br />
Hier, in der konkreten Bildungs- und<br />
Erziehungsarbeit erfahren die L. Wertschätzung<br />
ihrer Arbeit und Professionalität<br />
und hier erleben sie auch die soziale Nützlichkeit<br />
ihrer Bemühungen – konkret in<br />
den Leistungen und Entwicklungen ihrer<br />
Schüler.<br />
Wo die Abhängigkeit von der Schulleitung<br />
und der Schuladministration diese Seite<br />
der Berufsfreude und Berufsmotivation<br />
bedroht (Beispiel: gemeines und unpädagogisches<br />
Verhalten des Schulleiters in<br />
der Prüfung), steht sofort berufliche Zivilcourage<br />
auf der Tagesordnung.<br />
Es ist zu befürchten, das auf längere Sicht<br />
die hohe und wertvolle Berufsmotivation<br />
der L. der doppelten Entwertung und<br />
Missachtung des L.-Berufs nicht standhalten<br />
kann. Da alle L. in Polen hier in etwa<br />
gleicher Weise betroffen sind (gleiche<br />
niedrigste Bezahlung), könnte hier das<br />
große Feld und Thema künftiger kollektiver<br />
beruflicher Zivilcourage liegen.
(–)<br />
Belastung – Bedrohung<br />
Gefährdung<br />
Das drei-gegliederte Schulsystem wird als<br />
Missachtung und Entwertung der Professionalität<br />
erfahren.<br />
Privilegien für den gymnasialen Bereich<br />
und Diskriminierung der unteren Schultypen<br />
sind schon äußerlich sichtbar: Dort<br />
moderne Neuausstattung und Neubau –<br />
hier „vernagelt und verwahrlost“.<br />
Diese hierarchische Ungleichverteilung<br />
von Anerkennung und Missachtung zeigt<br />
sich nicht nur in der unterschiedlichen<br />
Bezahlung, sondern auch in konkreten<br />
Arbeitsbedingungen (erzwungene Teilzeitarbeit,<br />
Verdichtung beruflicher Arbeit)<br />
Es gibt ein deutliches Gefühl bei den<br />
L., von ihrer Schulbehörde allein und im<br />
Stich gelassen zu sein. Da ist kein Schutz<br />
gegen Überforderung. Schulpolitische<br />
Entscheidungen (wie Schulschließungen)<br />
orientieren sich nicht an fachlichen, sondern<br />
an ökonomischen oder politischen<br />
Kriterien und werden als Missachtung der<br />
Professionalität erfahren.<br />
Die allgemeine ökonomische Lage wird<br />
als handfeste Bedrohung und Entwertung<br />
der Professionalität von L. erlebt: Das<br />
bezieht sich nicht nur auf das Missverhältnis<br />
von Leistung und Bezahlung und<br />
die berufliche Unsicherheit der L. – mehr<br />
noch gilt dies für die Zukunftsunsicherheit<br />
und Zukunftsangst der Schüler (drohende<br />
Arbeitslosigkeit).<br />
Professionalität<br />
berufliche Identität<br />
Tabelle 2: Die deutschen LehrerInnen – Ost<br />
(+)<br />
Verstärkung – Unterstützung<br />
Förderung<br />
Auch hier gibt es Arbeitsfreude und Engagement.<br />
Beides lebt vor allem dort auf,<br />
wo guter, selbst bestimmter Unterricht<br />
möglich ist. Wichtig also ist das Gefühl,<br />
im eigenen „Kerngeschäft“, dem schulischen<br />
Unterricht, als L. autonom zu sein<br />
und hier befriedigende Beziehungen zu<br />
den Schülern aufbauen zu können.<br />
Was aber passiert, wenn dieser wichtige<br />
und motivierende Teil der beruflichen Arbeit<br />
immer schwieriger realisiert werden<br />
kann;<br />
wenn die schulischen Arbeitsbedingungen<br />
(Ausstattung der Schule,<br />
Arbeitszeitregelungen, Belastungen)<br />
und<br />
wenn die Schüler selbst (weil schulische<br />
Abschlüsse ihnen keine berufliche<br />
Zukunft sichern)<br />
die Professionalität der Lehrer ins Leere<br />
laufen lassen?<br />
Wird kollektive berufliche Zivilcourage<br />
entstehen können, wo Diskriminierungslinien<br />
so deutlich gezogen sind und die Bedrohungen<br />
und Verletzungen so vielfältig<br />
variieren?<br />
Oder haben L. in Deutschland-Ost vielleicht<br />
doch eine besondere Chance –<br />
eben weil die allgemeine Krise des Deutschen<br />
Bildungssystems hier besonders<br />
offenkundig ist und weil es hier historische<br />
Erfahrungen mit einem anderen<br />
Schulsystem gibt? Hier, in der Auseinandersetzung<br />
mit dem bestehenden<br />
Schulsystem, dürfte das künftige Feld<br />
beruflicher Zivilcourage liegen.<br />
37
Mit der Präsentation von drei Fallbeispielen<br />
durch die polnischen Lehrerinnen<br />
ging die Veranstaltung sehr<br />
konkret und dicht an der schulischen<br />
Realität zuende. Gefragt war und diskutiert<br />
wurde die Frage: Was wäre im<br />
vorbetragenen Fallbeispiel ein angemessenes,<br />
zivilcouragiertes Verhalten<br />
gewesen? Thomas von Freyberg stellt<br />
hierzu und als Fazit der Gesamtveranstaltung<br />
in seinem Protokoll fest:<br />
„In dieser sehr lebhaften Abschluss-<br />
Diskussion wurde noch einmal das<br />
Spannungsfeld von Zivilcourage in der<br />
Schule sichtbar:<br />
Zivilcourage verlangt persönliche<br />
Spontaneität und zugleich kluges Abwägen<br />
der Folgen und Konsequenzen<br />
für sich und andere.<br />
38<br />
(–)<br />
Belastung – Bedrohung<br />
Gefährdung<br />
L. fühlen sich in einer „Zange“, die enger<br />
zu werden droht und die Professionalität<br />
bedroht.<br />
Da gibt es eine chronische Überforderung<br />
bzw. Belastung dadurch, dass der erzieherische<br />
Auftrag an L. immer größeren<br />
Raum einnimmt, ohne dass dafür die<br />
nötigen zeitlichen Ressourcen den L. zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Dies gilt vor allem für die anwachsende<br />
Zahl „nicht beschulbarer“, von Schule nicht<br />
mehr erreichbarer Schüler.<br />
Und da gibt es eine Schulbehörde, die L.<br />
und Schulen nicht hilft, mit ihren Problemen<br />
fertig zu werden, sondern durch entwertende<br />
und missachtende Kontrollen<br />
und fachlich unsinnige Anforderungen die<br />
Belastungen eher verschärft.<br />
Schule wird so für viele L. zum Arbeitsplatz<br />
mit Dauerstress („Multi-Task-Force“)<br />
von den Schülern verursacht, die in<br />
ihrer Schule immer weniger einen<br />
guten Ort für sich sehen und durch<br />
ihr verweigerndes Verhalten permanent<br />
die Professionalität ihrer L.<br />
angreifen; und<br />
von der Schulverwaltung verstärkt,<br />
die hier nicht für die notwendigen<br />
fachlichen Ressourcen und Kompetenzen<br />
sorgt, sondern L. und Schulen<br />
zusätzlich belastet.<br />
Professionalität<br />
berufliche Identität<br />
Tabelle 3: Die deutschen LehrerInnen – West<br />
(+)<br />
Verstärkung – Unterstützung<br />
Förderung<br />
Auch hier gibt es eine starke positive Berufsorientierung<br />
und ein deutliches, anhaltendes<br />
Engagement.<br />
Die Chancen und Möglichkeiten jedoch<br />
für eine befriedigende Konzentration auf<br />
das „Kerngeschäft“ des Unterrichts und<br />
Lehrens, damit auch für pädagogische<br />
und fachliche Innovationen, sind recht<br />
ungleich zwischen den unterschiedlichen<br />
Schultypen des gegliederten Schulsystems<br />
verteilt.<br />
Die soziale und ökonomische Sicherheit<br />
des Lehrerberufs – bedingt auch durch<br />
den Beamtenstatus (hohe Arbeitsplatzsicherheit,<br />
gute Bezahlung, soziale Sicherung<br />
bei Krankheit und Alter) – könnte<br />
eine wichtige materielle Stütze sein für<br />
die Entfaltung von Professionalität; sie<br />
kann aber auch einer notwendigen beruflichen<br />
Zivilcourage im Weg stehen.<br />
Es sieht so aus, als würden die „Kosten“<br />
des gegliederten deutschen Schulsystems<br />
mit seiner starken Betonung von<br />
homogenen Lerngruppen, früher Selektion<br />
und sozialer Auslese nicht nur für die<br />
Gesellschaft, sondern auch für die L. krisenhaft<br />
ansteigen. In den – möglicherweise<br />
– anstehenden Auseinandersetzungen<br />
um neue Schulen wird berufliche Zivilcourage<br />
von Lehrern gefordert sein.<br />
Zivilcourage verlangt entschiedenen<br />
persönlichen Einsatz und zugleich die<br />
Einbettung des Einzelnen in solidarische<br />
und kollegiale Zusammenhänge.<br />
Zivilcourage verlangt ein starkes<br />
Selbstbewusstsein und zugleich die<br />
Bereitschaft, eigene Interessen denen<br />
anderer unterzuordnen.<br />
Zivilcourage verlangt eine belastbare,<br />
sichere Orientierung an allgemein anerkannten<br />
Grundwerten und zugleich<br />
die Bereitschaft, notfalls auch persönliche<br />
Isolation in Kauf zu nehmen.<br />
Zivilcourage orientiert sich an zentralen<br />
Kriterien der eigenen moralischen<br />
Integrität und muss zugleich in Zusammenhängen<br />
kollektiven zivilen<br />
Widerstands diese Kriterien zur Disposition<br />
stellen.“
7a Projekt Präsentation der Ausstellung<br />
zur Geschichte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> in<br />
deutscher und polnischer Sprache<br />
Im Rahmen des deutsch-polnischen Verständigungsprojekts<br />
der Jahre 2005 / 2006 hatte Pastor<br />
Magirius mit Blick auf die vielen polnischen<br />
Bürger in Leipzig die Doppelpräsentation der<br />
Ausstellung angeregt. Sie fand, begleitet durch<br />
ein engagiertes Begleitprogramm von 26 Veranstaltungen<br />
im „Schulmuseum – Werkstatt für<br />
Schulgeschichte“ in Leipzig statt. Elke Urban, die<br />
Leiterin des Museums, gibt im Folgenden eine<br />
kritischen Erfahrungsbericht.<br />
Die deutsch-polnische Wanderausstellung „Die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> – Studentischer Widerstand gegen Hitler<br />
1942 / 43 in München“ wurde kurzfristig vom Schulmuseum<br />
übernommen, weil das Polnische Institut<br />
nicht die räumlichen Möglichkeiten hatte, um die<br />
deutsche und die polnische Ausstellung gleichzeitig<br />
zeigen zu können. Auf insgesamt 80 Ausstellungswänden<br />
konnten alle deutschen und alle polnischen<br />
Ausstellungstafeln gezeigt werden.<br />
Die Bedingungen im 600 qm großen Kinosaal des<br />
Schulmuseums waren für die Ausstellung in Kombination<br />
mit verschiedenen Filmveranstaltungen<br />
und Zeitzeugengesprächen ideal. Die Kooperation<br />
mit dem Polnischen Institut ergab auch noch einige<br />
zusätzliche Filmangebote im Begleitprogramm, die<br />
aber ausschließlich vom Schulmuseum betreut wurden.<br />
In die Ausstellung und zu den Begleitveranstaltungen<br />
kamen insgesamt ca. 1.510 Besucher. Davon waren<br />
ca. 1.300 Jugendliche aus Leipziger Schulen.<br />
Die meisten Gruppen wurden durch entsprechend<br />
geschulte StudentInnen begleitet (Claudia Peters,<br />
Museumspädagogik und Cora Krause, Erziehungswissenschaften).<br />
Die Ausleihe eines Hektographiergerätes mit einem<br />
Leipziger Flugblatt gegen Hitler aus dem Stadtgeschichtlichen<br />
Museum erwies sich als gute Ergänzung,<br />
zumal das Foto in der Ausstellung ein ähnliches<br />
Hektographiergerät zeigt.<br />
Auch die Kombination von Film und Ausstellungsbesuch<br />
war gut. Es wurde vor allem der Film „Die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ von Michael Verhoeven gezeigt. So<br />
konnten Schul klassen bei uns auch einen ganzen Vormittag<br />
verbringen.<br />
Als besonders eindrücklichen Höhepunkt würde ich<br />
das Gespräch mit Prof. Wolfgang Huber bezeichnen,<br />
der schon in seinem Redebeitrag zur Ausstellungseröffnung<br />
sehr viele Besucher begeistern konnte.<br />
In die Ausstellungszeit fiel auch die „Leipziger<br />
Woche gegen Rassismus“. Hier konnten wir mit<br />
weiteren eigenen Begleitveranstaltungen sehr viele<br />
verschiedene Angebote unterbreiten, die sehr unterschiedlich<br />
angenommen wurden. Unsere eigenen<br />
Veranstaltungen waren in der Regel gut besucht. Die<br />
polnischen Filmabende wurden jedoch teilweise gar<br />
nicht angenommen. Dafür hätte das Polnische Institut<br />
wahrscheinlich längerfristig werben müssen.<br />
Die Medien haben für Leipziger Verhältnisse recht<br />
gut reagiert. Artikel erschienen in der Leipziger<br />
Volkszeitung, in der Leipziger Rundschau und im<br />
Amtsblatt. Das Leipzig-Fernsehen und mdr-aktuell<br />
kamen zur Ausstellungseröffnung und haben im<br />
39
Sendebereich von Sachsen, Thüringen<br />
und Sachsen-Anhalt über die Ausstellungseröffnung<br />
berichtet.<br />
Insgesamt ist die Ausstellung, zumindest<br />
der deutsche Teil, gut angenommen<br />
worden, da die meisten<br />
Besucher auch die zusätzlichen Filmangebote<br />
nutzen konnten. Viele Jugendliche<br />
vermissten interaktive Möglichkeiten,<br />
um sich die Informationen<br />
selbstständig erschließen zu können.<br />
Nur mit Gymnasialklassen war es<br />
möglich, die Fragebögen einzusetzen.<br />
Für die meisten berufsbildenden Schulen<br />
und für Mittelschulklassen waren<br />
die Fragen zu anspruchsvoll oder es<br />
gab eine generelle Ablehnung, überhaupt<br />
mit Fragebögen zu arbeiten. In<br />
der Regel beschränkten sich die Fragen<br />
auf biografische Daten, die über<br />
die Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> in der<br />
Ausstellung zu finden waren.<br />
Der Versuch, in Leipzig sowohl die<br />
deutsche als auch die polnische Ausstellung<br />
gleichzeitig zu zeigen, war<br />
sicher in der Außendarstellung ehrenwert,<br />
muss aber in der Wirksamkeit<br />
in Frage gestellt werden. Soweit das<br />
zu überblicken war, gab es so gut wie<br />
keine polnischen Besucher.<br />
Elke Urban<br />
40
8 Projekt<br />
Netzwerk <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Nach intensiver Vorbereitung startete die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. in Kooperation mit der Bayerischen<br />
Landeszentrale für politische Bildungsarbeit<br />
im September <strong>2007</strong> das Projekt, mit dem sie<br />
auf der Grundlage des Erinnerns Initiativen engagierten<br />
Handelns junger Menschen heute langfristig<br />
unterstützen wird. Vom 17. bis zum 21.9.<strong>2007</strong><br />
trafen sich Lehrer und Schüler auf Einladung der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. in München, um unter<br />
der Moderation von Dr. Beatrice von Weizsäcker<br />
das Netzwerk zu begründen.<br />
Und dies waren die Themenfelder der Tage:<br />
1. Neue Schule<br />
Aleksander Dzembritzki, Leiter der Rütli-Schule<br />
Berlin-Neukölln, berichtet von den Problemen und<br />
den Perspektiven seiner Schule in einem sozialen<br />
Brennpunktbereich von Berlin. Er spricht über das<br />
Prinzip „Kein Kind, kein Jugendlicher darf verloren<br />
gehen“ und wie es umgesetzt wird, über die Notwendigkeit,<br />
Diskriminierung und Stigmatisierung umzuwandeln<br />
in Anerkennung und Selbstbewusstsein,<br />
über die Notwendigkeit und die Möglichkeit, Schule<br />
zu einem gemeinsamen Lebensort von Schülern,<br />
Lehrern, Eltern und dem sozialen Umfeld zu machen,<br />
über die Unterstüztung von außen durch öffentliche<br />
Einrichtungen und potentielle Partner in Politik und<br />
Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft und wie<br />
man sie gewinnt und schließlich über die ungewollte<br />
und über die notwendige Publizität.<br />
Aleksander Dzembritzkis Erfahrungen und Einschätzungen<br />
werden lebhaft erörtert, erweitert und<br />
konkretisiert. Themen wie Sprachprobleme, die<br />
traditionelle Rolle von Lehrern als „Einzelkämpfer“<br />
und Mobbing an der Schule kommen ebenso hinzu<br />
wie die integrierende Kraft von Jugend-Musik, Tanz,<br />
Sport, künstlerischem Gestalten, aber auch die Bedeutung<br />
von Schülerfirmen und Schülerprojekten.<br />
2. Projekte<br />
Vor diesem Hintergrund präsentieren die Schülerinnen<br />
und Schüler der Gesamtschule Hamburg-<br />
Fischbek, der Rütli-Schule Berlin, des Gutenberg-<br />
Gymnasiums Erfurt, der Hauptschule an der Cincinnatistraße<br />
München und der Erich Kästner Gesamtschule<br />
Essen ihre Projekte. Sie reichen thematisch<br />
von der Konfliktvorbeugung und Beratung von Schülern<br />
durch Schüler (Erfurt) über verschiedene Formen<br />
von Streitschlichtung (Berlin, Hamburg, München) bis<br />
zu den „Mitmischern“ (Hamburg), Schülerfirmen und<br />
internationalen Schüler-Hilfsprojekten (Berlin) und<br />
einem engagierten Kunst-Projekt gegen Rassismus<br />
(Erich Kästner-Gesamtschule Essen, „Schule ohne<br />
Rassismus – Schule mit Courage“).<br />
Gemeinsam ist diesen Projekten die Initiative und<br />
das Engagement der Schüler und ihr Wille, sich<br />
positiv in ihrer Schule und in ihrer Umgebung einzumischen.<br />
41
Streitschlichter-Plakat der Rütli-Schule Samir Roisch stellt die Streitschlichter<br />
der Gesamtschule Hamburg-Fischbek<br />
vor.<br />
42<br />
3. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Als Profi auf diesem Gebiet steht Dr.<br />
Georg Wedemeyer, Bayern-Korrespondent<br />
des „Stern“, zur Verfügung. Sein<br />
Selbstverständnis lautet: Ein Journalist<br />
muss neugierig sein, muss einer<br />
Sache auf den Grund gehen und muss<br />
ihr gerecht werden wollen. Den Beruf<br />
des Journalisten beschreibt Georg<br />
Wedemeyer im Umbruch: die Konkurrenz<br />
auf dem Medienmarkt und die<br />
wachsende Bedeutung des Internets<br />
schaffen immer neue Formen von<br />
Öffentlichkeit und neue Möglichkeiten<br />
der Öffentlichkeitsarbeit. Wedemeyer<br />
berichtet von der Schwierigkeit, in der<br />
Zeitung Schul-Themen darzustellen<br />
(Persönlichkeitsschutz von Minderjährigen),<br />
von der Notwendigkeit, interessante,<br />
lesernahe „Anknüpfungspunkte“<br />
zu finden und vom Zwang zur<br />
„guten Story“.<br />
Wer sich von diesen Zwängen frei<br />
machen will, sollte, so Wedemeyer,<br />
die Chance zur attraktiven Selbstdarstellung<br />
vor allem im Internet nutzen.<br />
Hierfür erarbeitet Wedemeyer zusammen<br />
mit Schülern und Lehrern am<br />
Beispiel „Streitschlichter“ eine Palette<br />
von Themen und gibt Tipps für die<br />
wirkungsvolle Umsetzung. Sie reichen<br />
von der Suche nach attraktiven Überschriften<br />
und prägnanten inhaltlichen<br />
Angaben über die Anordnung in wiederkehrenden<br />
Rubriken bis zum Erscheinungsbild.<br />
Die Wirksamkeit dieser<br />
Tipps zeigt sich im weiteren Verlauf<br />
bei ihrer spontanen Anwendung<br />
durch die Schüler bei der Aufbereitung<br />
ihrer Projekte für das Internet.<br />
Eine Serviette des Künstlers Cary S.<br />
Leibowitz. Sie ist Grundlage des etwas<br />
anderen Projekts zur „Reinigung“<br />
von Vorurteilen an der Erich Kästner-<br />
Gesamtschule in Essen.
4. Das Netzwerk im Internet<br />
Annette Scholz, Redakteurin für technische Dokumentation,<br />
Werbetexterin und freie Mitarbeiterin der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., führt in das von ihr und<br />
Gerhard Grabsdorf entwickelte Internetkonzept des<br />
Netzwerks <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ein. Auf dieser Plattform<br />
sollen sich die am Netzwerk in der Startphase und<br />
in der Zukunft beteiligten Schulen „helfen“. Hier<br />
können sie ihre Projekte vorstellen, Schwierigkeiten<br />
beschreiben, Fragen stellen, Anregungen geben und<br />
untereinander in Kontakt treten.<br />
Das Netzwerk <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ist unter der Adresse<br />
http://netzwerk.weisse-rose-stiftung.de/<br />
zu finden.<br />
Das erste Ergebnis der Umsetzung ihrer Projekte<br />
durch die in München anwesenden Schüler ist nachzulesen<br />
unter der Kategorie „Projekte“.<br />
5. Geld und Kontakte – Sponsoring und Förderung<br />
In diesem für schulische Projektarbeit wichtigen Thema<br />
steht als Experte Jörg Busenbender, Unternehmensberater<br />
aus Berlin, zur Verfügung. Sein überaus<br />
klar strukturiertes und im Gespräch mit Schülern<br />
und Lehrern entwickeltes Statement, stellt er als<br />
Datei dem Netzwerk zur Verfügung und bietet damit<br />
allen an dieser Thematik Interessierten eine höchst<br />
nützliche Orientierung (siehe Kategorie „Informationen<br />
& Arbeitshilfen“). Verständlich sind darin die<br />
wichtigsten Begriffe vorgestellt, übersichtlich die verschiedenen<br />
Arten von Sponsoring an konkreten Beispielen<br />
aufbereitet und die verschiedenen Wege zu<br />
möglichen Sponsoren und Förderern aufgezeigt. Was<br />
Jörg Busenbender zusammen mit den Schülern am<br />
konkreten Beispiel des Projekts eines Internetcafes<br />
für die Gesamtschule Hamburg-Fischbek entwickelt<br />
hat, kann anhand seines Leitfadens jeder Interessierte<br />
für sich und sein Projekt selbst tun.<br />
43
44<br />
6. Rahmenprogramm<br />
In der Mitte der Arbeit der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
steht naturgemäß das geistige und moralische Vermächtnis<br />
der Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>. Entsprechend<br />
bilden ein Besuch der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
in der Ludwig-Maximilians-Universität, eine Führung<br />
durch die Universität als historischem Ort des Widerstands,<br />
die Vorführung des Films von Michael Verhoeven<br />
„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ sowie ein Zeitzeugengespräch<br />
mit Franz J. Müller, einem im zweiten Prozess<br />
gegen die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Verurteilten und Mitbegründer<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., den wesentlichen<br />
Rahmen der Veranstaltung.<br />
Im gleichen Zusammenhang steht die Einladung der<br />
Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit<br />
an alle Teilnehmer zum Besuch des Films „Am<br />
Ende kommen Touristen“ – Ein deutscher Zivildienstleistender<br />
in Auschwitz.<br />
7. Fazit<br />
Es hat sich gezeigt: Das Konzept funktioniert. Bei<br />
entsprechender Motivation und Neugier gelingt<br />
der Dialog zwischen Lehrern und Schülern über die<br />
Schwellen unterschiedlicher Schularten hinweg. Vielfach<br />
wird ein Sprachhindernis durch größere Lebens-<br />
und Wirklichkeitserfahrung wett gemacht. Zutrauen<br />
löst Selbstvertrauen aus, individuelle Schwierigkeiten<br />
finden gemeinsame Lösungen. Die Möglichkeit, mit<br />
Fachleuten zu sprechen, wird genutzt. Ein Dialog ist<br />
angestoßen. Nun muss er fortgesetzt und erweitert<br />
werden. Schulen mit Projekten zivilen Engagements<br />
sind eingeladen, sich zu beteiligen.<br />
Beatrice von Weizsäcker wird sie im Auftrag der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. ansprechen und unterstützen.<br />
8. Der nächste Schritt<br />
Nun geht es darum, den zweiten Teil des Netzwerks<br />
aufzubauen. Gesucht werden Prominente /<br />
Persönlichkeiten, die bereit und in der Lage sind,<br />
die Schülerinitiativen zivilen Engagements mit ihren<br />
individuellen Möglichkeiten zu unterstützen. Diese<br />
Möglichkeiten können publizistischer, juristischer,<br />
psychologischer, aber auch finanzieller Natur sein.<br />
Hinweise sind willkommen.
9 Vergessener Widerstand<br />
Mit Resistenz, Verweigerung und Widerstand gegen<br />
den Nationalsozialismus in den Jahren 1933 – 1945<br />
in Markt Schwaben befasste sich ein Ausstellungsprojekt<br />
von Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums.<br />
Auf Initiative der Schüler wurde das Projekt in <strong>2007</strong><br />
fortgesetzt. Die Ausstellung wird am 29.2.2008<br />
eröffnet.<br />
Wieder geht es darum, dass Schüler alle zugänglichen<br />
historischen Quellen, vom Archivdokument bis<br />
zum Zeitzeugeninterview nutzen, um aufzuzeigen, in<br />
welcher Form widerständisches Verhalten gegen das<br />
NS-Regime in ihrer engeren Heimat stattfand und<br />
welche Folgen es für die Betroffenen hatte. Von der<br />
Recherche über die professionelle Komprimierung<br />
und nachvollziehbare Darstellung des Erkundeten<br />
bis zur technischen und ästhetischen Umsetzung auf<br />
den Ausstellungstafeln reicht der Prozeß des aktiven<br />
und engagierten Umgangs mit der Geschichte.<br />
13 Personen aus unterschiedlichen sozialen und politischen<br />
Milieus – vom katholischen Pfarrer über den<br />
Parteifunktionär bis hin zu politisch nicht organisierten<br />
Einzelpersonen – werden in ihrer Oppositions haltung<br />
zum Nationalsozialismus zwischen 1932 und 1945 dargestellt.<br />
Diese Haltung reicht von der grundsätzlichen<br />
Gegnerschaft zur NS-Herrschaft über die Ablehnung<br />
des Krieges bis hin zur Verweigerung der Gefolgschaft<br />
im Einzelfall. Durch umfangreiche Recherchearbeit gelang<br />
es, das Widerstandspotential im Landkreis Ebersberg<br />
vertieft sichtbar zu machen.<br />
Geleitet wird dieses Schülerprojekt von den beiden<br />
Lehrern Heinrich Mayer und Matthias Konrad. Die vollständige<br />
Ausstellung wird auf der Homepage des Franz-<br />
Marc-Gymnasiums Markt Schwaben veröffentlicht:<br />
http://www.franz-marc-gymnasium.info/aktivitaeten/<br />
projekte/vergessener-widerstand/<br />
45
10 Projekt Erweiterung der DenkStätte –<br />
Sonderausstellung zu Traute Lafrenz<br />
In Kooperation mit der Bayerischen<br />
Landeszentrale für politische<br />
Bildungs arbeit begann das Projekt<br />
2006 mit einer einjährigen Sonderausstellung<br />
zu Willi Graf. <strong>2007</strong> war<br />
in der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> eine<br />
Ausstellung zu Prof. Kurt Huber zu<br />
sehen. Bis November 2008 wird<br />
nun eine Ausstellung zu Traute<br />
Lafrenz gezeigt, die ihre Rolle als<br />
zentrale Person der Widerstandsgruppe<br />
aufzeigt.<br />
Mit dieser Sonderausstellung wird<br />
einem Ungleichgewicht entgegengewirkt,<br />
das bisher in der Rezeptionsgeschichte<br />
der Widerstandsgruppe<br />
bestanden hatte. Einfluss und Bedeutung<br />
von Traute Lafrenz innerhalb<br />
der Widerstandsgruppe <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
fand in der öffentlichen Erinnerung<br />
mit wenigen Ausnahmen nur geringe<br />
Beachtung. Auch in der DenkStätte<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> wurde ihre Person bisher<br />
nur namentlich erwähnt.<br />
Traute Lafrenz, „einen Sommer lang“<br />
enge Freundin von Hans Scholl,<br />
spielte im Freundeskreis der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> eine erhebliche Rolle. 1941<br />
hatte Traute Lafrenz mit dem Medizinstudium<br />
von Hamburg nach München<br />
gewechselt. Dort hatte sie über<br />
Alexander Schmorell Hans Scholl kennengelernt.<br />
Die Münchner Freunde erhielten<br />
von ihr literarische Anregungen<br />
und Inspirationen, die sich 1942 in den<br />
ersten vier Flugblättern der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> niederschlagen sollten. Schließlich<br />
hat sie Ende 1942 – wie später<br />
auch Hans Leipelt – die Verbreitung<br />
der Flugblätter nach Hamburg initiiert.<br />
Im April 1943 wurde sie von Roland<br />
Freisler wegen „Mitwisserschaft“<br />
zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.<br />
Traute Lafrenz war es gelungen, in<br />
den Vernehmungen durch die Gestapo<br />
ihre tatsächliche Mitwirkung an der<br />
Flugblattverteilung zu verschleiern.<br />
Nach ihrer Entlassung wurde sie im<br />
Zuge der Ermittlungen gegen den<br />
„Hamburger Zweig der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>“<br />
jedoch erneut in Untersuchungshaft<br />
genommen. Bis Kriegsende war<br />
Traute Lafrenz in verschiedenen Gefängnissen.<br />
1947 emigrierte sie in die<br />
USA. Sie arbeitete als Ärztin an einer<br />
heilpädagogischen Klinik und lebt heute<br />
in South Carolina.<br />
46<br />
Traute Lafrenz, 1941<br />
Durch die enge Zusammenarbeit mit<br />
Dr. Lafrenz-Page und Katrin Seybold<br />
Film ist in der Ausstellung auch bisher<br />
zum Teil noch unbekanntes Bildmaterial<br />
zu sehen. In zwei Vitrinen sind<br />
zwei handschriftliche Briefe von Traute<br />
Lafrenz ausgelegt, die das Institut<br />
für Zeitgeschichte München-Berlin<br />
als Kopien zur Verfügung stellte. In<br />
der neu eingerichteten Sehstation<br />
der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> kann ein<br />
Interview angesehen werden, das<br />
Ulrich Chaussy im Gespräch mit Traute<br />
Lafrenz-Page zeigt. Der SWR hat die<br />
Verwendung dieser Sendung genehmigt.<br />
Die vollständige Ausstellung ist auf<br />
der Homepage der <strong>Stiftung</strong> unter<br />
„Ausstellungen“ veröffentlicht.
11 Projekt Justizpalast<br />
München<br />
Auf Initiative der Bayerischen Justizministerin<br />
Dr. Beate Merk und in<br />
Betreuung durch Herrn Ministerialdirigenten<br />
Alexander von Hornstein<br />
wurde der Sitzungssaal im Münchner<br />
Justizpalast zu einem Ausstellungs-<br />
und Gedenkraum umgestaltet,<br />
in dem unter Vorsitz von Roland<br />
Freisler der zweite Prozeß gegen<br />
14 Angeklagte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
stattgefunden hatte und der noch in<br />
Teilen der damaligen Ausstattung<br />
entspricht. Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. unterstützte das Projekt inhaltlich<br />
und technisch.<br />
In der Rede, die Dr. Hans-Jochen Vogel<br />
aus Anlass der Einweihung des Raums<br />
am 14.9.<strong>2007</strong> hielt, skizziert er kurz<br />
die Geschehnisse, die zur Verhaftung<br />
der Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
führten und setzt diese in Bezug zu<br />
sich selbst.<br />
„Ich gestehe, dass mich die Erinnerung<br />
an diese Vorgänge immer wieder<br />
auch persönlich bewegt. Zähle ich<br />
doch zu der geringer werdenden Zahl<br />
von Angehörigen der älteren Generation,<br />
die die Zeit zwischen 1933 und<br />
1945 selbst noch als Kinder und als Jugendliche<br />
– ich war 1933 sieben Jahre<br />
alt – miterlebt haben. Und die sich<br />
deshalb fragen müssen, ob sie nicht<br />
auch, wie die Geschwister Scholl,<br />
schon als Jugendliche das Verbrecherische<br />
des Regimes hätten erkennen<br />
und daraus bereits damals Konsequenzen<br />
hätten ziehen sollen. Dies<br />
um so mehr, als ich von Ende April<br />
1943 bis zu meiner Einberufung zur<br />
Wehrmacht im Juli 1943 als Siebzehnjähriger<br />
an der hiesigen juristischen<br />
Fakultät immatrikuliert war und die<br />
Ereignisse, von denen ich soeben<br />
sprach, damals erst wenige Wochen<br />
zurücklagen. Sie wurden seinerzeit unter<br />
uns Studenten durchaus diskutiert.<br />
Aber verschlüsselt und verdeckt. Und<br />
nicht mit der Folge, dass wir den Mut<br />
aufgebracht hätten, ebenso zu handeln<br />
wie die Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />
Dafür hatte die meisten von uns und<br />
auch mich das Gewaltsystem bei allen<br />
Zweifeln und Bedenken, die wir mit<br />
uns herumtrugen und mit der gebotenen<br />
Vorsicht auch äußerten, noch zu<br />
fest im Griff. Es wäre mir nicht redlich<br />
erschienen, das bei dieser Gelegenheit<br />
nicht anzusprechen.“<br />
Die Rede mündet in zwei Fragen:<br />
„1. Soweit wir die Lebensgeschichten<br />
der Geschwister Scholl und der<br />
anderen Angehörigen der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> kennen, unterschieden sie sich<br />
zunächst nicht wesentlich von den<br />
Lebensläufen ihrer Altersgenossen.<br />
Gewiss wuchsen einige von ihnen in<br />
Elternhäusern auf, die dem Nationalsozialismus<br />
fern standen. Der Vater<br />
Scholl etwa – dem ich in den sechziger<br />
Jahren noch persönlich begegnet bin<br />
– war ein erklärter Gegner des Nationalsozialismus<br />
und musste wegen kritischer<br />
Bemerkungen über Hitler 1942<br />
vier Monate im Gefängnis verbringen.<br />
Aber Hans und Sophie Scholl waren<br />
beispielsweise zugleich Mitglied der<br />
Hitlerjugend beziehungsweise des<br />
BDM, und engagierten sich dort einige<br />
Jahre auch in herausgehobeneren<br />
Funktionen. In dieser Zeit begann<br />
indes bereits ein Umdenkprozess,<br />
der bei Hans Scholl auch durch seine<br />
Herkunft aus und seine fortdauernde<br />
Verbindung mit einem bestimmten<br />
Zweig der bündischen Jugend gefördert<br />
wurde und in dessen Verlauf sich<br />
allmählich beide von der ideologischen<br />
Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus<br />
befreiten und Schritt für<br />
Schritt die menschenverachtende<br />
Realität des Regimes erkannten. So<br />
ist von Hans Scholl überliefert, dass er<br />
vom Nürnberger Reichsparteitag des<br />
Jahres 1936, an dem er noch als HJ-<br />
Fahnenträger teilnahm, verändert nach<br />
Hause zurückkehrte. Er fühlte sich<br />
offenbar als Rädchen im Mechanismus<br />
einer riesigen Maschine missbraucht.<br />
1937 wurde er überdies schon als Soldat<br />
wegen seiner fortdauernden Kontakte<br />
mit einer bündischen Jugendgruppe<br />
vorübergehend verhaftet.<br />
Im Kriege kamen dann Erkenntnisse<br />
hinzu, die Hans Scholl und seine Gefährten<br />
als Sanitätssoldaten während<br />
ihres Einsatzes im Osten gewannen.<br />
Etwa konkretes Wissen über die<br />
Judenverfolgung. So schrieben sie<br />
schon 1942 in ihrem ersten Flugblatt:<br />
‚Wer von uns ahnt das Ausmaß der<br />
Schmach, die über uns und unsere<br />
Kinder kommen wird, wenn einst der<br />
Schleier von unseren Augen gefallen<br />
ist und die grauenvollsten und jegliches<br />
Maß unendlich überschreitenden<br />
Verbrechen ans Tageslicht treten.‘ Und<br />
in einem anderen Flugblatt sprachen<br />
sie sogar ausdrücklich die Judenverfolgung<br />
an. ‚Nur als Beispiel, weil<br />
wir die Tatsache kurz anführen, die<br />
Tatsache, dass seit der Eroberung<br />
Polens dreihunderttausend Juden in<br />
diesem Land auf bestialischste Art<br />
ermordet worden sind. Hier sehen wir<br />
das fürchterlichste Verbrechen an der<br />
Würde des Menschen, ein Verbrechen,<br />
dem sich kein ähnliches in der ganzen<br />
Menschengeschichte an die Seite stellen<br />
kann …‘ Die Überzeugung, dass<br />
der Krieg in einer Katastrophe enden<br />
würde, zu der sie schon vor Stalingrad<br />
gelangt waren, kam dann noch hinzu.<br />
Sie wussten also, was damals nicht<br />
alle, aber doch eine nicht geringe Zahl<br />
47
anderer Deutscher auch wusste. Und<br />
sie besaßen ethische Maßstäbe, aus<br />
denen sie den verbrecherischen Charakter<br />
des Regimes ableiteten. Maßstäbe,<br />
die sie nicht zuletzt auf Grund<br />
ihrer Gespräche mit dem katholischen<br />
Publizisten Carl Muth, dem Gründer<br />
und Herausgeber der Zeitschrift<br />
Hochland, die trotz ihrer betont katholischen<br />
Haltung erstaunlicherweise bis<br />
1941 erscheinen konnte, und mit dem<br />
Philosophen und Musikwissenschaftler<br />
Prof. Kurt Huber, der am Ende zu<br />
einer zentralen Figur der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
wurde, als unverrückbar ansahen.<br />
Aber was gab ihnen die Kraft, dann<br />
auch demgemäß zu handeln und sogar<br />
den Tod nicht zu scheuen? Eine<br />
Kraft, die nur wenige aufbrachten.<br />
Wenn ich es richtig sehe, war es die<br />
sittliche Empörung, das Gefühl, einem<br />
höheren Gebot, vielleicht sogar der<br />
Verantwortung vor Gott, folgen zu<br />
müssen. Wahrscheinlich wollten sie<br />
auch für den Fall des Scheiterns ein<br />
Zeichen setzen. Deshalb schrieben sie<br />
in ihrem fünften Flugblatt ‚Zerreißt den<br />
Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr<br />
um Euer Herz gelegt habt. Entscheidet<br />
Euch, eh’ es zu spät ist.‘ Mich jedenfalls<br />
erfüllt diese ihre Haltung und<br />
der Prozess, in dem sie zustande kam,<br />
noch heute mit tiefem Respekt.<br />
2. Was folgt daraus für uns in der<br />
Gegenwart? Ich meine, wir müssen<br />
zunächst einmal gerade in diesem<br />
Hause die konkrete Konfrontation in<br />
Erinnerung halten, von der ich vorhin<br />
sprach. Und uns vor Augen führen,<br />
wo es endet, wenn Recht zu Unrecht<br />
wird und die Gerichte sich nur noch als<br />
Instrumente eines Führerwillens ansehen,<br />
dem keine Grenzen gesetzt sind.<br />
Deshalb nämlich ist Erinnerungs arbeit<br />
notwendig. Nicht, um kollektive<br />
Schuldkomplexe zu konservieren.<br />
Schuld ist ohnehin ein individueller Begriff<br />
und niemand kann von den Nachgeborenen<br />
verlangen, dass sie sich für<br />
Taten schuldig fühlen, die Angehörige<br />
früherer Generationen begangen haben.<br />
Auch nicht, um hin und wieder<br />
ein Betroffenheitsritual zu zelebrieren,<br />
weil das politisch korrekt erscheint.<br />
Nein – wir sollten uns und die Nachfolgenden<br />
auch außerhalb dieses Saales<br />
an die finsterste Phase unserer Geschichte<br />
– übrigens ohne Ungleiches<br />
gleich zu setzen auch an die zweite<br />
Diktatur auf deutschem Boden – erinnern,<br />
weil diejenigen, die nicht wissen,<br />
wie leicht Menschen sich verführen<br />
oder zumindest zur Passivität bringen<br />
lassen; die nicht wissen, wessen<br />
Menschen in ihrem Fanatismus und in<br />
ihrer Mordlust fähig sind, diejenigen,<br />
die auch die Warnzeichen nicht erkennen,<br />
die auf drohendes Unheil hinweisen,<br />
neuerlichen Gefahren gegenüber<br />
48<br />
weniger wachsam und weniger widerstandsfähig<br />
sind als diejenigen, denen<br />
die Verbrechen der Vergangenheit und<br />
die Katastrophen unserer jüngeren Geschichte<br />
vor Augen stehen. Erinnern in<br />
diesem Sinn heißt also – und das hat<br />
kein Geringerer als Gotthold Ephraim<br />
Lessing schon vor über 200 Jahren<br />
so formuliert – nicht das Gedächtnis<br />
zu belasten, sondern den Verstand zu<br />
erleuchten! Zu erleuchten auch durch<br />
die Befassung mit den Ursachen der<br />
Katastrophe, die weit vor 1933 zurückreichen.<br />
Da meine ich gerade auch den<br />
auf christlichen Traditionen beruhenden<br />
teils latenten, teils ganz offenen Antisemitismus,<br />
den es schon im späteren<br />
19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
gab und der in bestimmten Gebieten<br />
und in bestimmten Schichten<br />
lange vor den Anfängen des Nationalsozialismus<br />
wirksam wurde. Oder<br />
die ablehnende Haltung gegenüber<br />
der Demokratie und der Republik von<br />
Weimar vor allem im Lager der deutschen<br />
Rechten. Eine Ablehnung, die<br />
bald in offene Feindseligkeit überging<br />
und sich gegenüber der Republik und<br />
der sie vor allem tragenden Sozialdemokratie<br />
auch in der bezeichnenden<br />
Schmähung als ‚Judenrepublik‘ und<br />
als ‚verjudete Partei der Novemberverbrecher‘<br />
äußerte. Dann die obrigkeitsstaatliche<br />
Tradition aus der Zeit<br />
des Kaiserreichs, der Gehorsam als<br />
eine absolute Tugend und Zivilcourage<br />
eher als etwas Undeutsches erschien.<br />
Damit einher ging die Verherrlichung<br />
des Krieges als eine Bedingung, ja<br />
als eine Notwendigkeit ‚existentieller<br />
Menschheitsverwirklichung‘, wie sie<br />
beileibe nicht erst nach 1933 von nicht<br />
wenigen renommierten Philosophen<br />
und Erziehungswissenschaftlern propagiert<br />
wurde. Erinnert werden muss<br />
aber gerade an dieser Stelle auch an<br />
die republikfeindliche Haltung weiter<br />
Teile der Justiz während der Weimarer<br />
Zeit.<br />
An neuen Warnzeichen fehlt es ja<br />
nicht. Wer ihnen gegenüber gleichgültig<br />
bleibt, wer nur andere auffordert,<br />
etwas dagegen zu tun, verfehlt das<br />
Beispiel, das die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> uns gegeben<br />
hat. Denn deren Angehörige<br />
haben gehandelt, als das ungeheuren<br />
Mut erforderte. Wir Heutigen brauchen<br />
keinen Mut, um das Notwendige<br />
zu tun. Und um der Mahnung derer<br />
gerecht zu werden, die hier vor über<br />
sechzig Jahren verurteilt wurden. Der<br />
Mahnung, die da lautet ‚Nicht noch<br />
einmal! Nie wieder!‘. Oder wie es die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in ihrem vierten Flugblatt<br />
formulierte ‚Wir schweigen nicht, wir<br />
sind Euer böses Gewissen; die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> lässt Euch keine Ruhe!‘ Das<br />
möge auch für uns gelten!“
12 Berichte des<br />
Ehrenvorsitzenden und der<br />
Zweiten Vorsitzenden<br />
Franz J. Müller<br />
<strong>2007</strong> bedeutet zwanzig Jahre <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong>, zwanzig Jahre voller<br />
Ereignisse. Erwähnte ich nur für jedes<br />
Jahr ein wichtiges, sprengte das diesen<br />
Bericht, könnte aber in der Chronik<br />
(Festschrift zu meinem 80sten<br />
Geburtstag: „Erinnern und Erkennen“)<br />
nachgelesen werden.<br />
Dank möchte ich sagen: vor allem<br />
meiner Frau Britta Müller-Baltschun,<br />
ohne deren Begleitung und engagierte<br />
Teamarbeit ich generell Termine<br />
außerhalb der DenkStätte nicht mehr<br />
wahrnehmen könnte; Christof Schmid<br />
für seine anspruchsvolle und außerordentlich<br />
zielgerichtete Leitung der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> und Werner<br />
Rechmann für seine erfolgreiche<br />
Geschäftsführung und für die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung in Afrika.<br />
Danken möchte ich auch Ursula Kaufmann,<br />
die mit ihren kompetenten, lebhaften,<br />
freundlichen Führungen sehr<br />
wichtig für die DenkStätte ist; Dank<br />
auch allen „Ehrenamtlichen“, die mich<br />
immer so engagiert und freundlich<br />
unterstützen.<br />
Erfreut erwähnen will ich, dass im<br />
Bayerischen Abitur <strong>2007</strong> im Grundkurs<br />
Geschichte Flugblatt III der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> eines der Themen war.<br />
Wegen der ausführlichen Berichte des<br />
Vorsitzenden über die 20-Jahrfeier<br />
und über spezielle Projekte wurden<br />
wir Zeitzeugen gebeten, uns diesmal<br />
noch kürzer zu fassen. Ich kann also<br />
leider wieder nicht berichten über<br />
all die verabredeten oder spontanen<br />
Zeitzeugengespräche und die vielen<br />
interessanten Begegnungen auch mit<br />
internationalen Gästen und Gruppen<br />
in der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>; auch<br />
nicht über Interviews in verschiedenen<br />
Medien und über Facharbeiten,<br />
die ich betreute.<br />
Januar<br />
Anlässlich der „Holocaust Remembrance<br />
Week“ in Italien waren Franz<br />
J. Müller (FJM) und Britta Müller-<br />
Baltschun (BMB) Gäste des Collegio<br />
Universitario S. Catarina in Pavia und<br />
lebten drei Tage wie in einer großen<br />
Familie im Haus mit den Collegiatinnen.<br />
Die von der Leiterin Maria<br />
Mussini am 24. Januar organisierten<br />
Vorträgen von Paolo Ghezzi und FJM<br />
hörten in der überfüllten Aula viele<br />
prominente Gäste, Studenten und<br />
natürlich die Collegiatinnen. Es folgte<br />
eine ausgesprochen lebhafte Dis-<br />
kussion weit über die geplante Zeit<br />
hinaus. Am 26. Januar gab es in der<br />
Schule von Herrn Mussini ein Zeitzeugengespräch<br />
für die gesamte Oberstufe<br />
mit interessanter Diskussion.<br />
Ganz besonders zugewandt und stets<br />
humorvoll begleitete und übersetzte<br />
uns die stellvertretende Leiterin des<br />
Collegios Irene Riva.<br />
Februar<br />
Auf Einladung der Friedrich-Naumann-<br />
<strong>Stiftung</strong> moderierte BMB am<br />
13. Februar die von der Fachvorsitzenden<br />
Geschichte Antje David sehr<br />
gut organisierte Vortrags- und Diskussionsveranstaltung<br />
mit FJM in der<br />
Aula des Hohenlohe-Gymnasiums<br />
Öhringen. Die Aula war überfüllt und<br />
die jungen Menschen waren hoch<br />
aufmerksam und folgten sehr interessiert<br />
den Schilderungen von FJM über<br />
seine Schulzeit, die Nazis und seinen<br />
Widerstand. Anschließend wurden<br />
so viele Fragen gestellt, dass der<br />
Stunden gong die Diskussion abbrechen<br />
musste.<br />
Wie in den letzten Jahren wurde<br />
auch <strong>2007</strong> an der Geschwister-Scholl-<br />
Schule Alsfeld von den Fachbereichen<br />
Politik und Wirtschaft sowie Geschichte<br />
Projekttage Geschwister Scholl gestaltet.<br />
Am 27. und 28.2. sprach FJM<br />
unterstützt durch BMB jeweils in zwei<br />
diskussionsfreudigen Gesprächsrunden<br />
der 9. Klassen. Das Besondere<br />
in Alsfeld dieses Jahr war eine „öffentliche<br />
Gesprächsrunde mit Franz<br />
J. Müller“ in der Bibliothek der Stadt.<br />
FJM hielt einen kurzen Vortrag und<br />
forderte die Besucher bald zur Diskussion<br />
auf. Das erwies sich als richtig,<br />
weil das Publikum überraschend viele<br />
Fragen hatte.<br />
April und Mai<br />
Auf Einladung der Friedrich-Ebert-<br />
<strong>Stiftung</strong> flogen FJM und BMB nach<br />
Kapstadt. Unser dritter Vorsitzender<br />
Werner Rechmann hatte die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung in der englischen<br />
Version von Australien nach Südafrika<br />
geholt und Anneliese Knoop-Graf und<br />
FJM als Zeitzeugen.<br />
In der Geschichte Südafrikas zu<br />
Zeiten der Apartheid gibt es viele<br />
Gemeinsamkeiten mit der deutschen<br />
Geschichte während des Nationalsozialismus,<br />
manche Parallelitäten hinsichtlich<br />
der Verfolgung der schwarzen<br />
und farbigen Bevölkerung in Südafrika<br />
und der jüdischen in Deutschland.<br />
Am Vormittag des 25. April sprach<br />
FJM nach einem Presseinterview für<br />
die Tageszeitung Cape Argus in der<br />
privaten High School Elkanah House<br />
zu den 9. Klassen. Die ca. 80 Schüler<br />
49
und fünf Lehrer waren sehr aufgeschlossen<br />
und nutzten intensiv die<br />
Möglichkeit, einem „Überlebenden“<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> persönlich Fragen<br />
stellen zu können, hatte doch ihr<br />
deutschstämmige Direktor Thomas<br />
Hagspihl seinen Schülern oft von den<br />
Erfahrungen seines Vaters in der Hitlerjugend<br />
berichtet.<br />
Am Nachmittag besuchten FJM und<br />
BMB das District Six Museum Kapstadt,<br />
in dem die besonderen Grausamkeiten<br />
der völligen Evakuierung<br />
des District Six als Folge der radikalen<br />
Rassentrennung in vielen Details<br />
nach einem außerordentlich überzeugenden<br />
Konzept dargestellt werden.<br />
Im Gespräch mit dem Direktor des<br />
Museums stellte sich überraschend<br />
heraus, dass dieser die DenkStätte<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in der Münchner Universität<br />
kannte, dort einen Vortrag von<br />
FJM gehört hatte.<br />
Am 26. April trafen FJM und BMB<br />
vormittags in der Herzlia Schule<br />
Kapstadt, (jüdisches Schulzentrum<br />
mit über 1000 SchülerInnen) die ca.<br />
120 AbiturientInnen. Diese und ihre<br />
Lehrer Innen folgten wissbegierig und<br />
konzentriert den Ausführungen von<br />
FJM und der folgenden Diskussion.<br />
Am Abend wurde die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Ausstellung im Holocaust Center<br />
Kapstadt eröffnet. Nach einer thematischen<br />
Einführung durch den Direktor<br />
Richard Freedman und der Vorstellung<br />
der Arbeit der Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong><br />
in Südafrika durch Werner Rechmann,<br />
schilderte FJM im Wissen, dass unter<br />
den ca. 120 Besuchern viele Holocaust-Überlebende<br />
waren, in einem<br />
sehr persönlichen Zeitzeugenbericht,<br />
dass Widerstand auch gegen Nationalsozialisten<br />
möglich war. Danach<br />
eröffnete der deutsche Botschafter<br />
in Südafrika Harro Adt formell die<br />
Ausstellung. Während der folgenden<br />
Gespräche in kleinen Gruppen kam<br />
es zu einer bewegenden Begegnung<br />
zwischen dem Ehepaar Müller und<br />
Ella Blumenthal, die erzählte, dass sie<br />
der Gaskammer des Vernichtungslagers<br />
Majdanek entkommen sei, weil<br />
der für die Vergasung Verantwortliche<br />
die Gruppe für zu groß hielt. Sie<br />
hatte bisher nicht gewusst, dass es<br />
Wider stand von Deutschen gegen die<br />
Nazis gab. Beide umarmten sich mit<br />
Tränen in den Augen und tauschten<br />
Erfahrungen über Überleben in Nazi-<br />
Gefangenschaft aus.<br />
Nach einem langen Wochenende in<br />
Johannesburg fuhren FJM und BMB<br />
dort am 30. April in das Township Soweto.<br />
Im Hector Pieterson Museum<br />
wurden sie durch dessen Schwester<br />
und andere damals protestierende<br />
Studenten geführt. Deren Schilde-<br />
50<br />
rungen machten die Parallelen zwischen<br />
dem Widerstand gegen Nazis in<br />
Deutschland und Apartheid in Südafrika<br />
sehr deutlich. Die Armut und das<br />
Elend in den Townships, die bei einer<br />
Rundfahrt in ihrem riesigen Ausmaß<br />
sichtbar wurden, deprimierten sehr.<br />
Zurück in Kapstadt machten FJM und<br />
BMB sich auf den Weg nach Stellenbosch.<br />
In der dortigen Universität<br />
besuchten sie auf Einladung von<br />
Frau Prof. Malzahn (Leiterin Abteilung<br />
Fremdsprachen) das Seminar<br />
„Deutsch-Jüdische Beziehungen nach<br />
dem zweiten Weltkrieg in der Literatur“.<br />
Am Nachmittag ermunterte die<br />
teilweise lockere Art des Vortrages<br />
von FJM die sehr aufmerksamen ca.<br />
100 Zuhörer (Teilnehmer der Kurse<br />
„Deutsch als Fremdsprache“ sowie<br />
Schüler der Deutschklassen aus verschiedenen<br />
Schulen der Umgebung)<br />
zu vielen recht aufgeschlossenen,<br />
lebendigen Fragen.<br />
Abends fand auf Einladung des Holocaust<br />
Centers die Südafrika-Premiere<br />
des Films „Sophie Scholl – Die letzten<br />
Tage“ statt. Der Historiker Dr. Judd<br />
Newborn und Franz J. Müller als<br />
Verurteilter der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> wurden<br />
dem Publikum vorgestellt und<br />
beantworteten im Anschluß an den<br />
Film Fragen. Von besonderem Interesse<br />
war dabei der Komplex, was jemanden<br />
dazu bringt, aktiv Widerstand<br />
gegen ein Terror-Regime zu leisten,<br />
während die Mehrheit passiv bleibt.<br />
Am 3. Mai war das Ehepaar Müller in<br />
der Sithembele High School im Township<br />
Nyanga. Mit kräftiger Unterstützung<br />
des Geschichtslehrers gelang es<br />
FJM in zwei Schulklassen die ca. 80<br />
sehr lebhaften, spontan reagierenden<br />
SchülerInnen für seinen Bericht zu<br />
interessieren. Die katastrophalen<br />
Lehrumstände in der Schule und die<br />
armselige Lebenssituation im endlos<br />
scheinenden Township machten sehr<br />
betroffen.<br />
Etwa 30 SchülerInnen der 10. Klasse<br />
der privaten El Shaddai Christian High<br />
School im Holocaust Centre waren<br />
gut vorbereitet, hörten aufmerksam<br />
zu und befragten den Zeitzeugen<br />
eifrig, so lange die etwas knapp geplante<br />
Zeit reichte.<br />
Groß war der Unterschied zu der<br />
Township High School in der Wynberg<br />
Boys High School, als am Nachmittag<br />
etwa 150 Schüler äußerst diszipliniert<br />
der Schilderung von FJM über<br />
seine Schulzeit und den Widerstand<br />
zuhörten. Der Schulleiter selbst moderierte<br />
danach sehr engagiert und straffend<br />
ca. 30 Minuten die vielseitigen<br />
Fragen.
Der Vorstellung des neuen Buches<br />
von Judd Newborn über Sophie Scholl<br />
am Abend vor ca. 140 Besuchern im<br />
Holocaust Centre folgte eine sehr interessierte,<br />
aufgeschlossene Diskussion<br />
mit dem Autor und FJM.<br />
Am 4. Mai trafen FJM und BMB am<br />
Morgen in der Deutschen Schule Kapstadt<br />
die 10. und 11. Klassen. Nach<br />
einem anschaulichen, sie offensichtlich<br />
bewegenden Bericht, nutzten<br />
zahlreiche SchülerInnen und Lehrerinnen<br />
ausführlich die Gelegenheit,<br />
einem aktiven Mitglied des deutschen<br />
Widerstands Fragen stellen zu können.<br />
Anschließend folgten in der New<br />
Eisleben High School im Township<br />
Gugulethu ca. 30 SchülerInnen der 10.<br />
und 11. Klasse sehr aufmerksam den<br />
Schilderungen von FJM, reagierten<br />
sehr emotional auf die ergänzenden<br />
Erklärungen von BMB und stellten<br />
angeregt interessierte Fragen. Restlos<br />
begeistert waren die Besucher nach<br />
Schulende von der zufällig mitgehörten<br />
Probe des Schulchores.<br />
Am 5. Mai führten das Ehepaar Müller<br />
und Jana Hilgenfeld im Robben Island<br />
Gateway Museum mit dem verantwortlichen<br />
Mitarbeiter ein vorbereitendes<br />
Gespräch über die spätere Präsentation<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
dort. Natürlich folgte eine Besichtigung<br />
von Robben Island unter kundiger<br />
Spezial-Führung von Ehemaligen.<br />
Einen ganz besonderen Abschluß fand<br />
die Vortragsreise von Franz J. und<br />
Britta Müller-Baltschun am 6. Mai:<br />
Im Haus der lebhaften, politisch<br />
sehr aktiven Baba Zide diskutierten<br />
sie mit vier südafrikanischen und<br />
zwei deutschen Fachleuten aus dem<br />
Bereich Friedensarbeit und Wiedergutmachung.<br />
Es wurden mancherlei<br />
Aspekte und Möglichkeiten für die<br />
Zukunft diskutiert, jedenfalls trennte<br />
man sich nicht ganz ohne Hoffnung.<br />
Großer Dank gilt der Mitarbeiterin der<br />
Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> Jana Hilgenfeld<br />
für die zugewandte, freundliche,<br />
einfühlsame ständige Begleitung.<br />
Juli<br />
Ein Zeitzeugengespräch mit FJM am<br />
5. Juli im Rahmen eines deutschisra<br />
elisch-palästinensischen Jugendaustausches<br />
in Heidelberg moderierte<br />
BMB. Die Jusos Baden-Württembergs<br />
hatten in die Reichspräsident-Friedrich-<br />
Ebert-GedenkStätte nach Heidelberg<br />
eingeladen. Den Schilderungen von<br />
FJM folgte eine angeregte Diskussion,<br />
an der sich besonders die deutschen<br />
und die israelischen Jugendlichen<br />
beteiligten und die sich noch lange in<br />
Kleingruppen fortsetzte.<br />
Die Schülerin Valerie Datzer hatte<br />
FJM während der „Langen Nacht der<br />
Museen <strong>2007</strong> München“ gehört und<br />
organisierte, dass FJM mit BMB am<br />
18. Juli in das Gymnasium Tegernsee<br />
fuhr und dort den 9. und 10. Klassen<br />
über seine Schulzeit unter den Nazis<br />
und den Widerstand berichtete. Trotz<br />
schönsten Wetters endete die Diskussion<br />
erst lange nach der geplanten<br />
Zeit.<br />
September<br />
Am 14. September wurde zur Genugtuung<br />
von FJM endlich im Justizpalast<br />
München mit einer Feierstunde eine<br />
Ausstellung über den 1. und 2. Prozess<br />
gegen Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> eröffnet. Die Bayerische Staatsministerin<br />
der Justiz Dr. Beate Merk<br />
sprach Eröffnungsworte. Dr. Hans-<br />
Jochen Vogel, Mitglied des Beirats der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., hielt eine<br />
bemerkenswerte Rede. Für die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> sprach Dr. Christof<br />
Schmid ein kurzes Grußwort. Die Ministerin,<br />
der als ehemaliger Oberbürgermeisterin<br />
von Neu-Ulm die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> gut bekannt ist und die sich sehr<br />
für die Ausstellung eingesetzt hat,<br />
ging zur Einführung mit FJM und<br />
Heiner Guter im alten Gerichtssaal<br />
durch die Ausstellung. Den beiden<br />
kamen manche Erinnerungen an ihren<br />
Prozeß unter Roland Freisler am<br />
19. April 1943 in diesem Saal.<br />
Unser Mitglied Johannes Nebmaier<br />
hatte in seiner unnachahmlichen<br />
Art die Dritte <strong>Weiße</strong>-<strong>Rose</strong>-Woche in<br />
Aschaffenburg für 17. – 20. September<br />
geplant und organisiert. In mittlerweile<br />
ja bewährter Teamarbeit sprachen<br />
und diskutierten FJM und BMB an<br />
acht Schulen in und um Aschaffenburg<br />
und in der VHS im jüdischen Dokumentationszentrum.<br />
Die geschätzte<br />
Gesamtzahl der bei den Vorträgen und<br />
Gesprächen erreichten Menschen,<br />
vornehmlich Jugendliche, liegt bei<br />
1000; die Öffentlichkeit wurde durch<br />
einen Zeitungsartikel im Main-Echo erreicht<br />
und dadurch auch zur Teilnahme<br />
motiviert.<br />
Gleich danach am 21. September<br />
führte FJM am Ende der Projektwoche<br />
„Netzwerk <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ in der<br />
DenkStätte ein Zeitzeugengespräch<br />
mit den TeilnehmerInnen, die wesentliche<br />
Arbeit geleistet hatten. Hoffentlich<br />
wird es ein immer größeres Netz.<br />
Die Friedrich-Naumann-<strong>Stiftung</strong> hatte<br />
FJM und BMB nach Hannover eingeladen:<br />
51
Am 25. September zu einer Vortragsveranstaltung<br />
mit anschließender Diskussion in das Kurt-Schwitters-Gymnasium<br />
Misburg, wo die 10. Klassen und<br />
Gäste (ca. 120 Personen) sehr aufmerksam den Ausführungen<br />
folgten und interessierte Fragen stellten.<br />
Am 26. September besuchten FJM und BMB die<br />
Telkampfschule (Europaschule, „Schule ohne Rassismus<br />
– Schule mit Courage“). Die 11. Klassen waren<br />
gut vorbereitet und hatten nach den Schilderungen<br />
von FJM viele weiterführende Fragen.<br />
52<br />
Oktober<br />
Wie all die letzten Jahre hatte der Geschäftsführer<br />
Uli Graf, der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte,<br />
FJM und BMB für den 4. und 5. Oktober nach<br />
Heidelberg eingeladen. Wie immer fühlte sich FJM in<br />
dieser Umgebung und nach den freundlichen Einführungen<br />
durch den pädagogischen Mitarbeiter Herrn<br />
Braun besonders animiert. So entstanden auch lebhafte<br />
Diskussionen, in kleinen Gruppen auch noch<br />
weit über die geplante Zeit hinaus.<br />
„Erinnern und Handeln“ war das Motto für den Festakt<br />
20 Jahre <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> am 14. Oktober, zu dem<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e. V. und die Bayerische<br />
Landeszentrale für politische Bildungsarbeit in das<br />
Auditorium Maximum der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität einluden. Als Initiator und Mitgründer erzählte<br />
FJM in seinem Grußwort von sich als Schüler<br />
in der Nazizeit, von Widerstand mit der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
und Gefängnis, war er doch der einzige Verurteilte<br />
unter den Besuchern. Hätten Sie doch mehr erzählt,<br />
hieß es während des Empfanges im Lichthof dann<br />
oft. Aber das Programm!… Dem Nachfolger Christof<br />
Schmid jedenfalls großen Dank und Anerkennung für<br />
den besonders gelungenen Festakt, über den er ja<br />
ausführlich berichten wird.<br />
„Die Lange Nacht der Museen München“ am<br />
20. Oktober wurde für FJM und BMB wieder wirklich<br />
lang. Fünfmal war der Hörsaal gegenüber der<br />
DenkStätte gut gefüllt, viele junge Menschen darunter,<br />
sehr diskussionsfreudig, und es wäre auch noch<br />
über Mitternacht hinaus weitergegangen, wenn<br />
Müllers nicht zu müde gewesen wären.<br />
November<br />
Zeitungsartikel über die Zeitzeugengespräche im<br />
September in Hannover veranlassten die Schulleiterin<br />
der Sophie-Scholl-Gesamtschule Wennigsen<br />
Frau Hamitz, über Petra Beckmann-Schulz von der<br />
Friedrich-Naumann-<strong>Stiftung</strong> FJM und BMB dringend<br />
zu bitten, doch zur Gedenkveranstaltung am 9. November<br />
noch einmal nach Hannover zu kommen.<br />
Die würdige Veranstaltung hat es gelohnt: Nach der<br />
Begrüßung durch die Schulleiterin sprachen der Bürgermeister,<br />
die Jugendbürgermeisterin sowie Petra<br />
Beckmann-Schulz Grußworte. Im Publikum waren<br />
neben der gesamten Oberstufe offizielle Vertreter<br />
von Stadt und Land, die Elternratsvorsitzenden, Eltern<br />
und natürlich das Lehrerkollegium zahlreich vertreten.<br />
Die Schilderung des Zeitzeugen fand großen<br />
Anklang und das so unterschiedliche Publikum zeigte<br />
sich sehr angeregt zu vielen Fragen. Dank sei auch<br />
der äußerst engagierten Schulsekretärin Li Becker-<br />
Kniep, die uns bei strömendem Regen in rasender<br />
Fahrt zum Bahnhof brachte, als das Taxi ausfiel.<br />
Franz J. Müller
Anneliese Knoop-Graf<br />
Das Interesse an der Geschichte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
hält unvermindert an. Das zeigen z.B. viele Anfragen<br />
von Schülern und Studenten, die über die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Arbeiten schreiben oder wissenschaftlich forschen.<br />
Daraus ergeben sich zahlreiche Besuche, Gespräche<br />
und Korrespondenzen. Was Willi Graf betrifft, zeichnen<br />
sich neue Perspektiven ab: Sowohl in Deutschland<br />
als auch in Italien werden in Zusammenarbeit<br />
mit AKG Biographien über Willi Graf verfasst.<br />
Im Folgenden wird eine Auswahl von Veranstaltungen<br />
in Schulen, Universitäten und anderen Institutionen<br />
aufgeführt.<br />
26.1.<strong>2007</strong> Trient, Italien<br />
In Zusammenarbeit mit Paolo Ghezzi, Chefredakteur<br />
und Autor vieler Publikationen über die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong>: AKG spricht im Technischen Institut Buonarroti<br />
vor 150 Schülern. Am Nachmittag ist ein Empfang<br />
anlässlich des Gedächtnistages der Opfer des Nazifaschismus<br />
im Palast Geremia gemeinsam mit dem<br />
Bürgermeister und dem Leiter des Historischen Museums<br />
von Trient.<br />
27.1.<strong>2007</strong> Lucca-Tuskanien, Italien<br />
Vortrag in der Mittelschule von Seravezza vor ca. 250<br />
Schülern<br />
Pietrasanta, Italien<br />
Im Centro civico führen Schüler das Theaterstück „La<br />
Rosa Bianca“ auf. AKG spricht nach der Vorstellung<br />
zu den Schauspielern und Zuhörern.<br />
6.2.<strong>2007</strong> Saarbrücken<br />
Die Willi-Graf-Realschule hat mit einer Schülergruppe<br />
der Klasse 10 ein Projekt zur Lebensgeschichte<br />
von Willi Graf durchgeführt. Das Ergebnis – eine<br />
Ausstellung mit 8 Tafeln – wird in einer Feierstunde<br />
zusammen mit AKG erstmalig gezeigt. Die Anwesenden,<br />
unter denen sich auch der Ministerpräsident<br />
des Saarlandes, Peter Müller, befindet, spenden viel<br />
Applaus.<br />
Die Ausstellung kann als Wanderausstellung ausgeliehen<br />
werden.<br />
14. / 15.2.<strong>2007</strong> Dillingen, Donau<br />
Im St.-Bonaventura-Gymnasium eröffnet AKG die<br />
Ausstellung „Gesichter einer Freundschaft“.<br />
28.2. – 2.3.<strong>2007</strong> Ulm<br />
Anlässlich der Ausstellung „Gesichter einer Freundschaft“<br />
spricht AKG in der Volkshochschule ULM.<br />
In der Christoph-Probst-Realschule in Neu-Ulm-Ludwigsfeld<br />
sowie auch in der Inge-Aicher-Realschule in<br />
Neu-Ulm-Pfuhl berichtet AKG über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />
Da diese Namensgebungen erst kürzlich erfolgten,<br />
sind Schüler und Lehrer ganz besonders interessierte<br />
Zuhörer.<br />
13. – 15.3.<strong>2007</strong> Bordeaux, Frankreich<br />
AKG referiert im Goethe-Institut vor zwei Schulklassen.<br />
Die Schüler erweisen sich als ganz besonders<br />
gut vorbereitet und stellen interessierte Fragen. Vorausgegangen<br />
ist ein Interview für das französische<br />
Fernsehen. Die Veranstaltungen werden von Studierenden<br />
der Journalisten-Fachschule gefilmt. Darüber<br />
hinaus wird der Verhoeven-Film „Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“<br />
mit französischen Untertiteln gezeigt. Abends ist der<br />
Vortragssaal überfüllt mit Zuhörern.<br />
53
19. / 20.3.<strong>2007</strong> Bonn-Königswinter<br />
In der Jugenddorf-Christopherus-<br />
Schule Königswinter spricht AKG vor<br />
etwa 400 Personen. Der Beifall ist<br />
groß und endet mit standing ovations.<br />
Vorausgegangen war ein Interview<br />
zum Thema „Widerstand aus dem<br />
Glauben“.<br />
22.3.<strong>2007</strong> Saasbach, Montessori-<br />
Schule<br />
Es fällt auf, dass die Schüler der Klassen<br />
7 bis 9 bemerkenswert gut vorbereitet<br />
sind und nach dem Bericht von<br />
AKG viele Fragen stellen.<br />
25.3. – 1.4.<strong>2007</strong> Johannesburg und<br />
Pretoria, Südafrika<br />
Siehe hierzu den Bericht „Die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> in Südafrika“.<br />
54<br />
Anneliese Knoop-Graf bei ihrem<br />
Besuch in Südafrika<br />
23. – 25.4.<strong>2007</strong> München<br />
Auf Veranlassung der Schülermitverwaltung<br />
des Willi-Graf-Gymnasiums<br />
findet eine Willi-Graf-Woche statt.<br />
Innerhalb dieser Veranstaltungsreihe<br />
spricht AKG für alle 7. und 9. Klassen.<br />
Aufmerksamkeit und Interesse der<br />
Schüler ist groß.<br />
2. / 3.5.<strong>2007</strong> Rostock<br />
AKG eröffnet in der Universität Rostock<br />
die Ausstellung „Die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> – Gesichter einer Freundschaft“.<br />
Am Tag darauf spricht sie in der Aula<br />
der Großen Stadtschule Rostock<br />
über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>. Veranstalter<br />
ist das Thomas-Morus-Bildungswerk<br />
Schwerin.<br />
9.5.<strong>2007</strong> Münster<br />
Im Rahmen der Jungen Akademie<br />
Franz-Hitze-Haus leitet AKG die Tagung<br />
zum Thema „Waren Sie dabei,<br />
als…“ Außer Schülern der verschiedenen<br />
Schultypen sind auch eine Reihe<br />
Lehrer anwesend, die sich besonders<br />
lebhaft an der anschließenden<br />
Diskussion beteiligen.<br />
10.5.<strong>2007</strong> Münster<br />
Auf ausdrücklichen Wunsch der sehr<br />
interessierten Schüler der Klasse 6<br />
der Geschwister-Scholl-Schule erzählt<br />
AKG von der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>. In der<br />
Klasse 8 greift AKG das Problem auf<br />
„Willi Graf und die Katholische Kirche“.<br />
Die Schüler hatten sich bereits vorher<br />
intensiv mit diesem Thema beschäftigt.<br />
15. – 17.5.<strong>2007</strong> Aarhus, Dänemark<br />
AKG referiert vor etwas 120 Studenten<br />
an der Universität Aarhus über<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>. Die anschließende<br />
Diskussion war insbesondere seitens<br />
der Studenten sehr anregend und<br />
lebendig. Veranstalter war neben der<br />
Universität Aarhus die „Vereinigung<br />
dänischer Multiplikatoren zur Förderung<br />
deutsch-dänischer Beziehungen“.<br />
12.6.<strong>2007</strong> Nürnberg<br />
AKG spricht in der Evangelischen<br />
Fachhochschule über Sophie Scholl.<br />
Vorausgegangen waren die beiden<br />
Filme über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>. Die Veranstaltung<br />
war vorbereitet durch Renate<br />
Wind, Evangelische Fachhochschule<br />
Nürnberg.<br />
13. / 14.6.<strong>2007</strong> Abtei Münsterschwarzach<br />
Im Egbert-Gymnasium eröffnet AKG<br />
die Ausstellung „Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> –<br />
Gesichter einer Freundschaft“ mit<br />
einem Festvortrag. Am folgenden<br />
Vormittag wird den Schülern der<br />
Oberstufe der Film von Michael Verhoeven<br />
„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ gezeigt. Im<br />
Anschluss daran findet eine lebendige<br />
Diskussion statt zwischen Zuschauern,<br />
Michael Verhoeven und AKG.<br />
18.6.<strong>2007</strong> Achern<br />
Simon Knoop, ein Enkel von AKG, hält<br />
in seiner Klasse 10 des Gymnasiums<br />
Achern ein Referat über die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong>. Danach haben die Schüler Gelegenheit,<br />
AKG über ihren Bruder Willi<br />
Graf und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> zu befragen.<br />
21.6.<strong>2007</strong> Berlin<br />
Die von der Jungen Union durchgeführte<br />
Veranstaltung über die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> im Willi-Graf-Gymnasium Berlin-<br />
Steglitz ist aufgrund äußerst ungünstiger<br />
Wetterbedingungen sehr<br />
schlecht besucht. Die Anwesenden<br />
zeigen sich höchst interessiert an dem<br />
Thema „Widerstand aus Patriotismus“.<br />
3.7.<strong>2007</strong> St. Ingberg, Saar<br />
Im Foyer des Willi-Graf-Berufsbildungszentrums<br />
enthüllt AKG ein Portrait von<br />
Willi Graf, das künftig die Schüler an<br />
den Namensträger ihrer Schule erinnern<br />
soll. Am Tag danach findet die<br />
feierliche Verabschiedung aller abgehenden<br />
Schüler des Bildungszentrums<br />
statt. AKG hält einen Vortrag und wird<br />
von den ca. 500 Schülern mit standing<br />
ovations geehrt.
13.7.<strong>2007</strong> Bühl, Interview im Hause<br />
Durch Vermittlung von Prof. Peter<br />
Steinbach machen vier Studenten der<br />
Arbeitsgemeinschaft „Zeugen der<br />
Zeugen“ ein Interview mit AKG für<br />
das „Freie Radio / Querfunk“.<br />
26.9.<strong>2007</strong> München<br />
Im Bildungsprogramm von BR-alpha<br />
wird ein Gespräch mit AKG aufgezeichnet,<br />
das am 18.12.<strong>2007</strong> gesendet<br />
wird.<br />
12.10.<strong>2007</strong> München<br />
Am Todestag von Willi Graf hat die<br />
Schülermitverwaltung des Willi-Graf-<br />
Gymnasiums München eine Gedenkveranstaltung<br />
organisiert. AKG spricht<br />
zu Schülern der 6. und 5. Klassen. Wie<br />
inzwischen üblich, erhalten die Schüler<br />
der Klasse 5 je eine weiße <strong>Rose</strong>,<br />
überreicht von der Elternvertretung.<br />
Abends findet in der Bethanienkirche<br />
München eine Gedenkveranstaltung<br />
anlässlich des Todestages von Willi<br />
Graf statt.<br />
31.10.<strong>2007</strong> Wermelskirchen<br />
Die 150 Schüler der 10. Jahrgangsstufe<br />
der Hauptschule Wermelskirchen<br />
sind sehr gut vorbereitet und hören<br />
den Ausführungen von AKG interessiert<br />
zu und stellen sehr gute Fragen.<br />
Es ist bemerkenswert, dass viel Schüler<br />
nach der Veranstaltung zu AKG<br />
kommen, um sich zu bedanken und<br />
zu beteuern, dass die Ausführungen<br />
sehr aufschlussreich gewesen sind.<br />
2.11.<strong>2007</strong> Berlin<br />
Anlässlich des Reformationsfestes findet<br />
in einer evangelischen Kirche eine<br />
Konferenz statt mit dem Thema „Aufstehen<br />
für Gerechtigkeit“. AKG stellt in<br />
einem Vortrag Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> vor, die konsequent, mutig und<br />
kühn als gläubige Christen ihren Weg<br />
gegangen sind.<br />
7.11.<strong>2007</strong> Stadtlohn<br />
In der Aula des Gymnasiums spricht<br />
AKG zu Schülern der 13. Klasse über<br />
das Thema „Deutschland zuliebe?<br />
Deutschland zuliebe!“ Der Vortrag ist<br />
sehr gut besucht. Die vielen Fragen<br />
zeugen für Aufgeschlossenheit und<br />
Interesse am Thema.<br />
8.11.<strong>2007</strong> Senden<br />
AKG ist als Referentin in der Geschwister-Scholl-Realschule<br />
und trifft auf<br />
lebhafte Beteiligung seitens der Schüler<br />
aus den 6. Klassen. Abends findet<br />
mit Schülern, Lehrern, Eltern und<br />
der Öffentlichkeit die erstmalige Verleihung<br />
des „Anneliese-Knoop-Graf-<br />
Preises“ statt. Einzelne Schüler erhalten<br />
für ihr besonderes Engagement<br />
im sozialen Bereich diesen Preis. „Betreuung<br />
einer spastisch-gelähmten<br />
Mitschülerin (1. Preis), „Lernhelfer“,<br />
Schüler der Klassen 9 und 10 geben<br />
Mitschülern Nachhilfe und unterstützen<br />
sie bei Hausaufgaben (2.Preis).<br />
9.11.<strong>2007</strong> Münster<br />
AKG spricht im Geschwister-Scholl-<br />
Gymnasium zu allen 6. Klassen und<br />
erlebt großes Interesse und lebhafte<br />
Beteiligung der Schüler. Danach diskutiert<br />
AKG mit den Klassen 8, die<br />
inzwischen den <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Film von<br />
Michael Verhoeven gesehen haben.<br />
Abends findet die Preisverleihung für<br />
engagierte Schüler statt. Sie erhalten<br />
den zum fünften Mal ausgeschriebenen<br />
Willi-Graf-Preis, der für besondere<br />
Leistungen im Abitur sowie ihre<br />
Verantwortung für ihre Mitschüler<br />
verliehen wird.<br />
14.11.<strong>2007</strong> Bühl, im Hause<br />
Die Journalistin Paola Rosa aus Trient /<br />
Italien schreibt in italienischer Sprache<br />
eine Biographie über Willi Graf. Inhalt<br />
des Buches soll vor allem die Darstellung<br />
von Willi Grafs Jugend sein.<br />
Das Gespräch mit Paola Rosa ist sehr<br />
lebendig und kenntnisreich, AKG kann<br />
ihr wichtige Details mitteilen und Unterlagen<br />
mitgeben.<br />
21.11.<strong>2007</strong> Lindow, Brandenburg<br />
Im Gemeindehaus Lindow spricht<br />
AKG über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und im<br />
Besonderen über Willi Graf. Die Veranstaltung<br />
ist auffallend gut besucht von<br />
Zuhörern aller Altersstufen.<br />
Zusammenstellung:<br />
Insgesamt fanden im Jahr <strong>2007</strong><br />
73 Vorträge in Schulen und anderen<br />
Institutionen sowie Interviews und<br />
Fototermine für Ausstellungen statt.<br />
Dr. h.c. Anneliese Knoop-Graf<br />
55
13 DenkStätte München<br />
Am 29. Juni 1997 wurde die<br />
DenkStätte in der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht. Tags zuvor hatten<br />
Bundespräsident Roman Herzog,<br />
Oberbürgermeister Christian<br />
Ude und der damalige Rektor der<br />
Universität, Prof. Andreas Heldrich,<br />
die DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> eröffnet.<br />
Sie besteht inzwischen also seit<br />
zehn Jahren und wird jährlich von<br />
mehr als 20 000 meist jungen Gästen<br />
besucht.<br />
Die DenkStätte ist seither der bevorzugte<br />
Arbeitsplatz von Franz J. Müller,<br />
der dort einen großen Teil seiner Zeitzeugengespräche<br />
führt und für Fragen<br />
der internationalen Besucher zur Verfügung<br />
steht.<br />
Betreut wird die DenkStätte durch<br />
ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter, die der Erinnerung an<br />
die studentische Widerstandsgruppe<br />
einen Teil ihrer Zeit und Energie zur<br />
Verfügung stellen und denen der<br />
besondere Dank von Vorstand und<br />
Gremien der <strong>Stiftung</strong> gebührt. Es sind<br />
dies Susanne Bergmann, Bernhard<br />
Eble, Gerda Eierstock, Barbara Keim,<br />
Maren Killmann, Christa Nickisch,<br />
Horst Plotzki, Ingeborg Rubner,<br />
Brigitte Schmid, Wolfgang Stepp und<br />
Irene von Denffer.<br />
Die DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in München<br />
war auch <strong>2007</strong> wieder gut<br />
besucht. Die Sonderausstellung zu<br />
Prof. Kurt Huber hat das Interesse<br />
vieler Besucher geweckt. Bis Ende<br />
2008 ist eine Sonderausstellung zu<br />
Traute Lafrenz zu sehen. Ergänzend<br />
dazu besteht die Möglichkeit, in der<br />
DenkStätte ein Fernsehinterview<br />
anzusehen, das der Journalist Ulrich<br />
Chaussy mit Traute Lafrenz geführt<br />
hat.<br />
Die Besucherzahl lag wie in den Vorjahren<br />
bei ca. 22 500 Personen. 31 in<br />
der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> durchgeführte<br />
Zeitzeugengespräche und 54<br />
Führungen durch die Ausstellung wurden<br />
überwiegend von Jugendlichen<br />
besucht. Schulklassen kamen diesmal<br />
u.a. aus Frankreich und Italien, aber<br />
auch aus Taiwan, Studenten überwiegend<br />
aus den USA und England. Germanistikstudenten<br />
aus North Carolina<br />
beschäftigten sich eine ganze Woche<br />
mit der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />
Ihr Wissen zu Alexander Schmorell<br />
und der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> zu vertiefen,<br />
war Absicht des Besuches russischer<br />
Studenten aus Orenburg. Interessiert<br />
und motiviert kamen Schüler aus Polen<br />
an zwei Tagen in die DenkStätte.<br />
Sie hatten am Projekt „Frieden für<br />
Europa – Europa für den Frieden“ der<br />
56<br />
Gerda Eierstock<br />
Barbara Keim<br />
Maren Killmann
Christa Nickisch<br />
Wolfgang Stepp<br />
Bernhard Eble<br />
<strong>Stiftung</strong> Erinnerung und Zukunft teil<br />
genommen. Schüler aus St. Gallen<br />
beschäftigten sich mit der Widerstandsgruppe<br />
im Rahmen ihres Unterrichtsthemas<br />
„Moral, moralische Entwicklung<br />
und Zivilcourage“. Polnische<br />
Austauschschüler des Franz-Marc-<br />
Gymnasiums Markt Schwaben, ausländische<br />
Teilnehmer des Programms<br />
Junior Year in Munich der LMU im<br />
Rahmen des dort angebotenen Seminars<br />
zum Thema „Hitler in München“<br />
sowie Teilnehmer einer Studienreise<br />
aus Cuneo, Italien, informierten sich in<br />
der DenkStätte ausführlich zum Thema<br />
Widerstand gegen den Nationalsozialismus<br />
in Deutschland und diskutierten<br />
über den Umgang mit der<br />
Vergangenheit heute.<br />
Anlässlich der Sonderausstellung zu<br />
Prof. Kurt Huber kam eine Klasse des<br />
Münchner Wilhelmsgymnasiums, die<br />
eine Urenkelin Kurt Hubers als Schülerin<br />
besucht. Durch den familiä ren Bezug<br />
wurde die Geschichte der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> für die Schüler mehr als nur das<br />
Kapitel eines Schulbuchs. Versöhnende<br />
Bedeutung hatte der Besuch der<br />
DenkStätte für eine Gruppe jüdischer<br />
Holocaust-Überlebender aus Russland,<br />
die mit Unterstützung des Maximilian-<br />
Kolbe-Werks am 90. Geburtstag von<br />
Alexander Schmorell kamen.<br />
Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> als Thema des Schulunterrichts<br />
beschäftigte eine Delegation<br />
von Deutschlehrern aus Cincinnati,<br />
aus Norwegen und Japan.<br />
Im Oktober war die DenkStätte für<br />
die Wissenschaftstage der LMU an<br />
einem Wochenende geöffnet.<br />
An der Langen Nacht der Münchner<br />
Museen beteiligte sich die DenkStätte<br />
ebenfalls.<br />
Zeitzeugengespräche und Filmvorführungen<br />
konnten bei größerer<br />
Besucher zahl wieder in Hörsälen der<br />
LMU durchgeführt werden.<br />
Wir danken der LMU für das Entgegenkommen<br />
und die gute Zusammenarbeit<br />
bei der Hörsaalvergabe.<br />
57
58<br />
Auszüge aus dem Gästebuch der DenkStätte<br />
Thank you very much for having us (group from Cincinnati,<br />
OH, USA) into your memorial to learn more<br />
about the White <strong>Rose</strong>. It was a privilege to meet<br />
Mr. Müller and hear his firsthand accounts of his experiences.<br />
We can pass on his stories and they will<br />
continue to live.<br />
Regards, Wendy Silvius and the Cincinnati teachers<br />
Vielen Dank für das interessante Seminar und die<br />
Führung im „<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ Museum<br />
Zhandos Aitymov, Kasachstan<br />
Schon lange wünschte ich hier die Ausstellung zu<br />
besuchen. I pray for the repose of brave men and a<br />
lady´s soul.<br />
Hiroshi Hahimato, Japan<br />
Dearest friends,<br />
Your courageous example, dear white <strong>Rose</strong> Members,<br />
has inspired many in the Plowshares Resistance<br />
in the United States. We urgently seek to<br />
follow your acts of non violent love.<br />
Kathy Boylan of the Dorothy Day Community,<br />
Washington D.C., USA<br />
Die ehemaligen Ghetto-Häftlinge aus Russland danken<br />
der Universität und dem Museum „<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“.<br />
Man hat uns überzeugt, dass das deutsche Volk aktiven<br />
Widerstand gegen das Hitler-Regime leistete.<br />
Die Gruppe war hier auf Einladung des Maximilian-<br />
Kolbe-Werkes Freiburg, einer Hilfsorganisation für<br />
osteuropäische KZ- und Ghetto-Häftlinge. Dank auch<br />
von dieser Seite.<br />
Très beau musée, très émouvent, bien que je n´ai<br />
pas tout compris parcque je suis francais. Mais du<br />
moins, une phrase an essort: Vive la paix!<br />
Le Mouvement de Resistance de La <strong>Rose</strong> Blanche<br />
nous apprend qu’íl n’est pas vain de résister<br />
qu´il est toujour possible de la faire<br />
que c´est même un nécessité.<br />
Denise Delours, Diocés d´Evny<br />
It was very interesting.<br />
But not enough known in Israel, vielen Dank.<br />
Algom Ben-Horin, Israel<br />
I was surprised and deeply moved to find out about<br />
the existence of the White <strong>Rose</strong> – a group of young<br />
people that dared to voice and act against the Nazi<br />
regime of those days.<br />
Hadas mugraby<br />
Tel-Aviv, Israel<br />
Viele kleine Leute, in vielen kleinen Orten, die viele<br />
kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.<br />
Ein Besucher aus Afrika<br />
Irene von Denffer<br />
Horst Plotzki<br />
Brigitte Schmid
14 DenkStätte Ulm<br />
Führungen, Einzelbesucher und<br />
SchülerInnen-Unterstützung<br />
36 Führungen für Schulklassen (über<br />
1000 SchülerInnen) aus Ulm / Neu-<br />
Ulm, Stuttgart, Uspring, Krumbach, Villingen-Schwenningen,<br />
Memmingen,<br />
Bad Urach, Göppingen, Oberndorf,<br />
Offenburg, Lindau und AustauschschülerInnen<br />
aus Italien, Frankreich,<br />
Kolumbien, Südafrika, Australien und<br />
den USA sowie eine Schweizer Konfirmandengruppe.<br />
Über 40 Referate<br />
wurden von SchülerInnen für ca. 1200<br />
KlassenkameradInnen über die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> an der Ulmer DenkStätte gehalten<br />
– mit hohem Betreuungsaufwand<br />
durch die DenkStätte. Auch wurden<br />
SchülerInnen bei der Erstellung von<br />
Facharbeiten zu „Jugendopposition<br />
im Dritten Reich“ und „<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“<br />
unterstützt. Dabei wiesen wir auf die<br />
Motivation und geistig-moralische<br />
Haltung „unserer“ portraitierten Jugendlichen<br />
hin. Täglich besuchten ca.<br />
15 Einzelpersonen die DenkStätte. Bei<br />
270 Tagen im Jahr ergeben sich über<br />
4000 Einzelbesucher, mit denen sich<br />
z.T. inhaltlich vertiefende Gespräche<br />
ergaben. Insgesamt beläuft sich die<br />
Gesamtbesucherzahl nunmehr auf<br />
über 6200 Personen.<br />
Sonderausstellung: „Die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong>: Gesichter einer Freundschaft“<br />
(28.2. – 23.3.<strong>2007</strong>)<br />
Es gab großes Interesse für die Ausstellung<br />
(ca. 2500 Besucher) und das<br />
dazugehörige Rahmenprogramm (650<br />
Hörer in Vorträgen u.a. von Dr. Hans-<br />
Jochen Vogel, Zeitzeugengesprächen<br />
mit Anneliese Knoop-Graf, <strong>Weiße</strong>-<br />
<strong>Rose</strong>-Stadtführung, Film: „Sophie’s<br />
Schwester“, Ausbildung von Schüler-<br />
Innen zu Guides). Anschließend ging<br />
die Ausstellung an zwei Neu-Ulmer<br />
Schulen mit Führungen vor Ort durch<br />
von uns ausgebildete SchülerInnen.<br />
Mit dem Ulmer Hans-und-Sophie-<br />
Scholl-Gymnasium wurde die Aktion<br />
„Flugblätter der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> weiterdenken“<br />
durchgeführt.<br />
Weitere Einzelveranstaltungen<br />
„Den Überlebenden Gesicht und<br />
Stimme geben“ Vortrag / Zeitzeugenbericht<br />
von Lillian Gewirtzman (Holocaust<br />
Memorial and Educational<br />
Center of Nassau County, USA) und<br />
ehemalige Displaced Persons (DP) im<br />
Ulmer Camp am Samstag, 27. Januar<br />
<strong>2007</strong> um 20 Uhr im Ulmer Stadthaus<br />
in Zusammenarbeit mit dem Arbeits-<br />
kreis 27. Januar. Im Mittelpunkt stand<br />
hier die Zeit von 1945 bis1950, als<br />
viele Juden in Ulm / Neu-Ulm als DPs<br />
lebten (210 Hörer).<br />
„Gekrümmte Wege, doch ein Ziel“<br />
Lesung aus den Lebenserinnerungen<br />
Hans Lebrechts mit Silvester Lechner,<br />
Dokumentationszentrum Oberer<br />
Kuhberg (DZOK) und Thomas Vogel in<br />
Zusammenarbeit mit dem DZOK und<br />
der Ulmer Volkshochschule am Dienstag,<br />
11. Dezember um 20 Uhr im Club<br />
Orange des EinsteinHauses, Ulm.<br />
Die Lebenserinnerungen des Hans<br />
Lebrecht sind Bestandteil der Ulmer<br />
DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und die Chronik<br />
eines deutsch-israelischen Lebens<br />
des 20. Jahrhunderts (13 Hörer).<br />
Theaterprojekt <strong>2007</strong> / 2008:<br />
„Antigone“ nach Jean Anouilh<br />
Mit der Ulmer Waldorfschule wird seit<br />
Oktober <strong>2007</strong> „Antigone“ im Rahmen<br />
eines Schülerjahresprojektes zu<br />
einem Ein-Frau-Stück umgeschrieben<br />
und mit multimedialen Einspielungen<br />
auf die Bühne gebracht<br />
(Premiere: 19. April 2008, Leonhardskirche<br />
Langenau, 22. April, Theater<br />
Ulm, PODIUM.bar). Dies wird auch<br />
in Schulklassen gespielt, um so über<br />
Zivilcourage, moralisches Handeln<br />
im Stück, im Nationalsozialismus und<br />
heute zu sprechen.<br />
Artikel zur Ulmer DenkStätte<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Wir schrieben Artikel zur Beschreibung<br />
der Ulmer DenkStätte <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> für das Dokumentationszentrum<br />
des Denkmals der ermordeten Juden<br />
Europas e. V., Berlin, das Internet-<br />
Lexikon Wikipedia (http://de.wikipedia.<br />
org) und für den Band „Orte des<br />
Gedenkens und Erinnerns in Baden-<br />
Württemberg“ (Landeszentrale für politische<br />
Bildung Baden-Württemberg,<br />
Verlag: Kohlhammer).<br />
Klaus Schlaier<br />
59
15 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung <strong>2007</strong><br />
60<br />
Ausstellungen in Deutschland<br />
Bielefeld 22.01. – 16.02.<strong>2007</strong><br />
Leipzig 01.03. – 12.04.<strong>2007</strong><br />
Niederkassel 19.03. – 30.03.<strong>2007</strong><br />
München 23.04. – 27.04.<strong>2007</strong><br />
(Willi Graf Ausstellung)<br />
Alzey 09.11. – 25.11.<strong>2007</strong><br />
Wurzen 09.11. – 09.12.<strong>2007</strong><br />
Ausstellungen in Frankreich<br />
Zillisheim 02.05. – 18.05.<strong>2007</strong><br />
Ausstellungen in Südafrika<br />
Johannesburg 27.03. – 20.04.<strong>2007</strong><br />
Kapstadt 26.04. – 10.05.<strong>2007</strong><br />
Pretoria 18.05. – 31.05.<strong>2007</strong><br />
Kapstadt 15.06. – 08.07.<strong>2007</strong><br />
Johannesburg 24.07. – 30.10.<strong>2007</strong><br />
Johannesburg 08.11. – 09.12.<strong>2007</strong>
16 Neuerscheinungen<br />
<strong>Rose</strong>marie Schumann:<br />
Leidenschaft und Leidensweg.<br />
Kurt Huber im Widerspruch zum Nationalsozialismus.<br />
Schriften des Bundesarchivs, Bd. 66,<br />
Droste Verlag, Düsseldorf <strong>2007</strong><br />
Sönke Zankel:<br />
Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis<br />
um Hans Scholl und Alexander Schmorell.<br />
Böhlau Verlag, Köln <strong>2007</strong><br />
Armin Ziegler:<br />
Thomas Mann und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />
Der Einfluss der „Feindsender“.<br />
Baier Verlag Crailsheim <strong>2007</strong><br />
Armin Ziegler:<br />
Die Demontage von „Halbgöttern“.<br />
Sönke Zankels Biographien der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> – eine<br />
kritische Stellungsnahme.<br />
Selbstverlag Schönaich <strong>2007</strong><br />
61
18 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., ihre<br />
Organe und ihre Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter<br />
62<br />
Der Vorstand<br />
Dr. Christof Schmid; 1. Vorsitzender<br />
Dr. h.c. Anneliese Knoop-Graf; 2. Vorsitzende<br />
Dr. Werner Rechmann; 3. Vorsitzender, Schatzmeister<br />
Franz J. Müller; Ehrenvorsitzender<br />
Die Mitglieder<br />
Heinz Beumer; Jörg Busenbender; Dr. Igor Chramow;<br />
Karin Friedrich; Thomas Guckenbiehl; Heiner Guter;<br />
Dr. Klaus Hahnzog; Dr. Hildegard Hamm-Brücher;<br />
Dr. Thomas Kiepe; Dr. h.c. Anneliese Knoop-Graf;<br />
Dr. Hildegard Kronawitter; Dr. Traute Lafrenz-Page;<br />
Dr. Silvester Lechner; Prof. Dr. Hans Mommsen;<br />
Franz J. Müller; Britta Müller-Baltschun; Johannes<br />
Nebmaier; Christa Nickisch; Christian Petry;<br />
Dr. Werner Rechmann; Dr. Rachel Salamander;<br />
Dieter Sasse; Prof. Dr. h.c. Klaus Saur; Heino Seeger;<br />
Dr. Christof Schmid; Frank Trümper; Prof. Dr. Michael<br />
Wyschogrod<br />
Der Beirat<br />
Karin Friedrich; Dr. Klaus Hahnzog; Dr. Hildegard<br />
Hamm-Brücher; Paul Hansel; Charlotte Knobloch;<br />
Prof. Dr. Jutta Limbach; Prof. Dr. Hans Mommsen;<br />
Dr. Rachel Salamander; Prof. Dr. h.c. Klaus Saur;<br />
Dr. Rudolf Sussmann; Prof. Dr. Peter Steinbach;<br />
Erwin Teufel; Christian Ude; Dr. Michael Verhoeven;<br />
Winfrid Vogel; Dr. Hans-Jochen Vogel; Dr. Beatrice<br />
von Weizsäcker<br />
MitarbeiterInnen<br />
Ruth Drolshagen: Leitung des Büros / Organisation /<br />
Disposition / Finanzen / Personal<br />
Ursula Kaufmann: Pädagogik / Besucherbetreuung /<br />
Ausstellungstexte / Redaktion Internet<br />
Ulrich Müller: Betreuung des Ausstellungsverleihs<br />
und des Archivs<br />
Henrike Zentgraf (bis 31.3.07): Projektbetreuung /<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der DenkStätte<br />
und bei Projekten: Susanne Bergmann, Bernhard<br />
Eble, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Maren Killmann,<br />
Christa Nickisch, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner,<br />
Brigitte Schmid, Wolfgang Stepp, Irene von Denffer.<br />
Akquisition und Sponsoring werden bis auf weiteres<br />
vom Vorsitzenden wahrgenommen.<br />
Die Anschrift<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
Ludwig-Maximilians-Universität<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1<br />
80539 München<br />
Tel. 089 / 2180-5678 / -5359<br />
Fax 089 / 2180-5346 / -13518<br />
E-Mail: info@weisse-rose-stiftung.de<br />
Redaktion <strong>Tätigkeitsbericht</strong> <strong>2007</strong>: Ruth Drolshagen<br />
Bildnachweis: F. Bullerdiek, Franz-Marc-Gymnasium<br />
Markt Schwaben, Friedrich Ebert <strong>Stiftung</strong> South Africa,<br />
Heldrich privat, Schulmuseum Leipzig, W. Vogel, Katrin<br />
Seybold Film GmbH, <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
Ludwig-Maximilians-Universität<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1<br />
D-80539 München<br />
Telefon: +49 (0)89 / 2180-5359, 2180-5678<br />
Telefax: +49 (0)89 / 2180-13518, 2180-5346<br />
info@weisse-rose-stiftung.de<br />
www.weisse-rose-stiftung.de