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RIesenzellaRteRIItIs<br />
Fortbildung<br />
vorzubeugen. Regelmässige Knochendichtemessungen<br />
sowie gegebenenfalls<br />
auch die Gabe von Bisphosphonaten<br />
ist indiziert. Ausserdem ist bei länger<br />
dauernder höher dosierter Steroidtherapie<br />
auch auf andere glukokortikoidassoziierte<br />
Erkrankungen wie Diabetes<br />
und Katarakt zu achten.<br />
Aufgrund des bei RZA-Patienten erhöhten<br />
kardiovaskulären und cerebrovaskulären<br />
Risikos wird in Absenz<br />
von Kontraindikationen zusätzlich eine<br />
niedrig dosierte Medikation mit Azetylsalizylsäure<br />
(75-150 mg/die) empfohlen.<br />
Der Stellenwert von Methotrexat in der<br />
Therapie der RZA liegt nicht etwa in<br />
einer überlegenen Wirkung der Substanz<br />
sondern mehr in dem steroidsparenden<br />
Effekt von Methotrexat, der<br />
insbesondere bei Patienten bei denen<br />
die Glukokortikoide nur langsam reduziert<br />
werden können erwogen werden<br />
sollte, wobei Azathioprin als weitere<br />
Alternative zu Methotrexat.<br />
Der grossen Erfolge von gezielten, gegen<br />
bestimmte Zytokine gerichtete<br />
Therapien bei der häufigsten entzünd-<br />
lich rheumatischen Erkrankung, der<br />
chronischen Polyarthritis hat auch Hoffnungen<br />
bei den selteneren entzündlich<br />
rheumatischen Erkrankungen geweckt.<br />
Was den Einsatz von TNF-Blockern bei<br />
der RZA betrifft ist die Studienlage allerdings<br />
sehr dünn und es liegen kaum<br />
Langzeitergebnisse vor.<br />
Rezente Daten in allerdings sehr kleinen<br />
Kohorten zeigen dafür einen sehr<br />
guten therapeutischen Effekt von Tocilizumab,<br />
einem IL-6 Rezeptorantagonisten,<br />
die aber in weiteren Studien<br />
noch überprüft und bestätigt werden<br />
müssen. Zusammenfassend stellt die<br />
RZA eine gar nicht so seltene Erkrankung<br />
des höheren Lebensalters dar,<br />
die aufgrund ihrer Symptomatik einer<br />
raschen Diagnose und Therapie bedarf<br />
und von einem Rheumatologen<br />
behandelt und im Verlauf kontrolliert<br />
werden sollte. Laborchemisch charakteristisch<br />
ist eine stark erhöhte BSG<br />
und mit Glukokortikoiden lässt sich<br />
die Erkrankung meist sehr gut behandeln,<br />
wenngleich neueste Erkenntnisse<br />
auch auf weitere Therapieoptionen mit<br />
Tabelle 1<br />
Kurzzusammenfassung der Anamnese, Klinik und Labor bei RZA<br />
Anamnese Alter über 50 Jahre, neu aufgetretenes Fatigue, Fieber, Cephales, Schläfenschmerz,<br />
Kaubeschwerden, plötzliche Visusverschlechterung oder- verlust<br />
Klinik Häufig prominente druckschmerzhafte Arteria temporalis, gelegentlich Symptome<br />
einer PMR Als duplexsonographisches Korrelat der RZA „Halo“-Zeichen in der<br />
Duplexsonographie der Arteria temporalis<br />
Labor BSG massiv erhöht, CRP erhöht, Leukozytose und Anämie der chronischen Entzündung<br />
Biologicals hoffen lassen. Auch die bis<br />
dato als Gold-Standard für die Diagnose<br />
gehandelte Arterienbiopsie könnte<br />
eventuell durch bildgebende Verfahren<br />
abgelöst werden.<br />
Abbildung 1: HE-Färbung einer Temporalarterienbiopsie<br />
eines Patienten<br />
mit RZA. Die Inflammation betrifft<br />
alle Gefässschichten. Besonders eindrucksvoll<br />
ist das entzündliche lymphozytäre<br />
Infiltrat (blaugefärbte Zellen),<br />
das von der Lamina externa durch die<br />
Gefässmuskelschicht in die Lamina<br />
interna zieht. Das Gefässlumen wird<br />
durch das Infiltrat in der Lamina interna<br />
besonders eingeengt. (Präparat mit<br />
freundlicher Genehmigung von Dr. B.<br />
Hartmann)<br />
Factbox:<br />
Die RZA ist eine Erkrankung des<br />
höheren Lebensalters, die fast nie vor<br />
dem 50. Lebensjahr auftritt Kardinalsymptome<br />
sind Schläfenschmerzen,<br />
Kopfschmerzen, Kieferschmerzen<br />
und manchmal auch eine druckdolente<br />
Arteria temporalis. Gefürchtet<br />
ist die ischämisch bedingte Optikusneuropathie<br />
die zu einem akuten<br />
Visusverlut führen kann Laborchemisch<br />
am auffälligsten ist vor allem<br />
die häufig massiv erhöhte BSG Nach<br />
wie vor wird ist die Temporalarterienbiopsie<br />
die diagnostische Methode<br />
der Wahl, wobei hier auf die genaue<br />
Lokalisation und entsprechende Länge<br />
der Biopsie zu achten ist. Durch<br />
den technischen Fortschritt ist die Duplexsonographie<br />
aber eine gute und<br />
geeignete diagnostische Alternative.<br />
Die Erkrankung ist generell mit Glukokortikoiden<br />
gut behandelbar; bei<br />
langfristig hoher Steroidtherapie kann<br />
die Gabe von Methotrexat sinnvoll<br />
sein um Steroide einzusparen. Kleine<br />
Studien zeigen gute Ergebnisse mit<br />
einem IL-6 Rezeptorantagonisten,<br />
und grösseren Kohorten über einen<br />
längeren Zeitraum sind notwendig<br />
um hier dies zu bestätigen.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Priv. Doz. Dr. med. Johannes Grisar<br />
Klinische Abteilung für<br />
Rheumatologie<br />
Univ. Klinik für Innere Medizin III<br />
Währinger Gürtel 18-20<br />
1090 – Wien<br />
seite 16 DER MEDIZINER 12 /2012