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Tätigkeitsbericht 2007 - Weiße Rose Stiftung eV

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<strong>Tätigkeitsbericht</strong> <strong>2007</strong><br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.


Inhaltsübersicht<br />

1 Vorwort 4<br />

2 In memoriam Prof. Dr. Andreas Heldrich 5<br />

3 Chronik <strong>2007</strong> 8<br />

4 20 Jahre <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. 9<br />

Daten und Fakten der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> e.V. 15<br />

Stimmen zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> 19<br />

5 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in Südafrika <strong>2007</strong> 23<br />

6 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in Polen<br />

und Osteuropa 25<br />

7 Leipzig<br />

7a Projekt Zivilcourage in der Schule 29<br />

7b Projekt Präsentation der Ausstellung<br />

zur Geschichte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> in<br />

deutscher und polnischer Sprache 39<br />

8 Projekt Netzwerk <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> 41<br />

9 Vergessener Widerstand 45<br />

10 Projekt Erweiterung der DenkStätte –<br />

Sonderausstellung zu Traute Lafrenz 46<br />

11 Projekt Justizpalast München 47<br />

12 Berichte des Ehrenvorsitzenden<br />

und der Zweiten Vorsitzenden 49<br />

Franz J. Müller 49<br />

Anneliese Knoop-Graf 53<br />

13 DenkStätte München 56<br />

14 DenkStätte Ulm 59<br />

15 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung <strong>2007</strong> 60<br />

16 Neuerscheinungen 61<br />

18 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., ihre<br />

Organe und ihre Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter 62


1 Vorwort<br />

Am 14. Oktober <strong>2007</strong> beging die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

e.V. zusammen mit ihrem wichtigsten Partner, der<br />

Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit,<br />

ihr 20jähriges Bestehen. Dies ist ein Grund, mit<br />

Respekt, Dank und Optimismus zurück und voraus zu<br />

schauen.<br />

Respekt gilt denen, die die <strong>Stiftung</strong> gegründet haben<br />

und ihr mit ihrer Erinnerungsarbeit und mit ihrem<br />

gesellschaftlichen Engagement einen Ort in der heutigen<br />

Gesellschaft geschaffen haben. „Erinnern und<br />

Handeln“ war nicht nur das Thema der Festveranstaltung<br />

am 14.10.<strong>2007</strong>. Es war das Motto all der 20 Jahre<br />

und wird es bleiben, so lange es diese Einrichtung<br />

gibt.<br />

Dank gilt allen, die die Arbeit der <strong>Stiftung</strong> mit ihrem<br />

persönlichen Engagement, mit ihren Anregungen,<br />

mit ihren gesellschaftlichen Bezügen und mit ihrer<br />

Bereitschaft zu Partnerschaft und Kooperation unterstützt<br />

und ermöglicht haben. Und Dank gilt allen, die<br />

diese Arbeit getan haben in Zeitzeugengesprächen,<br />

in der Betreuung der Besucher der DenkStätte, in<br />

der Vorbereitung und Durchführung der Projekte und<br />

nicht zuletzt in der inhaltsnahen organisatorischen<br />

Betreuung von all diesem.<br />

Optimismus scheint angezeigt im Blick voraus. Die<br />

<strong>Stiftung</strong> arbeitet auf einem schmalen, aber sicheren<br />

Fundament. Sie hat Freunde und Berater, die in der<br />

heutigen Gesellschaft ihren Platz haben und von dort<br />

Anstöße und Unterstützung mitbringen. Sie hat ihre<br />

Erinnerungsarbeit weit in die Welt getragen, zuletzt<br />

nach Japan, Australien, Südafrika und – besonders<br />

wichtig – in einer Dauerpräsenz nach Polen. Und<br />

sie hat in Deutschland mit dem „Netzwerk <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong>“ ein Zukunftsprojekt gestartet, in dem sie sich<br />

einbringt als Partner junger Leute in ihrem Bemühen<br />

um ziviles Engagement heute.<br />

So ist die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. gut vorbereitet,<br />

um in ihr nächstes Jahrzehnt zu gehen in dem<br />

Bewusst sein, dass jede Gegenwart Kraft und Orientierung<br />

aus der Vergangenheit braucht und dass<br />

umgekehrt Vergangenheit heutiges Handeln braucht,<br />

um lebendig zu bleiben.<br />

Dr. Christof Schmid, 1. Vorsitzender<br />

4


2 In memoriam<br />

Prof. Dr. Andreas Heldrich<br />

Am 31.10.<strong>2007</strong> verstarb der frühere<br />

Rektor der München Ludwig-<br />

Maximilians-Universität München<br />

und langjährige Förderer der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., Prof. Andreas<br />

Heldrich. In seiner Amtszeit hat er<br />

wesentlich dazu beigetragen, dass<br />

die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ihren Ort im akademischen<br />

Jahr der Universität und<br />

die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. mit<br />

der DenkStätte und mit ihrem Büro<br />

einen Platz in der Mitte der Universität<br />

erhalten haben. Von 2003 bis<br />

zu seinem Tod war er Vorsitzender<br />

des Beirats der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

e.V. Wir denken an ihn mit Dank,<br />

mit hoher Achtung und mit großer<br />

Sympathie.<br />

Die Trauerreden, die am 8.11.<strong>2007</strong><br />

gesprochen wurden und die wir im<br />

folgenden in der Reihenfolge der<br />

gehaltenen Ansprachen in kurzen Auszügen<br />

zitieren, beschreiben in beeindruckender<br />

und bewegender Weise<br />

Leben, Lebensweg und Persönlichkeit<br />

von Prof. Andreas Heldrich.<br />

Der Bayerische Staatsminister für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kultur,<br />

Dr. Thomas Goppel, beschrieb Prof.<br />

Heldrich als leidenschaftlichen<br />

Juristen und engagierten Lehrer<br />

und nannte seine Verdienste um die<br />

Ludwig-Maximilians-Universität. Dann<br />

führte er aus: „Die angemessene<br />

Auseinandersetzung der LMU mit<br />

ihrer Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

und die Pflege des<br />

Vermächtnisses der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />

waren Prof. Heldrich eine Herzensangelegenheit.<br />

Ihm ist es zu verdanken,<br />

dass dieses Vermächtnis der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> immer wieder thematisiert<br />

wurde und die Universität damit bewusst<br />

einer ‚Routine des Gedenkens‘<br />

entgegengetreten ist. Sichtbares<br />

Zeichen hierfür sind die Einrichtung<br />

der ‚DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>‘ und die<br />

Gründung einer Forschungsstätte, die<br />

sich systematisch mit der Geschichte<br />

der Universität München im ‚Dritten<br />

Reich‘ befasst.“<br />

Prof. Dr. Andreas Heldrich<br />

Der Präsident der LMU, Prof. Dr.<br />

Bernd Huber, würdigte seinen Vorgänger<br />

als Hochschullehrer, Hochschulpolitiker<br />

und als Mensch, als<br />

einen, dem es immer „um die große<br />

Linie, die großen Entwicklungstendenzen<br />

und Perspektiven“ ging,<br />

als einen „Mann der Wissenschaft,<br />

der Universität, durch und durch“.<br />

„Andreas Heldrich war ein außergewöhnlicher<br />

Mann mit einem außergewöhnlichen<br />

Lebensweg, einer<br />

bemerkenswerten Karriere mit vielen<br />

Erfolgen und Höhepunkten. Hier<br />

gäbe es so viel zu berichten: Seine<br />

bemerkenswerte wissenschaftliche<br />

Laufbahn, die mit der Habilitation<br />

mit gerade mal 30 Jahren beginnt.<br />

Seine Erfolge als Hochschulpolitiker,<br />

als Rektor der LMU, als er richtungsweisende<br />

Entwicklungen wie die<br />

Verlagerung der Naturwissenschaften<br />

nach Martinsried / Großhadern eingeleitet<br />

hat. Und natürlich ist hier auch<br />

sein großartiges Engagement bei der<br />

Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen<br />

Gewalt herrschaft zu<br />

nennen. Ich kann mich noch gut an<br />

einen seiner letzten großen Vorträge<br />

an der LMU erinnern; es hat damals<br />

alle sehr berührt und angerührt, als<br />

er berichtete, wie er als kleiner Junge<br />

1945 die gerade entlassenen Insassen<br />

eines KZ gesehen hat und wie ihn dieser<br />

Eindruck geprägt hat.“<br />

5


Münchens Oberbürgermeister<br />

Christian Ude zeichnete die Stationen<br />

der beruflichen Entwicklung<br />

Heldrichs als Karriere der Kompetenz<br />

nach, betonte den von ihm betriebenen<br />

räumlichen und programmatischen<br />

Ausbau der LMU, die in seiner<br />

Person zusammenlaufenden internationalen<br />

Kontakte. Dazu zählte Ude<br />

„die Schaffung des ersten Lehrstuhls<br />

in Deutschland, der sich ausschließlich<br />

mit der Erforschung und Lehre jüdischer<br />

Geschichte und Kultur befasst.<br />

Und dazu zählt nicht zuletzt auch die<br />

intensive Aufarbeitung der Vergangenheit<br />

der LMU im Nationalsozialismus.<br />

Gerade auch daran war Prof. Andreas<br />

Heldrich sehr viel gelegen, nicht erst<br />

in seiner Zeit als Rektor, aber da ganz<br />

besonders. Da unterstützte er ein eigenes<br />

Programm zur Erforschung der<br />

Uni-Geschichte in der NS-Zeit, initiierte<br />

er die Einrichtung der DenkStätte<br />

unter dem Auditorium Maximum der<br />

Universität, die über die studentische<br />

Widerstandsgruppe <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

informiert, sorgte dafür – auch als<br />

Gastgeber der alljährlichen Geschwister-Scholl-Preis-Verleihung<br />

– dass das<br />

Andenken an die Geschwister Scholl<br />

an der LMU in beispielhafter Weise<br />

gepflegt wird, setzte sich dafür ein,<br />

dass auch Ringvorlesungen zu diesen<br />

für München so zentralen Erinnerungsthemen<br />

veranstaltet wurden.<br />

Dafür wurde Prof. Andreas Heldrich<br />

2003 im Münchner Rathaus vom<br />

Verein ‚Gegen Vergessen – Für Demokratie‘<br />

mit der Ehrenmitgliedschaft<br />

ausgezeichnet.“<br />

Mit Worten, die die eigene Person<br />

und das von ihr übernommene Amt<br />

miteinander verbinden, sprach die<br />

Präsidentin des Zentralrats der Juden<br />

in Deutschland, Charlotte Knobloch:<br />

„die jüdische Gemeinschaft wusste<br />

in Professor Heldrich einen treuen<br />

und zuverlässigen Freund. Mit bemerkenswerter<br />

Entschlossenheit, Ernsthaftigkeit<br />

und großem Einfühlungsvermögen<br />

vermochte er, im sensiblen<br />

deutsch-jüdisch-israelischen Beziehungsgeflecht<br />

Vertrauen aufzubauen.<br />

Mit Blick auf die Renaissance des<br />

Judentums in Deutschland hat<br />

Professor Heldrich einmal gesagt:<br />

‚Nach dem entsetzlichsten Massenmord<br />

in der Geschichte der Menschheit<br />

gehörte unendlich viel Mut und<br />

Vertrauen in die Wandlungsfähigkeit<br />

des Menschen dazu, sich wieder in<br />

Deutschland niederzulassen.‘<br />

6<br />

Ich würde ihm heute gerne sagen,<br />

dass dieser Mut und dieses Vertrauen,<br />

nur entstehen konnten, weil es Menschen<br />

wie ihn gab. Ich würde ihm gerne<br />

sagen, dass er ein Brückenbauer<br />

war. Einer der durch sein Wirken gezeigt<br />

hat, dass wir trotz allem an das<br />

Gute im Menschen glauben dürfen.<br />

Ich würde ihm gerne sagen, dass ich<br />

glücklich und dankbar bin, ihn kennen<br />

gelernt zu haben.<br />

Denn Professor Heldrich hat die Verantwortung,<br />

die aus der deutschen<br />

Vergangenheit resultiert, nicht nur mit<br />

Worten bezeugt, sondern mit Taten<br />

gelebt: Wo andere der selbstgefälligen<br />

Erinnerungsabwehr der Nachkriegsintellektuellen<br />

verfallen sind, hat<br />

Andreas Heldrich die Aufarbeitung der<br />

Geschichte der Uni München im<br />

Dritten Reich durchgesetzt.<br />

Als Vorstandsmitglied der ‚Freunde<br />

der Universität Tel Aviv‘, als Vorsitzender<br />

des Münchner Komitees<br />

dieses Vereins und als Mitglied des<br />

internatio nalen ‚Board of Gouverneurs‘<br />

der Uni Tel Aviv hat er aktiv an<br />

einer Verständigung zwischen Deutschen<br />

und Israelis gearbeitet.<br />

Die Wissenschaft war für ihn kein<br />

Elfen beinturm, sondern eine Plattform<br />

zum Dialog. Im Bewusstsein des dunklen<br />

Kapitels der deutschen Geschichte<br />

suchte er offen und aufrichtig das<br />

Gespräch.“<br />

Prof. Dr. Eidenmüller, Nachfolger von<br />

Prof. Heldrich auf dem Lehrstuhl für<br />

Bürgerliches Recht der Juristischen<br />

Fakultät an der LMU, beschrieb in<br />

seiner von Verehrung und Freundschaft<br />

getragenen Rede vor allem die<br />

Persönlichkeit von Andreas Heldrich.<br />

Er schilderte die intellektuelle Brillanz<br />

und die analytische Schärfe seines<br />

Denkens. „Dem konnte sich keiner<br />

entziehen. Vor den Augen seiner Zuhörer<br />

brannte ein Feuerwerk an Pointen<br />

ab. Rhetorische Kabinettstückchen<br />

im Sekundentakt. Wer die Einheit von<br />

Forschung und Lehre erleben wollte,<br />

ging zu ihm. Alle hat er begeistert,<br />

in vielen das Feuer der Wissenschaft<br />

entzündet – auch in mir.“<br />

„Emotion und Eros“ waren, so Prof.<br />

Horst Eidenmüller, wichtige Ingredienzien<br />

seines Intellekts. Um „Funktionalität<br />

des Rechts und seiner Institute“<br />

sei es ihm gegangen. „Heldrich war<br />

ein sozialwissenschaftlich denkender<br />

Jurist, der in internationalen Journalen<br />

auf Englisch publizierte, Dekaden<br />

bevor es Exzellenzinitiativen und Eliteuniversitäten<br />

gab.“


Für einen kurzen Moment zauberte<br />

Prof. Eidenmüller Heiterkeit in die<br />

Trauerfeier, als er ein Beispiel von<br />

Heldrichs Humor gab: „Auf dem<br />

Anruf beantworter der Familie Heldrich<br />

wurde man zeitweilig mit der Ansage<br />

begrüßt: ‚Nach dem Signalton können<br />

Sie eine Nachricht hinterlassen, wenn<br />

Sie sich dem intellektuell und<br />

rheto risch gewachsen fühlen.‘ Der<br />

Abschreckungseffekt war nachhaltig.<br />

Heldrichs Witz konnte aber nicht nur<br />

einschüchternd sein. Sondern auch<br />

verspielt, leichtfüßig, sarkastisch, bisweilen<br />

auch beißend und verletzend.<br />

Für eine gute Pointe hat er, selbst ein<br />

vorsichtiger und verletzlicher Mann,<br />

viel riskiert, riskieren wollen.<br />

Viel, aber nicht alles. Seinen letzten<br />

Vortrag hielt Heldrich vor einigen Wochen.<br />

Er sprach über Hitlers ‚Mein<br />

Kampf‘ und das Territorialprinzip im<br />

Internationalen Urheberrecht. Dabei,<br />

wie bei allen seinen Stellungnahmen<br />

zu diesem Teil unserer Geschichte,<br />

verstand er keinerlei Spaß. Er hatte<br />

nicht nur die Gräuel des Krieges,<br />

sondern auch die menschenverachtende<br />

Barbarei des Holocaust als Kind<br />

selbst miterlebt. ‚Dass dieses Buch<br />

(also Hitlers ‚Mein Kampf‘) für immer<br />

geschlossen bleibt, sind wir den unzähligen<br />

Opfern schuldig.‘ So endete<br />

– sinngemäß – sein Vortrag, und so<br />

endet auch ein Festschrift-Beitrag aus<br />

seiner Feder zu demselben Thema,<br />

seine letzte wissenschaftliche Veröffentlichung.<br />

Wenn man will: sein<br />

wissenschaftliches und politisches<br />

Vermächtnis.“<br />

Für die Gruppe von Heldrichs jüngerer<br />

Schülergeneration sprach PD<br />

Dr. Adolff, der in seinem Lehrer die<br />

seltene Verbindung von Größe und<br />

Liebenswürdigkeit nachzeichnete:<br />

„Er war ein Mann von strahlender,<br />

für den Normalbegabten geradezu<br />

niederschmetternder Intelligenz, treffsicherem<br />

Humor, unfehlbarer Intuition<br />

und enzyklopädischer Bildung. Er<br />

konnte ex tempore schönere Reden<br />

halten als Mancher nach wochenlangen<br />

Exerzitien. Feinsinnig, höflich und<br />

heiter pflegte er das Gespräch mit<br />

Staatsministern, Kirchenfürsten, Großverlegern<br />

und Nobelpreisträgern gleichermaßen.<br />

So gut wie immer gingen<br />

diese mit dem Eindruck nach Hause,<br />

etwas Besonderes erlebt zu haben.<br />

Selbiges gilt von seinen Studenten.<br />

Er war Generationen wissbegieriger<br />

junger Menschen ein legendärer Lehrer,<br />

der uns sein Wissen nicht nur in<br />

makelloser Präzision weiter gegeben<br />

hat, sondern sich dieser Aufgabe auch<br />

noch mit unvergleichlicher Leichtigkeit<br />

entledigte.“<br />

7


3 Chronik <strong>2007</strong><br />

15.1.<strong>2007</strong><br />

„Demokratie und politische Identität“<br />

Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin<br />

der Europa-Universität Viadrina,<br />

Frankfurt / Oder hält die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Gedächtnisvorlesung im Auditorium<br />

Maximum der LMU.<br />

26.1.<strong>2007</strong><br />

In der Aula des Franz-Marc-Gymnasiums<br />

Markt Schwaben wird die Ausstellung<br />

„Resistenz, Verweigerung und<br />

Widerstand gegen den Nationalsozialismus<br />

in den Jahren 1933-1945 in Markt<br />

Schwaben“ eröffnet. Weitere Ausstellungsorte<br />

in der Region Ebersberg.<br />

26.2. – 2.3.<strong>2007</strong><br />

Deutsch-polnische Lehrerbegegnung in<br />

Leipzig zum Thema „Zivilcourage in der<br />

Schule“.<br />

Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

in Leipzig durch Prof. Wolfgang Huber,<br />

Sohn von Prof. Kurt Huber. Die Ausstellung<br />

wird bis zum 13. April <strong>2007</strong> mit<br />

einem umfangreichen Begleitprogramm<br />

im Schulmuseum gezeigt.<br />

28.2. – 5.3.<strong>2007</strong><br />

Winfrid Vogel, Brigadegeneral a.D.,<br />

eröffnet die russische <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung in Tomsk, Novosibirsk. Anschließend<br />

Begleitprogramm.<br />

27.3. – 20.4.<strong>2007</strong><br />

Beginn des Ausstellungsprojekts der<br />

Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> in Südafrika in<br />

Zusammenarbeit mit der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> e.V. in Johannesburg. Anneliese<br />

Knoop-Graf eröffnet am 28.3.<strong>2007</strong> die<br />

englische <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung im<br />

dortigen Goethe-Institut. Anschließend<br />

Vorträge in verschiedenen Schulen und<br />

Einrichtungen.<br />

23. – 27.4.<strong>2007</strong><br />

Die Willi-Graf Ausstellung hat ihre erste<br />

externe Ausstellungsstation im Willi-<br />

Graf Gymnasium München. Anneliese<br />

Knoop-Graf spricht zur Eröffnung.<br />

26.4. – 10.5.<strong>2007</strong><br />

Fortsetzung des Ausstellungsprojekts<br />

der Friedrich-Ebert <strong>Stiftung</strong> in Kapstadt.<br />

Eröffnung der englischen <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung am 26.4.<strong>2007</strong> im Holocaust<br />

Centre durch den deutschen<br />

Botschafter. Franz J. Müller spricht als<br />

Zeitzeuge. Vorträge in verschiedenen<br />

Schulen.<br />

Südafrikapremiere des deutschen Kinofilms<br />

„Sophie Scholl – die letzten Tage“.<br />

18.5. – 31.5.<strong>2007</strong><br />

Fortsetzung des Ausstellungsprojekts<br />

der Friedrich-Ebert <strong>Stiftung</strong> in Pretoria.<br />

Die englische <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

wird in der Deutschen Schule Pretoria<br />

gezeigt.<br />

8<br />

15.6. – 8.7.<strong>2007</strong><br />

Fortsetzung des Ausstellungsprojekts<br />

der Friedrich-Ebert <strong>Stiftung</strong> im Robben<br />

Island Museum, Gateway to Robben<br />

Island, in Kapstadt.<br />

24.7. – 30.10.<strong>2007</strong><br />

Fortsetzung des Ausstellungsprojekts<br />

im Apartheidmuseum in Johannesburg.<br />

13.9. – 18.9.<strong>2007</strong><br />

Winfrid Vogel und Werner Rechmann,<br />

3. Vorsitzender der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

e.V., nehmen an der deutsch-russischen<br />

Kulturwoche zum 90. Geburts tag von<br />

Alexander Schmorell in Orenburg teil.<br />

14.9.<strong>2007</strong><br />

Eröffnung der Ausstellung „Willkür ‚Im<br />

Namen des Deutschen Volkes‘“ durch<br />

Staatsministerin Dr. Beate Merk und<br />

Dr. Hans-Jochen Vogel im historischen<br />

Sitzungssaal „<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ des<br />

Münchner Justizpalastes.<br />

17. – 21.9.<strong>2007</strong><br />

Erste Projektwoche am Netzwerk<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> beteiligter Schulen in der<br />

Katholischen Akademie in München.<br />

Als Informations- und Kommunikationsforum<br />

wird die Homepage „Netzwerk<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ eingerichtet.<br />

14.10.<strong>2007</strong><br />

„Erinnern und Handeln“.<br />

Festliche Matinée zum 20jährigen Bestehen<br />

der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. im<br />

Auditorium Maximum der LMU.<br />

20.10.<strong>2007</strong><br />

Die DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> am Lichthof<br />

der LMU beteiligt sich erneut an<br />

der „Langen Nacht der Münchner Museen".<br />

Bis 2 Uhr nachts werden ca. 650<br />

Besuchern Führungen und Zeitzeugengespräche<br />

angeboten.<br />

8.11. – 9.12.<strong>2007</strong><br />

Letzte Station der englischen <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung ist Constitution Hill,<br />

Johannesburg.<br />

22.11.<strong>2007</strong><br />

Winfrid Vogel eröffnet die DenkStätte<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> im Edith Stein Haus in<br />

Wroclaw (Breslau). Anschließendes<br />

Begleitprogramm.<br />

26.11.<strong>2007</strong><br />

Eröffnung der Sonderausstellung<br />

„Traute Lafrenz und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“<br />

in der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in der<br />

LMU. Einweihung der neuen Sehstation.<br />

Das „Russische Tagebuch“ der ermordeten<br />

russischen Journalistin Anna Politkovskaja<br />

(1958-2006) wird posthum mit<br />

dem Geschwister-Scholl-Preis <strong>2007</strong> in<br />

der großen Aula der LMU ausgezeichnet.<br />

Dezember<br />

Dr. Christoph Schmid wird in das Kuratorium<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München berufen.


4 20 Jahre <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />

Am 30.6.1987 beschlossen Inge Aicher-Scholl,<br />

Heinz Bollinger, Heiner Guter, Hildegard Hamm-<br />

Brücher, Anneliese Knoop-Graf, Franz J. Müller<br />

und Marie-Luise Schultze-Jahn die Gründung<br />

der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> und deren Satzung.<br />

Am 12.10.1987 wurde <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> als<br />

gemeinnütziger Verein registriert. Am 14.10.<strong>2007</strong><br />

wurde das 20jährige Bestehen der <strong>Stiftung</strong> im<br />

Auditorium Maximum der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität mit einer Matinéeveranstaltung zum<br />

Thema „Erinnern und Handeln“ festlich begangen.<br />

Diese Veranstaltung wurde von BR-alpha<br />

aufgezeichnet und in Auszügen am 3.11.<strong>2007</strong> um<br />

22.30 Uhr gesendet.<br />

Dr. Christof Schmid, 1. Vorsitzender der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> e.V., begrüßte die Anwesenden mit dem<br />

Satz von Walter Benjamin: „Schwerer ist es, das<br />

Gedächtnis der Namenlosen zu ehren als das der<br />

Berühmten. Dem Gedächtnis der Namenlosen gilt<br />

die historische Konstruktion.“ Der stellvertretende<br />

Präsident der LMU, Prof. Dr. Putz betonte in seinem<br />

Grußwort den Stellenwert der Geisteswissenschaften<br />

in einer modernen Eliteuniversität, die<br />

Bedeutung des kritischen Umgangs mit der eigenen<br />

Vergangenheit und den Ort der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> im<br />

Bewusstsein der LMU.<br />

Staatssekretär Karl Freller hob die Bedeutung der<br />

<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> für Orientierung und Motivation junger<br />

Menschen heute hervor.<br />

Dr. Klaus Hahnzog, früherer Bürgermeister der<br />

Landes hauptstadt München und Initiator der Städtegemeinschaft<br />

im Zeichen der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>,<br />

beschrieb den Stellenwert und die Tragfähigkeit<br />

dieses föderalen Konzepts von Erinnerungsarbeit.<br />

Franz J. Müller schließlich suchte in seiner „querköpfigen“<br />

schwäbischen Herkunft die Wurzeln für<br />

Widerspruch und Widerstand als Lebensmotiv.<br />

Prof. Wladyslaw Bartoszewski hielt die Festrede,<br />

die am Ende mit standing ovations und lang anhaltendem<br />

Beifall bedankt wurde. Er sprach, weil er sich<br />

weiterhin verpflichtete fühlt, „Zeugnis abzulegen“.<br />

Denn er sei tief überzeugt davon, dass diejenigen,<br />

„die in den Jahren des Schreckens die Möglichkeit<br />

hatten, sich dem Verbrechen zu widersetzen sowie<br />

die, die vor dem Untergang gerettet wurden und die<br />

die Taten der menschlichen Solidarität in Erinnerung<br />

rufen, in einer gewissen Weise dazu beigetragen<br />

haben und beitragen, dass die Welt nicht ganz ohne<br />

Hoffnung ist“.<br />

Musiker des Pestalozzi-Gymnasiums München<br />

9


Die Kernthese von Bartoszewskis Rede<br />

lautet: „Das christliche Europa von heute<br />

hat eine Chance der Verarbeitung<br />

der Vergangenheit und der Lehre aus<br />

der Geschichte. Diese Chance besteht<br />

nur in der Anerkennung des eigenen<br />

Versagens, des Mangels an Gerechtigkeit,<br />

an Toleranz und Zivilcourage in der<br />

Politik. Auschwitz und andere ähnliche<br />

Orte des unvorstellbaren Leidens stehen<br />

als bedrängendes Symbol dafür,<br />

wohin solches Versagen führen kann.“<br />

In einer bewegenden Reflexion eines<br />

Augenblicks in seinem eigenen Leben<br />

wendet Bartoszewski diese Aussage<br />

gegen sich selbst an: „Als 18jähriger<br />

Warschauer, angestellt beim Polnischen<br />

Roten Kreuz, wurde ich am 19. September<br />

1940 Opfer einer SS- und<br />

Polizeirazzia: Festgenommen, nicht<br />

vernommen, am 22. September 1940<br />

stand ich bereits auf dem Appellplatz<br />

in Auschwitz als politischer Häftling<br />

Nummer 4427. Bis zum Ende meiner<br />

Tage werde ich mich an den Ausspruch<br />

des damaligen Ersten Schutzhaftlagerführers,<br />

SS-Hauptsturmführer Karl<br />

Fritsch erinnern: ‚Ja, seht Ihr den Kamin<br />

da drüben? Seht Ihr dort drüben, dort<br />

ist das Krematorium. Der einzige Weg<br />

in die Freiheit führt für Euch durch den<br />

Schornstein.‘<br />

Und wenige Minuten danach: Die SS-<br />

Leute suchten ein Opfer. Ein Lehrer<br />

aus einem Gymnasium in Warschau,<br />

neu im Lager. Ich weiß nicht, was er<br />

gemacht hatte, vielleicht stand er nicht<br />

gerade, was auch immer, es war nichts<br />

Besonderes. Die Kapos zerrten ihn<br />

nach vorne, wir haben es alle gesehen,<br />

die paar Tausend, und ich war dabei.<br />

Die Nummer 4427, Bartoszewski, sah<br />

zu, sah es deutlich, ich sehe es noch<br />

jetzt. Sie haben diesen Lehrer geprügelt<br />

und gefoltert. Er fiel, er lag, er<br />

wurde ohnmächtig, er blutete. Ich weiß<br />

nicht, ob er totgeschlagen wurde, mir<br />

schien, er war tot. Es dauerte 10, vielleicht<br />

15 Minuten. Hier standen etwa<br />

5000 Männer. Stramm in Hab-Acht-<br />

Stellung. Und wir waren Zuschauer,<br />

und niemand hat etwas gesagt, niemand<br />

hat etwas unternommen. Und<br />

ich war da, und ich habe auch nichts<br />

gemacht, und das empfinde ich noch<br />

heute als die Scham meines Lebens,<br />

obwohl ich das alles verstehe. Was<br />

kann man durch Angst in ein paar Stunden<br />

erreichen! Wie kann in so kurzer<br />

Zeit ein Mensch so erniedrigt werden?<br />

Was kann man aus dem Menschen<br />

machen! Wir in der Menge wurden<br />

nicht gefoltert. Aber was konnten wir<br />

tun? Maschinengewehre oben auf den<br />

Wachtürmen, Wachposten ringsum!<br />

Und dennoch, hier wurde ein Mensch<br />

gefoltert, das war ein ganz bewußt<br />

inszeniertes Schauspiel. Erreicht wurde<br />

ein Ziel: Wir hatten Angst.“<br />

10<br />

Prof. Dr. Wladyslaw Bartoszewski<br />

Positiv folgert Bartoszewski daraus:<br />

„Die Erinnerung verpflichtet uns<br />

alle zur Besinnung und zur Erziehung<br />

der neuen Generationen aller Völker<br />

im Geiste der Menschenachtung, im<br />

entschlossenen Engagement gegen<br />

Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit<br />

und negatives Pauschaldenken über<br />

den ‚Anderen‘. Die mutigen guten Taten,<br />

die es damals auch gab, die Ausnahmefälle<br />

und die Opferbereitschaft<br />

der einzelnen müssen uns Vorbild<br />

bleiben. Denn wenn so etwas wie der<br />

Fluch der bösen Tat existiert – was wir<br />

oft glauben –, dürfen wir auch auf den<br />

Segen der guten Taten vertrauen und<br />

an diesem Segen durch unsere Haltung<br />

teilnehmen.“<br />

Der gesamte Text der Rede von<br />

Prof. W. Bartoszewski ist auf der<br />

Homepage der <strong>Stiftung</strong> nachzulesen<br />

und auszudrucken.<br />

Zuhörer im Auditorium Maximum der<br />

Ludwig-Maximilians-Uniersität


Die anschließende Podiumsdiskussion<br />

wurde von Dr. Beatrice von Weizsäcker,<br />

Juristin und freie Journalistin, geleitet.<br />

Die in Alter und Herkunft heterogen<br />

besetzte Runde:<br />

Dr. Hildegard Hamm-Brücher<br />

Hildegard Hamm-Brücher, Jahrgang<br />

1921, promovierte Chemikerin, war<br />

von 1946 bis 1949 Redakteurin bei<br />

der Münchner „Neuen Zeitung“. Sie<br />

wurde 1948 Mitglied der FDP und war<br />

bis 1990 aktiv in der Politik tätig: als<br />

Stadträtin und Landtagsabgeordnete<br />

in München, als Staatssekretärin<br />

zunächst im Kultusministerium in<br />

Hessen, dann im Bundesministerium<br />

für Bildung und Wissenschaft<br />

und schließlich von 1976 bis 1982<br />

als Staatsministerin im Auswärtigen<br />

Amt. Von 1976 bis 1990 war sie Mitglied<br />

des Deutschen Bundestages.<br />

1994 kandidierte sie für das Amt des<br />

Bundes präsidenten. Im Jahr 2002 trat<br />

sie als Reaktion auf den umstrittenen<br />

populistischen Wahlkampf ihrer Partei<br />

nach 54jähriger Mitgliedschaft aus der<br />

FDP aus.<br />

Die gebürtige Essenerin ist Mitbegründerin<br />

der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.,<br />

Gründungsvorsitzende der Theodor-<br />

Heuss-<strong>Stiftung</strong> e.V. und seit 1995<br />

Ehrenbürgerin der Stadt München.<br />

Mateusz Hartwich und Hildegard Hamm-Brücher<br />

Mateusz J. Hartwich<br />

Mateusz J. Hartwich, geboren am<br />

11. März 1979 in Wroclaw / Breslau.<br />

Als Kind lebte er mit seiner Familie<br />

vier Jahre in Deutschland, kehrte<br />

dann in seine Heimatstadt zurück<br />

und machte dort Abitur. Von 1998 bis<br />

2003 studierte er Kulturwissenschaft<br />

an der Europa-Universität Viadrina in<br />

Frankfurt an der Oder, wo er an unterschiedlichen<br />

deutsch-polnischen<br />

Projekten und Initiativen beteiligt<br />

war. Nach dem Diplom arbeitete er<br />

mehrere Jahre lang als freiberuflicher<br />

Dolmetscher, Übersetzer, Werbetexter<br />

und Projektmanager – u.a.<br />

betreute er im Auftrag von Prof. Karl<br />

Schlögel eine europäische Konferenz<br />

und Ausstellung zum Kulturraum der<br />

Oder und arbeitet mit der Bundeszentrale<br />

für politische Bildung an<br />

der Entwicklung eines europäischen<br />

Netzwerks zur Bürgerschaftsbildung<br />

zusammen. Als Vorsitzender des<br />

deutsch-polnischen Vereins „transkultura“<br />

und Mitbegründer der Initiative<br />

„Institut für angewandte Geschichte“<br />

war er zudem an der Entwicklung<br />

verschiedener grenzüberschreitender<br />

Projekte im Bereich Erinnerung und<br />

historisches Erbe beteiligt, u.a. eines<br />

individuellen Reisebegleitservices für<br />

Deutsche, die ihre familiären Spuren<br />

im heutigen Westpolen suchen, und<br />

der Zeitzeugengesprächsreihe „terra<br />

transoderana. Geschichten im Fluss“.<br />

Seit <strong>2007</strong> arbeitet Mateusz Hartwich<br />

an seiner Promotion, die am Berliner<br />

Kolleg für Vergleichende Geschichte<br />

Europas – einer Doktorandenschule<br />

der Freien und der Humboldt-Universität<br />

Berlin – entsteht. In seiner<br />

Dissertation beschäftigt er sich mit<br />

deutsch-polnischen Kulturkontakten<br />

im Riesengebirge nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg und deren Einfluss auf die<br />

Wahrnehmung und Repräsentation<br />

der Region auf beiden Seiten.<br />

11


Beatrice von Weizsäcker und Tom Kucera<br />

12<br />

Rabbiner Dr. Tom Kucera<br />

Rabbiner Tom Kucera wurde im Jahr<br />

1970 in Zlín in Tschechien geboren. Er<br />

studierte Biochemie in Tschechien und<br />

Deutschland und promovierte 1997 an<br />

der Universität Göttingen. Während<br />

eines Forschungsaufenthaltes über ein<br />

Thema der Molekularbiologie in den<br />

USA bekam er das Angebot, sich ein<br />

Jahr am Institut Pardes in Jerusalem mit<br />

rabbinischen Texten auseinanderzusetzen.<br />

2002 wurde er am Abraham Geiger<br />

Kolleg in Berlin angenommen, setzte<br />

das zweite Jahr in Israel fort und kehrte<br />

zum Wintersemester 2003 / 2004 nach<br />

Berlin zurück. Er schloss seine jüdischen<br />

Studien mit dem Magistergrad an der<br />

Universität Potsdam ab. Am 14. September<br />

2006 wurde Kucera in der Dresdener<br />

Synagoge zum Rabbiner ordiniert.<br />

Es war die erste Ordination in Deutschland<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg. Zur<br />

Zeit amtiert er in der liberalen jüdischen<br />

Gemeinde Beth Shalom in München<br />

und besucht einmal im Monat einige<br />

jüdische Gemeinden in Tschechien.<br />

Frank Trümper<br />

Frank Trümper, geboren 1962 in Sinn,<br />

studierte Geschichte, Philosophie<br />

und Volkswirtschaft in Hamburg,<br />

Frankfurt am Main und London und<br />

war anschließend viele Jahre in Führungspositionen<br />

sowohl im Profit- wie<br />

im Non-Profit-Bereich tätig, u.a. bei<br />

der Bertels mann AG, als Geschäftsführer<br />

der Bertelsmann <strong>Stiftung</strong> und<br />

Geschäfts führer des S. Fischer Verlags.<br />

Als Leiter des Bereichs Corporate Social<br />

Responsibility der Deutschen Bank und<br />

Mitglied des Vorstands der Deutsche<br />

Bank <strong>Stiftung</strong> hat Frank Trümper zuletzt<br />

das weltweite gesellschaftliche Engagement<br />

des Unternehmens organisatorisch<br />

und strategisch neu ausgerichtet,<br />

bevor er im Juli 2006 die Geschäftsführung<br />

des gemeinnützigen Vereins Common<br />

Purpose Deutschland übernahm.<br />

Dr. Beatrice von Weizsäcker<br />

Beatrice von Weizsäcker, geboren<br />

1958 in Essen, wuchs im Rheinland<br />

auf. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften<br />

in Hamburg, München<br />

und Göttingen und dem Referendariat<br />

arbeitete sie zunächst als freie<br />

Mitarbeiterin im Arbeitsstab Deutschlandpolitik<br />

des Bundeskanzleramtes<br />

in Bonn, bevor sie zur Wendezeit über<br />

das Thema deutsch-deutsche Städtepartnerschaften<br />

promovierte und<br />

schließlich 1991 nach Berlin zog. Dort<br />

war sie neun Jahre politische Redakteurin<br />

beim Tagesspiegel. Im Zuge<br />

der Gründung der <strong>Stiftung</strong> „Erinnerung,<br />

Verantwortung und Zukunft“ im<br />

Herbst 2000, die für die Auszahlung<br />

von Leistungen an ehemalige Zwangsarbeiter<br />

zuständig war, bat sie Hans<br />

Otto Bräutigam, der seinerzeit Mitglied<br />

des Vorstands war, in der neuen<br />

<strong>Stiftung</strong> mitzuarbeiten. Seit 2003 lebt<br />

und arbeitet sie als freie Autorin in<br />

München.<br />

Beatrice von Weizsäcker ist seit<br />

2001 Mitglied der Präsidialversammlung<br />

des Deutschen Evangelischen<br />

Kirchentages und seit Ende 2005<br />

Mitglied des Vorstands der Theodor-<br />

Heuss-<strong>Stiftung</strong>.


Dr. Martina Weyrauch<br />

Martina Weyrauch, geboren 1958 in<br />

Ostberlin, machte nach dem Abitur zunächst<br />

eine Ausbildung zur Kleidungsfacharbeiterin.<br />

Im Anschluss an das<br />

Studium der Rechtswissenschaften an<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin promovierte<br />

sie 1986 im Internationalen<br />

Straf- und Völkerrecht. Nach dem Fall<br />

der Mauer 1989 war sie zunächst Mitglied<br />

in unterschiedlichen bürgerschaftlichen<br />

Untersuchungskommissionen<br />

gegen Amtsmissbrauch, Korruption und<br />

persönliche Bereicherung, bevor sie im<br />

Mai 1990 für einige Monate Referentin<br />

für völkerrechtliche Fragen der deutschen<br />

Einheit im Amt des Ministerpräsidenten<br />

der DDR, Lothar de Maizière,<br />

wurde. Von 1991 bis 2000 arbeitete sie<br />

in unterschiedlichen Bereichen der Landesverwaltung<br />

Brandenburgs, davon<br />

fünf Jahre (1992 – 1997) als persönliche<br />

Referentin des brandenburgischen Ministerpräsidenten<br />

Dr. Manfred Stolpe.<br />

Seit Oktober 2000 leitet sie die Brandenburgische<br />

Landezentrale für politische<br />

Bildung.<br />

Im Dezember 2003 gründete Martina<br />

Weyrauch zusammen mit dem Direktor<br />

der Evangelischen Akademie Sachsen-<br />

Anhalt, Stephan Dorgerloh, den Verein<br />

„DemokratieANstiftung – Einmischen<br />

in die eigenen Angelegenheiten“, deren<br />

Vorsitz sie zusammen mit Dorgerloh<br />

führt.<br />

Diskussion „Erinnern und Handeln“<br />

Die Chance dieser Runde nutzend<br />

fragt B. v. Weizsäcker zunächst nach<br />

den individuellen Erinnerungen,<br />

die das Handeln der Teilnehmer<br />

bestimmt. Die Antworten reichen<br />

von prägenden Lebensberichten<br />

anderer (Hartwich) über Beispiele<br />

von erfahrenem Mut (Kucera) über<br />

das blitzartige Begreifen historischer<br />

Zusammenhänge (Trümper) bis hin<br />

zu der Erfahrung, „welche Kraft ent-<br />

steht, wenn Bürgerinnen und Bürger<br />

erkennen, dass es auf sie ankommt“<br />

(Weyrauch) und schließlich zu dem<br />

Bekenntnis „Ich habe immer mit und<br />

für die Erinnerung gelebt“, denn es ist<br />

„die Erinnerung, die uns befähigt, mit<br />

der Gegenwart und der Zukunft fertig<br />

zu werden“ (Hamm-Brücher).<br />

In der zweiten Runde stellt B. v. Weizsäcker<br />

individuelle Fragen an jeden<br />

Teilnehmer:<br />

Gibt es genügend Erinnerung im<br />

öffent lichen Leben in Deutschland?<br />

T. Kucera bejaht die Frage, nur dürfen<br />

die, die Gewesenes leugnen, nicht die<br />

Oberhand gewinnen.<br />

M. Weyrauch beantwortet die Frage,<br />

ob sich die Vergangenheitserfahrungen<br />

im Osten von denen im Westen<br />

unterscheiden, eindeutig mit Ja. Im<br />

Osten gäbe es nach 17 Jahren noch<br />

keine Unbetroffenen. Alle fühlten sich<br />

gleichermaßen als Täter und Opfer, die<br />

alte DDR-Identität sei noch nicht durch<br />

die neue Identität der BRD aufgefüllt.<br />

Die Fragen „Wo war unsere Vergangenheit?<br />

Wo haben wir eine Chance,<br />

uns neu einzubringen?“ seien noch<br />

unbeantwortet. Die Verurteilung des<br />

Systems sei immer auch ein Stück<br />

Verantwortung der Menschen, die in<br />

ihm gelebt hätten.<br />

F. Trümper knüpft an mit der Feststellung,<br />

dass wir die Erinnerung nur<br />

lebendig halten können, „wenn wir<br />

zulassen, dass sie sich verändert.“<br />

M. Hartwich führt den Gedanken<br />

fort: An der deutsch-polnischen Grenze<br />

begegne man mindestens zwei<br />

verschiedenen Erinnerungskulturen.<br />

Und auch in Deutschland selbst gebe<br />

es angesichts der vielen Migranten<br />

nicht die Geschichte, sondern viele<br />

Geschichten. Die müsse man sich gegenseitig<br />

erzählen und mit der Frage<br />

verknüpfen: was heißt das für Dich<br />

heute?<br />

Frank Trümper und Martina Weyrauch<br />

13


H. Hamm-Brücher betont, dass für sie Erinnerungsarbeit<br />

immer auch Zukunftsarbeit sei. Junge Menschen<br />

müssten ihre Konsequenzen und ihre Verantwortung<br />

aus den Erinnerungen ihrer Eltern ziehen.<br />

Gleiches gelte für die Gesellschaft im Ganzen. Sowohl<br />

in der Aufarbeitung der NS-Zeit als auch in der<br />

der DDR seien Lücken in der Geschichtserfahrung<br />

entstanden.<br />

Das Fehlen einer Gemeinsamkeit der Erinnerung<br />

an die Schrecken der NS-Zeit sei eines der großen<br />

Versäumnisse im Vereinigungsprozess. Seine Überwindung<br />

bleibt eine der großen Zukunftsaufgaben<br />

unserer Gesellschaft. Die Zukunft der Erinnerung sei<br />

noch offen und es gelte, diese Offenheit gegen zwei<br />

Gefahren zu schützen: gegen die Ritualisierung von<br />

Erinnerung und gegen die stets vorhandene Gefährdung<br />

unserer Demokratie.<br />

Auf die Frage von Beatrice von Weizsäcker an Rabbiner<br />

Kucera, ob es aus seiner Sicht einen richtigen<br />

Weg des Erinnerns gebe, meint dieser: „Am Ende<br />

des Erinnerns muss immer der Schritt zur Tat stehen“.<br />

In Anlehnung an Saul Friedländer von der „Unruhe<br />

des Erinnerns“ merkt Frank Trümper an, diese Unruhe<br />

wirke aus seiner Sicht eher desorientierend. Wir<br />

leben in einer Zeit unterschiedlichster Formen des<br />

Erinnerns. Die Aufgabe bestehe darin, die Gesellschaftsfähigkeit<br />

der Pluralität von Erinnerung immer<br />

wieder neu herzustellen. Dies sei eine Herausforderung,<br />

aber sie „koste nicht den Kopf“.<br />

Mit der Bitte um einer Antwort in einem Satz stellt<br />

Beatrice von Weizsäcker die Schlussfrage an die<br />

Runde: „Woran sollte man sich erinnern, wenn man<br />

heute handelt?“<br />

F. Trümper: an die Erinnerung des Anderen.<br />

M. Weyrauch: daran, dass die guten Taten nicht ewig<br />

wirken, sondern immer wieder neu getan werden<br />

müssen.<br />

M. Hartwich: daran, sich die Geschichten der Anderen<br />

anzuhören.<br />

H. Hamm-Brücher: daran, dass uns die Erinnerung<br />

wachsam macht.<br />

T. Kucera: daran, dass wir unsere Vergesslichkeit<br />

bekämpfen.<br />

Empfang im Lichthof<br />

14


Daten und Fakten der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> e.V.<br />

1985<br />

28.4. München: Erste vorbereitende<br />

Gespräche zur Gründung der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> unter anderem mit<br />

dem Institut für Jüdisch-Christliche<br />

Beziehungen des American Jewish<br />

Congress (AJC) mit dem Ziel, ein Zeichen<br />

zu setzen gegen den Besuch von<br />

Präsident Reagan und Bundeskanzler<br />

Kohl auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg,<br />

wo es auch Gräber von Mitgliedern<br />

der Waffen-SS gibt.<br />

2.5. München: Mehr als 300 Menschen<br />

besuchen die Gräber der<br />

<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />

29.6. New York: Dinner des AJC in<br />

der „Park Synagoge“ zu Ehren der<br />

<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>. Henry Siegmann kündigt<br />

die Gründung einer <strong>Stiftung</strong> an.<br />

1987<br />

22.2. Capitol Hill, Washington: Gründung<br />

der White <strong>Rose</strong> Foundation.<br />

Inge Aicher-Scholl, Hildegard Hamm-<br />

Brücher, Anneliese Knoop-Graf und<br />

Franz J. Müller nehmen den Auftrag<br />

mit, in Deutschland eine <strong>Stiftung</strong> zu<br />

gründen.<br />

30.6. München: Inge Aicher-Scholl,<br />

Heinz Bollinger, Heiner Guter, Hildegard<br />

Hamm-Brücher, Anneliese<br />

Knoop-Graf, Franz J. Müller, Marie-<br />

Luise Schultze-Jahn beschließen die<br />

Gründung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

und deren Satzung.<br />

12.10. Registrierung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> als gemeinnütziger Verein.<br />

Die „Städtegemeinschaft im Zeichen<br />

der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>“ sichert die Basisfinanzierung:<br />

Berlin, Freiburg, Hamburg,<br />

München, Saarbrücken, Stuttgart,<br />

Ulm.<br />

1988<br />

Geschäftstelle in der Genter Straße 13.<br />

23.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Hans Maier: „Christlicher Widerstand<br />

im Dritten Reich“.<br />

16. – 18. 5. München: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> und AJC organisieren eine internationale<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Konferenz in<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität.<br />

12.10. München: Die <strong>Stiftung</strong> setzt<br />

sich dafür ein, dass das im „Risch-<br />

Art“ Wettbewerb ausgezeichnete<br />

Bodendenkmal des Künstlers Robert<br />

Schmidt vor dem Haupteingang der<br />

Universität installiert wird.<br />

Gräfelfing, Wohnort von Kurt Huber,<br />

wird Mitglied der „Städtegemeinschaft<br />

im Zeichen der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>“<br />

21.11. München: Geschwister Scholl<br />

Preis: Grete Weil „Der Brautpreis“<br />

1989<br />

16.2. München: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Peter Steinbach liest<br />

„Erinnerung – Aktives Gedenken – Annäherung<br />

an den Widerstand“.<br />

23. – 24. 2. Wien: Veranstaltung der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> und des Dokumentationszentrums<br />

des österreichischen<br />

Widerstandes: „Frauen und<br />

Widerstand – Sophie Scholl – Käthe<br />

Leichter“.<br />

27. 4. – 1.5. Italien: Konferenz der <strong>Stiftung</strong><br />

im Schulzentrum Portogruaro:<br />

„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und der italienische<br />

Widerstand“; in der Academia in<br />

Venedig folgt die Veranstaltung „Widerstand<br />

gegen den Faschismus aus<br />

italienischer und deutscher Sicht“.<br />

21. – 23.6. Berlin: Konferenz von <strong>Stiftung</strong><br />

und Stadt: „Jugend und Jugendopposition<br />

im Nationalsozialismus“.<br />

1990<br />

21.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Arthur Kaufmann: „Über die<br />

Tapferkeit des Herzens“.<br />

4. – 5.4. Paris: Deutsch-Französische<br />

Tagung: „Résistance und deutscher<br />

Widerstand“ im Goethe Institut.<br />

3. – 4.5. Freiburg: Teile der entstehenden<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung werden<br />

in der Universitätsbibliothek gezeigt.<br />

4.10. USA: Eröffnung der englischen<br />

Version der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

in Buffalo anlässlich der Deutsch-Amerikanischen<br />

Wissenschaftlerkonferenz;<br />

Vorträge an der State University New<br />

York.<br />

1991<br />

19.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Gotthard Jasper: „Schwierigkeiten<br />

und Zumutungen des Widerstandes<br />

in Deutschland“.<br />

25. – 27.2. Hamburg: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Konferenz von <strong>Stiftung</strong> und Universität<br />

mit Teilnehmern und Angehörigen der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> sowie Mitgliedern der<br />

White <strong>Rose</strong> Foundation. Podiumsdiskussionen<br />

„Einig Vaterland –<br />

Harmonisierung der deutschen<br />

Geschichte“ und „Emigration und<br />

Widerstand – Getrennte Welten?“<br />

6. – 28.4. Venedig: Große <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung im Palazzo Pesaro / Museo<br />

Moderno, Tagung in der Academia<br />

15


„Europa und der europäische Widerstand“<br />

mit Mitgliedern des Europa<br />

Parlamentes.<br />

1.6. – 1.10. Rastatt: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

im Freiheitsmuseum.<br />

1.9. – 30.9. Santiago de Chile: <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung und Konferenz im<br />

Goethe Institut; anschließend Tagung<br />

„Diktaturen und Widerstand“ in Banjo<br />

de Curazon.<br />

1.10. – 30.10. Washington: <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellungseröffnung im Goethe<br />

Institut in Zusammenarbeit mit<br />

dem Deutschen Historischen Institut.<br />

1.11. – 30.11. Berlin: Konferenz von<br />

amerikanischen Holocaust-Überlebenden<br />

und <strong>Stiftung</strong> zu „Lehren aus dem<br />

Holocaust”.<br />

16<br />

1992<br />

20.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Hans Mommsen: „Der Deutsche<br />

Widerstand gegen Hitler und die<br />

Wiederherstellung der Grundlagen der<br />

Politik“.<br />

4.3. Berkeley / California: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>-<br />

Ausstellung und Podiumsgespräche.<br />

10.10. München: Demonstration mit<br />

Namensträgerschulen gegen Rassismus<br />

und Ausländerfeindlichkeit.<br />

1993<br />

1. – 11.2. München: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung im Rathaus.<br />

15.2. München: Bundespräsident<br />

Richard von Weizsäcker spricht anlässlich<br />

des 50. Jahrestages der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> im Auditorium Maximum der<br />

Universität.<br />

18.2. Ulm: Gedächtnisfeier im Rathaus:<br />

Otl Aichers Büsten von Hans<br />

und Sophie Scholl werden enthüllt; Eröffnung<br />

der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />

21. – 22.4. Washington: Teilnahme an<br />

der Eröffnung des Holocaust Museum.<br />

13.7. München: Enthüllung einer von<br />

der <strong>Stiftung</strong> initiierten Gedenktafel im<br />

Justizpalast.<br />

26. – 27.8. Italien: Tagung in Trento mit<br />

der Gruppe „La Rosa Bianca“.<br />

12.10. Saarbrücken: Gedenkfeier für<br />

Willi Graf; Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung.<br />

1994<br />

14.1. New York: Eröffnung der<br />

englisch sprachigen Ausstellung im<br />

Goethe House. <strong>Stiftung</strong> wird beratendes<br />

Mitglied der Jury für den Geschwister<br />

Scholl Preis.<br />

1.2. Jena: Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung in der Universität.<br />

9. – 11.2. Rom: Eröffnung der italienisch<br />

sprachigen Ausstellung im Goethe<br />

Institut.<br />

21.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Joseph Rovan: „Vielfalt und Einheit<br />

des Neins zu Hitler“.<br />

11. – 25.4. Straßburg: Eröffnung der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung, Podiumsdiskussion<br />

zum Thema „Widerstand<br />

gegen den Faschismus und über<br />

Europa heute“.<br />

20.9. – 20.10. Riga: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

im Goethe Institut; „Rigaer<br />

Gespräche“.<br />

13.10. Donauwörth: Anlässlich des<br />

50. Jahrestages der Volksgerichtshof-<br />

Verhandlung gegen Hans Leipelt und<br />

andere Enthüllung einer von der<br />

Bayerischen Justiz angebrachte<br />

Gedenk tafel im Amtsgericht.<br />

25.10. Triest: Ausstellungseröffnung<br />

im Goethe Institut.<br />

1995<br />

29.1. Hamburg-Wilhelmsburg: Gedenkveranstaltung<br />

zum 50. Todestag<br />

von Hans Leipelt und <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung im Bürgerhaus.<br />

22.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Gerda Freise: „Die persönliche<br />

Freiheit des Denkens und Handelns in<br />

Diktatur und Demokratie“.<br />

15.3. Berlin: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung im Foyer des Abgeordnetenhauses.<br />

8.5. Straßburg: Einweihung der „Pont<br />

de la <strong>Rose</strong> Blanche“ zum 50. Jahrestag<br />

des Kriegsendes.<br />

10.6. Toulouse: Ausstellungseröffnung<br />

der französischsprachigen <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung im Musée de la<br />

Résistance in Zusammenarbeit mit<br />

dem Goethe Institut.<br />

3. – 30.11. Trento: Anlässlich „50 Jahre<br />

Befreiung Italiens“ Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung;<br />

Symposium „Erinnerung und Zukunft<br />

der Demokratie“.<br />

15.11. Rotterdam: Eröffnung der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung im Oorlogsmuseum.<br />

1996<br />

28.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Joachim Gauck: „Unterwerfung,<br />

Anpassung, Widerstand – Anmerkungen<br />

zum Leben unter totalitärer<br />

Herrschaft“.


9.3. Rastatt: Kolloquium anlässlich des<br />

75. Geburtstages von Anneliese<br />

Knoop-Graf im Freiheitsmuseum:<br />

„Das Leben für die Freiheit – die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> und ihre Bedeutung für uns“.<br />

1.4. – 30.4. USA: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

in Rochester.<br />

9.5. München: Kulturreferat, Universität<br />

und <strong>Stiftung</strong> feiern in der Universität<br />

den 75. Geburtstag von Sophie<br />

Scholl.<br />

18.7. München: am 75. Geburtstag<br />

von Hans Leipelt wird eine Tafel im<br />

Ehrenhain des Perlacher Forst Friedhofes<br />

angebracht, ein Stein über dem<br />

bisher anonymen Sammelgrab nennt<br />

die Namen der 1942-1945 ermordeten<br />

politischen Häftlinge.<br />

30.9. USA: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung in<br />

der Pacific University Portland.<br />

17.11. Prag: Am „Tag des Studentischen<br />

Widerstandes / Erinnerung an<br />

1939 und 1968“ Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung in der Karls Universität.<br />

1997<br />

7.1. Niederlande: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung im Grafensaal des<br />

Stadthauses Haarlem.<br />

19.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Hildegard Hamm-Brücher: „Das<br />

Vermächtnis der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>, gestern<br />

– heute – morgen“.<br />

24.4. USA: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung in<br />

Harvard und im Concord College.<br />

28.6. München: Konstituierende Sitzung<br />

des Beirates der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Feierliche Eröffnung der DenkStätte<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in der Universität durch<br />

Bundespräsident Roman Herzog,<br />

Oberbürgermeister Christian Ude und<br />

Rektor Andreas Heldrich.<br />

1.8. – 15.8. Buchenwald: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte.<br />

1998<br />

12.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Hans-Jochen Vogel: „Zur Notwendigkeit<br />

des Erinnerns – über den<br />

Umgang mit der jüngeren deutschen<br />

Geschichte“.<br />

24.3. USA: Eröffnung <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung in San Diego.<br />

28.5. München, Universität: Veranstaltung<br />

zu 10 Jahre <strong>Stiftung</strong>; Einweihung<br />

der Grete Weil-Bibliothek.<br />

1999<br />

18.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Klaus von Dohnanyi: „Verantwortung<br />

für die Deutsche Geschichte<br />

– Erinnern und Gedenken in der<br />

2. Generation nach Hitler“.<br />

1.3. Genf: Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung in der Deutschen Schule.<br />

9.9. München: Benefizabend zum<br />

75. Geburtstag von Franz J. Müller im<br />

Alten Rathaus; Aufführung der Oper<br />

„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ von Udo Zimmermann.<br />

30.9. Russland: Eröffnung der<br />

russisch sprachigen <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung in Orenburg.<br />

22.10. Rastatt: Eröffnung der<br />

DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> als Dauerausstellung<br />

im Freiheitsmuseum.<br />

9. – 12.11. Aschaffenburg: <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung im Rathaus.<br />

2000<br />

23.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Rachel Salamander: „Hier<br />

sehen wir das fürchterlichste Verbrechen.<br />

Vom deutschen Widerstand und<br />

der Judenverfolgung“.<br />

19.4. Ulm: Einweihung „Ulmer<br />

DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> – wir wollten<br />

das andere“, im Einsteinhaus der 1946<br />

von Inge Aicher-Scholl gegründeten<br />

vh Ulm.<br />

24.10. Moskau: Eröffnung <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung im Haus der Völkerfreundschaft.<br />

3.11. München: Podiumsdiskussion<br />

„Vom Mut und der Glaubwürdigkeit<br />

der Politik“.<br />

2001<br />

11.1. Brüssel: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />

6.2. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Botschafter a. D. Abi Primor:<br />

„Erinnerung ist das Geheimnis der<br />

Erlösung“.<br />

6.3. Cottbus: Pilot-Veranstaltung<br />

Projekt Ost.<br />

12. / 22.3. Ebersberg: Aktionswoche<br />

„Für friedliches Miteinander gegen<br />

Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“;<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />

5. – 7.4. Italien: Eröffnung der <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung in Reggio Emilia.<br />

15.10. München: „Dank an Grete<br />

Weil“ gemeinsam mit der Literaturhandlung<br />

in der Großen Aula der Universität;<br />

Enthüllung der von Karin Mai<br />

geschaffenen Büste; Senta Berger<br />

liest Texte von Grete Weil.<br />

17


18<br />

2002<br />

21.1. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Ministerpräsident von Baden-<br />

Württemberg Erwin Teufel: „Schreiben<br />

und Leben. Der Umgang mit der<br />

Geschichte des Dritten Reiches und<br />

die Botschaft des Widerstands gegen<br />

Hitler“.<br />

5.12. DenkStätte: Im Rahmen des<br />

Grundschulprojekts Diskussionsrunde<br />

mit Pädagogen und Wissenschaftlern<br />

über mögliche Ziele, Inhalte und Grenzen<br />

der Vermittlung des Widerstandes<br />

gegen den Nationalsozialismus in der<br />

Grundschule heute.<br />

2003<br />

19. – 25.1. Lyon: Projektwoche: Ausstellung<br />

und Diskussionsrunden zu<br />

„Widerstand in Deutschland und<br />

Frank reich“.<br />

30.1. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Bundespräsident Johannes<br />

Rau: „Erinnerung wach halten – um<br />

der Zukunft willen“.<br />

18.2. München, Universität: Veranstaltung<br />

zum 60. Todestag der Geschwister<br />

Scholl und von Christoph Probst<br />

mit Bundestagspräsident Wolfgang<br />

Thierse.<br />

Symposium „Neue Aspekte der<br />

Forschung“.<br />

22.2. Regenstauf bei Regensburg:<br />

Enthüllung der Büste von Sophie<br />

Scholl in der Walhalla.<br />

12.10. Saarbrücken: Gedenkveranstaltungen<br />

zum 60. Todestag von Willi<br />

Graf: im Festsaal des Rathauses und<br />

Verleihung der Ehrenbürgerschaft<br />

posthum.<br />

2004<br />

2.4. Rücktritt von Franz J. Müller als<br />

Vorsitzender. Christof Schmid wird<br />

sein Nachfolger.<br />

München: Matinée zum 80. Geburtstag<br />

von Franz J. Müller. Herausgabe<br />

der Festschrift „Erinnern und Erkennen“.<br />

16.9. Eröffnung der DenkStätte <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Orenburg / Russland.<br />

5.11. Expertengesprächesrunde über<br />

Defizite der zivilen Gesellschaft und<br />

Aufgaben der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> im<br />

Prozess des Erinnerns.<br />

2005<br />

31.1. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Prof. Dr. Andreas Heldrich:<br />

„Erinnerung – Verantwortung –<br />

Zukunft“.<br />

24.2. München: Eröffnung der Hörstation<br />

„Der Widerstand im Kopfhörer.<br />

Eine akustische Erinnerung an die<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“.<br />

2.4. München: Demonstration „Mit<br />

weißen <strong>Rose</strong>n gegen Rechts“ mit<br />

dem Bündnis für Toleranz, Demokratie<br />

und Rechtsstaat.<br />

4. – 6.7. München: Tagung für Grundschullehrer<br />

zu Zielen, Inhalten, Möglichkeiten<br />

und Grenzen der Vermittlung<br />

des Widerstandes gegen den<br />

Nationalsozialismus.<br />

12.10. Danzig: Eröffnung des Ausstellungsprojektes<br />

„Zerreißt den Mantel<br />

der Gleichgültigkeit“.<br />

17.11. Allenstein: Fortsetzung des<br />

Ausstellungsprojektes „Zerreißt den<br />

Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />

2006<br />

13.1. Schloß Kreisau: Fortsetzung des<br />

Ausstellungsprojektes „Zerreißt den<br />

Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />

31.1. <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Gedächtnisvorlesung,<br />

Bischof Dr. Wolfgang Huber:<br />

„Flugblätter der Freiheit. Verantwortliches<br />

Handeln aus christlichen<br />

Wurzeln.“<br />

27.1. Ergoldsbach: Eröffnung der<br />

Ausstellung „Das hätte doch jeder<br />

getan. Die Rettung der 13 Juden von<br />

Ergoldsbach“.<br />

21.2. München: Eröffnung der Sonderausstellung<br />

zu Willi Graf.<br />

7. – 9.3. Krakau: Lehrerbegegnung und<br />

Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

im Rahmen des Ausstellungsprojektes<br />

„Zerreißt den Mantel der<br />

Gleichgültigkeit“.<br />

6.4. – 1.5. Breslau: Fortsetzung des<br />

Ausstellungsprojektes „Zerreißt den<br />

Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />

8.5. Majdanek / Lublin: Eröffnung der<br />

Ausstellung im Rahmen des Projektes<br />

„Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />

14.9. Einweihung der Wort-Installation<br />

im Eingangsbereich der DenkStätte.<br />

24. – 27.10. Warschau: Eröffnung der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung, Treffen junger<br />

deutscher und polnischer Journalisten<br />

im Rahmen des Projektes „Zerreißt<br />

den Mantel der Gleichgültigkeit“.<br />

20.11. München: Eröffnung der<br />

Sonderausstellung zu Prof. Kurt<br />

Huber.


Stimmen zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>*<br />

Klaus von Dohnanyi<br />

Für eine gerechte Sache aufzustehen<br />

und stehen zu bleiben ist der Quell<br />

allen humanen Fortschritts. Da gibt<br />

es zwischen Zeiten der Tyrannei und<br />

Zeiten demokratischer Freiheit nur<br />

den einen Unterschied: In Zeiten der<br />

Freiheit geht es dann nicht um Leben<br />

oder Tod. „Zivilcourage“ nennen wir<br />

deswegen heute was „Widerstand“<br />

in den Jahren totalitärer Repression<br />

genannt wurde. Zivilcourage bedeutet<br />

die Bereitschaft, jenes Risiko aufzunehmen,<br />

das mit dem Widerspruch<br />

gegen den Druck der öffentlichen<br />

Meinung oder auch einer betrieblichen<br />

oder parteipolitischen Hierarchie verbunden<br />

sein kann. Der Widerstand<br />

gegen den Naziterror ist hier nur insofern<br />

Vorbild, als wir Heutigen erinnern<br />

müssen, wie viel größer, ja wie ganz<br />

anders das Risiko damals war.<br />

Wladyslaw Bartoszewski und<br />

Hildegard Hamm-Brücher<br />

Arno Gruen<br />

Sophie und Hans Scholl waren Menschen,<br />

die aus ihrem Herzen heraus<br />

das Menschsein zum Kern ihres Seins<br />

machten. Sie kämpften gegen jene,<br />

die das Ungeheure erdachten und<br />

damit das Vertrauen von Mensch zu<br />

Mensch zerstörten. Heute, in einer<br />

Welt, in der die Jagd nach Ruhm und<br />

der globalisierte Hass zum Ersatz für<br />

wahre menschliche Beziehung geworden<br />

ist, sind wir mehr denn je gefragt,<br />

das Vertrauen der Geschwister Scholl<br />

in das Menschsein aufrecht zu erhalten.<br />

Es geht darum, für wirkliche Bedürfnisse<br />

der Menschen zu kämpfen,<br />

Elend, Armut und die Ausgrenzung<br />

und Entwürdigung ganzer Bevölkerungsgruppen<br />

zu unterbinden. Franz<br />

Müller verkörpert und hält aufrecht in<br />

seinem ganzen Wesen diese Version<br />

des Menschseins.<br />

Hildegard Hamm-Brücher<br />

Als wir im Mai 1985 – anlässlich der<br />

40. Wiederkehr des Kriegsendes und<br />

der Nazi-Tyrannei – eine <strong>Stiftung</strong> gründen<br />

wollten, die dem Andenken des<br />

studentischen Widerstands gewidmet<br />

werden sollte, war zu befürchten,<br />

dass es für ein lebendiges Andenken<br />

bereits zu spät sei. Dass man nicht<br />

viel mehr tun könne, als Gedenktage<br />

zu veranstalten und uns an Treffen<br />

von Vereinigungen mit ähnlichen<br />

Zielsetzungen zu beteiligen. Seither<br />

hat die <strong>Stiftung</strong> zwar auch diese Tätigkeiten<br />

wahrgenommen, aber es ist<br />

ihr viel mehr gelungen als repräsentatives<br />

Gedenken. Sie hat mit ihren<br />

Aktivitäten und Persönlichkeiten, mit<br />

ihren Initiativen und Interventionen,<br />

mit ihren Begegnungen mit jungen<br />

Menschen und last not least mit ihrer<br />

Ausstellung einen festen, dauerhaften<br />

und vor allem lebendigen Platz in unserer<br />

deutschen „Erinnerungskultur“<br />

errungen. Dass dies gelang, ist in besonderer<br />

Weise dem langjährigen Vorsitzenden<br />

Franz J. Müller zu verdanken.<br />

Ich denke, dass wir diesen Dank<br />

am besten und nachdrücklichsten zum<br />

Ausdruck bringen können, indem wir<br />

unser Engagement im Geiste des<br />

Vermächtnisses der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> fortführen<br />

und lebendig halten.<br />

19


20<br />

Charlotte Knobloch<br />

Mit dem Widerstand ist das so eine Sache. Widerstand<br />

ist erst im Nachhinein möglich, wird erst zu<br />

spät geduldet. Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> geht mir unter die<br />

Haut, weil sie dieses Gesetz bestätigt. Wer Widerstand<br />

leistet, ist nicht beliebt. Im Gegenteil. Wer<br />

Widerstand leistet, bringt Sand ins Getriebe, stört,<br />

ist verdächtig, ein Querulant. Besonders schlimm ist<br />

es den tapferen Widerstandskämpfern der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> ergangen. Sie haben für ihren Widerstand mit<br />

dem Leben bezahlt. Das erschüttert mich bis auf den<br />

heutigen Tag. Doch zugleich erfüllt mich die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> mit Bewunderung. Sie gibt mir Kraft. Meine<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ist ein Vorbild.<br />

Jutta Limbach<br />

Unser Begriff vom Widerstand wird weiterhin von<br />

dem Staatsstreich des 20. Juli 1944 geprägt. Die<br />

Rechtmäßigkeit der Gegenwehr wird häufig davon<br />

abhängig gemacht, ob diese geeignet war, das Unrechtsregime<br />

zu erschüttern. Antigone, unser literarisches<br />

Sinnbild des Widerstands, setzte nur ein<br />

moralisches Zeichen, als sie entgegen dem Verbot<br />

des Despoten ihren Bruder begrub. Widerstand ist<br />

nicht nur eine Sache derjenigen, die den Hebel der<br />

Macht zu bedienen und Gegengewalt zu üben vermögen.<br />

Gerade unter einer menschenverachtenden<br />

Herrschaft kommt es auf das Aufbegehren jedes einzelnen<br />

Menschen an.<br />

Edmund Stoiber<br />

In den 50er Jahren, in Gesprächen mit meinem<br />

Vater über die Frage, wie konnte denn Hitler an die<br />

Macht kommen, bin ich erstmals mit dem Begriff<br />

und den Umständen des Widerstands gegen Hitler<br />

und die Nationalsozialisten in Berührung gekommen.<br />

Der Mut dieser Menschen, ihre Zivilcourage und<br />

ihre Weitsicht haben mich nachhaltig beeindruckt.<br />

Eine Weitsicht, wie sie auch im letzten Flugblatt der<br />

<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> vom 18. Februar 1943 zum Ausdruck<br />

kommt, in dem von einem neuen geistigen Europa<br />

die Rede ist, das nach der NS-Diktatur aufgerichtet<br />

werden muss. Aus dem Vorbild der Frauen und<br />

Männer des 20. Juli, besonders der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>,<br />

des Kreisauer Kreises, der Christen, der Sozialdemokraten,<br />

der Konservativen, die unter Gefahr des eigenen<br />

Lebens Widerstand geleistet haben, leite ich für<br />

mich heute ab: Einsatz für eine wertgebundene und<br />

abwehrbereite Demokratie, Einsatz für ein wertorientiertes<br />

Europa, das sich seiner geistigen Grundlagen<br />

bewusst ist und bewusst bleibt.<br />

Erwin Teufel<br />

Die erste bewusste Begegnung mit der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> verdanke ich meiner Mutter: Anfang der fünfziger<br />

Jahre schenkte sie mir das Buch „Die weiße<br />

<strong>Rose</strong>“ von Inge Scholl.<br />

Ich habe das Bändchen verschlungen und kannte<br />

viele Passagen der Flugblätter bald auswendig. Später<br />

erhielt ich ein Buch mit Abschiedsbriefen und Aufzeichnungen<br />

von Widerstandskämpfern, die mich tief<br />

beeindruckt und bewegt haben. Die Lektüre dieser<br />

Bücher hat mich für mein weiteres Leben sehr stark<br />

geprägt. Ich habe aus ihnen gelernt, dass Freiheit<br />

und Demokratie keine Selbstverständlichkeiten sind,<br />

sondern täglich neu erarbeitet werden müssen. Auf


diese Weise hat die Beschäftigung mit der Geschichte<br />

der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> maßgeblich dazu beigetragen,<br />

dass ich den Weg in die Politik eingeschlagen habe.<br />

Wolfgang Thierse<br />

Widerstand – das heißt für mich „Gesicht zeigen“<br />

– Handeln aus Überzeugung – Werte, in meiner<br />

Vorstellung demokratische Werte, verteidigen, sich<br />

nicht anpassen, auch wenn der Preis, den man zu<br />

zahlen hat, existenziell sein kann, so wie bei den<br />

Mitgliedern der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> oder den Männern des<br />

20. Juli. Widerstand bedeutet dabei, auch eigene<br />

Ängste zu überwinden. Das ist auch heute noch so,<br />

selbst wenn wir in einer gefestigten Demokratie und<br />

damit in einer ungleich besseren Situation leben.<br />

Aber auch heute gilt: Nicht zuschauen, Kopf schütteln<br />

und klagen. Ob Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit,<br />

Gewalt an Schulen, latente Bedrohung<br />

durch Terroristen, immer wieder braucht es unseren<br />

Widerspruch und Widerstand. Nur so können wir<br />

erfolgreich den Feinden der Demokratie, die es ja<br />

nach wie vor gibt, wirksam entgegentreten. Das ist<br />

anstrengend, gewiss. Aber das Erbe derer, die ihren<br />

aufrechten Gang, die ihren Widerstand mit dem Leben<br />

bezahlt haben, verpflichtet uns hierzu.<br />

Michael Verhoeven<br />

Die Begegnung mit den Familien, den Freunden,<br />

denen, die mit ihnen gelebt haben, sie geliebt haben,<br />

hat für mich unschätzbaren Wert. Die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> nimmt in meinem Film Gestalt an, die nicht<br />

so kontrovers ist, wie sie vielleicht sein sollte, da es<br />

um Menschen geht, die wirklich gelebt haben. Auch<br />

die Mitteilung der engsten Vertrauten ist subjektiv.<br />

Meine eigene Wahrnehmung kann ohnehin nicht objektiv<br />

sein. Denen, die mir geholfen haben, mich der<br />

<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> anzunähern, bin ich dankbar, einigen in<br />

bleibender Freundschaft verbunden. Ich danke Franz<br />

Josef Müller, Anneliese Knoop-Graf. Ich danke<br />

Manuel Aicher. Ich danke Clara Huber, Birgit Weiß-<br />

Huber, Wolfgang Huber. Ich danke Michael Probst,<br />

Hertha Siebler-Probst. Ich danke Erich und Herta<br />

Schmorell. Ich danke Inge Aicher-Scholl und Otl<br />

Aicher, Elisabeth Hartnagel-Scholl und Fritz Hartnagel.<br />

Ich danke Hans und Susanne Hirzel, Heiner Guter,<br />

Britta Müller-Baltschun, Hildegard Hamm-Brücher,<br />

Karin Friedrich, Hubert Furtwängler und Marguerite<br />

Furtwängler-Knittel, George Jürgen<br />

Wittenstein, Heinz Bollinger, Falk Harnack, Traute<br />

Lafrenz, Gisela Schertling, Mathilde Baez-Graf,<br />

Thorsten Müller, Katharina Schüddekopf, Nikolaj<br />

Hamazaspian, Lilo Fürst-Ramdohr und Wulfried Muth.<br />

Hans-Jochen Vogel<br />

Meine erste Berührung mit der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> liegt<br />

weit zurück. Ich habe nämlich im Frühjahr 1943 ein<br />

paar Wochen an der Münchner Universität studiert.<br />

Als ich im April dort hinkam, waren seit der Hinrichtung<br />

von Hans und Sophie Scholl knapp acht Wochen<br />

vergangen. Unter uns Studenten wurde über das,<br />

was da geschehen war, immer wieder gesprochen.<br />

Aber mit der Vorsicht und Zurückhaltung, die damals<br />

geboten erschien. Und der Gedanke, man könne, ja<br />

man müsse dem eigenen Staat sogar im Krieg<br />

Widerstand leisten, war den meisten von uns und<br />

auch mir fremd. Dafür hatte uns die Agitation des<br />

damaligen Regimes noch zu fest im Griff.<br />

21


22<br />

Christian Ude<br />

Als Schüler fand ich heraus, dass die Geschwister<br />

Scholl in der Schwabinger Nachbarschaft gewohnt<br />

hatten. An der Universität, in der sie die Flugblätter<br />

im Lichthof verteilten, kam ich genauso oft mit der<br />

Trambahn vorbei wie am Justizpalast, in dem sie<br />

zum Tode verurteilt worden waren. Das machte mir<br />

klar: Nationalsozialismus und Widerstand spielten<br />

sich nicht in einer fernen Welt ab, sondern hier,<br />

mitten in unserer Umgebung. Den Mut der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong>, im Angesicht drohender Gestapo-Folter und<br />

Todesurteile Widerstand zu leisten, hätte ich nie.<br />

Umso wichtiger wurde es mir, sich rechtzeitig für<br />

Demokratie und Rechtsstaat, gegen Intoleranz,<br />

Rassenwahn, rechte Gewalt und demokratiefeindliche<br />

Bestrebungen zu engagieren, in einer Zeit, in<br />

der dies kein unzumutbares Risiko darstellt. Das ist<br />

in meinen Augen das wichtigste Vermächtnis der<br />

<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />

Richard von Weizsäcker<br />

Jede Generation steht zu ihrer eigenen Zeit vor neuen<br />

Herausforderungen der Freiheit. Unvergleichbar<br />

untereinander sind dabei die Ansprüche an den Mut,<br />

das Geheimnis der Freiheit. Aber auf Anteilnahme<br />

drängen sie alle. Als Unterdrückung im Lande<br />

herrschte, verteilten die todesmutigen Mitglieder der<br />

<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> ihren Aufruf: „Zerreisst den Mantel<br />

der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt<br />

habt. Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist.“ In ihren<br />

Flugblättern war nicht von bestimmten Staatsformen<br />

die Rede, sondern von der Notwendigkeit eines<br />

ethischen Verhaltens der Beteiligung an jedem Gemeinwesen.<br />

Heute ist es nicht anders. In der Freiheit<br />

zu bestehen, ist für uns im neuen Jahrhundert keine<br />

Frage auf Leben und Tod, aber die entscheidende<br />

Herausforderung an unsere zukünftige Zivilisation<br />

und an die Courage der jungen Generation.<br />

* Auszüge aus „Erinnern und Erkennen“, Festschrift<br />

für Franz J. Müller, 2004<br />

Rabbiner Tom Kucera im Gespräch mit Hildegard Hamm-Brücher und Martina<br />

Weyrauch


5 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in Südafrika<br />

<strong>2007</strong><br />

Auf Initiative von Dr. Werner<br />

Rechmann, Direktor der Friedrich-<br />

Ebert-<strong>Stiftung</strong> in Südafrika und<br />

Vorstandsmitglied der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> e.V., wurde die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung acht Monate lang in<br />

verschiedenen Städten Südafrikas<br />

präsentiert. Das Projekt wurde von<br />

der Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> mit<br />

Unterstützung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> e.V. finanziert.<br />

Die Ausstellung zur Geschichte der<br />

<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> wurde in englischer<br />

Sprache im Goethe-Institut, Johannesburg<br />

(27.3. – 20.4.07), im Holocaust-<br />

Center in Kapstadt (26.4. – 10.5.),<br />

in der Deutschen Schule in Pretoria<br />

(18.5. – 31.5.), im Robban Island Museum<br />

in Kapstadt (15.6. – 8.7.), im<br />

Apartheidmuseum in Johannesburg<br />

(24.7. – 30.8.) und in Constitution Hill,<br />

Johannesburg (8.11. – 9.12.) gezeigt.<br />

Ein umfangreiches Rahmenprogramm<br />

war bestimmt durch die Vortragsreisen<br />

von Dr. h.c. Anneliese Knoop-Graf<br />

(25.3. – 1.4.) und Franz J. Müller und<br />

Britta Müller-Baltschun (22.4. – 7.5.)<br />

und durch die Premiere von „Sophie<br />

Scholl – Die letzten Tage“ im <strong>Rose</strong>bank<br />

Cinema, Johannesburg am 25.5.<br />

Das Ziel hatte Dr. Werner Rechmann<br />

als Veranstalter so definiert:<br />

Die Geschichte Südafrikas zu Zeiten<br />

der Apartheid weist viele Gemeinsamkeiten<br />

mit der deutschen Geschichte<br />

während des Nationalsozialismus<br />

auf. Eine Vielzahl von Parallelen gibt<br />

es insbesondere hinsichtlich der rassistisch<br />

motivierten Verfolgung der<br />

farbigen und schwarzen Bevölkerung<br />

in Südafrika und vor allem von Juden<br />

in Deutschland. Sowohl in Südafrika<br />

als auch in Deutschland gab es jedoch<br />

einzelne Personen und Gruppen, die<br />

gegen diese totalitären und autoritären<br />

Herrschaftsformen Widerstand<br />

leisteten.<br />

Diese Parallelen aufzuzeigen, war<br />

eines der zentralen Anliegen der<br />

Ausstellung über die studentische<br />

Widerstandsbewegung <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>,<br />

die von März bis Dezember <strong>2007</strong> in<br />

Südafrika gezeigt wurde. Vor allem<br />

Jugendlichen mit verschiedenstem sozialen<br />

Hintergrund, aber auch Erwachsenen<br />

sollte damit deutlich gemacht<br />

werden, wie wichtig es ist, frühzeitig<br />

gegen jegliche Art von Diskriminierung<br />

und Rassismus aufzustehen und<br />

Widerstand gegen eine solche Politik<br />

zu leisten. Die Zeitzeugenberichte von<br />

Anneliese Knoop-Graf und Franz J.<br />

Müller ergänzten die Ausstellung über<br />

die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />

Als Fazit konstatierte der Veranstalter:<br />

„Die Bevölkerung in Südafrika konnte<br />

über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> sowie die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. und deren Aktivitäten<br />

informiert werden. In allen<br />

Diskussionen wurden die Parallelen<br />

zwischen Südafrika zu Zeiten der<br />

Apartheid und Deutschland unter<br />

dem Nazi-Regime sichtbar. Den Jugendlichen<br />

wurde deutlich gemacht,<br />

dass es richtig und wichtig ist, in<br />

bestimmten Situationen für seine Einstellung<br />

gegen die ‚übliche‘ Meinung<br />

zu kämpfen.“<br />

Anneliese Knoop-Graf hatte die Ausstellung<br />

und damit das Projekt am<br />

Abend des 28.3. im Goethe-Institut<br />

in Johannesburg eröffnet. Anschließend<br />

hatte der Gründer der südafrikanischen<br />

Studentenorganisation,<br />

die am Jugendaufstand von Soweto<br />

1976 beteiligt war, Zwelinzima Sizani,<br />

gesprochen. Unter den achtzig Gästen<br />

befanden sich unter anderem<br />

der Botschafter der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Herr Harro Adt, sowie<br />

der Direktor der Deutschen Schule<br />

Pretoria, Herr Helmut Kühnle. Einige<br />

Schüler, deren besonderes Interesse<br />

an der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> durch den Vortrag<br />

von Frau Knoop-Graf am Morgen<br />

entfacht wurde, erschienen abends<br />

ebenso wie eine Reihe von Lehrern<br />

der Deutschen Schulen in Pretoria und<br />

Johannesburg. Auch einige Mitglieder<br />

der jüdischen Gemeinde Südafrikas<br />

sowie Südafrikaner und Deutsche mit<br />

Interesse an deutscher Geschichte<br />

waren unter den Besuchern.<br />

Fragen, die Schüler der Abschlussklassen<br />

der Deutschen Schule in Pretoria<br />

an Anneliese Knoop-Graf richteten,<br />

lauteten:<br />

Woher stammte der Name<br />

„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“?<br />

Warum reagierte das Volk nicht auf die<br />

Flugblätter?<br />

Wie war es im Gefängnis? Gab es Folter<br />

oder wurden Sie gequält?<br />

Was halten / hielten Sie von den Mitläufern<br />

des Nazi-Regimes?<br />

Wie wurde das Thema nach 1945 aufgearbeitet?<br />

Wie konnte man danach<br />

auf Menschen zugehen, nicht wissend,<br />

welche Rolle Sie vorher eingenommen<br />

hatten?<br />

Wie ist Ihr Kontakt zu Familie Probst?<br />

Haben Sie Kontakt zu Willi Graf Schulen<br />

in Deutschland?<br />

Gab es „Führer“ in der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>?<br />

Wie kam es, dass die Geschwister<br />

Scholl sich entschieden haben, die<br />

Hitlerjugend zu verlassen, in der sie<br />

führende Positionen einnahmen?<br />

23


Wie haben Sie den Tod ihres Bruders<br />

verarbeitet?<br />

Wie ist ihre Einstellung zur Kirche<br />

heute?<br />

Wie gestaltete sich der Kontakt von<br />

Willi nach seiner Festnahme zur Familie?<br />

In einer Doktorarbeit wurde behauptet,<br />

die Geschwister Scholl ständen<br />

während der Flugblattaktion unter<br />

Drogen und hätten sich deshalb so<br />

widerstandslos festnehmen lassen.<br />

Stimmt aus ihrer Sicht die Aussage<br />

„Wir haben von der Judenverfolgung<br />

ja nichts gewusst“?<br />

Wie fanden Sie die Sprache der Flugblätter?<br />

Konnte man damit die Massen<br />

erreichen?<br />

Wie wahrheitsgetreu ist der Sophie<br />

Scholl-Film?<br />

Waren Ihre Eltern beim Gerichtsprozess<br />

von Willi dabei?<br />

Wie sah das Studentenleben in der<br />

Nazizeit aus? Inwieweit griff die Nazi-<br />

Ideologie ins Studium?<br />

Wie frei war die Schule von der Nazi-<br />

Ideologie?<br />

Willi schloss sich erst 1942 der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> an. Warum so spät?<br />

Können Sie einige Charakteristika der<br />

Mitglieder der Gruppe benennen?<br />

Können Sie etwas zum Abwurf des 6.<br />

Flugblattes über Deutschland sagen?<br />

Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> wird heute für vieles<br />

vereinnahmt. Wie stehen Sie dazu?<br />

Hatten Sie Kontakt zu Dietrich<br />

Bonhoeffer?<br />

Hielten Sie auch Vorträge in der DDR?<br />

Britta Müller-Baltschun und Franz J. Müller in Südafrika<br />

24<br />

Wie reagieren Sie heute, wenn Sie<br />

über Neonazis in Deutschland hören?<br />

War ihr Bruder aus Ihrer Sicht ein Märtyrer?<br />

Haben Sie einen Tipp für Lehrer, wie<br />

man Neonazis oder Jugendlichen mit<br />

Rechtsextremer Einstellung begegnet?<br />

Was nehmen Sie aus ihrem Südafrikaaufenthalt<br />

nach Deutschland mit?<br />

Sind die Fragen hier anders als in<br />

Deutschland?<br />

Am 26.4. eröffnete der Deutsche Botschafter<br />

die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

im Holocaust Center in Kapstadt. Die<br />

Rede hielt Franz J. Müller. Von den<br />

zahlreichen Gästen suchten besonders<br />

Überlebende des Holocaust das<br />

Gespräch mit ihm. In aktiver Begleitung<br />

seiner Ehefrau Britta Müller-<br />

Baltschun führte Franz J. Müller bis<br />

zum 6. Mai <strong>2007</strong> Gespräche und<br />

Diskussionen mit Schülern und Studenten<br />

und Fachleuten aus dem<br />

Bereich Friedensarbeit und Wiedergutmachung.<br />

(Stellenbosch Universität,<br />

Elkanah Christian High School, Deutsche<br />

Schule Kapstadt, Sithembele<br />

High Scholl im Township Nyanga, New<br />

Eisleben High School im Township<br />

Gugulethu, Abiturklassen der<br />

jüdischen Herzlia Schule, Wynberg<br />

Boys High School, Haus von Baba<br />

Zide).<br />

Nach der Südafrika-Premiere des<br />

Kino films „Sophie Scholl – Die letzten<br />

Tage“ beantworteten Franz J. Müller<br />

und der amerikanische Historiker Jud<br />

Newborn, der auch sein neues Buch<br />

„Sophie Scholl and the White <strong>Rose</strong>“<br />

vorstellte, Fragen aus dem Publikum.


6 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in Polen und Osteuropa<br />

Zum Abschluß des großen deutsch-polnischen<br />

Verständigungsprojekts „Zerreißt den Mantel der<br />

Gleichgültigkeit“ 2005 / 2006 suchte der Beauftragte<br />

der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. für Osteuropa,<br />

Winfrid Vogel, einen geeigneten Ort für die dauerhafte<br />

Präsentation der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

in polnischer Sprache. Im Edith-Stein-Haus in<br />

Wroclaw / Breslau fand er thematisch und räumlich<br />

die ideale Ausstellungsfläche. Sie wurde mit<br />

Mitteln der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. renoviert und<br />

ist seit dem 22.11.<strong>2007</strong> für die interessierte Öffentlichkeit<br />

zugänglich.<br />

Das nach wie vor große Interesse russischer Städte,<br />

gefördert durch Kontakte und Aktivitäten unseres<br />

russischen Partners Eurasia, Orenburg und eine<br />

stets umfangreiche Berichterstattung in regionalen<br />

Medien und im überregionalen Fernsehen aus Moskau<br />

sowie die finanzielle Unterstützung des Deutschen<br />

Bundeswehr Verbandes e.V. machten auch<br />

<strong>2007</strong> Ausstellungen und Begleitprogramme möglich.<br />

Um die Jahreswende 2006 / <strong>2007</strong> ergab sich so<br />

eine Troika an bedeutenden sibirischen Ausstellungsorten.<br />

Ihre für russische Verhältnisse günstige<br />

geographische Lage zueinander erlaubte es, eine<br />

geschlossene Tournee zu organisieren: Omsk (Oktober<br />

/ November 2006), Novosibirsk / Akademgorodok<br />

(Dezember 2006 / Januar <strong>2007</strong>) und Tomsk (Februar /<br />

März <strong>2007</strong>).<br />

Die Unterstützung des in Novosibirsk residierenden<br />

Deutschen Generalkonsulats erleichterte die Planung.<br />

Die abseits der Transsib etwas im Schatten ihrer<br />

„großen Schwestern“ liegende schon 1604 gegründete<br />

Stadt von 600 000 Einwohnern ist die älteste<br />

Universitätsstadt Sibiriens. Mit 4 Universitäten, zahlreichen<br />

Bildungseinrichtungen und einem Deutsch-<br />

Russischen Zentrum für die in Stadt und Region<br />

lebenden zahlreichen Russlanddeutschen ist Tomsk<br />

– städtebaulich eine bürgerlichen Idylle – ein idealer<br />

Ausstellungsort. Die Begegnung von Präsident Putin<br />

mit Frau Bundeskanzlerin Merkel 2006 in Tomsk im<br />

Deutsch-Russischen Kulturzentrum hatte das Interesse<br />

an der Ausstellung begünstigt.<br />

Die Partnerschaften der lokalen Universitäten mit<br />

deutschen Bildungsstätten und der in Gang kommende<br />

Deutsch-Russische Jugendaustausch schufen<br />

ein günstiges Klima unserer Gespräche und Diskussionen<br />

im Begleitprogramm.<br />

Ulrich Chaussy, Winfrid Vogel und Alexander Held<br />

25


Die im Juni in Ulan Ude (Republik<br />

Burjatien) vom russischen Deutschlehrerverband<br />

organisierte einwöchige<br />

Konferenz für Deutschlehrer in Mittel-<br />

und Ostasien führte Dozenten aus<br />

allen Ländern Asiens zusammen. Da<br />

ich mit Unterstützung der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft dort als Referent<br />

auftrat, bestand auch Gelegenheit<br />

zu einem Referat über die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong>.<br />

Der deutsche Generalkonsul Michael<br />

Cantzler aus Novosibirsk nahm an<br />

der Konferenz teil und machte eine<br />

Bücher spende deutscher Literatur für<br />

die Stadtbibliothek (Ausstellung der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung 2003). Ich<br />

nutzte diese Gelegenheit, Literatur<br />

über den Widerstand gegen das NS-<br />

Regime und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> einzubringen.<br />

Anlässlich des 90. Geburtstages von<br />

Alexander Schmorell fand in Orenburg<br />

mit Unterstützung der Deutschen<br />

Botschaft Moskau eine einwöchige<br />

deutsch-russische Kulturwoche statt.<br />

(13.9. – 20.9.)<br />

Eine stattliche Delegation aus<br />

Deutschland, zu der Ulrich Chaussy,<br />

Alexander Held, bekannt aus dem<br />

Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“,<br />

Zeitzeuge Nikolaj Hamazaspian und<br />

26<br />

Tatiana Lukina von MIR e.V., München<br />

zählten, unterstrichen die Bedeutung<br />

dieses Ereignisses. Neben Festlichkeiten<br />

wie Konzerten und einem<br />

Festgottesdienst in der Kathedrale, gestaltet<br />

vom Erzbischof für Berlin und<br />

Deutschland, Marks, bestritt die deutsche<br />

Delegation zahlreiche Vortrags-<br />

und Diskussionsveranstaltungen.<br />

Themen waren der Widerstand in<br />

Deutschland, die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>, die<br />

Persönlichkeit Alexander Schmorells,<br />

dessen Heiligsprechung durch die<br />

orthodoxe Kirche in Angriff genommen<br />

ist, Zivilcourage und aktuelle<br />

politische Ereignisse.<br />

Die tägliche Berichterstattung regional<br />

und überregional war genauso<br />

vorbildlich wie die Organisation und<br />

Betreuung durch Eurasia und ihre Persönlichkeiten<br />

Oberbürgermeister a.D.<br />

Donkowtzew und Dr. Chramow. Der<br />

Besuch der Dauerausstellung <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> in der Pädagogischen Universität<br />

war Teil des Programms.<br />

Es ist beabsichtigt, die Russland-<br />

Version der Ausstellung 2008 in<br />

Jekaterin burg, Moskau oder Kaliningrad<br />

und Krasnojarsk zu zeigen.<br />

Sollten sich die politischen Schwierigkeiten<br />

in Weißrußland beseitigen<br />

lassen, hat Minsk Vorrang.


Polen<br />

Nach dem vorläufigen Abschluss der<br />

Polentournee gelang es, mit erheblichem<br />

Finanzaufwand der <strong>Stiftung</strong><br />

und des Auswärtigen Amtes, Kellerräume<br />

im Edith-Stein-Haus in Wroclaw<br />

zu einer DenkStätte umzubauen.<br />

Wegen der in Polen herrschenden<br />

politischen Verhältnisse war die Bereitschaft<br />

der Edith-Stein-<strong>Stiftung</strong> und des<br />

Hauses keine Selbstverständlichkeit.<br />

Den Herren Dr. Hoiny und Direktor<br />

Ptak und ihren Mitarbeitern gebührt<br />

hierfür Dank und Anerkennung.<br />

Das Edith-Stein-Haus betreibt Jugendarbeit<br />

für Deutsche und Polen, ist<br />

Stätte von Bildung und Begegnung,<br />

besitzt ein außerordentlich engagiertes<br />

Team und ist ein idealer Ort für die<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />

Die Ausstellung wurde am 22. November<br />

durch mich eröffnet. Die Verträge<br />

der <strong>Stiftung</strong>en sehen ein Ausleihen<br />

der Ausstellungstafeln für interessierte<br />

polnische Städte vor, analog zur<br />

Verfahrensweise in Russland.<br />

Auch Vorträge im Seminarprogramm<br />

und eine engere Zusammenarbeit<br />

sind möglich.<br />

Winfrid Vogel<br />

27


Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>-Ausstellung im Edith-Stein-Haus in<br />

Wroclaw / Breslau<br />

28


7 Leipzig<br />

7a Projekt Zivilcourage in der<br />

Schule<br />

Vom 26.2. bis 2.3.<strong>2007</strong> trafen sich<br />

auf Einladung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

e.V. in Leipzig Lehrerinnen<br />

und Lehrer aus den Landkreisen<br />

München und Leipzig mit Lehrerinnen<br />

und Lehrern aus verschiedenen<br />

Städten Polens zu einem<br />

Erfahrungsaustausch zum Thema<br />

„Zivilcourage in der Schule“. Das<br />

Treffen fand in Kooperation mit<br />

der Bayerischen Landeszentrale für<br />

politische Bildungsarbeit und dem<br />

Landkreis München statt.<br />

Die Veranstaltung wurde von Dr.<br />

Thomas von Freyberg vom Institut<br />

für Sozialforschung an der Universität<br />

Frankfurt / Main moderiert. Die Ko-<br />

Moderation hatten Alfred Bergmiller,<br />

Konrektor an der Hauptschule an der<br />

Cincinattistraße in München und Dr.<br />

Christof Schmid übernommen. Alfred<br />

Bergmiller war wesentlich in die Vorbereitung<br />

des Projekts involviert. Als<br />

zusätzliche Referenten waren Basil<br />

Kerski, Chefredakteur der deutsch-<br />

polnischen Zeitschrift DIALOG und<br />

Miro Jennerjahn vom Netzwerk für<br />

Demokratische Kultur in Wurzen,<br />

Sachsen, eingeladen.<br />

Wir drucken im Folgenden wesentliche<br />

Passagen aus dem von Dr. von<br />

Freyberg verfassten „Kommentierten<br />

Protokoll“ der Veranstaltung.<br />

„Was mir auffällt schon am ersten<br />

Abend: Da gibt es nicht die Münchener,<br />

nicht die westdeutschen<br />

Lehrer, auch nicht die Leipziger, nicht<br />

die ostdeutschen Lehrer; und auch<br />

die Kollegen aus Polen sind keine<br />

Gruppe für sich. Die wenigsten der<br />

Teilnehmer kennen sich – aber es gibt<br />

viele kleine Querverbindungen aus<br />

früheren gemeinsamen Arbeitszusammenhängen;<br />

sei es über Schulpartnerschaften,<br />

sei es über zurückliegende<br />

gemeinsame Veranstaltungen. Ich<br />

weiß, dass diese Teilnehmergruppe<br />

extrem inhomogen zusammengesetzt<br />

ist – Lehrer und Lehrerinnen aus recht<br />

verschiedenen Altersgruppen, aus<br />

den unterschiedlichsten Schultypen<br />

und aus zwei, wenn nicht gar drei<br />

Schulsystemen. Und doch habe ich<br />

den Eindruck – und der wird sich im<br />

Laufe der folgenden Tage verstärken,<br />

dass es hier ein starkes gemeinsames<br />

Band gibt. Ich vermute zunächst, dass<br />

die Auswahl der Teilnehmer dieses<br />

‚Band‘ hergestellt hat: Wer spricht<br />

wen an, wer fühlt sich vom Thema der<br />

Tagung angesprochen, wer bringt die<br />

Neugier auf eine so ungewöhnlich zusammengesetzte<br />

Gruppe mit. Später<br />

wird mir ein weiterer wichtiger Aspekt<br />

dieses ‚Bandes‘ immer deutlicher. Alle<br />

Teilnehmer lieben ihren Beruf, sind<br />

engagierte Lehrerinnen oder Lehrer<br />

– und sie ‚leiden‘, wenn die Arbeitsbedingungen<br />

ihnen die Arbeit mit ihren<br />

Schülern erschweren. Irgendwie wissen<br />

sie alle, dass für sie und für ihre<br />

Schüler die Beziehungen zwischen<br />

Lehrern und Schülern von großer Bedeutung<br />

sind.<br />

Zwei Referate führen in die Thematik<br />

der Tagung ein – aus polnischer und<br />

aus deutscher Sicht. Dabei geht es<br />

auch um eine Begriffsbestimmung<br />

von Zivilcourage. Doch die wird, wenn<br />

auch auf recht unterschiedliche Weise,<br />

in beiden Referaten nicht abstrakt<br />

begrifflich, sondern über die Einbettung<br />

dieses wichtigen Begriffs in die<br />

Geschichte des demokratischen Prozesses<br />

in beiden Ländern versucht.<br />

Basil Kerski, Chefredakteur der<br />

deutsch / polnischen Zeitschrift DIA-<br />

LOG, gab einen eindruckvollen Überblick<br />

über die Formen und Phasen der<br />

demokratischen Opposition in Polen<br />

nach 1945. Es gebe zwar im Polnischen<br />

einen entsprechenden Begriff<br />

der Zivilcourage, doch sei in Polen<br />

eher die Sache, um die es geht, als<br />

der Begriff ‚heimisch‘. Polen hat eine<br />

lange Geschichte des Widerstands<br />

gegen Fremdherrschaft und Diktatur.<br />

Dass Polen zwar eine ‚nationale‘ und<br />

auch eine ‚katholische‘, nicht aber eine<br />

‚pluralistische‘ Identität habe, sei ein<br />

altes Vorurteil. Der Widerstand gegen<br />

den deutschen Faschismus sei geradezu<br />

geprägt gewesen durch eine organisierte<br />

Solidarität polnischer Katholiken<br />

mit zahlreichen ethnischen und<br />

religiösen Minderheiten im Land. Das<br />

Thema dieses Widerstands markiert<br />

zugleich ein zentrales Element von Zivilcourage:<br />

Die Mitverantwortung am<br />

Verbrechen durch Wegschauen, durch<br />

Schweigen und Passivität. K. Anans<br />

Satz: ‚Das Böse braucht das Schweigen<br />

der Mehrheit.‘ sei für Polen eine<br />

historische Erfahrung. Die 40er Jahre,<br />

das Warschauer Ghetto und die deutschen<br />

Vernichtungslager in Polen sind<br />

für das polnische Verständnis von<br />

Zivilcourage von entscheidender Bedeutung.<br />

Nach 1945 sei es die katholische<br />

Laien bewegung gewesen, die soziale<br />

Räume für Zivilcourage eröffnete.<br />

Die katholische Kirche in Polen war<br />

zu stark in der Bevölkerung verankert<br />

und konnte nicht ‚gleichgeschaltet‘<br />

werden. So taten sich auch hier in<br />

den 60er und 70er Jahren die ‚Inseln<br />

der Freiheit‘ auf: kleine Verlage und<br />

Clubs – Orte ziviler Opposition. Und<br />

die waren durchaus ‚pluralistisch‘ zusammengesetzt.<br />

Diese ‚Bewegung‘<br />

der ‚katholischen Intelligenz‘ wurde<br />

29


dann in den 80er Jahren das Fundament der großen<br />

polnischen zivilgesellschaftlichen Opposition: Das<br />

Programm der Solidarnosc sei gewesen: ‚Zivilgesellschaft<br />

im kommunistischen System‘. Und darum sei<br />

es gegangen: Raum zu gewinnen und auszubauen<br />

zwischen dem Staat und seinen Institutionen und<br />

den Rückzugsräumen des privaten Lebens. Um diesen<br />

Zwischenraum sei es der Solidarnosc gegangen<br />

– und der Kampf dieser Allianz von ‚Arbeiterschaft<br />

und Intelligenz‘ habe 1989 zu einem freien Wahlkampf<br />

in Polen (Runder Tisch) geführt.<br />

Nach der demokratischen Wende jedoch sei eine<br />

Rückentwicklung dieser zivilgesellschaftlichen Räume<br />

zu verzeichnen – langsam aber wirkungsvoll. Der<br />

Raum der Zivilgesellschaft zwischen den politischen<br />

und ökonomischen Machtzentren auf der einen<br />

Seite und einer Bevölkerung, die sich wieder in ihre<br />

privaten Lebensräume zurückzieht, auf der anderen<br />

Seite, sei wenig lebendig, wenig ausgefüllt. Das sei<br />

ein schweres Problem der polnischen Demokratie<br />

heute. Zwei Gründe seien dafür verantwortlich, ein<br />

polit-ökonomischer und ein normativer:<br />

Zum einen habe der moderne Kapitalismus in Polen<br />

mit seinen Standortproblemen der nationalen Wirtschaft<br />

für Massenarbeitslosigkeit und große Migrationsbewegungen<br />

(nach innen und außen) gesorgt,<br />

wodurch zivilgesellschaftliche Energien in hohem<br />

Maß ‚gebunden‘ – oder besser: entzogen werden.<br />

Zum anderen sei eine chronische Schwäche der<br />

historischen zivilgesellschaftlichen Bewegungen<br />

Polens deutlich geworden: Der Widerstand unter<br />

der NS-Besatzung war so wenig in der Lage wie<br />

der Widerstand der Solidarnosc unterm kommunistischen<br />

System, eine kollektive Verständigung über<br />

die normative Grundlage und Grundausrichtung der<br />

zivilgesellschaftlichen Praxis herbeizuführen (politische,<br />

bürgerliche und soziale Grundrechte). Man<br />

war sich einig in der Gegnerschaft gegen Fremd- und<br />

Gewaltherrschaft – und von dieser Gegnerschaft<br />

lebten auch die politischen und sozialen Bündnisse.<br />

Diese ‚negative‘ Ausrichtung erwies sich nach der<br />

demokratischen Wende als zu schwach. Die Bündnisse<br />

lösten sich auf – und hinterließen ein zivilgesellschaftliches<br />

Vakuum.<br />

Es schloss sich eine ausführliche Diskussion an, in<br />

der folgende Punkte angesprochen wurden:<br />

Neu in Polen ist das Thema Zivilcourage in der<br />

Schule, das eng mit dem von Gewalt in der<br />

Schule verknüpft ist.<br />

Zivilcourage verlangt vom Einzelnen mutiges<br />

Handeln, auch die Bereitschaft, Risiken einzugehen<br />

und persönliche Nachteile in Kauf zu<br />

nehmen.<br />

Zivilcourage erfordert aber auch das vernünftige<br />

Nachdenken über die Konsequenzen – vor allem<br />

über die Konsequenzen für andere.<br />

Zivilcourage setzt ein hohes Maß von Selbstbewusstsein<br />

voraus und eine stabile moralische<br />

Orientierung.<br />

Zivilcourage braucht identifizierbare Gegner, an<br />

deren Handlungen oder Gesinnungen sich ziviler<br />

Widerstand festmachen kann. Gegen anonyme<br />

Mächte und Entwicklungen wie ‚Standortprobleme‘,<br />

‚Globalisierung‘ oder ‚Macht der Märkte‘<br />

scheint Zivilcourage hilflos.<br />

31


32<br />

Zivilcourage kann missbraucht werden – und<br />

wird es dort, wo staatliche Instanzen aktive Zivilcourage<br />

von ihren Bürgern fordern, und damit<br />

eigenes Nichtstun oder gar den Rückzug des<br />

Staates aus wichtigen Bereichen legitimieren.<br />

Zivilcourage gegen rechtsextreme Parteien oder<br />

Gruppen und Personen ist notwendig – und<br />

zugleich anfällig für derartigen Missbrauch.<br />

Unter der Hand nämlich geraten die ‚großen<br />

demokratischen Parteien‘ in den Schatten von<br />

Kritik und aus dem Blickfeld zivilen Widerstands.<br />

Thomas von Freyberg vom Institut für Sozialforschung<br />

an der Universität Frankfurt am Main gab<br />

einen knappen Überblick über einige relevante westdeutsche<br />

Debatten zum Thema Zivilcourage und<br />

ziviler Ungehorsam.<br />

Zivilcourage<br />

als Unterrichtsgegenstand, als Lernbereich und<br />

als erzieherisches Ziel professioneller Arbeit mit<br />

Schülern und<br />

als vorbildliche und vorbildgebende Haltung und<br />

Praxis von Lehrern auch in ihrer außerberuflichen<br />

Lebenswelt<br />

habe ihren Ort in der Zivilgesellschaft und ihr Thema<br />

im Umkreis der Begriffe Rassismus, Fremdenhass,<br />

Antisemitismus, Diskriminierung von Minderheiten.<br />

Dieser spezifischen historischen Bedingtheit von<br />

Begriff und Sache der Zivilcourage in Deutschland<br />

ging er exemplarisch in drei kurzen Abschnitten nach:<br />

In ‚1. Erziehung zur Mündigkeit‘ erinnerte er an zwei<br />

Texte von Theodor W. Adorno aus den 60er Jahren,<br />

in ‚2. Erziehung zu Mitgefühl und Solidarität‘ folgten<br />

einige Überlegungen über die emotionalen Grundlagen<br />

von Zivilcourage; und in ‚3. Erziehung zum zivilen<br />

Ungehorsam‘ nutzte er einen Aufsatz von Jürgen<br />

Habermas, um einige Bedingungen für Zivilcourage<br />

im demokratischen Rechtsstaat zu formulieren. In<br />

ersten vorsichtigen Thesen schließlich deutete er<br />

Konsequenzen für die Frage nach Zivilcourage in der<br />

Schule an.<br />

Es waren vor allem zwei Punkte aus seinem Referat,<br />

die in der abschließenden Diskussion und in den folgenden<br />

Tagen immer wieder angesprochen wurden:<br />

Für die Frage nach dem Recht und der Pflicht<br />

auf zivilen Ungehorsam und Widerstand im<br />

Rechtsstaat ist die Unterscheidung von Legalität<br />

und Legitimität wichtig. Weil es auch unter<br />

demokratischen rechtsstaatlichen Bedingungen<br />

keine Garantie dafür gibt, dass legale Entscheidungen<br />

immer auch legitim sind; weil – auch<br />

in einer Demokratie – Unrecht auf durchaus<br />

legalem Weg zustande kommen oder begangen<br />

werden kann, deshalb gibt es ein Recht und<br />

eine Pflicht zu zivilem Widerstand.<br />

Legitimität braucht, vor allem dann, wenn sie<br />

sich gegen Legalität zur Wehr setzt, eine moralische<br />

Richtschnur. Dafür wären die bürgerlichen,<br />

politischen oder sozialen Grundrechte als<br />

Basis der demokratischen Verfassung geeignet.<br />

Die Formel aus dem Referat: ‚Solidarität nach<br />

unten und Ungehorsam nach oben‘ meinte dies.<br />

Zwei gewichtige Einwände gegen die referierten<br />

Texte, vor allem gegen Adornos anspruchsvollen<br />

Begriff der Erziehung zur Mündigkeit, wurden vorge-


Thomas von Freyberg<br />

tragen. Adorno formuliere zum einen<br />

ein ideales Erziehungsziel, das so<br />

weit entfernt sei von der schulischen<br />

Realität, dass es wenig tauge bei der<br />

alltäglichen Auseinandersetzung mit<br />

Problemen und Schwierigkeiten der<br />

Lehrer heute. Auch habe Adorno zum<br />

anderen einen Begriff von Mündigkeit,<br />

der sich im Widerspruch zu all dem<br />

verhalte, was von den Menschen heute<br />

verlangt wird. Diese Erziehung zur<br />

Mündigkeit sei heute eine Erziehung,<br />

die Unglück und Scheitern mit sich<br />

bringe.“<br />

Den Sprung in die schulische Alltagsrealität<br />

in der Frage „Was heißt<br />

Zivil courage in der Schule?“ fasste<br />

Thomas von Freyberg wie folgt zusammen:<br />

„Alfred Bergmiller aus einer Münchener<br />

Hauptschule hatte fünf Fallskizzen<br />

vorbereitet und die Teilnehmer<br />

wurden aufgefordert, bei jeder dieser<br />

Fallskizzen zu entscheiden, ob es sich<br />

hier um einen Fall von Zivilcourage<br />

handelt oder nicht. Der Seminarraum<br />

wurde zum Meinungsbarometer –<br />

die Teilnehmer hatten sich zwischen<br />

einem (+) auf der einen Seite des<br />

Raums und einem ( – ) auf der anderen<br />

aufzustellen, also sich zu entscheiden.<br />

Nach jeder Aufstellung wurden<br />

einige der Teilnehmer über die Gründe<br />

ihrer Entscheidung befragt.<br />

Die fünf Fallskizzen stammten aus<br />

dem westdeutschen Schulalltag und<br />

deckten verschiedene Dimensionen<br />

möglicher Zivilcourage in der Schule ab:<br />

Widerstand eines Kollegiums<br />

gegen einen Erlass der Schulbehörde,<br />

schon in der 2. Grundschulklasse<br />

im Zeugnis selektive<br />

Weichen für die Schüler und<br />

Schülerinnen zu stellen. (Konflikt:<br />

Schule – Schulbehörde) (1)<br />

Widerstand eines Kollegiums<br />

gegen die eigene Schulleitung,<br />

die einen älteren, nicht mehr voll<br />

leistungsfähigen Kollegen loswerden<br />

will. (Konflikt: Kollegium<br />

– Schulleitung) (2)<br />

Widerstand einer Kollegin gegen<br />

einen Vater, der auf dem Schulhof<br />

einen Schüler mit dem Messer<br />

bedroht und anschließend<br />

auch die Lehrerin bedroht, falls<br />

sie vor Gericht aussagt. (Konflikt:<br />

Lehrer – Eltern) (3)<br />

Widerstand einiger Lehrer gegen<br />

die Schulleitung, die ein vorhandenes<br />

Gewalt- und Drogenproblem<br />

an der Schule öffentlich<br />

leugnet und so den Antrag der<br />

Schule auf Schulsozialarbeit sabotiert.<br />

(Konflikt: Lehrer – Schulleitung)<br />

(4)<br />

33


34<br />

Widerstand eines Kollegiums gegen die Misere<br />

der Schüler beim Übergang von Schule in Beruf<br />

und Ausbildung, indem es eine Demonstration<br />

gegen Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnotstand<br />

mit vorbereitet und mit dem Namen<br />

der Schule auf eigenen Transparenten an der<br />

Demonstration teilnimmt. (Konflikt: Schule –<br />

Politik und Wirtschaft) (5)<br />

Mir fiel auf, dass nur in wenigen Ausnahmen die Legitimität<br />

der jeweiligen Entscheidung für Zivilcourage<br />

in Frage gestellt wurde. Die durchaus unterschiedlichen<br />

Entscheidungen hatten – vor allem bei den<br />

Kollegen aus Westdeutschland – einen anderen Hintergrund.<br />

Viele von ihnen stellten sich auf die Raumseite<br />

mit dem (–), weil sie meinten: dies sei keine<br />

Frage der Zivilcourage, sondern hier gehe es um<br />

professionelle (Fall 1), oder kollegiale (Fall 2), oder<br />

demokratische (Fall 3, 4, 5) Selbstverständlichkeiten,<br />

die wenig Mut verlangen und geringes Risiko für den<br />

Einzelnen mit sich bringen.<br />

Damit war – indirekt – das Thema der professionellen<br />

oder beruflichen Zivilcourage angesprochen,<br />

die immer dann auf der Tagesordnung steht, wenn<br />

verantwortliches berufliches Handeln durch (legale)<br />

Rahmen- und Arbeitsbedingungen behindert oder<br />

sabotiert werden.<br />

Im Anschluss an das Meinungsbarometer arbeiteten<br />

die Teilnehmer in kleinen deutsch-polnischen Arbeitsgruppen<br />

à vier Mitgliedern. Die Aufgabe war: Jedes<br />

Mitglied einer AG berichtet von einem erlebten Fall<br />

von Zivilcourage in der Schule und anschließend entscheidet<br />

die AG darüber, welcher der vorgetragenen<br />

Fälle im folgenden Plenum zur Diskussion gestellt<br />

werden soll.<br />

Die fünf Fälle, die schließlich von den AGs präsentiert<br />

wurden, waren eine sehr wichtige Ergänzung<br />

zu den Fallbeispielen des Meinungsbarometers.<br />

Deutlich wurde nämlich, dass es in allen ausgewählten<br />

Beispielen von Zivilcourage in der Schule um<br />

überaus komplexe Konflikte geht, die sich durchaus<br />

über längere Zeit hinziehen können, bei denen nicht<br />

einfach zwischen ‚gut und böse‘ oder ‚richtig und<br />

falsch‘, sondern in der Grauzone von ‚teils – teils‘<br />

oder ‚sowohl als auch‘ entschieden werden muss,<br />

wo pädagogische, öffentliche und ordnungspolitische<br />

Gesichtspunkte eine undurchsichtige Gemengelage<br />

bilden und wo Entscheidungen abverlangt werden,<br />

ohne dass die Konsequenzen absehbar sind. Zivilcourage<br />

in der Schule ist offensichtlich in vielen<br />

Fällen mit dem Risiko von Fehlentscheidungen verbunden<br />

– ein Risiko, das Lehrer, die sich als Einzelkämpfer<br />

fühlen, scheuen; ein Risiko, das eine kollegiale,<br />

fehlerfreundliche Schulatmosphäre verlangt. Die<br />

Notwendigkeit von Zivilcourage in der Schule zieht<br />

zwingend die Notwendigkeit professioneller Kollegialität<br />

nach sich. Die kann eingeübt werden.“<br />

Die Präsentation der Erfahrungen, die die polnischen<br />

Lehrerinnen mit dem in ihren Unterricht eingebrachten<br />

Thema „Zivilcourage in der Schule“ machten,<br />

fasste Thomas von Freyberg zusammen:<br />

„Diese Präsentationen wurde für die Kollegen aus<br />

Deutschland zu einer sehr auf- und anregenden Erfahrung:<br />

Sie erlebten ihre polnischen Kolleginnen ‚in<br />

Aktion‘, bewunderten das hohe professionelle Niveau<br />

ihrer Arbeit, das Engagement von Lehrern und Schülern<br />

und – so meine Wahrnehmung – beneideten<br />

wohl auch ein wenig die Kolleginnen dafür, dass sie


so offensichtlich erfolgreich und ungestört ihr ‚Kerngeschäft‘,<br />

das Unterrichten und gemeinsame Erarbeiten<br />

in der Klasse, durchführen können.<br />

An einem Beispiel wurde deutlich, wie guter Unterricht<br />

die Grenze zwischen der intellektuellen Aneignung<br />

des Unterrichtsgegenstands einerseits und<br />

der sozialen und moralischen Auseinandersetzung<br />

mit diesem Gegenstand andererseits durchlässig<br />

machen kann: Nachdem die Schüler sich gründlich –<br />

über eigene Recherchen und mit Hilfe der Lehrerin –<br />

mit dem Thema Zivilcourage befasst hatten, tauchte<br />

ganz unverhofft ein schwelender interner Konflikt der<br />

Klasse auf: ein Schüler wird seit langem schon geschnitten,<br />

gehänselt, gemobbt. Sicher gibt es dafür<br />

immer gute Gründe. Und die Klasse schafft die Kurve<br />

vom Unterrichtsstoff zur eigenen Schulwirklichkeit.<br />

Zivilcourage heißt: eigenes Handeln bedenken, sich<br />

auch gegen die Mehrheit stellen, verantwortlich sein<br />

für die Folgen.“<br />

Anstelle seines vorbereiteten Abschlussreferats,<br />

das unter den Teilnehmern verteilt wurde, wagte<br />

Thomas von Freyberg am letzten Tag das Experiment<br />

einer Improvisation. Er lud dazu ein, gemeinsam ein<br />

„soziologisches Forschungsprojekt“ zu entwerfen<br />

mit dem Titel: „Bedingungen für das Entstehen oder<br />

Ausbleiben beruflicher Zivilcourage bei Lehrern in<br />

Deutschland und Polen“.<br />

Methodisch stellte Thomas von Freyberg hierzu fest:<br />

„1. Es gibt eine Frage, die man nicht direkt stellen<br />

oder beantworten kann, weshalb man einen Umweg<br />

einschlagen muss: über andere Fragen, die leicht<br />

und spontan zu beantworten sind. Diese ‚anderen‘<br />

Fragen kreisen das Thema, um das es geht, ein.<br />

2. Die Antworten auf diese ‚anderen‘ Fragen werden<br />

dann benutzt, um die ‚eine‘ Frage, um die es<br />

geht, zu beantworten. Was dabei herauskommt, ist<br />

immer eine Interpretation, die natürlich falsch oder<br />

richtig oder – was am schlimmsten ist – belanglos<br />

sein kann. Doch diese Interpretation ist nun der Ausgangspunkt<br />

für weitere Annahmen…<br />

Ich halte dieses Verfahren deshalb für überaus nützlich,<br />

auch beispielsweise bei kollegialen Beratungen<br />

unter Lehrern, weil der hier eingebaute ‚Umweg‘<br />

über eine wechselseitige Befragung und Interpretation<br />

eine Distanz zum ‚eigentlichen‘ Thema schaffen<br />

kann, die es erlaubt, unterschiedliche Perspektiven<br />

auf das Thema zuzulassen – und von einander zu<br />

lernen.“<br />

Definitorisch gab Thomas von Freyberg vor: „Unter<br />

beruflicher Zivilcourage oder beruflichem zivilen Ungehorsam<br />

soll verstanden werden:<br />

Jeder riskante individuelle oder kollektive Widerstand<br />

gegen Strukturen, Regelungen, Erlasse, Arbeitsbedingungen<br />

oder Arbeitsanforderungen, die den<br />

professionellen Auftrag von Lehrern gravierend behindern,<br />

blockieren oder gar unmöglich machen, die<br />

also Lehrer nötigen oder zwingen, in relevanter Weise<br />

gegen Grundsätze der beruflichen Verantwortung<br />

oder Ethik zu verstoßen.<br />

Berufliche Zivilcourage / beruflicher ziviler Ungehorsam<br />

ist also der riskante und legitime Widerstand<br />

gegen legale, aber illegitime Verletzungen oder<br />

Bedrohungen des professionellen Auftrags von Lehrern.“<br />

35


Als Untersuchungsziel wurde vereinbart, „die wichtigsten<br />

Bedingungen für das Entstehen oder auch<br />

Ausbleiben beruflicher Zivilcourage bei Lehrern“ in<br />

Deutschland-West, Deutschland-Ost und in Polen zu<br />

ermitteln.<br />

Als Untersuchungsfragen wurden vereinbart: „Was<br />

sind die wichtigsten Bedingungen für das Entstehen<br />

oder auch Ausbleiben beruflicher Zivilcourage<br />

bei Lehrern? Gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

hinsichtlich der Bedingungen und Erschwernisse<br />

für berufliche Zivilcourage bei Lehrern in Polen<br />

und Deutschland; und welche historischen, politischen,<br />

sozialen oder beruflichen Faktoren sind hier<br />

ausschlaggebend?“<br />

Die Ergebnisse der Diskussion dieser Fragen fassten<br />

die Teilnehmer schriftlich unter dem Blickwinkel<br />

zusammen: Was befördert, was belastet Professionalität<br />

und berufliche Identität von Lehrern? Die<br />

folgende tabellarische Übersicht ist notwendigerweise<br />

eine Verkürzung. Sie nimmt nicht für sich in<br />

Anspruch, ihren Gegenstand abschließend zu bewerten,<br />

wohl aber ein Diskussionsergebnis zusammenzufassen.<br />

36<br />

(–)<br />

Belastung – Bedrohung<br />

Gefährdung<br />

Die niedrige Bezahlung der L. bewirkt und<br />

bedeutet beides:<br />

1. Eine starke ökonomisch Abhängigkeit –<br />

und Unselbständigkeit.<br />

2. Eine gesellschaftliche oder soziale Entwertung<br />

oder Missachtung des L.-Berufs.<br />

L. müssen – aus ökonomischen Zwängen<br />

– entweder „gut“ verheiratet sein oder<br />

mehrere berufliche Tätigkeiten kombinieren.<br />

Das Erste kann, dass Zweite wird die<br />

berufliche Arbeit der L. und damit auch<br />

auf die Dauer ihre Professionalität belasten,<br />

wenn nicht gar gefährden.<br />

Es gibt eine weitgehende Abhängigkeit<br />

der L. von der Schulleitung und der Schuladministration.<br />

Die Folgen für die L. sind<br />

1. direkter Natur, was die Arbeitsbedingungen<br />

betrifft (Arbeitszeitregelungen,<br />

Schulausstattung); und 2. indirekter Natur,<br />

was die Unterrichtsgestaltung betrifft (Tabuthemen,<br />

Schere im Kopf)<br />

Beide Konfliktfelder – die ökonomische<br />

und die hierarchische Abhängigkeit der<br />

L. – dürften eng zusammenhängen. Sie<br />

müssen als Entwertung und Missachtung<br />

und damit als schleichender Angriff auf<br />

die Professionalität verstanden werden.<br />

Tabelle 1: Die polnischen Lehrerinnen<br />

Professionalität<br />

berufliche Identität<br />

(+)<br />

Verstärkung – Unterstützung<br />

Förderung<br />

Es gibt eine starke inhaltliche Berufsorientierung<br />

bei den L. Die ist vorrangig und<br />

eng bezogen auf das „Kerngeschäft“ der<br />

L. – den Unterricht, die Arbeit mit Schülern.<br />

Und hier gibt es auch eine deutliche<br />

Berufszufriedenheit.<br />

Hier, in der konkreten Bildungs- und<br />

Erziehungsarbeit erfahren die L. Wertschätzung<br />

ihrer Arbeit und Professionalität<br />

und hier erleben sie auch die soziale Nützlichkeit<br />

ihrer Bemühungen – konkret in<br />

den Leistungen und Entwicklungen ihrer<br />

Schüler.<br />

Wo die Abhängigkeit von der Schulleitung<br />

und der Schuladministration diese Seite<br />

der Berufsfreude und Berufsmotivation<br />

bedroht (Beispiel: gemeines und unpädagogisches<br />

Verhalten des Schulleiters in<br />

der Prüfung), steht sofort berufliche Zivilcourage<br />

auf der Tagesordnung.<br />

Es ist zu befürchten, das auf längere Sicht<br />

die hohe und wertvolle Berufsmotivation<br />

der L. der doppelten Entwertung und<br />

Missachtung des L.-Berufs nicht standhalten<br />

kann. Da alle L. in Polen hier in etwa<br />

gleicher Weise betroffen sind (gleiche<br />

niedrigste Bezahlung), könnte hier das<br />

große Feld und Thema künftiger kollektiver<br />

beruflicher Zivilcourage liegen.


(–)<br />

Belastung – Bedrohung<br />

Gefährdung<br />

Das drei-gegliederte Schulsystem wird als<br />

Missachtung und Entwertung der Professionalität<br />

erfahren.<br />

Privilegien für den gymnasialen Bereich<br />

und Diskriminierung der unteren Schultypen<br />

sind schon äußerlich sichtbar: Dort<br />

moderne Neuausstattung und Neubau –<br />

hier „vernagelt und verwahrlost“.<br />

Diese hierarchische Ungleichverteilung<br />

von Anerkennung und Missachtung zeigt<br />

sich nicht nur in der unterschiedlichen<br />

Bezahlung, sondern auch in konkreten<br />

Arbeitsbedingungen (erzwungene Teilzeitarbeit,<br />

Verdichtung beruflicher Arbeit)<br />

Es gibt ein deutliches Gefühl bei den<br />

L., von ihrer Schulbehörde allein und im<br />

Stich gelassen zu sein. Da ist kein Schutz<br />

gegen Überforderung. Schulpolitische<br />

Entscheidungen (wie Schulschließungen)<br />

orientieren sich nicht an fachlichen, sondern<br />

an ökonomischen oder politischen<br />

Kriterien und werden als Missachtung der<br />

Professionalität erfahren.<br />

Die allgemeine ökonomische Lage wird<br />

als handfeste Bedrohung und Entwertung<br />

der Professionalität von L. erlebt: Das<br />

bezieht sich nicht nur auf das Missverhältnis<br />

von Leistung und Bezahlung und<br />

die berufliche Unsicherheit der L. – mehr<br />

noch gilt dies für die Zukunftsunsicherheit<br />

und Zukunftsangst der Schüler (drohende<br />

Arbeitslosigkeit).<br />

Professionalität<br />

berufliche Identität<br />

Tabelle 2: Die deutschen LehrerInnen – Ost<br />

(+)<br />

Verstärkung – Unterstützung<br />

Förderung<br />

Auch hier gibt es Arbeitsfreude und Engagement.<br />

Beides lebt vor allem dort auf,<br />

wo guter, selbst bestimmter Unterricht<br />

möglich ist. Wichtig also ist das Gefühl,<br />

im eigenen „Kerngeschäft“, dem schulischen<br />

Unterricht, als L. autonom zu sein<br />

und hier befriedigende Beziehungen zu<br />

den Schülern aufbauen zu können.<br />

Was aber passiert, wenn dieser wichtige<br />

und motivierende Teil der beruflichen Arbeit<br />

immer schwieriger realisiert werden<br />

kann;<br />

wenn die schulischen Arbeitsbedingungen<br />

(Ausstattung der Schule,<br />

Arbeitszeitregelungen, Belastungen)<br />

und<br />

wenn die Schüler selbst (weil schulische<br />

Abschlüsse ihnen keine berufliche<br />

Zukunft sichern)<br />

die Professionalität der Lehrer ins Leere<br />

laufen lassen?<br />

Wird kollektive berufliche Zivilcourage<br />

entstehen können, wo Diskriminierungslinien<br />

so deutlich gezogen sind und die Bedrohungen<br />

und Verletzungen so vielfältig<br />

variieren?<br />

Oder haben L. in Deutschland-Ost vielleicht<br />

doch eine besondere Chance –<br />

eben weil die allgemeine Krise des Deutschen<br />

Bildungssystems hier besonders<br />

offenkundig ist und weil es hier historische<br />

Erfahrungen mit einem anderen<br />

Schulsystem gibt? Hier, in der Auseinandersetzung<br />

mit dem bestehenden<br />

Schulsystem, dürfte das künftige Feld<br />

beruflicher Zivilcourage liegen.<br />

37


Mit der Präsentation von drei Fallbeispielen<br />

durch die polnischen Lehrerinnen<br />

ging die Veranstaltung sehr<br />

konkret und dicht an der schulischen<br />

Realität zuende. Gefragt war und diskutiert<br />

wurde die Frage: Was wäre im<br />

vorbetragenen Fallbeispiel ein angemessenes,<br />

zivilcouragiertes Verhalten<br />

gewesen? Thomas von Freyberg stellt<br />

hierzu und als Fazit der Gesamtveranstaltung<br />

in seinem Protokoll fest:<br />

„In dieser sehr lebhaften Abschluss-<br />

Diskussion wurde noch einmal das<br />

Spannungsfeld von Zivilcourage in der<br />

Schule sichtbar:<br />

Zivilcourage verlangt persönliche<br />

Spontaneität und zugleich kluges Abwägen<br />

der Folgen und Konsequenzen<br />

für sich und andere.<br />

38<br />

(–)<br />

Belastung – Bedrohung<br />

Gefährdung<br />

L. fühlen sich in einer „Zange“, die enger<br />

zu werden droht und die Professionalität<br />

bedroht.<br />

Da gibt es eine chronische Überforderung<br />

bzw. Belastung dadurch, dass der erzieherische<br />

Auftrag an L. immer größeren<br />

Raum einnimmt, ohne dass dafür die<br />

nötigen zeitlichen Ressourcen den L. zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Dies gilt vor allem für die anwachsende<br />

Zahl „nicht beschulbarer“, von Schule nicht<br />

mehr erreichbarer Schüler.<br />

Und da gibt es eine Schulbehörde, die L.<br />

und Schulen nicht hilft, mit ihren Problemen<br />

fertig zu werden, sondern durch entwertende<br />

und missachtende Kontrollen<br />

und fachlich unsinnige Anforderungen die<br />

Belastungen eher verschärft.<br />

Schule wird so für viele L. zum Arbeitsplatz<br />

mit Dauerstress („Multi-Task-Force“)<br />

von den Schülern verursacht, die in<br />

ihrer Schule immer weniger einen<br />

guten Ort für sich sehen und durch<br />

ihr verweigerndes Verhalten permanent<br />

die Professionalität ihrer L.<br />

angreifen; und<br />

von der Schulverwaltung verstärkt,<br />

die hier nicht für die notwendigen<br />

fachlichen Ressourcen und Kompetenzen<br />

sorgt, sondern L. und Schulen<br />

zusätzlich belastet.<br />

Professionalität<br />

berufliche Identität<br />

Tabelle 3: Die deutschen LehrerInnen – West<br />

(+)<br />

Verstärkung – Unterstützung<br />

Förderung<br />

Auch hier gibt es eine starke positive Berufsorientierung<br />

und ein deutliches, anhaltendes<br />

Engagement.<br />

Die Chancen und Möglichkeiten jedoch<br />

für eine befriedigende Konzentration auf<br />

das „Kerngeschäft“ des Unterrichts und<br />

Lehrens, damit auch für pädagogische<br />

und fachliche Innovationen, sind recht<br />

ungleich zwischen den unterschiedlichen<br />

Schultypen des gegliederten Schulsystems<br />

verteilt.<br />

Die soziale und ökonomische Sicherheit<br />

des Lehrerberufs – bedingt auch durch<br />

den Beamtenstatus (hohe Arbeitsplatzsicherheit,<br />

gute Bezahlung, soziale Sicherung<br />

bei Krankheit und Alter) – könnte<br />

eine wichtige materielle Stütze sein für<br />

die Entfaltung von Professionalität; sie<br />

kann aber auch einer notwendigen beruflichen<br />

Zivilcourage im Weg stehen.<br />

Es sieht so aus, als würden die „Kosten“<br />

des gegliederten deutschen Schulsystems<br />

mit seiner starken Betonung von<br />

homogenen Lerngruppen, früher Selektion<br />

und sozialer Auslese nicht nur für die<br />

Gesellschaft, sondern auch für die L. krisenhaft<br />

ansteigen. In den – möglicherweise<br />

– anstehenden Auseinandersetzungen<br />

um neue Schulen wird berufliche Zivilcourage<br />

von Lehrern gefordert sein.<br />

Zivilcourage verlangt entschiedenen<br />

persönlichen Einsatz und zugleich die<br />

Einbettung des Einzelnen in solidarische<br />

und kollegiale Zusammenhänge.<br />

Zivilcourage verlangt ein starkes<br />

Selbstbewusstsein und zugleich die<br />

Bereitschaft, eigene Interessen denen<br />

anderer unterzuordnen.<br />

Zivilcourage verlangt eine belastbare,<br />

sichere Orientierung an allgemein anerkannten<br />

Grundwerten und zugleich<br />

die Bereitschaft, notfalls auch persönliche<br />

Isolation in Kauf zu nehmen.<br />

Zivilcourage orientiert sich an zentralen<br />

Kriterien der eigenen moralischen<br />

Integrität und muss zugleich in Zusammenhängen<br />

kollektiven zivilen<br />

Widerstands diese Kriterien zur Disposition<br />

stellen.“


7a Projekt Präsentation der Ausstellung<br />

zur Geschichte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> in<br />

deutscher und polnischer Sprache<br />

Im Rahmen des deutsch-polnischen Verständigungsprojekts<br />

der Jahre 2005 / 2006 hatte Pastor<br />

Magirius mit Blick auf die vielen polnischen<br />

Bürger in Leipzig die Doppelpräsentation der<br />

Ausstellung angeregt. Sie fand, begleitet durch<br />

ein engagiertes Begleitprogramm von 26 Veranstaltungen<br />

im „Schulmuseum – Werkstatt für<br />

Schulgeschichte“ in Leipzig statt. Elke Urban, die<br />

Leiterin des Museums, gibt im Folgenden eine<br />

kritischen Erfahrungsbericht.<br />

Die deutsch-polnische Wanderausstellung „Die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> – Studentischer Widerstand gegen Hitler<br />

1942 / 43 in München“ wurde kurzfristig vom Schulmuseum<br />

übernommen, weil das Polnische Institut<br />

nicht die räumlichen Möglichkeiten hatte, um die<br />

deutsche und die polnische Ausstellung gleichzeitig<br />

zeigen zu können. Auf insgesamt 80 Ausstellungswänden<br />

konnten alle deutschen und alle polnischen<br />

Ausstellungstafeln gezeigt werden.<br />

Die Bedingungen im 600 qm großen Kinosaal des<br />

Schulmuseums waren für die Ausstellung in Kombination<br />

mit verschiedenen Filmveranstaltungen<br />

und Zeitzeugengesprächen ideal. Die Kooperation<br />

mit dem Polnischen Institut ergab auch noch einige<br />

zusätzliche Filmangebote im Begleitprogramm, die<br />

aber ausschließlich vom Schulmuseum betreut wurden.<br />

In die Ausstellung und zu den Begleitveranstaltungen<br />

kamen insgesamt ca. 1.510 Besucher. Davon waren<br />

ca. 1.300 Jugendliche aus Leipziger Schulen.<br />

Die meisten Gruppen wurden durch entsprechend<br />

geschulte StudentInnen begleitet (Claudia Peters,<br />

Museumspädagogik und Cora Krause, Erziehungswissenschaften).<br />

Die Ausleihe eines Hektographiergerätes mit einem<br />

Leipziger Flugblatt gegen Hitler aus dem Stadtgeschichtlichen<br />

Museum erwies sich als gute Ergänzung,<br />

zumal das Foto in der Ausstellung ein ähnliches<br />

Hektographiergerät zeigt.<br />

Auch die Kombination von Film und Ausstellungsbesuch<br />

war gut. Es wurde vor allem der Film „Die<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ von Michael Verhoeven gezeigt. So<br />

konnten Schul klassen bei uns auch einen ganzen Vormittag<br />

verbringen.<br />

Als besonders eindrücklichen Höhepunkt würde ich<br />

das Gespräch mit Prof. Wolfgang Huber bezeichnen,<br />

der schon in seinem Redebeitrag zur Ausstellungseröffnung<br />

sehr viele Besucher begeistern konnte.<br />

In die Ausstellungszeit fiel auch die „Leipziger<br />

Woche gegen Rassismus“. Hier konnten wir mit<br />

weiteren eigenen Begleitveranstaltungen sehr viele<br />

verschiedene Angebote unterbreiten, die sehr unterschiedlich<br />

angenommen wurden. Unsere eigenen<br />

Veranstaltungen waren in der Regel gut besucht. Die<br />

polnischen Filmabende wurden jedoch teilweise gar<br />

nicht angenommen. Dafür hätte das Polnische Institut<br />

wahrscheinlich längerfristig werben müssen.<br />

Die Medien haben für Leipziger Verhältnisse recht<br />

gut reagiert. Artikel erschienen in der Leipziger<br />

Volkszeitung, in der Leipziger Rundschau und im<br />

Amtsblatt. Das Leipzig-Fernsehen und mdr-aktuell<br />

kamen zur Ausstellungseröffnung und haben im<br />

39


Sendebereich von Sachsen, Thüringen<br />

und Sachsen-Anhalt über die Ausstellungseröffnung<br />

berichtet.<br />

Insgesamt ist die Ausstellung, zumindest<br />

der deutsche Teil, gut angenommen<br />

worden, da die meisten<br />

Besucher auch die zusätzlichen Filmangebote<br />

nutzen konnten. Viele Jugendliche<br />

vermissten interaktive Möglichkeiten,<br />

um sich die Informationen<br />

selbstständig erschließen zu können.<br />

Nur mit Gymnasialklassen war es<br />

möglich, die Fragebögen einzusetzen.<br />

Für die meisten berufsbildenden Schulen<br />

und für Mittelschulklassen waren<br />

die Fragen zu anspruchsvoll oder es<br />

gab eine generelle Ablehnung, überhaupt<br />

mit Fragebögen zu arbeiten. In<br />

der Regel beschränkten sich die Fragen<br />

auf biografische Daten, die über<br />

die Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> in der<br />

Ausstellung zu finden waren.<br />

Der Versuch, in Leipzig sowohl die<br />

deutsche als auch die polnische Ausstellung<br />

gleichzeitig zu zeigen, war<br />

sicher in der Außendarstellung ehrenwert,<br />

muss aber in der Wirksamkeit<br />

in Frage gestellt werden. Soweit das<br />

zu überblicken war, gab es so gut wie<br />

keine polnischen Besucher.<br />

Elke Urban<br />

40


8 Projekt<br />

Netzwerk <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Nach intensiver Vorbereitung startete die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. in Kooperation mit der Bayerischen<br />

Landeszentrale für politische Bildungsarbeit<br />

im September <strong>2007</strong> das Projekt, mit dem sie<br />

auf der Grundlage des Erinnerns Initiativen engagierten<br />

Handelns junger Menschen heute langfristig<br />

unterstützen wird. Vom 17. bis zum 21.9.<strong>2007</strong><br />

trafen sich Lehrer und Schüler auf Einladung der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. in München, um unter<br />

der Moderation von Dr. Beatrice von Weizsäcker<br />

das Netzwerk zu begründen.<br />

Und dies waren die Themenfelder der Tage:<br />

1. Neue Schule<br />

Aleksander Dzembritzki, Leiter der Rütli-Schule<br />

Berlin-Neukölln, berichtet von den Problemen und<br />

den Perspektiven seiner Schule in einem sozialen<br />

Brennpunktbereich von Berlin. Er spricht über das<br />

Prinzip „Kein Kind, kein Jugendlicher darf verloren<br />

gehen“ und wie es umgesetzt wird, über die Notwendigkeit,<br />

Diskriminierung und Stigmatisierung umzuwandeln<br />

in Anerkennung und Selbstbewusstsein,<br />

über die Notwendigkeit und die Möglichkeit, Schule<br />

zu einem gemeinsamen Lebensort von Schülern,<br />

Lehrern, Eltern und dem sozialen Umfeld zu machen,<br />

über die Unterstüztung von außen durch öffentliche<br />

Einrichtungen und potentielle Partner in Politik und<br />

Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft und wie<br />

man sie gewinnt und schließlich über die ungewollte<br />

und über die notwendige Publizität.<br />

Aleksander Dzembritzkis Erfahrungen und Einschätzungen<br />

werden lebhaft erörtert, erweitert und<br />

konkretisiert. Themen wie Sprachprobleme, die<br />

traditionelle Rolle von Lehrern als „Einzelkämpfer“<br />

und Mobbing an der Schule kommen ebenso hinzu<br />

wie die integrierende Kraft von Jugend-Musik, Tanz,<br />

Sport, künstlerischem Gestalten, aber auch die Bedeutung<br />

von Schülerfirmen und Schülerprojekten.<br />

2. Projekte<br />

Vor diesem Hintergrund präsentieren die Schülerinnen<br />

und Schüler der Gesamtschule Hamburg-<br />

Fischbek, der Rütli-Schule Berlin, des Gutenberg-<br />

Gymnasiums Erfurt, der Hauptschule an der Cincinnatistraße<br />

München und der Erich Kästner Gesamtschule<br />

Essen ihre Projekte. Sie reichen thematisch<br />

von der Konfliktvorbeugung und Beratung von Schülern<br />

durch Schüler (Erfurt) über verschiedene Formen<br />

von Streitschlichtung (Berlin, Hamburg, München) bis<br />

zu den „Mitmischern“ (Hamburg), Schülerfirmen und<br />

internationalen Schüler-Hilfsprojekten (Berlin) und<br />

einem engagierten Kunst-Projekt gegen Rassismus<br />

(Erich Kästner-Gesamtschule Essen, „Schule ohne<br />

Rassismus – Schule mit Courage“).<br />

Gemeinsam ist diesen Projekten die Initiative und<br />

das Engagement der Schüler und ihr Wille, sich<br />

positiv in ihrer Schule und in ihrer Umgebung einzumischen.<br />

41


Streitschlichter-Plakat der Rütli-Schule Samir Roisch stellt die Streitschlichter<br />

der Gesamtschule Hamburg-Fischbek<br />

vor.<br />

42<br />

3. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Als Profi auf diesem Gebiet steht Dr.<br />

Georg Wedemeyer, Bayern-Korrespondent<br />

des „Stern“, zur Verfügung. Sein<br />

Selbstverständnis lautet: Ein Journalist<br />

muss neugierig sein, muss einer<br />

Sache auf den Grund gehen und muss<br />

ihr gerecht werden wollen. Den Beruf<br />

des Journalisten beschreibt Georg<br />

Wedemeyer im Umbruch: die Konkurrenz<br />

auf dem Medienmarkt und die<br />

wachsende Bedeutung des Internets<br />

schaffen immer neue Formen von<br />

Öffentlichkeit und neue Möglichkeiten<br />

der Öffentlichkeitsarbeit. Wedemeyer<br />

berichtet von der Schwierigkeit, in der<br />

Zeitung Schul-Themen darzustellen<br />

(Persönlichkeitsschutz von Minderjährigen),<br />

von der Notwendigkeit, interessante,<br />

lesernahe „Anknüpfungspunkte“<br />

zu finden und vom Zwang zur<br />

„guten Story“.<br />

Wer sich von diesen Zwängen frei<br />

machen will, sollte, so Wedemeyer,<br />

die Chance zur attraktiven Selbstdarstellung<br />

vor allem im Internet nutzen.<br />

Hierfür erarbeitet Wedemeyer zusammen<br />

mit Schülern und Lehrern am<br />

Beispiel „Streitschlichter“ eine Palette<br />

von Themen und gibt Tipps für die<br />

wirkungsvolle Umsetzung. Sie reichen<br />

von der Suche nach attraktiven Überschriften<br />

und prägnanten inhaltlichen<br />

Angaben über die Anordnung in wiederkehrenden<br />

Rubriken bis zum Erscheinungsbild.<br />

Die Wirksamkeit dieser<br />

Tipps zeigt sich im weiteren Verlauf<br />

bei ihrer spontanen Anwendung<br />

durch die Schüler bei der Aufbereitung<br />

ihrer Projekte für das Internet.<br />

Eine Serviette des Künstlers Cary S.<br />

Leibowitz. Sie ist Grundlage des etwas<br />

anderen Projekts zur „Reinigung“<br />

von Vorurteilen an der Erich Kästner-<br />

Gesamtschule in Essen.


4. Das Netzwerk im Internet<br />

Annette Scholz, Redakteurin für technische Dokumentation,<br />

Werbetexterin und freie Mitarbeiterin der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., führt in das von ihr und<br />

Gerhard Grabsdorf entwickelte Internetkonzept des<br />

Netzwerks <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ein. Auf dieser Plattform<br />

sollen sich die am Netzwerk in der Startphase und<br />

in der Zukunft beteiligten Schulen „helfen“. Hier<br />

können sie ihre Projekte vorstellen, Schwierigkeiten<br />

beschreiben, Fragen stellen, Anregungen geben und<br />

untereinander in Kontakt treten.<br />

Das Netzwerk <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ist unter der Adresse<br />

http://netzwerk.weisse-rose-stiftung.de/<br />

zu finden.<br />

Das erste Ergebnis der Umsetzung ihrer Projekte<br />

durch die in München anwesenden Schüler ist nachzulesen<br />

unter der Kategorie „Projekte“.<br />

5. Geld und Kontakte – Sponsoring und Förderung<br />

In diesem für schulische Projektarbeit wichtigen Thema<br />

steht als Experte Jörg Busenbender, Unternehmensberater<br />

aus Berlin, zur Verfügung. Sein überaus<br />

klar strukturiertes und im Gespräch mit Schülern<br />

und Lehrern entwickeltes Statement, stellt er als<br />

Datei dem Netzwerk zur Verfügung und bietet damit<br />

allen an dieser Thematik Interessierten eine höchst<br />

nützliche Orientierung (siehe Kategorie „Informationen<br />

& Arbeitshilfen“). Verständlich sind darin die<br />

wichtigsten Begriffe vorgestellt, übersichtlich die verschiedenen<br />

Arten von Sponsoring an konkreten Beispielen<br />

aufbereitet und die verschiedenen Wege zu<br />

möglichen Sponsoren und Förderern aufgezeigt. Was<br />

Jörg Busenbender zusammen mit den Schülern am<br />

konkreten Beispiel des Projekts eines Internetcafes<br />

für die Gesamtschule Hamburg-Fischbek entwickelt<br />

hat, kann anhand seines Leitfadens jeder Interessierte<br />

für sich und sein Projekt selbst tun.<br />

43


44<br />

6. Rahmenprogramm<br />

In der Mitte der Arbeit der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />

steht naturgemäß das geistige und moralische Vermächtnis<br />

der Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>. Entsprechend<br />

bilden ein Besuch der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

in der Ludwig-Maximilians-Universität, eine Führung<br />

durch die Universität als historischem Ort des Widerstands,<br />

die Vorführung des Films von Michael Verhoeven<br />

„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ sowie ein Zeitzeugengespräch<br />

mit Franz J. Müller, einem im zweiten Prozess<br />

gegen die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Verurteilten und Mitbegründer<br />

der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., den wesentlichen<br />

Rahmen der Veranstaltung.<br />

Im gleichen Zusammenhang steht die Einladung der<br />

Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit<br />

an alle Teilnehmer zum Besuch des Films „Am<br />

Ende kommen Touristen“ – Ein deutscher Zivildienstleistender<br />

in Auschwitz.<br />

7. Fazit<br />

Es hat sich gezeigt: Das Konzept funktioniert. Bei<br />

entsprechender Motivation und Neugier gelingt<br />

der Dialog zwischen Lehrern und Schülern über die<br />

Schwellen unterschiedlicher Schularten hinweg. Vielfach<br />

wird ein Sprachhindernis durch größere Lebens-<br />

und Wirklichkeitserfahrung wett gemacht. Zutrauen<br />

löst Selbstvertrauen aus, individuelle Schwierigkeiten<br />

finden gemeinsame Lösungen. Die Möglichkeit, mit<br />

Fachleuten zu sprechen, wird genutzt. Ein Dialog ist<br />

angestoßen. Nun muss er fortgesetzt und erweitert<br />

werden. Schulen mit Projekten zivilen Engagements<br />

sind eingeladen, sich zu beteiligen.<br />

Beatrice von Weizsäcker wird sie im Auftrag der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. ansprechen und unterstützen.<br />

8. Der nächste Schritt<br />

Nun geht es darum, den zweiten Teil des Netzwerks<br />

aufzubauen. Gesucht werden Prominente /<br />

Persönlichkeiten, die bereit und in der Lage sind,<br />

die Schülerinitiativen zivilen Engagements mit ihren<br />

individuellen Möglichkeiten zu unterstützen. Diese<br />

Möglichkeiten können publizistischer, juristischer,<br />

psychologischer, aber auch finanzieller Natur sein.<br />

Hinweise sind willkommen.


9 Vergessener Widerstand<br />

Mit Resistenz, Verweigerung und Widerstand gegen<br />

den Nationalsozialismus in den Jahren 1933 – 1945<br />

in Markt Schwaben befasste sich ein Ausstellungsprojekt<br />

von Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums.<br />

Auf Initiative der Schüler wurde das Projekt in <strong>2007</strong><br />

fortgesetzt. Die Ausstellung wird am 29.2.2008<br />

eröffnet.<br />

Wieder geht es darum, dass Schüler alle zugänglichen<br />

historischen Quellen, vom Archivdokument bis<br />

zum Zeitzeugeninterview nutzen, um aufzuzeigen, in<br />

welcher Form widerständisches Verhalten gegen das<br />

NS-Regime in ihrer engeren Heimat stattfand und<br />

welche Folgen es für die Betroffenen hatte. Von der<br />

Recherche über die professionelle Komprimierung<br />

und nachvollziehbare Darstellung des Erkundeten<br />

bis zur technischen und ästhetischen Umsetzung auf<br />

den Ausstellungstafeln reicht der Prozeß des aktiven<br />

und engagierten Umgangs mit der Geschichte.<br />

13 Personen aus unterschiedlichen sozialen und politischen<br />

Milieus – vom katholischen Pfarrer über den<br />

Parteifunktionär bis hin zu politisch nicht organisierten<br />

Einzelpersonen – werden in ihrer Oppositions haltung<br />

zum Nationalsozialismus zwischen 1932 und 1945 dargestellt.<br />

Diese Haltung reicht von der grundsätzlichen<br />

Gegnerschaft zur NS-Herrschaft über die Ablehnung<br />

des Krieges bis hin zur Verweigerung der Gefolgschaft<br />

im Einzelfall. Durch umfangreiche Recherchearbeit gelang<br />

es, das Widerstandspotential im Landkreis Ebersberg<br />

vertieft sichtbar zu machen.<br />

Geleitet wird dieses Schülerprojekt von den beiden<br />

Lehrern Heinrich Mayer und Matthias Konrad. Die vollständige<br />

Ausstellung wird auf der Homepage des Franz-<br />

Marc-Gymnasiums Markt Schwaben veröffentlicht:<br />

http://www.franz-marc-gymnasium.info/aktivitaeten/<br />

projekte/vergessener-widerstand/<br />

45


10 Projekt Erweiterung der DenkStätte –<br />

Sonderausstellung zu Traute Lafrenz<br />

In Kooperation mit der Bayerischen<br />

Landeszentrale für politische<br />

Bildungs arbeit begann das Projekt<br />

2006 mit einer einjährigen Sonderausstellung<br />

zu Willi Graf. <strong>2007</strong> war<br />

in der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> eine<br />

Ausstellung zu Prof. Kurt Huber zu<br />

sehen. Bis November 2008 wird<br />

nun eine Ausstellung zu Traute<br />

Lafrenz gezeigt, die ihre Rolle als<br />

zentrale Person der Widerstandsgruppe<br />

aufzeigt.<br />

Mit dieser Sonderausstellung wird<br />

einem Ungleichgewicht entgegengewirkt,<br />

das bisher in der Rezeptionsgeschichte<br />

der Widerstandsgruppe<br />

bestanden hatte. Einfluss und Bedeutung<br />

von Traute Lafrenz innerhalb<br />

der Widerstandsgruppe <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

fand in der öffentlichen Erinnerung<br />

mit wenigen Ausnahmen nur geringe<br />

Beachtung. Auch in der DenkStätte<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> wurde ihre Person bisher<br />

nur namentlich erwähnt.<br />

Traute Lafrenz, „einen Sommer lang“<br />

enge Freundin von Hans Scholl,<br />

spielte im Freundeskreis der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> eine erhebliche Rolle. 1941<br />

hatte Traute Lafrenz mit dem Medizinstudium<br />

von Hamburg nach München<br />

gewechselt. Dort hatte sie über<br />

Alexander Schmorell Hans Scholl kennengelernt.<br />

Die Münchner Freunde erhielten<br />

von ihr literarische Anregungen<br />

und Inspirationen, die sich 1942 in den<br />

ersten vier Flugblättern der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> niederschlagen sollten. Schließlich<br />

hat sie Ende 1942 – wie später<br />

auch Hans Leipelt – die Verbreitung<br />

der Flugblätter nach Hamburg initiiert.<br />

Im April 1943 wurde sie von Roland<br />

Freisler wegen „Mitwisserschaft“<br />

zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.<br />

Traute Lafrenz war es gelungen, in<br />

den Vernehmungen durch die Gestapo<br />

ihre tatsächliche Mitwirkung an der<br />

Flugblattverteilung zu verschleiern.<br />

Nach ihrer Entlassung wurde sie im<br />

Zuge der Ermittlungen gegen den<br />

„Hamburger Zweig der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>“<br />

jedoch erneut in Untersuchungshaft<br />

genommen. Bis Kriegsende war<br />

Traute Lafrenz in verschiedenen Gefängnissen.<br />

1947 emigrierte sie in die<br />

USA. Sie arbeitete als Ärztin an einer<br />

heilpädagogischen Klinik und lebt heute<br />

in South Carolina.<br />

46<br />

Traute Lafrenz, 1941<br />

Durch die enge Zusammenarbeit mit<br />

Dr. Lafrenz-Page und Katrin Seybold<br />

Film ist in der Ausstellung auch bisher<br />

zum Teil noch unbekanntes Bildmaterial<br />

zu sehen. In zwei Vitrinen sind<br />

zwei handschriftliche Briefe von Traute<br />

Lafrenz ausgelegt, die das Institut<br />

für Zeitgeschichte München-Berlin<br />

als Kopien zur Verfügung stellte. In<br />

der neu eingerichteten Sehstation<br />

der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> kann ein<br />

Interview angesehen werden, das<br />

Ulrich Chaussy im Gespräch mit Traute<br />

Lafrenz-Page zeigt. Der SWR hat die<br />

Verwendung dieser Sendung genehmigt.<br />

Die vollständige Ausstellung ist auf<br />

der Homepage der <strong>Stiftung</strong> unter<br />

„Ausstellungen“ veröffentlicht.


11 Projekt Justizpalast<br />

München<br />

Auf Initiative der Bayerischen Justizministerin<br />

Dr. Beate Merk und in<br />

Betreuung durch Herrn Ministerialdirigenten<br />

Alexander von Hornstein<br />

wurde der Sitzungssaal im Münchner<br />

Justizpalast zu einem Ausstellungs-<br />

und Gedenkraum umgestaltet,<br />

in dem unter Vorsitz von Roland<br />

Freisler der zweite Prozeß gegen<br />

14 Angeklagte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />

stattgefunden hatte und der noch in<br />

Teilen der damaligen Ausstattung<br />

entspricht. Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

e.V. unterstützte das Projekt inhaltlich<br />

und technisch.<br />

In der Rede, die Dr. Hans-Jochen Vogel<br />

aus Anlass der Einweihung des Raums<br />

am 14.9.<strong>2007</strong> hielt, skizziert er kurz<br />

die Geschehnisse, die zur Verhaftung<br />

der Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />

führten und setzt diese in Bezug zu<br />

sich selbst.<br />

„Ich gestehe, dass mich die Erinnerung<br />

an diese Vorgänge immer wieder<br />

auch persönlich bewegt. Zähle ich<br />

doch zu der geringer werdenden Zahl<br />

von Angehörigen der älteren Generation,<br />

die die Zeit zwischen 1933 und<br />

1945 selbst noch als Kinder und als Jugendliche<br />

– ich war 1933 sieben Jahre<br />

alt – miterlebt haben. Und die sich<br />

deshalb fragen müssen, ob sie nicht<br />

auch, wie die Geschwister Scholl,<br />

schon als Jugendliche das Verbrecherische<br />

des Regimes hätten erkennen<br />

und daraus bereits damals Konsequenzen<br />

hätten ziehen sollen. Dies<br />

um so mehr, als ich von Ende April<br />

1943 bis zu meiner Einberufung zur<br />

Wehrmacht im Juli 1943 als Siebzehnjähriger<br />

an der hiesigen juristischen<br />

Fakultät immatrikuliert war und die<br />

Ereignisse, von denen ich soeben<br />

sprach, damals erst wenige Wochen<br />

zurücklagen. Sie wurden seinerzeit unter<br />

uns Studenten durchaus diskutiert.<br />

Aber verschlüsselt und verdeckt. Und<br />

nicht mit der Folge, dass wir den Mut<br />

aufgebracht hätten, ebenso zu handeln<br />

wie die Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />

Dafür hatte die meisten von uns und<br />

auch mich das Gewaltsystem bei allen<br />

Zweifeln und Bedenken, die wir mit<br />

uns herumtrugen und mit der gebotenen<br />

Vorsicht auch äußerten, noch zu<br />

fest im Griff. Es wäre mir nicht redlich<br />

erschienen, das bei dieser Gelegenheit<br />

nicht anzusprechen.“<br />

Die Rede mündet in zwei Fragen:<br />

„1. Soweit wir die Lebensgeschichten<br />

der Geschwister Scholl und der<br />

anderen Angehörigen der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> kennen, unterschieden sie sich<br />

zunächst nicht wesentlich von den<br />

Lebensläufen ihrer Altersgenossen.<br />

Gewiss wuchsen einige von ihnen in<br />

Elternhäusern auf, die dem Nationalsozialismus<br />

fern standen. Der Vater<br />

Scholl etwa – dem ich in den sechziger<br />

Jahren noch persönlich begegnet bin<br />

– war ein erklärter Gegner des Nationalsozialismus<br />

und musste wegen kritischer<br />

Bemerkungen über Hitler 1942<br />

vier Monate im Gefängnis verbringen.<br />

Aber Hans und Sophie Scholl waren<br />

beispielsweise zugleich Mitglied der<br />

Hitlerjugend beziehungsweise des<br />

BDM, und engagierten sich dort einige<br />

Jahre auch in herausgehobeneren<br />

Funktionen. In dieser Zeit begann<br />

indes bereits ein Umdenkprozess,<br />

der bei Hans Scholl auch durch seine<br />

Herkunft aus und seine fortdauernde<br />

Verbindung mit einem bestimmten<br />

Zweig der bündischen Jugend gefördert<br />

wurde und in dessen Verlauf sich<br />

allmählich beide von der ideologischen<br />

Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus<br />

befreiten und Schritt für<br />

Schritt die menschenverachtende<br />

Realität des Regimes erkannten. So<br />

ist von Hans Scholl überliefert, dass er<br />

vom Nürnberger Reichsparteitag des<br />

Jahres 1936, an dem er noch als HJ-<br />

Fahnenträger teilnahm, verändert nach<br />

Hause zurückkehrte. Er fühlte sich<br />

offenbar als Rädchen im Mechanismus<br />

einer riesigen Maschine missbraucht.<br />

1937 wurde er überdies schon als Soldat<br />

wegen seiner fortdauernden Kontakte<br />

mit einer bündischen Jugendgruppe<br />

vorübergehend verhaftet.<br />

Im Kriege kamen dann Erkenntnisse<br />

hinzu, die Hans Scholl und seine Gefährten<br />

als Sanitätssoldaten während<br />

ihres Einsatzes im Osten gewannen.<br />

Etwa konkretes Wissen über die<br />

Judenverfolgung. So schrieben sie<br />

schon 1942 in ihrem ersten Flugblatt:<br />

‚Wer von uns ahnt das Ausmaß der<br />

Schmach, die über uns und unsere<br />

Kinder kommen wird, wenn einst der<br />

Schleier von unseren Augen gefallen<br />

ist und die grauenvollsten und jegliches<br />

Maß unendlich überschreitenden<br />

Verbrechen ans Tageslicht treten.‘ Und<br />

in einem anderen Flugblatt sprachen<br />

sie sogar ausdrücklich die Judenverfolgung<br />

an. ‚Nur als Beispiel, weil<br />

wir die Tatsache kurz anführen, die<br />

Tatsache, dass seit der Eroberung<br />

Polens dreihunderttausend Juden in<br />

diesem Land auf bestialischste Art<br />

ermordet worden sind. Hier sehen wir<br />

das fürchterlichste Verbrechen an der<br />

Würde des Menschen, ein Verbrechen,<br />

dem sich kein ähnliches in der ganzen<br />

Menschengeschichte an die Seite stellen<br />

kann …‘ Die Überzeugung, dass<br />

der Krieg in einer Katastrophe enden<br />

würde, zu der sie schon vor Stalingrad<br />

gelangt waren, kam dann noch hinzu.<br />

Sie wussten also, was damals nicht<br />

alle, aber doch eine nicht geringe Zahl<br />

47


anderer Deutscher auch wusste. Und<br />

sie besaßen ethische Maßstäbe, aus<br />

denen sie den verbrecherischen Charakter<br />

des Regimes ableiteten. Maßstäbe,<br />

die sie nicht zuletzt auf Grund<br />

ihrer Gespräche mit dem katholischen<br />

Publizisten Carl Muth, dem Gründer<br />

und Herausgeber der Zeitschrift<br />

Hochland, die trotz ihrer betont katholischen<br />

Haltung erstaunlicherweise bis<br />

1941 erscheinen konnte, und mit dem<br />

Philosophen und Musikwissenschaftler<br />

Prof. Kurt Huber, der am Ende zu<br />

einer zentralen Figur der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />

wurde, als unverrückbar ansahen.<br />

Aber was gab ihnen die Kraft, dann<br />

auch demgemäß zu handeln und sogar<br />

den Tod nicht zu scheuen? Eine<br />

Kraft, die nur wenige aufbrachten.<br />

Wenn ich es richtig sehe, war es die<br />

sittliche Empörung, das Gefühl, einem<br />

höheren Gebot, vielleicht sogar der<br />

Verantwortung vor Gott, folgen zu<br />

müssen. Wahrscheinlich wollten sie<br />

auch für den Fall des Scheiterns ein<br />

Zeichen setzen. Deshalb schrieben sie<br />

in ihrem fünften Flugblatt ‚Zerreißt den<br />

Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr<br />

um Euer Herz gelegt habt. Entscheidet<br />

Euch, eh’ es zu spät ist.‘ Mich jedenfalls<br />

erfüllt diese ihre Haltung und<br />

der Prozess, in dem sie zustande kam,<br />

noch heute mit tiefem Respekt.<br />

2. Was folgt daraus für uns in der<br />

Gegenwart? Ich meine, wir müssen<br />

zunächst einmal gerade in diesem<br />

Hause die konkrete Konfrontation in<br />

Erinnerung halten, von der ich vorhin<br />

sprach. Und uns vor Augen führen,<br />

wo es endet, wenn Recht zu Unrecht<br />

wird und die Gerichte sich nur noch als<br />

Instrumente eines Führerwillens ansehen,<br />

dem keine Grenzen gesetzt sind.<br />

Deshalb nämlich ist Erinnerungs arbeit<br />

notwendig. Nicht, um kollektive<br />

Schuldkomplexe zu konservieren.<br />

Schuld ist ohnehin ein individueller Begriff<br />

und niemand kann von den Nachgeborenen<br />

verlangen, dass sie sich für<br />

Taten schuldig fühlen, die Angehörige<br />

früherer Generationen begangen haben.<br />

Auch nicht, um hin und wieder<br />

ein Betroffenheitsritual zu zelebrieren,<br />

weil das politisch korrekt erscheint.<br />

Nein – wir sollten uns und die Nachfolgenden<br />

auch außerhalb dieses Saales<br />

an die finsterste Phase unserer Geschichte<br />

– übrigens ohne Ungleiches<br />

gleich zu setzen auch an die zweite<br />

Diktatur auf deutschem Boden – erinnern,<br />

weil diejenigen, die nicht wissen,<br />

wie leicht Menschen sich verführen<br />

oder zumindest zur Passivität bringen<br />

lassen; die nicht wissen, wessen<br />

Menschen in ihrem Fanatismus und in<br />

ihrer Mordlust fähig sind, diejenigen,<br />

die auch die Warnzeichen nicht erkennen,<br />

die auf drohendes Unheil hinweisen,<br />

neuerlichen Gefahren gegenüber<br />

48<br />

weniger wachsam und weniger widerstandsfähig<br />

sind als diejenigen, denen<br />

die Verbrechen der Vergangenheit und<br />

die Katastrophen unserer jüngeren Geschichte<br />

vor Augen stehen. Erinnern in<br />

diesem Sinn heißt also – und das hat<br />

kein Geringerer als Gotthold Ephraim<br />

Lessing schon vor über 200 Jahren<br />

so formuliert – nicht das Gedächtnis<br />

zu belasten, sondern den Verstand zu<br />

erleuchten! Zu erleuchten auch durch<br />

die Befassung mit den Ursachen der<br />

Katastrophe, die weit vor 1933 zurückreichen.<br />

Da meine ich gerade auch den<br />

auf christlichen Traditionen beruhenden<br />

teils latenten, teils ganz offenen Antisemitismus,<br />

den es schon im späteren<br />

19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

gab und der in bestimmten Gebieten<br />

und in bestimmten Schichten<br />

lange vor den Anfängen des Nationalsozialismus<br />

wirksam wurde. Oder<br />

die ablehnende Haltung gegenüber<br />

der Demokratie und der Republik von<br />

Weimar vor allem im Lager der deutschen<br />

Rechten. Eine Ablehnung, die<br />

bald in offene Feindseligkeit überging<br />

und sich gegenüber der Republik und<br />

der sie vor allem tragenden Sozialdemokratie<br />

auch in der bezeichnenden<br />

Schmähung als ‚Judenrepublik‘ und<br />

als ‚verjudete Partei der Novemberverbrecher‘<br />

äußerte. Dann die obrigkeitsstaatliche<br />

Tradition aus der Zeit<br />

des Kaiserreichs, der Gehorsam als<br />

eine absolute Tugend und Zivilcourage<br />

eher als etwas Undeutsches erschien.<br />

Damit einher ging die Verherrlichung<br />

des Krieges als eine Bedingung, ja<br />

als eine Notwendigkeit ‚existentieller<br />

Menschheitsverwirklichung‘, wie sie<br />

beileibe nicht erst nach 1933 von nicht<br />

wenigen renommierten Philosophen<br />

und Erziehungswissenschaftlern propagiert<br />

wurde. Erinnert werden muss<br />

aber gerade an dieser Stelle auch an<br />

die republikfeindliche Haltung weiter<br />

Teile der Justiz während der Weimarer<br />

Zeit.<br />

An neuen Warnzeichen fehlt es ja<br />

nicht. Wer ihnen gegenüber gleichgültig<br />

bleibt, wer nur andere auffordert,<br />

etwas dagegen zu tun, verfehlt das<br />

Beispiel, das die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> uns gegeben<br />

hat. Denn deren Angehörige<br />

haben gehandelt, als das ungeheuren<br />

Mut erforderte. Wir Heutigen brauchen<br />

keinen Mut, um das Notwendige<br />

zu tun. Und um der Mahnung derer<br />

gerecht zu werden, die hier vor über<br />

sechzig Jahren verurteilt wurden. Der<br />

Mahnung, die da lautet ‚Nicht noch<br />

einmal! Nie wieder!‘. Oder wie es die<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in ihrem vierten Flugblatt<br />

formulierte ‚Wir schweigen nicht, wir<br />

sind Euer böses Gewissen; die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> lässt Euch keine Ruhe!‘ Das<br />

möge auch für uns gelten!“


12 Berichte des<br />

Ehrenvorsitzenden und der<br />

Zweiten Vorsitzenden<br />

Franz J. Müller<br />

<strong>2007</strong> bedeutet zwanzig Jahre <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong>, zwanzig Jahre voller<br />

Ereignisse. Erwähnte ich nur für jedes<br />

Jahr ein wichtiges, sprengte das diesen<br />

Bericht, könnte aber in der Chronik<br />

(Festschrift zu meinem 80sten<br />

Geburtstag: „Erinnern und Erkennen“)<br />

nachgelesen werden.<br />

Dank möchte ich sagen: vor allem<br />

meiner Frau Britta Müller-Baltschun,<br />

ohne deren Begleitung und engagierte<br />

Teamarbeit ich generell Termine<br />

außerhalb der DenkStätte nicht mehr<br />

wahrnehmen könnte; Christof Schmid<br />

für seine anspruchsvolle und außerordentlich<br />

zielgerichtete Leitung der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> und Werner<br />

Rechmann für seine erfolgreiche<br />

Geschäftsführung und für die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung in Afrika.<br />

Danken möchte ich auch Ursula Kaufmann,<br />

die mit ihren kompetenten, lebhaften,<br />

freundlichen Führungen sehr<br />

wichtig für die DenkStätte ist; Dank<br />

auch allen „Ehrenamtlichen“, die mich<br />

immer so engagiert und freundlich<br />

unterstützen.<br />

Erfreut erwähnen will ich, dass im<br />

Bayerischen Abitur <strong>2007</strong> im Grundkurs<br />

Geschichte Flugblatt III der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> eines der Themen war.<br />

Wegen der ausführlichen Berichte des<br />

Vorsitzenden über die 20-Jahrfeier<br />

und über spezielle Projekte wurden<br />

wir Zeitzeugen gebeten, uns diesmal<br />

noch kürzer zu fassen. Ich kann also<br />

leider wieder nicht berichten über<br />

all die verabredeten oder spontanen<br />

Zeitzeugengespräche und die vielen<br />

interessanten Begegnungen auch mit<br />

internationalen Gästen und Gruppen<br />

in der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>; auch<br />

nicht über Interviews in verschiedenen<br />

Medien und über Facharbeiten,<br />

die ich betreute.<br />

Januar<br />

Anlässlich der „Holocaust Remembrance<br />

Week“ in Italien waren Franz<br />

J. Müller (FJM) und Britta Müller-<br />

Baltschun (BMB) Gäste des Collegio<br />

Universitario S. Catarina in Pavia und<br />

lebten drei Tage wie in einer großen<br />

Familie im Haus mit den Collegiatinnen.<br />

Die von der Leiterin Maria<br />

Mussini am 24. Januar organisierten<br />

Vorträgen von Paolo Ghezzi und FJM<br />

hörten in der überfüllten Aula viele<br />

prominente Gäste, Studenten und<br />

natürlich die Collegiatinnen. Es folgte<br />

eine ausgesprochen lebhafte Dis-<br />

kussion weit über die geplante Zeit<br />

hinaus. Am 26. Januar gab es in der<br />

Schule von Herrn Mussini ein Zeitzeugengespräch<br />

für die gesamte Oberstufe<br />

mit interessanter Diskussion.<br />

Ganz besonders zugewandt und stets<br />

humorvoll begleitete und übersetzte<br />

uns die stellvertretende Leiterin des<br />

Collegios Irene Riva.<br />

Februar<br />

Auf Einladung der Friedrich-Naumann-<br />

<strong>Stiftung</strong> moderierte BMB am<br />

13. Februar die von der Fachvorsitzenden<br />

Geschichte Antje David sehr<br />

gut organisierte Vortrags- und Diskussionsveranstaltung<br />

mit FJM in der<br />

Aula des Hohenlohe-Gymnasiums<br />

Öhringen. Die Aula war überfüllt und<br />

die jungen Menschen waren hoch<br />

aufmerksam und folgten sehr interessiert<br />

den Schilderungen von FJM über<br />

seine Schulzeit, die Nazis und seinen<br />

Widerstand. Anschließend wurden<br />

so viele Fragen gestellt, dass der<br />

Stunden gong die Diskussion abbrechen<br />

musste.<br />

Wie in den letzten Jahren wurde<br />

auch <strong>2007</strong> an der Geschwister-Scholl-<br />

Schule Alsfeld von den Fachbereichen<br />

Politik und Wirtschaft sowie Geschichte<br />

Projekttage Geschwister Scholl gestaltet.<br />

Am 27. und 28.2. sprach FJM<br />

unterstützt durch BMB jeweils in zwei<br />

diskussionsfreudigen Gesprächsrunden<br />

der 9. Klassen. Das Besondere<br />

in Alsfeld dieses Jahr war eine „öffentliche<br />

Gesprächsrunde mit Franz<br />

J. Müller“ in der Bibliothek der Stadt.<br />

FJM hielt einen kurzen Vortrag und<br />

forderte die Besucher bald zur Diskussion<br />

auf. Das erwies sich als richtig,<br />

weil das Publikum überraschend viele<br />

Fragen hatte.<br />

April und Mai<br />

Auf Einladung der Friedrich-Ebert-<br />

<strong>Stiftung</strong> flogen FJM und BMB nach<br />

Kapstadt. Unser dritter Vorsitzender<br />

Werner Rechmann hatte die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Ausstellung in der englischen<br />

Version von Australien nach Südafrika<br />

geholt und Anneliese Knoop-Graf und<br />

FJM als Zeitzeugen.<br />

In der Geschichte Südafrikas zu<br />

Zeiten der Apartheid gibt es viele<br />

Gemeinsamkeiten mit der deutschen<br />

Geschichte während des Nationalsozialismus,<br />

manche Parallelitäten hinsichtlich<br />

der Verfolgung der schwarzen<br />

und farbigen Bevölkerung in Südafrika<br />

und der jüdischen in Deutschland.<br />

Am Vormittag des 25. April sprach<br />

FJM nach einem Presseinterview für<br />

die Tageszeitung Cape Argus in der<br />

privaten High School Elkanah House<br />

zu den 9. Klassen. Die ca. 80 Schüler<br />

49


und fünf Lehrer waren sehr aufgeschlossen<br />

und nutzten intensiv die<br />

Möglichkeit, einem „Überlebenden“<br />

der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> persönlich Fragen<br />

stellen zu können, hatte doch ihr<br />

deutschstämmige Direktor Thomas<br />

Hagspihl seinen Schülern oft von den<br />

Erfahrungen seines Vaters in der Hitlerjugend<br />

berichtet.<br />

Am Nachmittag besuchten FJM und<br />

BMB das District Six Museum Kapstadt,<br />

in dem die besonderen Grausamkeiten<br />

der völligen Evakuierung<br />

des District Six als Folge der radikalen<br />

Rassentrennung in vielen Details<br />

nach einem außerordentlich überzeugenden<br />

Konzept dargestellt werden.<br />

Im Gespräch mit dem Direktor des<br />

Museums stellte sich überraschend<br />

heraus, dass dieser die DenkStätte<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in der Münchner Universität<br />

kannte, dort einen Vortrag von<br />

FJM gehört hatte.<br />

Am 26. April trafen FJM und BMB<br />

vormittags in der Herzlia Schule<br />

Kapstadt, (jüdisches Schulzentrum<br />

mit über 1000 SchülerInnen) die ca.<br />

120 AbiturientInnen. Diese und ihre<br />

Lehrer Innen folgten wissbegierig und<br />

konzentriert den Ausführungen von<br />

FJM und der folgenden Diskussion.<br />

Am Abend wurde die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Ausstellung im Holocaust Center<br />

Kapstadt eröffnet. Nach einer thematischen<br />

Einführung durch den Direktor<br />

Richard Freedman und der Vorstellung<br />

der Arbeit der Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong><br />

in Südafrika durch Werner Rechmann,<br />

schilderte FJM im Wissen, dass unter<br />

den ca. 120 Besuchern viele Holocaust-Überlebende<br />

waren, in einem<br />

sehr persönlichen Zeitzeugenbericht,<br />

dass Widerstand auch gegen Nationalsozialisten<br />

möglich war. Danach<br />

eröffnete der deutsche Botschafter<br />

in Südafrika Harro Adt formell die<br />

Ausstellung. Während der folgenden<br />

Gespräche in kleinen Gruppen kam<br />

es zu einer bewegenden Begegnung<br />

zwischen dem Ehepaar Müller und<br />

Ella Blumenthal, die erzählte, dass sie<br />

der Gaskammer des Vernichtungslagers<br />

Majdanek entkommen sei, weil<br />

der für die Vergasung Verantwortliche<br />

die Gruppe für zu groß hielt. Sie<br />

hatte bisher nicht gewusst, dass es<br />

Wider stand von Deutschen gegen die<br />

Nazis gab. Beide umarmten sich mit<br />

Tränen in den Augen und tauschten<br />

Erfahrungen über Überleben in Nazi-<br />

Gefangenschaft aus.<br />

Nach einem langen Wochenende in<br />

Johannesburg fuhren FJM und BMB<br />

dort am 30. April in das Township Soweto.<br />

Im Hector Pieterson Museum<br />

wurden sie durch dessen Schwester<br />

und andere damals protestierende<br />

Studenten geführt. Deren Schilde-<br />

50<br />

rungen machten die Parallelen zwischen<br />

dem Widerstand gegen Nazis in<br />

Deutschland und Apartheid in Südafrika<br />

sehr deutlich. Die Armut und das<br />

Elend in den Townships, die bei einer<br />

Rundfahrt in ihrem riesigen Ausmaß<br />

sichtbar wurden, deprimierten sehr.<br />

Zurück in Kapstadt machten FJM und<br />

BMB sich auf den Weg nach Stellenbosch.<br />

In der dortigen Universität<br />

besuchten sie auf Einladung von<br />

Frau Prof. Malzahn (Leiterin Abteilung<br />

Fremdsprachen) das Seminar<br />

„Deutsch-Jüdische Beziehungen nach<br />

dem zweiten Weltkrieg in der Literatur“.<br />

Am Nachmittag ermunterte die<br />

teilweise lockere Art des Vortrages<br />

von FJM die sehr aufmerksamen ca.<br />

100 Zuhörer (Teilnehmer der Kurse<br />

„Deutsch als Fremdsprache“ sowie<br />

Schüler der Deutschklassen aus verschiedenen<br />

Schulen der Umgebung)<br />

zu vielen recht aufgeschlossenen,<br />

lebendigen Fragen.<br />

Abends fand auf Einladung des Holocaust<br />

Centers die Südafrika-Premiere<br />

des Films „Sophie Scholl – Die letzten<br />

Tage“ statt. Der Historiker Dr. Judd<br />

Newborn und Franz J. Müller als<br />

Verurteilter der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> wurden<br />

dem Publikum vorgestellt und<br />

beantworteten im Anschluß an den<br />

Film Fragen. Von besonderem Interesse<br />

war dabei der Komplex, was jemanden<br />

dazu bringt, aktiv Widerstand<br />

gegen ein Terror-Regime zu leisten,<br />

während die Mehrheit passiv bleibt.<br />

Am 3. Mai war das Ehepaar Müller in<br />

der Sithembele High School im Township<br />

Nyanga. Mit kräftiger Unterstützung<br />

des Geschichtslehrers gelang es<br />

FJM in zwei Schulklassen die ca. 80<br />

sehr lebhaften, spontan reagierenden<br />

SchülerInnen für seinen Bericht zu<br />

interessieren. Die katastrophalen<br />

Lehrumstände in der Schule und die<br />

armselige Lebenssituation im endlos<br />

scheinenden Township machten sehr<br />

betroffen.<br />

Etwa 30 SchülerInnen der 10. Klasse<br />

der privaten El Shaddai Christian High<br />

School im Holocaust Centre waren<br />

gut vorbereitet, hörten aufmerksam<br />

zu und befragten den Zeitzeugen<br />

eifrig, so lange die etwas knapp geplante<br />

Zeit reichte.<br />

Groß war der Unterschied zu der<br />

Township High School in der Wynberg<br />

Boys High School, als am Nachmittag<br />

etwa 150 Schüler äußerst diszipliniert<br />

der Schilderung von FJM über<br />

seine Schulzeit und den Widerstand<br />

zuhörten. Der Schulleiter selbst moderierte<br />

danach sehr engagiert und straffend<br />

ca. 30 Minuten die vielseitigen<br />

Fragen.


Der Vorstellung des neuen Buches<br />

von Judd Newborn über Sophie Scholl<br />

am Abend vor ca. 140 Besuchern im<br />

Holocaust Centre folgte eine sehr interessierte,<br />

aufgeschlossene Diskussion<br />

mit dem Autor und FJM.<br />

Am 4. Mai trafen FJM und BMB am<br />

Morgen in der Deutschen Schule Kapstadt<br />

die 10. und 11. Klassen. Nach<br />

einem anschaulichen, sie offensichtlich<br />

bewegenden Bericht, nutzten<br />

zahlreiche SchülerInnen und Lehrerinnen<br />

ausführlich die Gelegenheit,<br />

einem aktiven Mitglied des deutschen<br />

Widerstands Fragen stellen zu können.<br />

Anschließend folgten in der New<br />

Eisleben High School im Township<br />

Gugulethu ca. 30 SchülerInnen der 10.<br />

und 11. Klasse sehr aufmerksam den<br />

Schilderungen von FJM, reagierten<br />

sehr emotional auf die ergänzenden<br />

Erklärungen von BMB und stellten<br />

angeregt interessierte Fragen. Restlos<br />

begeistert waren die Besucher nach<br />

Schulende von der zufällig mitgehörten<br />

Probe des Schulchores.<br />

Am 5. Mai führten das Ehepaar Müller<br />

und Jana Hilgenfeld im Robben Island<br />

Gateway Museum mit dem verantwortlichen<br />

Mitarbeiter ein vorbereitendes<br />

Gespräch über die spätere Präsentation<br />

der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />

dort. Natürlich folgte eine Besichtigung<br />

von Robben Island unter kundiger<br />

Spezial-Führung von Ehemaligen.<br />

Einen ganz besonderen Abschluß fand<br />

die Vortragsreise von Franz J. und<br />

Britta Müller-Baltschun am 6. Mai:<br />

Im Haus der lebhaften, politisch<br />

sehr aktiven Baba Zide diskutierten<br />

sie mit vier südafrikanischen und<br />

zwei deutschen Fachleuten aus dem<br />

Bereich Friedensarbeit und Wiedergutmachung.<br />

Es wurden mancherlei<br />

Aspekte und Möglichkeiten für die<br />

Zukunft diskutiert, jedenfalls trennte<br />

man sich nicht ganz ohne Hoffnung.<br />

Großer Dank gilt der Mitarbeiterin der<br />

Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> Jana Hilgenfeld<br />

für die zugewandte, freundliche,<br />

einfühlsame ständige Begleitung.<br />

Juli<br />

Ein Zeitzeugengespräch mit FJM am<br />

5. Juli im Rahmen eines deutschisra<br />

elisch-palästinensischen Jugendaustausches<br />

in Heidelberg moderierte<br />

BMB. Die Jusos Baden-Württembergs<br />

hatten in die Reichspräsident-Friedrich-<br />

Ebert-GedenkStätte nach Heidelberg<br />

eingeladen. Den Schilderungen von<br />

FJM folgte eine angeregte Diskussion,<br />

an der sich besonders die deutschen<br />

und die israelischen Jugendlichen<br />

beteiligten und die sich noch lange in<br />

Kleingruppen fortsetzte.<br />

Die Schülerin Valerie Datzer hatte<br />

FJM während der „Langen Nacht der<br />

Museen <strong>2007</strong> München“ gehört und<br />

organisierte, dass FJM mit BMB am<br />

18. Juli in das Gymnasium Tegernsee<br />

fuhr und dort den 9. und 10. Klassen<br />

über seine Schulzeit unter den Nazis<br />

und den Widerstand berichtete. Trotz<br />

schönsten Wetters endete die Diskussion<br />

erst lange nach der geplanten<br />

Zeit.<br />

September<br />

Am 14. September wurde zur Genugtuung<br />

von FJM endlich im Justizpalast<br />

München mit einer Feierstunde eine<br />

Ausstellung über den 1. und 2. Prozess<br />

gegen Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> eröffnet. Die Bayerische Staatsministerin<br />

der Justiz Dr. Beate Merk<br />

sprach Eröffnungsworte. Dr. Hans-<br />

Jochen Vogel, Mitglied des Beirats der<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., hielt eine<br />

bemerkenswerte Rede. Für die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> sprach Dr. Christof<br />

Schmid ein kurzes Grußwort. Die Ministerin,<br />

der als ehemaliger Oberbürgermeisterin<br />

von Neu-Ulm die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> gut bekannt ist und die sich sehr<br />

für die Ausstellung eingesetzt hat,<br />

ging zur Einführung mit FJM und<br />

Heiner Guter im alten Gerichtssaal<br />

durch die Ausstellung. Den beiden<br />

kamen manche Erinnerungen an ihren<br />

Prozeß unter Roland Freisler am<br />

19. April 1943 in diesem Saal.<br />

Unser Mitglied Johannes Nebmaier<br />

hatte in seiner unnachahmlichen<br />

Art die Dritte <strong>Weiße</strong>-<strong>Rose</strong>-Woche in<br />

Aschaffenburg für 17. – 20. September<br />

geplant und organisiert. In mittlerweile<br />

ja bewährter Teamarbeit sprachen<br />

und diskutierten FJM und BMB an<br />

acht Schulen in und um Aschaffenburg<br />

und in der VHS im jüdischen Dokumentationszentrum.<br />

Die geschätzte<br />

Gesamtzahl der bei den Vorträgen und<br />

Gesprächen erreichten Menschen,<br />

vornehmlich Jugendliche, liegt bei<br />

1000; die Öffentlichkeit wurde durch<br />

einen Zeitungsartikel im Main-Echo erreicht<br />

und dadurch auch zur Teilnahme<br />

motiviert.<br />

Gleich danach am 21. September<br />

führte FJM am Ende der Projektwoche<br />

„Netzwerk <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ in der<br />

DenkStätte ein Zeitzeugengespräch<br />

mit den TeilnehmerInnen, die wesentliche<br />

Arbeit geleistet hatten. Hoffentlich<br />

wird es ein immer größeres Netz.<br />

Die Friedrich-Naumann-<strong>Stiftung</strong> hatte<br />

FJM und BMB nach Hannover eingeladen:<br />

51


Am 25. September zu einer Vortragsveranstaltung<br />

mit anschließender Diskussion in das Kurt-Schwitters-Gymnasium<br />

Misburg, wo die 10. Klassen und<br />

Gäste (ca. 120 Personen) sehr aufmerksam den Ausführungen<br />

folgten und interessierte Fragen stellten.<br />

Am 26. September besuchten FJM und BMB die<br />

Telkampfschule (Europaschule, „Schule ohne Rassismus<br />

– Schule mit Courage“). Die 11. Klassen waren<br />

gut vorbereitet und hatten nach den Schilderungen<br />

von FJM viele weiterführende Fragen.<br />

52<br />

Oktober<br />

Wie all die letzten Jahre hatte der Geschäftsführer<br />

Uli Graf, der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte,<br />

FJM und BMB für den 4. und 5. Oktober nach<br />

Heidelberg eingeladen. Wie immer fühlte sich FJM in<br />

dieser Umgebung und nach den freundlichen Einführungen<br />

durch den pädagogischen Mitarbeiter Herrn<br />

Braun besonders animiert. So entstanden auch lebhafte<br />

Diskussionen, in kleinen Gruppen auch noch<br />

weit über die geplante Zeit hinaus.<br />

„Erinnern und Handeln“ war das Motto für den Festakt<br />

20 Jahre <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> am 14. Oktober, zu dem<br />

die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e. V. und die Bayerische<br />

Landeszentrale für politische Bildungsarbeit in das<br />

Auditorium Maximum der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität einluden. Als Initiator und Mitgründer erzählte<br />

FJM in seinem Grußwort von sich als Schüler<br />

in der Nazizeit, von Widerstand mit der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />

und Gefängnis, war er doch der einzige Verurteilte<br />

unter den Besuchern. Hätten Sie doch mehr erzählt,<br />

hieß es während des Empfanges im Lichthof dann<br />

oft. Aber das Programm!… Dem Nachfolger Christof<br />

Schmid jedenfalls großen Dank und Anerkennung für<br />

den besonders gelungenen Festakt, über den er ja<br />

ausführlich berichten wird.<br />

„Die Lange Nacht der Museen München“ am<br />

20. Oktober wurde für FJM und BMB wieder wirklich<br />

lang. Fünfmal war der Hörsaal gegenüber der<br />

DenkStätte gut gefüllt, viele junge Menschen darunter,<br />

sehr diskussionsfreudig, und es wäre auch noch<br />

über Mitternacht hinaus weitergegangen, wenn<br />

Müllers nicht zu müde gewesen wären.<br />

November<br />

Zeitungsartikel über die Zeitzeugengespräche im<br />

September in Hannover veranlassten die Schulleiterin<br />

der Sophie-Scholl-Gesamtschule Wennigsen<br />

Frau Hamitz, über Petra Beckmann-Schulz von der<br />

Friedrich-Naumann-<strong>Stiftung</strong> FJM und BMB dringend<br />

zu bitten, doch zur Gedenkveranstaltung am 9. November<br />

noch einmal nach Hannover zu kommen.<br />

Die würdige Veranstaltung hat es gelohnt: Nach der<br />

Begrüßung durch die Schulleiterin sprachen der Bürgermeister,<br />

die Jugendbürgermeisterin sowie Petra<br />

Beckmann-Schulz Grußworte. Im Publikum waren<br />

neben der gesamten Oberstufe offizielle Vertreter<br />

von Stadt und Land, die Elternratsvorsitzenden, Eltern<br />

und natürlich das Lehrerkollegium zahlreich vertreten.<br />

Die Schilderung des Zeitzeugen fand großen<br />

Anklang und das so unterschiedliche Publikum zeigte<br />

sich sehr angeregt zu vielen Fragen. Dank sei auch<br />

der äußerst engagierten Schulsekretärin Li Becker-<br />

Kniep, die uns bei strömendem Regen in rasender<br />

Fahrt zum Bahnhof brachte, als das Taxi ausfiel.<br />

Franz J. Müller


Anneliese Knoop-Graf<br />

Das Interesse an der Geschichte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />

hält unvermindert an. Das zeigen z.B. viele Anfragen<br />

von Schülern und Studenten, die über die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> Arbeiten schreiben oder wissenschaftlich forschen.<br />

Daraus ergeben sich zahlreiche Besuche, Gespräche<br />

und Korrespondenzen. Was Willi Graf betrifft, zeichnen<br />

sich neue Perspektiven ab: Sowohl in Deutschland<br />

als auch in Italien werden in Zusammenarbeit<br />

mit AKG Biographien über Willi Graf verfasst.<br />

Im Folgenden wird eine Auswahl von Veranstaltungen<br />

in Schulen, Universitäten und anderen Institutionen<br />

aufgeführt.<br />

26.1.<strong>2007</strong> Trient, Italien<br />

In Zusammenarbeit mit Paolo Ghezzi, Chefredakteur<br />

und Autor vieler Publikationen über die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong>: AKG spricht im Technischen Institut Buonarroti<br />

vor 150 Schülern. Am Nachmittag ist ein Empfang<br />

anlässlich des Gedächtnistages der Opfer des Nazifaschismus<br />

im Palast Geremia gemeinsam mit dem<br />

Bürgermeister und dem Leiter des Historischen Museums<br />

von Trient.<br />

27.1.<strong>2007</strong> Lucca-Tuskanien, Italien<br />

Vortrag in der Mittelschule von Seravezza vor ca. 250<br />

Schülern<br />

Pietrasanta, Italien<br />

Im Centro civico führen Schüler das Theaterstück „La<br />

Rosa Bianca“ auf. AKG spricht nach der Vorstellung<br />

zu den Schauspielern und Zuhörern.<br />

6.2.<strong>2007</strong> Saarbrücken<br />

Die Willi-Graf-Realschule hat mit einer Schülergruppe<br />

der Klasse 10 ein Projekt zur Lebensgeschichte<br />

von Willi Graf durchgeführt. Das Ergebnis – eine<br />

Ausstellung mit 8 Tafeln – wird in einer Feierstunde<br />

zusammen mit AKG erstmalig gezeigt. Die Anwesenden,<br />

unter denen sich auch der Ministerpräsident<br />

des Saarlandes, Peter Müller, befindet, spenden viel<br />

Applaus.<br />

Die Ausstellung kann als Wanderausstellung ausgeliehen<br />

werden.<br />

14. / 15.2.<strong>2007</strong> Dillingen, Donau<br />

Im St.-Bonaventura-Gymnasium eröffnet AKG die<br />

Ausstellung „Gesichter einer Freundschaft“.<br />

28.2. – 2.3.<strong>2007</strong> Ulm<br />

Anlässlich der Ausstellung „Gesichter einer Freundschaft“<br />

spricht AKG in der Volkshochschule ULM.<br />

In der Christoph-Probst-Realschule in Neu-Ulm-Ludwigsfeld<br />

sowie auch in der Inge-Aicher-Realschule in<br />

Neu-Ulm-Pfuhl berichtet AKG über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />

Da diese Namensgebungen erst kürzlich erfolgten,<br />

sind Schüler und Lehrer ganz besonders interessierte<br />

Zuhörer.<br />

13. – 15.3.<strong>2007</strong> Bordeaux, Frankreich<br />

AKG referiert im Goethe-Institut vor zwei Schulklassen.<br />

Die Schüler erweisen sich als ganz besonders<br />

gut vorbereitet und stellen interessierte Fragen. Vorausgegangen<br />

ist ein Interview für das französische<br />

Fernsehen. Die Veranstaltungen werden von Studierenden<br />

der Journalisten-Fachschule gefilmt. Darüber<br />

hinaus wird der Verhoeven-Film „Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“<br />

mit französischen Untertiteln gezeigt. Abends ist der<br />

Vortragssaal überfüllt mit Zuhörern.<br />

53


19. / 20.3.<strong>2007</strong> Bonn-Königswinter<br />

In der Jugenddorf-Christopherus-<br />

Schule Königswinter spricht AKG vor<br />

etwa 400 Personen. Der Beifall ist<br />

groß und endet mit standing ovations.<br />

Vorausgegangen war ein Interview<br />

zum Thema „Widerstand aus dem<br />

Glauben“.<br />

22.3.<strong>2007</strong> Saasbach, Montessori-<br />

Schule<br />

Es fällt auf, dass die Schüler der Klassen<br />

7 bis 9 bemerkenswert gut vorbereitet<br />

sind und nach dem Bericht von<br />

AKG viele Fragen stellen.<br />

25.3. – 1.4.<strong>2007</strong> Johannesburg und<br />

Pretoria, Südafrika<br />

Siehe hierzu den Bericht „Die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> in Südafrika“.<br />

54<br />

Anneliese Knoop-Graf bei ihrem<br />

Besuch in Südafrika<br />

23. – 25.4.<strong>2007</strong> München<br />

Auf Veranlassung der Schülermitverwaltung<br />

des Willi-Graf-Gymnasiums<br />

findet eine Willi-Graf-Woche statt.<br />

Innerhalb dieser Veranstaltungsreihe<br />

spricht AKG für alle 7. und 9. Klassen.<br />

Aufmerksamkeit und Interesse der<br />

Schüler ist groß.<br />

2. / 3.5.<strong>2007</strong> Rostock<br />

AKG eröffnet in der Universität Rostock<br />

die Ausstellung „Die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> – Gesichter einer Freundschaft“.<br />

Am Tag darauf spricht sie in der Aula<br />

der Großen Stadtschule Rostock<br />

über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>. Veranstalter<br />

ist das Thomas-Morus-Bildungswerk<br />

Schwerin.<br />

9.5.<strong>2007</strong> Münster<br />

Im Rahmen der Jungen Akademie<br />

Franz-Hitze-Haus leitet AKG die Tagung<br />

zum Thema „Waren Sie dabei,<br />

als…“ Außer Schülern der verschiedenen<br />

Schultypen sind auch eine Reihe<br />

Lehrer anwesend, die sich besonders<br />

lebhaft an der anschließenden<br />

Diskussion beteiligen.<br />

10.5.<strong>2007</strong> Münster<br />

Auf ausdrücklichen Wunsch der sehr<br />

interessierten Schüler der Klasse 6<br />

der Geschwister-Scholl-Schule erzählt<br />

AKG von der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>. In der<br />

Klasse 8 greift AKG das Problem auf<br />

„Willi Graf und die Katholische Kirche“.<br />

Die Schüler hatten sich bereits vorher<br />

intensiv mit diesem Thema beschäftigt.<br />

15. – 17.5.<strong>2007</strong> Aarhus, Dänemark<br />

AKG referiert vor etwas 120 Studenten<br />

an der Universität Aarhus über<br />

die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>. Die anschließende<br />

Diskussion war insbesondere seitens<br />

der Studenten sehr anregend und<br />

lebendig. Veranstalter war neben der<br />

Universität Aarhus die „Vereinigung<br />

dänischer Multiplikatoren zur Förderung<br />

deutsch-dänischer Beziehungen“.<br />

12.6.<strong>2007</strong> Nürnberg<br />

AKG spricht in der Evangelischen<br />

Fachhochschule über Sophie Scholl.<br />

Vorausgegangen waren die beiden<br />

Filme über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>. Die Veranstaltung<br />

war vorbereitet durch Renate<br />

Wind, Evangelische Fachhochschule<br />

Nürnberg.<br />

13. / 14.6.<strong>2007</strong> Abtei Münsterschwarzach<br />

Im Egbert-Gymnasium eröffnet AKG<br />

die Ausstellung „Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> –<br />

Gesichter einer Freundschaft“ mit<br />

einem Festvortrag. Am folgenden<br />

Vormittag wird den Schülern der<br />

Oberstufe der Film von Michael Verhoeven<br />

„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ gezeigt. Im<br />

Anschluss daran findet eine lebendige<br />

Diskussion statt zwischen Zuschauern,<br />

Michael Verhoeven und AKG.<br />

18.6.<strong>2007</strong> Achern<br />

Simon Knoop, ein Enkel von AKG, hält<br />

in seiner Klasse 10 des Gymnasiums<br />

Achern ein Referat über die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong>. Danach haben die Schüler Gelegenheit,<br />

AKG über ihren Bruder Willi<br />

Graf und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> zu befragen.<br />

21.6.<strong>2007</strong> Berlin<br />

Die von der Jungen Union durchgeführte<br />

Veranstaltung über die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> im Willi-Graf-Gymnasium Berlin-<br />

Steglitz ist aufgrund äußerst ungünstiger<br />

Wetterbedingungen sehr<br />

schlecht besucht. Die Anwesenden<br />

zeigen sich höchst interessiert an dem<br />

Thema „Widerstand aus Patriotismus“.<br />

3.7.<strong>2007</strong> St. Ingberg, Saar<br />

Im Foyer des Willi-Graf-Berufsbildungszentrums<br />

enthüllt AKG ein Portrait von<br />

Willi Graf, das künftig die Schüler an<br />

den Namensträger ihrer Schule erinnern<br />

soll. Am Tag danach findet die<br />

feierliche Verabschiedung aller abgehenden<br />

Schüler des Bildungszentrums<br />

statt. AKG hält einen Vortrag und wird<br />

von den ca. 500 Schülern mit standing<br />

ovations geehrt.


13.7.<strong>2007</strong> Bühl, Interview im Hause<br />

Durch Vermittlung von Prof. Peter<br />

Steinbach machen vier Studenten der<br />

Arbeitsgemeinschaft „Zeugen der<br />

Zeugen“ ein Interview mit AKG für<br />

das „Freie Radio / Querfunk“.<br />

26.9.<strong>2007</strong> München<br />

Im Bildungsprogramm von BR-alpha<br />

wird ein Gespräch mit AKG aufgezeichnet,<br />

das am 18.12.<strong>2007</strong> gesendet<br />

wird.<br />

12.10.<strong>2007</strong> München<br />

Am Todestag von Willi Graf hat die<br />

Schülermitverwaltung des Willi-Graf-<br />

Gymnasiums München eine Gedenkveranstaltung<br />

organisiert. AKG spricht<br />

zu Schülern der 6. und 5. Klassen. Wie<br />

inzwischen üblich, erhalten die Schüler<br />

der Klasse 5 je eine weiße <strong>Rose</strong>,<br />

überreicht von der Elternvertretung.<br />

Abends findet in der Bethanienkirche<br />

München eine Gedenkveranstaltung<br />

anlässlich des Todestages von Willi<br />

Graf statt.<br />

31.10.<strong>2007</strong> Wermelskirchen<br />

Die 150 Schüler der 10. Jahrgangsstufe<br />

der Hauptschule Wermelskirchen<br />

sind sehr gut vorbereitet und hören<br />

den Ausführungen von AKG interessiert<br />

zu und stellen sehr gute Fragen.<br />

Es ist bemerkenswert, dass viel Schüler<br />

nach der Veranstaltung zu AKG<br />

kommen, um sich zu bedanken und<br />

zu beteuern, dass die Ausführungen<br />

sehr aufschlussreich gewesen sind.<br />

2.11.<strong>2007</strong> Berlin<br />

Anlässlich des Reformationsfestes findet<br />

in einer evangelischen Kirche eine<br />

Konferenz statt mit dem Thema „Aufstehen<br />

für Gerechtigkeit“. AKG stellt in<br />

einem Vortrag Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> vor, die konsequent, mutig und<br />

kühn als gläubige Christen ihren Weg<br />

gegangen sind.<br />

7.11.<strong>2007</strong> Stadtlohn<br />

In der Aula des Gymnasiums spricht<br />

AKG zu Schülern der 13. Klasse über<br />

das Thema „Deutschland zuliebe?<br />

Deutschland zuliebe!“ Der Vortrag ist<br />

sehr gut besucht. Die vielen Fragen<br />

zeugen für Aufgeschlossenheit und<br />

Interesse am Thema.<br />

8.11.<strong>2007</strong> Senden<br />

AKG ist als Referentin in der Geschwister-Scholl-Realschule<br />

und trifft auf<br />

lebhafte Beteiligung seitens der Schüler<br />

aus den 6. Klassen. Abends findet<br />

mit Schülern, Lehrern, Eltern und<br />

der Öffentlichkeit die erstmalige Verleihung<br />

des „Anneliese-Knoop-Graf-<br />

Preises“ statt. Einzelne Schüler erhalten<br />

für ihr besonderes Engagement<br />

im sozialen Bereich diesen Preis. „Betreuung<br />

einer spastisch-gelähmten<br />

Mitschülerin (1. Preis), „Lernhelfer“,<br />

Schüler der Klassen 9 und 10 geben<br />

Mitschülern Nachhilfe und unterstützen<br />

sie bei Hausaufgaben (2.Preis).<br />

9.11.<strong>2007</strong> Münster<br />

AKG spricht im Geschwister-Scholl-<br />

Gymnasium zu allen 6. Klassen und<br />

erlebt großes Interesse und lebhafte<br />

Beteiligung der Schüler. Danach diskutiert<br />

AKG mit den Klassen 8, die<br />

inzwischen den <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Film von<br />

Michael Verhoeven gesehen haben.<br />

Abends findet die Preisverleihung für<br />

engagierte Schüler statt. Sie erhalten<br />

den zum fünften Mal ausgeschriebenen<br />

Willi-Graf-Preis, der für besondere<br />

Leistungen im Abitur sowie ihre<br />

Verantwortung für ihre Mitschüler<br />

verliehen wird.<br />

14.11.<strong>2007</strong> Bühl, im Hause<br />

Die Journalistin Paola Rosa aus Trient /<br />

Italien schreibt in italienischer Sprache<br />

eine Biographie über Willi Graf. Inhalt<br />

des Buches soll vor allem die Darstellung<br />

von Willi Grafs Jugend sein.<br />

Das Gespräch mit Paola Rosa ist sehr<br />

lebendig und kenntnisreich, AKG kann<br />

ihr wichtige Details mitteilen und Unterlagen<br />

mitgeben.<br />

21.11.<strong>2007</strong> Lindow, Brandenburg<br />

Im Gemeindehaus Lindow spricht<br />

AKG über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und im<br />

Besonderen über Willi Graf. Die Veranstaltung<br />

ist auffallend gut besucht von<br />

Zuhörern aller Altersstufen.<br />

Zusammenstellung:<br />

Insgesamt fanden im Jahr <strong>2007</strong><br />

73 Vorträge in Schulen und anderen<br />

Institutionen sowie Interviews und<br />

Fototermine für Ausstellungen statt.<br />

Dr. h.c. Anneliese Knoop-Graf<br />

55


13 DenkStätte München<br />

Am 29. Juni 1997 wurde die<br />

DenkStätte in der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht. Tags zuvor hatten<br />

Bundespräsident Roman Herzog,<br />

Oberbürgermeister Christian<br />

Ude und der damalige Rektor der<br />

Universität, Prof. Andreas Heldrich,<br />

die DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> eröffnet.<br />

Sie besteht inzwischen also seit<br />

zehn Jahren und wird jährlich von<br />

mehr als 20 000 meist jungen Gästen<br />

besucht.<br />

Die DenkStätte ist seither der bevorzugte<br />

Arbeitsplatz von Franz J. Müller,<br />

der dort einen großen Teil seiner Zeitzeugengespräche<br />

führt und für Fragen<br />

der internationalen Besucher zur Verfügung<br />

steht.<br />

Betreut wird die DenkStätte durch<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, die der Erinnerung an<br />

die studentische Widerstandsgruppe<br />

einen Teil ihrer Zeit und Energie zur<br />

Verfügung stellen und denen der<br />

besondere Dank von Vorstand und<br />

Gremien der <strong>Stiftung</strong> gebührt. Es sind<br />

dies Susanne Bergmann, Bernhard<br />

Eble, Gerda Eierstock, Barbara Keim,<br />

Maren Killmann, Christa Nickisch,<br />

Horst Plotzki, Ingeborg Rubner,<br />

Brigitte Schmid, Wolfgang Stepp und<br />

Irene von Denffer.<br />

Die DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> in München<br />

war auch <strong>2007</strong> wieder gut<br />

besucht. Die Sonderausstellung zu<br />

Prof. Kurt Huber hat das Interesse<br />

vieler Besucher geweckt. Bis Ende<br />

2008 ist eine Sonderausstellung zu<br />

Traute Lafrenz zu sehen. Ergänzend<br />

dazu besteht die Möglichkeit, in der<br />

DenkStätte ein Fernsehinterview<br />

anzusehen, das der Journalist Ulrich<br />

Chaussy mit Traute Lafrenz geführt<br />

hat.<br />

Die Besucherzahl lag wie in den Vorjahren<br />

bei ca. 22 500 Personen. 31 in<br />

der DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> durchgeführte<br />

Zeitzeugengespräche und 54<br />

Führungen durch die Ausstellung wurden<br />

überwiegend von Jugendlichen<br />

besucht. Schulklassen kamen diesmal<br />

u.a. aus Frankreich und Italien, aber<br />

auch aus Taiwan, Studenten überwiegend<br />

aus den USA und England. Germanistikstudenten<br />

aus North Carolina<br />

beschäftigten sich eine ganze Woche<br />

mit der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />

Ihr Wissen zu Alexander Schmorell<br />

und der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> zu vertiefen,<br />

war Absicht des Besuches russischer<br />

Studenten aus Orenburg. Interessiert<br />

und motiviert kamen Schüler aus Polen<br />

an zwei Tagen in die DenkStätte.<br />

Sie hatten am Projekt „Frieden für<br />

Europa – Europa für den Frieden“ der<br />

56<br />

Gerda Eierstock<br />

Barbara Keim<br />

Maren Killmann


Christa Nickisch<br />

Wolfgang Stepp<br />

Bernhard Eble<br />

<strong>Stiftung</strong> Erinnerung und Zukunft teil<br />

genommen. Schüler aus St. Gallen<br />

beschäftigten sich mit der Widerstandsgruppe<br />

im Rahmen ihres Unterrichtsthemas<br />

„Moral, moralische Entwicklung<br />

und Zivilcourage“. Polnische<br />

Austauschschüler des Franz-Marc-<br />

Gymnasiums Markt Schwaben, ausländische<br />

Teilnehmer des Programms<br />

Junior Year in Munich der LMU im<br />

Rahmen des dort angebotenen Seminars<br />

zum Thema „Hitler in München“<br />

sowie Teilnehmer einer Studienreise<br />

aus Cuneo, Italien, informierten sich in<br />

der DenkStätte ausführlich zum Thema<br />

Widerstand gegen den Nationalsozialismus<br />

in Deutschland und diskutierten<br />

über den Umgang mit der<br />

Vergangenheit heute.<br />

Anlässlich der Sonderausstellung zu<br />

Prof. Kurt Huber kam eine Klasse des<br />

Münchner Wilhelmsgymnasiums, die<br />

eine Urenkelin Kurt Hubers als Schülerin<br />

besucht. Durch den familiä ren Bezug<br />

wurde die Geschichte der <strong>Weiße</strong>n<br />

<strong>Rose</strong> für die Schüler mehr als nur das<br />

Kapitel eines Schulbuchs. Versöhnende<br />

Bedeutung hatte der Besuch der<br />

DenkStätte für eine Gruppe jüdischer<br />

Holocaust-Überlebender aus Russland,<br />

die mit Unterstützung des Maximilian-<br />

Kolbe-Werks am 90. Geburtstag von<br />

Alexander Schmorell kamen.<br />

Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> als Thema des Schulunterrichts<br />

beschäftigte eine Delegation<br />

von Deutschlehrern aus Cincinnati,<br />

aus Norwegen und Japan.<br />

Im Oktober war die DenkStätte für<br />

die Wissenschaftstage der LMU an<br />

einem Wochenende geöffnet.<br />

An der Langen Nacht der Münchner<br />

Museen beteiligte sich die DenkStätte<br />

ebenfalls.<br />

Zeitzeugengespräche und Filmvorführungen<br />

konnten bei größerer<br />

Besucher zahl wieder in Hörsälen der<br />

LMU durchgeführt werden.<br />

Wir danken der LMU für das Entgegenkommen<br />

und die gute Zusammenarbeit<br />

bei der Hörsaalvergabe.<br />

57


58<br />

Auszüge aus dem Gästebuch der DenkStätte<br />

Thank you very much for having us (group from Cincinnati,<br />

OH, USA) into your memorial to learn more<br />

about the White <strong>Rose</strong>. It was a privilege to meet<br />

Mr. Müller and hear his firsthand accounts of his experiences.<br />

We can pass on his stories and they will<br />

continue to live.<br />

Regards, Wendy Silvius and the Cincinnati teachers<br />

Vielen Dank für das interessante Seminar und die<br />

Führung im „<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ Museum<br />

Zhandos Aitymov, Kasachstan<br />

Schon lange wünschte ich hier die Ausstellung zu<br />

besuchen. I pray for the repose of brave men and a<br />

lady´s soul.<br />

Hiroshi Hahimato, Japan<br />

Dearest friends,<br />

Your courageous example, dear white <strong>Rose</strong> Members,<br />

has inspired many in the Plowshares Resistance<br />

in the United States. We urgently seek to<br />

follow your acts of non violent love.<br />

Kathy Boylan of the Dorothy Day Community,<br />

Washington D.C., USA<br />

Die ehemaligen Ghetto-Häftlinge aus Russland danken<br />

der Universität und dem Museum „<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“.<br />

Man hat uns überzeugt, dass das deutsche Volk aktiven<br />

Widerstand gegen das Hitler-Regime leistete.<br />

Die Gruppe war hier auf Einladung des Maximilian-<br />

Kolbe-Werkes Freiburg, einer Hilfsorganisation für<br />

osteuropäische KZ- und Ghetto-Häftlinge. Dank auch<br />

von dieser Seite.<br />

Très beau musée, très émouvent, bien que je n´ai<br />

pas tout compris parcque je suis francais. Mais du<br />

moins, une phrase an essort: Vive la paix!<br />

Le Mouvement de Resistance de La <strong>Rose</strong> Blanche<br />

nous apprend qu’íl n’est pas vain de résister<br />

qu´il est toujour possible de la faire<br />

que c´est même un nécessité.<br />

Denise Delours, Diocés d´Evny<br />

It was very interesting.<br />

But not enough known in Israel, vielen Dank.<br />

Algom Ben-Horin, Israel<br />

I was surprised and deeply moved to find out about<br />

the existence of the White <strong>Rose</strong> – a group of young<br />

people that dared to voice and act against the Nazi<br />

regime of those days.<br />

Hadas mugraby<br />

Tel-Aviv, Israel<br />

Viele kleine Leute, in vielen kleinen Orten, die viele<br />

kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.<br />

Ein Besucher aus Afrika<br />

Irene von Denffer<br />

Horst Plotzki<br />

Brigitte Schmid


14 DenkStätte Ulm<br />

Führungen, Einzelbesucher und<br />

SchülerInnen-Unterstützung<br />

36 Führungen für Schulklassen (über<br />

1000 SchülerInnen) aus Ulm / Neu-<br />

Ulm, Stuttgart, Uspring, Krumbach, Villingen-Schwenningen,<br />

Memmingen,<br />

Bad Urach, Göppingen, Oberndorf,<br />

Offenburg, Lindau und AustauschschülerInnen<br />

aus Italien, Frankreich,<br />

Kolumbien, Südafrika, Australien und<br />

den USA sowie eine Schweizer Konfirmandengruppe.<br />

Über 40 Referate<br />

wurden von SchülerInnen für ca. 1200<br />

KlassenkameradInnen über die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> an der Ulmer DenkStätte gehalten<br />

– mit hohem Betreuungsaufwand<br />

durch die DenkStätte. Auch wurden<br />

SchülerInnen bei der Erstellung von<br />

Facharbeiten zu „Jugendopposition<br />

im Dritten Reich“ und „<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“<br />

unterstützt. Dabei wiesen wir auf die<br />

Motivation und geistig-moralische<br />

Haltung „unserer“ portraitierten Jugendlichen<br />

hin. Täglich besuchten ca.<br />

15 Einzelpersonen die DenkStätte. Bei<br />

270 Tagen im Jahr ergeben sich über<br />

4000 Einzelbesucher, mit denen sich<br />

z.T. inhaltlich vertiefende Gespräche<br />

ergaben. Insgesamt beläuft sich die<br />

Gesamtbesucherzahl nunmehr auf<br />

über 6200 Personen.<br />

Sonderausstellung: „Die <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong>: Gesichter einer Freundschaft“<br />

(28.2. – 23.3.<strong>2007</strong>)<br />

Es gab großes Interesse für die Ausstellung<br />

(ca. 2500 Besucher) und das<br />

dazugehörige Rahmenprogramm (650<br />

Hörer in Vorträgen u.a. von Dr. Hans-<br />

Jochen Vogel, Zeitzeugengesprächen<br />

mit Anneliese Knoop-Graf, <strong>Weiße</strong>-<br />

<strong>Rose</strong>-Stadtführung, Film: „Sophie’s<br />

Schwester“, Ausbildung von Schüler-<br />

Innen zu Guides). Anschließend ging<br />

die Ausstellung an zwei Neu-Ulmer<br />

Schulen mit Führungen vor Ort durch<br />

von uns ausgebildete SchülerInnen.<br />

Mit dem Ulmer Hans-und-Sophie-<br />

Scholl-Gymnasium wurde die Aktion<br />

„Flugblätter der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> weiterdenken“<br />

durchgeführt.<br />

Weitere Einzelveranstaltungen<br />

„Den Überlebenden Gesicht und<br />

Stimme geben“ Vortrag / Zeitzeugenbericht<br />

von Lillian Gewirtzman (Holocaust<br />

Memorial and Educational<br />

Center of Nassau County, USA) und<br />

ehemalige Displaced Persons (DP) im<br />

Ulmer Camp am Samstag, 27. Januar<br />

<strong>2007</strong> um 20 Uhr im Ulmer Stadthaus<br />

in Zusammenarbeit mit dem Arbeits-<br />

kreis 27. Januar. Im Mittelpunkt stand<br />

hier die Zeit von 1945 bis1950, als<br />

viele Juden in Ulm / Neu-Ulm als DPs<br />

lebten (210 Hörer).<br />

„Gekrümmte Wege, doch ein Ziel“<br />

Lesung aus den Lebenserinnerungen<br />

Hans Lebrechts mit Silvester Lechner,<br />

Dokumentationszentrum Oberer<br />

Kuhberg (DZOK) und Thomas Vogel in<br />

Zusammenarbeit mit dem DZOK und<br />

der Ulmer Volkshochschule am Dienstag,<br />

11. Dezember um 20 Uhr im Club<br />

Orange des EinsteinHauses, Ulm.<br />

Die Lebenserinnerungen des Hans<br />

Lebrecht sind Bestandteil der Ulmer<br />

DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und die Chronik<br />

eines deutsch-israelischen Lebens<br />

des 20. Jahrhunderts (13 Hörer).<br />

Theaterprojekt <strong>2007</strong> / 2008:<br />

„Antigone“ nach Jean Anouilh<br />

Mit der Ulmer Waldorfschule wird seit<br />

Oktober <strong>2007</strong> „Antigone“ im Rahmen<br />

eines Schülerjahresprojektes zu<br />

einem Ein-Frau-Stück umgeschrieben<br />

und mit multimedialen Einspielungen<br />

auf die Bühne gebracht<br />

(Premiere: 19. April 2008, Leonhardskirche<br />

Langenau, 22. April, Theater<br />

Ulm, PODIUM.bar). Dies wird auch<br />

in Schulklassen gespielt, um so über<br />

Zivilcourage, moralisches Handeln<br />

im Stück, im Nationalsozialismus und<br />

heute zu sprechen.<br />

Artikel zur Ulmer DenkStätte<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />

Wir schrieben Artikel zur Beschreibung<br />

der Ulmer DenkStätte <strong>Weiße</strong><br />

<strong>Rose</strong> für das Dokumentationszentrum<br />

des Denkmals der ermordeten Juden<br />

Europas e. V., Berlin, das Internet-<br />

Lexikon Wikipedia (http://de.wikipedia.<br />

org) und für den Band „Orte des<br />

Gedenkens und Erinnerns in Baden-<br />

Württemberg“ (Landeszentrale für politische<br />

Bildung Baden-Württemberg,<br />

Verlag: Kohlhammer).<br />

Klaus Schlaier<br />

59


15 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung <strong>2007</strong><br />

60<br />

Ausstellungen in Deutschland<br />

Bielefeld 22.01. – 16.02.<strong>2007</strong><br />

Leipzig 01.03. – 12.04.<strong>2007</strong><br />

Niederkassel 19.03. – 30.03.<strong>2007</strong><br />

München 23.04. – 27.04.<strong>2007</strong><br />

(Willi Graf Ausstellung)<br />

Alzey 09.11. – 25.11.<strong>2007</strong><br />

Wurzen 09.11. – 09.12.<strong>2007</strong><br />

Ausstellungen in Frankreich<br />

Zillisheim 02.05. – 18.05.<strong>2007</strong><br />

Ausstellungen in Südafrika<br />

Johannesburg 27.03. – 20.04.<strong>2007</strong><br />

Kapstadt 26.04. – 10.05.<strong>2007</strong><br />

Pretoria 18.05. – 31.05.<strong>2007</strong><br />

Kapstadt 15.06. – 08.07.<strong>2007</strong><br />

Johannesburg 24.07. – 30.10.<strong>2007</strong><br />

Johannesburg 08.11. – 09.12.<strong>2007</strong>


16 Neuerscheinungen<br />

<strong>Rose</strong>marie Schumann:<br />

Leidenschaft und Leidensweg.<br />

Kurt Huber im Widerspruch zum Nationalsozialismus.<br />

Schriften des Bundesarchivs, Bd. 66,<br />

Droste Verlag, Düsseldorf <strong>2007</strong><br />

Sönke Zankel:<br />

Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis<br />

um Hans Scholl und Alexander Schmorell.<br />

Böhlau Verlag, Köln <strong>2007</strong><br />

Armin Ziegler:<br />

Thomas Mann und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />

Der Einfluss der „Feindsender“.<br />

Baier Verlag Crailsheim <strong>2007</strong><br />

Armin Ziegler:<br />

Die Demontage von „Halbgöttern“.<br />

Sönke Zankels Biographien der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> – eine<br />

kritische Stellungsnahme.<br />

Selbstverlag Schönaich <strong>2007</strong><br />

61


18 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V., ihre<br />

Organe und ihre Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter<br />

62<br />

Der Vorstand<br />

Dr. Christof Schmid; 1. Vorsitzender<br />

Dr. h.c. Anneliese Knoop-Graf; 2. Vorsitzende<br />

Dr. Werner Rechmann; 3. Vorsitzender, Schatzmeister<br />

Franz J. Müller; Ehrenvorsitzender<br />

Die Mitglieder<br />

Heinz Beumer; Jörg Busenbender; Dr. Igor Chramow;<br />

Karin Friedrich; Thomas Guckenbiehl; Heiner Guter;<br />

Dr. Klaus Hahnzog; Dr. Hildegard Hamm-Brücher;<br />

Dr. Thomas Kiepe; Dr. h.c. Anneliese Knoop-Graf;<br />

Dr. Hildegard Kronawitter; Dr. Traute Lafrenz-Page;<br />

Dr. Silvester Lechner; Prof. Dr. Hans Mommsen;<br />

Franz J. Müller; Britta Müller-Baltschun; Johannes<br />

Nebmaier; Christa Nickisch; Christian Petry;<br />

Dr. Werner Rechmann; Dr. Rachel Salamander;<br />

Dieter Sasse; Prof. Dr. h.c. Klaus Saur; Heino Seeger;<br />

Dr. Christof Schmid; Frank Trümper; Prof. Dr. Michael<br />

Wyschogrod<br />

Der Beirat<br />

Karin Friedrich; Dr. Klaus Hahnzog; Dr. Hildegard<br />

Hamm-Brücher; Paul Hansel; Charlotte Knobloch;<br />

Prof. Dr. Jutta Limbach; Prof. Dr. Hans Mommsen;<br />

Dr. Rachel Salamander; Prof. Dr. h.c. Klaus Saur;<br />

Dr. Rudolf Sussmann; Prof. Dr. Peter Steinbach;<br />

Erwin Teufel; Christian Ude; Dr. Michael Verhoeven;<br />

Winfrid Vogel; Dr. Hans-Jochen Vogel; Dr. Beatrice<br />

von Weizsäcker<br />

MitarbeiterInnen<br />

Ruth Drolshagen: Leitung des Büros / Organisation /<br />

Disposition / Finanzen / Personal<br />

Ursula Kaufmann: Pädagogik / Besucherbetreuung /<br />

Ausstellungstexte / Redaktion Internet<br />

Ulrich Müller: Betreuung des Ausstellungsverleihs<br />

und des Archivs<br />

Henrike Zentgraf (bis 31.3.07): Projektbetreuung /<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der DenkStätte<br />

und bei Projekten: Susanne Bergmann, Bernhard<br />

Eble, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Maren Killmann,<br />

Christa Nickisch, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner,<br />

Brigitte Schmid, Wolfgang Stepp, Irene von Denffer.<br />

Akquisition und Sponsoring werden bis auf weiteres<br />

vom Vorsitzenden wahrgenommen.<br />

Die Anschrift<br />

<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />

Ludwig-Maximilians-Universität<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1<br />

80539 München<br />

Tel. 089 / 2180-5678 / -5359<br />

Fax 089 / 2180-5346 / -13518<br />

E-Mail: info@weisse-rose-stiftung.de<br />

Redaktion <strong>Tätigkeitsbericht</strong> <strong>2007</strong>: Ruth Drolshagen<br />

Bildnachweis: F. Bullerdiek, Franz-Marc-Gymnasium<br />

Markt Schwaben, Friedrich Ebert <strong>Stiftung</strong> South Africa,<br />

Heldrich privat, Schulmuseum Leipzig, W. Vogel, Katrin<br />

Seybold Film GmbH, <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.


<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />

Ludwig-Maximilians-Universität<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1<br />

D-80539 München<br />

Telefon: +49 (0)89 / 2180-5359, 2180-5678<br />

Telefax: +49 (0)89 / 2180-13518, 2180-5346<br />

info@weisse-rose-stiftung.de<br />

www.weisse-rose-stiftung.de

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