Die Macht des Eros - Zentrum Seniorenstudium
Die Macht des Eros - Zentrum Seniorenstudium
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Text 2: Hesiod, Theogonie 116-122:<br />
Wahrlich, am Anfang entstand das Chaos; danach aber Gaia<br />
mit ihrer breiten Brust, stets sicherer Wohnsitz für alle<br />
Ewigen, die im Olymp die schneereichen Gipfel bewohnen<br />
oder den düsteren Tártaros tief in der wegweiten Erde;<br />
und mit ihr <strong>Eros</strong>, der schönste unter den ewigen Göttern,<br />
er, der Gliederlöser, der allen Göttern und Menschen<br />
klaren Verstand und besonnenen Rat bezwingt in der Seele.<br />
Text 3: Homer, Ilias 14,159ff.:<br />
Da überlegte die stieräugig blickende, würdige Hera,<br />
wie sie den Träger der Aigis zu überlisten vermöge.<br />
Schließlich sah sie den besten Weg in folgendem Plane:<br />
Prächtig herausputzen wollte sie sich und den Ida besteigen,<br />
in der Erwartung, Zeus werde, von Liebe gepackt, sie umarmen<br />
wollen, doch sie ihm mit sanftem, erquickendem Schlummer die<br />
Augen<br />
schließen und ihm Verstand und Einsicht völlig umnebeln.<br />
Eilig betrat sie ihr Zimmer. Das hatte Hephaistos, ihr lieber<br />
Sohn, ihr gebaut, an den Türpfosten sichere Flügel befestigt,<br />
mit dem Geheimschloß, das keiner der Götter zu öffnen vermochte.<br />
<strong>Die</strong>ses Zimmer betrat sie und schloß die schimmernden Flügel,<br />
wusch sich zuerst mit Ambrosia von dem lockenden Körper<br />
jeglichen Schmutz und rieb mit ambrosisch duftendem Öle<br />
glänzend sich ein, das sie als Mittel zum Wohlgeruch nutzte;<br />
ward es bewegt nur im Hause <strong>des</strong> Zeus mit der ehernen Schwelle,<br />
strömte sein Duft doch über die Erde und bis an den Himmel.<br />
Damit salbte sie sich den stattlichen Körper; dann kämmte<br />
sie sich die Haare und flocht mit den Händen die glänzenden<br />
Strähnen,<br />
die, ambrosisch und schön, vom göttlichen Haupte ihr wallten,<br />
schlüpfte darauf ins ambrosische Kleid, das Athene ihr kunstvoll<br />
hergestellt hatte, geglättet, mit zahlreichen Mustern durchwoben.<br />
Über der Brust befestigte sie es mit goldenen Spangen,<br />
schlang um die Hüften den Gürtel, den hundert Quasten verzierten.<br />
In die durchbohrten Ohrläppchen steckte sie Ringe, die waren<br />
dreifach mit Perlen verziert und mit Beeren und leuchteten lieblich.<br />
Oben, vom Haupt her, barg sich die herrliche Göttin in einem<br />
prächtigen, schimmernden Kopftuch - es strahlte so hell wie die<br />
Sonne -;<br />
unter die glänzenden Füße band sie die schmucken Sandalen.<br />
DER GÜRTEL DER APHRODITE: 214-217<br />
Damit löste sie sich von der Brust den bunten, gestickten<br />
Gürtel; es hingen an ihm die Kräfte zu holder Verführung,<br />
alle, der Liebreiz, die Sehnsucht, verführerisch locken<strong>des</strong> Kosen,<br />
wie es die Sinne betört sogar von verständigen Menschen.<br />
Ital. 10 Cent-Münze<br />
Sandro Botticelli<br />
<strong>Die</strong> Geburt der Venus (ca. 1486)<br />
HERAS AUFTRITT: 292-296<br />
Hera betrat inzwischen geschwind die Gargaronspitze<br />
hoch auf dem Ida. Es sah sie der wolkenballende Herrscher,<br />
und bei dem Anblick umloderten Flammen ihm sämtliche Sinne,<br />
wie zu der Zeit, da zum ersten Mal sie sich liebend vereinten,<br />
ohne Wissen der lieben Eltern zum Lager sich stehlend.<br />
ZEUS: 313-328<br />
»Dorthin kannst du auch künftig noch aufbrechen, Hera. Für heute<br />
wollen wir beide uns lagern und inniger Liebe uns freuen.<br />
Neigung zu einem göttlichen oder sterblichen Weibe<br />
hat mich noch niemals derart durchdrungen und ganz überwältigt,<br />
auch nicht, als ich Ixions Gemahlin begehrte, die nachher<br />
mir den Peirithoos schenkte, den göttlich klugen Berater,<br />
oder die Danaë mit den schlanken, reizenden Füßen,<br />
die den Perseus gebar, den ausgezeichneten Helden,<br />
oder die Tochter <strong>des</strong> weithin berühmten Phoinix, die später<br />
Minos und Rhadamanthys, den göttlichen König, geboren,<br />
oder Semele oder Alkmene von Theben, die Mutter<br />
wurde <strong>des</strong> Herakles, <strong>des</strong> unerschrockenen Kämpfers -<br />
jene gebar den Dionysos, für die Menschen zur Wonne -,<br />
oder Demeter, die lieblich gelockte Gebieterin, oder<br />
Leto, die hochberühmte, oder auch jemals dich selber,<br />
wie ich dich heut begehre und süßes Verlangen mich hinreißt!«<br />
346-353:<br />
Damit umarmte der Sohn <strong>des</strong> Kronos seine Gemahlin.<br />
Unter ihnen ergrünte von Kräutern die herrliche Erde,<br />
tauübersprühtem Lotos und Krokos und Hyakinthos,<br />
dichtem, weichem; hoch stand er ab vom Boden. Sie ließen<br />
darauf sich nieder und breiteten eine prächtige goldne<br />
Wolke über sich. Schimmernde Tautropfen perlten hernieder.<br />
So schlief ruhig am Gargarongipfel der Vater, von Liebe<br />
und vom Schlafe bezwungen, und hielt in den Armen die Gattin.