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der Arteria centralis retinae oder eine<br />

anteriore bzw. posteriore ischämische<br />

Optikusathrophie sein. Manchmal ist<br />

die betroffene Arterie als deutlich verhärteter,<br />

druckdolenter Strang über der<br />

Schläfe zu spüren.<br />

Die vom American College of Rheumatology<br />

(ACR) empfohlenen Kriterien<br />

werten das Vorliegen einer RZA als<br />

wahrscheinlich wenn von den fünf unten<br />

aufgeführten Kriterien drei positiv<br />

zu werten sind:<br />

1. Alter bei Erkrankungsbeginn mindestens<br />

50 Jahre<br />

2. Neuauftreten lokalisierter Kopfschmerzen<br />

3. lokaler Druckschmerz oder abgeschwächte<br />

Pulsation einer Temporalarterie (ohne<br />

offensichtliche arteriosklerotische<br />

Ursache);<br />

4. BSG-Beschleunigung von über 50 mm/<br />

Stunde;<br />

5. bioptischer Nachweis (Vaskulitis durch<br />

mononukleäre Zellinfiltration oder granulomatöse<br />

Gefäßentzündung meist mit<br />

Nachweis von Riesenzellen).<br />

Aufgrund der komplexen Klinik ist bei<br />

Verdacht auf eine RZA eine ausfürliche<br />

Laboranalyse jedenfalls indiziert.<br />

Hier ist vor allem auf die Entzündungsparameter<br />

und insbesondere die Blutsenkungsgeschwindigkeit<br />

(BSG), die im<br />

Sinne einer sogenannten Sturzsenkung<br />

dramatisch erhöht sein kann, zu achten.<br />

Eine Studie ergab, dass lediglich in 4 %<br />

der Patienten bei denen eine bioptisch<br />

verifizierte RZA nachgewiesen werden<br />

konnte die BSG im Normalbereich<br />

war. Eine normale BSG verringert also<br />

bei typischer Symptomatik die Wahrscheinlichkeit<br />

auf das Vorliegen einer<br />

RZA enorm, dennoch schliesst es sie<br />

nicht gänzlich aus. Weitere Studien bestätigten<br />

auch, dass die Höhe der BSG<br />

relevant ist: nur 5,8 % einer 167 Patienten<br />

umfassenden RZA Kohorte zeigten<br />

eine BSG von unter 46 mm/h. Auch das<br />

C-reaktive Protein und die Leukozyten<br />

sind nicht selten erhöht, während das<br />

Blutbild oft Zeichen einer Anämie der<br />

chronischen Erkrankung zeigt.<br />

Die Temporal-Arterienbiopsie wird<br />

nach wie vor als Gold-Standard für die<br />

definitive Diagnose der RZA gehandelt,<br />

allerdings ist es fraglich wie lange das<br />

noch so bleibt (siehe unten). Die Spezifität<br />

der Biopsie ist sehr hoch, die Sensitivität<br />

der Biopsie beträgt allerdings<br />

12 /2012 DER MEDIZINER<br />

(je nach Studie) nur 60-90 %. Bei Verdacht<br />

auf RZA sollte nach Möglichkeit<br />

die Biopsie rasch durchgeführt werden,<br />

trotzdem sollte der Therapiebeginn dadurch<br />

nicht verzögert werden, da die<br />

spezifische Histologie noch einige Zeit<br />

vorhanden bleibt. Auch ist die Lokalisation<br />

(einseitig/beidseitig) ist sorgsam<br />

abzuwägen. Nicht selten imponiert bei<br />

der klinischen Untersuchung eine Seite,<br />

die dann auch präferiert biopsiert<br />

werden sollte, bei Verdacht auf RZA<br />

aber fehlender Schläfensymptomatik<br />

kann eine beidseitige Biopsie erwogen<br />

werden. Die European League against<br />

Rheumatism (EULAR) empfiehlt eine<br />

unilaterale Biopsie von mindestens 1<br />

cm Länge. Nur bei negativem Resultat<br />

kann eventuell später die kontra-laterale<br />

Seite biopsiert werden. Bei korrekt<br />

durchgeführter beidseitiger Biopsie<br />

und negativer Histologie, klinisch aber<br />

hohem Verdacht auf RZA besteht allerdings<br />

immer noch die Möglichkeit,<br />

dass die RZA die Temporalarterie ausspart<br />

und andere Gefäße wie z.B. die<br />

Aorta oder die grossen, extremitätenversorgenden<br />

Arterien betrifft. In so<br />

einem Fall sollte unbedingt auch an den<br />

Einsatz von anderen diagnostischen<br />

Methoden (siehe nächster Absatz) gedacht<br />

werden.<br />

Aufgrund der doch relativ niedrigen<br />

Sensitivität und der ständigen Weiterentwicklung<br />

auf dem Gebiet der bildgebenden<br />

Verfahren kommt diesen ein<br />

immer höherer Stellenwert bei der Diagnose<br />

der RZA zu. Folgende Methoden<br />

können zur Diagnostik der RZA angewendet<br />

werden: Duplexsonographie,<br />

18-FDG-PET sowie die Kernspintomographie.<br />

In der Duplexsonographie<br />

ist das sogennante “Halo”-Signal sowie<br />

Okklusion, Stenose und verringerter<br />

Blutfluss charakteristisch. Wegen ihrer<br />

sehr gut zugänglichen Lage ist die Duplexsonographie<br />

vor allem bei Befall<br />

der Temporalarterien sehr geeignet<br />

während die Stärken des PET-Scan und<br />

in der Kernspintomographie vor allem<br />

beim Befall anderer, nicht unbedingt<br />

oberflächlich gelegener Arterien ausgespielt<br />

werden können.<br />

Die Spezifität der Duplexsonographie<br />

für die Diagnose der RZA wurde<br />

in mehreren Studien ermittelt und<br />

schwankt beträchtlich, jedenfalls ist sie<br />

aber heutzutage soweit verfügbar vor<br />

einer Biopsie anzuraten, da sie auch<br />

dazu beitragen kann die genaue Lokalisation<br />

der Biopsie zu optimieren.<br />

Mittelfristig ist es gut möglich, dass<br />

bildgebende Verfahren, insbesondere<br />

RIesenzellaRteRIItIs<br />

Fortbildung<br />

der Ultraschall die Biopsie als Methode<br />

der Wahl zur Diagnostik der RZA<br />

ablösen.<br />

Wichtig ist es auch, auf die Assoziation<br />

der RZA mit der Polymyalgia<br />

rheumatica (PMR) hinzuweisen, da<br />

diese beiden Krankheiten oft in einem<br />

Atemzug genannt werden. In der Tat<br />

können diese zwei Krankheitsentitäten<br />

gemeinsam vorkommen, allerdings sind<br />

sie keinesfalls gleichbedeutend. Die<br />

Charakteristik der PMR unterscheidet<br />

sich wesentlich von jener der RZA<br />

und soll hier nur kurz angeschnitten<br />

werden. Dass diese beiden Erkrankungen<br />

immer wieder gemeinsam erwähnt<br />

werden liegt einerseits daran, dass in ca.<br />

15% der Patienten mit einer PMR histologisch<br />

auch eine RZA diagnostiziert<br />

wurde und andererseits kommen nicht<br />

selten bei RZA-Patienten die Symptome<br />

einer PMR vor, die nach Therapiebeginn<br />

rasch rücklaufig sind.<br />

Kardinalsymptom der PMR ist der ziehende,<br />

quälende Schmerz im Schulter-<br />

und/oder Beckengürtel. Gemeinsam<br />

sind beiden Krankheiten das Vorkommen<br />

im höheren Lebensalter sowie die<br />

meist besonders hohe Blutsenkungsgeschwindigkeit.<br />

Die PMR ist verglichen<br />

mit der RZA ungefähr doppelt bis<br />

dreimal so häufig. Beide Erkrankungen<br />

sprechen meist exzellent auf Glukokortikoide<br />

an.<br />

Therapie der RZA –<br />

Altbewährtes und Neues<br />

Bei Diagnosestellung einer RZA sollte<br />

der Patient ehestbaldig an einen Rheumatologen<br />

überwiesen werden und die<br />

Therapie unverzüglich eingeleitet werden.<br />

Dies gilt umso mehr bei ophtalmologischen<br />

Symptomen. Eine Biopsie ist<br />

zwar alsbald wie möglich anzustreben,<br />

allerdings geht die rasche Therapieinitiation<br />

vor. Wie bereits oben erwähnt gilt<br />

es vor allem den Visusverlust zu verhindern<br />

und die Histologie ist einige Tage<br />

nach Therapiebeginn auch noch positiv.<br />

Die Therapie der Wahl sind Glukokortiokoide<br />

und diese sollten in einer<br />

Höhe von ca. 1 mg Prednisolonaequivalent/Tag<br />

begonnen werden. Die Art<br />

der Applikation (i.v. oder p.o.) spielt<br />

hierbei keine Rolle. Nach der initialen<br />

hoch dosierten Kortisontherapie<br />

ist diese zu tappern, wobei vor allem<br />

die BSG als Parameter zur Verlaufskontrolle<br />

verwendet werden sollte. Die<br />

Steroidtherapie sollte jedenfalls von<br />

einer Calcium/Vitamin D Substitution<br />

begleitet werden um einer Osteoporose<br />

28<br />

seite 15

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